Filmtipp: Multiple Schicksale
Jann Kessler

Seit vielen Jahren leidet Janns Mutter an Multipler Sklerose. Als sie nicht mehr in der Lage ist zu sprechen, setzt er sich vermehrt mit der Krankheit auseinander. In der Hoffnung mehr zu erfahren, macht sich der 18-jährige auf die Suche: Aufwändige Recherchearbeiten und das persönliche Kennenlernen von 15 Menschen mit MS gingen der Entscheidung voraus, einen Film über einige der Schicksale zu drehen. Schlussendlich erzählen sieben Personen auf sehr eindrückliche und offene Weise, wie sie mit MS, aber auch mit sich und ihrem Leben umgehen. Trotz den manchmal massiven Einschränkungen können Luana, Bernadette, Rainer, Melanie, Oliver und Graziella ihr Leben zeitweise genießen und es sehr intensiv erleben. Aber dies ist nicht einfach, was die gezeigte Auseinandersetzung mit Suizidgedanken und der eigenen Endlichkeit verdeutlicht.
Im Film verarbeitet der Filmemacher zudem die Erfahrungen mit seiner Mutter. Er versucht zu verstehen, wieso sie den Weg des Verdrängens der Krankheit gegangen ist und probiert, ihre Entscheidungen im Nachhinein zu akzeptieren. Während den Dreharbeiten beginnt Jann Kessler, Mama häufiger im Pflegeheim zu besuchen und ihr Geschichten vorzulesen. Immer häufiger filmt er bei diesen Besuchen auch, obwohl Mama den Aufnahmen nicht mehr willentlich zustimmen kann. Dadurch gibt er den Betrachtern die Möglichkeit, einen tiefen Einblick in seinen eigenen Verarbeitungsprozess zu erhalten.
Entstanden ist ein vielschichtiger Film, voller spürbarem Vertrauen, der vor den schwierigen Fragen ebenso wenig zurückweicht wie vor den schönen Momenten des Lebens.