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Ein­lei­tung

1997: Ver­wal­tungs­ge­richt

1998: Ver­wal­tungs­ge­richt

1999: Ver­wal­tungs­ge­richt

2000: Ver­wal­tungs­ge­richt

Ur­teil vom 3. Fe­bru­ar 2000 i.S. A. V. AG / V. AG

Das Sub­mis­si­ons­ver­fah­ren hat die  Gleich­be­hand­lung aller An­bie­ter zu ge­währ­leis­ten. Die klare Vor­ga­be der Original-​Papierform als Gül­tig­keits­er­for­der­nis in einem be­stimm­ten Sub­mis­si­ons­ver­fah­ren und die damit in Wi­der­spruch ste­hen­de Zu­las­sung eines An­bie­ters, der die Be­din­gung nicht ein­ge­hal­ten hat, ver­letzt den Ver­trau­ens­schutz, den die an­de­ren An­bie­ter ein­for­dern kön­nen. Die Ab­ga­be einer Dis­ket­te an­stel­le der Of­fer­te in der Ori­gi­nal­pa­pier­form ist nicht zu­läs­sig.

Ur­teil vom 3. Fe­bru­ar 2000 i.S. P. N. und Kon­sor­ten

Aus dem Feh­len einer Schutz­ver­fü­gung für die an die See­ufer­schutz­zo­ne an­schlies­sen­de Flä­che eines Grund­stücks muss auf die kon­kre­te Ab­sicht der kan­to­na­len und kom­mu­na­len Be­hör­den ge­schlos­sen wer­den, diese Flä­che nicht als schutz­wür­di­ges Bio­top zu be­zeich­nen. Dar­auf im Bau­be­wil­li­gungs­ver­fah­ren zu­rück­zu­kom­men, würde sich nur dann recht­fer­ti­gen, wenn die kan­to­na­len oder kom­mu­na­len Be­hör­den ihren Be­ur­tei­lungs­spiel­raum bei der Aus­schei­dung ge­nü­gend gros­ser re­gio­na­ler oder kom­mu­na­ler schutz­wür­di­ger Bio­top of­fen­sicht­lich über­schrit­ten oder miss­braucht hät­ten.

Vor­aus­set­zung eines die kon­kre­ten Bau­ver­bots- bzw. See­ufer­schutz­zo­ne über­grei­fen­den Schut­zes des Ufer­be­reichs ist ein enger na­tur­räum­li­cher Zu­sam­men­hang mit dem Ufer, der ent­we­der eine schüt­zens­wer­te Tier- und Pflan­zen­welt oder zu­min­dest die Vor­aus­set­zun­gen dafür im Feld auf­weist.

Eine Bau­be­wil­li­gung lässt sich nicht al­lei­ne des­halb ver­wei­gern, um die Ufer­ve­ge­ta­ti­on gegen mit­tel­ba­re Be­ein­träch­ti­gun­gen, wie sie sich etwa im sied­lungs­na­hen Raum immer er­ge­ben, wenn das Ufer zu­gäng­lich ist, zu schüt­zen.

Weil das Ge­richt sein Er­mes­sen nur aus trif­ti­gem Grund an­stel­le des­je­ni­gen der Ver­wal­tung set­zen soll, ist von einer Rück­ver­set­zung des Bau­vor­ha­bens näher an die Kan­tons­stras­se ab­zu­se­hen. Das heute zur Be­ur­tei­lung ste­hen­de Bau­vor­ha­ben ent­spricht den ge­setz­li­chen Vor­schrif­ten, wes­halb nicht wei­ter dis­ku­tiert zu wer­den braucht, ob auch ein teil­wei­ses ver­än­der­tes Bau­pro­jekt be­wil­ligt wer­den könn­te.

Die ob­li­ga­to­ri­sche oder fa­kul­ta­ti­ve Be­gut­ach­tung nach Art. 7 f. NHG kommt nicht in Be­tracht, weil die Par­zel­le nicht Teil eines Bio­tops von na­tio­na­ler Be­deu­tung ist und in kei­nem In­ven­tar des Bun­des auf­ge­führt wird. Es steht auch aus­ser Frage, dass die Er­stel­lung einer pri­va­ten Baute keine Bun­des­auf­ga­be dar­stellt. In Frage kann des­halb ein­zig die Er­stel­lung eines be­son­de­ren Gut­ach­tens nach Art. 17 Bst. a NHG kom­men, wozu je­doch die Zu­stim­mung des Kan­tons fehlt. Es bleibt die Mög­lich­keit, die  Eid­ge­nös­si­sche Natur-​ und Hei­mat­schutz­kom­mis­si­on als Ex­per­tin im Ge­richts­ver­fah­ren bei­zu­zie­hen. - Das Ge­richt hat dar­auf ver­zich­tet, da be­reits Pri­vat­gut­ach­ten mit schlüs­si­gen Aus­füh­run­gen vor­la­gen.

Ur­teil vom 29. Fe­bru­ar 2000 i.S. E. M. und G. O.

Im Zu­sam­men­hang mit dem Kies­ab­bau im Kan­ton Zug be­steht ein gros­ser Re­kul­ti­vie­rungs­be­darf. Die­ser ist mit einem Vo­lu­men von 7 Mio. m3 aus­ge­wie­sen. Zu­erst sind die Kies­gru­ben zu fül­len, bevor Aus­hub an an­de­ren Orten ab­ge­la­gert wer­den darf.

Per­sön­li­che Wün­sche dür­fen nicht als Vor­aus­set­zung für die Stand­ort­ge­bun­den­heit ein­be­zo­gen wer­den. Selbst wenn die Stand­ort­ge­bun­den­heit für eine De­po­nie be­jaht wer­den müss­te, stün­den dem Vor­ha­ben über­wie­gen­de In­ter­es­sen ent­ge­gen (Art. 24 Abs. 1 Bst. b RPG). Das Grund­stück liegt ge­mäss kan­to­na­lem Richt­plan im Land­schafts­schutz­ge­biet, in dem die Er­hal­tung der cha­rak­te­ris­ti­schen Land­schafts­ele­men­te be­son­de­re Be­deu­tung hat. Wenn eine Ge­län­de­mul­de ein­ge­eb­net wird, ver­liert die Land­schaft da­durch einen Teil ihres Cha­rak­ters, auch wenn die­ser Teil nur klein ist. Dies würde Art. 3 Abs. 2 Bst. d RPG wi­der­spre­chen, wo­nach na­tur­na­he Land­schaf­ten er­hal­ten wer­den sol­len.

Ur­teil vom 30. März 2000 i.S. B. d. K. Z.

Damit eine Re­vi­si­on Er­folg hat, müs­sen neue, d.h. neu ent­deck­te Tat­sa­chen ins Spiel ge­lan­gen, wel­che im Zeit­punkt des an­ge­foch­te­nen Ent­scheids be­reits be­stan­den haben, der Ge­such­stel­le­rin je­doch un­be­kannt waren. Sol­che Tat­sa­chen kön­nen so­dann nur einen Re­vi­si­ons­grund bil­den, wenn die Ge­such­stel­le­rin sie auch bei zu­mut­ba­rer Sorg­falt im frü­he­ren Ver­fah­ren nicht recht­zei­tig bei­brin­gen konn­te oder sie aus ent­schuld­ba­ren Grün­den nicht vor­ge­bracht hat. Schliess­lich muss es sich um er­heb­li­che Tat­sa­chen han­deln, wel­che den Ver­fah­rens­aus­gang für die Ge­such­stel­le­rin güns­ti­ger ge­stal­tet hät­ten.

Vor­lie­gend hat die Ge­such­stel­le­rin im Vor­ver­fah­ren be­reits ge­wusst, dass die Of­fe­ren­tin von Bau­leis­tun­gen die Min­dest­löh­ne des Bau­haupt­ge­wer­bes nicht ein­hält. Daher kann sie nicht be­haup­ten, die zur Be­grün­dung des Re­vi­si­ons­ge­suchs an­ge­führ­ten Tat­sa­chen seien ihr nicht hin­rei­chend be­kannt ge­we­sen. Wenn ein Ver­fah­ren vor der Pa­ri­tä­ti­schen Be­rufs­kom­mis­si­on noch im Gange war, hätte die Ge­such­stel­le­rin mit einem be­grün­de­ten Frist­er­stre­ckungs­ge­such das ver­wal­tungs­ge­richt­li­che Ver­fah­ren noch mit den neuen Er­kennt­nis­sen spei­sen kön­nen.

Im Er­geb­nis käme es einer Auf­trags­sper­re gleich, wenn die Ver­stös­se gegen den Lan­des­man­tel­ver­trag in einem an­de­ren Ver­fah­ren auch im vor­lie­gend lau­fen­den zum Aus­schluss führ­ten.

Ur­teil vom 4. April 2000 i.S. M. W.

Ein Wie­der­auf­bau eines Fi­scher­hau­ses ein­fachs­ter Art ist nicht zu­läs­sig, wenn das neue Ge­bäu­de eine 2-​Zimmerwohnung mit Küche und Du­sche/WC sowie eine aus­sen­lie­gen­de Ter­ras­se er­hal­ten soll, selbst wenn das Vo­lu­men in etwa dem be­stehen­den Fi­scher­haus ent­spre­chen würde. Die Um­nut­zung eines Fisch­tei­ches in einen Hafen stellt eben­falls eine voll­stän­di­ge  Zweck­än­de­rung dar, wel­che unter Art. 24 Abs. 1 RPG und nicht etwa unter Art. 24 Abs. 2 RPG fällt. Ein Boots­ha­fen ist zwar auf einen Stand­ort aus­ser­halb der Bau­zo­nen an­ge­wie­sen, aus Grün­den des Land­schafts­schut­zes und des Ufer­schut­zes wer­den von der Re­gie­rung grund­sätz­lich je­doch nur noch zen­tra­le Boots­an­la­gen sta­tio­niert.

Wich­ti­ge An­lie­gen der Raum­pla­nung (Art. 24 Abs. 2 RPG) wer­den ver­letzt, wenn eine Flach­was­ser­zo­ne von einem Boots­ha­fen be­an­sprucht wer­den soll.

Dem Um­stand, dass die Kon­zes­si­ons­be­hör­de trotz mög­li­cher Kon­trol­len bzw. Ab­glei­chung von Stand­ort­be­schei­ni­gun­gen und Stand­platz­kon­zes­sio­nen lange un­tä­tig ge­blie­ben war, wurde nach den Um­stän­den des Ein­zel­fal­les mit teils län­ge­ren Fris­ten für die Wie­der­her­stel­lung des recht­mäs­si­gen Zu­stan­des Rech­nung ge­tra­gen. Der Ei­gen­tü­mer kann aus der wenig eng­ma­schi­gen Kon­troll­pra­xis keine Rech­te für sich ab­lei­ten.

Ein Ver­fü­gungs­ent­wurf, wel­cher an die Ge­mein­de adres­siert und deut­lich als Ent­wurf ge­kenn­zeich­net ist, ist kein Ent­scheid, der eine Zu­si­che­rung zu­guns­ten des Be­schwer­de­füh­rers ent­hal­ten könn­te.

Ur­teil vom 18. April 2000 i.S. J. A.

Der Er­lass dau­ern­der Ver­kehrs­be­schrän­kun­gen auf Ge­mein­de­stras­sen ist Sache der zu­stän­di­gen Ge­mein­de­rä­te (§ 5 Abs. 1 der Ver­ord­nung über den Stras­sen­ver­kehr und die Stras­sen­si­gna­li­sa­ti­on vom 22. Fe­bru­ar 1977, BGS 751.21). Wenn der Stadt­rat eine Tempo 30-Zone ein­führt und eine ent­spre­chen­de Si­gna­li­sa­ti­on sowie auch bau­li­che Mass­nah­men vor­sieht, dann sind die Voll­zugs­hand­lun­gen nicht an­fecht­bar. Ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Be­schwer­de­füh­rers sind die bau­li­chen Mass­nah­men nicht im Sinne von § 15 des Ge­set­zes über Stras­sen und Wege vom 30. Mai 1996 (GSW, BGS 751.14) als Neu- und Aus­bau­ten in grös­se­rem Um­fang von Stras­sen und Wegen im Rah­men eines Bau­be­wil­li­gungs­ver­fah­rens zu prü­fen, da im vor­lie­gen­den Fall keine sol­che be­wil­li­gungs­pflich­ti­gen Bau­ten ge­plant sind.

Ur­teil vom 9. Mai 2000 i.S. A. B.-A.

Der Be­schwer­de­füh­rer be­an­stan­det, dass eine  An­ten­nen für den Mo­bil­funk in der Nähe eines vor­wie­gend von Kin­dern und Ju­gend­li­chen be­nutz­ten Ge­bäu­des auf­ge­stellt werde. Damit macht er öf­fent­li­che In­ter­es­sen gel­tend, zu deren Wah­rung das Be­schwer­de­recht dem Ge­mein­de­rat zu­steht. Auf die Be­schwer­de kann nicht ein­ge­tre­ten wer­den.

Ur­teil vom 9. Mai 2000 i.S. E. S.-Z.

Beide Ur­tei­le be­tref­fen eine im Ver­zeich­nis der Rad­stre­cken ge­mäss § 5 des Ge­set­zes über Stras­sen und Wege vom 30. Mai 1996 (GSW; BGS 751.14) ent­hal­te­ne Rad­stre­cke.

Das Ei­gen­tum ist durch Art. 26 der Bun­des­ver­fas­sung ge­währ­leis­tet. Ent­eig­nun­gen und Ei­gen­tums­be­schrän­kun­gen, die einer Ent­eig­nung gleich kom­men, wer­den voll ent­schä­digt. Ei­gen­tums­be­schrän­kun­gen sind nur zu­läs­sig, wenn sie auf einer ge­setz­li­chen Grund­la­ge be­ru­hen, im über­wie­gen­den öf­fent­li­chen In­ter­es­se lie­gen und sich unter den ge­ge­be­nen Um­stän­den als ver­hält­nis­mäs­sig er­wei­sen.

Wenn der Re­gie­rungs­rat die Be­schlüs­se über die Ent­eig­nung und den Er­lass eines Stras­sen­plans samt Er­öff­nung einer Bau­be­wil­li­gung der Bau­di­rek­ti­on und samt Ein­spra­che­ent­scheid im Ver­fah­ren der Stras­sen­pla­nung und Bau­pro­jek­tie­rung gleich­zei­tig fasst und er­öff­net, wird den In­ter­es­sen der Be­schwer­de­füh­re­rin hin­sicht­lich des Ver­fah­rens in best­mög­li­cher Weise Rech­nung ge­tra­gen. Durch den ge­gen­sei­ti­gen Vor­be­halt in den Be­schlüs­sen, wo­nach der eine nicht ohne Rechts­kraft des an­dern be­steht, wird § 53 Abs. 2 des Planungs-​ und Bau­ge­set­zes vom 26. No­vem­ber 1998 (PBG; BGS 721.11) Rech­nung ge­tra­gen. Nach die­ser Be­stim­mung kann das Ent­eig­nungs­recht unter an­de­rem für den Bau eines Weges auf­grund eines rechts­kräf­ti­gen Bau­li­ni­en- oder Stras­sen­plans gel­tend ge­macht wer­den.

Be­deu­ten­de Rad­weg­ver­bin­dun­gen mit Fuss­gän­ger­ver­kehr sind mit einer Brei­te von 3 m an­ge­mes­sen di­men­sio­niert. Ein frü­her er­stell­tes Weg­stück mit einem Mass von 2,5 m kann nicht weg­lei­tend sein.

Nicht ver­schmutz­tes  Ab­was­ser ist nach den An­ord­nun­gen der kan­to­na­len Be­hör­de ver­si­ckern zu las­sen. Diese Pra­xis ist nicht zu be­an­stan­den.

Der Re­gie­rungs­rat hat nach § 43 GSW die Auf­ga­be, nach Mass­ga­be des Richt­plans und im Zuge des Stras­sen­bau­pro­gramms die An­hän­ge zum Ge­setz über Stras­sen und Wege mit unter an­de­rem dem Ver­zeich­nis der Rad­stre­cken nach­zu­füh­ren (§ 43 Abs. 1 GSW).

Stras­sen und Wege sind öf­fent­lich, wenn sie ent­we­der seit un­vor­denk­li­cher Zeit im Ge­mein­ge­brauch ste­hen, oder das Ge­mein­we­sen über die ent­spre­chen­den Weg­rech­te ver­fügt, oder die Stras­se bzw. der Weg im Ver­fah­ren der Öf­fent­li­ch­er­klä­rung dem Ge­mein­ge­brauch ge­wid­met wor­den ist (§ 4 Abs. 1 GSW). Die Öf­fent­li­ch­er­klä­rung wid­met die Stras­se dem Ge­mein­ge­brauch und steht im Zu­sam­men­hang mit dem bau­li­chen und be­trieb­li­chen Un­ter­halt sowie der Werk­ei­gen­tü­mer­haf­tung. Sie er­setzt nicht den Er­lass von Stras­sen­plä­nen als Son­der­nut­zungs­plä­nen oder den Er­werb ding­li­cher Rech­te, so­weit eine Stras­se oder ein Weg erst er­stellt oder aus­ge­baut wer­den muss.

Ur­teil vom 6. Juni 2000 i.S. K. A.

Im un­ters­ten Ge­schoss eines Ter­ras­sen­hau­ses sind laut den Bau­plä­nen aus­schliess­lich  Keller-​ und Ab­stell­räu­me vor­ge­se­hen, die nur von aus­sen zu­gäng­lich sind. Bau­herr­schaft und Ge­mein­de­rat als Bau­be­wil­li­gungs­be­hör­de haben sich auf eine Ver­klei­ne­rung der Fens­ter ver­stän­digt, damit die Räume nicht zur Aus­nüt­zung ge­zählt wer­den muss­ten (§ 12 der Voll­zie­hungs­ver­ord­nung zum Planungs-​ und Bau­ge­setz vom 16. No­vem­ber 1999 [V PBG; BGS 721.111]). Hin­ter­her woll­te die Bau­herr­schaft die Fens­ter wie­der ver­grös­sern, was der Ge­mein­de­rat ab­lehn­te, da sonst die Räume eine Wohn- oder Ge­wer­be­nut­zung er­lau­ben wür­den und da die ma­xi­mal zu­läs­si­ge Aus­nüt­zung be­reits aus­ge­schöpft sei. Das Ge­richt hat letzt­lich diese Auf­fas­sung ge­stützt. Ent­schei­dend ist bei Räu­men un­ter­halb des Erd­ge­schos­ses, ob sie Wohn- oder Ge­wer­be­zwe­cken „die­nen kön­nen". Mass­ge­bend sind die bau­li­chen Ver­hält­nis­se. Es ge­nügt nicht, dass ein Raum in den Bau­ge­suchs­plä­nen mit einer an­de­ren als einer Wohn- oder ge­werb­li­chen Nut­zung ge­kenn­zeich­net ist und eine Um­nut­zung un­zu­läs­sig wäre. Die Fens­ter sind dabei kei­nes­wegs das al­lei­ni­ge bau­li­che Kri­te­ri­um, wohl aber ein für die Eig­nung des Rau­mes sehr wich­ti­ges. Die Vor­in­stan­zen haben zu Recht - so das Ge­richt - nicht nur auf die feh­len­de Heiz­in­stal­la­ti­on ab­ge­stellt.

Ur­teil vom 6. Juni 2000 i.S. T. R. und Kon­sor­ten

Die Be­schwer­de­füh­rer be­an­stan­den die Aus­deh­nung der Moor­land­schaft und eine Ga­ran­tie für ge­wis­se Nut­zun­gen.

Die schutz­plan­mäs­si­ge Er­fas­sung der Moor­land­schaft an sich stellt kei­nen Ein­griff dar, wel­cher Ent­schä­di­gungs­fol­gen nach sich zieht. Soll­te sich der Ent­zug einer bis­he­ri­gen Nut­zung er­ge­ben, so hätte der be­trof­fe­ne Be­schwer­de­füh­rer An­spruch auf Prü­fung in einem se­pa­ra­ten Ver­fah­ren. Die Kan­to­ne kön­nen im Üb­ri­gen nicht ge­ne­rell Nut­zun­gen ga­ran­tie­ren, wel­che das Bun­des­recht nicht er­laubt.

Eine Moor­land­schaft ist ge­mäss Art. 23b des Bun­des­ge­set­zes über den Natur-​ und Hei­mat­schutz in der Fas­sung vom 24. März 1995 (SR 451) eine in be­son­de­rem Masse durch Moore ge­präg­te, na­tur­na­he Land­schaft. Ihr moor­frei­er Teil steht zu den Moo­ren in enger öko­lo­gi­scher, vi­su­el­ler, kul­tu­rel­ler oder ge­schicht­li­cher Be­zie­hung. Die Lage der Moor­land­schaft wird durch den Bun­des­rat be­zeich­net. Er legt auch die Schutz­zie­le fest, die der Ei­gen­art der Moor­land­schaft an­ge­passt sind. Die Kan­to­ne sor­gen für die Kon­kre­ti­sie­rung und Durch­set­zung der Schutz­zie­le. Sie tref­fen recht­zei­tig die zweck­mäs­si­gen Schutz-​ und Un­ter­halts­mass­nah­men (Art. 23 NHG). Vor­lie­gend ent­spricht die Ob­jekt­be­gren­zung, wel­che im De­tail Sache des Kan­tons ist, den ver­fas­sungs­recht­li­chen Schutz­be­stim­mun­gen.

Ur­teil vom 18. Juli 2000 i.S. M. und U. Z. und M. A.

Zu­läs­sig in einer Zone des öf­fent­li­chen In­ter­es­ses für Bau­ten und An­la­gen sind im vor­lie­gen­den Fall die für die Aus­übung einer Sport­art not­wen­di­gen Bau­ten, aber auch Klub­häu­ser oder Re­stau­rants, die den Sport­stät­ten an­ge­glie­dert sind und vor­nehm­lich von den Be­nüt­zern der An­la­ge be­sucht wer­den. Sol­che Nut­zun­gen müs­sen al­ler­dings in einem engen sach­li­chen Zu­sam­men­hang mit der Sport­an­la­ge ste­hen.

Für Gast­stät­ten oder Klub­lo­kal feh­len in der Lärmschutz-​Verordnung vom 15. De­zem­ber 1986 (SR 814.41) Grenz­wer­te. Nach Art. 15 des Um­welt­schutz­ge­set­zes vom 7. Ok­to­ber 1983 (SR 814.01) sind die Im­mis­si­ons­grenz­wer­te für Lärm und Er­schüt­te­run­gen je­doch all­ge­mein so fest­zu­le­gen, dass nach dem Stand der Wis­sen­schaft oder der Er­fah­rung Im­mis­sio­nen un­ter­halb die­ser Werte die Be­völ­ke­rung in ihrem Wohl­be­fin­den nicht er­heb­lich stö­ren. Da auf das Wohl­be­fin­den der Be­völ­ke­rung ab­zu­stel­len ist, kön­nen nur all­ge­mei­ne Er­fah­rungs­wer­te und nicht bloss Mei­nun­gen Ein­zel­ner als Mass­stab her­an­ge­zo­gen wer­den.

Zu den wich­tigs­ten Stö­run­gen des Wohl­be­fin­dens als Folge von Lärm­im­mis­sio­nen ge­hö­ren die nächt­li­chen Schlaf­stö­run­gen. Der Ge­mein­de­rat hat ver­fügt, dass ab 22.00 Uhr kein Lärm mehr aus dem Klub­haus nach aus­sen drin­gen darf. Der Re­gie­rungs­rat hat diese Auf­la­ge noch ver­schärft, indem die Fens­ter ab 22.00 Uhr ge­schlos­sen und ver­rie­gelt sein müs­sen. Be­trieb­li­che Mass­nah­men kom­men hinzu. Diese und die bau­li­chen Vor­keh­run­gen ver­mö­gen die Emis­sio­nen so zu be­gren­zen, dass die An­la­ge nicht zu be­an­stan­den ist.

Ur­teil vom 26. Sep­tem­ber 2000 i.S. M. B.-B.

Der Re­gie­rungs­rat hat eine Pla­nungs­zo­ne im Sinne von Art. 27 des Raum­pla­nungs­ge­set­zes vom 22. Juni 1979 (SR 700) er­las­sen. Da ge­mäss Art. 33 Abs. 2 RPG das kan­to­na­le Recht we­nigs­tens ein Rechts­mit­tel vor­sieht gegen Ver­fü­gun­gen und Nut­zungs­plä­ne, die sich auf die­ses Ge­setz und seine kan­to­na­len und eid­ge­nös­si­schen Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen stüt­zen, und da Art. 33 Abs. 3 Bst. b RPG die volle Über­prü­fung durch we­nigs­tens eine Be­schwer­de­be­hör­de ge­währ­leis­tet, über­prüft das Ge­richt die Sache mit vol­ler Ko­gni­ti­on.

Pla­nungs­zo­nen die­nen der Si­che­rung der be­ab­sich­tig­ten Nut­zungs­pla­nung, im Be­son­de­ren der Be­wah­rung der Planungs-​ und Ent­schei­dungs­frei­heit der Be­hör­den, die nicht durch Vor­ha­ben, die den Pla­nungs­ab­sich­ten wi­der­spre­chen, be­ein­träch­tigt wer­den soll. Eine Pla­nungs­zo­ne kann auch eine Son­der­nut­zungs­pla­nung (Pla­nung von Stras­sen oder Bau­li­ni­en) si­chern.

Es be­steht ein er­heb­li­ches öf­fent­li­ches In­ter­es­se, die vor dem Ab­schluss ste­hen­de Re­vi­si­on des kan­to­na­len Teil­richt­plans Ver­kehr zu be­schlies­sen und ge­stützt dar­auf die wei­te­ren Mass­nah­men zu tref­fen. Eine Frei­hal­tung von Flä­chen für künf­ti­ge Kan­tons­stras­sen kann nicht schon dann ent­fal­len, wenn diese Stras­sen von den ge­meind­li­chen Or­ga­nen nicht mehr ge­wünscht sind.

Meh­re­re Pla­nungs­mass­nah­men und Si­che­rungs­in­stru­men­te kön­nen zeit­lich auf­ein­an­der fol­gen.

Vor­lie­gend über­wiegt das öf­fent­li­che In­ter­es­se an einer ab­ge­stimm­ten Pla­nung über das Kan­tons­stras­sen­netz, wie sie im Zuge der im Gange be­find­li­chen Re­vi­si­on des Richt­plans Ver­kehr vor­ge­nom­men wird, die pri­va­ten In­ter­es­sen der Grund­ei­gen­tü­me­rin. Die Mass­nah­me ist ins­be­son­de­re auch ver­hält­nis­mäs­sig, da sich eine for­cier­te Auf­le­gung von Stras­sen­plä­nen als über­flüs­sig er­wei­sen könn­te. Die zeit­li­che Be­an­spru­chung liegt in der Kom­ple­xi­tät der Pla­nungs­auf­ga­be. Die­sem Um­stand kann sich die Be­schwer­de­füh­re­rin wegen der Lage ihres Grund­stü­ckes nicht ent­zie­hen.

Ur­teil vom 3. Ok­to­ber 2000 i.S. J. S. und G. B.

Der ge­meind­li­che Ge­setz­ge­ber kann für be­stimm­te Ge­bie­te die Pflicht zur Are­al­be­bau­ung an­ord­nen. An­sons­ten kann die Bau­herr­schaft zwi­schen Ein­zel­bau­wei­se und Arealbe­bauung wäh­len. Wenn der Ge­mein­de­rat ge­stützt auf eine Be­stim­mung in der Bau­ord­nung eine Are­al­be­bau­ung ver­lan­gen kann, dann soll er dies in Ab­wä­gung der öf­fent­li­chen und pri­va­ten In­ter­es­sen nur in­so­weit tun, als es zur Wah­rung der öf­fent­li­chen In­ter­es­sen er­for­der­lich ist. Nach Ein­zel­bau­wei­se ist zu ver­fah­ren, wo sol­che öf­fent­li­chen In­ter­es­sen nicht vor­lie­gen oder wo gar der Sinn und Zweck der Zonen-​ und Bau­ord­nung gegen eine Are­al­be­bau­ung spricht oder die Bau­herr­schaft keine grös­se­re Bau­f­rei­heit als bei der Ein­zel­bau­wei­se in An­spruch nimmt.

Im kon­kre­ten Fall konn­te der Ge­mein­de­rat die Are­al­be­bau­ung in einem be­stimm­ten Um­fang an­ord­nen, ohne dass damit au­to­ma­tisch der Bau einer Sam­mel­ga­ra­ge ver­knüpft wor­den wäre.

Im vor­lie­gen­den Fall sind auch die Dach­for­men der be­stehen­den Bau­ten nicht zum Mass­stab für die Neu­bau­ten zu neh­men. Flach­dä­cher kön­nen das Vo­lu­men ver­klei­nern. Das Pro­jekt ord­net sich gut ein. Die ge­gen­tei­li­ge Be­ur­tei­lung des Re­gie­rungs­ra­tes über­schrei­tet den Er­mes­sens­be­reich, wel­chen das Ge­richt zu re­spek­tie­ren hätte.

Ur­teil vom 5. De­zem­ber 2000 i.S. P. B.

Die Pra­xis des Kan­tons Zug lässt bei neuen Bau­ern­häu­sern für die Be­triebs­lei­ter­woh­nung eine  an­re­chen­ba­re Ge­schoss­flä­che von ma­xi­mal 200 m2 zu. Eine Woh­nung für die ab­tre­ten­de Ge­ne­ra­ti­on oder eine An­ge­stell­ten­woh­nung kann ma­xi­mal je 100 m2 auf­wei­sen. Die zu­ge­spro­che­ne Wohn­flä­che kann durch den Bau­herrn frei nach Grös­se und An­zahl der Wohn­ein­hei­ten ver­wen­det wer­den.

Mit der  Ei­gen­tums­ga­ran­tie und dem Grund­satz der  Ver­hält­nis­mäs­sig­keit wäre es nicht zu ver­ein­ba­ren, den von der Vor­in­stanz ver­lang­ten Ab­bruch des alten Bau­ern­hau­ses nach Er­stel­lung des neuen zu ver­fü­gen, weil je­der­zeit ein neues Ge­such um Be­wil­li­gung land­wirt­schaft­li­chen Wohn­raums ein­ge­reicht wer­den könne. Vor­lie­gend ist ein Be­darf an land­wirt­schaft­li­chem Wohn­raum für die El­tern des Land­wirts aus­ge­wie­sen, da sie in einer In­dus­trie­zo­ne woh­nen, wo in ab­seh­ba­rer Zeit ge­baut wer­den soll.

An­mer­kung: Das Bun­des­ge­richt hat die­sen Ent­scheid auf­ge­ho­ben, da die El­tern des Land­wirts in­so­fern keine enge Bin­dung zum Hof hat­ten, als sie frü­her nie dort ge­wohnt hat­ten.

Ur­teil vom 5. De­zem­ber 2000 i.S. A. K.

Der Wohn­be­darf für die auf dem Hof ar­bei­ten­den Per­so­nen samt Fa­mi­lie und für die ab­tre­ten­de Ge­ne­ra­ti­on ist mehr als ge­deckt, wenn im Bau­ern­haus zwei 3 ½‑Zim­mer­woh­nun­gen und eine 5 ½-​Zimmerwohnung sowie ein Ein­zim­mer­stu­dio vor­han­den sind und im Stöck­li eine wei­te­re 5 ½-​Zimmerwohnung, dies bei einem Be­trieb mit einer be­wirt­schaf­te­ten Flä­che von ca. 28 ha, davon rund 10 ha als Pacht­land. Ein Wasch-​ und Brenn­haus kann nicht zu­sätz­lich als Wohn­haus her­ge­rich­tet wer­den, nach­dem sa­ni­tä­re An­la­gen und eine Küche ge­fehlt hat­ten und die Wohn­nut­zung im Wasch-​ und Brenn­haus über­haupt auf­ge­ge­ben wor­den war.

Ur­teil vom 19. De­zem­ber 2000 i.S. G. O.

Das Bau­be­wil­li­gungs­ver­fah­ren dient der Durch­set­zung des ma­te­ri­el­len Bau­rechts und des wei­te­ren öf­fent­li­chen Rech­tes, somit der Wah­rung der öf­fent­li­chen In­ter­es­sen. Es dient auch nach­bar­li­chen In­ter­es­sen. Nicht zu­letzt kommt es den In­ter­es­sen des Bau­herrn ent­ge­gen, der er­heb­li­che Be­trä­ge in­ves­tiert, die­ses im Ver­trau­en auf die Rechts­kraft der Bau­be­wil­li­gung.

Die zu­läs­si­ge Bau­wei­se wird vorab durch die Pläne dar­ge­stellt. Die Frage, was for­mell be­wil­ligt wor­den ist, muss von dem un­ter­schie­den wer­den, was nach ma­te­ri­el­lem Bau­recht zu­läs­sig ist.

Ge­mäss § 29 VRG kann die Be­hör­de aus wich­ti­gen Grün­den ihre Ent­schei­de von Amtes wegen oder auf Ge­such hin än­dern oder auf­he­ben, so­weit nicht be­son­de­re Vor­schrif­ten, der Grund­satz von Treu und Glau­ben oder an­de­re all­ge­mein an­er­kann­te Rechts­grund­sät­ze dies aus­schlies­sen oder ein­schrän­ken.

In der Regel geht das Pos­tu­lat der Rechts­si­cher­heit dem In­ter­es­se an der   Durch­set­zung des ob­jek­ti­ven Rechts vor und ist ein Wi­der­ruf nicht zu­läs­sig, wenn durch die Ver­wal­tungs­ver­fü­gung ein sub­jek­ti­ves Recht be­grün­det wor­den oder die Ver­fü­gung in einem Ver­fah­ren er­gan­gen ist, in dem eine  In­ter­es­sen­ab­wä­gung statt­ge­fun­den hat, oder wenn der Pri­va­te von einer Be­fug­nis be­reits Ge­brauch ge­macht hat. Die Regel gilt al­ler­dings nicht ab­so­lut (BGE 121 II 276).

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