Der Kanton Zug macht seine Infrastruktur fit
Medienmitteilung vom 8. Juli 2010
Der Kanton Zug ist in den vergangenen Jahren überdurchschnittlich gewachsen. Das soll sich laut regierungsrätlicher Strategie zwar ändern. Dennoch gilt es die Infrastruktur in verschiedenen Bereichen auszubauen oder zu modernisieren, wenn die gute Position im interkantonalen Wettbewerb gehalten werden soll. Bei der Baudirektion wird jedenfalls intensiv an der Zukunft gearbeitet - ein Überblick.
Es wäre sicher übertrieben, von der "Ruhe vor dem Sturm" zu sprechen. Unbestritten ist jedoch, dass die Baudirektion des Kantons Zug derzeit zahlreiche Grossprojekte in Arbeit hat, die in den kommenden Jahren ein beachtliches Bauvolumen generieren werden. Wenn aktuell vergleichsweise wenig gebaggert und gepflastert wird - von Unterhalts- und Sanierungsmassnahmen im Hoch- und Tiefbau abgesehen ist nur der Umbau des kantonalen Zeughauses in Zug im Gang - dann hängt das in erster Linie mit den überdurchschnittlichen Bauinvestitionen des Kantons in den Wachstumsjahren des vergangenen Jahrzehnts zusammen. Denn zwischen 2000 und 2009 hat der Kanton Zug seine Infrastruktur in den verschiedensten Bereichen modernisiert und den Bedürfnissen angepasst. So konnten nicht nur mehrere Schulneu- oder -umbauten in Betrieb genommen werden, sondern auch das neue Kantonsspital in Baar, Bauten des Heimwesens, Strafanstalten, die Stadtbahn und eine Kantonsstrasse.
Grossprojekte in Vorbereitung
Die aktuelle "Bauruhe" ist also gewissermassen eine natürliche Zwischenphase, deren Geschehen sich vorwiegend im Hintergrund abspielt. Dennoch oder gerade deshalb ist das Interesse an einer Standortbestimmung spürbar, zumal sich viele der kantonalen Bauvorhaben ak-tuell in einer Phase der Weichenstellung befinden. Die nachstehende Zusammenstellung der acht wichtigsten Tief- und Hochbauprojekte soll deshalb einen Überblick verschaffen, wo die einzelnen Vorhaben stehen und wie es mit den Projekten weitergehen wird.
HOCHBAU
Umbau des kantonalen Zeughauses in Zug
Am 17. Mai dieses Jahres haben Behördenvertretungen von Kanton und Stadt Zug den Umbau des kantonalen Zeughauses an der Kirchenstrasse 6 in Zug mit einem symbolischen Akt freigegeben. Seither sind die Fachleute mit Hochdruck daran, das denkmalgeschützte Gebäude im Innern für die künftige Nutzung vorzubereiten. In den drei Obergeschossen werden bis Frühsommer 2011 die neuen Räumlichkeiten des Obergerichtes entstehen und im Sockelgeschoss erfolgt der Einbau einer modernen Studienbibliothek als Erweiterung der benachbarten Stadt- und Kantonsbibliothek. Beide Nutzerinnen hatten in den letzten Jahren mit prekären Platzverhältnissen an ihren Standorten zu kämpfen - eine Platznot, die nun dank der neuen Räumlichkeiten eliminiert werden kann. Gegenwärtig noch im Gang ist der Planungswettbewerb für die Neugestaltung des umgebenden Areals. Das bisher als Parkplatz genutzte Vorgelände soll in einen Stadtgarten umgewandelt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Das Wettbewerbsergebnis wird im Herbst 2010 vorliegen. Anschliessend erfolgt die Realisierung bis im Herbst 2012. Für den Umbau des Zeughauses hat der Kantonsrat einen Objektkredit von 13,55 Mio. Franken bewilligt, für den Einbau der Studienbibliothek stehen 4,4 Mio. Franken zur Verfügung (Beitrag der Stadt Zug von 2,2 Mio. Franken); für die Planung und Realisierung des Stadtgartens sind maximal drei Millionen Franken budgetiert.
Bauvorhaben für die Sekundarstufe II
Der Kanton Zug benötigt ab 2015 zusätzliche Schulräume für die Sekundarstufe II. Gestützt auf entsprechende Studien beschloss der Kantonsrat am 8. Mai 2008, das Kantonale Gymnasium Menzingen (kgm) an seinem bisherigen Standort auszubauen und die Wirtschaftsmittelschule (WMS) von der Lüssistrasse in Zug auf das Theilerareal an der Hofstrasse zu verlegen. Die dortige Nachbarschaft zur Fachmittelschule (FMS) soll bauliche und betriebliche Synergien für die beiden Schulen ermöglichen. Nachdem das Kantonsparlament die nötigen Richtplananpassungen vorgenommen und 2009 die Projektierungskredite gesprochen hatte, schrieb die Baudirektion im Februar dieses Jahres zwei zeitgleich verlaufende Projektwettbewerbe für die beiden Standorte aus. In beiden Fällen werden hohe Ansprüche an die Teilnehmenden gestellt, weil es darum geht, im Kontext von denkmalgeschützten Ensembles zu bauen. Die Bauherrschaft hat sich deshalb entschlossen, die Siegerprojekte in einem zweistufigen Verfahren zu ermitteln. Der Terminplan sieht vor, dass Anfang 2011 entschieden werden soll, welche beiden Generalplanerteams ihre Projekte weiterbearbeiten können. Anschliessend ist eine Kreditvorlage aus-zuarbeiten, über die der Kantonsrat voraussichtlich Mitte 2012 entscheiden wird. Mitte 2015 sollten die beiden Vorhaben bezugsbereit sein. Nach heutigen Schätzungen dürfte der Objektkredit beim Kantonalen Gymnasium Menzingen etwa bei 77 Mio. Franken liegen (plus Grundstückskosten von rund 13,5 Mio. Fr.). Im Falle der Wirtschaftsmittelschule gehen die Schätzungen für den Objektkredit von 72 Mio. Franken aus. Parallel zur Projekt-Realisierung WMS/FMS wird auch die Sanierung bzw. der Ausbau des Theilerhauses Zug zu einer "Werkstatt für kulturelle Innovation" vorangetrieben.
Amt für Verbraucherschutz (AVS)
Der Kanton Zug unterhielt bis Ende 2008 sowohl ein Amt für Lebensmittelkontrolle als auch ein Veterinäramt. Inzwischen sind sie im Amt für Verbraucherschutz (AVS) zusammengefasst. Dieses Amt ist jedoch noch immer an zwei Standorten in Zug und Steinhausen untergebracht. Der Kantonsrat hat deshalb im Juni dieses Jahres beschlossen, das neue Amt in einem Neubau zusammenzulegen. Der Neubau soll westlich des bestehenden Laborgebäudes auf der Kantonsparzelle an der Zugerstrasse 50 in Steinhausen errichtet werden. Zur Planung dieses Vorhabens beschloss der Rat einen Projektierungskredit von 2,8 Mio. Franken. Derzeit ist die Vorbereitung des Projektierungswettbewerbes im Gang. Im Herbst 2011 soll das siegreiche Projekt bekannt sein, auf dessen Grundlage anschliessend eine Kantonsratsvorlage für den Objektkredit auszuarbeiten ist. Stimmt das Kantonsparlament der Vorlage zu, dürfte der Neubau für das AVS im Herbst 2015 betriebsbereit sein. Die Investitionskosten werden derzeit auf 21 Mio. Franken geschätzt.
Verwaltungszentrum 3
Das Wachstum der letzten Jahre hat nicht nur bei Gerichten und Schulen zu Platzproblemen geführt. Auch die kantonale Verwaltung ist zunehmend an ihre räumlichen Grenzen gestossen. Der Kantonsrat hat deshalb schon 2006 aufgrund einer damals erheblich erklärten Motion dem Regierungsrat den Auftrag erteilt, eine langfristige Büroraumplanung zu erstellen. Dabei sollte es nicht nur darum gehen, nach Erweiterungsmöglichkeiten zu sondieren, sondern auch darum, die heute weit verstreuten Ämter an zwei Standorten zu sammeln, nämlich am Postplatz und im Gebiet 'An der Aa'. Ziel dieser Konzentration sollte es sein, der Kundschaft den Gang zu Be-hörden und Verwaltung zu erleichtern und den heute aufwändigen Betrieb und Unterhalt der Verwaltungsbauten zu vereinfachen. Mit diesen Vorgaben evaluierte die Baudirektion verschiedene Standorte für ein drittes Verwaltungszentrum im unmittelbaren Umfeld der bestehenden Zentren an der Aa. Der Regierungsrat entschied sich im April 2009 schliesslich für den Standort "West", der heute den Zugerland Verkehrsbetrieben AG (ZVB) als Hauptstützpunkt dient. Der Kantonsrat schloss sich Anfang dieses Jahres dem Entscheid der Regierung an und beschloss am 25. März 2010, das ZVB-Areal definitiv im kantonalen Richtplan als Standort für das Verwaltungszentrum 3 festzusetzen. Die Baudirektion ist seit geraumer Zeit daran, die Grundlagen für die Planung des Vorhabens zu ermitteln. Gegenwärtig wird abgeklärt, wie gross der Raumbedarf künftig sein wird und wie die Direktionen und Gerichte am effektivsten zu platzieren sind. Im Herbst 2010 will der Regierungsrat das optimale Szenario bestimmen. Dieses wird anschliessend die Grundlage für den Projektierungskredit bilden, der dem Kantonsrat im Jahr 2011 vorgelegt werden soll. Soweit die aktuelle Konzeptphase eine Prognose erlaubt, ist von einem Zeithorizont 2018/20 für die Fertigstellung auszugehen.
TIEFBAU
Ausbau der Verbindungsstrasse Grindel-Bibersee
Nach der Inbetriebnahme der Nordzufahrt Zug ist das Projekt Grindel-Bibersee jenes Richtplanvorhaben der ersten Priorität, das am weitesten gediehen ist. Es hat alle politischen und juristischen Hürden genommen. Ausstehend ist einzig noch eine technische Bewilligung für den Bereich der SBB-Unterführung, weshalb davon auszugehen ist, dass der Regierungsrat die Baubewilligung noch diesen Sommer wird erteilen können. Anschliessend erfolgen die Erarbeitung des Detailprojektes und die Ausschreibung der Baumeisterarbeiten. Läuft alles nach Plan, wird die Baudirektion im Herbst 2011 zum Spatenstich laden und das Bauwerk zwei Jahre später - Ende 2013 - eröffnen können. Der Ausbau der Verbindungsstrasse Grindel - Bibersee hat zum Ziel, den Verkehr zwischen Steinhausen und Knonau zu bündeln. Das ermöglicht es, die parallel verlaufende Knonauerstrasse zurückzubauen und die angrenzenden Siedlungsgebiete zu entlasten.
Umfahrung Cham-Hünenberg
Am 11. März 2007 haben die Stimmberechtigten des Kantons Zug dem Objektkredit von 180 Mio. Franken (plus Reserve von 50 Mio. Franken) für die Planung, den Landerwerb und den Bau der Umfahrung Cham - Hünenberg zugestimmt. Seither ist in Cham die Idee ins Gespräch gebracht worden, die flankierenden Massnahmen des Vorhabens zu verschärfen und statt des vorgesehenen Dosiersystems eine Unterbrechung der Bärenbrücke vorzusehen. Dieser gemeindliche Vorschlag wurde am 13. Juni dieses Jahres von den Stimmberechtigten Chams in-des grossmehrheitlich abgelehnt. Für den Kanton sind die Rahmenbedingungen damit geklärt, so dass nun das Bauprojekt und der Umweltverträglichkeitsbericht an die Hand genommen werden können. Um die Modellrechnungen für diese Planung auf möglichst aktuelle Basisdaten abzustützen, wird die Herbst-Erhebung der periodischen Verkehrszählungen abgewartet. Ihre Zahlen sollen Aufschluss geben, ob und inwieweit die jüngst eröffneten Strassen (A4 im Knonaueramt, Autobahnanschluss Rotkreuz, Nordzufahrt Zug) die Verkehrsflüsse im Raum Ennetsee verändert haben. Gemäss Terminplan der Projektleitung werden die Arbeiten am Bauprojekt und am Umweltverträglichkeitsbericht einschliesslich Vernehmlassung und Überarbeitung rund eineinhalb Jahre in Anspruch nehmen. Das heisst, die Planenden rechnen mit der öffentlichen Auflage Anfang 2012. Das Ergebnis dieser Auflage wird massgeblich darüber entscheiden, wie schnell es mit dem Projekt weitergeht. Gegenwärtig geht man bei der Baudirektion von einer Fertigstellung der Umfahrung Cham - Hünenberg im Jahr 2017 aus.
Tangente Zug/Baar
Rund zweieinhalb Jahre nach der Abstimmung zur Umfahrung Cham - Hünenberg haben die Stimmberechtigten des Kantons Zug auch dem Objektkredit für Planung, Landerwerb und Bau der Tangente Zug/Baar im Umfang von 201 Mio. Franken zugestimmt. Damit hatten nun alle Richtplanprojekt der ersten Priorität die politischen Hürden genommen, so dass der Realisierung dieser dringlichen Vorhaben nichts mehr im Wege stand. Ziel der Tangente Zug/Baar ist es, die Berggemeinden direkt an die Autobahn anzubinden und die Arbeitsplatzgebiete zwischen Zug und Baar besser zu erschliessen. Die Vorarbeiten für die Tangente sind mittlerweile soweit gediehen, dass jüngst die Planeraufträge für das Bauprojekt und den Umweltverträglichkeitsbericht (UVB) vergeben werden konnten. In diesem Fall werden die genannten Arbeiten rund zwei Jahre in Anspruch nehmen, so dass mit einer öffentlichen Auflage des Projektdossiers gegen Ende 2012 gerechnet werden darf. Wie bei der Umfahrung Cham-Hünenberg wird der weitere Arbeitsfortschritt vom Ergebnis der öffentlichen Auflage abhängig sein. Zielhorizont für die Inbetriebnahme ist derzeit das Jahr 2020.
Stadttunnel Zug
Der Stadttunnel Zug soll dereinst den Verkehr kanalisieren und um das Stadtzentrum herumführen, ohne die Probleme bloss zu verlagern. Im kantonalen Richtplan ist das Projekt den mittel- bis langfristigen Vorhaben zugeordnet. Angesichts der Bedeutung des Tunnels begann die Baudirektion allerdings schon 2003 damit, Varianten der Linienführung zu studieren und den Raum mit Planungszonen zu sichern. Mittlerweile hat die öffentliche Diskussion gezeigt, dass das Vorhaben wohl viel Goodwill geniesst, das 'Wie' aber durchaus umstritten ist. Angesichts der absehbar hohen Kosten hat die Baudirektion deshalb beschlossen, eine strategische Zwischenphase einzuschalten. Sie soll dazu dienen, die Variantendiskussion auf eine breite Basis zu stellen und mit den verschiedenen Interessengruppen gemeinsam eine tragfähige Lösung zu erarbeiten. Zu diesem Zweck haben Kanton und Stadt Zug eine Projekt-Governance vereinbart, die das Vorgehen bei diesem Prozess regelt. Das Mitwirkungsverfahren hat vor wenigen Tagen mit einem ersten Workshop begonnen. Ziel wird es sein, bis Ende 2010 eine Art Konsensvari-ante zu ermitteln, die für die weitere Planung massgebend sein wird. Bis in zwei Jahren will die Baudirektion soweit sein, um dem Regierungsrat einen Projektierungskredit für das Generelle Projekt vorlegen zu können. Der Stadttunnel Zug wird für den Kanton ohne Zweifel das baulich anforderungsreichste, aber auch teuerste Infrastrukturprojekt seiner bisherigen Geschichte werden.
Baudirektion
Weitere Auskünfte:
Heinz Tännler, Baudirektor
Tel. 041 728 53 07
E-Mail: heinz.taennler@zg.ch
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