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19.05.2021

Auf den Spuren der Nonna aus Italien

19.05.2021
Maturaarbeiten

An den Kantonsschulen stehen in diesen Wochen die Abschlüsse an. Dabei gibt es auch Maturaarbeiten zu bewerten. Wir stellen drei interessante Arbeiten vor.

Maturaarbeiten
Bild Legende:
Sie befassten sich in ihren Maturaarbeiten mit Design, Abbauarbeit und einer Italienischen Einwanderin: Philip Wild, Catharina Näppi (Mitte) und Nina Signer. Bild: Claus Hofmann

Zu «Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit » hat die Maturantin Catharina Näppi Erstaunliches recherchiert. Die Abbaubarkeit von herkömmlichen und biologischen Verpackungsmaterialien wird in unterschiedlichen Umgebungen dargestellt. Sie wollte wissen, wie sich gelitterte Verpackungen in der Natur zersetzen. Für das Experiment hat sie fünf Behälter mit Seeschlamm, Sand, Wald-, Kompost- und Orchideenerde gefüllt. Darin unterschiedlichste Proben von sieben Verpackungen wie Karton, Papier, Plastik und biologisch abbaubarem Kunststoff vergraben. Die ersten Proben hat sie nach 14 Tagen wieder ausgegraben, die anderen jeweils im Abstand von zwei Wochen, die letzten erst nach 5 Monaten. Und Sommer und Winter berücksichtigt. Das Ergebnis: «Der biologische Abbauprozess der Materialien in den Behältern mit feuchten, warmen Bedingungen erfolgte am schnellsten und am einheitlichsten, da Mikroorganismen sich in diesen Umgebungen am wohlsten fühlen und effizient arbeiten», erzählt die junge Frau. Die Zellulosebasierten, wie Servietten, waren im Seeschlamm bereits nach zwei Wochen vollständig abgebaut. Dagegen blieben Plastiksäckchen aus normalem Kunststoff komplett. Überraschend war, dass die handelsüblichen, abbaubaren Biokunststoffe sogar nach fünf Monaten noch erhalten waren, obwohl sie aus modifizierter Stärke und pflanzlichen Ölen bestehen und als Kompostbeutel dienen. Ihr Fazit: «Im Handel erhältlicher Biokunststoff gehört nicht in die Natur.» Er müsse unter regulierten Bedingungen in Kompostanlagen abgebaut und sollte keinesfalls gelittert werden.

Der Weg zur neuen Heimat in der Schweiz
Einen Spiegel der Schweizer Geschichte seit dem Zweiten Weltkrieg hat die Maturantin Nina Signer aufgearbeitet. Sie führt den Leser ins Italien der 60er-Jahre zurück. Lebendig erzählt sie die Geschichte der italienischen Immigrantin Giulia Baffa, die mit ihren Brüdern aus dem kleinen Dorf Teramo in den Abruzzen nach Arth-Goldau und dann weiter nach Zug ausgewandert war. Ihre beiden Brüder gingen weiter, Giulia Baffa blieb und integrierte sich in der Seestadt. Fand Arbeit in der Molkerei Zug, einen Ehemann und gründete eine Familie – unehelich, eine Schande in der damaligen Zeit. Dann die Erkrankung an Tuberkulose, was zur Abgabe ihrer Kinder in Fremdbetreuung führte. Sohn Riccardo kam ins Kinderheim Maria Hilf, die Tochter Anna Maria wurde zur kinderlosen Tante nach Belgien gebracht. Später dann die Angst, ins kleine Dorf ihrer Heimat zurück zu müssen: James Schwarzenbachs Ausländerinitiative 1968, die das Volk jedoch verwarf. Giulia Baffa lebte, so weiss Nina Signer, mit ihrem Mann in traditionellen Geschlechterrollen, in denen für Frauen Politik kaum ein Thema war. Es war klar, dass die Immigrantin arbeitete und zugleich für den Haushalt zuständig war. Der grösste Teil der Schweizerinnen arbeitete nicht und konnte sich ausschliesslich dem Haushalt widmen. «Für die Gastarbeiterinnen war es nicht möglich, als Frauen zu Hause zu bleiben, denn sie mussten arbeiten, um sich ein besseres Leben aufzubauen als in der Heimat», so die Maturandin. Nina Signers eindrückliches Werk handelt vom Wirtschaftsaufschwung, Immigration, Integration und Fremdenfeindlichkeit. Und einer mit den Jahren zunehmend glücklichen Italienerin, die dankbar, mit positiver Grundhaltung und einer gesunden Portion Resilienz ihr Leben bis heute meistert. Die Maturantin erwarb sich mit ihrer Abschlussarbeit viele Reaktionen von Menschen, die dasselbe erlebt haben und noch erleben. «Ich hatte die Motivation zu dieser Arbeit, weil ich selbst Halbitalienerin bin und meine Grossmutter dasselbe erlebt hat», erzählt Nina Signer.

Generatives Design im Modell- und Autobau
Die anspruchsvolle Maturaarbeit von Philip Wild will gute Inputs für Entwicklungen der nächsten Generation geben. «In den letzten Jahren haben computertechnische Fortschritte einige revolutionäre Hilfsmittel im Bereich des Designs ermöglicht. Eines davon ist das generative Design», weiss der Maturand. Der grosse Vorteil sei, dass der Computer in kürzester Zeit auf zuvor unvorstellbare Designs kommt. Es werden Wachstumsmuster natürlicher Organismen in den gegebenen Rahmenbedingungen nachgeahmt. Dazu Wild: «Das generative Design arbeitet also grösstenteils unabhängig von den Fähigkeiten des Anwenders. Das Ziel meiner Maturaarbeit war es, herauszufinden, wie das Generative Design in der Automobilindustrie angewandt wird, und ebenfalls eine Komponente der Radaufhängung für ein RCModellfahrzeug mit Hilfe dieses Designtools zu entwickeln. » Um die erste Frage zu beantworten, wurde hauptsächlich mit Autodesk, einer US-Software, und mit General Motors kommuniziert. Durch Gewichtseinsparung der generierten Teile und einer geringeren Entwicklungszeit, sei es für die Zukunft vielversprechend. Die Teile seien jedoch noch nicht massenproduktionstauglich. Dies liegt am Zusatzzeitaufwand in der Produktion, welches durch das 3D-Drucken entsteht. Ein eigenes Teil zu entwickeln, erwies sich als komplexer als erwartet. Wichtig war, alle Rahmenbedingungen korrekt und präzise zu definieren. Zudem gelang es nur schwer, Personen ausfindig zu machen, welche sich mit dem generativen Design genug gut auskannten, um Fragen zu beantworten. Letztlich wurden mit dem gewählten Design erstaunliche Gewichtsersparnisse von über 30 Prozent ermöglicht. Philip Wilds Fazit: «Somit zeigt meine Maturaarbeit eine Möglichkeit für zukünftige Ingenieursentwicklungen auf.»

Claus Hofmann in Zusammenarbeit mit Nina Signer, Catharina Näppi und Philip Wild

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