Der Unruhestand
Der Unruhestand - Alkohol im Alter
Gemeinhin freut man sich auf das Alter, mindestens wenn man es erst noch vor sich hat und sich noch guter Gesundheit erfreut. Die Kinder sind erwachsen, das stressige Erwerbsleben liegt hinter einem und man kann sich all dem zuwenden, was man jahrelang zurückstellen musste.
Heutzutage erreichen immer mehr Menschen ein hohes Lebensalter und haben nach der Pensionierung noch viele aktive Jahre vor sich, wenn auch körperliche Verfassung, Mobilität, geistige Fähigkeiten, finanzielle Bedingungen und soziales Umfeld sehr unterschiedlich ausfallen mögen.
Andererseits kommen aber auch neue Belastungen auf einen zu; kleinere Gebrechen und Krankheiten, der Tod von Nahestehenden, nachlassende Kräfte und Fähigkeiten, aber auch Einsamkeit, Langeweile, Nicht-mehr-gefragt-Sein in der Berufswelt und Anderes.
Diese Art von Belastungen können auch schon Mal dazu führen, dass man sich ein Gläschen mehr gönnt als früher. Schneller als einem lieb ist, wird daraus eine Gewohnheit, die sich nicht mehr ganz so einfach ablegen lässt. Statistiker schätzen, dass jede dritte Person mit Alkoholproblemen diese erst nach der Pensionierung entwickelt haben.
Dabei gilt es - gerade für das Alter - einiges zu berücksichtigen: So nimmt zum Beispiel mit dem Älterwerden der Wasseranteil im Körpergewebe ab, was bedeutet, dass der Alkohol stärker wirkt. Zudem entwickelt sich auch leichter eine Abhängigkeit und es kommt schneller zu körperlichen Schädigungen durch das Trinken. Nicht zuletzt steigt auch das Risiko für Unfälle in Haushalt oder Verkehr.
Schliesslich brauchen ältere Leute häufiger Medikamente, so dass mit dem Arzt oder der Apotheke zu klären ist, wie sich diese mit Alkohol vertragen. Alkohol selber hat einen ungünstigen Einfluss auf verschiedene Krankheiten wie Bluthochdruck, Diabetes, Leberleiden, Verdauungsstörungen u.a.
Es gibt also genügend Gründe, gerade im Alter Vorsicht walten zu lassen im Umgang mit Alkohol. Und falls schon Probleme bestehen: Es ist nie zu spät, die Trinkgewohnheiten zu verändern. Es gibt gute Behandlungserfolge gerade auch bei älteren Menschen. Ein Ausstieg bringt in jedem Fall mehr Lebensqualität zurück.
Marco Bilgerig ist Mitarbeiter der Suchtberatung