Legislatur-Halbzeit: Brief an Mitarbeitende
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stephan.schleiss@zg.ch
Zug, 3. Oktober 2012 SCSP
Legislatur-Halbzeit
Sehr geehrter Herr Generalsekretär
Sehr geehrte Amtsleiterinnen und Amtsleiter
Sehr geehrte Rektoren, Abteilungsleiterinnen und Abteilungsleiter
Sehr geehrte Damen und Herren
Liebe Kolleginnen und Kollegen
Heute vor zwei Jahren hat mich die Zuger Bevölkerung in den Regierungsrat gewählt. Zwei Jahre nach der letzten und zwei Jahre vor der nächsten Wahl möchte ich die Legislatur-Halbzeit zum Anlass nehmen, um mich per Brief und Znüni an Sie zu wenden.
Zuallererst möchte ich mich ganz herzlich für die Unterstützung bedanken, die ich bei meinem Amtsantritt erfahren durfte und seither immer wieder erfahren darf. Sie begegnen mir mit Kompetenz, Offenheit und Begeisterung für Ihre Aufgaben. Unsere Zusammenarbeit bereitet mir viel Freude.
Ganz besonders freut mich, dass ich der Direktion für Bildung und Kultur vorstehen darf. Bildung und Kultur sind echte Kantonsaufgaben im besten föderalen Sinn. Entsprechend gross ist unsere Verantwortung. Entsprechend gross ist aber auch unser Handlungsspielraum. Was wir tun und lassen, hat Auswirkungen auf die ganze Gesellschaft und auf lange Sicht.
Das Ziel unserer Arbeit muss darin bestehen, dass die besten - und beim Wort "besten" beginnt natürlich die Debatte - Schülerinnen und Schüler aus dem Kanton Zug kommen. Dies führt mich zum Dreibein, auf dem meines Erachtens erfolgreiche Schulen weltweit stehen - und deshalb nicht wackeln: Lehrkörper, Ziele, Unterricht.
Für mich bildet ein starker Lehrkörper das Fundament einer jeden starken Schule. Mit hohen Lernzielen wird das Potential des Lehrkörpers bewirtschaftet und mit viel Unterricht werden die hohen Ziele - zum Wohle der Schülerinnen und Schüler - umgesetzt. Oder in Anlehnung an den Sport: Trainer, Ziele und Schweiss als Schlüssel zum Erfolg.
Damit meine ich auch, dass im Schulwesen das Rad grundsätzlich nicht neu erfunden werden muss. Manchmal muss das Rad auch am Laufen gehalten oder wieder in Schwung gebracht werden. Das ist nicht immer spektakulär, aber manchmal notwendig. Deshalb ist es mir wichtig, dass wir immer wieder in aller Offenheit und mit Lust über das Grundsätzliche in Bildung und Erziehung debattieren.
Gestatten Sie mir nun, dass ich kurz auf die grossen Herausforderungen der DBK eingehe. Diese liegen zum Teil schon zurück, befinden sich in der Umsetzung oder kommen erst noch auf uns zu. Ich bitte Sie um Verzeihung, dass dabei aus Platzgründen manches ungesagt bleiben muss, was zweifellos auch hierher gehörte.
• Innovationsschule: Gleich zu Beginn meiner Amtszeit musste das Projekt Innovationsschule beendet werden. Die Innovationsschule scheiterte politisch, weil sie von oben verordnet und von unten nicht getragen wurde. Dafür spricht die Tatsache, dass sich keine Gemeinde als Standort für eine solche Schule beworben hatte.
• Auflösung PHZ-Konkordat: Mit der Auflösung des Konkordats über die pädagogischen Hochschulen stellte uns der Kanton Luzern vor eine enorme Herausforderung. Innert Jahresfrist musste eine neue gesetzliche Grundlage für die zukünftige PH Zug ausgearbeitet und zur Vernehmlassung gebracht werden. Die Politik hat sich kräftig und einhellig zur Lehrerinnen- und Lehrerausbildung im Kanton bekannt. Im Dezember wird der Kantonsrat das Gesetz in erster Lesung behandeln.
• Stärkung des Ausbildungswegs über die Sekundarschule zur Entlastung des Langzeitgymnasiums: Mit verschiedenen Massnahmen (u.a. Anpassung Übertrittsverfahren, Erweiterung Bildungsangebot am Kantonalen Gymnasium Menzingen) soll das Vertrauen der Bevölkerung in die Durchlässigkeit des Zuger Schulsystems erhöht werden. Damit entlasten wir die Kantonsschule Zug und treten der Wahrnehmung des Übertritts nach der sechsten Klasse als "definitive Weichenstellung" mit Fakten entgegen.
• Steigerung der Attraktivität der Sekundarschule mit dem Projekt Sek I plus: Im Dezember 2011 konnten zwei wichtige strategische Entscheide für die Fortführung des Projekts gefällt werden. Die bewährten Schularten (Sek, Werk und Real) sollen beibehalten und die Massnahmen im 9. Schuljahr priorisiert werden. Damit konnten wichtige Forderungen von Gewerbe und weiterführenden Schulen aufgenommen werden. Mittlerweile ist die Neugestaltung des 9. Schuljahrs in der Vernehmlassung und bald dürfen wir die Reaktionen darauf auswerten.
• Sportförderung: Zuger Sportvereine sollen kantonale Sportanlagen kostenlos nutzen können. Mit allen Gemeinden sollen entsprechende Vereinbarungen abgeschlossen werden. Mit der Stadt Zug ist die bedeutendste davon bereits abgeschlossen, die weiteren werden im Verlaufe der nächsten Monate folgen.
• Schulraumplanung Mittelschulen: Die neue Lage im Ennetsee überraschte alle und machte einen Marschhalt notwendig. Dieser Marschhalt wird seither intensiv genutzt, um breit abgestützt und hinter (noch) verschlossenen Türen nach den besten Lösungen zu suchen. Als Bildungsdirektor setze ich mich dafür ein, dass die Planung der Bildung folgt und nicht umgekehrt. Ich bin überzeugt, dass wir bald ein gutes Resultat vorlegen können.
• Kulturwerkstatt Theilerhaus: Dieses Projekt ist ein eigenes Legislaturziel des Regierungsrates und nicht etwa eine "Restnutzung" des Mittelschul-Bauprojektes an der Hofstrasse. Und doch ist es vom faktischen Planungsmoratorium betroffen bis die Standortfrage geklärt ist. Bis dahin arbeiten wir an den Organisationsfragen weiter, wo wir auf gutem Wege sind, insbesondere nachdem die Bedürfnisse des Vereins "Industriepfad Lorze" in das Projekt integriert werden konnten.
• Rasche Umsetzung der Noteninitiative: Auch die Annahme der Initiative "Wiedereinführung von Noten ab der 2. Klasse" am 11. März dieses Jahres machte und macht ein schnelles Handeln notwendig, bspw. hinsichtlich der Anpassung des computergestützten Zeugnisformulars oder auch der Weiterbildung der betroffenen Lehrpersonen. Wir werden diese Änderung auf das Schuljahr 2013/14 einführen.
• Kampagne 'MY TOP JOB': Neue Wege geht das Amt für Berufsberatung, BIZ, um Vorurteile und Stereotypen bei der Berufswahl zu durchbrechen. Mit einem Theater und interaktiven Workshops (Start: Frühling 2013) werden die Schülerinnen und Schüler dazu bewegt, offener an die Berufsfindung heranzugehen. Da ich ein überzeugter Anhänger unseres Bildungssystems mit Berufsbildung und Allgemeinbildung bin (dazu reicht ein Blick auf die Jugendarbeitslosigkeit in Ländern ohne diese Kombination), freue ich mich ganz besonders auf dieses Projekt. Das BIZ wird uns bestimmt alle zur Premiere einla-den.
• Überprüfung Berufsauftrag Lehrpersonen: Nach dem Entscheid des Bildungsrates vom 14.12.2011 möchte ich dieses Geschäft mit Priorität behandeln. Wo sich Handlungsspielraum für mich abzeichnet, bin ich gewillt, auch vor dem Abschluss des tatsächlichen Projekts erste Entscheide zu fällen.
• Zwei Schulgesetz-Revisionen: Während wir uns zunächst mit einer Bereinigung befassen werden, steht per Schuljahr 2014/15 eine grosse Revision bevor. Die Frage nach der möglichen Gestaltung einer altersgemischten Eingangsstufe wird uns mit Sicherheit interessante Debatten bescheren.
Wenn diese Aufzählung auch lange nicht alles Wichtige aufzeigen kann, so wird doch eines deutlich: dass innerhalb der DBK alle Hände und Köpfe mit Herz bei der Sache sein müssen. Genauso nehme ich Sie wahr und dafür danke ich Ihnen.
Albert Einstein hat das Schulwesen als lebendigen Gegenstand des Daseins und Handelns bezeichnet. Deshalb genüge beim Schulwesen die einmalige Erkenntnis der Wahrheit nicht. Vielmehr müsse diese immer wieder neu belebt und erkämpft werden, damit sie, so Einstein, nicht verloren gehe. Das meine ich mit Debatte. Diese müssen wir pflegen und führen. Mit Scharfsinn, Fleiss und Humor - um dann Nägel mit Köpfen zu machen.
In diesem Sinne und nicht ganz uneigennützig wünsche ich der DBK Stabilität und Wohlergehen weit über die nächste Regierungsratswahl hinaus und wünsche Ihnen allen alles Gute.
Herzliche Grüsse
Direktion für Bildung und Kultur
Stephan Schleiss
Regierungsrat