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24.08.2022

125 Jahre För­de­rung an der Bos­sard Schu­le

24.08.2022
125-​Jubiläum Bos­sard Schu­le: Ein Ort der För­de­rung
LB
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Die Bos­sard Schu­le in Un­terä­ge­ri fei­ert ihr 125jäh­ri­ges Be­stehen. Die in­ter­es­san­te und be­weg­te Ge­schich­te der Bos­sard Schu­le ist ganz we­sent­lich für die heu­ti­ge Kul­tur der Schu­le.

Von Laura Bos­sard*

Be­gon­nen hat alles im Jahr 1896. Fri­do­li­ne Bossard-​Hürlimann, die Ur­gross­mutter der heu­ti­gen Un­ter­neh­mens­ge­ne­ra­ti­on, über­nahm von ihrem be­rühm­ten Bru­der, Dr. med. Josef Hür­li­mann, Kin­der, die in sei­nem Kin­der­kur­heim am Äge­ri­see kei­nen Platz fan­den. Oft waren dies be­son­ders heik­le Fälle.

Der Er­folg des Kin­der­heims Bossard-​Hürlimann liess nicht auf sich war­ten. In re­la­tiv kur­zer Zeit konn­ten 13 Lie­gen­schaf­ten im Dorf­zen­trum von Un­terä­ge­ri ge­kauft wer­den, die heute die ein­ma­li­ge An­la­ge der Bos­sard Schu­le bil­den.

Zwi­schen die­sem Start­punkt und dem Sta­tus quo ste­hen Mit­glie­der der Fa­mi­lie Bos­sard und zahl­rei­che, spe­zi­ell treue Mit­ar­bei­ten­de, die ihr gan­zes Leben für die Kin­der im Kin­der­heim im Ein­satz stan­den. Die­sen Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­tern ist ge­mein­sam, dass sie die Ent­wick­lung des Kin­der­heims mit viel Ein­satz, Mut, Ta­lent und Er­folg in die Hand nah­men.

Zwi­schen be­wah­ren und ent­wi­ckeln
Eine In­sti­tu­ti­on mit einer 125jäh­ri­gen Ge­schich­te gerät un­wei­ger­lich ins Span­nungs­feld zwi­schen be­wah­ren und ent­wi­ckeln. Für jede Ge­ne­ra­ti­on Bos­sard war das wohl ein Schlüs­sel­punkt exis­ten­ti­el­ler Art. Daran hat sich nichts ge­än­dert.

In den An­fän­gen der Bos­sard Schu­le be­zie­hungs­wei­se des Kin­der­heims Bos­sard stand die me­di­zi­ni­sche Be­treu­ung von er­ho­lungs­be­dürf­ti­gen Kin­dern im Mit­tel­punkt. Be­reits im ers­ten Pro­spekt von 1912 wird er­wähnt, dass spe­zi­ell Kin­der auf­ge­nom­men wer­den, die an «so­ge­nann­ten Schul­krank­hei­ten und Er­mü­dungs­zu­stän­den lei­den». Das klingt doch auch heute recht ak­tu­ell.

Die bei­den Söhne von Fri­do­li­ne Bossard-​Hürlimann, Dr. med. Kon­rad und Dr. med. Au­gust Bos­sard, über­nah­men in den 20er Jah­ren den el­ter­li­chen Be­trieb. Selbst­ver­ständ­lich war neben dem me­di­zi­ni­schen Wis­sen auch ein gros­ses päd­ago­gi­sches Ge­schick wich­tig. Denn die Kin­der muss­ten bei ihren län­ge­ren Kur­auf­ent­hal­ten auch gut be­treut und un­ter­hal­ten wer­den.

In der Schulwerkstatt 1935 Bossard Schule
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In der Schul­werk­statt (1935)

Vom Kur- zum Ferien-​Kinderheim
Mit den Fort­schrit­ten in der Me­di­zin ging die Nach­fra­ge nach einem Kur-​Kinderheim stark zu­rück. In den Nach­kriegs­jah­ren blüh­te dafür das Ferien-​Kinderheim auf. Aus aller Welt schick­ten El­tern ihre Kin­der nach Un­terä­ge­ri in die Fe­ri­en. Al­lei­ne aus Paris reis­ten in den so­ge­nann­ten Con­vois – also ge­mie­te­ten Ei­sen­bahn­wa­gons – zu Os­tern, in den Sommer-​ und Weih­nachts­fe­ri­en je­weils bis zu 100 Kin­der ins Kin­der­heim in die Fe­ri­en. Viele der noch heute ge­leb­ten Schul­tra­di­tio­nen haben ihren Ur­sprung in die­ser Zeit. Zu er­wäh­nen sind in die­sem Kon­text zum Bei­spiel die Thea­ter­tra­di­ti­on oder das Ge­län­de­spiel «Kampf um die Fahne», das heute noch mit Eifer ge­spielt wird.

Die Schu­le spiel­te wie er­wähnt schon seit den An­fän­gen eine Rolle. Fri­do­li­ne Bossard-​Hürlimann war es wich­tig, den Kin­dern, die län­ger kuren muss­ten, schu­lisch so weit nach­zu­hel­fen, dass sie bei ihrer Heim­kehr wie­der in ihre Klas­se zu­rück­keh­ren konn­ten. Heute würde man von einer Re­inte­gra­ti­on spre­chen.

Kurgäste mit Dr. med. Konrad Bossard (1950er)
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Kur­gäs­te mit Dr. med. Kon­rad Bos­sard (1950er)

Über­re­gio­na­les Renomée
So wurde für die Lang­zeit­gäs­te 1908 die erste Leh­re­rin ver­pflich­tet. Spä­ter ge­wann die Schu­le immer mehr an Be­deu­tung und 1948 wurde sie vom Er­zie­hungs­rat des Kan­tons Zug of­fi­zi­ell als Pri­vat­schu­le an­er­kannt.

In den 70er Jah­ren wurde die Welt durch die gros­sen Wirt­schafts­kri­sen er­schüt­tert, und in der Folge nahm die An­zahl der in­ter­na­tio­na­len Kin­der­fe­ri­en­gäs­te ra­pi­de ab. Glück­li­cher­wei­se er­öff­ne­te sich gleich­zei­tig die Mög­lich­keit, ver­mehrt Schul­kin­der auf­zu­neh­men.

1981 wurde der Ver­ein Pri­vat­schu­le Dr. Bos­sard ge­grün­det, und die Schu­le er­hielt so auch die volle An­er­ken­nung durch die IV. Die drit­te Ge­ne­ra­ti­on der Bos­sard Fa­mi­lie - Kon­rad, Maria, Con­stan­tin und Eli­sa­beth - ent­wi­ckel­ten die Schu­le mit Ge­schick und gros­sem Auf­wand wei­ter und zwar so­wohl päd­ago­gisch wie auch bau­lich. Die Schu­le er­lang­te über­re­gio­nal ein gros­ses Renommée als spe­zia­li­sier­te Schu­le für Kin­der mit Sprach­stö­run­gen und Ver­hal­tens­auf­fäl­lig­kei­ten.

Schneeburg
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Die Schnee­burg: Ein Mar­ken­zei­chen in schnee­rei­chen Win­tern

Leis­tungs­ver­ein­ba­rung als Er­folgs­re­zept
Wie alle an­de­ren Son­der­schu­len im Kan­ton Zug schloss auch die Bos­sard Schu­le 2008 eine Leis­tungs­ver­ein­ba­rung mit der Di­rek­ti­on für Bil­dung und Kul­tur des Kan­tons Zug ab, die das An­ge­bot re­gelt. Der Wech­sel in diese neuen Ver­hält­nis­se löste da­mals bei uns ei­ni­ge Span­nun­gen aus. Doch Be­fürch­tun­gen, durch die staat­li­chen Vor­ga­ben zu stark ein­ge­schränkt zu wer­den, er­wie­sen sich als un­be­grün­det. Im Ge­gen­teil: Mit dem Kan­ton als ver­läss­li­chen Part­ner im Rü­cken haben wir wei­ter­hin viel Spiel­raum für Ent­wick­lun­gen ge­nos­sen.

Heute liegt die Schu­le in den Hän­den der vier­ten Ge­ne­ra­ti­on der Fa­mi­lie Bos­sard. Wie­der um­treibt uns die Frage vom Be­wah­ren und Ent­wi­ckeln. Worin sehen wir den Kern der päd­ago­gi­schen Hal­tung, die über die Jahre ge­wach­sen ist? Wel­ches sind aber auch die Mög­lich­kei­ten und Be­dürf­nis­se un­se­rer Um­welt?

Unterricht
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Ein Ort der För­de­rung
Kern des Kin­der­heims oder der Bos­sard Schu­le war es seit den An­fän­gen immer, ein Ort zu sein, wo es den Kin­dern wohl ist, wo sie da­zu­ge­hö­ren und wo sie in ihrer ganz in­di­vi­du­el­len Ent­wick­lung ge­för­dert wer­den.

Dr. med. Kon­rad Bos­sard schreibt in sei­nem Pro­spekt: «Im üb­ri­gen wird alles getan, um den Kin­dern den Auf­ent­halt im Heim so an­ge­nehm wie mög­lich zu ge­stal­ten.» Die vie­len klei­nen Stamm­gäs­te, die Jahr für Jahr wie­der nach Un­terä­ge­ri in die Fe­ri­en kamen, und die vie­len Brie­fe, in denen Kin­der oder äl­te­re Ge­ne­ra­tio­nen von ihren schö­nen Er­leb­nis­sen im Kin­der­heim be­rich­ten, zeu­gen davon, dass das gut ge­lun­gen ist.

Heute sind es un­se­re Schü­le­rin­nen und Schü­ler – vom Kin­der­gärt­ner bis zum 6. Kläss­ler –, die un­se­re volle Auf­merk­sam­keit er­for­dern. Den fa­mi­liä­ren und wohl­wol­len­den Geist ver­su­chen wir zu be­wah­ren und wei­ter­zu­le­ben. Ge­ra­de un­se­re Schü­le­rin­nen und Schü­ler, die ir­gend­wo aus dem Sys­tem ge­fal­len sind, haben ein rie­si­ges Be­dürf­nis, ge­se­hen zu wer­den, Teil einer Ge­mein­schaft zu sein und ge­hal­ten zu wer­den – auch in schwie­ri­gen Pha­sen.

Internat
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Mit­ar­bei­ten­de als ent­schei­den­de Stüt­ze
Dass sich un­se­re Schü­le­rin­nen und Schü­ler bei uns in ers­ter Linie wohl füh­len sol­len, hat üb­ri­gens nichts mit Ver­wöh­nen oder lais­ser faire zu tun. Ganz Im Ge­gen­teil: Die Kin­der sol­len ohne Angst ler­nen kön­nen, sich in ihrer In­di­vi­dua­li­tät ge­stützt füh­len und sich kom­pe­tent er­le­ben. Eben­so sol­len und wol­len sie Gren­zen er­fah­ren und daran wach­sen.

Schon seit An­fang der Bos­sard Schu­le waren die Mit­ar­bei­ten­den die ent­schei­den­de Stüt­ze, um den Be­trieb zum Funk­tio­nie­ren und vor­wärts zu brin­gen. So waren frü­her Ba­bet­te Thali, Mar­tha Kien­le oder Josy Iten wich­ti­ge Pfei­ler. Sie haben von jun­gen Jah­ren bis weit über das Pen­si­ons­al­ter hin­aus mit vol­ler Tat­kraft in der Schu­le mit­ge­wirkt. Sie wid­me­ten ihre ganze En­er­gie dem Kin­der­heim.

Auch heute kön­nen wir uns auf ein über­aus en­ga­gier­tes und pro­fes­sio­nel­les Team ver­las­sen. Wir sind jetzt als In­sti­tu­ti­on einen Schritt wei­ter und haben uns von der Pio­nier­pha­se, die von der Pa­tron­fa­mi­lie ge­prägt war, wei­ter­ent­wi­ckelt. Die enge Zu­sam­men­ar­beit über die ver­schie­de­nen Be­rufs­dis­zi­pli­nen ist eta­bliert, die Ver­ant­wor­tung brei­ter ver­teilt. So las­sen sich die kom­ple­xen Her­aus­for­de­run­gen mit Prä­senz und Ruhe an­ge­hen.

Neues Ka­pi­tel
Un­se­rer wun­der­schö­nen Schul­an­la­ge im Dorf und im Birmi, die als drit­ter Päd­ago­ge viel zum Cha­rak­ter von un­se­rer Schu­le bei­trägt, wol­len wir Sorge tra­gen. Ein Teil der An­la­ge steht unter Denk­mal­schutz. Die Ge­bäu­lich­kei­ten wur­den immer prag­ma­tisch den je­wei­li­gen Be­dürf­nis­sen ent­spre­chend ge­nutzt und um­ge­nutzt - und das ist auch heute noch so!

Nun haben wir zum ers­ten Mal die Chan­ce, ein Ge­bäu­de für den Zweck einer Schu­le kom­plett neu zu bauen. An­spruch ist es, das Ge­bäu­de mög­lichst gut ins En­sem­ble ein­zu­pas­sen und gleich­zei­tig gut funk­tio­nie­ren­den Schul­raum zu ge­stal­ten. Ein nächs­tes Ka­pi­tel in der Ge­schich­te der Bos­sard Schu­le ist auf­ge­gleist, und wir hof­fen, viele wei­te­re wer­den fol­gen.

Parkanlage
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Park­an­la­ge (1928)
Parkanlage
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Park­an­la­ge (2021)

*Laura Bos­sard ist Ge­samt­lei­te­rin der Bos­sard Schu­le in Un­terä­ge­ri.

Die (Link:) Bossard Schule im zu­ge­ri­schen Un­terä­ge­ri ist eine Son­der­schu­le. Un­ter­rich­tet und be­treut wer­den Kin­der mit Ver­hal­tens­auf­fäl­lig­kei­ten, Sprach­stö­run­gen und an­de­ren Lern­schwie­rig­kei­ten. Der Un­ter­richt ist auf die in­di­vi­du­el­len Be­dürf­nis­se der Schü­le­rin­nen und Schü­ler ab­ge­stimmt. In der Ta­ges­schu­le, der Frei­zeit­be­treu­ung oder im In­ter­nat ler­nen die Kin­der ganz­heit­lich auf viel­fäl­ti­ge Art und Weise. Mög­lichst viele Er­folgs­er­leb­nis­se in einem si­che­ren und un­ter­stüt­zen­den Lern­um­feld stär­ken das Selbst­ver­trau­en. An­ge­streb­tes Ziel ist die Rück­kehr an die Re­gel­schu­le.

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