Navigieren auf Kanton Zug

In­halts­na­vi­ga­ti­on auf die­ser Seite

Na­vi­ga­ti­on

Ge­richts­pra­xis

Staats-​ und Ver­wal­tungs­recht

Bau- und Pla­nungs­recht

Denk­mal­schutz

Han­dels­re­gis­ter

So­zi­al­ver­si­che­rungs­recht

Steu­er­recht

Art. 127 Abs. 2 BV, § 72 Abs. 2 StG
§ 193 Abs. 1 StG

Art. 5 Abs. 3 BV i.V.m. Art. 9 BV, § 190 Abs. 1 lit. a StG

Re­ges­te:

Art. 5 Abs. 3 BV i.V.m. Art. 9 BV – Prü­fun­gen der Vor­aus­set­zun­gen des Ver­trau­ens­schutzes bei einer Be­stä­ti­gung durch den Se­kre­tär einer Grund­stück­ge­winn­steu­er-​Kommission (Erw. 4).
§ 190 Abs. 1 lit. a StG – Vor­läu­fi­ge Ein­schät­zung des Ge­richts zur Pra­xis ver­schie­de­ner  Grundstückgewinnsteuer-​Kommissionen im Kan­ton Zug bei ge­misch­ten Schen­kun­gen (Erw. 5b)

Aus dem Sach­ver­halt:

Mit öf­fent­li­cher Ur­kun­de unter dem Titel «Kauf- und Schen­kungs­ver­trag ( Ge­misch­te Schen­kung) mit Nutz­nies­sung» vom 28. Juli 2015 über­trug A.B. ihre Lie­gen­schaft GS E in X. ihren bei­den Kin­dern F.G. und H.I.. In der Ur­kun­de wurde unter Punkt IV. 6. fest­ge­hal­ten, dass ge­mäss Be­stä­ti­gung der Grund­stück­ge­winn­steu­er­ab­tei­lung der Ein­woh­ner­ge­mein­de X. vom 9. Juli 2015 vor­aus­sicht­lich keine Grund­stück­ge­winn­steu­er an­fal­le. Mit Ver­an­la­gungs­ver­fü­gung für die Grund­stück­ge­winn­steu­er vom 17. März 2016 be­rech­ne­te die Grundstückgewinnsteuer-​Kommission der Ein­woh­ner­ge­mein­de X. (im Fol­gen­den: Re­kurs­geg­ne­rin) für das über­tra­ge­ne Grund­stück einen Grund­stück­ge­winn von Fr. 343'634.– und erhob dar­auf eine Grund­stück­ge­winn­steu­er in der Höhe von Fr. 44'741.15 von der Re­kur­ren­tin. Da­ge­gen wehr­te sich A.B. mit einer Ein­spra­che, wel­che am 24. März 2017 voll­um­fäng­lich ab­ge­wie­sen wurde. Gegen die­sen Ent­scheid wehr­te sich A.B. am 11. April 2017 beim Ver­wal­tungs­ge­richt.

Aus den Er­wä­gun­gen:

(…)

4. Die Re­kur­ren­tin rügt eine Ver­let­zung ihres be­rech­tig­ten Ver­trau­ens in eine be­hörd­li­che Aus­kunft.

(…)

b) Der Ver­trau­ens­schutz be­darf zu­nächst einer Ver­trau­ens­grund­la­ge, wor­un­ter das Ver­hal­ten eines staat­li­chen Or­gans zu ver­ste­hen ist, das beim be­trof­fe­nen Pri­va­ten bzw. bei einer an­de­ren Be­hör­de be­stimm­te Er­war­tun­gen aus­löst. Als Ver­trau­ens­grund­la­ge kom­men u.a. Ver­fü­gun­gen, Recht­set­zungs­ak­te, Raum­plä­ne sowie die Verwaltungs-​ oder Ge­richts­pra­xis in Frage. Ein be­son­ders wich­ti­ger An­wen­dungs­fall des Ver­trau­ens­schut­zes stel­len so­dann un­rich­ti­ge be­hörd­li­che Aus­künf­te und Zu­si­che­run­gen dar. Recht­spre­chungs­ge­mäss wird dabei vor­aus­ge­setzt, dass (a) die Be­hör­de die Aus­kunft vor­be­halt­los in einer kon­kre­ten Si­tua­ti­on mit Bezug auf be­stimm­te Per­so­nen er­teilt hat, (b) sie für die Er­tei­lung der be­tref­fen­den Aus­kunft zu­stän­dig war oder die recht­s­u­chen­de Per­son die Be­hör­de aus zu­rei­chen­den Grün­den als zu­stän­dig be­trach­ten durf­te, (c) die Un­rich­tig­keit der Aus­kunft nicht ohne Wei­te­res zu er­ken­nen war, (d) im Ver­trau­en auf die Rich­tig­keit der Aus­kunft Dis­po­si­tio­nen ge­trof­fen oder un­ter­las­sen wur­den, die nicht ohne Nach­teil rück­gän­gig ge­macht oder nach­ge­holt wer­den kön­nen, und (e) die re­le­van­te Rechts-​ und Sach­la­ge seit der Aus­kunfts­er­tei­lung keine Än­de­rung er­fah­ren hat (BGE 131 II 627 E. 6, BGE 129 I 161 E. 4.1; Tschan­nen/Zim­mer­li/Mül­ler, a.a.O., § 22 Rz. 10 ff.; Bea­tri­ce Weber-​Dürler, Ver­trau­ens­schutz im öf­fent­li­chen Recht, Basel 1983, S. 79 ff.). Selbst wenn diese Vor­aus­set­zun­gen er­füllt sind, muss das In­ter­es­se am Schutz des Ver­trau­ens in die un­rich­ti­ge Aus­kunft das In­ter­es­se an der rich­ti­gen Rechts­an­wen­dung über­wie­gen, damit die Be­ru­fung auf Treu und Glau­ben durch­drin­gen kann (Ur­teil des Bun­des­ge­richts 8C_332/2011 vom 11. Ok­to­ber 2011 E. 5.2, mit Hinw.; Ur­tei­le Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt A-793/2011 vom 20. Fe­bru­ar 2012 E. 4.2 und C-2335/2009 vom 28. März 2011 E. 2.5, je mit Hin­wei­sen).

Sind die er­wähn­ten Vor­aus­set­zun­gen er­füllt, wirkt sich der Ver­trau­ens­schutz da­hin­ge­hend aus, dass der Ver­trau­en­de kei­nen Nach­teil er­lei­den soll, ent­we­der indem die Be­hör­de an die Ver­trau­ens­grund­la­ge ge­bun­den wird oder indem ein Ent­schä­di­gungs­an­spruch ent­steht (Ur­tei­le Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt A-6403/2010 vom 7. April 2011 E. 5.1 und A-3109/2011 vom 20. Sep­tem­ber 2012 E. 5.3).

Äus­se­run­gen im Ver­kehr zwi­schen Be­hör­den und Pri­va­ten sind so zu in­ter­pre­tie­ren, wie die je­weils an­de­re Seite sie nach Treu und Glau­ben ver­ste­hen durf­te (Art. 5 Abs. 3 und Art. 9 BV: BGE 124 II 265 E. 4a; BGE 113 Ia 225 E. 1b/bb; BGE 126 II 97 E. 4b).

c) Die Re­kur­ren­tin stützt sich auf die Be­stä­ti­gung der Re­kurs­geg­ne­rin. Dabei han­delt es sich um ein Schrei­ben von J.K. der Ab­tei­lung Grund­stück­ge­winn­steu­er der Ein­woh­ner­ge­mein­de X. mit Datum vom 9. Juli 2015, wel­ches er an die Ur­kund­s­per­son der Ein­woh­ner­ge­mein­de X. und an die Ver­trags­par­tei­en rich­te­te. Es ent­hält fol­gen­den Text: «Für die vor­ge­se­he­ne Hand­än­de­rung: Ver­äus­se­rer: A.B., X, Ob­jekt: GS E; Preis Fr. 165'000.– zu­züg­lich Nutz­nies­sung auf Le­bens­zeit, wird ge­mäss § 187 ff (ins­be­son­de­re §§ 189, 190 bzw. 202) des Steu­er­ge­set­zes des Kan­tons Zug vom 25.05.2000 be­stä­tigt. Die Grund­stück­ge­winn­steu­er wird auf­ge­scho­ben.» Es fol­gen Un­ter­schrift und Name des Ver­fas­sers. Wie den Akten wei­ter ent­nom­men wer­den kann, war J.K. Se­kre­tär der Re­kurs­geg­ne­rin (Act.-GGSt X. 4 und 5). Hier hat somit ein Ver­tre­ter der Grundstückgewinnsteuer-​Kommission ge­gen­über der Re­kur­ren­tin – in fett her­vor­ge­ho­be­ner Schrift – eine vor­be­halt­lo­se Zu­si­che­rung mit Blick auf die Steu­er­fol­gen eines von der Re­kur­ren­tin be­ab­sich­ti­gen Rechts­ge­schäfts ab­ge­ge­ben. Der Be­hör­den­ver­tre­ter ist als Se­kre­tär der Re­kurs­geg­ne­rin zwei­fel­los auch die Per­son, die Aus­künf­te zu den Grund­stück­ge­winn­steu­ern in der Ein­woh­ner­ge­mein­de X. er­tei­len und Be­stä­ti­gun­gen dazu aus­stel­len kann. Wei­ter ist die Un­rich­tig­keit der Be­stä­ti­gung nicht ohne wei­te­res zu er­ken­nen. Das er­gibt sich nur schon dar­aus, dass die Zu­si­che­rung von einer Fach­per­son stamm­te und die Par­tei­en sich auch heute noch nicht einig sind, ob die Aus­kunft rich­tig war.

c/aa) Die Re­kurs­geg­ne­rin ist der Mei­nung, dass die Aus­kunft nicht vor­be­halt­los er­teilt wor­den sei. Es hand­le sich bei der Be­stä­ti­gung näm­lich nur um eine De­pot­be­stä­ti­gung für den vor­aus­sicht­li­chen mut­mass­li­chen Steu­er­be­trag ge­mäss § 202 StG. Diese De­pot­be­stä­ti­gung gebe sie immer vor­be­hält­lich der de­fi­ni­ti­ven Ver­an­la­gungs­ver­fü­gung ab. Die­ser Ein­wand ist un­be­hel­flich. Wie wohl jede an­de­re Per­son auch konn­te die Re­kur­ren­tin der Be­stä­ti­gung, so wie sie dar­ge­stellt und for­mu­liert wurde, nicht an­se­hen, dass es sich dabei um eine De­pot­be­stä­ti­gung han­del­te, die unter einem Vor­be­halt stand. Auch die Be­ru­fung der Re­kurs­geg­ne­rin auf § 202 StG ver­fängt nicht, denn die Be­stä­ti­gung wurde «ge­mäss den §§ 187 ff. (ins­be­son­de­re §§ 189, 190 bzw. 202)» des StG aus­ge­stellt. Pa­ra­graph 189 han­delt von den Steu­er­tat­be­stän­den, § 190 vom Steu­er­auf­schub und § 202 Abs. 2 vom Depot. Es könn­te somit mit glei­chem Recht ar­gu­men­tiert wer­den, dass die Be­stä­ti­gung im Hin­blick auf den Steu­er­auf­schub er­stellt wurde.

c/bb) Die Re­kurs­geg­ne­rin bringt wei­ter mehr­fach vor, dass nicht alle An­ga­ben vor­ge­le­gen hät­ten, als die Be­stä­ti­gung er­stellt wurde. Auch dies hilft ihr nicht wei­ter, denn hätte die­ser Ein­wand den Tat­sa­chen ent­spro­chen, hätte die Be­stä­ti­gung nicht vor­be­halt­los aus­ge­stellt wer­den dür­fen. Zudem ver­füg­te die Re­kurs­geg­ne­rin im Zeit­punkt, als die Be­stä­ti­gung aus­ge­stellt wurde, über die nö­ti­gen An­ga­ben zur Be­rech­nung der strit­ti­gen Nutz­nies­sung, näm­lich über den Kauf­preis (An­ga­be der Re­kur­ren­tin), Alter der Re­kur­ren­tin (aus den Steu­er­ak­ten), durch­schnitt­li­che Rest­le­bens­zeit der Re­kur­ren­tin (ge­mäss Le­bens­dau­er­ta­bel­len, wel­che bei der Re­kurs­geg­ne­rin zwei­fel­los vor­han­den sind). Die wei­te­ren Pa­ra­me­ter (Jah­res­er­trag, Kos­ten) hat die Re­kurs­geg­ne­rin so­dann ohne Rück­fra­ge bei der Re­kur­ren­tin auf­grund ei­ge­ner Über­le­gun­gen fest­ge­legt, wie aus dem Ein­spra­che­ent­scheid er­sicht­lich ist.

c/cc) Die Re­kurs­geg­ne­rin wen­det ein, sie könne auf diese Be­stä­ti­gung nicht be­haf­tet wer­den, da diese nicht mit einer Rechts­mit­tel­be­leh­rung ver­se­hen ge­we­sen sei. Die Re­kurs­geg­ne­rin ver­kennt, dass die­ser Punkt bei der Prü­fung der Vor­aus­set­zun­gen zur Gel­tend­ma­chung des Ver­trau­ens­schut­zes nicht ent­schei­dend ist. Re­le­vant ist hier ein­zig der Um­stand, dass eine hier­für zu­stän­di­ge Per­son ge­gen­über der Re­kur­ren­tin eine vor­be­halt­lo­se Zu­si­che­rung be­züg­lich der an­fal­len­den Grund­stück­ge­winn­steu­ern ge­macht hat. Dazu kommt Fol­gen­des: Selbst wenn es sich bei die­ser Be­stä­ti­gung um eine Ver­fü­gung ge­han­delt hätte, so kön­nen laut Bun­des­ge­richt form­lo­se Brie­fe ohne Rechts­mit­tel­be­leh­run­gen auch Ver­fü­gun­gen dar­stel­len (BGer 2C_244/2007 vom 10. Ok­to­ber 2007 E. 3.1). Aus einer feh­ler­haf­ten bzw. feh­len­den Rechts­mit­tel­be­leh­rung in einer Ver­fü­gung darf einer Par­tei je­doch grund­sätz­lich kein Nach­teil er­wach­sen, aus­ser wenn die Un­rich­tig­keit der Rechts­mit­tel­be­leh­rung ein­fach zu er­ken­nen war (BGE 124 I 255 E. 1). Hier er­hielt die Re­kur­ren­tin eine sie nicht be­las­ten­de Zu­si­che­rung von einer Steu­er­be­hör­de. In so einer Si­tua­ti­on er­war­tet keine steu­er­pflich­ti­ge Per­son eine Rechts­mit­tel­be­leh­rung, da sie gar kein In­ter­es­se daran hat, diese Zu­si­che­rung bei einer nächs­ten In­stanz an­zu­fech­ten.

c/dd) Die Re­kurs­geg­ne­rin ver­weist auf das Wort «vor­aus­sicht­lich» in der öf­fent­li­chen Ur­kun­de vom 28. Juli 2015. Auf­grund die­ser Wort­wahl und in Ver­bin­dung mit dem ge­setz­li­chen Kon­text hätte die Re­kur­ren­tin wis­sen müs­sen, dass bei der Be­rech­nung der Grund­stück­ge­winn­steu­er nicht nur der Kauf­preis, son­dern auch wei­te­re Leis­tun­gen ein­zu­be­zie­hen seien, also auch der Wert der Nutz­nies­sung (VG-​Act. 6, S. 4). Unter Punkt 6 ist in der öf­fent­li­chen Ur­kun­de Fol­gen­des zu lesen: «Ge­mäss Be­stä­ti­gung der Grund­stück­ge­winn­steu­er­ab­tei­lung der Ein­woh­ner­ge­mein­de X. fällt vor­aus­sicht­lich keine Grund­stück­ge­winn­steu­er an (Steu­er­auf­schub zu­fol­ge Erb­vor­zug)» (Rek.-Act. 2, S. 6). Die Re­kurs­geg­ne­rin scheint mit ihrem Vor­brin­gen sagen zu wol­len, dass der er­wähn­te Pas­sus in der öf­fent­li­chen Ur­kun­de das Ver­trau­en in die Rich­tig­keit ihrer ei­ge­nen Zu­si­che­rung zer­stört habe. Dies wäre aber eine un­zu­läs­si­ge Schluss­fol­ge­rung. Die Ur­kund­s­per­son der Ein­woh­ner­ge­mein­de X. ist näm­lich nicht für die Er­tei­lung von Steu­er­aus­künf­ten zu­stän­dig.

c/ee) Die Re­kurs­geg­ne­rin schreibt, ihr Se­kre­tär sei nicht stimm­be­rech­tigt. Aus­ser­dem nehme al­lei­ne die Kom­mis­si­on die Ver­an­la­gung der Grund­stück­ge­winn­steu­er vor (VG-​Act. 12, S. 5). Soll­te die Re­kurs­geg­ne­rin damit sagen wol­len, dass die Be­stä­ti­gung von einer dafür nicht zu­stän­di­gen Per­son ab­ge­ge­ben wor­den sei, ist sie nicht zu hören. So wie das Schrei­ben for­mell da­her­kam – auf Pa­pier der Ab­tei­lung Grund­stück­ge­winn­steu­er der Ein­woh­ner­ge­mein­de X., un­ter­schrie­ben vom Se­kre­tär der Kom­mis­si­on, adres­siert an die Ver­trags­par­tei­en und an die Ur­kund­s­per­son – und so wie die For­mu­lie­rung darin lau­te­te – ohne Vor­be­halt, Zu­si­che­rung in Fett­druck – durf­te die Re­kur­ren­tin aus zu­rei­chen­den Grün­den an­neh­men, dass der Se­kre­tär für die Ab­ga­be die­ser Be­stä­ti­gung zu­stän­dig war.

c/ff) Die Re­kurs­geg­ne­rin meint, dass es kei­nen Sinn er­ge­be, dass die Re­kur­ren­tin ein Grund­stück im Ge­gen­wert von Fr. 290'000.– (Steu­er­wert Fr. 455'000.– minus Grund­pfand von Fr. 165'000.–) ver­schen­ke, wenn man eine be­schei­de­ne AHV-​Rente auf­bes­sern müsse. Die Re­kur­ren­tin be­grün­de­te die Trans­ak­ti­on in­des­sen mit ihrer Be­fürch­tung, dass die Bank nach Ab­lauf der Fest­hy­po­thek die Hy­po­thek kün­den werde, weil bei ihren Vermögens-​ und Ein­kom­mens­ver­hält­nis­sen die Trag­bar­keit nicht mehr ge­ge­ben sei. Sie habe des­halb eine sol­che Kün­di­gung durch die Über­tra­gung des Grund­stücks in­klu­si­ve der dar­auf las­ten­den Schuld an ihre Söhne ver­hin­dern wol­len. Ihre Söhne seien ihre künf­ti­gen Erben. Die Über­tra­gung sei daher im Sinne eines Erb­vor­be­zugs er­folgt (VG Act. 1, S. 3). Diese Er­klä­rung ist durch­aus plau­si­bel und nach­voll­zieh­bar. Viele an­de­re Per­so­nen mit dem glei­chen be­schei­de­nen Ein­kom­men (Fr. 29'278.– tat­säch­lich flies­sen­des Ein­kom­men pro Jahr ge­mäss Steu­er­erklä­rung, Rek.-Act. 8, S. 2) und einem ver­gleich­ba­ren Wertschriften-​ und Bar­ver­mö­gen (rund Fr. 60'000.–, ge­mäss Steu­er­erklä­rung, Rek.-Act. 8, S. 4) wie die Re­kur­ren­tin hät­ten in der glei­chen Lage wohl ähn­lich ge­han­delt wie sie. Die Trans­ak­ti­on er­scheint dem Ge­richt je­den­falls nicht sinn­los, wie die Re­kurs­geg­ne­rin meint.

c/gg) Die Re­kurs­geg­ne­rin ist mit ihren Ein­wen­dun­gen nach dem Ge­sag­ten nicht zu hören. Es ist dem­nach fest­zu­hal­ten, dass die Re­kur­ren­tin mit der vor­be­halt­lo­sen Zu­si­che­rung vom 9. Juli 2015 über eine Ver­trau­ens­grund­la­ge im Sinne der bun­des­ge­richt­li­chen Recht­spre­chung ver­füg­te.

d) Die Re­kur­ren­tin hat ge­stützt auf diese Ver­trau­ens­grund­la­ge ihr Grund­stück am 28. Juli 2015 auf ihre bei­den Söhne über­tra­gen. Die Re­kur­ren­tin bringt vor, sie hätte das Grund­stück nicht oder an­ders über­tra­gen, hätte sie um die Grund­stück­ge­winn­steu­er ge­wusst (VG-​Act. 1, S. 4). Diese An­ga­ben er­schei­nen im Lich­te der Vermögens-​ und Ein­kom­mens­ver­hält­nis­se der Re­kur­ren­tin ohne wei­te­res nach­voll­zieh­bar und glaub­haft, ver­braucht doch die die ver­an­lag­te Grund­stück­ge­winn­steu­er von Fr. 44'741.15 rund drei Vier­tel ihres Wertschriften-​ und Bar­ver­mö­gens von rund Fr. 60'000.–. Hinzu kommt, dass wohl auch ihre bei­den Söhne bei Kennt­nis der Grund­stück­ge­winn­steu­er nicht in die­ses Ge­schäft ein­ge­wil­ligt hät­ten; denn ge­mäss § 202 Abs. 1 StG haf­ten sie als Käu­fer so­li­da­risch für die Be­zah­lung die­ser Steu­er. Die Re­kur­ren­tin könn­te die Über­tra­gung frei­lich wie­der rück­gän­gig ma­chen. Dies be­dingt je­doch das Ein­ver­ständ­nis ihrer Söhne, ist mit Kos­ten ver­bun­den, schafft die Steu­er­for­de­rung der Re­kurs­geg­ne­rin nicht ohne wei­te­res aus der Welt, setzt unter Um­stän­den sogar einen Grund zur Ver­an­la­gung einer wei­te­ren Grund­stück­ge­winn­steu­er und löst das Pro­blem der Re­kur­ren­tin mit der Hy­po­the­kar­schuld nicht. Mit an­de­ren Wor­ten hat die Re­kur­ren­tin als Folge der Zu­si­che­rung eine Dis­po­si­ti­on ge­trof­fen, wel­che sie nicht mehr ein­fach rück­gän­gig ma­chen kann. Damit ist eine wei­te­re Vor­aus­set­zung zur An­ru­fung des Ver­trau­ens­schut­zes er­füllt.

e) Wei­ter hat auch die re­le­van­te Rechts-​ und Sach­la­ge seit der Aus­stel­lung der Be­stä­ti­gung keine Än­de­rung er­fah­ren. Ins­be­son­de­re ist fest­zu­stel­len, dass die Re­kur­ren­tin dem Se­kre­tär der Re­kurs­geg­ne­rin den Ent­wurf eines Schen­kungs­ver­trags vor­ge­legt hat und dass die öf­fent­li­che Ur­kun­de sämt­li­che wich­ti­gen Eck­wer­te die­ses Ent­wurfs ent­hält. Na­ment­lich war schon dem Ent­wurf zu ent­neh­men, dass die Söhne die Hy­po­the­kar­schuld in der Höhe von Fr. 165'000.– über­neh­men wür­den und dass der Re­kur­ren­tin ein Nutz­nies­sungs­recht ein­ge­räumt wer­den soll.

f) Im vor­lie­gen­den Fall über­wiegt schliess­lich das In­ter­es­se am Schutz des Ver­trau­ens in die un­rich­ti­ge Aus­kunft das In­ter­es­se an der rich­ti­gen Rechts­an­wen­dung. Es wäre der Re­kur­ren­tin bei ihren Vermögens-​ und Ein­kom­mens­ver­hält­nis­sen nicht zu­zu­mu­ten, die Grund­stück­ge­winn­steu­er zu be­zah­len.

g) Zu­sam­men­fas­send kann fest­ge­hal­ten wer­den, dass die Vor­aus­set­zun­gen für den Ver­trau­ens­schutz er­füllt sind, womit die Re­kurs­geg­ne­rin an die Aus­kunft in der Be­stä­ti­gung ge­bun­den ist. Es fällt folg­lich keine Grund­stück­ge­winn­steu­er an, weil diese «auf­ge­scho­ben» wird.

(…)

5 b) Der Voll­stän­dig­keit hal­ber ist an die­ser Stel­le dar­auf hin­zu­wei­sen, dass eine Prü­fung in der Sache durch­aus zum Re­sul­tat füh­ren könn­te, dass die Aus­kunft des Steu­er­se­kre­tärs gar nicht falsch war. Ge­mäss § 190 Abs. 1 lit. a StG wird die Grund­stück­ge­winn­steu­er näm­lich in fol­gen­den Fäl­len auf­ge­scho­ben: bei einem Ei­gen­tums­wech­sel durch Erb­gang (Erb­fol­ge, Erb­tei­lung, Ver­mächt­nis), bei einem Erb­vor­be­zug oder einer Schen­kung. Der Auf­schub be­wirkt zu­nächst, dass der Ver­äus­se­rer keine Grund­stück­ge­winn­steu­er zu zah­len hat. Der bis zur Hand­än­de­rung ent­stan­de­ne Ge­winn ist dabei aber wei­ter­hin la­tent vor­han­den und er wird zu­rück­ge­stellt, bis es zur nächs­ten steu­er­ba­ren Hand­än­de­rung kommt (Rich­ner / Frei / Kauf­mann / Meu­ter: Kom­men­tar zum Zür­cher Steu­er­ge­setz, 3. Aufl., Zü­rich 2013, § 216 N 153). Der die Steu­er auf­schie­ben­de Schen­kungs­tat­be­stand kann auch dann er­füllt sein, wenn die Ver­mö­gens­zu­wen­dung mit einer deut­lich tie­fe­ren Ge­gen­leis­tung ver­bun­den ist, das heisst wenn eine ge­misch­te Schen­kung vor­liegt (Rich­ner / Frei: Kom­men­tar zum Zür­cher Erbschafts-​ und Schen­kungs­steu­er­ge­setz, Zü­rich 1996, § 4 N 51). Nach der Pra­xis im Kan­ton Zü­rich kann bei ge­misch­ten Schen­kun­gen von Grund­stü­cken dann ein Auf­schub der Grund­stück­ge­winn­steu­er ein­tre­ten, wenn die Par­tei­en den Kauf­preis be­wusst unter dem wah­ren Wert des Grund­stücks an­setz­ten mit dem Wil­len, die Dif­fe­renz dem Er­wer­ber un­ent­gelt­lich zu­kom­men zu las­sen. Vor­aus­ge­setzt wird, dass zwi­schen der Leis­tung und Ge­gen­leis­tung ein of­fen­sicht­li­ches Miss­ver­hält­nis ge­ge­ben sein muss (vgl. Rich­ner / Frei / Kauf­mann / Meu­ter, a.a.O., § 216 N 193). Das Ver­wal­tungs­ge­richt des Kan­tons Zü­rich nimmt die­ses Miss­ver­hält­nis bei­spiels­wei­se dann an, wenn zwi­schen dem Ver­kehrs­wert und dem Kauf­preis des Grund­stücks eine Dif­fe­renz von mehr als 25 % be­steht. In sol­chen Fäl­len wird der Steu­er­auf­schub im Kan­ton Zü­rich für das ganze Ob­jekt ge­währt (StE 2004, B 42.32 Nr. 7 E. 1 c/aa). Das Bun­des­ge­richt hat diese im Kan­ton Zü­rich an­ge­wen­de­te Pra­xis unter har­mo­ni­sie­rungs­recht­li­chen Ge­sichts­punk­ten nicht be­an­stan­det (BGer 2A.9/2004 vom 21. Fe­bru­ar 2005 E. 4.3). Das Zuger Ver­wal­tungs­ge­richt hat sich bis­her noch nicht zur Frage des Auf­schubs der Grund­stück­ge­winn­steu­er bei ge­misch­ten Schen­kun­gen ge­äus­sert, und wird sich in die­sem Fall auf­grund des kla­ren Ver­fah­rens­aus­gangs auch nicht dazu äus­sern müs­sen. Soll­te dies je­doch eines Tages der Fall sein, dürf­te dabei die Zür­cher Pra­xis einen wich­ti­gen An­halts­punkt lie­fern. Den Stel­lung­nah­men der Re­kurs­geg­ne­rin ist dem­ge­gen­über zu ent­neh­men, dass sie es als rich­ti­ger er­ach­tet, sich am Sys­tem der Kan­to­ne Lu­zern und St. Gal­len zu ori­en­tie­ren, wo­nach die Ge­gen­leis­tung des Be­schenk­ten in Ver­bin­dung zum An­la­ge­wert ge­setzt wird (VG-​Act. 6, S. 5 f.; Act.-GGSt X. 8). Eine Er­fah­rungs­grup­pe aus Ver­tre­tern der Grund­stück­ge­winn­steu­er­kom­mis­sio­nen im Kan­ton Zug habe sich im Jahr 2004 auf die­ses Vor­ge­hen ver­stän­digt (Act.-GGSt X. 7). Ein Ab­stel­len auf den An­la­ge­wert scheint dem Ge­richt in einer vor­läu­fi­gen Ein­schät­zung in­des­sen we­ni­ger sach­ge­recht und den wirt­schaft­li­chen Rea­li­tä­ten we­ni­ger an­ge­mes­sen als eine Ori­en­tie­rung am Ver­kehrs­wert. Für Schen­ke­rin­nen und Schen­ker steht im Mo­ment der Schen­kung in der Regel näm­lich der wahre, ak­tu­el­le Wert eines Grund­stücks im Vor­der­grund und nicht der von ihnen in der Ver­gan­gen­heit ent­rich­te­te Kauf­preis. Die Pra­xis der Re­kurs­geg­ne­rin führt auch dazu, dass in Zei­ten stark stei­gen­der Grund­stück­prei­se, wie ak­tu­ell, eine Grund­stück­ge­winn­steu­er be­reits bei im Ver­hält­nis zum ak­tu­el­len Ver­kehrs­wert re­la­tiv ge­ring­fü­gi­gen Ge­gen­leis­tun­gen der «ge­mischt» Be­schenk­ten an­fällt. Dies hat der vor­lie­gen­de Fall ex­em­pla­risch ge­zeigt, wo eine steu­er­pflich­ti­ge Per­son rund drei Vier­tel ihres flüs­si­gen Ver­mö­gens für die Grund­stück­ge­winn­steu­er auf­wen­den müss­te, ob­wohl der Wert der Ge­gen­leis­tung der «ge­mischt» be­schenk­ten Söhne (Schuld­über­nah­me, Ein­räu­mung einer Nutz­nies­sung) deut­lich tie­fer als der Ver­kehrs­wert des Grund­stücks sein dürf­te.

(…)

Ur­teil des Ver­wal­tungs­ge­richts vom 30. Ok­to­ber 2018, A 2017 8
Das Ur­teil ist rechts­kräf­tig.

Weitere Informationen

Fusszeile

Deutsch