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Ge­richts­pra­xis

Ver­wal­tungs­pra­xis

Grund­sätz­li­che Stel­lung­nah­men

Aus der Pra­xis der Da­ten­schutz­stel­le

Vor­be­mer­kun­gen

Adress-​ und Stimm­be­rech­ti­gungs­be­kannt­ga­be zum Ver­sand von Ab­stim­mungs­hil­fen

Be­kannt­ga­be der Tat­sa­che der So­zi­al­hil­fe­be­dürf­tig­keit an Ver­wand­te

Vi­deo­auf­nah­men im Un­ter­richt

Re­ges­te:

§ 2 Abs. 1 Bst. c DSG i.V.m. § 4 und § 5 DSG –  Vi­deo­auf­nah­men an öf­fent­li­chen Schul­ein­rich­tun­gen des Kan­tons Zug stel­len eine Da­ten­be­ar­bei­tung im Sinne des DSG dar, so­weit dar­auf Per­so­nen er­kenn­bar sind. Die Grund­sät­ze der Da­ten­be­ar­bei­tung gel­ten somit etwa auch für Vi­deo­auf­nah­men von Prä­sen­ta­tio­nen der Ler­nen­den durch Lehr­per­so­nen.

Aus dem Sach­ver­halt:

Ein Schü­ler einer Zuger Schu­le (es han­delt sich um eine Schu­le im nach­ob­li­ga­to­ri­schen Aus­bil­dungs­be­reich) wehr­te sich da­ge­gen, dass die Lehr­per­son von sei­ner münd­li­chen Prä­sen­ta­ti­on vor der gan­zen Klas­se im Rah­men des or­dent­li­chen Un­ter­richts Vi­deo­auf­nah­men mach­te. Die zu­stän­di­ge Lehr­per­son ge­lang­te mit der Frage an uns, ob sie den be­trof­fe­nen Schü­ler dazu zwin­gen könne, die Vi­deo­auf­nah­men zu­zu­las­sen. Die Vi­deo­auf­nah­men soll­ten ei­ner­seits der Lehr­per­son als Er­in­ne­rungs­stüt­ze, als «Do­ku­ment für die Ar­chi­vie­rung» und zur Ver­bes­se­rung ihrer ei­ge­nen Me­tho­dik die­nen, an­de­rer­seits aber auch zur Ver­bes­se­rung der Prä­sen­ta­ti­ons­tech­nik der Schü­le­rin­nen und Schü­ler bei­tra­gen. Wenn eine Prä­sen­ta­ti­on be­son­ders gut ge­lin­ge, werde die be­tref­fen­de Schü­le­rin / der be­tref­fen­den Schü­ler ge­fragt, ob die Vi­deo­auf­nah­me zu De­mons­tra­ti­ons­zwe­cken im Un­ter­richt in an­de­ren Klas­sen ver­wen­det wer­den dürfe.

Aus den Er­wä­gun­gen:

Der DSB konn­te der Lehr­per­son fol­gen­de Hin­wei­se geben:

Schü­le­rin­nen und Schü­ler haben einen An­spruch dar­auf, dass ihre Pri­vat­sphä­re und ihre Per­sön­lich­keits­rech­te auch im Schul­un­ter­richt be­ach­tet wer­den.
Fotos und Vi­deo­auf­nah­men an öf­fent­li­chen Schul­ein­rich­tun­gen des Kan­tons Zug stel­len eine Da­ten­be­ar­bei­tung im Sinne des DSG dar, so­weit dar­auf Per­so­nen er­kenn­bar sind.

Da­ten­be­ar­bei­tun­gen sind zu­läs­sig, wenn a) sie sich auf eine ge­setz­li­che Grund­la­ge stüt­zen kön­nen oder zur Er­fül­lung einer ge­setz­lich um­schrie­be­nen Auf­ga­be die­nen oder mit der aus­drück­li­chen Ein­wil­li­gung der be­trof­fe­nen Per­so­nen er­fol­gen; b) sie ver­hält­nis­mäs­sig sind; c) sie einem zum Vorn­her­ein be­stimm­ten Zweck die­nen; d) sie für die be­trof­fe­nen Per­so­nen trans­pa­rent sind; und e) die be­ar­bei­te­ten Daten vor der Kennt­nis­nah­me durch un­be­rech­tig­te Drit­te ge­schützt sind.

Diese Grund­sät­ze der Da­ten­be­ar­bei­tung gel­ten auch für Vi­deo­auf­nah­men von Prä­sen­ta­tio­nen der Ler­nen­den durch Lehr­per­so­nen.

Grund­sätz­lich emp­fiehlt es sich bei sol­chen Auf­nah­men, vor­gän­gig die Ein­wil­li­gung der Be­trof­fe­nen ein­zu­ho­len. Vi­deo­auf­nah­men von Ler­nen­den im Un­ter­richt kön­nen zu aus­schliess­lich schul­in­ter­nen Zwe­cken al­len­falls auch ohne Ein­wil­li­gung zu­läs­sig sein, wenn die fol­gen­den Vor­ga­ben ku­mu­la­tiv er­füllt sind:

  • Die Vi­deo­auf­nah­men müs­sen sich am ge­setz­li­chen Aus­bil­dungs­auf­trag ge­mäss den für das je­wei­li­ge Aus­bil­dungs­an­ge­bot gel­ten­den, spe­zi­fi­schen ge­setz­li­chen Grund­la­gen ori­en­tie­ren (Bun­des­recht und/oder kan­to­na­les Recht).
  • Die Tat­sa­che und der Zweck der Vi­deo­auf­nah­men müs­sen für die be­trof­fe­nen Ler­nen­den trans­pa­rent sein. Die Lehr­per­son muss die Ler­nen­den vor­gän­gig über sämt­li­che Aspek­te der Auf­nah­men (Zweck, Dauer, Ver­wen­dung und Ver­nich­tung) in­for­mie­ren.
  • Der Ein­satz von Vi­deo­ka­me­ras im Un­ter­richt muss dem Zweck ent­spre­chend ver­hält­nis­mäs­sig sein. So muss etwa bei der Auf­nah­me von Prä­sen­ta­tio­nen ein Min­dest­ab­stand der Ka­me­ra zur Schü­le­rin / zum Schü­ler ein­ge­hal­ten wer­den, das Her­an­zoo­men von ein­zel­nen Kör­per­tei­len ist zu un­ter­las­sen, Per­so­nen / Zu­schau­en­de, die nicht prä­sen­tie­ren, sind nicht auf­zu­neh­men.
  • Die Vi­deo­auf­nah­men müs­sen si­cher auf­be­wahrt wer­den, so dass un­be­fug­ten Drit­ten (z.B. un­be­tei­lig­te Lehr­kräf­te, Schü­le­rin­nen und Schü­ler an­de­rer Klas­sen, be­lie­bi­ge Per­so­nen aus­ser­halb der Schul­ein­rich­tung) keine Kennt­nis­nah­me mög­lich ist.
  • Auf­nah­men zur Ana­ly­se von Prä­sen­ta­tio­nen dür­fen nir­gends pu­bli­ziert wer­den, somit nicht etwa auf Face­book oder pri­va­ten Cloud-​Anwendungen ein­ge­stellt wer­den.
  • Die Auf­nah­men müs­sen ver­nich­tet wer­den, so­bald der Zweck, für den sie ge­macht wur­den er­reicht ist, also so­bald bei­spiels­wei­se die Aus­wer­tung der Auf­nah­men er­folgt oder die Be­wer­tung der auf­ge­nom­me­nen Prä­sen­ta­ti­on vor­ge­nom­men ist. Auf­nah­men dür­fen somit durch die Lehr­per­son nicht be­lie­big lange «ar­chi­viert» bzw. auf­be­wahrt wer­den.
  • Für das Ab­spie­len von Auf­nah­men von Prä­sen­ta­tio­nen der Ler­nen­den in der Klas­se (bzw. in an­de­ren Klas­sen) ist grund­sätz­lich die Ein­wil­li­gung der/des be­trof­fe­nen Ler­nen­den ein­zu­ho­len.

Im kon­kre­ten Fall schien der be­trof­fe­ne Schü­ler Be­den­ken be­züg­lich des da­ten­schutz­kon­for­men Um­gangs mit den Vi­deo­auf­nah­men zu haben. Als Kom­pro­miss schlu­gen wir fol­gen­des Vor­ge­hen vor: Die Auf­nah­me der Prä­sen­ta­ti­on kann mit dem Handy des be­trof­fe­nen Ler­nen­den er­fol­gen. Die Auf­nah­me be­fin­det sich somit nur auf einem Da­ten­spei­cher, über den er die aus­schliess­li­che Kon­trol­le hat. Die Aus­wer­tung der Prä­sen­ta­ti­on kann im An­schluss mit Hilfe des Han­dys des Be­trof­fe­nen vor­ge­nom­men wer­den. Der Be­trof­fe­ne kann die Auf­nah­me un­mit­tel­bar nach deren Aus­wer­tung selbst lö­schen bzw. ver­nich­ten.

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