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Mit­be­nüt­zung Bus­spur

Re­ges­te:

Art. 8 Abs. 4 BV, Art. 3 Abs. 4 SVG, Art. 1 und 2 BehiG – Die Ver­wei­ge­rung einer Aus­nah­me­be­wil­li­gung für die  Be­nüt­zung der Bus­spur auf der Cha­mer­stras­se in Zug durch Fahr­zeu­ge des Ver­eins TI­XI­ZUG, Fahr­dienst für Men­schen mit einer Be­hin­de­rung, ist sach­lich be­grün­det.

Aus dem Sach­ver­halt:

Am 28. März 2018 stell­te der Ver­ein TI­XI­ZUG, Fahr­dienst für Men­schen mit einer Be­hin­de­rung, beim Re­gie­rungs­rat das Ge­such, ge­stützt auf das Be­hin­der­ten­gleich­stel­lungs­ge­setz sei ihren TIXI-​Fahrzeugen gleich den kom­mer­zi­el­len Taxis die Be­nüt­zung der Bus­spur auf der Cha­mer­stras­se, Ab­schnitt Aa­bach­stras­se bis Kno­ten Let­zi­stras­se in Fahrt­rich­tung Cham, Stadt­ge­mein­de Zug, zu er­lau­ben. Mit Be­schluss vom 18. Sep­tem­ber 2018 wies der Re­gie­rungs­rat die­ses Ge­such ab. Am 15. Ok­to­ber 2018 liess der Ver­ein TI­XI­ZUG eine Ver­wal­tungs­ge­richts­be­schwer­de ein­rei­chen und die Auf­he­bung des Ent­schei­des des Re­gie­rungs­ra­tes vom 18. Sep­tem­ber 2018 sowie die Gut­heis­sung sei­nes Ge­su­ches be­an­tra­gen.

Aus den Er­wä­gun­gen:

(…)

2. Am 20. No­vem­ber 2007 be­schloss der Stadt­rat Zug als da­mals zu­stän­di­ge Be­hör­de für die An­ord­nung von Ver­kehrs­an­ord­nun­gen an Kan­tons­stras­sen auf dem Ge­mein­de­ge­biet von Zug, dass die be­stehen­de Bus­spur auf der Cha­mer­stras­se, Ab­schnitt Aa­bach­stras­se bis Kno­ten Let­zi­stras­se, stadt­aus­wärts von Taxis mit­be­nützt wer­den dürfe. Es han­delt sich dabei um eine Stre­cke von einer Länge von rund 850 m. Einem E-​Mail der Si­cher­heits­di­rek­ti­on vom 18. Sep­tem­ber 2017 an die Prä­si­den­tin des Be­schwer­de­füh­rers ist zu ent­neh­men, dass ge­mäss Ab­klä­run­gen der Si­cher­heits­di­rek­ti­on vom Som­mer 2012 die Zu­las­sung der Taxis auf der Bus­spur pro­blem­los und un­fall­frei ver­lau­fen sei, wes­halb diese Ver­kehrs­an­ord­nung be­stehen blei­be. Ob und wie viele Taxis die Bus­spur tat­säch­lich be­nüt­zen wür­den, konn­te auf An­fra­ge der Si­cher­heits­di­rek­ti­on im Sep­tem­ber 2017 nicht be­ant­wor­tet wer­den, da keine Zäh­lun­gen vor­ge­nom­men wür­den.

3. a) Ge­mäss Art. 3 des Stras­sen­ver­kehrs­ge­set­zes vom 19. De­zem­ber 1958 (SVG, SR 741.01) kön­nen die Kan­to­ne bzw. die be­fug­ten Ge­mein­den Fahr­ver­bo­te, Ver­kehrs­be­schrän­kun­gen und An­ord­nun­gen zur Re­ge­lung des Ver­kehrs auf den Stras­sen ihres Ge­bie­tes er­las­sen. Bei der Ver­kehrs­pla­nung und der Um­set­zung kommt den Kan­to­nen im Rah­men ihrer Stras­sen­ho­heit ein be­trächt­li­cher Ge­stal­tungs­spiel­raum zu (vgl. Chris­toph J. Roh­ner, Er­lass und An­fech­tung von lo­ka­len Ver­kehrs­an­ord­nun­gen, Zü­rich/St. Gal­len 2012, S. 72). In Art. 3 Abs. 4 SVG wer­den die mit den An­ord­nun­gen an­ge­streb­ten Ziele be­schrie­ben, so u.a. die Be­sei­ti­gung von Be­nach­tei­li­gun­gen von Men­schen mit Be­hin­de­run­gen, die Si­cher­heit, die Er­leich­te­rung oder die Re­ge­lung des Ver­kehrs. Die Be­schrän­kun­gen und An­ord­nun­gen müs­sen dabei er­for­der­lich und not­wen­dig sein, wie der Wort­laut von Art. 3 Abs. 4 SVG na­he­legt («...kön­nen er­las­sen wer­den, so­weit...»). Chris­toph J. Roh­ner (a.a.O., S. 76) re­la­ti­viert diese strik­ten Prin­zi­pi­en und plä­diert für «Nütz­lich­keit» von Ver­kehrs­an­ord­nun­gen. Un­be­strit­ten ist aber, dass der zu­stän­di­gen Be­hör­de ein er­heb­li­ches Er­mes­sen ein­ge­räumt wird. Be­schrän­kun­gen und An­ord­nun­gen müs­sen durch Si­gna­le oder Mar­kie­run­gen an­ge­zeigt wer­den (Art. 5 Abs. 1 SVG). Bei der An­ord­nung einer Bus­spur han­delt es sich um eine Mass­nah­me, die sich auf Art. 3 Abs. 4 SVG stützt. Ge­mäss Art. 34 Abs. 1 der Si­gna­li­sa­ti­ons­ver­ord­nung vom 5. Sep­tem­ber 1979 (SSV, SR 741.21) zeigt das Si­gnal «Bus­fahr­bahn» (2.64) eine Fahr­bahn an, die für Busse im öf­fent­li­chen Li­ni­en­ver­kehr be­stimmt ist und die an­de­re Fahr­zeu­ge nicht be­nüt­zen dür­fen; auf Zu­satz­ta­feln ver­merk­te Aus­nah­men blei­ben vor­be­hal­ten.

b) Grund­sätz­lich sind Bus­fahr­bah­nen aus­schliess­lich für den öf­fent­li­chen Li­ni­en­ver­kehr be­stimmt. Aus­nah­men kön­nen aber be­wil­ligt wer­den. Ob und unter wel­chen Vor­aus­set­zun­gen eine Aus­nah­me­si­tua­ti­on ge­ge­ben ist, ist im SVG nicht de­fi­niert. Ein di­rek­ter, auf das SVG ab­ge­stütz­ter An­spruch auf Zu­bil­li­gung einer Aus­nah­me mit nach­fol­gen­den Kon­se­quen­zen ist nicht ge­ge­ben. Die Er­tei­lung einer Aus­nah­me­be­wil­li­gung liegt somit im Er­mes­sen der zu­stän­di­gen Be­hör­de. Das Er­mes­sen muss aber pflicht­ge­mäss aus­ge­übt wer­den; es gel­ten das Will­kür­ver­bot, das Gleich­be­hand­lungs­ge­bot, die Ver­hält­nis­mäs­sig­keit und die Wah­rung der öf­fent­li­chen In­ter­es­sen.

4. Das Be­hin­der­ten­gleich­stel­lungs­recht ist auf Ver­fas­sungs­stu­fe an­ge­legt: Die Ver­fas­sung ver­bie­tet ei­ner­seits in Art. 8 Abs. 2 BV eine Dis­kri­mi­nie­rung wegen einer kör­per­li­chen, geis­ti­gen oder psy­chi­schen Be­hin­de­rung. Diese Be­stim­mung gibt ver­fas­sungs­un­mit­tel­ba­re Ab­wehr­an­sprü­che da­ge­gen, dass Be­hin­der­te wegen ihrer Be­hin­de­rung recht­lich be­nach­tei­ligt wer­den. Für die Be­sei­ti­gung fak­ti­scher Be­nach­tei­li­gun­gen der Be­hin­der­ten ist dem­ge­gen­über Art. 8 Abs. 4 BV ein­schlä­gig, wo­nach das Ge­setz Mass­nah­men vor­sieht zur Be­sei­ti­gung von Be­nach­tei­li­gun­gen Be­hin­der­ter. Diese Be­stim­mung gibt kei­nen in­di­vi­du­al­recht­li­chen, ge­richt­lich durch­setz­ba­ren An­spruch auf Her­stel­lung fak­ti­scher Gleich­heit, son­dern ent­hält einen Ge­setz­ge­bungs­auf­trag, der ver­bind­lich durch das Ge­setz wahr­ge­nom­men wird (BGer 2C_380/2012 vom 22. Fe­bru­ar 2012, Erw. 2.2.1.).

Das Bun­des­ge­setz über die Be­sei­ti­gung von Be­nach­tei­li­gun­gen von Men­schen mit Be­hin­de­run­gen vom 13. De­zem­ber 2002 (Be­hin­der­ten­gleich­stel­lungs­ge­setz, BehiG, SR 151.3) hat zum Zweck, Be­nach­tei­li­gun­gen zu ver­hin­dern, zu ver­rin­gern oder zu be­sei­ti­gen, denen Men­schen mit Be­hin­de­run­gen aus­ge­setzt sind (Art. 1 Abs. 1 BehiG). Als Mensch mit Be­hin­de­rung im Sinne die­ses Ge­set­zes gilt eine Per­son, der es eine vor­aus­sicht­lich dau­ern­de kör­per­li­che, geis­ti­ge oder psy­chi­sche Be­ein­träch­ti­gung er­schwert oder ver­un­mög­licht, all­täg­li­che Ver­rich­tun­gen vor­zu­neh­men, so­zia­le Kon­tak­te zu pfle­gen, sich fort­zu­be­we­gen, sich aus- und wei­ter­zu­bil­den oder eine Er­werbs­tä­tig­keit aus­zu­üben (Art. 2 Abs. 1 BehiG). Eine Be­nach­tei­li­gung liegt vor, wenn Be­hin­der­te recht­lich oder tat­säch­lich an­ders als nicht Be­hin­der­te be­han­delt und dabei ohne sach­li­che Be­grün­dung schlech­ter ge­stellt wer­den als diese, oder wenn eine un­ter­schied­li­che Be­hand­lung fehlt, die zur tat­säch­li­chen Gleich­stel­lung Be­hin­der­ter und nicht Be­hin­der­ter not­wen­dig ist (Art. 2 Abs. 2 BehiG). Eine Be­nach­tei­li­gung bei Zu­gang zu einem Fahr­zeug des öf­fent­li­chen Ver­kehrs oder bei der In­an­spruch­nah­me von Dienst­leis­tun­gen liegt vor, wenn dies für Be­hin­der­te nicht oder nur unter er­schwe­ren­den Be­din­gun­gen mög­lich ist (vgl. Art. 2 Abs. 3 und 4 BehiG). Ar­ti­kel 3 BehiG de­fi­niert den Gel­tungs­be­reich des Ge­set­zes. So gilt es ge­mäss Art. 3 lit. b für öf­fent­lich zu­gäng­li­che Ein­rich­tun­gen des öf­fent­li­chen Ver­kehrs (Bau­ten, An­la­gen, Kom­mu­ni­ka­ti­ons­sys­te­me, Bil­lett­be­zug) und Fahr­zeu­ge, die einem der fol­gen­den Ge­set­ze un­ter­ste­hen: 1. dem Ei­sen­bahn­ge­setz vom 20. De­zem­ber 1957, 2. dem Bun­des­ge­setz vom 20. März 1998 über die Schwei­ze­ri­schen Bun­des­bah­nen, 3. dem Per­so­nen­be­för­de­rungs­ge­setz vom 18. Juni 1993, 4. dem Bun­des­ge­setz vom 29. März 1950 über die Trol­ley­bus­un­ter­neh­men, 5. dem Bun­des­ge­setz vom 3. Ok­to­ber 1975 über die Bin­nen­schiff­fahrt, oder 6. dem Luft­fahrt­ge­setz vom 21. De­zem­ber 1948.

5. Der Be­schwer­de­füh­rer sieht in der Tat­sa­che, dass sein TIXI-​Fahrdienst eine dem öf­fent­li­chen Ver­kehr ver­gleich­ba­re Leis­tung an­bie­tet, sowie dem Fak­tum, dass pri­va­te, ge­werbs­mäs­sig tä­ti­ge Ta­xis­un­ter­neh­men in pri­vi­le­gier­ter Weise die dem Li­ni­en­bus vor­be­hal­te­ne Fahr­bahn mit­be­nüt­zen dür­fen, eine un­zu­läs­si­ge Be­nach­tei­li­gung von Be­hin­der­ten be­grün­det.

Vorab kann fest­ge­stellt wer­den, dass sich ge­stützt auf das SVG kei­ner­lei An­spruch auf Mit­be­nüt­zung einer den Li­ni­en­bus­sen vor­be­hal­te­nen Fahr­bahn ab­lei­ten lässt. Wei­ter ist fest­zu­hal­ten, dass der pri­va­te Fahr­dienst des Be­schwer­de­füh­rers als nicht öf­fent­lich zu­gäng­li­che Ein­rich­tung des öf­fent­li­chen Ver­kehrs dem BehiG nicht un­ter­stellt ist. Ge­mäss Art. 7 ff. BehiG kön­nen nur di­rekt be­nach­tei­lig­te Per­so­nen oder eine vom Bun­des­rat be­zeich­ne­te zur Be­schwer­de be­rech­tig­te Be­hin­der­ten­or­ga­ni­sa­ti­on ge­samt­schwei­ze­ri­scher Be­deu­tung aus dem BehiG flies­sen­de Rechts­an­sprü­che gel­tend ma­chen. Der Ver­ein TI­XI­ZUG ge­hört of­fen­sicht­lich nicht dazu (siehe Liste ge­mäss An­hang 1 zur Be­hin­der­ten­gleich­stel­lungs­ver­ord­nung vom 19. No­vem­ber 2003, BehiV, SR 151.31). Oh­ne­hin dient das BehiG dem Schutz vor Be­nach­tei­li­gung und Dis­kri­mi­nie­rung (zu letz­te­rem Be­griff vgl. Art. 2 lit. d BehiV) der be­hin­der­ten Men­schen und nicht den ihnen die­nen­den Or­ga­ni­sa­tio­nen. Eine Be­nach­tei­li­gung im Sinne des BehiG kann der Be­schwer­de­füh­rer aus ei­ge­nem Recht somit nicht gel­tend ma­chen; in die­sem Um­fang ist auf die Be­schwer­de nicht ein­zu­tre­ten. Vor­lie­gend stellt sich daher ein­zig die Frage, ob der Re­gie­rungs­rat sein Er­mes­sen ge­gen­über dem Be­schwer­de­füh­rer im Ver­gleich zu an­de­ren "In­ter­es­sen­grup­pen" pflicht­ge­mäss aus­ge­übt oder ob er in rechts­ver­let­zen­der Weise eine beim Be­schwer­de­füh­rer ge­ge­be­ne Aus­nah­me­si­tua­ti­on ver­neint hat. Zu be­rück­sich­ti­gen ist, dass Aus­nah­men per de­fi­ni­tio­nem zu Un­gleich­be­hand­lun­gen füh­ren.

6. a) Unter dem Namen TI­XI­ZUG be­steht ein Ver­ein mit Sitz in Zug ohne wirt­schaft­li­chen Zweck nach Art. 60 ff. ZGB. Er be­zweckt ge­mäss Art. 2 sei­ner Sta­tu­ten vom 6. Mai 2011 den Auf­bau und Be­trieb eines Trans­port­diens­tes für Be­hin­der­te jeden Al­ters, wel­che die öf­fent­li­chen Ver­kehrs­mit­tel nicht be­nüt­zen, oder diese, der Be­hin­de­rung wegen, nicht er­rei­chen kön­nen. Zu den Ak­tiv­mit­glie­dern ge­hö­ren u.a. die Fah­re­rin­nen und Fah­rer im Dienst von TI­XI­ZUG. In­ner­halb des Kan­tons be­tra­gen die Fahr­prei­se pro Per­son Fr. 4.–, an­gren­zend an den Kan­ton Fr. 8.– und bei Fern­fahr­ten Fr. –.70 pro Ki­lo­me­ter. Re­ser­va­tio­nen für Fahr­ten sind 3 bis 4 Tage im Vor­aus an­zu­mel­den. Die Fah­re­rin­nen und Fah­rer ar­bei­ten un­ent­gelt­lich, müs­sen min­des­tens 12 Ein­sät­ze pro Jahr leis­ten und einen Ein­füh­rungs­kurs im ers­ten Jahr, einen Wei­ter­bil­dungs­kurs im 2. Jahr, und ab dem 75. Al­ters­jahr wie­der jähr­lich theo­re­ti­sche und prak­ti­sche Wei­ter­bil­dungs­kur­se be­su­chen. Im De­zem­ber 2016 wurde zwi­schen dem Kan­ton Zug und dem Ver­ein TI­XI­ZUG eine Sub­ven­ti­ons­ver­ein­ba­rung für die Jahre 2017–2019 ge­trof­fen. Darin wird in Ziff. 1.3.1 unter Ver­weis auf die Tä­tig­keit des Ver­eins fest­ge­hal­ten, dass TI­XI­ZUG in die­sem Sinn als ein Be­stand­teil des öf­fent­li­chen Ver­kehrs zu be­trach­ten sei, wel­cher zur Be­sei­ti­gung der Be­nach­tei­li­gung von Men­schen mit Be­hin­de­rung bei­tra­ge. Für die im Rah­men der Sub­ven­ti­ons­ver­ein­ba­rung er­brach­ten Auf­ga­ben leis­tet der Kan­ton für die Jahre 2017–2019 einen jähr­li­chen Bei­trag von Fr. 210'000.– (vgl. Ziff. 2.1).

b) Mit der Aus­nah­me­er­laub­nis für Taxis, die Bus­fahr­bahn zu be­nüt­zen, wurde tat­säch­lich ge­gen­über den an­de­ren mo­to­ri­sier­ten pri­va­ten Ver­kehrs­teil­neh­mern eine Un­gleich­heit ge­schaf­fen. Ziele wie Pünkt­lich­keit der An­kunft, Be­re­chen­bar­keit der Fahr­zeit etc., mit wel­chen der Be­schwer­de­füh­rer sein An­lie­gen be­grün­det, könn­ten auch an­de­re pri­va­te, kom­mer­zi­ell tä­ti­ge Un­ter­neh­men wie Hand­werks­be­trie­be, Ku­rier­diens­te etc. mit eben­so guten Grün­den für sich gel­tend ma­chen und damit eine Un­gleich­be­hand­lung ih­rer­seits be­män­geln. Auch wenn der Re­gie­rungs­rat dem Fahr­dienst des Be­schwer­de­füh­rers ein öf­fent­li­ches In­ter­es­se zu­sprach und damit eine Grund­la­ge für die jähr­li­che Sub­ven­tio­nie­rung schuf, ist nicht zu ver­ken­nen, dass sich die­ser pri­va­te Ta­xi­dienst in we­sent­li­chen Aspek­ten vom öf­fent­li­chen Ver­kehr un­ter­schei­det. Als pri­va­ter Dienst­leis­ter un­ter­steht er auch nicht dem Per­so­nen­be­för­de­rungs­ge­setz vom 20. März 2009 (PBG, SR 745.1). Seine Pflich­ten sind sta­tu­ta­risch selbst­be­stimmt. Es be­steht weder Transport-​ noch Be­triebs­pflicht. Es müs­sen keine be­stimm­te Linie ge­fah­ren und keine Hal­te­stel­len be­dient wer­den; Fahr­plä­ne müs­sen nicht ein­ge­hal­ten wer­den. Der Fahr­dienst des Be­schwer­de­füh­rers darf nach den sta­tu­ta­ri­schen Re­ge­lun­gen nur von einer be­stimm­ten Per­so­nen­grup­pe, näm­lich von Be­hin­der­ten jeden Al­ters mit Mo­bi­li­täts­be­ein­träch­ti­gun­gen und deren Be­gleit­per­so­nen, be­nutzt wer­den. Die TIXI-​Fahrzeuge müs­sen – und dies im Un­ter­schied zur eher spon­ta­nen In­an­spruch­nah­me eines kom­mer­zi­el­len Taxis – schon drei bis vier Tage im Vor­aus re­ser­viert wer­den. Dies er­mög­licht ei­ner­seits den Fahr­dis­po­nen­ten des Be­schwer­de­füh­rers, die üb­li­cher­wei­se be­stehen­de Ver­kehrs­si­tua­ti­on in ihre Pla­nung mit­ein­zu­be­zie­hen, an­der­seits den Fah­rern und Fah­re­rin­nen, eine al­ter­na­ti­ve Route zu wäh­len. An­ders als bei den kom­mer­zi­el­len Taxis be­las­ten zudem Stre­cken­län­ge und Dauer der Fahrt den be­hin­der­ten Fahr­gast zu­min­dest in fi­nan­zi­el­ler Hin­sicht nicht, da die Ta­ri­fe in­ner­halb des gan­zen Kan­tons un­ab­hän­gig von Fahr­stre­cke und Zeit­dau­er ein­heit­lich (und häu­fig güns­ti­ger als die­je­ni­gen des ÖV und mas­siv bil­li­ger als kom­mer­zi­el­le Ta­xi­fahr­ten) sind. Auf­grund der hohen Dis­po­ni­bi­li­tät bei der Pla­nung der (pri­va­ten) TIXI-​Fahrten ist nicht zu sehen, in­wie­fern der mo­bi­li­täts­be­ein­träch­tig­te Fahr­gast tat­säch­lich ge­gen­über den nicht­be­hin­der­ten Men­schen eine Be­nach­tei­li­gung oder Schlech­ter­stel­lung er­fah­ren soll­te.

c) Dass der Be­schwer­de­geg­ner dem Be­schwer­de­füh­rer die Aus­nah­me­be­wil­li­gung ver­wehr­te, ist sach­lich be­grün­det. Zweck der se­pa­ra­ten Bus­fahr­spur ist es, den öf­fent­li­chen Li­ni­en­bus­ver­kehr zu pri­vi­le­gie­ren und die Fahr­plan­si­cher­heit zu er­hö­hen. Je mehr zu­sätz­li­che In­ter­es­sen­grup­pen, die teil­wei­se durch­aus ähn­lich ge­la­ger­te In­ter­es­sen vor­brin­gen könn­ten, von der Be­vor­zu­gung der Bus­spur pro­fi­tie­ren kön­nen, umso mehr wird das Ziel für den ÖV ver­ei­telt. Nicht von der Hand zu wei­sen ist daher die prä­ju­di­zi­el­le Wir­kung einer Aus­nah­me­be­wil­li­gung an den Be­schwer­de­füh­rer. Es wäre nicht ein­zu­se­hen, mit wel­chen Grün­den z.B. das Schwei­ze­ri­sche Rote Kreuz, wel­ches wie der Be­schwer­de­füh­rer auch mit ge­kenn­zeich­ne­ten Fahr­zeu­gen Fahr­diens­te für be­ein­träch­tig­te Per­so­nen an­bie­tet, oder wei­te­re Or­ga­ni­sa­tio­nen mit Dienst­leis­tun­gen von öf­fent­li­chem In­ter­es­se von der Be­nut­zung aus­ge­schlos­sen wer­den könn­ten. Ob die Be­nüt­zung der Bus­fahr­bahn durch be­schrif­te­te Pri­vat­fahr­zeu­ge, die nicht deut­lich als Taxi mit Kenn­leuch­te ge­kenn­zeich­net wer­den dür­fen, die Si­cher­heit be­ein­träch­ti­gen oder die schnel­le Er­kenn­bar­keit, wer über­haupt dar­auf zu fah­ren be­fugt ist, min­dern wür­den, muss hier nicht be­ur­teilt wer­den. Es ist aber durch­aus vor­stell­bar, dass das mit (di­ver­sen) Zu­satz­ta­feln er­wei­ter­te Si­gnal der Bus­fahr­bahn die Klar­heit der Si­gna­li­sa­ti­on trü­ben könn­te. Dazu kommt vor­lie­gend, dass die ver­wehr­te Aus­nah­me­be­wil­li­gung eine Bus­spur von nur ge­ra­de rund 850 m be­trifft. Zu Stau und ei­gent­li­chen Zeit­ver­zö­ge­run­gen kommt es bei die­ser Stre­cke stadt­aus­wärts be­kann­ter­mas­sen in der Regel nur im abend­li­chen Be­rufs­ver­kehr. Die­sen Ge­ge­ben­hei­ten kann bei der Pla­nung der Fahr­ten durch den Be­schwer­de­füh­rer Rech­nung ge­tra­gen wer­den. An die­ser Stel­le muss und kann nicht ge­prüft wer­den, aus wel­chen Grün­den ins­ge­samt der da­mals zu­stän­di­ge Stadt­rat eine Aus­nah­me­be­wil­li­gung für kom­mer­zi­el­le Taxis er­teil­te. Es kann aber fest­ge­stellt wer­den, dass der Leis­tungs­ver­gleich zwi­schen ÖV, Be­schwer­de­füh­rer und ge­werbs­mäs­sig be­trie­be­nen Taxis ei­ni­ge Über­ein­stim­mun­gen zeigt, dass sich aber Pflich­ten und Rech­te der drei An­bie­ter in we­sent­li­chen Be­lan­gen un­ter­schei­den, so dass sich eine ver­schie­de­ne Be­hand­lung auf jeden Fall ver­tre­ten lässt.

7. Zu­sam­men­fas­send er­gibt sich, dass der Be­schwer­de­geg­ner sein Er­mes­sen pflicht­ge­mäss aus­ge­übt und somit kein Recht – und nur dies un­ter­liegt der ge­richt­li­chen Über­prü­fung – ver­letzt hat. Bei die­ser Rechts­la­ge be­steht ins­be­son­de­re auch kein An­spruch des Be­schwer­de­füh­rers auf eine be­fris­te­te Zu­las­sung als mil­de­re Mass­nah­me. Die Be­schwer­de ist dem­nach, so­weit dar­auf ein­ge­tre­ten wer­den kann, als un­be­grün­det ab­zu­wei­sen.

(…)

Ur­teil des Ver­wal­tungs­ge­richts vom 19. No­vem­ber 2019, V 2018 102

Das Ur­teil ist rechts­kräf­tig.

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