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Ein­lei­tung

Kom­men­tar PBG

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Kan­to­na­le Pläne und Bau­vor­schrif­ten

Ge­meind­li­che Pläne und Bau­vor­schrif­ten

Son­der­nut­zungs­plä­ne und Er­schlies­sung

Si­che­rung von Pla­nun­gen

Ver­fah­rens­be­stim­mun­gen

Land­um­le­gung und Grenz­be­rei­ni­gung

Mass­nah­men zur Bau­land­ver­füg­bar­keit

§ 52a Mehr­wert­ab­ga­be

1 Die Mehr­wert­ab­ga­be gleicht Vor­tei­le aus, die aus­schliess­lich ent­ste­hen durch
a) erst­ma­li­ge und dau­er­haf­te Zu­wei­sung von Boden zu Bau­zo­nen;
b) Zu­wei­sung von Zonen des öf­fent­li­chen In­ter­es­ses zu an­de­ren Bau­zo­nen.
2 Die Höhe der Ab­ga­be be­trägt 20% des Bo­den­mehr­werts.
2a Die Ge­mein­den kön­nen in ihren Bau­ord­nun­gen fest­le­gen, dass sie mit­tels ver­wal­tungs­recht­li­chem Ver­trag von den Grund­ei­gen­tü­me­rin­nen und Grund­ei­gen­tü­mern eine Mehr­wert­ab­ga­be von ma­xi­mal 20% des Bo­den­mehr­werts er­he­ben kön­nen bei
a) Um­zo­nun­gen, für das den bis­he­ri­gen Bo­den­wert um mehr als 30% über­stei­gen­de Mass;
b) Auf­zo­nun­gen und Be­bau­ungs­plä­nen, für das die Nut­zungs­er­hö­hung um mehr als 30% über­stei­gen­de Mass, wenn gleich­zei­tig eine Er­hö­hung der Aus­nüt­zungs­zif­fer um mehr als 0,3 bzw. der Bau­mas­sen­zif­fer um mehr als 1,2 vor­liegt.
3 Der Bo­den­mehr­wert be­misst sich nach der Dif­fe­renz zwi­schen dem Ver­kehrs­wert un­mit­tel­bar vor und jenem un­mit­tel­bar nach der rechts­kräf­ti­gen Zo­nen­plan­än­de­rung bzw. nach der Rechts­kraft des Be­bau­ungs­plans.

Ma­te­ria­li­en
Ab­satz 1, 2 und 3 (neu: 1. Ja­nu­ar 2019)

Diese Be­stim­mung de­fi­niert die Mehr­wert­ab­ga­be. Sie soll Pla­nungs­vor­tei­le aus­glei­chen, die durch neue und dau­er­haf­te Zu­wei­sung von Boden zu Bau­zo­nen oder von Zonen des öf­fent­li­chen In­ter­es­ses zu an­de­ren Bau­zo­nen ent­ste­hen – womit die­ses Bau­land erst­mals für pri­va­te Zwe­cke ge­nutzt wer­den kann. Wird ein Grund­stück also le­dig­lich einer Abbau-​ und Re­kul­ti­vie­rungs­zo­ne oder einer Zone für Ab­fall­an­la­gen zu­ge­wie­sen, ent­ste­hen keine Pla­nungs­vor­tei­le. Daran ori­en­tiert sich auch die vor­lie­gen­de Re­ge­lung, weil der Grund­ei­gen­tü­mer­schaft keine lang­fris­ti­gen Pla­nungs­vor­tei­le ent­ste­hen und weil diese Flä­chen le­dig­lich vor­über­ge­hend einer Nut­zung zu­ge­führt wer­den und spä­ter wie­der der ur­sprüng­li­chen Zo­nie­rung, meist der Land­wirt­schafts­zo­ne zu­fal­len. Es fehlt also an der Dau­er­haf­tig­keit der Zu­wei­sung des Bo­dens zu den Bau­zo­nen oder zu einer Zone des öf­fent­li­chen In­ter­es­ses.

Die Auf­zäh­lung der Mehr­wert­ab­ga­be­tat­be­stän­de in § 52a ist ab­schlies­send. Dies wird da­durch ver­deut­licht, dass die Auf­zäh­lung der Ent­ste­hung der Ab­ga­be als «aus­schliess­lich» be­zeich­net wird. Es ist also den Ge­mein­den nicht er­laubt, eine Ab­ga­be für wei­te­re Tat­be­stän­de, na­ment­lich für Ab­fall­an­la­gen und der­glei­chen zu ver­lan­gen.

Die Höhe der Ab­ga­be be­trägt 20 Pro­zent des Bo­den­mehr­werts. Die­ser Ab­ga­be­satz ori­en­tiert sich an der bun­des­recht­li­chen Min­dest­vor­ga­be, weil die Grund­ei­gen­tü­mer­schaf­ten ge­stützt auf das eid­ge­nös­si­sche Steu­er­har­mo­ni­sie­rungs­ge­setz vom 14. De­zem­ber 1990 (StHG; SR 642.14) je nach ihrer Qua­li­tät als Pri­vat­per­son, Pri­vat­per­son mit einem Grund­stück als Ge­schäfts­ver­mö­gen, na­ment­lich Land­wir­tin­nen/Land­wir­te, sowie ju­ris­ti­sche Per­so­nen zu­sätz­lich auch noch Grund­stück­ge­winn­steu­er, Ein­kom­mens­steu­er oder Ge­winn­steu­er be­zah­len müs­sen. Der Ab­ga­be­satz (Mehr­wert­ab­ga­be sowie wei­te­re Steu­ern) kommt bei die­sen Kon­stel­la­tio­nen ins­ge­samt zwi­schen 30 Pro­zent und rund 60 Pro­zent des Bo­den­mehr­werts zu lie­gen. Auf­grund die­ser bun­des­recht­li­chen Vor­ga­ben recht­fer­tigt es sich, den bun­des­recht­li­chen Mi­ni­mal­satz von 20 Pro­zent des Mehr­werts nicht auch noch zu er­hö­hen.

Bild Le­gen­de:

Der Re­gie­rungs­rat durf­te fest­stel­len, dass so­wohl die Ge­mein­den als auch die Kom­mis­si­on für Raum­pla­nung und Um­welt einen über­ob­li­ga­to­ri­schen Be­reich der Mehr­wert­ab­ga­be wünsch­ten. Bei die­sem über­ob­li­ga­to­ri­schen Be­reich soll bei Um­zo­nun­gen, Auf­zo­nun­gen und Be­bau­ungs­plä­nen – falls die Ge­mein­den dies in der Bau­ord­nung so vor­se­hen – eine Mehr­wert­ab­ga­be für das den Bo­den­mehr­wert bei Um­zo­nun­gen bzw. die Nut­zungs­er­hö­hung bei Auf­zo­nun­gen und Be­bau­ungs­plä­nen einen be­stimm­ten Schwel­len­wert über­stei­gen­de Mass er­ho­ben wer­den. Die kön­nen Ge­mein­den au­to­nom ent­schei­den, ob sie im über­ob­li­ga­to­ri­schen Be­reich, das heisst bei Um- und Auf­zo­nun­gen sowie Be­bau­ungs­plä­nen, in ihren Bau­ord­nun­gen eine Mehr­wert­ab­ga­be­pflicht ein­füh­ren wol­len, wobei die Ge­mein­den selbst­ver­ständ­lich den Grund­satz der rechts­glei­chen Be­hand­lung zu be­rück­sich­ti­gen haben.

Die Ge­mein­den kön­nen in ihren Bau­ord­nun­gen fest­le­gen, dass sie mit­tels ver­wal­tungs­recht­li­chem Ver­trag bei Um­zo­nun­gen von den Grund­ei­gen­tü­me­rin­nen und Grund­ei­gen­tü­mern eine Mehr­wert­ab­ga­be von ma­xi­mal 20 Pro­zent für das den bis­he­ri­gen Bo­den­mehr­wert von mehr als 30 Pro­zent über­stei­gen­de Mass er­he­ben kön­nen. Kommt also der Bo­den­qua­drat­me­ter­preis nach einer Um­zo­nung na­ment­lich von einer bis­he­ri­gen Arbeits-​ neu in eine Wohn- und Ar­beits­zo­ne auf mehr als das Ein­ein­halb­fa­che des bis­he­ri­gen Werts zu lie­gen, kann die Ge­mein­de ge­stützt auf einen vor­gän­gig ab­zu­schlies­sen­den ver­wal­tungs­recht­li­chen Ver­trag eine Mehr­wert­ab­ga­be von ma­xi­mal 20 Pro­zent des den bis­he­ri­gen Bo­den­mehr­wert von mehr als 30 Pro­zent über­stei­gen­den Mas­ses ver­lan­gen. Das­sel­be gilt für Auf­zo­nun­gen und Be­bau­ungs­plä­ne mit Er­hö­hung des Nut­zungs­mas­ses. Auch hier ist nur für das die Nut­zungs­er­hö­hung von mehr als 30 Pro­zent über­stei­gen­de Mass eine Mehr­wert­ab­ga­be ge­schul­det. Gleich­zei­tig soll ge­währ­leis­tet wer­den, dass Auf­zo­nun­gen na­ment­lich von der W1 in die W2 nicht be­reits der Mehr­wert­ab­ga­be un­ter­stellt wer­den kön­nen. Aus die­sem Grund ist die Mehr­wert­ab­ga­be bei Auf­zo­nun­gen und Be­bau­ungs­plä­nen mit Er­hö­hung des Nut­zungs­mas­ses erst ge­schul­det, wenn gleich­zei­tig eine Er­hö­hung der Aus­nüt­zungs­zif­fer von mehr als 0,3 vor­liegt. Gilt auf einer auf­zu­zo­nen­den oder in einem Be­bau­ungs­plan­pe­ri­me­ter lie­gen­den Bau­par­zel­le als Mass­ein­heit für die Bau­dich­te die Bau­mas­sen­zif­fer, ist eine Er­hö­hung des Nut­zungs­mas­ses um 1,2 (ist äqui­va­lent mit dem Vier­fa­chen der Aus­nüt­zungs­zif­fer) von der Mehr­wert­ab­ga­be aus­ge­nom­men.

In­so­fern kön­nen die Ge­mein­den in nur die­sem de­fi­nier­ten und ab­schlies­send ge­re­gel­ten Be­reich über die bun­des­recht­li­chen Mi­ni­mal­vor­ga­ben hin­aus­ge­hen. Eine Un­gleich­be­hand­lung von Mehr­wer­ten, wel­che durch neue und dau­er­haf­te Zu­wei­sung von Boden zu Bau­zo­nen oder von Zonen des öf­fent­li­chen In­ter­es­ses zu an­de­ren Bau­zo­nen im Ver­hält­nis zu Mehr­wer­ten, wel­che durch we­sent­li­che Um­zo­nun­gen sowie durch die Schaf­fung von Ver­dich­tungs­mög­lich­kei­ten, na­ment­lich durch Auf­zo­nun­gen bzw. Be­bau­ungs­plä­nen mit einer Er­hö­hung des Nut­zungs­mas­ses von mehr als 30 Pro­zent ent­ste­hen, macht wenig Sinn. Auch aus dem Blick­win­kel der Rechts­gleich­heit be­steht daher für die Ge­mein­den die Mög­lich­keit, die Mehr­wert­ab­ga­be auf Mehr­wer­te zu er­he­ben, wel­che einen er­heb­li­chen Mehr­wert schaf­fen (we­sent­li­che Um­zo­nun­gen) oder auf einer er­heb­li­chen Er­hö­hung des Nut­zungs­mas­ses fus­sen. Die Ab­ga­be­pflicht soll des­halb bei einer Er­hö­hung des Nut­zungs­mas­ses erst ab einem Schwel­len­wert von mehr als 30 Pro­zent er­füllt sein. Die Be­rech­nungs­grund­la­ge für die Ab­ga­be ist je­doch das die­sen Schwel­len­wert von 30 Pro­zent über­stei­gen­de Mass. Damit ist u. a. ge­währ­leis­tet, dass für die ein­fa­chen Be­bau­ungs­plä­ne, wel­che die Are­al­be­bau­un­gen er­set­zen sol­len, sowie viele or­dent­li­chen Be­bau­ungs­plä­ne keine Mehr­wert­ab­ga­be ge­schul­det sein wird. Vor­nehm­lich die der Ver­dich­tung die­nen­de Er­hö­hung des Nut­zungs­mas­ses über dem Schwel­len­wert von 30 Pro­zent soll die Mehr­wert­ab­ga­be­pflicht zu­guns­ten der Ge­mein­den aus­lö­sen kön­nen.

Im Ent­eig­nungs­recht be­steht die Pra­xis der Schwel­le von 30 Pro­zent. Die Ei­gen­tü­mer­schaft muss ge­mäss Lehre und Recht­spre­chung auch im Hin­blick auf die Wert­schwan­kun­gen – wel­chen ein Grund­stück auf­grund des Im­mo­bi­li­en­markts un­ter­liegt – eine Wert­ver­min­de­rung von bis zu 30 Pro­zent ent­schä­di­gungs­los hin­neh­men. Wird z. B. ein un­be­bau­tes Grund­stück aus­ge­zont oder ab­ge­zont, dann ist dies eine ent­schä­di­gungs­pflich­ti­ge Ent­eig­nung, wenn da­durch der Bo­den­wert um 30 Pro­zent oder mehr sinkt. Die­ser Pro­zent­satz fin­det sich nicht im Ge­setz, son­dern er er­gibt sich aus der Lehre und Recht­spre­chung. Dies ei­ner­seits auf­grund der Par­al­le­len im Ent­eig­nungs­recht und an­de­rer­seits, weil er einer deut­li­chen An­nä­he­rung an den von den Ge­mein­den be­an­trag­ten Pro­zent­satz von 25 Pro­zent ent­spricht.

Bild Le­gen­de:

Ge­mäss § 52a Abs. 3 PBG wird der Bo­den­mehr­wert auf­grund der Dif­fe­renz zwi­schen dem Ver­kehrs­wert «un­mit­tel­bar vor» sowie «un­mit­tel­bar nach» der Rechts­kraft der pla­ne­ri­schen Mass­nah­me er­mit­telt. Die Dif­fe­renz des Lie­gen­schafts­werts vor und nach der Rechts­kraft der pla­ne­ri­schen Mass­nah­me er­gibt schliess­lich den Mehr­wert.

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