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Ge­richts­pra­xis

Ver­wal­tungs­pra­xis

Grund­sätz­li­che Stel­lung­nah­men

Aus der Pra­xis der Da­ten­schutz­stel­le

Vor­be­mer­kun­gen

Adress-​ und Stimm­be­rech­ti­gungs­be­kannt­ga­be zum Ver­sand von Ab­stim­mungs­hil­fen

Be­kannt­ga­be der Tat­sa­che der So­zi­al­hil­fe­be­dürf­tig­keit an Ver­wand­te

Vi­deo­auf­nah­men im Un­ter­richt

Ge­such um Ak­ten­ein­sicht beim Staats­ar­chiv im Rah­men einer Mas­ter­ar­beit

Re­ges­te:

§ 2 Bst. b DSG i.V.m. § 12 und § 17 Abs. 1 Ar­chiv­ge­setz – Dos­siers von ad­mi­nis­tra­tiv ver­sorg­ten Men­schen ent­hal­ten zahl­rei­che heik­le, be­son­ders schüt­zens­wer­te Per­so­nen­da­ten im Sinne des DSG. Das Staats­ar­chiv kann For­schen­den in­ner­halb der Schutz­frist Aus­kunft er­tei­len und ihnen  Ein­sicht in das Ar­chiv­gut ge­wäh­ren, wenn keine schutz­wür­di­gen öf­fent­li­chen oder pri­va­ten In­ter­es­sen ent­ge­gen­ste­hen. Das ab­lie­fern­de Organ ist immer vor­gän­gig an­zu­hö­ren, die be­trof­fe­ne Per­son im Zwei­fels­fall.

Aus dem Sach­ver­halt:

Für ihre Mas­ter­ar­beit zum Thema «Ad­mi­nis­tra­ti­ve Ver­sor­gung» er­such­te eine Stu­den­tin aus dem Kan­ton Zug das kan­to­na­le Staats­ar­chiv um Ein­sicht in be­stimm­te Ak­ten­be­stän­de aus den Jah­ren 1900 bis 1981, die der ge­setz­li­chen Schutz­frist von 100 Jah­ren un­ter­lie­gen. Das Staats­ar­chiv bat die Da­ten­schutz­stel­le um eine Stel­lung­nah­me zum Ge­such.

Aus den Er­wä­gun­gen:

Der DSB liess dem Staats­ar­chiv die nach­fol­gen­den Hin­wei­se zu­kom­men:

Das Ge­such um Ak­ten­ein­sicht wird für eine Mas­ter­ar­beit ge­stellt. Der Ak­ten­be­stand, in den Ein­sicht ver­langt wird, hat einen Um­fang von ca. 20 Lauf­me­ter. Ob eine sorg­fäl­ti­ge Ana­ly­se und Aus­wer­tung des um­fang­rei­chen Ma­te­ri­als in dem für eine Mas­ter­ar­beit vor­ge­ge­be­nen Zeit­rah­men (zwei Se­mes­ter) mög­lich ist, kann offen blei­ben. Nach An­sicht des DSB soll­te in­des­sen die Frage, ob der Um­fang der ver­lang­ten Ak­ten­ein­sicht ver­hält­nis­mäs­sig ist, den­noch ge­prüft wer­den.

Die Ge­such­stel­le­rin ist im Kan­ton Zug auf­ge­wach­sen. Es ist nicht aus­zu­schlies­sen, dass sie in den Un­ter­la­gen auf Per­so­nen stösst, die sie ge­kannt hat oder kennt (so­wohl ad­mi­nis­tra­tiv ver­sorg­te Per­so­nen wie auch Mit­ar­bei­ten­de der in­vol­vier­ten Be­hör­den, Ver­wal­tungs­stel­len, In­sti­tu­tio­nen).

Das Ar­chiv muss eine Ab­wä­gung zwi­schen dem In­ter­es­se der Ge­such­stel­le­rin bzw. deren For­schungs­pro­jekt und den pri­va­ten In­ter­es­sen der be­trof­fe­nen, ad­mi­nis­tra­tiv ver­sorg­ten Per­so­nen vor­neh­men. Fällt das Er­geb­nis der In­ter­es­sen­ab­wä­gung durch das Ar­chiv nicht zwei­fels­frei zu­guns­ten der Ge­such­stel­le­rin bzw. deren For­schungs­pro­jekt aus, muss das Ar­chiv die be­trof­fe­nen Per­so­nen an­hö­ren (§ 17 Abs. 1 Ar­chiv­ge­setz [BGS 152.4]: im Zwei­fels­fall An­hö­rung).

Dos­siers von ad­mi­nis­tra­tiv ver­sorg­ten Men­schen ent­hal­ten zahl­rei­che heik­le, be­son­ders schüt­zens­wer­te Per­so­nen­da­ten und Per­sön­lich­keits­pro­fi­le im Sinn von § 2 Bst. b DSG.

Aus Sicht des DSB ist nicht zwei­fels­frei aus­zu­schlies­sen, dass es be­trof­fe­ne Per­so­nen gibt, die an der Wah­rung ihrer Per­sön­lich­keits­rech­te bzw. ihrer Pri­vat­sphä­re fest­hal­ten möch­ten und nicht wün­schen, dass Drit­te in ihre Un­ter­la­gen Ein­sicht neh­men kön­nen.

Aus die­sen Grün­den soll­te eine Gut­heis­sung des Ge­suchs um Ein­sicht in die Un­ter­la­gen des Staats­ar­chivs nach An­sicht des DSB nur unter den fol­gen­den Be­din­gun­gen er­fol­gen:

  • Die Ein­sicht soll­te auf Dos­siers bzw. Fälle ein­ge­schränkt wer­den, die spä­tes­tens 1970 ab­ge­schlos­sen waren. In spä­ter ab­ge­schlos­se­ne Un­ter­la­gen bzw. Fälle soll­te keine Ein­sicht ge­währt wer­den.
  • Noch le­ben­de be­trof­fe­ne, ad­mi­nis­tra­tiv ver­sorg­te Per­so­nen soll­ten vom Staats­ar­chiv vor Be­kannt­ga­be ihrer Un­ter­la­gen an­ge­hört wer­den.
  • Der DSB geht davon aus, dass Ein­sicht in die Un­ter­la­gen aus­schliess­lich in den Räum­lich­kei­ten des Staats­ar­chivs ge­währt wird und dass keine Ko­pien der Un­ter­la­gen an­ge­fer­tigt wer­den dür­fen (auch nicht fo­to­gra­fi­sche).
  • Er­geb­nis­se dür­fen im Rah­men der Mas­ter­ar­beit nur pu­bli­ziert wer­den, wenn sie so an­ony­mi­siert sind, dass kei­ner­lei Rück­schlüs­se auf die be­trof­fe­nen, ad­mi­nis­tra­tiv ver­sorg­ten Per­so­nen sowie auf be­trof­fe­ne Mit­ar­bei­ten­de der in­vol­vier­ten Be­hör­den / Ver­wal­tungs­stel­len / In­sti­tu­tio­nen mög­lich sind. Aus­nah­me: Vor­lie­gen der frewil­li­gen, schrift­li­chen Ein­wil­li­gung der an­ge­mes­sen in­for­mier­ten Be­trof­fe­nen.

Das Staats­ar­chiv hiess das Ge­such in der Folge grund­sätz­lich gut, ver­füg­te aber eine Be­schrän­kung der Ein­sicht­nah­me in Fälle, die bis spä­tes­tens 1965 ab­ge­schlos­sen wor­den waren. Auch die üb­ri­gen Hin­wei­se des DSB wur­den in der Ver­fü­gung be­rück­sich­tigt.

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