Wilersee
Der sehr kleine Wilersee mit einer Oberfläche von 3 ha und einer maximalen Seetiefe von 21 m liegt in der Moränenlandschaft von Menzingen. Als sogenannter Toteissee entstand er nach der letzten Eiszeit in einer abflusslosen Geländemulde. Das Einzugsgebiet (ohne Seefläche) beträgt lediglich 58 ha und besteht zu 1.7 % aus Wald, zu 1.6 % aus Siedlung und zu 96.7 % aus übriger Fläche (vor allem Landwirtschaft).
Die Nährstoffgeschichte im Wilersee wurde mittels der im Sediment eingelagerten Kieselalgenschalen rekonstruiert. Bis Mitte der 1920er-Jahre befand sich der Wilersee in einem mittelnährstoffreichen (mesotrophen) Zustand. Danach erfolgte eine Nährstoffanreicherung (Eutrophierung), die sich zwischen 1950 und 1970 zusehends verstärkte. Die Nährstoffbelastung erfolgte zur Hauptsache durch die Einleitung von Abwasser aus der damaligen Käserei Wilen und die intensivierte landwirtschaftliche Nutzung im Seeeinzugsgebiet. Um 1970 wies der Wilersee eine mittlere Gesamtphosphorkonzentration von über 100 mg pro Kubikmeter Wasser auf; damals befand er sich in einem sehr nährstoffreichen (hypereutrophen) Zustand. 1978 wurde die Käserei an die Kläranlage Bostadel angeschlossen. Mit dem Ende der Käseproduktion und der Schweinemast neun Jahre später verschwand die Hauptursache der Nährstoffbelastung.
Die eidgenössische Gewässerschutzverordnung (GSchV) verlangt, dass nährstoffreiche (eutrophe) Seen zu einem mittelnährstoffreichen Zustand rückgeführt werden. Von dieser Verpflichtung ausgenommen sind Seen, die aufgrund besonderer natürlicher Verhältnisse eine hohe biologische Produktion aufweisen.
Eine erste technische Massnahme zur Reduktion des zu hohen Nährstoffgehalts erfolgte ab 1963 mit der Erstellung einer Tiefenwasserableitung. Von Mitte Mai 1981 bis Ende März 1990 betrieb die Firma Locher & Cie AG im Wilersee auf einem Floss eine Anlage zur Verbesserung der Sauerstoffverhältnisse. Mit einem Rohr wurde Tiefenwasser an die Seeoberfläche geführt, dort entgast, mit Luftsauerstoff angereichert und danach wieder in die Seetiefe zurückgeführt. Seit 1993 ist im Winter eine mit Druckluft betriebene Zirkulationsunterstützung in Betrieb, welche die vollständige Eisbildung verhindert und die Sauerstoffanreicherung des Sees aus der Atmosphäre fördert.
Auch seeexterne Sanierungsmassnahmen wurden umgesetzt: Das nahe Einzugsgebiet des Wilersees ist seit 1993 als Naturschutzgebiet ausgeschieden und wird nicht mehr gedüngt. Der Oberlauf des Erlenmoosbachs, der in den Wilersee mündet, wurde im Jahr 1996 zu einem Weiher erweitert und dient dem Nährstoffrückhalt. 2005 realisierten die Einwohnergemeinde Menzingen und der Kanton Zug gemeinsam eine neue Meteorwasserleitung zur Entwässerung des Gebiets Moos in den Wilersee. Im Gegenzug entkoppelten sie die mit Nährstoffen aus Drainagen belastete Entwässerung der Kantonsstrasse vom Seeeinzugsgebiet. Im Verbund dieser seeinternen und seeexternen Massnahmen ist der Wilersee heute wieder ein mesotrophes Gewässer und erfüllt die Gewässerschutzziele.