Navigieren auf Kanton Zug

Ein­lei­tung

1997: Ver­wal­tungs­ge­richt

1998: Ver­wal­tungs­ge­richt

1999: Ver­wal­tungs­ge­richt

2000: Ver­wal­tungs­ge­richt

2000: Re­gie­rungs­rat

2001: Ver­wal­tungs­ge­richt

2001: Re­gie­rungs­rat

2002: Ver­wal­tungs­ge­richt

2002: Re­gie­rungs­rat

2003: Ver­wal­tungs­ge­richt

2003: Re­gie­rungs­rat

Ent­scheid vom 7. Ja­nu­ar 2003 i.S. F. M.

Um­strit­ten war die Frage, ob ein Ge­bäu­de in der Zone W2 mit zwei Voll­ge­schos­sen ge­plant war und mit einem At­ti­ka­ge­schoss, oder ob das At­ti­ka­ge­schoss als  Voll­ge­schoss hätte ge­zählt wer­den müs­sen. Ein At­ti­ka­ge­schoss ist im Ver­gleich zum dar­un­ter lie­gen­den Voll­ge­schoss bau­lich un­ter­ge­ord­net. Ein At­ti­ka­ge­schoss un­ter­schei­det sich von Dach­räu­men bei Ge­bäu­den mit Schräg­dach. Die Mass­vor­schrif­ten er­ge­ben sich aus der ge­meind­li­chen Bau­ord­nung.

Ent­scheid vom 14. Ja­nu­ar 2003 i.S. E. AG

Ein  Wie­der­erwä­gungs­ge­such ist ein form­lo­ser Rechts­be­helf, ei­gent­lich eine Bitte um Über­prü­fung der Ver­fü­gung und um eine an­de­re Wür­di­gung der Sach- oder Rechts­la­ge. Das Wie­der­erwä­gungs­ge­such kann sich nur auf erst­in­stanz­li­che Ver­fü­gun­gen be­zie­hen. Das Ge­such gibt kei­nen An­spruch auf Prü­fung und Be­ur­tei­lung, so­lan­ge sich nicht die Um­stän­de seit dem ers­ten Ent­scheid we­sent­lich ge­än­dert haben noch Tat­sa­chen und Be­weis­mit­tel nam­haft ge­macht wer­den kön­nen, die im ers­ten Ver­fah­ren nicht be­kannt waren oder noch nicht haben vor­ge­bracht wer­den kön­nen.

Ent­scheid vom 18. Fe­bru­ar 2003 i.S. F. und M. E.

Die  Aus­stands­pflicht be­trifft nur na­tür­li­che Per­so­nen, nicht ganze Be­hör­den. Wenn die Baudirek­tion einen Baulinien-​ und Stras­sen­plan für eine Kan­tons­stras­se bei der Vor­prü­fung als grund­sätz­lich zweck­mäs­si­ge Lö­sung er­ach­tet hat, kann dar­aus nicht ge­schlos­sen wer­den, An­ge­stell­te der Bau­di­rek­ti­on hät­ten ein un­mit­tel­ba­res per­sön­li­ches, wirt­schaft­li­ches oder an­der­wei­ti­ges In­ter­es­se am Aus­gang des Ver­wal­tungs­be­schwer­de­ver­fah­rens. Es müss­ten ob­jek­ti­ve Grün­de für einen Aus­stand vor­lie­gen. Sub­jek­ti­ve Emp­fin­dun­gen ver­mö­gen nicht zu ge­nü­gen.

Die Be­schwer­de­füh­rer kön­nen nicht der Bau­di­rek­ti­on aus­ge­lie­fert sein, nur weil diese die Ver­wal­tungs­be­schwer­de in­stru­iert. Be­schwer­de­in­stanz ist der Re­gie­rungs­rat, dem so­wohl in recht­li­cher als auch in tat­säch­li­cher Hin­sicht die  volle Über­prü­fungs­be­fug­nis zu­steht.

Ent­scheid vom 4. März 2003 i.S. O.C. AG

Mo­bil­funk­an­ten­nen sind grund­sätz­lich zu­läs­sig, wenn sie nach dem an­wend­ba­ren Recht nicht von einem be­stimm­ten Stand­ort aus­ge­schlos­sen sind. Das Ver­un­stal­tungs­ver­bot und das  Ein­glie­de­rungs­ge­bot nach ge­meind­li­cher Bau­ord­nung hat vor­lie­gend eine Mo­bil­funk­an­la­ge nicht aus­ge­schlos­sen.

Das  Prin­zip der Vor­sor­ge nach  Um­welt­schutz­ge­setz ver­langt Rück­sicht auf das tech­nisch und be­trieb­lich Mög­li­che und die wirt­schaft­li­che Trag­bar­keit, wenn es um die kon­kre­ten Voll­zugs­hand­lun­gen geht.

Ent­scheid vom 18. März 2003 i.S. M. und H. J.

Win­ter­gär­ten dür­fen nicht als Wohn­räu­me be­heizt wer­den, je­den­falls nicht ohne volle An­rech­nung der Aus­nüt­zung an die Aus­nüt­zungs­zif­fer. Wenn heiz­tech­ni­sche In­stal­la­tio­nen da­ge­gen feh­len, kann die An­re­chen­bar­keit der Ge­schoss­flä­chen ent­fal­len, so wenn we­ni­ger als 10 % der Summe aller  an­re­chen­ba­ren Ge­schoss­flä­chen von Ve­ran­den, Vor­bau­ten, Bal­ko­nen und Ter­ras­sen be­nutzt sind.

Ent­scheid vom 15. April 2003 i.S. B. und H. S.-O.

Für die Frei­ga­be der Re­ser­ve­bau­zo­nen ist kein for­mel­les Ver­fah­ren nötig. Es wird kein Grund­stück ein­ge­zont oder um­ge­zont. Die  An­fech­tung im Sinne von § 4 VRG durch Nach­barn ist je­doch mög­lich, da es um einen Ent­scheid geht.

Ein Grund­stück ist bau­reif, wenn sich seine Form, Lage und Be­schaf­fen­heit zur vor­ge­se­he­nen Über­bau­ung eig­net und es er­schlos­sen ist.

Ge­bäu­de in einer  Are­al­be­bau­ung müs­sen ge­gen­über an­gren­zen­den Grund­stü­cken die  Ab­stands­vor­schrif­ten zwin­gend ein­hal­ten, nicht aber in­ner­halb der Are­al­be­bau­ung selbst.

An die Ge­stal­tung einer Are­al­be­bau­ung wer­den er­höh­te An­for­de­run­gen ge­stellt, in dem es nicht bloss auf eine gute Ge­samt­wir­kung an­kommt, son­dern auf eine gute  Ein­glie­de­rung der Bau­ten in die um­ge­ben­den An­la­gen und in die land­schaft­li­che und bau­li­che Um­ge­bung.

Ent­scheid vom 15. April 2003 i.S. J. S.

Ist ein Ver­fah­ren bei einer Kol­le­gi­al­be­hör­de und der  Aus­stand eines Mit­glieds strei­tig, hat diese Be­hör­de unter Aus­schluss des be­tref­fen­den Mit­glieds über den Aus­stand zu ent­schei­den. Der An­spruch auf Un­ab­hän­gig­keit und Un­be­fan­gen­heit der an­ord­nen­den In­stanz ist for­mel­ler Natur. Ist er ver­letzt, kann er grund­sätz­lich in einem Rechts­mit­tel­ver­fah­ren nicht ge­heilt wer­den. Aus ver­fah­rens­öko­no­mi­schen Grün­den, im In­ter­es­se der Rechts­si­cher­heit sowie des in die frag­li­che An­ord­nung ge­setz­ten  Ver­trau­ens kön­nen al­ler­dings ge­ring­fü­gi­ge Ver­stös­se, von denen an­ge­nom­men wer­den kann, sie hät­ten sich auf das Pro­zess­ergeb­nis nicht aus­ge­wirkt, von der Rechts­mit­tel­be­hör­de trotz der for­mel­len Natur des Aus­stands­an­spruchs nach­träg­lich  ge­heilt wer­den.

Ein In­ter­es­se eines Be­hör­de­mit­glieds an einer Sache gilt dann als per­sön­lich, wenn es un­mit­tel­bar an die be­trof­fe­ne Per­son an­knüpft.

Ist ein Be­hör­de­mit­glied auf pri­va­te Klage hin in ein Ver­fah­ren ver­wi­ckelt, an dem die an­de­ren Mit­glie­der die­ser Be­hör­de zwar An­teil neh­men, je­doch nicht wei­ter sich per­sön­lich be­trof­fen füh­len kön­nen, liegt kein Aus­stands­grund für diese wei­te­ren Mit­glie­der vor, wenn das Aus­stands­be­geh­ren von einer Par­tei stammt, die an einem Ver­fah­ren vor die­ser Be­hör­de teil­nimmt.

Wenn von Ge­samt­ei­gen­tü­mern nicht alle einen Nut­zungs­plan un­ter­zeich­nen, den eine Be­hör­de zu ihrem ei­ge­nen ma­chen und all­ge­mein ver­bind­lich ver­ab­schie­den will, liegt ein for­mell un­voll­stän­di­ges Ge­such vor, das zu­rück­zu­wei­sen ist.

Ent­scheid vom 3. Juni 2003 i.S. H. und P. K. und J. R.

Auf einen be­an­trag­ten Au­gen­schein, den eine Par­tei zur Be­weis­füh­rung ver­langt hat, kann ver­zich­tet wer­den, wenn der Sach­ver­halt, den diese Par­tei be­wei­sen will, nicht recht­s­er­heb­lich ist, wenn be­reits Fest­ste­hen­des be­wie­sen wer­den soll oder wenn die Be­hör­de den Sach­ver­halt ge­stützt auf ihre ei­ge­ne Sach­kun­de bzw. die­je­ni­ge ihrer fach­kun­di­gen An­ge­stell­ten zu wür­di­gen ver­mag.

All­ge­mein wird unter dem Be­griff der  Ge­bäu­de­län­ge die län­ge­re Seite des flä­chen­kleins­ten Recht­ecks, wel­ches die Ge­bäu­de­grund­flä­che um­fasst, ver­stan­den. Un­be­deu­ten­de Ge­bäu­de­tei­le wie of­fe­ne  Bal­ko­ne oder Un­ter­ni­veau­bau­ten wer­den nicht an­ge­rech­net. So­fern bei zwei Ge­bäu­den der diese ver­bin­den­de un­ter­ir­di­sche Kor­ri­dor nach Aus­sen nicht er­kenn­bar ist, bleibt das äus­se­re Er­schei­nungs­bil­dung von zwei ein­zel­nen Ge­bäu­den mass­ge­bend.

In einem Quar­tier mit Ge­bäu­den aus den 70er und 80er Jah­ren und auch äl­te­ren Häu­sern ist kein ein­heit­li­cher Bau­stil zu er­ken­nen. Ein  Erd­haus ver­kör­pert le­dig­lich einen wei­te­ren Bau­stil und steht nicht im Ge­gen­satz zu frü­he­ren Stil­ar­ten. Zudem tritt es von ver­schie­de­nen Sei­ten her be­trach­tet kaum in Er­schei­nung. Es  ord­net sich daher in die bau­li­che und land­schaft­li­che Um­ge­bung ein.

Ent­scheid vom 3. Juni 2003 i.S. N.-D. I. AG

Eine be­reits er­stell­te  Are­al­be­bau­ung be­hält ihren Cha­rak­ter. Das ge­mäss den er­höh­ten An­for­de­run­gen und der grös­se­ren Ge­stal­tungs­frei­heit ver­wirk­lich­te Kon­zept hat in ge­wis­sem Sinne nor­ma­ti­ven Cha­rak­ter, in dem es Aus­gangs­punkt für wei­te­re bau­recht­li­che Ent­schei­de bleibt. Wenn unter Ei­gen­tü­mern ver­schie­de­ne und sich mög­li­cher­wei­se wi­der­spre­chen­de In­ter­es­sen be­stehen, so sind sie ge­gen­ein­an­der ab­zu­wä­gen. Der Grund­ei­gen­tü­mer ist vor er­heb­lich be­las­ten­den Ein­grif­fen ins Ei­gen­tum zu schüt­zen.

Der Ge­mein­de­rat ist zu Recht auf das Ge­such um  Än­de­rung der Are­al­be­bau­ung nicht ein­ge­tre­ten. Weder hat die Ge­such­stel­le­rin das Ein­ver­ständ­nis der Ei­gen­tü­mer in­ner­halb der Are­al­be­bau­ung ein­ge­holt, noch hat sie den Nach­weis er­bracht, dass die Aus­nüt­zungs­vor­schrif­ten trotz der be­an­trag­ten Än­de­rung über­haupt ein­ge­hal­ten sind.

Ent­scheid vom 3. Juni 2003 i.S. V.

Die Pflicht zur  vol­len Über­prü­fung eines Ge­mein­de­be­schlus­ses ge­stützt auf Art. 33 Abs. 3 lit. b RPG gilt in Bezug auf alle Be­schwer­de­be­rech­tig­ten, so auch bei be­schwer­de­füh­ren­den Umwelt­organisationen, und geht all­fäl­lig ein­schrän­ken­dem kan­to­na­lem Recht, wie es mit § 49 VRG be­steht, immer vor.

Der Re­gie­rungs­rat hat am 11. Juni 1990, ak­tua­li­siert am 4. Juli 2000, einen kan­to­na­len  Mass­nahmenplan im Rah­men der  Luftreinhalte-​Verordnung be­schlos­sen. Mass­nah­me Nr. 5 ver­langt die Re­duk­ti­on des mo­to­ri­sier­ten in­di­vi­du­el­len Pend­ler­ver­kehrs zu Guns­ten des öf­fent­li­chen Ver­kehrs bzw. des so ge­nann­ten Lang­sam­ver­kehrs, d.h. Velo- und Fuss­gän­ger­ver­kehrs. Mass­nahmenpläne sind für die Be­hör­den ver­bind­lich. Zu un­ter­schei­den sind je­doch un­mit­tel­bar an­ge­ord­ne­te Mass­nah­men und sol­che, für wel­che die recht­li­chen Grund­la­gen noch zu schaf­fen sind.

Auch die  Ge­mein­de­be­hör­den sind von Bun­des­rechts wegen in den Voll­zug ein­ge­bun­den. Im au­to­no­men Tä­tig­keits­be­reich muss auch ein Mass­nah­men­plan die Au­to­no­mie in­so­weit re­spek­tie­ren, als den Ge­mein­de­be­hör­den ein ge­nü­gend gros­ser Er­mes­sens­spiel­raum ein­ge­räumt wird.

Vor­lie­gend hat die Ge­mein­de­be­hör­de zwar die Park­platz­zahl im Be­bau­ungs­plan von 290 auf 400 er­höht, sie hat je­doch Mass­nah­men für die Park­platzbe­wirt­schaf­tung und die Steue­rung des Fahr­ten­auf­kom­mens fest­ge­legt. Damit hat sie Vor­ga­ben des Mass­nah­men­plans be­ach­tet und sich in­ner­halb des Er­mes­sens­spiel­raums be­wegt.

Die Bau­herr­schaft könn­te nach Park­platz­re­gle­ment An­spruch auf die Be­wil­li­gung von 498 Park­plät­zen er­he­ben. Das Park­platz­re­gle­ment ver­mag in der Be­bau­ungs­planung, die der  Um­welt­ver­träg­lich­keits­prü­fung un­ter­liegt, nicht zu ge­nü­gen. Es gilt somit ein stren­ge­rer Mass­stab.

Aus­gangs­punkt für die Fest­le­gung der Park­platz­zahl kann die Norm SN 640 290 der Ver­ei­ni­gung Schwei­ze­ri­scher Stras­sen­fach­leu­te sein. Sie heisst „Par­kie­ren: Grenz­be­darf, re­du­zier­ter Be­darf, An­ge­bot". Im Wei­te­ren kommt es auf die Be­last­bar­keit des Stras­sen­net­zes an. Droht eine Über­las­tung des Net­zes, sind ver­schie­de­ne Mass­nah­men mög­lich, wie bei­spiels­wei­se Ver­le­gung der Zu- und Weg­fahr­ten und im Ex­trem­fall die Wahl eines   neuen Stand­or­tes für das Ge­bäu­de, oder die Än­de­rung der Zu­tei­lung der Park­fel­der an be­stimm­te Be­nüt­zer­grup­pen, die Än­de­rung der vor­ge­se­he­nen Flä­chen­nut­zun­gen, usw.

Der An­teil des vor­lie­gen­den Pro­jek­tes an den  Emis­sio­nen im Nah­be­reich be­trägt bei 400 Park­plät­zen rund 3 %, nach ge­wis­sen Um­la­ge­run­gen auf­grund einer neuer Kan­tons­stras­se je­doch 4 %. Diese Zu­satz­be­las­tung re­du­ziert sich bei bloss 290 Park­plät­zen um rund 25 %. An­de­rer­seits ist es tech­nisch und be­trieb­lich mög­lich, die Jah­res­fahr­ten auf 420'000 zu be­schrän­ken. Nur mit die­ser Be­schrän­kung kann die Er­hö­hung von 290 auf 400 Park­plät­ze als um­welt­ver­träg­lich be­trach­tet wer­den.

Ent­scheid vom 10. Juni 2003 i.S. M. S. und A. Z.

Ein  Dach­ge­schoss oder  At­ti­ka­ge­schoss in der Stadt Zug ist bei der Be­rech­nung der an­rechenbaren Ge­schoss­flä­che zu be­rück­sich­ti­gen (§ 12 Abs. 2 Bst. b und c V PBG und § 12 Abs. 3 V PBG; § 24 Abs. 1 BO Zug).

Der Luft­raum von über­höh­ten Räu­men muss bei der Aus­nüt­zungs­be­rech­nung im Sinne einer Flä­che mit­ge­rech­net wer­den. Wür­den mehr­ge­schos­si­ge  Luft­räu­me von der Be­rech­nung aus­ge­nom­men, d.h. die Ge­schoss­flä­chen - selbst wenn sie aus ar­chi­tek­to­ni­schen Grün­den Aus­spa­run­gen auf­wei­sen - nicht durch­ge­hend ge­rech­net, wäre die vom Ge­setz­ge­ber im In­ter­es­se eines gleich­mäs­si­gen Sied­lungs­bil­des auf einen ge­wis­sen Sche­ma­tis­mus ge­stütz­te Hand­ha­bung der Aus­nüt­zungs­zif­fer er­schwert.

Ent­scheid vom 24. Juni 2003 i.S. A. M.

Ein­wen­dungen sind nicht Ein­spra­chen im Sinne von § 34 ff. VRG, auch nicht Be­schwer­den oder sons­ti­ge Rechts­mit­tel. Es geht mit Ein­wen­dun­gen ein­zig um eine for­ma­li­sier­te Mit­wir­kung ge­mäss Art. 4 Abs. 2 RPG.

Der Be­schwer­de­füh­rer ist an­ders als im Bau­be­wil­li­gungs­ver­fah­ren bei der Nut­zungs­planung nicht ver­pflich­tet, be­reits im Vor­ver­fah­ren, hier bei der Ge­le­gen­heit der Ein­wen­dung ein­zu­ha­ken, um for­mell be­schwert zu sein.

Nut­zungs­pla­nun­gen müs­sen  ko­or­di­niert sein. Hat der Ge­mein­de­rat be­reits Bau­li­ni­en be­schlos­sen, kann er nicht im Nach­hin­ein auf dem Wege der  Än­de­rung des Zo­nen­plans glei­chen­orts eine Bau­zo­ne aus­schei­den, auch wenn pri­va­te Grund­ei­gen­tü­me­rin­nen und Grund­ei­gen­tü­mer ge­wis­se Zu­si­che­run­gen ma­chen.

Ent­scheid vom 24. Juni 2003 i.S. S. B.

Wer sich als  Nach­bar gegen ein Bau­vor­ha­ben zur Wehr setzt, das Fra­gen des Wald­ab­stands auf­wirft, kann gel­tend ma­chen, der Ab­stand ver­let­ze öf­fent­li­ches Recht.

Nach Bun­des­recht sind  Bau­ten und An­la­gen in Wal­des­nä­he nur zu­läs­sig, wenn sie die Er­hal­tung, Pfle­ge und Nut­zung des Wal­des nicht be­ein­träch­ti­gen. Die Kan­to­ne haben einen an­ge­mes­se­nen Min­dest­ab­stand der Bau­ten und An­la­gen zum Wald vor­zu­schrei­ben und müs­sen dabei die Lage und die zu er­war­ten­de Höhe des Wald­be­stan­des be­rück­sich­ti­gen (Art. 17 Bun­des­ge­setz über den Wald vom 4. Ok­to­ber 1991; SR 921.0). Im Kan­ton Zug gilt ein Wald­ab­stand von 12 m (§ 12 Abs. 1 PBG). Aus­nah­me­be­wil­li­gungen er­for­dern die Zu­stim­mung der Di­rek­ti­on des In­nern (§ 6 Abs. 2 Bst. b PBG).

Eine Aus­nah­me­si­tua­ti­on ist daran zu mes­sen, wie­weit das In­ter­es­se des Bau­herrn geht, wel­che Be­deu­tung die in Frage ste­hen­de Vor­schrift hat und wie­weit und in­wie­fern davon ab­ge­wi­chen wer­den soll. Das öf­fent­li­che In­ter­es­se, auch in einer Aus­nah­me­si­tua­ti­on die Un­ter­schrei­tung des Ab­stands so klein wie mög­lich zu hal­ten, geht dem In­ter­es­se der Bau­herr­schaft an einer ma­xi­ma­len Aus­nüt­zung des Grund­stü­ckes je­den­falls vor. Die Bau­be­hör­de muss genau prü­fen, ob bei­spiels­wei­se statt einer Ver­klei­ne­rung des Wald­ab­stan­des eine sol­che des Stras­sen­ab­stan­des im kon­kre­ten Fall eher den öf­fent­li­chen In­ter­es­sen ent­spricht.

Ent­scheid vom 8. Juli 2003 i.S. S.P. I. AG

Die Ver­schie­bung eines An­ten­nenstand­or­tes kann nicht ge­for­dert wer­den, so­lan­ge der An­la­ge­grenz­wert nach der mass­ge­ben­den  Ver­ord­nung über den Schutz vor nich­tio­ni­sie­ren­der Strah­lung vom 23. De­zem­ber 1999 (NISV; SR 814.710) ein­ge­hal­ten ist. Der Ge­setz­ge­ber - hier der Bun­des­rat - hat mit der Ver­ord­nung dem  Vor­sor­ge­prin­zip nach Art. 1 Abs. 2 und Art. 11 Abs. 2 des Um­welt­schutz­ge­set­zes vom 7. Ok­to­ber 1983 (USG; SR 814.01) be­reits Rech­nung ge­tra­gen. Mit einer wei­ter­ge­hen­den For­de­rung würde fak­tisch der bun­des­recht­li­che An­la­ge­grenz­wert durch die Be­wil­li­gungs­be­hör­de ver­schärft. Diese ist je­doch nicht Ge­setz­ge­ber.

Ent­scheid vom 8. Juli 2003 i.S. J. I.-G.

Eine gros­se Stütz­mau­er wurde 1998 aus Qua­der­stei­nen neu er­stellt, nach­dem die alte Mauer teil­wei­se ab­ge­rutscht war und sie der Ei­gen­tü­mer da­nach ab­ge­bro­chen hatte. ‑ Auch wenn die neue Stütz­mau­er im glei­chen Um­fang und mit den glei­chen Mas­sen wie die alte er­stellt wurde, hätte der Ei­gen­tü­mer ein  Bau­ge­such mit den nö­ti­gen Plan­un­ter­la­gen ein­rei­chen müs­sen. Der Um­stand, dass die neue Mauer be­reits wie­der ei­ni­ge Jahre steht, än­dert daran nichts. Die bun­des­recht­li­che  Be­wil­li­gungs­pflicht gilt auch für Wie­der­auf­bauten, die über das üb­li­che Mass einer Re­no­va­ti­on hin­aus­ge­hen.

Ent­scheid vom 8. Juli 2003 i.S. R. und F. S. und Kon­sor­ten

Die  Aus­nüt­zungs­zif­fer ist eine Ver­hält­nis­zahl zwi­schen der an­re­chen­ba­ren Ge­schoss­flä­che eines Ge­bäu­des und der an­re­chen­ba­ren Land­flä­che. Sie re­gelt die  Bau­dich­te auf einem Grund­stück sowie das Vo­lu­men eines Ge­bäu­des.

Eine in­ter­ne Er­schlies­sung via Tief­ga­ra­ge und di­rek­tem Zu­gang von der Er­schlies­sungs­stras­se zu den Lif­ten in einer  ter­ras­sier­ten Mehr­fa­mi­li­en­h­aus­über­bau­ung ist als Haupt­zu­gang zu den ein­zel­nen Wohn­bau­ten an­zu­se­hen. Die Er­schlies­sungs­flä­chen sind ent­spre­chend zu be­rück­sich­ti­gen und die Aus­sen­er­schlies­sung via Trep­pe hat un­ter­ge­ord­ne­te Be­deu­tung. Bei der zu be­rück­sich­ti­gen­den Er­schlies­sung geht es nicht um of­fe­ne Erd­ge­schoss­hal­len, die als öf­fent­li­chen Durch­gang oder als Spiel-​ und Ru­he­flä­chen die­nen, son­dern um Flä­chen für die Er­schlies­sung an­re­chen­ba­rer Räume, ähn­lich Kor­ri­do­ren, Trep­pen und Lif­ten. In Bezug auf die  An­re­chen­bar­keit von Er­schlies­sungs­an­la­gen spielt es aus­ser­dem keine Rolle, ob ein Trep­pen­haus, ein Lau­ben­gang oder ein Kor­ri­dor nach Aus­sen offen oder ge­schlos­sen ist.

Ent­scheid vom 9. Sep­tem­ber 2003 i.S. M. und M. K. und Kon­sor­ten sowie A. K. und Co. I. und Kon­sor­ten

Nach dem Ur­teil des Ver­wal­tungs­ge­richts vom 23. Fe­bru­ar 2003 kommt die Be­stim­mung über die Be­stan­des­ga­ran­tie ge­mäss § 72 PBG nicht zur An­wen­dung, so­fern eine Ge­mein­de über eine Re­ge­lung der Be­stan­des­ga­ran­tie in ihrer ge­meind­li­chen Bau­ord­nung ver­fügt und diese noch nicht an das PBG an­ge­passt hat.

Nach § 2 BO Zug dür­fen un­ab­hän­gig von  Aus­nüt­zungs­vor­schrif­ten be­stehen­de Ge­bäu­de in­ner­halb ihres  Vo­lu­mens um­ge­baut wer­den. Er­wei­te­rungen des Vo­lu­mens sind zu­läs­sig, wenn diese die Grenz-​ und Ge­bäu­de­ab­stän­de, die Ge­schoss­zahl und zu­sam­men mit dem Alt­bau die Aus­nüt­zungs­zif­fer ein­hal­ten.

Pa­ra­graph 2 BO Zug geht wei­ter, als was al­lein auf­grund der ver­fas­sungs­recht­li­chen  Ei­gen­tums­ga­ran­tie zu­läs­sig wäre. Ein Ver­stoss gegen wich­ti­ge  In­ter­es­sen der Raum­pla­nung im Sinne von Art. 1 und Art. 3 RPG ist in die­ser Vor­schrift nicht zu er­ken­nen.

Wenn die Grund­struk­tur des Ge­bäu­des bleibt, wohl aber Ge­bäu­de­ecken be­gra­digt und das Ge­bäu­de um zwei Ge­schos­se er­höht wird, und wenn die Ge­schoss­flä­che um 29 % zu­nimmt, ohne dass an der Nut­zung nach der mass­ge­ben­den Zone etwas We­sent­li­ches än­dert, so ist das mit § 2 Abs. 1 und 2 BO Zug ver­ein­bar. Die Kos­ten ma­chen nur rund einen Vier­tel der Kos­ten eines Neu­baus aus. Auch unter die­sem Aspekt kann man das Vor­ha­ben nicht als Neu­bau oder neubau­ähnliche Um­ge­stal­tung be­zeich­nen.

Der  Wohn­an­teil be­trägt in der mass­ge­ben­den Zone 50 %. Er ist be­zo­gen auf die Er­wei­te­rung des Ge­bäu­des ein­ge­hal­ten. Die Nicht­ein­hal­tung im bis­he­ri­gen Ge­bäu­de un­ter­liegt der Bestandes­garantie. Mit an­de­ren Wor­ten wird der Wohn­an­teil nicht aufs Ganze be­zo­gen.

Das­sel­be gilt sinn­ge­mäss für das über­höh­te Erd­ge­schoss und erste Ober­ge­schoss. Über­hö­hun­gen wür­den sonst be­deu­ten, dass ein sol­ches Ge­schoss als zwei Ge­schos­se zu rech­nen ist.

Dienst­leis­tungs­flä­chen dür­fen nicht ein­fach als Ver­kaufs­flä­chen an­ge­se­hen wer­den. Wenn die  Ver­kaufs­flä­che von 4'215 m2 sogar leicht ab­nimmt, so er­reicht sie die für die Pflicht, eine Be­bauungsplanung durch­zu­füh­ren, er­for­der­li­chen 5'000 m2 bei wei­tem nicht.

Unter die Be­stan­des­ga­ran­tie von § 2 Abs. 1 BO Zug fällt auch eine ge­ring­fü­gi­ge Über­schrei­tung des Bau­li­ni­en­raums oder des Grenz­ab­standes durch ein­zel­ne Ge­bäu­de­tei­le.

Die von der Bau­ord­nung ge­for­der­te  Ein­ord­nung eines Ge­bäu­des in die Um­ge­bung be­deu­tet nicht, dass ein So­li­tär - hier ein Ge­bäu­de mit einer Glas­fas­sa­de - aus­ge­schlos­sen wäre. Nicht alle Bau­ten in der Um­ge­bung müs­sen genau gleich aus­se­hen, nicht alle Fas­sa­den mit den glei­chen Ma­te­ria­li­en ge­baut sein.

Von der Grund­ei­gen­tü­me­rin vor­ge­se­he­ne Gross­bild­schir­me in einer Fas­sa­de sind im Ver­fah­ren der  Re­kla­me­be­wil­li­gung zu prü­fen und be­dür­fen nicht der Ko­or­di­na­ti­on mit dem Bau­be­wil­li­gungs­ver­fah­ren für die Ge­samt­erneue­rung des Ge­bäu­des. Ent­schei­dend ist, dass ein Ge­such für die Re­kla­men noch gar nicht vor­liegt.

Ent­scheid vom 16. Sep­tem­ber 2003 i.S. F.-B. und A. B. sowie A. S.

Das Bau­recht geht bei der Qua­li­fi­zie­rung von Be­trie­ben von den Be­zeich­nun­gen „nicht stö­rend", „mäs­sig stö­rend" und „stark stö­rend" aus. Kon­kret muss auf das län­ger­fris­tig vor­han­de­ne Stör­potenzial ab­ge­stellt wer­den, ein­ge­schlos­sen die Fol­ge­im­mis­sio­nen, wel­che auf die nä­he­re Um­ge­bung ein­wir­ken.

Wenn nach einer Bau­ord­nung mäs­sig  stö­ren­de Be­trie­be zu­ge­las­sen sind, han­delt es sich in der Regel um sol­che, die die üb­li­chen Ar­beits­zei­ten ein­hal­ten. In einer sol­chen Zone, na­ment­lich einer Wohn- und Ge­wer­be­zo­ne, sind die  Im­mis­sio­nen wäh­rend den or­dent­li­chen Ar­beits­zei­ten hin­zu­neh­men.

Im Grund­satz sind Ver­kaufs­lä­den, Tank­stel­len­shops und  Tank­stel­len sel­ber in der Wohn- und Ge­wer­be­zo­ne zo­nen­kon­form.

Wenn der Ge­mein­de­rat rich­ti­ger­wei­se den Be­trieb eines Tank­stel­len­shops auf die Zeit von 6 Uhr mor­gens bis 7 Uhr abends be­schränkt, dann muss er auch dem Be­trieb der Tank­stel­le selbst Be­ach­tung schen­ken. Diese führt zu er­heb­li­chen Stö­run­gen, wenn sie an allen Tagen rund um die Uhr ge­öff­net ist. Folg­lich hat der Re­gie­rungs­rat sel­ber die Be­triebs­zei­ten der Tank­stel­le ein­ge­schränkt auf 6 Uhr mor­gens bis 7 Uhr abends, an Vor­aben­den von öf­fent­li­chen Ru­he­ta­gen bis 5 Uhr abends, wäh­rend an öf­fent­li­chen Ru­he­ta­gen die Tank­stel­le über­haupt ge­schlos­sen blei­ben muss. Damit hat der Re­gie­rungs­rat die  Zo­nen­kon­for­mi­tät die­ses Ge­wer­be­be­triebs her­ge­stellt.

Ent­scheid vom 16. Sep­tem­ber 2003 i.S. P. S.

Un­ent­gelt­li­che Rechts­pfle­ge ist dann nicht er­hält­lich, wenn das Ein­kom­men des Ge­such­stel­lers deut­lich über dem Exis­tenz­mi­ni­mum liegt.

Ent­scheid vom 23. Sep­tem­ber 2003 i.S. G. R.

Das kan­to­na­le Tief­bau­amt be­stimmt ge­mäss § 4 der Ver­ord­nung zum Ge­setz über Stras­sen und Wege vom 18. Fe­bru­ar 1997 (V GSW; BGS 751.141) über Zu­fahr­ten und Ein­mün­dungen in Kan­tons­stras­sen. Es er­teilt die Be­wil­li­gung, wenn die  Ver­kehrs­si­cher­heit ge­währ­leis­tet ist und keine Grün­de aus über­wie­gen­den öf­fent­li­chen In­ter­es­sen ent­ge­gen ste­hen.

Ein Ent­scheid des Tief­bau­am­tes kann die  Ge­mein­de­au­to­no­mie nicht ver­let­zen, da die­ses Amt al­lein be­ur­teilt, ob eine Ein­mün­dung oder eine Zu­fahrt die Ver­kehrs­si­cher­heit ge­währ­leis­tet oder an­de­re öf­fent­li­che In­ter­es­sen im Spie­le sind.

Re­geln der Tech­nik sind im In­ter­es­se der Ver­kehrs­si­cher­heit die Nor­men der  Ver­ei­ni­gung Schwei­ze­ri­scher Stras­sen­fach­leu­te (VSS) für den Bau, Un­ter­halt und die Si­gna­li­sa­ti­on sowie die Mar­kie­rung von Stras­sen und Wegen. Zur Be­ur­tei­lung einer Ein­mün­dung in eine Kan­tons­stras­se ist die Schwei­zer Norm SN 640 273 her­an­zu­zie­hen. Sie legt die Sicht­di­stanzen bei Kreu­zun­gen fest. Bei einer zu­ge­las­se­nen Höchst­ge­schwin­dig­keit von 50 km/h muss die Sicht­di­stanz min­des­tens 60 m be­tra­gen.

Im vor­lie­gen­den Fall hat es an der Ver­kehrs­si­cher­heit ge­man­gelt, wes­halb die an­be­gehr­te Ein­mün­dung nicht be­wil­li­gungs­fä­hig war. Das Tief­bau­amt hatte zu Recht eine ein­schrän­ken­de Ver­kehrs­re­ge­lung ge­trof­fen.

Ent­scheid vom 23. Sep­tem­ber 2003 i.S. V. AG

Die Be­schwer­de­füh­rer hat­ten den Kos­ten­vor­schuss nicht in­nert Frist ge­leis­tet. Die Bau­di­rek­ti­on gab ihnen die Mög­lich­keit, die Grün­de für die Säum­nis dar­zu­le­gen. Die Be­schwer­de­füh­rer mach­ten gel­tend, die Be­grün­dung müsse offen blei­ben, die in­stru­ie­ren­de Bau­di­rek­ti­on möge ma­te­ri­ell eine ein­ver­nehm­li­che Lö­sung mit den Par­tei­en su­chen. Die Bau­di­rek­ti­on führ­te eine Ei­ni­gungs­ver­hand­lung durch, die je­doch schei­ter­te.

Damit war über die Frage der Säum­nis zu ent­schei­den. Eine  Wie­der­her­stel­lung der Frist war nicht in Frage ge­kom­men, weil kein be­son­de­rer Grund für die Nicht­ein­hal­tung der Frist gel­tend ge­macht wor­den war. Folg­lich hat der Re­gie­rungs­rat Nicht­ein­tre­ten auf die Be­schwer­de be­schlos­sen.

Ent­scheid vom 21. Ok­to­ber 2003 i.S. H. B. und W. S. sowie P. S.

Das  Ein­wen­dungs­ver­fah­ren in der Zo­nen­pla­nung im Sinne von § 39 Abs. 2 PBG be­deu­tet eine for­ma­li­sier­te Mit­wir­kung ge­mäss Art. 4 Abs. 2 RPG. Eine be­schwer­de­füh­ren­de Par­tei muss nicht mit einer Ein­wen­dung an der Pla­nung mit­ge­wirkt haben, um  be­schwer­de­le­gi­ti­miert zu sein (Be­stä­ti­gung der Recht­spre­chung).

Ein raum­pla­ne­risch ver­nünf­ti­ger Stras­sen­raum ist nur durch eine beid­seits der neuen  Kan­tons­stras­se gleich­ar­ti­ge Zo­nie­rung für Woh­nen und Ge­wer­be zu er­rei­chen, auch wenn die Höhe mit fünf bzw. drei Ge­schos­sen ge­stuft ist. Die Ge­mein­de hat ein  raum­pla­ne­ri­sches Kon­zept ge­wählt, wel­ches nicht nur den städ­te­bau­li­chen Zu­sam­men­hang mit der nä­he­ren Um­ge­bung wahrt, son­dern auch die  ver­dich­te­te Bau­wei­se aus der süd­lich an­gren­zen­den Kern­zo­ne gegen Nor­den hin zweck­mäs­sig wei­ter­führt.

An einer Kan­tons­stras­se sind  Lärm­schutz­mass­nah­men Sache des Kan­tons und nicht der Ge­mein­de, auch wenn sie im Be­reich der Stras­se eine Zonen-​ oder Be­bau­ungs­pla­nung durch­führt.

Ent­scheid vom 4. No­vem­ber 2003 i.S. P. AG

Das Ge­such für eine  Re­kla­me im In­ner­orts­be­reich ist vom Ge­mein­de­rat zu ent­schei­den (§ 13 Abs. 1 Ziff. 2 Ver­ord­nung über den Stras­sen­ver­kehr und die Stras­sen­si­gna­li­sa­ti­on vom 22. Fe­bru­ar 1977, Stras­sen­ver­kehrs­ver­ord­nung, BGS 751.21). Der Ge­mein­de­rat un­ter­brei­tet Ge­su­che um Be­wil­li­gung von Stras­sen­re­kla­men im Be­reich von Kan­tons­stras­sen in­ner­orts vor sei­nem Ent­scheid je­doch der Si­cher­heits­di­rek­ti­on zur Stel­lung­nah­me. Diese Stel­lung­nah­me ent­fällt und der Ge­mein­de­rat ent­schei­det dann in ei­ge­ner Zu­stän­dig­keit, wenn die Ein­woh­ner­ge­mein­de über ein vom Re­gie­rungs­rat ge­neh­mig­tes Re­kla­me­re­gle­ment ver­fügt (§ 13 Abs. 2 Stras­sen­ver­kehrs­ver­ord­nung).

Vor­lie­gend konn­te der Ge­mein­de­rat selbst­stän­dig ent­schei­den.

Nach dem ge­meind­li­chen Re­kla­me­re­gle­ment sind in rei­nen Wohn­zo­nen Re­kla­men nur in Aus­nah­me­fäl­len ge­stat­tet. In der Pra­xis hat der Ge­mein­de­rat zwi­schen rei­nen Wohn­zo­nen und sol­chen, wel­che an Haupt­ver­kehrs­stras­sen gren­zen, un­ter­schie­den und bei letz­te­ren Pla­kat­stel­len zu­ge­las­sen. Er hat vor­lie­gend zu Un­recht in einer ver­gleich­ba­ren Sach­la­ge die Be­wil­li­gung von Pla­kat­stel­len ver­wei­gert. Deren Stand­ort liegt am Rand der Wohn­zo­ne W3 plus an einer Haupt­ver­kehrs­stras­se, wo der Ge­mein­de­rat ge­mäss einer spe­zi­el­len Be­stim­mung der ge­meind­li­chen Bau­ord­nung den Min­dest­wohn­an­teil auf 80 % ver­rin­gern kann.

Ent­scheid vom 11. No­vem­ber 2003 i.S. W. W.

Der Ge­mein­de­rat hat das Ge­such für eine  Pla­kat­wer­bung an der Kan­tons­stras­se in­ner­orts ab­ge­lehnt, ohne die­ses Ge­such pu­bli­ziert oder auf­ge­legt zu haben. Er be­grün­de­te sei­nen Ent­scheid mit der ne­ga­ti­ven Aus­wir­kung auf das Dorf­bild und mit der man­geln­der Ver­kehrs­si­cher­heit am ge­wähl­ten Stand­ort der Pla­kat­stel­le. Im Wei­te­ren herr­sche eine lang­jäh­ri­ge Pra­xis, wo­nach Pla­kat­stel­len le­dig­lich für  Ei­gen­wer­bung be­wil­ligt wür­den. Die Ge­mein­de werde dem­nächst ein Re­kla­me­re­gle­ment er­las­sen.

Der Ent­scheid des Ge­mein­de­ra­tes hat in den Schutz­be­reich von ver­fas­sungs­mäs­si­gen Rech­ten ein­ge­grif­fen, na­ment­lich der  Ei­gen­tums­ga­ran­tie und der Wirt­schafts­frei­heit. Sol­che Ein­grif­fe be­dür­fen einer ge­setz­li­chen Grund­la­ge, müs­sen im öf­fent­li­chen In­ter­es­se lie­gen und haben sich am Grund­satz der Ver­hält­nis­mäs­sig­keit zu ori­en­tie­ren.

Der Au­gen­schein der in­stru­ie­ren­den Di­rek­ti­on hat ge­zeigt, dass in un­mit­tel­ba­rer Nähe zum frag­li­chen Stand­ort der Pla­kat­stel­le keine schüt­zens­wer­te Lie­gen­schaft war, noch dass es sich um einen Be­reich mit be­son­ders sen­si­bler Um­ge­bung han­del­te. Die Sicht auf die Pla­kat­stel­le ist von der Kan­tons­stras­se aus schlecht.

Der Ge­mein­de­rat hat frü­her schon Pla­kat­stel­len auf pri­va­tem Grund zur  Fremd­wer­bung be­wil­ligt. Wenn er im vor­lie­gen­den Fall aus Grün­den des Um­ge­bungs­schutzes und ab­seits der Kern­zo­ne die Fremd­wer­bung un­ter­sagt, be­deu­tet dies fak­tisch ein ge­ne­rel­les Ver­bot. Ein un­dif­fe­ren­zier­tes Ver­bot von Fremd­re­kla­men auf pri­va­tem Grund über die im In­ter­es­se des Orts­bild­schutzes er­for­der­li­che Be­schrän­kung ist je­doch un­ver­hält­nis­mäs­sig und ver­stösst gegen die Wirt­schafts­frei­heit.

Die Si­cher­heits­di­rek­ti­on hat dem Re­kla­me­ge­such unter Be­din­gun­gen und Auf­la­gen zu­ge­stimmt, da die Pla­kat­stel­le die  Ver­kehrs­si­cher­heit nicht ge­fähr­det.

Der Re­gie­rungs­rat konn­te die Be­wil­li­gung der Pla­kat­stel­le nicht selbst mit der Gut­heis­sung der Be­schwer­de er­tei­len, weil die Ge­mein­de das Ge­such noch nicht pu­bli­ziert und öf­fent­lich auf­ge­legt hatte. Die Sache ging des­halb an den Ge­mein­de­rat zur Neu­be­ur­tei­lung und zum Ent­scheid zu­rück.

Ent­scheid vom 25. No­vem­ber 2003 i.S. P. J. und Kon­sor­ten

Eine Ge­mein­de plant in einer  Zone des öf­fent­li­chen In­ter­es­ses für Bau­ten und An­la­gen ein Ge­bäu­de mit ge­misch­ter Nut­zung für die Volks­schu­le und für Wohn­be­dürf­nis­se äl­te­rer Per­so­nen sowie für die Feu­er­wehr. Um­strit­ten war die  Zo­nen­kon­for­mi­tät und die Frage, ob die Schul­kin­der einen si­che­ren Zu­gang zum Ge­bäu­de hät­ten.

Zonen des öf­fent­li­chen In­ter­es­ses nach § 26 Abs. 1 PBG die­nen dem Ge­mein­wohl. Mass­ge­bend ist, ob an ihrer Stel­lung und Be­nut­zung ein All­ge­mein­in­ter­es­se be­steht. Der Bau von  Al­ters­woh­nun­gen kann durch­aus als im öf­fent­li­chen In­ter­es­se lie­gend be­zeich­net wer­den. Sie brau­chen nicht not­wen­di­ger­wei­se mit einer Pfle­ge­sta­ti­on oder einem ei­gent­li­chen Al­ters­zen­trum ver­bun­den zu sein. Dem­zu­fol­ge sind Al­ters­woh­nun­gen in einer Zone des öf­fent­li­chen In­ter­es­ses zu­läs­sig.

Der Zu­sam­men­schluss ver­schie­de­ner zo­nen­kon­for­mer Nut­zun­gen in einem Ge­bäu­de ist nicht nur eine um­welt­recht­li­che, son­dern eine bau­recht­li­che Frage, da zu prü­fen ist, ob die  Nut­zungs­durch­mi­schung der­art kon­flikt­träch­tig scheint, dass ein ge­sun­des Woh­nen bzw. Ar­bei­ten nicht mehr mög­lich ist und die eine die an­de­re Nut­zung aus­schliesst.

Der  Lärm von Schul­kin­dern stört äl­te­re Men­schen nicht grund­sätz­lich und ver­un­mög­licht ge­sun­des Woh­nen nicht von vorn­her­ein. Es kommt durch­aus vor, dass ge­wis­se  Lärm­im­mis­sio­nen in Kauf nimmt, wer in einer zen­tral ge­le­ge­nen Al­ters­sied­lung wohnt.

Die Schul­kin­der wer­den nach der Sach­la­ge ihre Pau­sen vor allem auf dem Platz eines nahe ge­le­ge­nen Schul­hau­ses und nicht vor dem neuen Ge­bäu­de mit der Feu­er­wehr­zu­fahrt ver­brin­gen. Vor die­sem Hin­ter­grund sind keine un­trag­ba­ren Kon­flik­te an­zu­neh­men.

Ent­scheid vom 2. De­zem­ber 2003 i.S. H. R. AG

Nach § 67 Abs. 3 PBG kann die Be­schwer­de­in­stanz in einem  Zwi­schen­ent­scheid die Bau­ar­bei­ten unter be­stimm­ten Vor­aus­set­zun­gen frei­ge­ben.

Die von der Bau­herr­schaft ein­ge­reich­te Be­schwer­de rich­tet sich nur gegen ein­zel­ne  Ne­ben­be­stim­mun­gen der Bau­be­wil­li­gung. Es geht darum, vor Haus­ein­gän­gen keine Velo ab­stell­plät­ze bauen zu müs­sen.

Die vor­zei­ti­ge  Frei­ga­be der Bau­ar­bei­ten prä­ju­di­ziert den Aus­gang des Ver­wal­tungs­be­schwer­de­ver­fah­rens nicht. Unter die­sen Vor­aus­set­zun­gen konn­te dem Be­geh­ren der Be­schwer­de­füh­re­rin um Frei­ga­be der Bau­ar­bei­ten ent­spro­chen wer­den.

Ent­scheid vom 2. De­zem­ber 2003 i.S. A. H.

Der Ei­gen­tü­mer einer Lie­gen­schaft in Wald­nä­he hat vor fünf Jah­ren in­ner­halb des ge­setz­li­chen Wald­ab­standes ohne Bau­be­wil­li­gung einen  Park­platz be­fes­tigt, in dem er einen be­stehen­den Ga­ra­gen­vor­platz durch ein wei­te­res Stück Asphalt er­gänzt und mit einer klei­nen nied­ri­gen Mauer ab­ge­grenzt hat. Der Ge­mein­de­rat ver­lang­te den  Rück­bau die­ser Mass­nah­me und eine um­welt­ge­rech­te Ent­sor­gung des Ab­bruch­ma­te­ri­als, nach­dem er von drit­ter Seite auf den Sach­ver­halt auf­merk­sam ge­macht wor­den war.

Der Ei­gen­tü­mer wehrt sich, die bau­li­che Mass­nah­me habe keine  Er­wei­te­rung des Park­plat­zes be­deu­tet, son­dern habe der In­stand­stel­lung bzw. Rein­hal­tung der Um­ge­bung ge­dient. Ein be­stehen­der Park­platz sei da­durch er­hal­ten ge­blie­ben, ein neuer nicht ge­schaf­fen wor­den.

Die zu­stän­di­ge Be­hör­de ist grund­sätz­lich an das gel­ten­de Recht ge­bun­den und hat für den rich­ti­gen Voll­zug zu sor­gen. Die Be­hör­de ist im Be­reich des Bau­rechts ver­pflich­tet, gegen Bau­rechts­wid­rig­keiten von Amtes wegen ein­zu­schrei­ten und den recht­mäs­si­gen Zu­stand wie­der­her­zu­stel­len. Wie der Be­hör­de nicht be­wil­lig­te Bau­ten und An­la­gen zur Kennt­nis ge­bracht wer­den, ist un­er­heb­lich.

Unter den Be­griff der  Bau­ten und An­la­gen fal­len jene nach Art. 22 Abs. 1 RPG. Dazu ge­hö­ren sogar Fahr­nis­bau­ten, wel­che über einen nicht un­er­heb­li­chen Zeit­raum orts­fest ver­wen­det wer­den. Ge­ne­rell sind es bau­li­che Mass­nah­men, wel­che nach dem ge­wöhn­li­chen Lauf der Dinge so wich­ti­ge räum­li­che Fol­gen haben, dass ein In­ter­es­se der Öf­fent­lich­keit oder der Nach­barn an einer vor­gän­gi­gen Kon­trol­le be­steht.

Für die vom Be­schwer­de­füh­rer aus­ge­führ­ten Ar­bei­ten war die  Be­wil­li­gungs­pflicht zu be­ja­hen. Es ging um gut 11 m2 Flä­che.

Steht die Be­wil­li­gungs­pflicht fest, geht es um die Be­wil­li­gungs­fä­hig­keit der bau­li­chen Mass­nah­me. Der um­ge­stal­te­te Vor­platz oder Park­platz lag voll­stän­dig in­ner­halb des Wald­ab­standes von 12 m. Der Ab­stand muss von allen Bau­ten und An­la­gen, auch von Park­plät­zen ein­ge­hal­ten wer­den.

Eine Aus­nah­me­si­tua­ti­on lag nicht vor, so dass ge­mäss § 14 PBG von der kan­to­na­len Bau­vor­schrift hätte wegen of­fen­sicht­li­cher un­zweck­mäs­si­ger Lö­sung oder un­bil­li­ger Härte hätte abge­wichen wer­den kön­nen.

Die Bau­be­hör­de hat den Grund­ei­gen­tü­mer zu Recht dar­auf auf­merk­sam ge­macht, dass auf die Ein­rei­chung eines Bau­ge­suchs ver­zich­tet wer­den konn­te, da keine  Aus­nah­me­be­wil­li­gung er­hält­lich sei.

Die Wie­der­her­stel­lung des recht­mäs­si­gen Zu­stan­des muss dem Grund­satz der Ver­hält­nis­mäs­sig­keit fol­gen. Vor­lie­gend war die von der ge­meind­li­chen Bau­be­hör­de ver­lang­te Wie­der­her­stel­lung des ur­sprüng­li­chen Zu­stan­des nicht zu be­an­stan­den. Ge­gen­tei­lig wäre zu ent­schei­den ge­we­sen, wenn es sich um eine als minim oder ohne Be­deu­tung für das all­ge­mei­ne In­ter­es­se ein­zu­stu­fen­de Ab­wei­chung vom Ge­setz ge­han­delt hätte.

Weitere Informationen

Fusszeile

Deutsch