Schulnetz21: Wie das Schulische Brückenangebot Gesundheit und Nachhaltigkeit lebt
Das «Schulnetz21 – Schweizerisches Netzwerk gesundheitsfördernder und nachhaltiger Schulen» setzt sich für Gesundheitsförderung und Bildung für nachhaltige Entwicklung an Schulen ein. Das Schulische Brückenangebot (S-B-A) ist Mitglied im Schulnetz21. Was das S-B-A als Mitgliedschule macht und wie es vom Schulnetz21 profitiert, schildert Gabriela de Haas, Lernbegleiterin am S-B-A, im Interview.
Das Schulnetz21 ist ein schweizerisches Netzwerk mit 22 kantonalen und regionalen Netzwerken mit über 1'800 Mitgliedschulen. Die Kinder- und Jugendgesundheit des Amtes für Gesundheit Zug koordiniert das kantonale Schulnetz21 Zug. Eine Mitgliedschule des kantonalen Netzwerkes ist das Schulische Brückenangebot (S-B-A). Gabriela de Haas ist Lernbegleiterin am
S-B-A und Kontaktperson für das Schulnetz21. Im Interview erzählt sie über Gesundheitsförderung und Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) am S-B-A und wie die Schule vom Schulnetz21 unterstützt wird.
Seit wie vielen Jahren ist das S-B-A Mitglied im kantonalen Schulnetz21 Zug?
Gabriela de Haas: Das S-B-A ist seit 2015 Mitglied des Schulnetz21. Seitdem ist das Thema Gesundheit mit den Bereichen Partizipation, bewegtes Lernen und psychische Gesundheit ein fester Bestandteil unseres Alltags im Haus.
Was habt ihr zu Gesundheitsförderung und BNE an eurer Schule gemacht?
Gabriela de Haas: Wir haben in allen drei Bereichen an dem angeknüpft, was grösstenteils bereits etabliert war und die Inhalte Jahr für Jahr weiter ausgebaut und nachhaltig verankert.
Partizipation ist in Bezug auf Lernen und Lernweggestaltung bereits fest in unseren Konzepten verankert. Wir haben die bestehende Partizipation mit einer Lernenden-Vertretung-Gruppe namens «Feelokay» ergänzt und stellen nun seit 2016 sicher, dass sich die Lernenden im Laufe ihres S-B-A-Jahres proaktiv in der Gestaltung des gemeinsamen Lernens und Lebens vor Ort in der Schule einbringen können.
Die Feelokay-Gruppe ist die Drehscheibe zwischen Lernenden, Lernbegleitung, Schulleitung und Hausdienst. Anliegen werden von allen Seiten aufgenommen und nach Umsetzungsmöglichkeiten gesucht (z. B. Gestaltung von Spezialtagen oder besonderen Aktivitäten, Umgang mit Ordnung, Regeln oder der Corona-Situation, Kleider-Code, Befragung der Befindlichkeit, etc.). Hier werden Probleme besprochen und es wird gemeinsam nach Lösungen gesucht.
Bewegtes Lernen bleibt eine grosse Herausforderung und wir setzen uns immer wieder damit auseinander, da die Lernenden bei uns doch oft am Schreibtisch sitzen. Hier entwickeln wir mit den Lernenden zusammen Bewegungspausen, die sie auch selber anleiten.
Die Psychische Gesundheit ist ebenfalls ein Thema das uns seit mehreren Jahren begleitet. Wir erfahren durch das enge Coaching und die tiefe Vertrauensbasis, die wir dadurch schaffen, oft von schwierigen Zeiten, welche die Lernenden durchmachen. Manchmal ist es eine Liebe, die in Brüche geht und den Kopf nicht frei lässt, manchmal sind es schwerwiegende Probleme, die eine fachliche Begleitung erfordern. 2015 wurde am S-B-A eine entsprechende Fachstelle etabliert, die als Unterstützung in solchen Fragestellungen Lernende, aber auch die Lernbegleitung entlastet.
Ihr führt jährlich drei Gesundheitstage durch: Wie geht ihr da genau vor?
Gabriela de Haas: Der erste Gesundheitstag findet in den ersten Wochen statt, in dem sich die Lernenden noch nicht so gut kennen. Hier gestalten wir den Tag und sensibilisieren die Lernenden auf die verschiedenen Gesundheitsbereiche (z. B. körperliche Gesundheit, psychische Gesundheit), sie setzen sich mit ihrem eigenen gesundheitsfördernden Verhalten auseinander und bilden manchmal sogar Interessengruppen daraus. An diesem Tag füllen sie auch einen Fragebogen zu ihrer Gesundheit aus.
Der zweite Gesundheitstag wird aufgrund der Fragebogen-Auswertung zur Gesundheit der Lernenden entwickelt. In Zusammenarbeit mit der Feelokay-Gruppe werden Schwerpunktthemen festgelegt und mit Hilfe des Schulnetz21 zum Teil mit externen Fachleuten umgesetzt. Hier steht der Bedarf der Lernenden im Zentrum.
Der dritte Gesundheitstag wird in Zusammenarbeit mit der Feelokay-Gruppe zusammengestellt. Sie informieren sich in den Lerngruppen über die Interessen der Lernenden und stellen so die Themenschwerpunkte gemäss dem vorhandenen Bedürfnis zusammen.
Jeder Gesundheitstag beinhaltet einen Bewegungsteil, wenn möglich im Freien (z. B. Aktivität im Freiruum, Eislaufen, Tanzen etc.).
Welche Themen sind dieses Jahr bei den Gesundheitstagen aktuell?
Gabriela de Haas: Dieses Jahr sind die Themen Umgang mit Stress, Angst und Schlaf aktuell.
Ein Bedürfnis für den Gesundheitstag im Frühjahr zeichnet sich bereits ab: Sexuelle Identität und sexuelle Orientierung.
Was bietet dir das Schulnetz21? Was ist hilfreich?
Gabriela de Haas: Das Schulnetz21 ist sehr hilfreich für das Finden von entsprechenden empfehlenswerten Angeboten für unsere Schulstufe (Sek II). Wir können auch im gemeinsamen Gespräch über die aktuellen Themen den Aufbau der Gesundheitstage besprechen und fühlen uns sehr bereichert durch die Möglichkeit – gerade bei so persönlichen Themen wie der Gesundheit – externe Fachpersonen für die Lernenden beizuziehen. Auch die finanzielle Unterstützung ist für uns sehr hilfreich.
Nun sind auch die beiden anderen Zuger Brückenangebote «Integriertes Brückenangebot» (I-B-A) und «Kombiniertes Brückenangebot» (K-B-A) hinzugekommen. Welche gemeinsamen Ziele verfolgt ihr?
Gabriela de Haas: Für uns alle ist die Kernaufgabe nachhaltige Bildung zu leben. Jedes Angebot hat aber wieder ganz eigene Herausforderungen in der Umsetzung. Sei es durch die Lernenden oder durch die Wochenstruktur. Jedes Angebot wird daher seinen eigenen Weg finden müssen, wie es mit dem Thema Gesundheit und BNE umgehen möchte. Aus meiner Erfahrung am S-B-A kann ich sagen, dass dies ein unaufhörlicher Prozess ist. Es geht einfach darum, dran zu bleiben.
Wo siehst du Chancen für die Mitgliedschulen im Schulnetz21?
Gabriela de Haas: Ich erlebe das Schulnetz21 als grosse Chance. Es bietet einen grossen Fundus für so wichtige Lebensthemen. Alles alleine stemmen zu müssen, würde viel mehr Ressourcen benötigen, die wir als Schule gar nicht hätten – sei es personell, fachlich oder auch finanziell. Durch die regelmässige Netzwerktreffen gibt es auch die Möglichkeit, sich zu vernetzen und von anderen Schulen und deren Vertretung zu lernen. Für mich ist es bereichernd, zu wissen, wo und wie ich angemessene Mitspielerinnen und Mitspieler finden kann.
Was würdest du dir noch vom Schulnetz21 wünschen?
Gabriela de Haas: Ich denke, wir haben noch gar nicht alles ausgeschöpft, was wir an Möglichkeiten durch das Schulnetz21 haben. Ich wünschte mir daher eigentlich eher noch mehr Verbindungspunkte, für die es aber eher an uns liegt, diese aufzunehmen. Ich denke da an Themen wie «Nachhaltigkeit» oder «Lernen analog und digital».
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