Buchvernissage Frühmittelalterlicher Friedhof
Auf einer Baustelle in Baar wurde vor zehn Jahren ein frühmittelalterliches Gräberfeld aus dem 7. Jahrhundert nach Christus entdeckt. Die Kantonsarchäologie hat während der Rettungsgrabung Skelette und zahlreiche Einzelfunde ausgegraben. Jetzt liegt die wissenschaftliche Publikation dieser Funde in Buchform vor.
Überraschende Entdeckung
Die Überraschung war gross, als im Mai 2000 bei Bauarbeiten in der Schwemmebene der Lorze ein frühmittelalterlicher Friedhof zum Vorschein kam. Dank der Rettungsgrabung wurden über 200 Skelette mit einer Vielzahl von Beigaben freigelegt. Die Kantonsarchäologie war mit Unterstützung auswärtiger Kräfte auf der Grabung tätig. Die Bauherrin gemeinsam mit der Kantonsarchäologie konnten dank optimaler Planung, die Rettungsuntersuchungen durchführen ohne die Bauarbeiten zu stoppen. Anlässlich eines "Tags der offenen Ausgrabung" im Jahr 2000 besuchten über 900 Personen die Grabungsstätte. Auch die Medien berichteten damals regelmässig über die spektakulären Entdeckungen.
Schätze aus dem Boden
Frühmittelalterliche Gräberfelder bieten ein enormes, wissenschaftliches Studienmaterial, welches aus Skeletten und Grabbeigaben besteht: aus Baar stammen 208 Skelette, über 5000 Einzelfunde, viele Pläne, usw. Die sehr gute Dokumentation während der Ausgrabung und das sorgfältige Vorgehen bei der Restaurierung der Objekte haben eine optimale Basis für die Auswertung der Funde geliefert. Die Autorin Katharina Müller, unterstützt von einem interdisziplinären Team von Fachleuten sowie wissenschaftlichen Zeichnerinnen und Zeichnern, gewann neue Erkenntnisse. Aus den Resultaten entstand eine wissenschaftliche Monographie, die jetzt als Doppelband Nr. 48 in der Reihe Antiqua der Gesellschaft Archäologie Schweiz in Basel erschienen ist.
Viele Skelette und eine Aussenseiterin
Die genaue Untersuchung der Skelettknochen ergab, dass die frühmittelalterlichen Baarerinnen und Baarer verhältnismässig gute Lebensumstände genossen. Trotzdem betrug das durchschnittliche Sterbealter bei Männern 43, bei Frauen 38 Jahre. Ein Viertel der Neugeborenen verstarb bereits im ersten Lebensjahr. In der Regel wurden die Toten auf dem Rücken liegend mit dem Kopf gegen Westen beigesetzt. Die Hände lagen dabei neben oder auf dem Körper. Eine einzige Frau wurde auf dem Bauch bestattet, ihr Kopf zeigte gegen Osten, ihre Beine waren überkreuzt und die Hände auf dem Rücken zusammen gebunden. Ob sie auch im Leben eine Aussenseiterrolle gehabt hat?
Dank Forschung neue Erkenntnisse
Viele Grabbeigaben wurden in ganzen Erdblöcken geborgen. Diese hat man später im Labor unter optimalen Bedingungen freigelegt. Dank dieser Methode wurden neben Beigaben aus Metall und Glas auch solche aus Holz, Stoff, Fell und Leder nachgewiesen. In Kleinstarbeit haben die Spezialistinnen und Spezialisten die genaue Lage der Skelettknochen im Verhältnis zu den gefundenen Beigaben dokumentiert. Dadurch konnten sie beispielsweise nachweisen, wie Frauen Schuhe und Wadenbinden und wie Männer Mäntel getragen hatten. Schwerter wurden den Männern in Stoff eingepackt und nicht in ihrer ursprünglichen Tragweise am Gürtel mit ins Grab gegeben. Die Untersuchungen zeigen auch, dass die Farben der einzelnen Perlen der Glasperlenketten von frühmittelalterlichen Frauen eine grosse Rolle spielten. Die Ketten sind farbrhythmisch und -symmetrisch aufgebaut. Zudem ist die Anzahl von Perlenreihen pro Kette ein Anhaltspunkt für die soziale Stellung der jeweiligen Frau. Einige der im Buch publizierten Resultate, sind in ihrer Art in Europa einzigartig.
Direktion des Innern
Manuela Weichelt-Picard
Weitere Auskünfte:
Direktion des Innern, Regierungsrätin Manuela Weichelt-Picard Tel. 041 728 24 30
manuela.weichelt@zg.ch
Amt für Denkmalpflege und Archäologie, Dr. phil. Stefan Hochuli Tel. 041 728 28 55
stefan.hochuli@zg.ch
Fotos:
Quelle Amt für Archäologie und Denkmalpflege
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