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Ge­richts­pra­xis

Staats-​ und Ver­wal­tungs­recht

Ver­fah­rens­recht

Bau- und Pla­nungs­recht

Um­welt­recht

So­zi­al­ver­si­che­rung

§ 6 EG KVG; § 7 EG KVG; Art. 2 Abs. 2 KVAG; aArt. 12 Abs. 2 KVG
Art. 16 ATSG; Art. 28a Abs. 2 und 3 IVG
Art. 9 Abs. 2 UVV
Art. 39 UVG; 50 UVV

Art. 30 Abs. 1 AVIG; Art. 26 AVIV; Art. 30 Abs. 3 AVIG i.V.m. Art. 45 Abs. 3 AVIV

Re­ges­te:

Art. 30 Abs. 1 AVIG; Art. 26 AVIV; Art. 30 Abs. 3 AVIG i.V.m. Art. 45 Abs. 3 AVIV – Ein­stel­lung in der An­spruchs­be­rech­ti­gung bei nicht frist­ge­recht ein­ge­reich­ten Ar­beits­be­mü­hun­gen für eine Kon­troll­pe­ri­ode (Erw. 2.1 und Erw. 3.2.2). Die Be­mes­sung der Ein­stel­lungs­dau­er rich­tet sich nach dem Ver­schul­den (Erw. 2.3). Das So­zi­al­ver­si­che­rungs­ge­richt kann aus trif­ti­gen Grün­den von Ver­wal­tungs­wei­sun­gen ab­wei­chen (Erw. 2.4.1 ff.). In casu drängt sich an­ge­sichts der mi­ni­mals­ten Ver­spä­tung von 8 Stun­den und 33 Mi­nu­ten eine Re­duk­ti­on der Ein­stell­dau­er von zwei auf einen Tag auf (Erw. 3.3).

Aus dem Sach­ver­halt:

A. Der Ver­si­cher­te A., Jahr­gang 1960, mel­de­te sich am 18. März 2015 beim Re­gio­na­len Ar­beits­ver­mitt­lungs­zen­trum (RAV) Zug zur Ar­beits­ver­mitt­lung, am 19. März 2015 bei der Ar­beits­lo­sen­kas­se zum Bezug einer Ar­beits­lo­sen­ent­schä­di­gung an. Zuvor ar­bei­te­te er vom 1. Juli 2010 bis zum 28. Fe­bru­ar 2015 als Ge­schäfts­füh­rer in einem Voll­pen­sum für die B. AG in Cham. Mit Ver­fü­gung vom 12. April 2016 teil­te das Amt für Wirt­schaft und Ar­beit (AWA) A. mit, er werde ge­stützt auf Art. 26 Abs. 2 AVIV wegen feh­len­der Ar­beits­be­mü­hun­gen im Monat März 2016 wäh­rend zwei­er Tage in der An­spruchs­be­rech­ti­gung ein­ge­stellt. Bei der Fest­le­gung der Höhe der Ein­stell­ta­ge sei be­rück­sich­tigt wor­den, dass der Nach­weis der Ar­beits­be­mü­hun­gen le­dig­lich we­ni­ge Tage zu spät ein­ge­reicht wor­den sei und dass er sich bis anhin ta­del­los ver­hal­ten habe. Die ein­ge­reich­ten Ar­beits­be­mü­hun­gen seien zudem als ge­nü­gend zu qua­li­fi­zie­ren. Am 29. April 2016 wand­te sich A. mit einen Wie­der­erwä­gungs­ge­such an das AWA und teil­te mit, er habe die Frist lei­der um ca. 8.5 Stun­den ver­passt. Mit E-​Mail vom 2. Mai 2016 teil­te das AWA dem Ver­si­cher­ten mit, man habe sein Wie­der­erwä­gungs­ge­such ge­prüft und werde an der Ver­fü­gung fest­hal­ten. Daher werde seine Ein­ga­be im Sinne einer Ein­spra­che an die zu­stän­di­ge Stel­le wei­ter­ge­lei­tet. Mit Ein­spra­che­ent­scheid vom 24. Juni 2016 wies das AWA die Ein­spra­che unter Be­stä­ti­gung der Ver­fü­gung vom 12. April 2016 ab. Mit Ein­ga­be vom 19. Au­gust 2016 erhob A. gegen den Ein­spra­che­ent­scheid des AWA Ver­wal­tungs­ge­richts­be­schwer­de und be­an­trag­te, die Ein­stel­lung sei auf­zu­he­ben, zu­min­dest aber auf einen hal­ben Ta­ges­satz zu re­du­zie­ren.

Aus den Er­wä­gun­gen:

(...)

2.

2.1 Der Ver­si­cher­te, der Ver­si­che­rungs­leis­tun­gen be­an­spru­chen will, muss mit Un­ter­stüt­zung des zu­stän­di­gen Ar­beits­am­tes alles Zu­mut­ba­re un­ter­neh­men, um Ar­beits­lo­sig­keit zu ver­mei­den oder zu ver­kür­zen. Er muss seine Be­mü­hun­gen, eine neue Stel­le zu fin­den, denn auch nach­wei­sen kön­nen und trägt so­dann auch die Be­weis­last dafür, dass er alles ihm Zu­mut­ba­re un­ter­nom­men hat (vgl. Art. 17 Abs. 1 AVIG). Diese Be­stim­mung hält den im So­zi­al­ver­si­che­rungs­recht ver­an­ker­ten Grund­satz der Scha­den­min­de­rungs­pflicht fest, nach wel­chem ein Ver­si­cher­ter alles ihm Zu­mut­ba­re vor­zu­keh­ren hat, um den Ein­tritt des Ver­si­che­rungs­fal­les zu ver­hü­ten bzw. den Scha­den zu min­dern (vgl. dazu Ger­hard Ger­hards, Kom­men­tar zum Ar­beits­lo­sen­ver­si­che­rungs­ge­setz AVIG, Bd. I, Bern 1987, Art. 17 N 6 ff. mit zahl­rei­chen Hin­wei­sen). Ver­letzt der Ver­si­cher­te seine Scha­den­min­de­rungs­pflicht, so ist dies im Re­gel­fall mit einer Ein­stel­lung in der An­spruchs­be­rech­ti­gung nach Art. 30 Abs. 1 AVIG zu ahn­den. Mit der Ein­stel­lungs­re­ge­lung soll eine miss­bräuch­li­che In­an­spruch­nah­me der Ar­beits­lo­sen­ver­si­che­rung ver­hin­dert wer­den. Die Ein­stel­lung in der An­spruchs­be­rech­ti­gung hat nicht den Cha­rak­ter einer Stra­fe im Sinne des Straf­rechts, son­dern den­je­ni­gen einer ver­wal­tungs­recht­li­chen Sank­ti­on mit dem Zweck, der Ge­fahr miss­bräuch­li­cher In­an­spruch­nah­me der Ar­beits­lo­sen­ver­si­che­rung zu be­geg­nen. Ein wei­te­rer Zweck der Ein­stel­lung ist die an­ge­mes­se­ne Mit­be­tei­li­gung der ver­si­cher­ten Per­son am Scha­den, den sie durch ihr pflicht­wid­ri­ges Ver­hal­ten der Ar­beits­lo­sen­ver­si­che­rung na­tür­lich und ad­äquat kau­sal ver­ur­sacht hat (Erwin Murer/ Hans-​Ulrich Stauf­fer, Recht­spre­chung des Bun­des­ge­richts zum AVIG, 4. Auf­la­ge, Zü­rich/ Basel/ Genf 2013, S. 160 und die dort zi­tier­ten Ent­schei­de). Nach Art. 30 Abs. 1 lit. c AVIG ist der Ver­si­cher­te in der An­spruchs­be­rech­ti­gung unter an­de­rem dann ein­zu­stel­len, wenn er sich nicht ge­nü­gend um zu­mut­ba­re Ar­beit be­müht. Die­ser Tat­be­stand ist als er­füllt an­zu­se­hen, wenn die vom RAV ein­ver­lang­ten Un­ter­la­gen nicht bzw. nicht recht­zei­tig be­schafft wer­den (AVIG-​Praxis ALE, Stand Ja­nu­ar 2016, D72, Zif­fer 1.E).

2.2 Nach Art. 26 Abs. 1 AVIV muss sich eine ver­si­cher­te Per­son ge­zielt um Ar­beit be­mü­hen, in der Regel in Form einer or­dent­li­chen Be­wer­bung. Sie muss den Nach­weis der Ar­beits­be­mü­hun­gen für jede Kon­troll­pe­ri­ode spä­tes­tens am fünf­ten Tage des fol­gen­den Mo­nats oder am ers­ten auf die­sen Tag fol­gen­den Werk­tag ein­rei­chen. Die Ar­beits­be­mü­hun­gen wer­den nicht mehr be­rück­sich­tigt, wenn diese Frist ver­stri­chen ist und keine ent­schuld­ba­ren Grün­de vor­ge­bracht wer­den kön­nen (Art. 26 Abs. 2 AVIV). Nach Abs. 3 der be­sag­ten Ver­ord­nungs­be­stim­mung wer­den die Ar­beits­be­mü­hun­gen von der zu­stän­di­gen Amts­stel­le mo­nat­lich über­prüft.

2.3 Sind Ver­stös­se gegen die ob­ge­nann­ten Pflich­ten zu sank­tio­nie­ren, so dau­ert die Ein­stel­lung in der An­spruchs­be­rech­ti­gung nach Art. 30 Abs. 3 AVIG i.V.m. Art. 45 Abs. 3 AVIV bei leich­tem Ver­schul­den ein bis 15 Tage, bei mit­tel­schwe­rem Ver­schul­den 16 bis 30 Tage und bei schwe­rem Ver­schul­den 31 bis 60 Tage. Nach dem Ge­sag­ten rich­tet sich die Be­mes­sung der Ein­stel­lungs­dau­er somit nach dem Ver­schul­den unter Be­rück­sich­ti­gung der per­sön­li­chen Ver­hält­nis­se der ver­si­cher­ten Per­son, wobei alle Um­stän­de des kon­kre­ten Ein­zel­falls zu be­rück­sich­ti­gen sind. Ver­schul­dens­min­dern­de Um­stän­de kön­nen die Be­weg­grün­de des Ver­si­cher­ten, die Be­gleit­um­stän­de wie das Ver­hal­ten des Ar­beit­ge­bers oder der Ar­beits­kol­le­gen, aber auch das Alter, fa­mi­liä­re Pro­ble­me, miss­li­che fi­nan­zi­el­le Ver­hält­nis­se oder die be­grün­de­te Hoff­nung auf eine Neu­an­stel­lung, schliess­lich gar ir­ri­ge An­nah­men zum Sach­ver­halt, wie ein Irr­tum be­züg­lich einer Zu­si­che­rung einer neuen An­stel­lung, sein (Jac­que­line Cho­pard, Die Ein­stel­lung in der An­spruchs­be­rech­ti­gung, Zü­rich 1998, S. 167; AVIG-​Praxis ALE D64).

2.4

2.4.1 Ver­wal­tungs­wei­sun­gen rich­ten sich an die Durch­füh­rungs­stel­len und sind für das So­zi­al­ver­si­che­rungs­ge­richt nicht ver­bind­lich. Die­ses soll sie bei sei­ner Ent­schei­dung aber be­rück­sich­ti­gen, so­fern sie eine dem Ein­zel­fall an­ge­pass­te und ge­recht wer­den­de Aus­le­gung der an­wend­ba­ren ge­setz­li­chen Be­stim­mun­gen zu­las­sen. Das Ge­richt weicht nicht ohne trif­ti­gen Grund von Ver­wal­tungs­wei­sun­gen ab, wenn diese eine über­zeu­gen­de Kon­kre­ti­sie­rung der recht­li­chen Vor­ga­ben dar­stel­len. In­so­fern wird dem Be­stre­ben der Ver­wal­tung, durch in­ter­ne Wei­sun­gen eine rechts­glei­che Ge­set­zes­an­wen­dung zu ge­währ­leis­ten, Rech­nung ge­tra­gen (BGE 133 V 587 Erw. 6.1 und 133 V 257 Erw. 3.2 mit Hin­wei­sen). Ein Ein­grei­fen des So­zi­al­ver­si­che­rungs­rich­ters in das Er­mes­sen der Ver­wal­tung recht­fer­tigt sich mit­hin nur dann, wenn ein Er­mes­sens­miss­brauch ge­ge­ben ist, d.h. wenn sich die Ver­wal­tung von un­sach­li­chen und zweck­frem­den Er­wä­gun­gen hat lei­ten las­sen oder all­ge­mei­ne Rechts­prin­zi­pi­en wie das Will­kür­ver­bot oder das Ver­bot rechts­un­glei­cher Be­hand­lung, aber auch das Gebot von Treu und Glau­ben oder den Grund­satz der Ver­hält­nis­mäs­sig­keit miss­ach­tet hat (vgl. BGE 123 V 150 Erw. 2 mit wei­te­ren Hin­wei­sen; vgl. auch das Ur­teil des Eid­ge­nös­si­schen Ver­si­che­rungs­ge­richts [EVG] C 127/06 vom 14. Sep­tem­ber 2006 Erw. 4.2).

2.4.2 Das Staats­se­kre­ta­ri­at für Wirt­schaft (seco) hat im Kreis­schrei­ben über die Ar­beits­los­ent­schä­di­gung (KS ALK, ab 2013 er­setzt durch die AVIG-​Praxis ALE) unter der Zif­fer D72 einen Ein­stell­ras­ter für die Ein­stel­lung der An­spruchs­be­rech­ti­gung er­las­sen. Zif­fer 1 re­gelt die Sank­tio­nen bei un­ge­nü­gen­den Ar­beits­be­mü­hun­gen, Zif­fer 1.E bei zu spät ein­ge­reich­ten Ar­beits­be­mü­hun­gen. Bei die­sem Tat­be­stand wird schliess­lich un­ter­schie­den, ob die Ar­beits­be­mü­hun­gen erst-, zweit-​ oder dritt­mals zu spät ein­ge­reicht wur­den. Reicht ein Ver­si­cher­ter seine Ar­beits­be­mü­hun­gen zum ers­ten Mal zu spät ein, liegt ein leich­tes Ver­schul­den vor, wofür eine Ein­stell­dau­er von fünf bis neun Tagen vor­ge­se­hen ist (Zif­fer 1). Die­ser Ein­stell­ras­ter ent­bin­det die ver­fü­gen­de Stel­le je­doch nicht per se von der Pflicht, das Ver­hal­ten der ver­si­cher­ten Per­son unter Be­rück­sich­ti­gung aller we­sent­li­chen Um­stän­de des Ein­zel­falls, d.h. der ob­jek­ti­ven und sub­jek­ti­ven Ge­ge­ben­hei­ten, zu wür­di­gen und eine dem Ver­schul­den an­ge­mes­se­ne Sank­ti­on fest­zu­set­zen (Ur­teil des Bun­des­ge­richts 8C_285/ 2011 vom 22. Au­gust 2011 Erw. 3.2.1 mit Hin­wei­sen).

2.4.3 Das Bun­des­ge­richt hat im Ur­teil 8C_2/2012 vom 14. Juni 2012 ent­schie­den, dass eine erst­ma­li­ge, nur knapp (in casu um fünf Tage) ver­spä­te­te Ein­rei­chung der Ar­beits­be­mü­hun­gen einer bis anhin sich ta­del­los ver­hal­ten­den Ver­si­cher­ten ein Ab­wei­chen vom Ein­stell­ras­ter recht­fer­tigt. Es wurde eine Re­duk­ti­on von fünf auf einen Ein­stell­tag vor­ge­nom­men (vgl. dazu auch AVIG-​Praxis ALE D33a). Im Ur­teil des Ver­wal­tungs­ge­richts des Kan­tons Zug S 2013 109 vom 26. Sep­tem­ber 2013 ging es um per Post ver­sand­te Ar­beits­be­mü­hun­gen, wobei der Brief­um­schlag einen Da­tums­stem­pel vom 8. Juli 2013 trug und am 10. Juli 2013 beim RAV ein­ge­gan­gen war. Das Ver­wal­tungs­ge­richt re­du­zier­te die vom Amt ver­füg­te Ein­stel­lung von fünf Tagen unter Be­rück­sich­ti­gung des in­di­vi­du­el­len Ver­schul­dens­gra­des und der kon­kre­ten Um­stän­de des Ein­zel­fal­les auf zwei Tage. Mit Ur­teil S 2016 168 vom 18. Fe­bru­ar 2016 er­ach­te­te das Ver­wal­tungs­ge­richt in An­leh­nung an den ge­nann­ten bun­des­ge­richt­li­chen Ent­scheid ein ver­spä­te­tes Ein­rei­chen der Ar­beits­be­mü­hun­gen um acht Tage als im Sinne der höchst­rich­ter­li­chen Pra­xis immer noch eher knapp und wich in­so­weit vom Ein­stell­ras­ter des seco ab, als es eine Re­duk­ti­on auf drei Ein­stell­ta­ge vor­nahm. Im Ur­teil S 2016 46 vom 7. Juni 2016, Er­wä­gung 4.2, er­wähn­te das Ge­richt schliess­lich, dass «selbst ein Ein­rei­chen des Nach­wei­ses am 7. oder 8. Ja­nu­ar 2016 [...] eine Sank­ti­on zur Folge ge­habt [hätte], im Lich­te des mehr­fach zi­tier­ten Bun­des­ge­richts­ent­schei­des al­ler­dings le­dig­lich im Rah­men einer Ein­stell­dau­er von einem Tag».

3.

3.1 Fest steht, dass der Be­schwer­de­füh­rer als Be­zü­ger von Ar­beits­lo­sen­gel­dern ver­pflich­tet ist, mo­nat­lich quan­ti­ta­tiv und qua­li­ta­tiv ge­nü­gen­de Ar­beits­be­mü­hun­gen zu er­brin­gen und diese zu­han­den der zu­stän­di­gen Amts­stel­le zu be­le­gen. Fakt ist als­dann, dass der Be­schwer­de­füh­rer am 23. März 2016 ein Be­ra­tungs­ge­spräch mit dem Per­so­nal­be­ra­ter des RAV wahr­nahm. Dabei wurde ge­mäss Ge­sprächs­pro­to­koll eine neue Ziel­ver­ein­ba­rung – der Be­schwer­de­füh­rer soll­te sich mehr auf aus­ge­schrie­be­ne Stel­len be­wer­ben und le­dig­lich zwei Drit­tel der Be­mü­hun­gen auf Netz­werk­ba­sis oder mit­tels Spon­tan­be­wer­bun­gen tä­ti­gen – ge­trof­fen (...). Das frag­li­che Nach­weis­for­mu­lar («Nach­weis der per­sön­li­chen Ar­beits­be­mü­hun­gen») für den Monat März 2016, vom Be­schwer­de­füh­rer per­sön­lich un­ter­zeich­net, trägt das Datum des 5. April 2016. Es wurde dem RAV als An­la­ge der E-​Mail-Nachricht vom 6. April 2016, 8.33 Uhr, zu­ge­stellt. In der E-​Mail-Nachricht selbst wies der Be­schwer­de­füh­rer le­dig­lich auf die An­la­ge hin (...). Es steht somit fest, dass der Nach­weis der per­sön­li­chen Ar­beits­be­mü­hun­gen im Monat März 2016 erst am 6. April 2016 und damit einen Tag zu spät er­folg­te, der Be­schwer­de­füh­rer seine Such­be­mü­hun­gen mit­hin nicht recht­zei­tig be­leg­te. So­weit der Be­schwer­de­füh­rer den (teil­wei­sen) Nach­weis der Ar­beits­be­mü­hun­gen be­reits im Zeit­punkt des Be­ra­tungs­ge­sprächs vom 23. März 2016 zu kon­stru­ie­ren ver­sucht, ist ihm zu ent­geg­nen, dass dem ent­spre­chen­den Ge­sprächs­pro­to­koll (...) kei­ner­lei kon­kre­ten An­ga­ben zu den im Monat März 2016 er­fol­gen Ar­beits­be­mü­hun­gen ent­hält, wes­halb das Vor­brin­gen des Be­schwer­de­füh­rers nicht zu hören ist.

3.2

3.2.1 Somit er­folg­te der Nach­weis der per­sön­li­chen Ar­beits­be­mü­hun­gen für den Monat März 2016 erst am 6. April 2016 und damit einen Tag zu spät, der Be­schwer­de­füh­rer be­leg­te seine Such­be­mü­hun­gen mit­hin nicht recht­zei­tig. Die ver­spä­tet nach­ge­wie­se­nen Ar­beits­be­mü­hun­gen im Kon­troll­mo­nat März 2016 wer­den daher ge­mäss Art. 26 Abs. 2 AVIV (vgl. den ent­spre­chen­den Hin­weis auf dem vom Be­schwer­de­füh­rer aus­ge­füll­ten For­mu­lar «Nach­weis der per­sön­li­chen Ar­beits­be­mü­hun­gen» für den Monat März 2016, ...) nicht mehr be­rück­sich­tigt, so­fern nicht ein ent­schuld­ba­rer Grund vor­liegt. Hier­zu bringt der Be­schwer­de­füh­rer vor, er habe Ende März/An­fang April 2016 eine hek­ti­sche Zeit ge­habt, da er am 30. März 2016 für ein Vor­stel­lungs­ge­spräch nach Ca­ra­glio, Ita­li­en, habe rei­sen müs­sen. Am 31. März 2016 habe dann das Ge­spräch statt­ge­fun­den; noch glei­chen­tags sei er wie­der nach Hü­nen­berg zu­rück­ge­fah­ren. Zudem habe er am 5. April 2016 am Abend ein In­ter­net­pro­blem ge­habt, wel­ches erst am Mor­gen des 6. April 2016 habe ge­löst wer­den kön­nen. Be­reits am 23. März 2016 habe er aber ein Be­ra­tungs­ge­spräch mit dem Per­so­nal­be­ra­ter des RAV ge­habt; wäre sein For­mu­lar da­mals leer ge­we­sen, hätte die­ser si­cher­lich schon da­mals in­ter­ve­niert.

3.2.2 Zu Recht wies die Be­schwer­de­geg­ne­rin im an­ge­foch­te­nen Ein­spra­che­ent­scheid und in der Ver­nehm­las­sung an das Ver­wal­tungs­ge­richt dar­auf hin, dass der Be­schwer­de­füh­rer im Zeit­punkt der Ab­ga­be des For­mu­lars, d.h. am Mor­gen des 6. April 2016, nicht er­wähnt habe, dass er am Vor­abend ein In­ter­net­pro­blem zu be­wäl­ti­gen ge­habt habe. Die Tat­sa­che, dass der Be­schwer­de­füh­rer dies erst am 29. April 2016, d.h. nach Er­lass der Ein­stel­lungs­ver­fü­gung, erst­mals vor­brach­te, spricht eher dafür, dass er die ver­spä­te­te Ab­ga­be des For­mu­lars nach­träg­lich zu recht­fer­ti­gen ver­such­te. Der mit der Be­schwer­de ein­ge­reich­te, un­da­tier­te Ser­vice­rap­port, wo­nach der Be­schwer­de­füh­rer seit Mo­na­ten WLAN-​Probleme und DSL-​Unterbrüche ge­habt habe, ver­mag nicht zu be­le­gen, dass die­ser am Abend des 5. April 2016 über kein In­ter­net ver­füg­te. Sel­bi­ges gilt für das Schrei­ben «Un­ter­bruch der Swiss­com­lei­tung» der Al­fred Mül­ler AG, wel­ches le­dig­lich be­stä­tigt, dass die Swiss­com­lei­tung am 27. Sep­tem­ber 2016 von 9.00 Uhr bis 15.00 Uhr wegen Rück­bau­ar­bei­ten un­ter­bro­chen war (...). Nach­dem der Be­schwer­de­füh­rer im Zeit­punkt der Ab­ga­be des For­mu­lars kei­ner­lei In­ter­net­pro­ble­me er­wähnt hatte und sol­ches auch mit den vom Be­schwer­de­füh­rer ein­ge­reich­ten Un­ter­la­gen nicht be­legt wer­den kann, ist im vor­lie­gen­den Fall nicht mit dem im So­zi­al­ver­si­che­rungs­recht gel­ten­den Be­weis­grad der über­wie­gen­den Wahr­schein­lich­keit er­stellt, dass er das For­mu­lar am 5. April 2016 wegen In­ter­net­pro­ble­men nicht ab­sen­den konn­te. Auch die Tat­sa­che al­lein, dass der Be­schwer­de­füh­rer sich bis anhin ta­del­los ver­hal­ten hat, ver­mag ent­ge­gen des­sen An­sicht nicht aus­zu­schlies­sen, dass es sich bei sei­ner Aus­sa­ge, es sei am 5. April 2016 zu einem In­ter­net­pro­blem ge­kom­men, nicht doch um eine Schutz­be­haup­tung han­deln könn­te. Die Be­weis­re­gel «in dubio pro reo» ist straf­pro­zes­sua­ler Natur und kommt vor­lie­gend ent­ge­gen der An­sicht des Be­schwer­de­füh­rers nicht zur An­wen­dung. Viel­mehr trägt der Be­schwer­de­füh­rer die Be­weis­last für das Be­stehen ent­schuld­ba­rer Grün­de für die Ver­spä­tung des Nach­wei­ses der Ar­beits­be­mü­hun­gen, will er doch dar­aus Rech­te im Sinne eines Ab­se­hens von Ein­stel­lungs­ta­gen ab­lei­ten. Was im Wei­te­ren die Reise nach Ita­li­en be­trifft, war der Be­schwer­de­füh­rer nach ei­ge­nen An­ga­ben be­reits am 31. März 2016 wie­der zu­rück in Hü­nen­berg; er hätte somit ge­nü­gend Zeit ge­habt, das For­mu­lar bis zum 5. April 2016 ab­zu­schi­cken. An­de­re Recht­fer­ti­gungs­grün­de sind aus den Akten nicht er­sicht­lich und wer­den vom Be­schwer­de­füh­rer auch nicht gel­tend ge­macht. So­weit die Be­schwer­de­geg­ne­rin dem Be­schwer­de­füh­rer vor dem Hin­ter­grund des obig dar­ge­leg­ten Sach­ver­halts eine Ver­let­zung der Frist nach Art. 26 Abs. 2 AVIV vor­hält, ver­letzt sie somit kein Recht. An­ge­sichts der nicht frist­ge­recht ein­ge­reich­ten Ar­beits­be­mü­hun­gen für die Kon­troll­pe­ri­ode März 2016 ist die Ein­stel­lung in der An­spruchs­be­rech­ti­gung ge­stützt auf Art. 30 Abs. 1 lit. c AVIG grund­sätz­lich kor­rekt er­folgt. Die Be­schwer­de­geg­ne­rin war auch nicht ver­pflich­tet, den Be­schwer­de­füh­rer vor Er­lass der Ein­stel­lungs­ver­fü­gung an­zu­hö­ren (vgl. Art. 42 Satz 2 ATSG). Zu prü­fen bleibt noch, ob die er­folg­te Sank­tio­nie­rung als recht-​ und ver­hält­nis­mäs­sig zu qua­li­f­zie­ren ist.

3.3 Es ist un­strei­tig, dass der Be­schwer­de­füh­rer bis anhin noch nie gegen die seine Scha­den­min­de­rungs­pflicht ver­stos­sen hat. Na­ment­lich hat er den Nach­weis sei­ner Ar­beits­be­mü­hun­gen jeden Monat recht­zei­tig ein­ge­reicht. Eben­falls wird von der Be­schwer­de­geg­ne­rin be­stä­tigt, dass die am 6. April 2016 ein­ge­reich­ten Ar­beits­be­mü­hun­gen in quan­ti­ta­ti­ver und qua­li­ta­ti­ver Hin­sicht nicht zu be­an­stan­den waren. Die Ver­spä­tung von einem Tag bzw. von 8 Stun­den und 33 Mi­nu­ten ist im Wei­te­ren als mi­ni­mal zu qua­li­fi­zie­ren. Die Be­schwer­de­geg­ne­rin sank­tio­nier­te dies mit zwei Ein­stell­ta­gen und un­ter­schritt damit die Un­ter­gren­ze von fünf Tagen ge­mäss Ras­ter des seco. Damit steht fest, dass die Be­schwer­de­geg­ne­rin das Ver­schul­den des Be­schwer­de­füh­rers als sehr leicht qua­li­fi­zier­te. Dies zu Recht, be­steht doch der Zweck der Ein­stel­lung in der an­ge­mes­se­nen Mit­be­tei­li­gung der ver­si­cher­ten Per­son am Scha­den, den sie durch ihr pflicht­wid­ri­ges Ver­hal­ten der Ar­beits­lo­sen­ver­si­che­rung ver­ur­sacht hat. Auf­grund der vor­lie­gen­den, äus­serst knap­pen Ver­spä­tung drängt sich eine Ab­wei­chung vom Ein­stell­ras­ter des seco auf. Al­ler­dings kann die von der Be­schwer­de­geg­ne­rin ver­füg­te Ein­stell­dau­er von zwei Tagen an­ge­sichts der in Er­wä­gung 2.4.3. dar­ge­leg­ten Recht­spre­chung des Bun­des­ge­richts sowie des Ver­wal­tungs­ge­richts nicht be­stä­tigt wer­den, zumal die Ver­spä­tung schwer­lich noch knap­per hätte sein kön­nen, das RAV mit­hin am Mor­gen des 6. April 2016 im Be­sitz des frag­li­chen For­mu­lars war und auch der Ver­sand zu einem frü­he­ren Zeit­punkt des 6. April 2016 nichts an der Si­tua­ti­on ge­än­dert hätte. Zudem ist nach dem Ge­sag­ten ak­ten­kun­dig, dass sich der Be­schwer­de­füh­rer bis anhin ta­del­los ver­hal­ten hat, ihm ab­ge­se­hen von der vor­lie­gen­den ver­spä­te­ten Ein­rei­chung sei­ner Ar­beits­be­mü­hun­gen kein Fehl­ver­hal­ten vor­ge­wor­fen wer­den kann und er für die Kon­troll­pe­ri­ode März 2016 – so­wohl quan­ti­ta­tiv als auch qua­li­ta­tiv – ge­nü­gen­de Ar­beits­be­mü­hun­gen vor­ge­nom­men hatte. Unter Be­rück­sich­ti­gung der mi­ni­mals­ten Ver­säum­nis, des in­di­vi­du­el­len Ver­schul­dens­gra­des und der kon­kre­ten Um­stän­de des Ein­zel­fal­les recht­fer­tigt sich vor­lie­gend eine Re­duk­ti­on der Ein­stel­lung in der An­spruchs­be­rech­ti­gung von zwei Tagen auf einen Tag. Eine wei­te­re Re­duk­ti­on auf einen hal­ben Tag, wie dies vom Be­schwer­de­füh­rer be­an­tragt wird, drängt sich nicht auf und eine der­ar­ti­ge Ab­stu­fung ist im Üb­ri­gen weder prak­ti­ka­bel noch ge­setz­lich vor­ge­se­hen.

4. Zu­sam­men­fas­send ist im Sinne der vor­ste­hen­den Er­wä­gun­gen die Be­schwer­de teil­wei­se gut­zu­heis­sen und der Be­schwer­de­füh­rer für einen Tag in der An­spruchs­be­rech­ti­gung ein­zu­stel­len.

(...)

Ur­teil des Ver­wal­tungs­ge­richts vom 24. No­vem­ber 2016, S 2016 100.
Das Ur­teil ist rechts­kräf­tig.

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