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26.11.2018

His­to­ri­sche Auf­ar­bei­tung so­zia­le Für­sor­ge: For­schungs­auf­trag er­teilt

26.11.2018
Me­di­en­mit­tei­lung vom 26. No­vem­ber 2018

Me­di­en­mit­tei­lung vom 26. No­vem­ber 2018

Bild Le­gen­de:

Die Di­rek­ti­on des In­nern hat der Be­ra­tungs­stel­le für Lan­des­ge­schich­te (BLG) in Zü­rich den For­schungs­auf­trag für die his­to­ri­sche Auf­ar­bei­tung der so­zia­len Für­sor­ge im Kan­ton Zug er­teilt. Nach­dem die Zuger Re­gie­rung die­sen Som­mer 400 000 Fran­ken aus dem Lot­te­rie­fonds für das Pro­jekt ge­spro­chen hat, haben sich zwi­schen­zeit­lich auch ver­schie­de­ne Ge­mein­den und Kir­chen be­reit er­klärt, das Vor­ha­ben fi­nan­zi­ell zu un­ter­stüt­zen. Die «Guido Fluri Stif­tung» un­ter­stützt das Pro­jekt mit 100 000 Fran­ken. «Die Zu­sa­gen sind für mich ein kla­res Zei­chen, dass man die be­trof­fe­nen Men­schen und das Thema ernst nimmt», so Frau Land­am­mann Ma­nue­la Wei­chelt.

Seit Jah­ren ist be­kannt, dass zahl­rei­chen von so ge­nannt «für­sor­ge­ri­schen Zwangs­mass­nah­men» be­trof­fe­nen Per­so­nen Un­recht ge­sche­hen ist – auch im Kan­ton Zug. Doch ein um­fas­sen­des Bild über die da­ma­li­gen Ge­scheh­nis­se, Ge­set­ze und Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen und ins­be­son­de­re über das Aus­mass fehlt. Es be­steht eine gros­se For­schungs­lü­cke. Eine ver­tief­te wis­sen­schaft­li­che Auf­ar­bei­tung die­ses wich­ti­gen Ka­pi­tels Zu­ge­ri­scher So­zi­al­ge­schich­te im Zeit­raum von 1850 bis 1980 drängt sich somit auf.

Miss­stän­de und Über­for­de­rung
Es geht um Fremd­plat­zie­run­gen, Zwangs­ad­op­tio­nen, -​abtreibungen und -​sterilisationen, um phy­si­sche und psy­chi­sche Ge­walt, aber auch um die Über­for­de­rung von Per­so­nal in Kinder-​ und Ju­gend­hei­men, das kaum oder gar nicht für diese an­spruchs­vol­le Auf­ga­be aus­ge­bil­det, von den Be­hör­den häu­fig al­lein ge­las­sen und ent­spre­chend über­for­dert war. Es geht aber auch um Pri­vat­per­so­nen und Be­hör­den­mit­glie­der, die Miss­stän­de in Fa­mi­li­en und Hei­men fest­ge­stellt und sich en­ga­giert für das Wohl von Kin­dern und Ju­gend­li­chen ein­ge­setzt haben. «Die Not­wen­dig­keit für eine auf den Kan­ton Zug fo­kus­sier­te Un­ter­su­chung er­gibt sich nicht nur aus der be­stehen­den For­schungs­lü­cke, son­dern in ers­ter Linie, weil wir als Ge­sell­schaft den Op­fern und deren An­ge­hö­ri­gen eine Auf­ar­bei­tung schul­dig sind», be­tont Staats­ar­chi­var Dr. Ignaz Ci­vel­li. Ehe­ma­li­ge Ver­ding­kin­der und an­de­re Opfer für­sor­ge­ri­scher Zwangs­mass­nah­men er­hal­ten vom Bund auf Ge­such hin einen So­li­da­ri­täts­bei­trag von 25 000 Fran­ken. «Die­ses Zei­chen ist wich­tig, er­setzt aber eine his­to­ri­sche Auf­ar­bei­tung nicht», be­tont Frau Land­am­mann Ma­nue­la Wei­chelt.

Ar­chiv­quel­len und In­ter­views für ein dif­fe­ren­zier­tes Bild
Die For­schungs­ar­beit wird sich auf zahl­rei­che Ar­chiv­quel­len und In­ter­views mit Be­tei­lig­ten und Be­trof­fe­nen stüt­zen und sich auf alle Ge­mein­den des Kan­tons Zug er­stre­cken. Er­forscht wer­den nicht nur ein­zel­ne Fälle, son­dern auch die Struk­tu­ren, Werte und Nor­men, nach denen da­mals ge­han­delt wurde. Dies er­laubt es, die Ge­scheh­nis­se in einen ge­sell­schafts­po­li­ti­schen Kon­text zu stel­len. «Es geht nicht um An­pran­gern, son­dern um Ver­ste­hen und Auf­klä­ren. Wir möch­ten ein dif­fe­ren­zier­tes Bild des da­ma­li­gen Han­delns er­hal­ten und auch etwas für die Zu­kunft ler­nen», be­tont Wei­chelt.

Zu­sa­gen und Suche nach wei­te­ren Fi­nan­zie­rungs­quel­len
Im Som­mer 2018 hat die Zuger Re­gie­rung für die his­to­ri­sche Auf­ar­bei­tung 400 000 Fran­ken aus dem Lot­te­rie­fonds ge­spro­chen. Seit­her läuft die Suche nach wei­te­ren Fi­nan­zie­rungs­quel­len. Bei­trä­ge in der Höhe von 13 000 Fran­ken zu­ge­sagt haben zwi­schen­zeit­lich die Stadt Zug, die Ge­mein­den Men­zin­gen und Risch. Auch die Ge­mein­de Baar steht dem Pro­jekt po­si­tiv ge­gen­über und ist - bei Gut­heis­sung des Bud­gets 2019 und nach Prü­fung eines kon­kre­ten Ge­suchs - be­reit, einen Bei­trag zu spre­chen. Wei­te­re Ge­mein­den, mit denen der Kan­ton im Ge­spräch ist, haben si­gna­li­siert, dass sie das Vor­ha­ben un­ter­stüt­zen wer­den. Mit 20 000 Fran­ken be­tei­ligt sich die Re­for­mier­te Kir­che Kan­ton Zug. Einen sub­stan­zi­el­len Bei­trag wird auch die Ver­ei­ni­gung der Ka­tho­li­schen Kirch­ge­mein­den des Kan­tons Zug (VKKZ) spre­chen. Die «Guido Fluri Stif­tung» be­tei­ligt sich mit einem Be­trag von 100 000 Fran­ken am Pro­jekt. «Die Zu­sa­gen sind für mich ein kla­res Zei­chen, dass man die be­trof­fe­nen Men­schen und das Thema ernst nimmt», so Frau Land­am­mann Ma­nue­la Wei­chelt.

Das Ziel be­steht darin, den Fi­nanz­be­darf von 950 000 Fran­ken zu de­cken. Darum ist der Kan­ton mit wei­te­ren Einwohner-​ und Bür­ger­ge­mein­den sowie Stif­tun­gen im Ge­spräch. «Ich danke allen Ge­mein­den und In­sti­tu­tio­nen, wel­che die für den Kan­ton Zug wich­ti­ge Auf­ar­bei­tung un­ter­stüt­zen und hoffe, dass wir noch wei­te­re Zu­sa­gen er­hal­ten», so Frau Land­am­mann.

Pro­jekt­orga­ni­sa­ti­on

Die Pro­jekt­lei­tung liegt beim kan­to­na­len So­zi­al­amt der Di­rek­ti­on des In­nern. Der ei­gent­li­che For­schungs­auf­trag geht an die Be­ra­tungs­stel­le für Lan­des­ge­schich­te (BLG) in Zü­rich, einem Spin-​Off der Uni­ver­si­tät Zü­rich. Die wis­sen­schaft­li­che Be­glei­tung des Pro­jekts über­nimmt das Staats­ar­chiv des Kan­tons Zug. Die­ses hat Be­trof­fe­ne seit 2014 im Hin­blick auf Ge­su­che um einen So­li­da­ri­täts­bei­trag be­reits in­ten­siv und en­ga­giert un­ter­stützt und per Sep­tem­ber 2018 total 105 Ak­ten­such­an­fra­gen be­ar­bei­tet. Die For­schungs­re­sul­ta­te sol­len in einem schrift­li­chen Be­richt fest­ge­hal­ten wer­den, der vor­aus­sicht­lich bis Ende 2021 vor­liegt.


Le­gen­de Foto 1
Das Kinder-​Asyl in Wal­ters­wil war eines der vie­len Heime im Kan­ton Zug, in denen die so ge­nann­te «ad­mi­nis­tra­ti­ve Ver­sor­gung» von Kin­dern er­folg­te. Das Foto ist zwi­schen 1900 und 1930 ent­stan­den. Quel­len­an­ga­be: Ein­woh­ner­ge­mein­de­ar­chiv Baar, Foto- und Post­kar­ten­samm­lung.

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