Zuger Ergebnisse Evaluation Fremdsprachen
MEDIENMITTEILUNG vom 1.4.2016
Fremdsprachen: Mehr Lektionen bringen bessere Ergebnisse
Die Zuger Schülerinnen und Schüler schneiden in Englisch erfreulich gut ab. In Französisch werden die Lehrplanziele nicht wie erwünscht erreicht. Die Kinder fühlen sich beim Lernen der Fremdsprachen nicht überfordert. Im direkten Zentralschweizer Vergleich schneiden die Zuger Schülerinnen und Schüler besser ab.
Die Bildungsdirektorenkonferenz Zentralschweiz (BKZ) beauftragte im Oktober 2014 das Institut für Mehrsprachigkeit der Universität Fribourg (IfM) und der Pädagogischen Hochschule Fribourg, in den 6. und 8. Klassen der sechs Zentralschweizer Kantone eine Evaluation der Fremdsprachen durchzuführen. Zu diesem Zweck wurden im Zeitraum von Mai bis Juni 2015 die Leistungen in Französisch und Englisch in je einer Stichprobe gemessen. Diese umfassten im Kanton Zug 450 Schülerinnen und Schüler der 6. Klasse. In der 8. Klasse waren es 600. Die BKZ hat am 18. März 2016 über die Zentralschweizer Ergebnisse berichtet. Im Kanton Zug wurden im Auftrag des Kantonsrats Abklärungen getroffen, welche über die Zentralschweizer Evaluation hinausgehen.
Unterschiede und Gemeinsamkeiten
In den Zentralschweizer Kantonen wird Englisch als erste und Französisch als zweite obligatorische Fremdsprache unterrichtet. Der Beginn des Englischunterrichts ist in allen Kantonen die 3. Klasse. Bis zur 8. Klasse ist die Stundendotation für Englisch praktisch identisch. Mit Ausnahme des Kantons Uri wird Französisch in der Zentralschweiz ab der 5. Klasse unterrichtet. Zwischen den Kantonen variieren die Stundendotationen erheblich. Der Kanton Zug investiert bis zur 8. Klasse zwei Jahreswochenlektionen (= Anzahl Lektionen pro Woche in einem Schuljahr) mehr ins Französisch als der Kanton Schwyz und Obwalden und vier mehr als Luzern und Nidwalden.
Im Rahmen der Zentralschweizer Evaluation wurden einerseits die Fremdsprachenkenntnisse in der 6. und 8. Klasse getestet. Andererseits wurden die Lernenden zu ihrer Motivation für das Fremdsprachenlernen, über das Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten und zur Zufriedenheit mit dem Unterricht befragt. Auch Lehrpersonen wurden zu ihrer Motivation, ihren Erwartungen und zu ihrer Ausbildung befragt. Im Kanton Zug wurden zusätzlich die Eltern in die Evaluation einbezogen. Im Fokus der Elternbefragung lag deren Zufriedenheit mit dem Fremdsprachenunterricht und den Leistungen ihrer Kinder.
Mehr Lektionen bringen bessere Ergebnisse
Generell wirkt sich die Anzahl der eingesetzten Lektionen erheblich auf die Ergebnisse aus. Zuger Schulkinder schneiden wohl hauptsächlich aufgrund ihrer Stundendotation besser ab als ihre Kolleginnen und Kollegen in den anderen Zentralschweizer Kantonen. Auffallend sind die besseren Ergebnisse in Französisch-Schreiben. Zu denken geben die Ergebnisse in Französisch im Allgemeinen aber auch im Kanton Zug. Der Hauptgrund für die Leistungen dürfte in der gegenüber dem Englisch geringeren Unterrichtszeit und auch in der geringeren Motivation vieler Schülerinnen und Schüler für das Französisch liegen.
Erfreulich hingegen sind die Leistungen der Schülerinnen und Schüler in Englisch-Schreiben und -Lesen. Sprechen und Hören in Englisch wurden aus Kostengründen nicht untersucht. Mit Schreiben und Lesen wurden aber sowohl produktive als auch rezeptive Sprachfähigkeiten geprüft. Grossmehrheitlich erreichen Zuger Schulkinder die angestrebten Lehrplanziele. Ein Vergleich mit anderen Kantonen ist hier nur beim Englisch-Lesen möglich, aber auch hier erreichen knapp 10 % mehr Zuger Schülerinnen und Schüler, trotz gleicher Stundendotation, die angestrebten Ziele.
Eltern wie Kinder sind mehrheitlich zufrieden mit dem Unterricht in den Fremdsprachen. Besonders das Praktizieren von Alltagsgesprächen in der Fremdsprache wird positiv gewertet. Zwei Drittel der Kinder empfinden keinen Stress beim Lernen von Französisch und sie fühlen sich nicht überfordert. Für das Englisch geben gar 85 Prozent der Kinder und Jugendlichen an, nicht überfordert zu sein. 80 Prozent der befragten Kinder sind der Auffassung, dass mit Anstrengung beim Lernen in beiden Fremdsprachen gute Noten erzielt werden können. Auch diese Studie belegt, dass die Leistungen der Kinder und Jugendlichen in hohem Masse mit der Ausbildung und den Ressourcen der Eltern zusammenhängen.
Beurteilung
Die Leistungen in Französisch am Ende der 8. Klasse sind tiefer als erwartet und damit nicht zufriedenstellend. Ziel muss sein, dass – wie in Englisch – eine deutliche Mehrheit der Schülerinnen und Schüler die Lehrplanziele erreicht. Dies ist nicht zuletzt dem Landeszusammenhalt geschuldet. Fraglich ist allerdings, ob man in zwei Fremdsprachen die gleichen Ziele erreichen kann, wenn nicht die gleiche Anzahl Unterrichtslektionen zur Verfügung steht. Diesem Punkt muss bei den weiteren Abklärungen besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Die BKZ-Region wird eine Arbeitsgruppe für die vertiefte Analyse der Ergebnisse einsetzen. Darüber hinaus wird sich im Jahr 2017 die schweizweite Überprüfung der Erreichung der Grundkompetenzen (ÜGK) der ersten Fremdsprache – das ist je nach Landesregion Deutsch, Französisch oder Englisch – am Ende der Primarschule widmen. Insbesondere diese Ergebnisse müssen abgewartet werden, bevor das Verhältnis von Zielen und Zeit in einem gesamtschweizerischen Kontext diskutiert werden kann. Die Betrachtung in einem gesamtschweizerischen Kontext ist vor dem Hintergrund der politischen Tragweite des Themas sicher sinnvoll.
Der Zuger Regierungsrat hält am Modell 3/5 (Beginn Englisch in der 3., Beginn Französisch in der 5. Klasse) und an einer grosszügigen Stundendotation fest. In diesem Vorgehen spiegelt sich auch der Volksentscheid von 2006, als sich die Zuger Bevölkerung für zwei Fremdsprachen in der Primarschule aussprach. Zudem begrüsst der Regierungsrat die hohe Motivation der Schülerinnen und Schüler für Englisch sowie die grosse Zufriedenheit der Eltern mit dem Fremdsprachenunterricht insgesamt.
Direktion für Bildung und Kultur
Weitere Auskünfte:
Stephan Schleiss, Regierungsrat
Tel. 041 728 31 80
Beilage:
- Bericht der BKZ-Evaluation Fremdsprachen 2014-2016 sowie der Zusatzerhebungen des Kantons Zug
Link auf das Geschäft im Kantonsrat:
https://kr-geschaefte.zug.ch/gast/geschaefte/499
Typ | Titel | Bearbeitet |
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Umfassender Bericht der BKZ-Evaluation sowie der Zusatzerhebungen des Kantons Zug Beilage MM | 01.04.2016 | |
Zuger Ergebnisse Evaluation Fremdsprachen | 01.04.2016 |