Vom Rinderstall zur Druckerei
Der diesjährige Denkmalpreis geht in den Kanton Zug. Die Grossraumstallscheune auf dem ehemaligen Gutsbetrieb von Georg Ham Page in der Langrüti in Hünenberg ist ein baugeschichtliches Unikat. Mit grossem Engagement hat sich der Eigentümer für eine fachgerechte Restaurierung und Umnutzung eingesetzt. Dafür wird er hoch belohnt.
Die Grossraumstallscheune von Eigentümer Peter Hofer in der Langrüti in Hünenberg ist eines von drei Gewinnerprojekten. Die Konferenz Schweizer Denkmalpflegerinnen und Denkmalpfleger (KSD) hat sie aus Objekten der ganzen Schweiz ausgewählt. Der Denkmalpreis ist eine Auszeichnung für vorbildliche denkmalpflegerische Massnahmen auf den auch das Amt für Denkmalpflege und Archäologie sehr stolz ist.
Innovative Idee
Der Grossraumstall von 1881 ist ein verputzter Massivbau mit sieben aneinander gereihten Giebeldächern. Oberstes Credo der Renovation war, das historische Dachtragwerk zu sanieren, um den Ausdruck des Gebäudes mit dem 20x40 Meter grossen stützenfreien Innenraum zu erhalten. Dazu waren innovative Lösungen gefragt. Auf die bestehende Dachkonstruktion wurden grossflächige Dreischichtplatten gelegt, die auf den Aussenmauern aufliegen und das Tragwerk des Dachs bilden. Dem Architekten Paul Bucher und der Kantonalen Denkmalpflege war es ein grosses Anliegen, die Dachkonstruktion und die originalen Oberflächen zu erhalten. Die Sanierung des Daches, der Fensterläden, des Mauerwerks, des Aussenputzes und des Holzwerks beschränkte sich auf punktuelle Reparaturen.
Die Räumlichkeiten werden von der in Cham ansässige Heller Druck AG gemietet. Der Maschinenpark für die Druckproduktion, die Weiterverarbeitung und die Logistik wurde erneuert und in der Grossraumstallscheune neu eingerichtet. "Am meisten freut mich, dass das Gebäude so gut genutzt werden kann", so Hofer. Auch aus denkmalpflegerischer Sicht ist dies eine win-win Situation, denn die grosse Halle bleibt bestehen. Zudem lebt in einer „industriellen" Nutzung auch die ursprüngliche Idee von George Ham Page weiter: optimale Betriebsabläufe in einem stützenfreien Raum zu ermöglichen.
Viele Kühe, wenig Fabriken und niedrige Löhne
Der Amerikaner Charles Page, der die Schweiz in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts als Handelsvizekonsul bereiste, sah grosses Potential im damals landwirtschaftlich geprägten Kanton Zug. Was erschöpfte Soldaten und unterversorgte Städter während des amerikanischen Bürgerkriegs munter gemacht hatte, sollte auch den europäischen Markt erobern: Kondensmilch. Zusammen mit seinem Bruder George gründete er 1866 die „Anglo Swiss Condensed Milk Company". Als Standort wählten sie Cham. Der Ort am Zugersee hatte soeben einen Bahnanschluss bekommen. Die Firma hatte schnell sehr viel Erfolg: Die Kondensmilchbüchsen aus der Schweiz gingen bald um die ganze Welt. Gut 40 Jahre später, nach einem hartnäckigen Konkurrenzkampf, sollte die Firma durch Fusionierung zur „Nestlé und Anglo Swiss Con-densed Milk Company" werden. 1977 wurde der Name zu „Nestlé" verkürzt.
Das Gut in der Langrüti erwarb George Page 1880 und kaufte in den folgenden zwei Jahren die beiden benachbarten Bauernhöfe Eichhof und Rothus dazu. Auf dem 72 Hektaren grossen Grundstück richtete er einen Musterbetrieb nach amerikanischem Vorbild ein. Für die Rinderzucht liess Page einen Stall bauen, der mit seinen aneinandergereihten Giebeldächern mehr an eine Fabrik als an einen Stall erinnert. Heute betreibt die Familie Hofer den Gutsbetrieb bald in der vierten Generation: Peter Hofer übergibt den Betrieb nächstes Jahr seinem Sohn.
Direktion des Innern
Amt für Denkmalpflege und Archäologie
Weitere Auskünfte:
Franziska Kaiser, Denkmalpflegerin Tel. 041 728 28 72
franzsiska.kaiser@zg.ch
Fotos:
Quellle: A. Ottiger, Amt für Denkmalpflege und Archäologie
Auf Anfrage hochauflösende Bilder:
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Typ | Titel | Bearbeitet |
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Vom Rinderstall zur Druckerei | 12.12.2014 |