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17.05.2021

Der unhöfliche Preis

17.05.2021
Beitrag in der Rubrik «U20» der Zuger Zeitung vom 17. Mai 2021

Beitrag in der Rubrik «U20» der Zuger Zeitung vom 17. Mai 2021

Was gibt es Schöneres als den Anblick seiner Geschenke am Geburtstag? Voller Vorfreude wende ich mich den liebevoll verpackten Geschenken zu, die etwas Geheimnisvolles, gar Magisches ausstrahlen. Wie immer lasse ich mir beim Auspacken genügend Zeit, denn wieso hasten, wenn es der beste Moment ist? Ganz unerwartet komme ich in eine unangenehme Situation: An dem Geschenk, das ich soeben ausgepackt habe, befindet sich ein Preisschild! Besorgt fällt mein Blick auf die Person, die sich für mich etwas ganz Besonderes hat einfallen lassen und nur eines will: die Bestätigung, dass mir das Geschenk gefällt. Doch läuft die Person bereits rot an.

Wieso kann uns ein nicht entfernter Preis in eine solch peinliche Situation bringen? In unserer Kultur ist es unanständig, den Preis sichtbar auf dem Geschenk zu lassen. Und doch ist es uns allen schon einmal passiert. Wie kommt es aber, dass es in anderen Kulturen, so zum Beispiel in China, üblich ist und sogar unanständig wäre, den Preis nicht am Geschenk zu lassen? Was stört schon an einem Preis? Es ist eine Zahl, mehr nicht. Wenn wir shoppen, fällt der Blick sehr schnell auf das Preisschild. Ist es eben doch mehr als nur eine Zahl? Es ist eine Zahl, die den Wert der Ware ausdrückt. Wenn ich also ein Geschenk bekomme, dann möchte ich mich einfach darüber freuen, dass sich jemand die Mühe gemacht hat, das für mich perfekte Accessoire zu finden. Wir Menschen funktionieren so, dass wir es nicht lassen können, den Preis nicht anzuschauen. Wir wollen den Wert der Ware kennen. Wenn ich diesen einmal weiss, schaue ich das Geschenk ganz anders an. Ich habe eine zusätzliche Information erhalten, die ich eigentlich nicht haben möchte. Somit verliert dieser besondere Gegenstand seine geheimnisvolle Ausstrahlung.

Heutzutage ist es so, dass ich jederzeit den Preis meiner Geschenke ermitteln könnte. Doch diese Mühe mache ich mir nicht. Es ist genau das, was ein Geschenk ausmacht, nämlich, dass nicht dessen Wert interessiert. Das ist es, was ein Geschenk zu einem ganz speziellen, einzigartigen Gegenstand macht.

Hinweis
In der Kolumne «U20» äussern sich Schülerinnen und Schüler der Kantonsschule Zug zu einem frei gewählten Thema in der «Zuger Zeitung».

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