Hausaufgaben als Fenster zur Schule
MEDIENMITTEILUNG
Erstmals wurden sämtliche Zuger Eltern mit Kindern in der öffentlichen Primar- und Sekundarstufe I zu den «Hausaufgaben» befragt. Bei den Eltern finden sie breite Zustimmung. Bei den Schülerinnen und Schülern immerhin eine Mehrheit.
Im Kanton Zug finden sich die Regeln zu den Hausaufgaben im Schulreglement. Im laufenden Schuljahr überprüfte die Schulaufsicht, ob die Regeln eingehalten wurden. Mit einer Online-Befragung sämtlicher Eltern von Schulkindern der 1. Primarklasse bis zur 3. Klasse der Sekundarstufe I wurden unter anderem Fragen zur Art, zum Umfang sowie zur Schwierigkeit der Hausaufgaben gestellt. Es handelte sich um die erste flächendeckende Befragung sämtlicher betroffener Eltern im Kanton Zug. Bei den Eltern lag die Rücklaufquote bei fast 50 Prozent, bei den ebenfalls befragten Schülerinnen und Schülern ab der 5. Klasse bei 90 Prozent.
Ein Fenster zur Schule
Die Ergebnisse der Online-Befragung zeigen in verschiedener Hinsicht ein erfreuliches Bild. Die Hausaufgaben werden gemäss den kantonalen Vorgaben erteilt. Sie dienen grossmehrheitlich der Festigung der in der Schule erworbenen Kenntnisse und der Einübung des zuvor in der Schule erlernten Schulstoffs. «Damit zeigen die Lehrpersonen, dass sie das richtige Verständnis über Sinn und Zweck der Hausaufgaben haben», führt Markus Kunz, Leiter Schulaufsicht, aus. Ebenfalls positiv sei, dass kaum Hausaufgaben vom Vormittag auf den Nachmittag des gleichen Tages erteilt werden. Auch werden die Hausaufgaben – entgegen gelegentlich geäusserter Kritik – regelmässig in der Schule korrigiert. 88 Prozent der Kinder und 90 Prozent der Eltern bestätigen dies. Erfreulich ist zudem, dass die Hausaufgaben bei den Eltern auf breite Zustimmung stossen. So geben 81 Prozent der an der Befragung teilnehmenden Eltern an, dass sie als Eltern die Hausaufgaben grundsätzlich als sinnvoll erachten. 88 Prozent der antwortenden Eltern nehmen regelmässig Einblick in die Hausaufgaben und die schulische Arbeit ihres Kindes. Und 76 Prozent der Eltern finden Hausaufgaben wichtig, damit sie sehen, woran ihr Kind in der Schule arbeitet. Resümierend fasst der Bildungsdirektor, Stephan Schleiss, diese Ergebnisse zusammen: «Die Hausaufgaben sind für die Eltern ein wichtiges Fenster zur Schule.»
Unterschiede zwischen Eltern und Kindern
Einige Antworten der Eltern unterscheiden sich deutlich von denjenigen der Kinder. Während nämlich 48 Prozent der Kinder angeben, regelmässig mehr Hausaufgaben zu erhalten, als dies für die eigene Klasse maximal zulässig wäre, sehen das nur 21 Prozent der Eltern so. Auch bezüglich der neben den Hausaufgaben verbleibenden Freizeit unterscheiden sich die Einschätzungen der Eltern und der Kinder deutlich. 25 Prozent der Kinder geben an, neben den Hausaufgaben oft nicht über genügend Freizeit zu verfügen, währenddessen dies nur 13 Prozent der Eltern so sehen. Und während bei den Eltern die Zustimmung zu den Hausaufgaben wie aufgezeigt breit ist, ist sie bei den Kindern mit 55 Prozent zwar merklich tiefer, aber immer noch vorhanden.
Hausaufgaben erteilen ist anspruchsvoll
Nebst der Dosierung der Hausaufgaben scheint auch der Schwierigkeitsgrad der Hausaufgaben eine besondere Herausforderung zu sein. Während 15 Prozent der Kinder die eigenen Hausaufgaben als eher zu schwierig erachten, finden sie 29 Prozent der Kinder eher zu einfach. Ausserdem gibt beinahe ein Fünftel der Kinder an, die Unterstützung der Eltern zu brauchen, um die Hausaufgaben lösen zu können. Rund ein Neuntel der Kinder besucht die Hausaufgabenhilfe in der Schule. Hausaufgaben – auch das lässt sich aus den Ergebnissen herauslesen – müssen Gegenstand der pädagogischen Führung durch die Schulleitungen bleiben.
Lieber oft als viel: die Sicht der Wissenschaft auf die Hausaufgaben
In einem Interview mit BBC Radio 4 äusserte sich der Bildungsforscher John Hattie zum Thema Hausaufgaben. Die Wirkung von Hausaufgaben auf die Schülerleistungen sei in der Primarschule, so Hattie, beinahe null, auf der Oberstufe aber vorhanden. Hattie empfiehlt, die Null-Wirkung in der Primarschule als Anlass für einen kritischen Umgang und nicht für die Abschaffung der Hausaufgaben zu nehmen. Fünf bis zehn Minuten hätten die gleiche Wirkung wie eine oder zwei Stunden. Die Hausaufgaben sollen bei der Vertiefung von etwas bereits Gelerntem helfen und müssen zwingend selbständig gelöst werden können. Weil Hausaufgaben auf der Oberstufe einen positiven Effekt auf die Schülerleistungen haben, ist es sinnvoll, die selbständige Vertiefung zu Hause schon in der Primarschule einzuüben. Bei der Hausaufgabenmenge dürfen und sollen sich Lehrpersonen zurückhalten. Für Primar- und Oberstufe gilt die griffige Hausaufgabenformel des Bildungsforschers Ulrich Trautwein: lieber oft als viel.
Typ | Titel | Bearbeitet |
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Kanton_Zug_Medienmitteilung-Hausaufgaben_als_Fenster_zur_Schule.pdf | 03.06.2022 |