Navigieren auf Kantonsschule Zug KSZ

In­halts­na­vi­ga­ti­on auf die­ser Seite

Na­vi­ga­ti­on
  • Medienspiegel
  • Zuger Ma­tu­rand baut sein ei­ge­nes Alp­horn
17.02.2022

Zuger Ma­tu­rand baut sein ei­ge­nes Alp­horn

17.02.2022
Zuger Ma­tu­rand baut sein ei­ge­nes Alp­horn

In den Som­mer­fe­ri­en hat Micha We­se­mann einen Alp­horn­bau­er ken­nen­ge­lernt. In des­sen Ber­ner Werk­statt hat der 18-​Jährige spä­ter mit Un­ter­stüt­zung sein per­sön­li­ches Schwei­zer Tra­di­ti­ons­in­stru­ment an­ge­fer­tigt.

Bild Le­gen­de:
Micha We­se­mann mit dem selbst­ge­bau­ten Alp­horn vor der Kan­tons­schu­le Zug. Bild: Jan Pe­gor­a­ro (9. Fe­bru­ar 2022)

«Der erste Ton klang gar nicht mal so gut – es war früh mor­gens, da ist der An­satz noch nicht ideal», grinst Micha We­se­mann. Das än­der­te sich schnell: Mitt­ler­wei­le hat er mit sei­nem selbst­ge­bau­ten In­stru­ment be­reits für eine Ge­burts­tags­ge­sell­schaft und ver­schie­de­ne Nach­barn ge­spielt. Seine Phi­lo­so­phie: «Den Men­schen eine Freu­de be­rei­ten und Gott zur Ehre mu­si­zie­ren.» Er ist wohl der erste Zuger Kan­ti­schü­ler, der als Ma­tu­ra­ar­beit ein Alp­horn Marke Ei­gen­bau ge­schaf­fen hat.

Die Ge­schich­te sei­nes In­stru­ments be­ginnt 2019: Bei einem Ve­lo­un­fall bricht sich Micha We­se­mann das Schlüs­sel­bein. Das ver­un­mög­licht es ihm, wei­ter Po­sau­ne zu spie­len. Sein In­stru­men­tal­leh­rer Ro­land Da­hin­den dach­te wohl kur­zer­hand «Wenn dir das Leben Zi­tro­nen schenkt, mach Li­mo­na­de draus» und be­grüsst ihn zur nächs­ten Stun­de mit einem Alp­horn. Da für das Alp­horn statt der Schul­ter nur eine Hand be­nö­tigt wird, lehrt We­se­mann wäh­rend der Hei­lung das Tra­di­ti­ons­in­stru­ment. Sein ers­tes Stück: der «Bär­ner».

Durch Über­zeu­gungs­ar­beit in die Profi-​Werkstatt
Am 1. Au­gust des­sel­ben Jah­res trifft der 18-​Jährige per Zu­fall den Ber­ner Alp­horn­bau­er Jo­hann Schranz. Sie kom­men auf dem Vor­platz eines christ­li­chen Fe­ri­en­hau­ses im Has­li­berg ins Ge­spräch, als Schranz ein Ständ­chen spielt. Micha We­se­mann er­zählt von sei­ner Idee, und Schranz wil­ligt schliess­lich ein, ihm zu hel­fen. «Ich brauch­te aber ei­ni­ge Zeit, um ihn zu über­zeu­gen», sagt der Ma­tu­rand. Schranz ar­bei­tet nor­ma­ler­wei­se al­lein – und kam erst­mals zu We­se­mann in die Stadt Zug zum Znacht. Der Ma­tu­rand passt sich dem Pro­duk­ti­ons­rhyth­mus des pen­sio­nier­ten Schrei­ners an. Er fährt im Herbst 2021 zu ihm ins Ber­ner Ober­land, um nach einer Woche mit dem Alp­horn Num­mer 139 nach Hause zu fah­ren. «Für mich war es an­spruchs­voll, die ver­schie­de­nen Ar­beits­schrit­te zu ver­ste­hen, da Jo­hann immer an meh­re­ren Stel­len gleich­zei­tig baute, um keine Zeit zu ver­lie­ren», sagt We­se­mann.

Mit dem Re­sul­tat ist er sehr zu­frie­den: «Ich habe wirk­lich Freu­de daran – auch, dass ich nun etwas Hand­fes­tes aus der Schul­zeit mit­neh­men kann!» Sein Alp­horn ist be­reits mit einer Art per­sön­li­chem Logo ver­se­hen: Das Zuger Wap­pen mit dem Schwei­zer­kreuz, be­glei­tet von Chrie­si, Edel­weiss und En­zi­an schmückt den Schall­be­cher. Die In­schrift «Psalm 150» ver­weist auf den letz­ten Bi­bel­psalm: «Lobe den Herrn mit Hörner-​Schall» – pas­send zu der er­wähn­ten Phi­lo­so­phie des Ma­tu­ran­den. Damit das Alp­horn schön klingt, ist Mass­ar­beit er­for­der­lich. Der Stamm der Ha­sel­fich­te, der erst ab 1000 Me­tern Höhe an­zu­tref­fen ist und aus dem schon Stra­di­va­ri Streich­in­stru­men­te ge­baut hat, wird zu­erst zwei­ge­teilt und mit­tels Press­luft­meis­sel auf nur sechs Mil­li­me­ter Wand­di­cke aus­ge­höhlt.

Her­stel­lungs­ver­fah­ren re­cher­chiert
«Bei einem Alp­horn wird der Ton mit der Zeit immer bes­ser, da das Holz immer wei­cher wird», weiss We­se­mann. Um das dünne Rohr zu schüt­zen, um­man­telt es der Alp­horn­bau­er mit so­ge­nann­tem Ped­dig­rohr von der Rat­tan­pal­me aus Asien. Frü­her ver­wen­de­te man dazu noch ein­hei­mi­sche Bir­ken­rin­de, die we­ni­ger halt­bar und bieg­sam ist. Diese In­for­ma­tio­nen re­cher­chier­te der Stadt­zu­ger für seine Ar­beit, un­ter­stützt durch sei­nen Be­treu­er Chris­ti­an Hunn, Fach­leh­rer für an­ge­wand­tes Ge­stal­ten. Hunn regte dazu an, zu­sätz­lich eine so­ge­nann­te Ex­plo­si­ons­zeich­nung zu ma­chen, was bis anhin weder im In­ter­net noch in einem Buch zu fin­den sei. Die Prä­sen­ta­ti­on sei­ner Ma­tu­ra­ar­beit hat Micha We­se­mann noch vor sich: Sie fin­det am 9. März statt. Mit der Ma­tu­ra im Sack möch­te er dann mit der Po­sau­ne bei der Mi­li­tär­mu­sik an­tre­ten. Was er da­nach stu­die­ren wird, ist noch offen: «Aus­ser Spra­chen kann ich mir alles vor­stel­len», schmun­zelt We­se­mann. Wenn er nicht den «Bär­ner» auf dem Alp­horn oder Jazz und Klas­sik auf der Po­sau­ne spielt, hört er üb­ri­gens am liebs­ten John­ny Cash.

Be­richt Zuger Zei­tung: Fa­bi­an Gub­ser

Do­ku­men­te

Weitere Informationen

hid­den place­hol­der

hid­den place­hol­der

Fusszeile

Deutsch