Walchwiler Edelkastanien kämpfen mit Schädlingen
Die Edelkastanien-Gallwespe breitet sich in der Schweiz immer mehr aus. Betroffen vom Baumschädling ist auch die «Walchwiler Riviera», wo an sonnenexponierten Hängen viele Edelkastanien wachsen. Die Wespe legt ihre Eier in die Knospen und beeinträchtigt das Wachstum von Blättern und Früchten. Das kantonale Amt für Wald und Wild rechnet mit grossen Einbussen bei der nächsten Ernte und empfiehlt, auf Neupflanzungen von Edelkastanien zu verzichten.
Die zu Maroni gebratenen Kastanien sind Früchte von veredelten Kastanienbäumen, welche vorwiegend südlich der Alpen wachsen. Vereinzelt gedeihen Edelkastanien jedoch auch in warmen Lagen auf der Alpennordseite, so etwa in der Gemeinde Walchwil. Dort herrschen an sonnenexponierten Hängen und unter Föhneinfluss äusserst gute klimatische Verhältnisse für diesen Baum. Die lichtdurchfluteten Kastanienhaine existieren nirgendswo anders im Zuger Wald und stellen somit eine eigentliche Walchwiler Spezialität dar. Aufmerksamen Spaziergängerinnen und Spaziergängern wird jedoch aufgefallen sein, dass die Edelkastanien seit geraumer Zeit unter einem Schädling leiden. Die Rede ist von der aus China stammenden Edelkastanien-Gallwespe (Dryocosmus kuriphilus), die seit 2007 in der Schweiz und seit 2009 auch in Walchwil präsent ist. Die bis drei Millimeter grossen Weibchen legen im Sommer bis zu hundert Eier in die neugebildeten Knospen. So wird eine normale Gewebeentwicklung verhindert und im Extremfall das Absterben ganzer Astpartien bewirkt. «Wir gehen davon aus, dass im Herbst 2015 in Walchwil die Ernte der Edelkastanien massiv reduziert sein wird», so Martin Ziegler vom Amt für Wald und Wild des Kantons Zug.
Erschwert wird die Situation durch eine weitere Krankheit, die den Kastanienbäumen in Walchwil und anderswo seit nunmehr 20 Jahren zu schaffen macht: der Kastanienrinden-Krebs. Dabei handelt es sich um einen Pilz, der die Rinde der Stämme und Äste befällt und dessen Sporen sich durch Regenspritzer, Insekten, Schnecken oder Vögel verbreiten. Welke Blätter während der Vegetationszeit oder braune, hängende Blätter im Winter sind ein typisches, von weitem sichtbares Verdachtssymptom für den Kastanienrinden-Krebs. Derzeit ist trotz gemeinsamen Massnahmen von Bund, Kantonen, Gemeinden und Korporationen weder eine erfolgreiche Bekämpfung der Edelkastanien-Gallwespe noch des Kastanienrinden-Krebses möglich. Neuste Erkenntnisse der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) legen sogar den Schluss nahe, dass der Gallwespenbefall die Ausbreitung des Rindenkrebses begünstigt. Zum Schutz befallsfreier Gebiete ist es darum umso wichtiger, dass keine Edelkastanien aus Walchwil ausgeführt werden. Zudem wird wegen der grossen Ansteckungsgefahr durch Krebs und Wespe empfohlen, bis auf weiteres auf Neupflanzungen von Edelkastanien in der Gemeinde Walchwil zu verzichten. Es bleibt zu hoffen, dass die natürliche Entwicklung zu schädlingsresistenten Kastanien führt oder langfristige Beobachtungsprogramme doch noch Hinweise für erfolgreiche Bekämpfungsmassnahmen liefern.
Direktion des Innern
Amt für Wald und Wild
Weitere Auskünfte:
Martin Ziegler
Förster Amt für Wald und Wild Tel. 041 728 39 58 / 079 507 24 63


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Typ | Titel | Bearbeitet |
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Walchwiler Edelkastanien kämpfen mit Schädlingen | 11.06.2015 |