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Ein­lei­tung

1997: Ver­wal­tungs­ge­richt

1998: Ver­wal­tungs­ge­richt

Ur­teil vom 8. Ja­nu­ar 1998 i.S. M. und B. H.-B.

Die ge­ne­rel­len An­lie­gen der Ver­dich­tung der über­bau­ten Ge­bie­te und der Frei­hal­tung nicht über­bau­ter Grün­flä­chen in der neuen Orts­pla­nung der Stadt­ge­mein­de Zug ent­spricht dem  Pla­nungs­ziel des haus­häl­te­ri­schen Um­gangs mit dem Boden.

Richt­plä­ne sind für die Be­hör­den ver­bind­lich. Die Richt­plä­ne der Kan­to­ne legen unter an­de­rem fest, wel­che Ge­bie­te sich für die Land­wirt­schaft eig­nen. Sie geben Auf­schluss über den Stand und die an­zu­stre­ben­de Ent­wick­lung der Be­sied­lung und zei­gen, wie die raum­wirk­sa­men Tä­tig­kei­ten auf ein­an­der ab­ge­stimmt wer­den, sowie in wel­cher zeit­li­chen Folge und mit wel­chen Mit­teln vor­zu­ge­hen ist, um die Auf­ga­ben zu er­fül­len. Zu­stän­dig­keit und Ver­fah­ren der Richt­pla­nung re­geln die Kan­to­ne.

Das zu­ge­ri­sche Recht ent­hält keine Be­stim­mun­gen, wel­che über den bun­des­recht­li­chen Min­dest­in­halt der Richt­plä­ne hin­aus­ge­hen.

Die Ver­bind­lich­keit der in der Regel alle zehn Jahre ge­samt­haft über­prüf­ten und nö­ti­gen­falls über­ar­bei­te­ten Richt­plä­ne ist in­so­fern re­la­tiv, als das Raum­pla­nungs­ge­setz nicht nach dem Prin­zip der Plan­hier­ar­chie vor­ge­hen will, son­dern auf der Plan­ab­stim­mung auf­baut (Art. 8 RPG). Im Rah­men die­ser Plan­ab­stim­mung muss auch eine ge­wis­se Rück­wir­kung von unten nach oben mög­lich sein. Bin­dungs­kraft er­langt der Richt­plan im Be­reich des pla­ne­ri­schen Er­mes­sens unter Vor­be­halt des Rechts, unter Vor­be­halt der In­ter­es­sen­ab­wä­gung im Ge­samt­rah­men und unter dem Vor­be­halt ver­än­der­ter Ver­hält­nis­se.

Nach zu­ge­ri­scher Pra­xis er­folgt die Richt-​ und Nut­zungs­pla­nung der Ge­mein­den meist gleich­zei­tig. Eine vor­gän­gi­ge An­pas­sung des Richt­plans er­scheint vor allem bei grös­se­ren, ins Ge­wicht fal­len­den Än­de­run­gen mit Rück­sicht auf den Zweck der Plan­ab­stim­mung an­ge­zeigt. An­de­re An­pas­sun­gen oder Ab­wei­chun­gen wer­den aber von der Lehre und Recht­spre­chung nicht aus­ge­schlos­sen.

Der zu­ge­ri­sche Richt­plan ist kein de­mo­kra­tisch be­schlos­se­nes In­stru­ment, wel­ches den Ge­mein­den einen be­stimm­ten An­ord­nungs­spiel­raum zu­weist.

Das per­sön­li­che In­ter­es­se der Ei­gen­tü­mer hat hin­ter das ge­wich­ti­ge öf­fent­li­che In­ter­es­se an der Frei­hal­tung des Lan­des zu­rück­zu­tre­ten, wel­ches zu­gleich dem An­lie­gen der Sied­lungs­tren­nung und der Ver­mei­dung einer zu gros­sen Bau­zo­ne dient. Die­sem öf­fent­li­chen In­ter­es­se könn­te eine we­ni­ger weit ge­hen­de Mass­nah­me als die vor­ge­nom­me­ne Zo­nen­zu­wei­sung nicht ge­nü­gen. Die Mass­nah­me er­weist sich daher auch als ver­hält­nis­mäs­sig und ver­letzt die Ei­gen­tums­ga­ran­tie nicht.

Ur­teil vom 29. Ja­nu­ar 1998 i.S. L. F.-B.

Ver­kehrs­be­schrän­kun­gen im Sinne von Art. 3 SVG, wel­che für Kan­tons­stras­sen durch die Justiz-​ und Po­li­zei­di­rek­ti­on an­ge­ord­net wer­den, sind beim Ver­wal­tungs­ge­richt an­fecht­bar. Das Be­schwer­de­recht kommt den Be­woh­nern einer von einer Ver­kehrs­an­ord­nung be­trof­fe­nen Stras­se zu, fer­ner An­woh­nern an­de­rer Stras­sen, die wegen Ver­kehrs­ver­la­ge­rung Nach­tei­le er­lei­den kön­nen. Schliess­lich sind zur Be­schwer­de auch alle Ver­kehrs­teil­neh­mer be­rech­tigt, wel­che die von der Be­schrän­kung be­rühr­te Stras­se mehr oder we­ni­ger re­gel­mäs­sig be­nüt­zen. Ver­kehrs­an­ord­nun­gen kön­nen unter an­de­rem er­las­sen wer­den, so­weit der Schutz der Be­woh­ner oder glei­cher­mas­sen Be­trof­fe­ner vor Lärm und Luft­ver­schmut­zung, die Si­cher­heit, die Er­leich­te­rung oder Re­ge­lung des Ver­kehrs, der Schutz der Stras­se oder an­de­re in den ört­li­chen Ver­hält­nis­sen lie­gen­de Grün­de dies er­for­dern (vgl. Art. 3 Abs. 4 SVG). Ein Lärm­gut­ach­ten kommt zum Schluss, dass vor­lie­gend die Im­mis­si­ons­grenz­wer­te der Lärm­emp­find­lich­keits­stu­fe 3, wel­che nut­zungs­plan­mäs­sig fest­ge­legt wor­den ist, ein­ge­hal­ten sind.

Ur­teil vom 19. März 1998 i.S. A. H. AG und Kon­sor­ten

Die Be­sitz­stands­ga­ran­tie kann nicht für eine zer­stör­te Baute in An­spruch ge­nom­men wer­den. Das Glei­che würde auch für ein Ab­bruch­ob­jekt gel­ten. Die Recht­fer­ti­gung der Be­sitz­stands­ga­ran­tie fällt dahin, wenn die ge­schütz­te bau­li­che In­ves­ti­ti­on ihren Wert ver­lo­ren hat. Der Be­sit­zes­schutz bei Ele­men­tar­schä­den stell­te eine Aus­nah­me von der An­wend­bar­keit des gel­ten­den Rechts dar, die re­la­tiv weit geht. Die mit der hö­he­ren Ge­walt ver­bun­de­ne Härte recht­fer­tigt die Be­sitz­stands­ga­ran­tie auch im Falle der Zer­stö­rung. Eine sol­che be­son­de­re Si­tua­ti­on liegt hier aber nicht vor. Den Ei­gen­tü­mern sind nicht durch hö­he­re Ge­walt bau­li­che Werte zer­stört wor­den. Viel­mehr haben sie, wie sich aus der Vor­ge­schich­te er­gibt, der be­stehen­den bau­li­chen Sub­stanz sel­ber kei­nen Wert mehr bei­gemes­sen.

Die Vor­in­stanz hat zu Recht die Be­wil­li­gung für bau­li­che Än­de­run­gen am da­mals be­stehen­den Ge­bäu­de wi­der­ru­fen.

Ur­teil vom 19. März 1998 i.S. G. S.

Die An­for­de­run­gen an Ab­stell­plät­ze und Aus­fahr­ten rich­ten sich nach dem Stras­sen­re­gle­ment der Ein­woh­ner­ge­mein­de (vgl. aber auch § 18 des Ge­set­zes über Stras­sen und Wege und § 4 der Ver­ord­nung zum Ge­setz über Stras­sen und Wege). Die Be­wil­li­gung des Ge­mein­de­ra­tes bleibt ver­sagt, wenn die Ein- und Aus­fahrt den Fuss­gän­ger und Fahr­rad­ver­kehr ge­fähr­det oder er­heb­lich stört.

Ur­teil vom 16. April 1998 i.S. P. P.-H.

Die Vor­aus­set­zun­gen des di­rek­ten Wei­ter­zugs des vor­in­stanz­li­chen Ent­scheids ans Ver­wal­tungs­ge­richt sind ge­ge­ben so­wohl unter dem Aspekt einer  Aus­nah­me­be­wil­li­gung ge­mäss Art. 24 RPG, als auch wegen des Sach­zu­sam­men­hangs bei or­dent­li­chen Be­wil­li­gun­gen ge­mäss Art. 22 RPG. In den Fäl­len von § 61 Abs. 1 Ziff. 1 VRG ur­teilt das Ge­richt mit vol­ler Ko­gni­ti­on (§ 63 Abs. 3 VRG).

Der Ent­scheid über ein Bau­er­mitt­lungs­ge­such gibt kei­nen An­spruch auf Er­tei­lung der Bau­be­wil­li­gung. So­weit der Sach­ver­halt je­doch be­reits be­ur­teilt ist und so­fern bis zur Er­tei­lung der Bau­be­wil­li­gung die recht­li­chen Grund­la­gen keine Än­de­run­gen er­fah­ren haben, ist der Ent­scheid über das Bau­er­mitt­lungs­ge­such bin­dend (§ 37 Abs. 2 VV BauG). Der WWF ist in Ver­fah­ren, in denen es um die Zu­läs­sig­keit eines Vor­ha­bens nach Art. 22 RPG geht, nicht zur Be­schwer­de­füh­rung le­gi­ti­miert. Er ist in Ver­fah­ren, denen Art. 24 RPG zu­grun­de liegt, im Sinne von Art. 2 und 12 NHG le­gi­ti­miert.

Das Bun­des­ge­richt hat in BGE 121 II 313 einem Land­wirt­schafts­be­trieb mit 4,5 ha Land und 9,5 Gross­vieh­ein­hei­ten land­wirt­schaft­li­chen Wohn­raum be­wil­ligt.

Der Be­schwer­de­füh­rer be­sitzt 12,08 ha Kul­tur­land und 1,03 ha Wald. Der Be­trieb ist damit mehr als dop­pelt so gross wie der im er­wähn­ten BGE be­ur­teil­te. Die Gross­zahl klei­ne­rer Land­wirt­schafts­be­trie­be dient den ver­fas­sungs­mäs­si­gen Zie­len der Er­hal­tung eines ge­sun­den Bau­ern­stan­des und einer leis­tungs­fä­hi­gen Land­wirt­schaft (Art. 31bis Abs. 3 Bst. b BV) und den  raum­pla­ne­ri­schen Zie­len der Si­che­rung einer aus­rei­chen­den Ver­sor­gungs­ba­sis (Art. 1 Abs. 2 RPG) sowie der Er­hal­tung des Kul­tur­lan­des und der na­tur­na­hen Land­schaf­ten und Er­ho­lungs­räu­me (Art. 3 Abs. 2 RPG). Bei einem Be­trieb mit Vieh­zucht ist eine dau­ern­de Über­wa­chung des Vieh­be­stan­des er­for­der­lich. Die Frage stellt sich, ob dem Be­schwer­de­füh­rer zu­zu­mu­ten ist, sein Be­triebs­zen­trum in der Wohn­zo­ne zu be­hal­ten und von dort aus zu be­wirt­schaf­ten, oder ob Wohn- und Öko­no­mie­ge­bäu­de in der Land­wirt­schafts­zo­ne neu er­rich­tet wer­den dür­fen. Das Be­triebs­zen­trum in der Wohn­zo­ne ist zo­nen­wid­rig ge­wor­den, we­sent­li­che Än­de­run­gen der Stall­bau­ten am be­stehen­den Stand­ort sind nicht be­wil­li­gungs­fä­hig. Die Aus­sied­lung ist zu be­wil­li­gen, da der Land­wirt­schafts­be­trieb sich nicht mehr von der Wohn­zo­ne aus füh­ren lässt.

Ur­teil vom 13. Mai 1998 i.S. E. D.-L. A.

Wenn der Kan­ton dar­auf ver­zich­tet, einen pri­va­ten Bach im Zu­sam­men­hang mit der Kor­rek­ti­on eines öf­fent­li­chen Ge­wäs­sers zu sa­nie­ren, kön­nen die Nach­barn des pri­va­ten Ge­wäs­sers keine aus dem kan­to­na­len Pro­jekt und dem Kre­dit­be­schluss des Kan­tons­rats keine in­di­vi­du­el­len Rech­te ab­lei­ten. Weder haben sie einen An­spruch auf Ein­be­zug des pri­va­ten Ba­ches in das Pro­jekt des Kan­tons für die Kor­rek­ti­on sei­nes Ge­wäs­sers, noch sind sie durch den Ver­zicht des Re­gie­rungs­ra­tes auf den Teil­aspekt des Pro­jek­tes in recht­s­er­heb­li­cher Weise be­trof­fen.

Ur­teil vom 13. Mai 1998 i.S. H. H. und G. U.

Ob­schon der Re­gie­rungs­rat auf eine Ver­wal­tungs­be­schwer­de in Bau­sa­chen nicht ein­ge­tre­ten ist, hat er Vor­brin­gen des Be­schwer­de­füh­rers auf­sichts­recht­lich be­ur­teilt und den ge­rüg­ten Ent­scheid des Ge­mein­de­ra­tes auf­ge­ho­ben. Dem Re­gie­rungs­rat steht ge­mäss § 33 Abs. 1 des Ge­mein­de­ge­set­zes die Auf­sicht des Kan­tons über die Ge­mein­den zu. In drin­gen­den und of­fen­kun­di­gen Fäl­len kann der Re­gie­rungs­rat ge­mäss § 39 des Ge­mein­de­ge­set­zes Be­schlüs­se der Ge­mein­de­or­ga­ne auf­he­ben. Ge­mäss § 5bis Abs. 2 BauG führt der Re­gie­rungs­rat die Ober­auf­sicht über die Ein­hal­tung der kan­to­na­len Pläne und der ge­meind­li­chen Bau­vor­schrif­ten, wel­che er zu ge­neh­mi­gen hat.

Zu prü­fen ist, ob der Ge­mein­de­rat kla­res Recht ver­letzt hat. Der Ge­mein­de­rat hat die Dach­form eines ge­plan­ten Ge­bäu­des als Flach­dach mit At­ti­ka­ge­schoss ge­wer­tet und auf § 14 Abs. 3 Bst. b VV BauG ver­wie­sen, wor­auf nur der An­teil über 50 % der Flä­che des Dach­ge­schos­ses an die Aus­nüt­zung an­ge­rech­net wor­den ist. Bau­ten, die auf einem Flach­dach lie­gen wür­den, müss­ten nur den Teil an­rech­nen las­sen, der 50 % des dar­un­ter­lie­gen­den Ge­schos­ses über­schrei­te.

Ge­mäss § 14 Abs. 3 Bst. b VV BauG wer­den bei der Be­rech­nung der Aus­nüt­zungs­zif­fer Flä­chen von Räu­men nicht an­ge­rech­net, wenn sie auf einem Flach­dach oder unter einem Man­sar­den­dach an­ge­ord­net sind, nicht mehr als 50 % der dar­un­ter­lie­gen­den Ge­schoss­flä­che be­an­spru­chen und auf einer Ebene lie­gen. Eine das Mass von 50 % über­stei­gen­de Mehr­flä­che zählt zur an­re­chen­ba­ren Ge­schoss­flä­che.

Ein Man­sar­den­dach be­steht aus einer Kom­bi­na­ti­on zwi­schen einem Steil­dach und einem Schräg­dach. Das Steil­dach ist in einem re­la­tiv stei­len Win­kel von 60° bis 72° ge­knickt, wäh­rend das dar­über­lie­gen­de Schräg­dach zwi­schen 30° und 36° ge­knickt ist. Vor­lie­gend kann man nicht von einem Man­sar­den­dach spre­chen.

Ein Flach­dach ist weder in der Bau­ord­nung noch im kan­to­na­len Recht de­fi­niert. Eine Sche­ma­skiz­ze zur Bau­ord­nung der Ge­mein­de zeigt, dass bei einem Flach­dach die über die­sem lie­gen­den Räume zu­rück­ver­setzt sind. Vor­lie­gend ist kein sol­ches Flach­dach zu er­ken­nen, aus kei­ner Per­spek­ti­ve. Die Aus­sen­mau­ern wer­den bei allen Häu­sern auf drei Sei­ten ohne Ab­satz bis zum Schräg­dach hoch­ge­zo­gen. Die Vor­aus­set­zun­gen für eine Pri­vi­le­gie­rung be­züg­lich der Aus­nüt­zung ge­mäss kan­to­na­lem Recht sind nicht er­füllt. Der Ge­mein­de­rat hat kla­res Recht ver­letzt, die Dach­ge­schos­se sind bei der Be­rech­nung der Aus­nüt­zung voll an­zu­rech­nen.

Das Amt für Raum­pla­nung hat der Ge­mein­de eine un­rich­ti­ge Aus­kunft über die Frage der An­re­chen­bar­keit des Dach­ge­schos­ses er­teilt. Das Amt für Raum­pla­nung ist zwar kan­to­na­le Fach­stel­le ge­mäss Art. 31 RPG. Es führt Un­ter­su­chun­gen über die räum­li­che Ent­wick­lung des Kan­tons und er­ar­bei­tet Vor­stel­lun­gen dar­über. Es hat die Auf­ga­be, den Richt­plan zu er­ar­bei­ten und Nut­zungs­plä­ne vor der Ge­neh­mi­gung zu prü­fen, usw. Dem Amt für Raum­pla­nung steht ge­gen­über den Ge­mein­den keine Be­ra­tungs­kom­pe­tenz be­züg­lich der Bau­rechts­be­grif­fe der Voll­zie­hungs­ver­ord­nung zu. Noch we­ni­ger hat das Amt ir­gend eine dies­be­züg­li­che Ent­scheid­kom­pe­tenz. Es war zur Er­tei­lung der frag­li­chen Aus­kunft nicht zu­stän­dig. Wenn die Ge­mein­de auf die Aus­kunft einer Dienst­stel­le der Bau­di­rek­ti­on ver­traut hat, muss sie ge­wär­ti­gen, dass die zu­stän­di­gen Be­hör­den ihren Ent­scheid kor­ri­gie­ren, so­fern kla­res Recht vor­liegt.

Auch der pri­va­te Be­schwer­de­füh­rer als er­fah­re­ner und kom­pe­ten­ter Bau­fach­mann (Ar­chi­tekt) hätte mer­ken müs­sen, dass man in die­ser um­strit­te­nen Frage nur auf eine Aus­kunft der Bau­di­rek­ti­on oder des Re­gie­rungs­ra­tes hätte ver­trau­en dür­fen. Wenn er ohne rechts­kräf­ti­ge Bau­be­wil­li­gung Kauf­ver­trä­ge ab­schliesst, so liegt dies in sei­nem Ent­schei­dungs­spiel­raum. Auf das Vor­lie­gend nach­tei­li­ger Dis­po­si­tio­nen kann man sich nicht be­ru­fen, wenn in einem Rechts­mit­tel­ver­fah­ren die zu­stän­di­gen Be­hör­den zur Auf­fas­sung ge­lan­gen, dass das Bau­vor­ha­ben nicht rea­li­siert wer­den kann.

Ur­teil vom 13. Mai 1998 i.S. E. W. und M. L.

Eine dem Sport die­nen­de, nicht zo­nen­kon­for­me, in der Bau­zo­ne ge­le­ge­nen An­la­ge im Frei­en er­weist sich in den Wohn­zo­nen in der Regel als stö­rend, ge­ra­de wenn der Sport auch in den Abend­stun­den und am Wo­chen­en­de aus­ge­übt wird. Sie ge­niesst je­doch die Be­stan­des­ga­ran­tie. Recht­mäs­sig er­stell­te Bau­ten und An­la­gen sind in ihrem Be­stand ge­schützt. Das kan­to­na­le Recht kann diese Be­sitz­stands­ga­ran­tie er­wei­tern und auch Um­bau­ten und Er­wei­te­run­gen nach altem Recht be­han­deln, darf je­doch nicht gegen ge­wich­ti­ge öf­fent­li­che In­ter­es­sen der Raum­pla­nung ver­stos­sen. Be­sitz­stands­ga­ran­tien kenn­zeich­nen sich da­durch, dass sie ver­mit­teln wol­len. Sie stre­ben dar­nach, zwi­schen den ent­ge­gen­ge­setz­ten In­ter­es­sen an der rechts­glei­chen Ver­wirk­li­chung des neuen Rech­tes ei­ner­seits und den In­ter­es­sen an der Be­wah­rung alt­recht­li­cher bau­li­cher Tat­be­stän­de an­de­rer­seits einen Aus­gleich zu schaf­fen.

Ein unter Ter­rain ge­plan­ter Neu­bau im Be­reich der Sport­an­la­ge sprengt die Be­stan­des­ga­ran­tie. Die Vor­in­stanz hat dem Sport­club prak­tisch das " Recht der alten Bau­stel­le" ein­ge­räumt. Einen sol­chen An­spruch ver­leiht die Be­stan­des­ga­ran­tie ge­ra­de nicht.

Ur­teil vom 4. Juni 1998 i.S. M. K.-R.

Die Ab­wä­gung der öf­fent­li­chen und pri­va­ten In­ter­es­sen ver­langt ge­ra­de bei Aus­nah­men, dass die nach­bar­li­chen In­ter­es­sen nicht er­heb­lich be­ein­träch­tigt wer­den. Dies ge­bie­tet schon der Grund­satz der Rechts­gleich­heit.

Das Feh­len von Grund­mas­sen für eine Orts­bild­schutz­zo­ne be­deu­tet nicht grös­se­re Bau­freiheit. Auch für die Alt­stadt­zo­ne in Zug hat das Ver­wal­tungs­ge­richt ent­schie­den, dass so­weit die Vor­schrif­ten neben den öf­fent­li­chen In­ter­es­sen auch die Be­rück­sich­ti­gung pri­va­ter In­ter­es­sen zu­las­sen, nicht nur jene des Bau­herrn, son­dern auch die nach­bar­li­chen In­ter­es­sen zu wür­di­gen sind und dass dem Er­hal­tungs­ge­bot auch nach­barschüt­zen­de Funk­ti­on zu­kommt.

Der Stadt­rat be­zeich­net einen mit Schlepp­dach aus­ge­stat­te­ten Anbau als stö­rend und be­für­wor­tet einen pas­sen­den Anbau mit einem Quer­gi­bel. Ein sol­cher Er­satz­bau als Anbau passe bes­ser in das Orts­bild als der be­stehen­de, un­schö­ne Anbau, doch sei auch ein voll­stän­di­ger Ver­zicht auf den Anbau denk­bar, falls nicht eine Lücke be­stehen blei­be. - Bei die­ser Wür­di­gung nimmt der Stadt­rat zu­recht einen er­heb­li­chen Be­ur­tei­lungs­spiel­raum in An­spruch.

Die Lie­gen­schaft der Be­schwer­de­füh­re­rin ist be­nach­tei­ligt durch die im Neu­bau­teil be­an­spruch­te mas­si­ve Über­schrei­tung der zo­nen­kon­for­men Aus­nüt­zungs­zif­fer, wel­che zu den aus­nah­me­feind­li­chen Vor­schrif­ten zählt (§ 22 Abs. 2 VV BauG). Die Wür­di­gung des ge­sam­ten Pro­jek­tes aus der Sicht der be­schwer­de­füh­ren­den Nach­ba­rin er­gibt, dass diese durch die Ab­wei­chung von den Grund­mas­sen für die Ein­zel­bau­wei­se er­heb­lich be­nach­tei­ligt ist.

Ur­teil vom 4. Juni 1998 i.S. R. M.

Der Re­gie­rungs­rat hat in einer was­ser­recht­li­chen Kon­zes­si­on fest­ge­hal­ten, dass auf­grund der Lage des mit der Kon­zes­si­on be­dach­ten Grund­stü­ckes in der Zone des öf­fent­li­chen In­ter­es­ses für Er­ho­lung und Frei­hal­tung bei einer all­fäl­li­gen Ver­äus­se­rung des Grundstüc­kes die Kon­zes­si­on er­lischt und eine Über­tra­gung nicht in Aus­sicht ge­stellt wer­den kann.

Ge­mäss § 87 GewG kann die Kon­zes­si­on mit Zu­stim­mung der Kon­zes­si­ons­be­hör­de über­tra­gen wer­den. Die Zu­stim­mung soll nicht ver­wei­gert wer­den, wenn der neue Be­wer­ber allen Er­for­der­nis­sen des Ge­set­zes und der Kon­zes­si­on ge­nügt und keine Grün­de des öf­fent­li­chen Wohls ent­ge­gen­ste­hen. Ge­mäss § 88 GewG fällt die Kon­zes­si­on bei aus­drück­li­chem Ver­zicht, Ab­lauf ihrer Dauer, Nicht­be­an­spru­chung des Nut­zungs­rech­tes in­ner­halb von fünf Jah­ren, Nicht­be­zah­lung der Kon­zes­si­ons­ge­bühr oder an­dau­ern­der Ver­nach­läs­si­gung des Un­ter­halts und Be­triebs dahin. Zudem kann die Kon­zes­si­on aus Grün­den des öf­fent­li­chen Wohls je auf Ende eines fol­gen­den Ka­len­der­jah­res ent­schä­di­gungs­los auf­ge­ho­ben wer­den, so­fern bei der Ver­lei­hung ein ent­spre­chen­der Vor­be­halt an­ge­bracht wurde.

Der Re­gie­rungs­rat hat zur Be­grün­dung sei­ner an­ge­foch­te­nen Auf­la­ge keine Hin­wei­se ge­lie­fert. Man­gels An­hö­rung des Be­schwer­de­füh­rers ist auch eine Er­ör­te­rung vor Er­lass des Ent­schei­des un­ter­blie­ben. Der Re­gie­rungs­rat will nun den Pas­sus als Hin­weis auf § 87 GewG ver­stan­den wis­sen. Die ge­wähl­te For­mu­lie­rung legt den Ge­dan­ken an eine Re­so­lu­tiv­be­din­gung nahe.

Die Zo­nen­zu­wei­sung hat kei­nen un­mit­tel­ba­ren Ein­fluss auf die Nut­zung der be­stehen­den Bau­ten und An­la­gen und be­schränkt deren Ver­äus­se­rung nicht. Die Ein­woh­ner­ge­mein­de hat im Rah­men ihrer orts­pla­ne­ri­schen Mass­nah­men die nö­ti­gen Mit­tel zur Ver­fü­gung, das ge­meind­li­che Pla­nungs­recht zu hand­ha­ben. Dazu be­darf es kei­ner Ver­än­de­rung der Kon­zes­si­on. Die ge­meind­li­che Zo­nen­zu­wei­sung prä­ju­di­ziert die Be­hand­lung eines spä­te­ren Über­tra­gungs­ge­suchs für eine Kon­zes­si­on nicht. Daher be­steht kein An­lass, in Ab­wei­chung von § 87 GewG die Ent­schei­dung über eine Kon­zes­si­ons­über­tra­gung ir­gend­wie vor­weg zu neh­men. Eine Über­tra­gung wäre auf­grund eines kon­kre­ten Ge­su­ches ge­mäss § 87 GewG zu prü­fen.

Der Er­lass einer be­las­ten­den Auf­la­ge ohne An­hö­rung stellt eine Ver­fah­rens­ver­let­zung dar, was zur Zu­spre­chung einer Par­tei­ent­schä­di­gung ge­mäss § 28 Abs. 2 Ziff. 2 VRG führt.

Ur­teil vom 2. Juli 1998 i.S. H. D.

Es ist un­be­strit­ten, dass Wohn­an­teils­vor­schrif­ten als öffentlich-​rechtliche Ei­gen­tums­be­schrän­kun­gen mit der Ei­gen­tums­ga­ran­tie ge­mäss Art. 22ter BV nur ver­ein­bar sind, wenn sie auf einer ge­setz­li­chen Grund­la­ge be­ru­hen, im öf­fent­li­chen In­ter­es­se lie­gen und ver­hält­nis­mäs­sig sind. Vor­lie­gend ist die ge­setz­li­che Grund­la­ge das Bau­ge­setz und die Bau­ord­nung der Stadt­ge­mein­de Zug, wel­che für die Kern­zo­ne 5 einen Wohn­an­teil von min­des­tens 50 % vor­sieht.

Wenn Be­bau­ungs­plä­ne nach alter Bau­ord­nung be­stehen und keine Aus­sa­gen über einen Wohn­an­teil ma­chen, gilt für sie der Nut­zungs­an­teil für Woh­nen ge­mäss neuer Bau­ord­nung.

Die gel­ten­den Wohn­an­teils­vor­schrif­ten sind ver­bind­lich und brin­gen das von den Stimm­be­rech­tig­ten be­schlos­se­nen Pla­nungs­ziel einer Durch­mi­schung der Kern­zo­nen zum Aus­druck. Was der Be­schwer­de­füh­rer da­ge­gen vor­bringt, sind vor­wie­gend po­li­ti­sche Über­le­gun­gen zur Zweck­mäs­sig­keit der Höhe des Wohn­an­teils und wirt­schaft­li­che Über­le­gun­gen zur Frage, wel­cher Raum den Markt­kräf­ten ein­ge­räumt wer­den soll.

Wenn sich die Ver­hält­nis­se er­heb­lich ge­än­dert haben, wer­den Nut­zungs­plä­ne über­prüft und nö­ti­gen­falls an­ge­passt (Art. 21 RPG). Eine sol­che Än­de­rung ist hier nicht ein­ge­tre­ten.

Sach­ge­rech­te raum­pla­ne­ri­sche Mass­nah­men ver­let­zen Art. 31 BV (Handels-​ und Ge­wer­be­frei­heit) dann nicht, wenn sie im Ziel­be­reich von Art. 22ter BV lie­gen und die Handels-​ und Ge­wer­be­frei­heit nicht völ­lig ihres Ge­hal­tes ent­lee­ren. Ein­grif­fe in die  Handels-​ und Ge­wer­be­frei­heit dür­fen na­ment­lich keine un­zu­läs­si­gen wirt­schafts­po­li­ti­schen Ziele ver­fol­gen.

Die Wohn­an­teils­vor­schrif­ten las­sen ge­nü­gend Raum für eine ge­sun­de Ent­wick­lung des Dienst­leis­tungs­ge­wer­bes. Vor­über­ge­hen­de Ver­mie­tungs­schwie­rig­kei­ten für Woh­nun­gen oder für Bü­ro­räu­me kön­nen für die Pla­nung, wel­che län­ger­fris­ti­ge Per­spek­ti­ven ver­folgt, nicht ent­schei­dend sein. Aus­ser­lärm­im­mis­sio­nen von Gast­ge­wer­be­be­trie­ben fal­len in den Re­ge­lungs­be­reich der Lärm­schutz­ver­ord­nung.

Ur­teil vom 2. Juli 1998 i.S. G. K.

Eine Ent­eig­nung setzt eine ge­setz­li­che Grund­la­ge vor­aus, und es muss ein das ent­ge­gen­ste­hen­de pri­va­te In­ter­es­se über­wie­gen­des öf­fent­li­ches In­ter­es­se an der Ent­eig­nung aus­ge­wie­sen sein. Dabei gilt ins­be­son­de­re auch das Gebot der Ver­hält­nis­mäs­sig­keit des Ein­grif­fes. Pri­vat­rech­te dür­fen nur so­weit in An­spruch ge­nom­men wer­den, als dies zur Er­rei­chung des an­ge­streb­ten Zwe­ckes un­be­dingt er­for­der­lich ist. Der Aus­bau des Hü­ri­ba­ches folgt einem ge­ne­rel­len Pro­jekt, wel­ches eine gleich­mäs­si­ge Bach­brei­te vor­sieht. An die­sem Aus­bau­stan­dard be­steht ein öf­fent­li­ches In­ter­es­se. Der Be­schwer­de­füh­rer kann im Ent­eig­nungs­ver­fah­ren nicht gel­tend ma­chen, eine Ver­tie­fung des Bach­bet­tes bzw. die Be­sei­ti­gung von Stei­nen er­fül­le den öf­fent­li­chen Zweck eben­so. Die ge­sam­ten Um­stän­de ge­bie­ten nicht, aus ent­eig­nungs­recht­li­cher Sicht die Mög­lich­keit einer Ver­en­gung des Ver­bau­ungs­pro­jek­tes prü­fen zu las­sen. So­weit nicht im Auf­la­ge­ver­fah­ren des Pro­jek­tes die auf­ge­wor­fe­nen Fra­gen ent­schie­den wur­den, ist auch ent­eig­nungs­recht­lich fest­zu­stel­len, dass der an­ge­foch­te­ne Ent­scheid nicht zu be­an­stan­den ist.

Vor­lie­gend liegt es nahe, Art. 25 VRG (Her­ab­set­zung oder völ­li­ger Er­lass der Kos­ten in be­son­de­ren Fäl­len) im kan­to­na­len Ent­eig­nungs­ver­fah­ren im Sinne der Kos­ten­re­ge­lung des Bun­des­ge­set­zes über die Ent­eig­nung an­zu­wen­den und das Un­ter­lie­gen des Be­schwer­de­füh­rers nicht mit Ver­fah­rens­kos­ten zu be­le­gen.

Ur­teil vom 16. Juli 1998 i.S. E. K. S.-S.

So­weit eine Ei­gen­tums­be­schrän­kung in Frage steht, ist zu prü­fen, ob sie auf einer ge­setz­li­chen Grund­la­ge be­ruht, im über­wie­gen­den öf­fent­li­chen In­ter­es­se liegt und verhältnis­mässig ist. Er­for­der­lich ist eine Ab­wä­gung der öf­fent­li­chen und pri­va­ten In­ter­es­sen. Dem Ver­wal­tungs­ge­richt ob­liegt die Ge­währ­leis­tung der An­for­de­run­gen an das Ver­fah­ren im Sinne von Art. 6 EMRK (BGE 122 I 294).

Das kan­to­na­le Recht be­stimmt in § 19 ff. BauG, wel­che Zonen ge­bil­det wer­den kön­nen.

Die in Art. 22qua­ter der Bun­des­ver­fas­sung grund­ge­leg­te Pla­nungs­pflicht ist durch die zu­stän­di­gen Pla­nungs­be­hör­den im Sinne der Pla­nungs­grund­sät­ze von Art. 3 RPG zu er­fül­len. Ein An­spruch auf Ein­zo­nung weit­ge­hend über­bau­ten Lan­des kann sich nach Art. 15 Bst. a RPG bei Bau­lü­cken in­ner­halb des ge­schlos­se­nen Sied­lungs­be­rei­ches er­ge­ben. Bau­lü­cken sind ein­zel­ne un­über­bau­te Par­zel­len, die un­mit­tel­bar an das über­bau­te Land gren­zen, in der Regel be­reits er­schlos­sen sind und eine re­la­tiv ge­rin­ge Flä­che auf­wei­sen. Da­ge­gen sind pe­ri­pher ge­le­ge­ne Ge­bie­te, selbst wenn dort schon eine ge­wis­se Bau­tä­tig­keit ein­ge­setzt hat, sowie un­über­bau­te Flä­chen, denen im Ver­hält­nis zu dem sie um­ge­ben­den Land eine ei­gen­stän­di­ge Be­deu­tung zu­kommt, nicht als weit­ge­hend über­bau­te Ge­bie­te zu be­trach­ten.

Die Orts­pla­nung ist als Gan­zes zu wür­di­gen, und es sind alle Orts­tei­le, auch wenn sie deut­lich von ein­an­der ge­trennt sind, dem Pla­nungs­ziel des haus­häl­te­ri­schen Um­gan­ges mit dem Boden un­ter­zu­ord­nen. Der Pla­nungs­ho­ri­zont von 15 Jah­ren ge­mäss Art. 15 RPG ist zu be­ach­ten.

Bau­zo­nen wer­den durch das Ge­mein­we­sen zeit­ge­recht er­schlos­sen (Art. 19 Abs. 2 RPG). Die Mög­lich­keit einer Er­schlies­sung kann bei der Be­ur­tei­lung der Eig­nung eines Grund­stü­ckes zur Ein­zo­nung von Be­deu­tung sein.

Die teil­wei­se Ein­zo­nung des Grund­stü­ckes der Be­schwer­de­füh­rer mit Zu­wei­sung in die Re­ser­ve­bau­zo­ne er­füllt zwar deren Be­geh­ren nicht voll­um­fäng­lich, ver­letzt aber kein Recht. Ins­be­son­de­re durf­te im Zu­sam­men­hang mit der zu­rück­hal­ten­den Ein­zo­nung von neuem Land das In­ter­es­se eines be­stehen­den Ge­wer­be­be­trie­bes be­rück­sich­tigt wer­den.

Ur­teil vom 20. Au­gust 1998 i.S. G. B. und L. und H. O. W.-O.

Stützt sich ein Ent­scheid auf einen bis­her un­er­wähn­ten Rechts­grund, des­sen Her­an­zie­hung die Par­tei­en nicht vor­aus­se­hen konn­ten, so be­steht aus­nahms­wei­se ein An­spruch auf recht­li­ches Gehör zur recht­li­chen Wür­di­gung. Der Re­gie­rungs­rat hätte die Par­tei­en zu sei­ner Rechts­auf­fas­sung an­hö­ren müs­sen. Der Man­gel kann im ver­wal­tungs­ge­richt­li­chen Ver­fah­ren ge­heilt wer­den, da es um Rechts­fra­gen geht und mit der Ver­wal­tungs­ge­richts­be­schwer­de jede Rechts­ver­let­zung ge­rügt wer­den kann.

Pri­va­te kön­nen über Ge­bäu­de­ab­stän­de nicht sel­ber be­fin­den. Der Ge­bäu­de­ab­stand gilt auch dann, wenn keine Par­zel­len­gren­ze zwi­schen Ge­bäu­den be­steht. Auch eine lang­jäh­ri­ge fal­sche Pra­xis der Ge­mein­de­be­hör­den er­setzt die ge­setz­li­che Re­ge­lung nicht.

Ur­teil vom 24. Sep­tem­ber 1998 i.S. B. AG

Ge­mäss § 4 Abs. 1 Satz 1 Ge­setz vom 27. Juni 1996 über das öf­fent­li­che Be­schaf­fungs­we­sen ( Sub­mis­si­ons­ge­setz [SubmG], BGS 721.51) hat der Zu­schlag auf das wirt­schaft­lich güns­tigs­te An­ge­bot zu er­fol­gen. Als Zu­schlags­kri­te­ri­en müs­sen neben dem Preis eine sinn­vol­le Aus­wahl fol­gen­der Kri­te­ri­en be­rück­sich­tigt wer­den: Qua­li­tät, Ter­mi­ne, Wirt­schaft­lich­keit, Be­triebs­kos­ten, Kun­den­dienst, Öko­lo­gie, Zweck­mäs­sig­keit, tech­ni­scher Wert, Äs­the­tik, Krea­ti­vi­tät, In­fra­struk­tur, usw. - Das nied­rigs­te An­ge­bot ist damit nicht immer das güns­tigs­te. Der Zu­schlag nach dem Kri­te­ri­um des nied­rigs­ten Prei­ses kommt prak­tisch nur bei Be­schaf­fung stan­dar­di­sier­ter Güter vor. Die Zu­schlags­kri­te­ri­en sind für jeden Auf­trag in den Aus­schrei­bungs­un­ter­la­gen in der Rei­hen­fol­ge ihrer Be­deu­tung fest­zu­le­gen. Den Ver­ga­be­be­hör­den ver­bleibt bei der Aus­wahl und In­ter­pre­ta­ti­on der Kri­te­ri­en ein er­heb­li­cher Er­mes­sens­spiel­raum. Unter dem Zu­schlags­kri­te­ri­um Qua­li­tät kann auch qua­li­täts­ge­si­cher­te Leis­tung ver­stan­den wer­den. Wenn eine Firma be­kannt ist und beste Re­fe­ren­zen auf­weist, deu­tet dies auf qua­li­täts­ge­si­cher­te Leis­tung. Ver­säumt es die Be­schwerdeführerin, die Qua­li­tät ihrer Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter dar­zu­le­gen, muss sie den Nach­teil selbst tra­gen. Die För­de­rung jun­ger Un­ter­neh­men darf bei der Ver­ga­be öf­fent­li­cher Auf­trä­ge kein Kri­te­ri­um bil­den. Es geht um leis­tungs­be­zo­ge­ne Eig­nung der An­bie­ter und um Wirt­schaft­lich­keit des An­ge­bo­tes. Diese Kri­te­ri­en sind ent­schei­dend.

Ur­teil vom 24. Sep­tem­ber 1998 i.S. C. B. H. M. AG

Wenn einer Be­schwer­de in Sub­mis­si­onssa­chen die auf­schie­ben­de Wir­kung ent­zo­gen wurde, darf die ver­ge­ben­de Be­hör­de den Ver­trag mit dem An­bie­ter ab­schlies­sen. Soll­te die Be­schwer­de be­grün­det sein, kann das Ver­wal­tungs­ge­richt nur noch die Rechts­wid­rig­keit des Ent­schei­des fest­stel­len. Die ver­ge­ben­de Be­hör­de bzw. das be­tref­fen­de Ge­mein­we­sen haf­tet für den Scha­den, der durch den feh­ler­haf­ten Ent­scheid ver­ur­sacht wor­den ist. Das Scha­den­er­satz­be­geh­ren ist im Ver­fah­ren ge­mäss Ver­ant­wort­lich­keits­ge­setz gel­tend zu ma­chen.

Ur­teil vom 24. Sep­tem­ber 1998 i.S. M. R. AG

Ge­samt­leis­tungs­wett­be­wer­be wer­den durch­ge­führt zur Er­ar­bei­tung von Lö­sungs­vor­schlä­gen zu klar um­schrie­be­nen Auf­ga­ben sowie zur Ver­ga­be der Rea­li­sie­rung die­ser Lö­sung (vgl. Art. 42 Abs. 2 Ver­ord­nung über das öf­fent­li­che Be­schaf­fungs­we­sen vom 11. De­zem­ber 1995 [VoeB], SR 172.056.11). Der Ge­samt­leis­tungs­wett­be­werb soll damit die Mög­lich­keit bie­ten, im Rah­men eines Wett­be­werbs gleich­zei­tig nach Planungs-​ und nach Bau­aus­füh­rungs­leis­tun­gen zu fra­gen.

Ge­samt­leis­tungs­wett­be­wer­be, aber auch Pla­nungs­wett­be­wer­be, wer­den in der in­ter­kan­to­na­len Ver­ein­ba­rung über das öf­fent­li­che Be­schaf­fungs­we­sen vom 25. No­vem­ber 1994 (IVöB, BGS 721.52) und in den Ver­ga­be­richt­li­ni­en vom 14. Sep­tem­ber 1995 (VRöB, BGS 721.521) nicht ge­re­gelt. Es fehlt auch im kan­to­na­len Sub­mis­si­ons­ge­setz und in der zu­ge­hö­ri­gen Voll­zie­hungs­ver­ord­nung an ein­schlä­gi­gen Be­stim­mun­gen. Der kan­to­na­le Ge­setz­ge­ber ging davon aus, bei Planungs-​ und Ge­samt­leis­tungs­wett­be­wer­ben werde sich wie bis­her das Wett­be­werbs­ver­fah­ren nach den Re­geln der Fach­ver­bän­de, na­ment­lich des SIA, rich­ten. Den­noch müs­sen die Grund­sät­ze des GATT/WTO-​Übereinkommens (SR 0.632.231.422) so­weit an­wend­bar auch im Wett­be­werbs­we­sen Be­ach­tung fin­den.

Wird ein Ge­samt­leis­tungs­wett­be­werb im se­lek­ti­ven Ver­fah­ren durch­ge­führt, so hat das in der ers­ten Stufe durch­zu­füh­ren­de Prä­qua­li­fi­ka­ti­ons­ver­fah­ren den Zweck, den Ent­scheid zu er­mög­li­chen, wel­che An­bie­ter und An­bie­te­rin­nen ein­ge­la­den wer­den sol­len, in der zwei­ten Stufe einen Wett­be­werbs­bei­trag zu leis­ten. Die Eig­nungs­kri­te­ri­en, bzw. die Aus­wahl­kri­te­ri­en im Rah­men des Prä­qua­li­fi­ka­ti­ons­ver­fah­rens, müs­sen klar sein. Sie müs­sen einen fai­ren und of­fe­nen Wett­be­werb er­mög­li­chen. Der Be­griff der Zu­schlags­kri­te­ri­en ist auf der Prä­qua­li­fi­ka­ti­ons­stu­fe eher un­pas­send und bes­ser durch Auswahl-​ oder Qua­li­fi­ka­ti­ons­kri­te­ri­en zur Be­schrän­kung der Zahl der am Wett­be­werb Teil­neh­men­den zu er­set­zen.

Im se­lek­ti­ven Ver­fah­ren müs­sen nicht stets alle An­bie­te­rin­nen und An­bie­ter, die den Eig­nungs­nach­weis er­bracht haben, zur An­ge­bots­ein­rei­chung ein­ge­la­den wer­den. Eine Be­schrän­kung der Zahl der An­bie­te­rin­nen und An­bie­ter ist ge­setz­lich zu­läs­sig, wenn sonst die Auf­trags­ver­ga­be nicht ef­fi­zi­ent bzw. ra­tio­nell ab­ge­wi­ckelt wer­den kann. Wenn die Bau­di­rek­ti­on im Rah­men der Prä­qua­li­fi­ka­ti­on zur Be­schrän­kung der Teil­neh­mer­zahl am Ge­samt­leis­tungs­wett­be­werb neben den Eig­nungs­kri­te­ri­en wei­te­re Aus­wahl­kri­te­ri­en als mass­ge­bend er­klärt und auch an­ge­wen­det hat, kann die­ses nicht als Rechts­ver­let­zung gel­ten. Viel mehr wird eine sol­che Mög­lich­keit ge­setz­lich ge­ra­de­zu vor­aus­ge­setzt (Art. 12 Abs. 1 Bst. b IVöB; Pa­ra­graph 7 Abs. 3 VRöB).

Die neben den Eig­nungs­kri­te­ri­en für die Be­schrän­kung der Zahl der Wett­be­werbs­teil­neh­mer und -​teilnehmerinnen mass­ge­ben­den Aus­wahl­kri­te­ri­en müs­sen in der Rei­hen­fol­ge ihrer Be­deu­tung in den Aus­schrei­bungs­un­ter­la­gen ent­hal­ten ge­we­sen sein. Die Zuschlags-​ bzw. Aus­wahl­kri­te­ri­en soll­ten unter Ein­schluss ihrer Ge­wich­tung und Sub­kri­te­ri­en vor­gän­gig pu­bli­ziert wer­den. Die Ver­ga­be­be­hör­de hat be­züg­lich der Ver­tei­lung der Ge­wich­te auf die ein­zel­nen Kri­te­ri­en einen er­heb­li­chen Er­mes­sens­spiel­raum. Er­mes­sens­miss­brauch läge vor, wenn die Ge­wich­tung ge­ra­de­zu un­halt­bar wäre.

Zwi­schen der Hin­zu­zie­hung von Fach­per­so­nen durch die Auf­trag­ge­be­rin und der Zu­sam­men­set­zung und den Auf­ga­ben eines Preis­ge­richts muss klar un­ter­schie­den wer­den (Art. 45 und Art. 49 VöB; Art. 50 bis 53 VöB).

Das Preis­ge­richt hat die Auf­ga­be, nach Durch­füh­rung der Prä­qua­li­fi­ka­ti­on die Wett­be­werbs­ar­bei­ten zu be­ur­tei­len und einen Ent­scheid zu fäl­len über die Ran­gie­rung und Ver­ga­be der Prei­se. Es spricht eine Emp­feh­lung zu­han­den der Auf­trag­ge­be­rin aus.

Die von der Auf­trag­ge­be­rin bei­gezo­ge­nen Fach­per­so­nen kön­nen nur be­ra­ten­de Funk­ti­on aus­üben, vor allem bei der Se­lek­tio­nie­rung der Wett­be­werbs­teil­neh­me­rin­nen und -​teilnehmer.

Ur­teil vom 19. No­vem­ber 1998 i.S. H. W. und P. W.

Der Re­gie­rungs­rat hat ein Ge­such um die nach­träg­li­che Be­wil­li­gung zur Sta­tio­nie­rung eines Boo­tes im Ufer­be­reich ge­stützt auf die Ver­ord­nung über die In­be­trieb­nah­me und das  Sta­tio­nie­ren von Boo­ten vom 19. De­zem­ber 1974 (Boots­ver­ord­nung; BGS 753.3) ab­ge­lehnt. Das Ver­wal­tungs­ge­richt hat die aus­rei­chen­de ge­setz­li­che Grund­la­ge der Boots­ver­ord­nung schon mehr­fach be­stä­tigt. Die Ver­ord­nung stützt sich auf das Ge­setz über die Ge­wäs­ser und das Ein­füh­rungs­ge­setz über die Bin­nen­schiff­fahrt.

Wenn die kan­to­na­le Schiff­fahrts­kon­trol­le wäh­rend Jah­ren den Stand­ort­nach­weis des Boo­tes bei der Zu­las­sungs­be­wil­li­gung nicht be­an­stan­det hat, ob­schon das Boot über kei­nen be­wil­lig­ten oder kon­zes­sio­nier­ten Lie­ge­platz ver­füg­te, kön­nen die Be­schwer­de­füh­rer dar­aus kei­nen Rechts­an­spruch auf eine Kon­zes­sio­nie­rung die­ses Lie­ge­plat­zes ab­lei­ten. Es ist ihnen aus der bis­he­ri­gen Sta­tio­nie­rung kein Nach­teil er­wach­sen. Ent­schei­dend ist, dass im Jahre der erst­ma­li­gen Zu­las­sung des Schif­fes durch die Schiff­fahrts­kon­trol­le die Kon­zes­sio­nie­rung des Stand­plat­zes eben­so wenig in Frage kam wie heute. Frag­lich ist nur, wie rasch ein nicht be­wil­lig­ter Sta­tio­nie­rungs­platz weg­ver­fügt wer­den muss. Das Ge­richt er­ach­tet eine Frist von zwei Jah­ren seit Rechts­kraft des Ent­schei­des als an­ge­mes­sen.

Die Boots­ver­ord­nung er­laubt nur noch die Kon­zes­sio­nie­rung zen­tra­ler An­la­gen, so­weit es nicht um be­son­de­re An­lie­gen der Be­rufs­fi­sche­rei oder der Ret­tungs­diens­te geht. Wich­tig ist die kon­se­quent rechts­glei­che Hand­ha­bung in einem Rechts­be­reich ohne Rechts­an­spruch, aber mit gros­ser Nach­fra­ge.

Ur­teil vom 3. De­zem­ber 1998 i.S. H. L.

Wird eine Scheu­ne zu einem Fest­lo­kal um­ge­stal­tet, han­delt es sich um eine um­fas­sen­de Zweck­än­de­rung, wel­che unter Art. 24 Abs. 1 RPG fällt. Ein Fest­lo­kal er­for­dert nun aber kei­nen Stand­ort aus­ser­halb der Bau­zo­nen. Per­sön­li­ches In­ter­es­se und of­fen­sicht­li­ches In­ter­es­se des Pu­bli­kums an der Be­nüt­zung der Räum­lich­kei­ten dür­fen er­wo­gen wer­den. Gleich­wohl liegt kei­nes­wegs eine Aus­nah­me­si­tua­ti­on vor. Die Be­wil­li­gung einer Um­nut­zung würde viel mehr gegen ele­men­ta­re Pla­nungs­grund­sät­ze, ins­be­son­de­re gegen die  Tren­nung von Bau­ge­biet und Nicht­bau­ge­biet und die Zu­wei­sung des Lan­des in kon­kret be­stimm­te Nut­zungs­zo­nen ver­stos­sen (Art. 3 und 14 ff. RPG).

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