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Ein­lei­tung

1997: Ver­wal­tungs­ge­richt

1998: Ver­wal­tungs­ge­richt

1999: Ver­wal­tungs­ge­richt

2000: Ver­wal­tungs­ge­richt

2000: Re­gie­rungs­rat

Ent­scheid vom 4. April 2000 i.S. M. C. und B. S.

Das kan­to­na­le Ge­setz über Stras­sen und Wege vom 30. Mai 1996 ent­hält in Bezug auf Ge­mein­de­stras­sen nur Aus­sa­gen über öf­fent­li­che Stras­sen. Geht es um eine Pri­vat­stras­se, die weder im Sinne von § 4 Abs. 1 des Ge­set­zes über Stras­sen und Wege seit un­vor­denk­li­cher Zeit im Ge­mein­ge­brauch steht, noch mit einem Weg­recht des Ge­mein­we­sens be­legt ist, noch im Ver­fah­ren der Öf­fent­li­ch­er­klä­rung dem Ge­mein­ge­brauch ge­wid­met wor­den ist, so ge­langt nicht das kan­to­na­le Recht, son­dern al­lein die ge­meind­li­che Ord­nung zur An­wen­dung. Vor­lie­gend han­delt es sich um das Stras­sen­re­gle­ment. Die­ses legt fest, in wel­chem  Ab­stand Bau­ten und An­la­gen von der be­stehen­den Fahrbahn-​ bzw. Trot­toir­gren­ze ste­hen dür­fen, so­fern es an Bau-, Strassen-​ oder Trot­toir­li­ni­en fehlt.

Ent­scheid vom 6. Juni 2000 i.S. Q.

Im Ver­wal­tungs­be­schwer­de­ver­fah­ren be­sitzt der Re­gie­rungs­rat die volle Über­prü­fungs­be­fug­nis. Wenn die Vor­in­stanz nicht auf alle Vor­brin­gen der Be­schwer­de­füh­re­rin ein­ge­gan­gen ist, kann aus ver­fah­rens­öko­no­mi­schen Grün­den auf eine Rück­wei­sung der An­ge­le­gen­heit an die Vor­in­stanz, die sich wegen der Ver­let­zung des recht­li­chen Ge­hörs grund­sätz­lich recht­fer­ti­gen würde, ver­zich­tet wer­den.

Bau­ge­span­ne er­fül­len einen dop­pel­ten Zweck: Nach­barn und sons­ti­ge In­ter­es­sier­te sol­len auf den ge­plan­ten Bau oder die ge­plan­te An­la­ge auf­merk­sam ge­macht wer­den und sich dar­über in­for­mie­ren kön­nen. Die Pro­fi­le die­nen der Bau­po­li­zei­be­hör­de aber auch für die Prü­fung und Be­ur­tei­lung des Bau­ge­suchs. Wenn das Bau­pro­fil die Höhe einer An­ten­ne nicht an­zeigt, schmä­lert das die Rech­te von Ein­spra­che­be­rech­tig­ten nicht. Diese kön­nen sich an­hand der Pläne genau ori­en­tie­ren.

Eine Ge­bäu­de­an­ten­ne, die als tech­ni­sche Ein­rich­tung nicht dem Haus selbst dient, ver­än­dert die Ge­bäu­de­hö­he nicht. Wenn die Bau­ord­nung der be­tref­fen­den Ein­woh­ner­ge­mein­de keine Be­stim­mun­gen über das Aus­mass von An­ten­nen ent­hält, sind sol­che Ein­rich­tun­gen grund­sätz­lich zu­läs­sig, so­fern ihnen nicht all­ge­mei­ne Vor­schrif­ten für die Ein­glie­de­rung von Bau­ten und An­la­gen oder des Denkmal-​ oder des Orts­bild­schut­zes ent­ge­gen­ste­hen.

Eine Mo­bil­funk­an­la­ge ist kein Be­trieb oder ein Ge­wer­be im bau­recht­li­chen Sinn, da es sich nicht um eine Zu­sam­men­fas­sung per­so­nel­ler und sach­li­cher Mit­tel zu einem wirt­schaft­li­chen Zweck han­delt. Die An­la­ge er­zeugt auch kei­nen zu­sätz­li­chen Ver­kehr. Eine Mo­bil­funk­an­ten­nen­an­la­ge auf dem Dach eines Mehr­fa­mi­li­en­hau­ses ist zo­nen­kon­form.

Der Re­gie­rungs­rat kann die Grenz­wer­te der bun­des­rät­li­chen  Ver­ord­nung über die nicht­ionisierenden Strah­len vom 23. De­zem­ber 1999 nicht hin­ter­fra­gen. Der Kan­ton kann auch nicht ei­ge­ne Vor­schrif­ten er­las­sen.

Das eid­ge­nös­si­sche Um­welt­schutz­ge­setz ver­langt, dass Ein­wir­kun­gen, die schäd­lich oder läs­tig wer­den könn­ten, früh­zei­tig zu be­gren­zen sind. Das ist die so ge­nann­te Vor­sor­ge, der das Prä­ven­ti­ons­prin­zip zu­grun­de liegt. Der An­wen­dungs­be­reich des Vor­sor­ge­prin­zips deckt sich mit dem Sach­be­reich jener Um­welt­vor­schrif­ten, die der Ver­hin­de­rung neuer bzw. der Re­duk­ti­on be­stehen­der schäd­li­cher und läs­ti­ger Ein­wir­kun­gen die­nen.

Der Kan­ton Zug geht beim Auf­bau der Mo­bil­funk­net­ze und bei der Fest­le­gung der An­ten­nen­stand­or­te von fol­gen­der Kas­ka­de aus: Mo­bil­funk­an­ten­nen­an­la­gen sol­len in ers­ter Linie wegen des grös­se­ren Ab­stan­des zu Orten mit emp­find­li­chen Nut­zun­gen aus­ser­halb der Bau­zo­nen, je­doch dort vor­nehm­lich auf Ge­mein­schafts­an­la­gen er­stellt wer­den. In­ner­halb der Bau­zo­nen sind Mo­bil­funk­an­la­gen vorab in der Industrie-​ und Ge­wer­be­zo­ne und in zwei­ter Linie in der Wohn- und Ge­wer­be­zo­ne zu er­stel­len. Al­len­falls kön­nen sie auch in Wohn­zo­nen er­rich­tet wer­den, je­doch so­weit mög­lich nicht in der Nähe von Kin­der­gär­ten, Schul­häu­sern usw.

Ent­scheid vom 6. Juni 2000 i.S. M. AG und H. AG sowie E. L.

Frei­ste­hen­de Stras­sen­re­kla­men müs­sen in­ner­orts ge­mäss Art. 97 Abs. 2 der Signalisa­tionsverordnung (SSV, SR 741.21) min­des­tens 3 m vom Fahr­bahn­rand ent­fernt sein. Eine weit­her­zi­ge Wei­sung des EJPD vom 20. Ok­to­ber 1982 wi­der­spricht die­ser Be­stim­mung und ist in der Regel nicht mass­ge­bend. Im vor­lie­gen­den Fall ist der mi­ni­ma­le Ab­stand von Pla­kat­trä­gern nicht ein­ge­hal­ten und daher die Bau­be­wil­li­gung auf­zu­he­ben.

Ent­scheid vom 13. Juni 2000 i.S. R. O. und D. P. O.

Wenn je­mand als Bau­herr dem Käu­fer einer Woh­nung ver­spricht, der Blick vom Bal­kon auf die Um­ge­bung blei­be auch in Zu­kunft un­ver­än­dert, han­delt es sich al­len­falls um eine zi­vil­recht­lich be­acht­li­che Ver­trags­klau­sel, je­doch nicht um einen Ge­sichts­punkt, der bei der An­wen­dung des öf­fent­li­chen Bau­rechts mass­ge­bend sein kann.

Ent­scheid vom 27. Juni 2000 i.S. U. W.

Bei der Be­rech­nung der Aus­nüt­zungs­zif­fer sind jene Flä­chen un­ter­halb des Erd­ge­schos­ses als Ge­schoss­flä­che an­zu­rech­nen, wel­che Wohn- und Ge­wer­be­zwe­cken die­nen kön­nen. Wenn ein Raum ge­nü­gend Licht er­hält, die Bau­be­wil­li­gung vor et­li­chen Jah­ren je­doch keine Hin­wei­se auf die Be­hei­zung die­ses Rau­mes macht, kann sich der Haus­eigentümer nicht auf die Be­stan­des­ga­ran­tie stüt­zen, wenn er eine Hei­zung in­stal­liert hat und da­durch einen Wohn­raum ge­winnt, ohne dass er dafür eine Aus­nüt­zungs­re­ser­ve ein­wer­fen kann.

Wenn die Vor­in­stanz eine  Frist zur Wie­der­her­stel­lung des recht­mäs­si­gen Zu­stan­des ge­setzt hat und diese Frist auf­grund des Be­schwer­de­ver­fah­rens ver­stri­chen ist, muss die Be­schwer­de­in­stanz eine neue Frist an­set­zen. Dabei kommt ihr ein er­heb­li­ches Er­mes­sen zu. Der Pflich­ti­ge muss nach all­ge­mei­ner Le­bens­an­schau­ung in der Lage sein, sei­ner Pflicht bis zum Frist­ab­lauf nach­zu­kom­men, wo keine be­son­de­ren Um­stän­de bau­li­cher Art zu be­rück­sich­ti­gen sind.

Ent­scheid vom 19. Sep­tem­ber 2000 i.S. O. AG

Eine Ka­na­li­sa­ti­ons­be­wil­li­gung, wel­che Pläne für Schmutz-​ und Me­te­or­was­ser­lei­tun­gen be­trifft, auf denen ne­ben­her der Stand­ort einer Re­kla­me­ein­rich­tung er­sicht­lich ist, kann nicht als Beleg für die Be­wil­li­gung die­ser  Re­kla­me die­nen. Wenn spä­ter die Be­hör­de die Be­sei­ti­gung der Re­kla­me wegen Miss­ach­tung ma­te­ri­el­len öf­fent­li­chen Rechts be­an­sprucht, kann ihr nicht ein Han­deln wider  Treu und Glau­ben vor­ge­wor­fen wer­den.

Ge­mäss § 11 der Ver­ord­nung zum Ge­setz über Stras­sen und Wege müs­sen An­la­gen in­ner­halb des Min­dest­ab­stan­des von Ge­bäu­den einen Min­dest­ab­stand von 50 cm vom Trot­toir­rand ein­hal­ten, so­fern sie nicht der Ein­frie­dung die­nen. Eine Re­kla­me­ein­rich­tung dient in aller Regel nicht der Ein­frie­dung und muss den ge­nann­ten Mi­ni­mal­ab­stand ein­hal­ten.

Ent­scheid vom 26. Sep­tem­ber 2000 i.S. St. V.

Än­de­run­gen an zo­nen­wid­ri­gen  Bau­ten und An­la­gen aus­ser­halb der Bau­zo­nen sind zu­läs­sig, wenn die  Iden­ti­tät der Baute ein­schliess­lich ihrer Um­ge­bung in den we­sent­li­chen Zügen ge­wahrt bleibt. Die Wah­rung der Iden­ti­tät ist unter Wür­di­gung der ge­sam­ten Um­stän­de zu be­ur­tei­len. Sie ist je­den­falls dann ver­letzt, wenn sämt­li­che zo­nen­wid­rig ge­nutz­ten Flä­chen um mehr als 30 % er­wei­tert wer­den. Er­wei­te­run­gen in­ner­halb des be­stehen­den Ge­bäu­de­vo­lu­mens wer­den nur zur Hälf­te an­ge­rech­net (siehe Art. 42 Raum­pla­nungs­ver­ord­nung). Wenn ein Wohn­haus vor 1972 eine Nutz­flä­che von 330 m2 auf­wies, ist die Er­wei­te­rung auf 99 m2 ent­spre­chend 30 % be­grenzt. Nach 1972, je­doch vor der Än­de­rung des eid­ge­nös­si­schen Raum­pla­nungs­rechts vor­ge­nom­me­ne Er­wei­te­run­gen sind nach heu­ti­gem eid­ge­nös­si­schem Recht zu be­rech­nen.

Ent­scheid vom 3. Ok­to­ber 2000 i.S. A. und G. Z.

Wo zwi­schen einem gros­sem und einem klei­nen Grenz­ab­stand un­ter­schie­den wird, ist der gros­se Ab­stand von der Haupt­sei­te mit den Haupt­wohn­räu­men, der klei­ne von allen üb­ri­gen Haus­sei­ten ein­zu­hal­ten, so be­stim­men es ver­schie­de­ne ge­meind­li­che Bau­ord­nun­gen. Haupt­wohn­räu­me sind in der Regel die Wohn- und Ess­zim­mer sowie die Auf­ent­halts­räu­me. Un­be­acht­lich ist da­ge­gen die An­ord­nung von Schlaf­zim­mern, Gär­ten und Gar­ten­sitz­plät­zen sowie Bal­ko­nen. Haupt­wohn­räu­me kön­nen auch zur Haupt­sa­che von Osten her be­lich­tet sein.

Ent­scheid vom 24. Ok­to­ber 2000 i.S. R. H.

Der Be­griff des Voll­ge­schos­ses ist in der be­tref­fen­den ge­meind­li­chen Bau­ord­nung de­fi­niert. Wenn es bei einem Un­ter­ge­schoss auf die an­re­chen­ba­re Flä­che an­kommt, steu­ert die De­fi­ni­ti­on der Aus­nüt­zungs­zif­fer die An­wen­dung des ge­meind­li­chen ma­te­ri­el­len Rechts im Ein­zel­fall. Bei der Be­rech­nung der Aus­nüt­zungs­zif­fer sind sämt­li­che Flä­chen zu ad­die­ren, so­weit sie Wohn- oder Ge­wer­be­zwe­cken die­nen kön­nen. Mass­ge­bend für die Eig­nung zu Wohn- oder Ge­wer­be­zwe­cken sind die bau­li­chen Ver­hält­nis­se, bei­spiels­wei­se die Be­lich­tung, die Zu­gäng­lich­keit eines Raums, usw. Wenn ein Heizungs-​ und Tank­raum nur über einen Licht­schacht na­tür­li­ches Licht er­hält, ist er nicht in die Aus­nüt­zungs­be­rech­nung ein­zu­be­zie­hen. Hin­ge­gen sind im vor­lie­gen­den Fall das WC sowie der Kor­ri­dor als Flä­chen an­re­chen­bar, da sie der Er­schlies­sung von ih­rer­seits an­re­chen­ba­ren Räu­men die­nen. Eben­falls in die Aus­nüt­zungs­be­rech­nung ein­zu­be­zie­hen ist ein als „Dis­po­ni­bel­raum" be­zeich­ne­ter Raum, der sich von sei­ner Grös­se her, wegen sei­nes eben­erdi­gen Zu­gangs usw. für Wohn- oder Ge­wer­be­zwe­cke ohne wei­te­res eig­net.

Ent­scheid vom 24. Ok­to­ber 2000 i.S. L. I.

An Ge­mein­de­stras­sen be­trägt der Ab­stand für Ge­bäu­de ge­mäss § 17 Abs. 1 Bst. b des Ge­set­zes über Stras­sen und Wege 4 m. In Aus­nah­me­fäl­len und ins­be­son­de­re für Klein­bau­ten kann die Bau­be­wil­li­gungs­be­hör­de eine Un­ter­schrei­tung des Ab­stan­des gegen Re­vers zu­las­sen. Eine  Aus­nah­me­be­wil­li­gung aus städ­te­bau­li­chen Grün­den für einen ver­rin­ger­ten Ge­bäu­de­ab­stand setzt aus­ser­or­dent­li­che Ver­hält­nis­se vor­aus. Vor­lie­gend ist eine Aus­nah­me­si­tua­ti­on nicht ge­ge­ben. Die Ge­mein­de­be­hör­de hätte den Weg der Pla­nung be­schrei­ten müs­sen, was auf einen Bau­li­ni­en­plan hin­aus­ge­lau­fen wäre. Mit an­de­ren Wor­ten: Eine Aus­nah­me­be­wil­li­gung er­setzt die Ge­setz­ge­bung nicht.

Ent­scheid vom 24. Ok­to­ber 2000 i.S. W. U.

Eine Jau­che­gru­be ist keine Klär­an­la­ge nach ge­meind­li­chem Ka­na­li­sa­ti­ons­re­gle­men­te, auch wenn in be­schränk­tem Masse häus­li­che  Ab­wäs­ser ein­ge­lei­tet wer­den dür­fen. Eine Re­duk­ti­on der  An­schluss­ge­bühr sieht das ge­meind­li­che Re­gle­ment des­we­gen nicht vor, son­dern be­schränkt sie auf Ob­jek­te, für die die Ei­gen­tü­mer vor Er­stel­lung der Ge­mein­de­ka­na­li­sa­ti­on be­reits eine Haus­klär­an­la­ge ein­ge­rich­tet hat­ten.

Ent­scheid vom 5. De­zem­ber 2000 i.S. J. S.

Ein Kos­ten­vor­schuss ist ver­spä­tet ein­ge­gan­gen. Die leis­tungs­pflich­ti­ge Par­tei er­klärt, dass sie den Auf­trag zur Be­zah­lung des Kos­ten­vor­schus­ses frist­ge­recht der Post über­ge­ben habe, und zwar durch einen An­ge­stell­ten, der den be­tref­fen­den Brief­um­schlag mit dem Zah­lungs­auf­trag in einen Brief­kas­ten ge­wor­fen habe. Die Post hat den Auf­trag nie aus­ge­führt, er ist au­gen­schein­lich ab­han­den ge­kom­men. Kann die ver­säum­te Frist wie­der­her­ge­stellt wer­den? Nein, das Han­deln des An­ge­stell­ten ist der Leis­tungs­pflich­ti­gen zu­zu­rech­nen. So­fern die Post pflicht­wid­rig ge­han­delt hat, ist es Sache der Leis­tungs­pflich­ti­gen, sie dafür haft­bar zu ma­chen.

Ent­scheid vom 12. De­zem­ber 2000 i.S. M. M.

Zwei Holz­pfos­ten mit einer Quer­ver­bin­dung in Form einer Holz­stan­ge und dar­über ge­wor­fe­nem Plas­tik­netz sind nicht be­wil­li­gungs­pflich­tig. Sie sind Teile einer üb­li­chen Gar­ten­ge­stal­tung.

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