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19.09.2022

4500 Jahre altes Grab bei Baa­rer Schul­haus ent­deckt

19.09.2022
Bei der Be­glei­tung von Aus­hub­ar­bei­ten für die Er­wei­te­rung des Schul­hau­ses Stern­matt 1 in Baar ge­lang einem Mit­ar­bei­ter der Kan­tons­ar­chäo­lo­gie un­längst ein aus­ser­ge­wöhn­li­cher Fund: Zwei Meter unter dem heu­ti­gen Geh­ni­veau legte der Bag­ger zwei Stein­plat­ten frei, die sich als Ab­de­ckung eines rund 4500 Jahre alten Gra­bes aus der spä­ten Jung­stein­zeit ent­pupp­ten.

Das unter den Stein­plat­ten in einer ein­fa­chen Erd­gru­be lie­gen­de Ske­lett wurde in Zu­sam­men­ar­beit mit dem In­sti­tut für Rechts­me­di­zin der Uni­ver­si­tät Bern sorg­fäl­tig frei­ge­legt. Nach ers­ten Ana­ly­sen han­delt es sich um einen er­wach­se­nen Mann, der im Alter zwi­schen 30 und 50 Jah­ren ver­stor­ben sein muss. Ge­mäss den da­ma­li­gen Bräu­chen wurde er mit an­ge­win­kel­ten Armen und Bei­nen und auf der rech­ten Kör­per­sei­te lie­gend mit dem Ge­sicht gegen Süden be­er­digt. Hin­ter dem Rü­cken des Ske­letts be­fand sich als Grab­bei­ga­be ein be­cher­för­mi­ges Ge­fäss, das mit Ab­drü­cken einer ge­zwirn­ten Schnur ver­ziert ist. Dabei han­delt es sich um eine ty­pi­sche Tech­nik der so ge­nann­ten «Schnur­ke­ra­mik», einer Kul­tur­er­schei­nung, die zwi­schen 2800 und 2400 v. Chr. – also gegen Ende der Jung­stein­zeit – über gros­se Teile Eu­ro­pas ver­brei­tet war.

Fund­are­al auf dem Lorze-​Schwemmkegel von Baar

Im di­rek­ten Um­feld des Gra­bes fan­den sich git­ter­för­mig ver­lau­fen­de Pflug­spu­ren und eine lang­ge­zo­ge­ne Struk­tur aus lo­cker ge­setz­ten grös­se­ren Stei­nen, deren Be­deu­tung noch nicht voll­stän­dig ge­klärt ist. Die Be­glei­tung der wei­te­ren Aus­hub­ar­bei­ten durch die Mit­ar­bei­ter der Kan­tons­ar­chäo­lo­gie er­brach­ten keine wei­te­ren ar­chäo­lo­gi­schen Zeug­nis­se im Um­feld des Gra­bes. Al­ler­dings zeich­ne­ten sich im Bo­den­auf­bau zahl­rei­che Spu­ren von flies­sen­dem Was­ser ab, was wie­der­um wenig über­ra­schend war. Denn das Fund­are­al liegt auf dem bzw. im Baa­rer Lorze-​Schwemmkegel. «Es ist nicht aus­zu­schlies­sen, dass wei­te­re Grä­ber durch die Lorze be­reits in prä­his­to­ri­scher Zeit ab­ge­spült und so zer­stört wor­den sind», so die Ein­schät­zung von Jo­chen Rein­hard, Pro­jekt­lei­ter der Ret­tungs­gra­bung vom Amt für Denk­mal­pfle­ge und Ar­chäo­lo­gie.

Erste Do­ku­men­ta­ti­on von Be­stat­tung aus Jung­stein­zeit

Mit Aus­nah­me eines un­voll­stän­di­gen Ske­letts vom Bi­ber­see in Cham und ein­zel­ner Kno­chen und Zähne aus den ver­schie­de­nen Pfahl­bau­fund­stel­len im Kan­ton fehl­ten bis­lang mensch­li­che Über­res­te aus der Jung­stein­zeit: Das nun ent­deck­te Grab von der Stern­matt ist darum von be­son­de­rer Be­deu­tung. Es han­delt sich um die erste re­gu­lä­re Be­stat­tung die­ser Zeit, die auf Kan­tons­ge­biet ge­bor­gen und do­ku­men­tiert wer­den konn­te. Ge­ne­rell sind in der Schweiz Grä­ber der Jung­stein­zeit sehr sel­ten. Der Tote aus Baar ist der bis­lang süd­lichs­te und damit «al­pen­nächs­te» Fund­punkt in der gan­zen Deutsch­schweiz.

Ar­chäo­lo­gie, Bau­fir­men und Ge­mein­de ar­bei­te­ten Hand in Hand

«Ich freue mich, dass der Kan­tons­ar­chäo­lo­gie ein solch span­nen­der Fund ge­lun­gen ist und bin ge­spannt auf die Aus­wer­tung der Daten», so Karin Artho, Lei­te­rin des Amtes für Denk­mal­pfle­ge und Ar­chäo­lo­gie. Die an­spruchs­vol­len ar­chäo­lo­gi­schen Ar­bei­ten seien in Ab­spra­che mit der öf­fent­li­chen Bau­lei­tung und den be­tei­lig­ten Bau­fir­men er­folgt, so dass es zu kei­ner­lei Ver­zö­ge­run­gen im Bau­ab­lauf kam.

Fo­to­le­gen­den

Übersicht über den Bauperimeter, Sternmatt 1/Baar
Bild Le­gen­de:
Über­sicht über den Bau­peri­me­ter, Stern­matt 1/Baar

Die Ab­bil­dun­gen dür­fen mit An­ga­be des Quel­len­hin­wei­ses kos­ten­los pu­bli­ziert wer­den.

Foto 1: Über­sicht über den Bau­peri­me­ter für die Er­wei­te­rung des Schul­hau­ses Stern­matt 1 in Baar. Am Nor­d­en­de der Bau­gru­be, un­ter­halb des weis­sen Fahr­zeugs, fand sich in rund zwei Me­tern Tiefe das jung­stein­zeit­li­che, mit Stein­plat­ten ab­ge­deck­te Grab. Foto: Jo­chen Rein­hard (ADA)

Foto 2: Das rund 4500 Jahre alte Grab nach dem Ab­bag­gern der über­de­cken­den Erd­schich­ten. Die Stein­plat­ten über der Grab­gru­be sind noch vor­han­den, hin­ter dem Grab ver­läuft eine Reihe aus lo­cker ge­setz­ten Stei­nen. Blick gegen Süd­os­ten. Foto: Jo­chen Rein­hard (ADA)

Foto 3: Unter den Stein­plat­ten fand sich das Ske­lett eines er­wach­se­nen Man­nes, der mit an­ge­zo­ge­nen Bei­nen und auf der rech­ten Kör­per­sei­te lie­gend in einer Grab­gru­be be­er­digt war. An sei­nem Rü­cken, noch ge­schützt durch einen Se­di­ment­block, fand sich als Grab­bei­ga­be ein be­cher­ar­ti­ges Ge­fäss. Foto: Jo­chen Rein­hard (ADA)

Foto 4: Lara Indra, Mit­ar­bei­te­rin am In­sti­tut für Rechts­me­di­zin der Uni­ver­si­tät Bern, birgt die Kno­chen des jung­stein­zeit­li­chen Ske­let­tes. Das In­sti­tut un­ter­stützt die Zuger Kan­tons­ar­chäo­lo­gie bei der Do­ku­men­ta­ti­on und Ana­ly­se des Fun­des. Foto: Jo­chen Rein­hard (ADA)

Foto 5: Das stark zer­drück­te Ge­fäss wurde vor der Ber­gung zur Sta­bi­li­sie­rung mit Gips be­fes­tigt. Die end­gül­ti­ge Frei­le­gung wird im Labor er­fol­gen. Eine im Zuger Kan­tons­spi­tal durch Erdem Koyun an­ge­fer­tig­te Com­pu­ter­to­mo­gra­phie des Ge­fäs­ses gibt hier­für wert­vol­le Hin­wei­se. Foto: Jo­chen Rein­hard (ADA)

Hin­weis

Via Link kann das Grab in 3D-​Darstellung an­ge­schaut wer­den. Direkt-Link

Kon­takt

Gis­han Schae­ren

Amt für Denk­mal­pfle­ge und Ar­chäo­lo­gie

Lei­ter Ab­tei­lung Ur- und früh­ge­schicht­li­che Ar­chäo­lo­gie

T +41 41 728 28 54

Mail: gishan.schaeren@zg.ch

Foto 2

Das rund 4500 Jahre alte Grab
Bild Le­gen­de:
Das rund 4500 Jahre alte Grab

Foto 3

Skelett eines erwachsenen Mannes
Bild Le­gen­de:
Ske­lett eines er­wach­se­nen Man­nes

Foto 4

Lara Indra Mitarbeiterin der Universität Bern
Bild Le­gen­de:
Lara Indra Mit­ar­bei­te­rin der Uni­ver­si­tät Bern

Foto 5

Gefäss wurde vor der Bergung mit Gips befestigt
Bild Le­gen­de:
Ge­fäss wurde vor der Ber­gung mit Gips be­fes­tigt

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