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Ein­lei­tung

1997: Ver­wal­tungs­ge­richt

1998: Ver­wal­tungs­ge­richt

1999: Ver­wal­tungs­ge­richt

2000: Ver­wal­tungs­ge­richt

2000: Re­gie­rungs­rat

2001: Ver­wal­tungs­ge­richt

2001: Re­gie­rungs­rat

2002: Ver­wal­tungs­ge­richt

2002: Re­gie­rungs­rat

2003: Ver­wal­tungs­ge­richt

2003: Re­gie­rungs­rat

2004: Ver­wal­tungs­ge­richt

2004: Re­gie­rungs­rat

2005: Ver­wal­tungs­ge­richt

2005: Re­gie­rungs­rat

Ent­scheid vom 11. Ja­nu­ar 2005 i.S. G. A. (siehe auch Ent­scheid vom 20. Ja¬nuar 2004)

Wenn die Vor­in­stanz und auch die in­stru­ie­ren­de Di­rek­ti­on in einem im We­sent­li­chen den­sel­ben Ver­fah­rens­ge­gen­stand be­tref­fen­den Vor­ver­fah­ren be­reits einen  Au­gen­schein durch­ge­führt haben, konn­ten sie davon ab­se­hen, die­sen zu wie­der­ho­len, umso we­ni­ger, als die Pläne für das Bau­vor­ha­ben kaum ge­än­dert haben.

Die in­stru­ie­ren­de Di­rek­ti­on hätte nur be­reits Fest­ste­hen­des noch­mals fest­hal­ten kön­nen.

Das Bau­vor­ha­ben ori­en­tiert sich an we­sent­li­chen Be­stand­tei­len der bau­li­chen Um­ge­bung, na­ment­lich an der Trauf­hö­he, am Vo­lu­men und an der Mass­stäb­lich­keit, aber auch an den bis­he­ri­gen Ge­bäu­de­fluch­ten. Die Fas­sa­den haben den Auf­bau sowie den Grund­riss als be­stehen­de Ele­men­te über­nom­men, je­doch in zeit­ge­nös­si­scher Spra­che neu the­ma­ti­siert. Auch in einer Orts­bild­schutz­zo­ne, wo Neu­bau­ten zu­ge­las­sen sind, müs­sen diese nicht von vorn­her­ein eine Re­kon­struk­ti­on des Alt­baus dar­stel­len. Ein Neu­bau stammt aus der heu­ti­gen Zeit, als sol­cher soll er sich auch prä­sen­tie­ren. Die Vor­in­stanz hat kein Recht ver­letzt, wenn sie der Mei­nung der Stadt­bild­kom­mis­si­on und des kan­to­na­len  Amtes für Denk­mal­pfle­ge und Ar­chäo­lo­gie ge­folgt ist.

Ent­scheid vom 1. Fe­bru­ar 2005 i.S. E.-R. K.

Die An­brin­gung einer Be­schat­tungs­an­la­ge an einem denk­mal­ge­schütz­ten Ob­jekt ist bau­be­wil­li­gungs­pflich­tig. Die Ein­woh­ner­ge­mein­den wir­ken beim Voll­zug des Denk­mal­schutzge­set­zes vom 26. April 1990 mit. Sie haben dem  Amt für Denk­mal­pfle­ge und Ar­chäo­lo­gie Bau­ge­su­che zur Stel­lung­nah­me zu un­ter­brei­ten, wenn diese Ge­su­che sich auf Ob­jek­te be­zie­hen, die unter Schutz ge­stellt sind und deren Um­ge­bung an die­sem Schutz teil hat (§ 15 Abs. 1 und 2 des Denk­mal­schutz­ge­set­zes). Aus­ser­dem be­dür­fen Ver­än­de­run­gen des Bau­zu­stan­des oder der ge­schütz­ten  Aus­stat­tung eines unter Schutz ge­stell­ten Denk­mals der Zu­stim­mung der Di­rek­ti­on des In­nern (§ 30 Abs. 1 des Denk­mal­schutz­ge­set­zes). Ist gleich­zei­tig eine Bau­be­wil­li­gung der Ge­mein­de­be­hör­de er­for­der­lich, holt diese Be­hör­de vor­her die Zu­stim­mung der Di­rek­ti­on des In­nern ein (§ 30 Abs. 2 des Denk­mal­schutz­ge­set­zes).

Vor­lie­gend hat es der Ge­mein­de­rat un­ter­las­sen, das Bau­ge­such for­mell der Di­rek­ti­on des In­nern zu­zu­stel­len und sie um einen Zwi­schen­ent­scheid zu er­su­chen. Sie hat sich mit Stel­lung­nah­men oder dem Wunsch nach einer Stel­lung­nah­me des kan­to­na­len Denk­mal­pfle­gers be­gnügt. Da­nach hat sie ohne wei­te­re Be­grün­dung das Bau­ge­such unter Hin­weis auf die Denk­mal­pfle­ge ab­ge­lehnt.

Die Er­hal­tung eines Denk­mals be­trifft nicht nur des­sen Bau­sub­stanz, son­dern auch des­sen zweck­be­stimm­te Nut­zung, wel­che nicht un­nö­tig ein­ge­schränkt wer­den soll.

Ent­scheid vom 22. Fe­bru­ar 2005 i.S. R. und R. W.-B.

Die Be­schwer­de­füh­rer sind Stock­werk­ei­gen­tü­mer in einem Mehr­fa­mi­li­en­haus, das vor rund zehn Jah­ren er­stellt wor­den ist. Bei der  Bau­ab­nah­me stell­te die Dienst­stel­le der Ge­mein­de­ver­wal­tung fest, dass Umgebungs-​ und Ka­na­li­sa­ti­ons­ar­bei­ten noch un­fer­tig waren und dies­be­züg­lich die Bau­ab­nah­me erst spä­ter er­fol­gen konn­te. An die­ser spä­te­ren Schluss­ab­nah­me be­merk­te die Dienst­stel­le, dass der Haus­zu­gang ent­ge­gen be­wil­lig­ten Plä­nen weder behinderten-​ noch be­tag­ten­ge­recht war. Der Ge­mein­de­rat ver­füg­te daher ge­gen­über der Ver­wal­tung der Stock­werk­ei­gen­tü­mer­ge­mein­schaft eine Ver­bes­se­rung. Ein Stock­werk­ei­gen­tü­mer wehrt sich gegen die auch ihn be­tref­fen­de Mass­nah­me, die sie­ben Jahre nach Bau­ab­nah­me er­fol­gen soll­te.

In den bau­be­wil­lig­ten Plä­nen ist für einen Hö­hen­un­ter­schied von mehr als einem Meter zwi­schen Trot­toir und Ein­gang zum Mehr­fa­mi­li­en­haus keine Er­klä­rung zu fin­den. Die hin­der­nis­freie Er­schlies­sung war je­doch auf­grund der Vor­schrif­ten in der ge­meind­li­chen Bau­ord­nung ge­for­dert. Der Ge­mein­de­rat hatte in sei­ner Bau­be­wil­li­gung den Wi­der­spruch zur Bau­ord­nung nicht er­kannt. Er kann nicht nach­träg­lich die Stock­werk­ei­gen­tü­mer unter Um­ge­hung der  rechts­kräf­ti­gen Bau­be­wil­li­gung zu bau­li­chen Mass­nah­men ver­pflich­ten.

Ent­scheid vom 22. Fe­bru­ar 2005 i.S. T. W.

Nach § 29 Abs. 2 des Denk­mal­schutz­ge­set­zes vom 26. April 1990 sind bau­li­che Ver­än­de­run­gen in der nä­he­ren Um­ge­bung schüt­zens­wer­ter oder ge­schütz­ter Denk­mä­ler vor Er­tei­lung einer Bau­be­wil­li­gung dem  Amt für Denk­mal­pfle­ge und Ar­chäo­lo­gie zur Stel­lung­nah­me zu mel­den, da nach § 29 Abs. 1 die­ses Ge­set­zes die bau­li­chen Ver­än­de­run­gen den Wert eines ge­schütz­ten Denk­mals nicht we­sent­lich be­ein­träch­ti­gen dür­fen.

Bei einem tra­di­tio­nel­len Zuger Bau­ern­haus mit drauf­sei­ti­ger Laube passt ein  Bal­kon vor der Laube nicht, wenn die­ses Bau­ern­haus in un­mit­tel­ba­rer Um­ge­bung einer unter Denk­mal­schutz ste­hen­den Kir­che steht. Die  äs­the­ti­schen An­for­de­run­gen an das Bau­vor­ha­ben recht­fer­ti­gen einen hohen Mass­stab.

Ent­scheid vom 22. Fe­bru­ar 2005 i.S. P. Z.

Aus­nüt­zungs­über­trag ist nach § 19 V PBG mög­lich. Auf dem be­güns­tig­ten Bau­grund­stück darf die zu­läs­si­ge Aus­nüt­zung je­doch höchs­tens um einen Vier­tel er­höht wer­den, so § 19 Abs. 1 Bst. a V PBG.

Bei der Er­mitt­lung der an­zu­rech­nen­den Ge­schoss­flä­che beim  At­ti­ka­ge­schoss ist der Ge­mein­de­rat von einer fal­schen An­nah­me aus­ge­gan­gen. Er hat die­ser Be­rech­nung nicht die  an­zu­rech­nen­de Ge­schoss­flä­che des Erd­ge­schos­ses, son­dern die Brut­to­flä­che in­klu­si­ve Aus­sen­wän­de zu­grun­de ge­legt, und ist auch beim At­ti­ka­ge­schoss von der Brut­to­flä­che in­klu­si­ve Aus­sen­wän­de aus­ge­gan­gen. Diese Flä­che ist je­doch nur für die Be­ur­tei­lung der Frage mass­ge­bend, ob es sich beim At­ti­ka­ge­schoss um ein  Voll­ge­schoss oder um ein  Dach­ge­schoss han­delt. Im vor­lie­gen­den Fall hat das Ver­se­hen nichts daran ge­än­dert, dass das Bau­pro­jekt die  Aus­nüt­zungs­vor­schrif­ten re­spek­tier­te.

Bei der Frage, ob das Dach­ge­schoss als Voll­ge­schoss zu zäh­len ist, weil die Flä­chen sei­ner Räume mehr als 60 % des obers­ten Voll­ge­schos­ses aus­ma­chen, ist letz­te­res in­klu­si­ve Aus­sen­mass, somit samt Aus­sen­wän­den zu be­rech­nen. Es kann mit der Um­fas­sungs­wand des Haupt­bau­kör­pers ein- oder mehr­sei­tig bün­dig sein. In der Regel ist es zu­rück­ver­setzt und be­sitzt ein Flach­dach.

Ent­scheid vom 22. März 2005 i.S. H.-D. C. und A. L.

Der Ge­mein­de­rat hat das Be­wil­li­gungs­ver­fah­ren zwei­ge­teilt, in eines für das Ein­fa­mi­li­en­haus und in ein zwei­tes für die Um­ge­bungs­ge­stal­tung. Im ers­ten Ver­fah­ren fehl­te ein Um­ge­bungs­ge­stal­tungs­plan nach § 27 Abs. 1 Bst. b V PBG in fine. Wenn le­dig­lich  Hö­hen­ko­ten der Stütz­mau­ern und ei­ni­ger Trep­pen in den Plä­nen er­schei­nen, nichts aber über die Ma­te­ria­li­sie­rung der Stütz­kon­struk­tio­nen, die Be­pflan­zung und die Mö­blie­rung des Gar­ten­are­als aus­ge­sagt wird, so ent­spre­chen die An­ga­ben nicht einem Um­ge­bungs­ge­stal­tungs­plan. Der Ge­mein­de­rat ver­letzt das Ko­or­di­na­ti­ons­ge­bot, wenn er den Plan nach­träg­lich ein­rei­chen lässt.

Wenn die Bau­herr­schaft einen auf drei Sei­ten ans ge­mau­er­te Ge­bäu­de an­ge­lehn­ten  Win­ter­gar­ten än­dert und eine Glas­falt­wand weg­lässt, so dass eine of­fe­ne  Gar­ten­hal­le ent­steht, so ist deren Flä­che bei der Aus­nüt­zungs­be­rech­nung nicht an­zu­rech­nen.

Nicht an­zu­rech­nen sind Flä­chen von berg­sei­tig ge­le­ge­nen Keller-​, Heizungs-​, Wasch-​ und Tro­cken­räu­men bei stei­lem Ge­län­de, so­weit diese Räume nicht zu­gleich Wohn- und Ge­wer­be­zwe­cken die­nen kön­nen (§ 16 Abs. 1 Bst. d V PBG). Es geht um das Erd­ge­schoss. - Auf einer Grund­stücks­tie­fe von ca. 32 m weist die Lie­gen­schaft eine Hö­hen­dif­fe­renz von rund 12 m auf. Das führt zu einer durch­schnitt­li­chen Stei­gung von 37,5 % oder von rund 17 Grad. Ohne Grenz-​ und Stras­sen­ab­stän­de sind es rund 37 % oder knapp 16 Grad. Hang­la­gen in der Stadt Zug oder in der Ein­woh­ner­ge­mein­de Walch­wil haben im Bau­ge­biet eine ma­xi­ma­le Stei­gung von rund 40 % oder rund 18 Grad.

Es kann auch von stei­lem Ge­län­de aus­ge­gan­gen wer­den, wenn der Erd­ge­schoss­fuss­bo­den höher als 3 m über dem tiefs­ten Punkt des ge­wach­se­nen Ter­rains, je­doch nicht höher als 0,3 m über dem höchs­ten Punkt des ge­wach­se­nen Ter­rains zu lie­gen kommt. Vor­lie­gend würde der auf den höchs­ten Punkt be­zo­ge­ne Erd­ge­schoss­fuss­bo­den den tiefs­ten Punkt des ge­wach­se­nen Ter­rains um 4,39 m über­ra­gen.

Alles in allem hat der Re­gie­rungs­rat die Nei­gung des Bau­grund­stü­ckes zwar nicht als sehr steil, je­doch als steil be­ur­teilt.

Der Ge­setz­ge­ber hat die Pri­vi­le­gie­rung von Ne­ben­räu­men in stei­lem Ge­län­de nicht nur auf  Ter­ras­sen­häu­ser be­schränkt, auch wenn in ers­ter Linie die­ser Ge­bäu­de­typ für die Re­ge­lung aus­schlag­ge­bend war.

Bei der Frage der An­re­chen­bar­keit von Dach­ge­schossflä­chen ist bei Schräg­dä­chern die  Knie­stock­re­ge­lung mass­ge­bend.

Wenn der Ge­mein­de­rat den Um­ge­bungs­ge­stal­tungs­plan, ob­schon nach­träg­lich ein­ge­reicht, den heu­ti­gen Be­schwer­de­füh­rern zur Ver­nehm­las­sung un­ter­brei­tet und ihnen so das  recht­li­che Gehör ge­währt, hat er die Form­vor­schrif­ten ein­ge­hal­ten.

Ent­scheid vom 22. März 2005 i.S. G. und B. R.-M. und B. v. D. sowie P. W.

Eine ge­meind­li­che Bau­ord­nung lässt es zu, dass bei be­son­de­ren to­po­gra­phi­schen Ver­hält­nis­sen für die Fest­set­zung der Höhe des Erd­ge­schossfuss­bo­dens das Ni­veau der an­gren­zen­den Stras­sen und Fuss­we­ge be­rück­sich­tigt wer­den kann. Im kon­kre­ten Fall war der Fuss­bo­den des Erd­ge­schos­ses eines ge­plan­ten Ein­fa­mi­li­en­hau­ses um 1,17 m höher als or­dent­lich zu­läs­sig. Das war nicht zu be­an­stan­den, weil die in einer Stras­sen­ga­be­lung lie­gen­de drei­ecks­för­mi­ge Bau­par­zel­le sehr gros­se Hö­hen­un­ter­schie­de auf­wies. Wenn der Fuss­bo­den des Erd­ge­schos­ses um die 1,17 m tie­fer läge, so hätte das eine Nei­gung von 17 % für die Ga­ra­gen­zu­fahrt be­deu­tet. Die  VSS‑Nor­men emp­feh­len, eine Nei­gung von 15 % nicht zu über­schrei­ten.

Eine Trep­pe, die das Un­ter­ge­schoss mit dem Erd­ge­schoss ver­bin­det und den Zu­gang dar­stellt, ge­hört zur an­re­chen­ba­ren Ge­schoss­flä­che.

Mit der  Aus­nüt­zungs­über­tra­gung darf die ma­xi­mal zu­läs­si­ge an­re­chen­ba­re Ge­schoss­flä­che um höchs­tens einen Vier­tel er­höht wer­den. Vor­lie­gend war die­ses Ma­xi­mum über­schrit­ten, da die an­re­chen­ba­re Ge­schoss­flä­che 178,54 m2 be­trug, statt der er­laub­ten 153,75 m2.

An pri­va­ter  Zu­fahrts­stras­se ohne Strassen-​, Bau- oder Trot­toir­li­ni­en müs­sen Bau­ten einen  Min­dest­ab­stand von 4 m ab der Fahr­bahn­gren­ze ein­hal­ten, die­ses vor­lie­gend ge­mäss dem ge­meind­li­chen Stras­sen­re­gle­ment. Unter dem Ter­rain be­find­li­che Räume ge­nü­gen als sol­che für eine  Aus­nah­me­be­wil­li­gung nicht, da der Stras­sen­ab­stand so­wohl für die ober- als auch die un­ter­ir­di­schen Bau­ten und Bau­tei­le gilt.

Ent­scheid vom 12. April 2005 i.S. C. B.

Ver­fü­gun­gen sind an­ge­mes­sen zu be­grün­den. Die Er­wä­gun­gen der Be­hör­de müs­sen die Be­grün­dung eines Rechts­mit­tels er­mög­li­chen. An die  Be­grün­dung von Ver­fü­gun­gen der Ver­wal­tungs­be­hör­den sind we­ni­ger stren­ge An­for­de­run­gen als an Rechts­mit­tel­ent­schei­de zu stel­len. Wenn die Ver­wal­tungs­be­hör­de einen Här­te­fall ver­neint und damit nicht zu einer  Aus­nah­me­be­wil­li­gung ge­langt, dann hat sie eine sum­ma­ri­sche Be­grün­dung ge­lie­fert.

Eine  be­wil­li­gungs­pflich­ti­ge Än­de­rung einer be­wil­lig­ten Baute liegt vor, wenn die Än­de­rung das üb­li­che Mass über­steigt, d.h. wenn ge­gen­über dem be­wil­lig­ten Pro­jekt bau­tech­nisch oder äus­ser­lich er­heb­li­che Än­de­run­gen vor­ge­nom­men wer­den. Sie kann in einer äus­ser­lich bau­li­chen Um­ge­stal­tung, aber auch in der Ver­wen­dung an­de­rer Ma­te­ria­li­en oder Far­ben be­stehen.

Der Ge­mein­de­rat ist Bau­be­hör­de. Wenn er keine bau­po­li­zei­li­chen Voll­zugs­auf­ga­ben de­le­giert hat, kann nur er planungs-​ und bau­recht­li­che Ent­schei­de tref­fen.

Wenn der Ge­mein­de­rat auf dem Ver­fü­gungs­weg kor­ri­gier­te, den ge­setz­li­chen Vor­schrif­ten ent­spre­chen­de Um­ge­bungs­ge­stal­tungsplä­ne ver­langt, dann be­deu­tet das noch nicht, dass be­stehen­de Bau­ten, die die­sen Plä­nen nicht ent­spre­chen, ab­ge­än­dert wer­den müs­sen.

Die Be­schwer­de­füh­rer haben kei­nen An­spruch auf eine  Kon­zes­si­on der Ein­woh­ner­ge­mein­de, wenn sie eine Mauer ohne Be­wil­li­gung teil­wei­se auf Ge­mein­de­land er­stel­len.

Ent­scheid vom 12. April 2005 i.S. A. P.

Der Um­stand, dass der Be­schwer­de­füh­rer keine Fo­to­ko­pien von den auf­ge­leg­ten Un­ter­la­gen an­fer­ti­gen durf­te, stellt einen Ver­stoss gegen den  Grund­satz des recht­li­chen Ge­hörs dar. Wenn die Bau­ge­suchs­ak­ten im Ver­wal­tungs­be­schwer­de­ver­fah­ren dem  Ver­tre­ter des Be­schwer­de­füh­rers von der in­stru­ie­ren­den Di­rek­ti­on zu­ge­stellt wer­den, so darf der Ver­stoss als ge­heilt gel­ten.

Der Be­schwer­de­füh­rer kann nicht im Nach­hin­ein be­an­stan­den, die  Pro­fi­lie­rung eines Pro­jek­tes sei man­gel­haft ge­we­sen, wenn er zu die­ser Be­an­stan­dung wäh­rend der öf­fent­li­chen Auf­la­ge Ge­legenheit hatte, je­doch nichts un­ter­nahm.

Jede  Er­schlies­sungs­flä­che ist nach § 16 Abs. 1 V PBG an­zu­rech­nen, somit nicht nur die Er­schlies­sungs­flä­che auf einem Ge­schoss, wenn sie sich für meh­re­re Woh­nun­gen wie­der­holt.

Nach dem Stras­sen­re­gle­ment der be­tref­fen­den Ein­woh­ner­ge­mein­de müs­sen Bau­ten einen  Min­dest­ab­stand von 4 m von der Fahrbahn-​ bzw. Trot­toir­gren­ze ein­hal­ten. Auch Räum­lich­kei­ten, die sich unter dem Stras­sen­ni­veau be­fin­den, sind an diese Ab­stands­vor­schrift ge­bun­den.

Ent­scheid vom 25. Mai 2005 i.S. B. und D. L.

Ein Bau­herr kann zwi­schen den Va­ri­an­ten „Fuss­bo­den des Erd­ge­schos­ses höchs­tens 1,2 m über dem tiefs­ten Punkt des ge­wach­se­nen Ter­rains" oder „Fuss­bo­den des Erd­ge­schos­ses höchs­tens 0,3 m über dem höchs­ten Punkt des ge­wach­se­nen Ter­rains" längs der Ge­bäu­de­aus­sen­sei­te wäh­len (§ 14 V PBG). Wählt er die zwei­te Va­ri­an­te, dann darf der Fuss­bo­den des Erd­ge­schos­ses ma­xi­mal 3 m über dem tiefs­ten Punkt des ge­wach­se­nen Ter­rains längs der Ge­bäu­de­aus­sen­sei­te lie­gen. Ist das Mass grös­ser, so zählt das Erd­ge­schoss als zwei Ge­schos­se. Die  Hö­hen­la­ge des Erd­ge­schoss­fuss­bo­dens ist wich­tig, weil von hier aus die Ge­bäu­de- und First­hö­he ge­mes­sen wird (siehe § 12 und § 13 Abs. 2 V PBG).

Räume un­ter­halb des Erd­ge­schosses sind bei der Be­rech­nung der  Aus­nüt­zungs­zif­fer dann ein­zu­be­zie­hen, wenn sie Wohn- oder Ge­wer­be­zwe­cken die­nen kön­nen oder wenn es sich um  Er­schlies­sungs­flä­chen von Gän­gen, Trep­pen­häu­sern und Lif­ten han­delt (§ 16 Abs. 1 a.E. V PBG). Die Be­zeich­nung eines Rau­mes in den Plan­un­ter­la­gen ist dabei nicht aus­schlag­ge­bend, son­dern die Eig­nung eines Raums für die ge­nann­ten Zwe­cke. Wenn ein Kel­ler­raum von rund 15 m2 Flä­che über ein klei­nes Fens­ter von 0,6 m2 ver­fügt, so zählt die Flä­che des Raums nicht zur Aus­nüt­zung, weil sich der Raum nicht zu Wohn­zwe­cken eig­net.

Mit  Ge­stal­tungs­vor­schrif­ten kön­nen nicht Hö­hen­vor­schrif­ten der Bau­ord­nung aus­ser Kraft ge­setzt wer­den, umso we­ni­ger als kein har­mo­ni­sches Quar­tier­bild vor­herrscht.

Ent­scheid vom 7. Juni 2005 i.S. M. B. und P. I.

Das Stand­ort­da­ten­blatt nach Art. 11 Abs. 1 der Ver­ord­nung über den  Schutz vor nich­tio­ni­sie­ren­der Strah­lung vom 23. De­zem­ber 1999 (NISV; SR 814.710) ist eine Un­ter­la­ge ähn­lich einem Bau­ge­suchs­for­mu­lar. Das Stand­ort­da­ten­blatt setzt sel­ber keine Grenz­wer­te fest und ist keine Rechts­vor­schrift, auch wenn es vom Bun­des­amt für Um­welt, Wald und Land­schaft (BUWAL) her­aus­ge­ge­ben wor­den ist (siehe Mit­tei­lung des Vor­ste­hers des Eid­ge­nös­si­schen De­par­te­ments für Um­welt, Ver­kehr, En­er­gie und Kom­mu­ni­ka­ti­on vom 5. Juni 2002). Vor­lie­gend ist das de­tail­lier­te Stand­ort­da­ten­blatt voll­stän­dig aus­ge­füllt, die Be­rech­nun­gen sind um­fas­send und kor­rekt. Aus ihnen geht her­vor, dass so­wohl der An­la­ge­grenz­wert bei den höchst be­las­te­ten Orten mit emp­find­li­cher Nut­zung als auch der  Im­mis­si­ons­grenz­wert beim höchst be­las­te­ten Ort für den kurz­fris­ti­gen Auf­ent­halt ein­ge­hal­ten ist. Weil das Pro­jekt alle mass­ge­ben­den Vor­schrif­ten der NISV er­füllt, hat die Bau­herr­schaft einen durch­setz­ba­ren An­spruch auf Er­tei­lung der Bau­be­wil­li­gung, ent­spricht doch die Bau­be­wil­li­gung einer Po­li­zei­er­laub­nis, mit deren Er­tei­lung fest­ge­stellt wird, dass dem Bau­vor­ha­ben keine öffentlich-​rechtlichen Hin­der­nis­se ent­ge­gen ste­hen. Ob die An­la­ge­grenz­wer­te tat­säch­lich ein­ge­hal­ten wer­den, müs­sen Kon­troll­mes­sun­gen im Rah­men der  Bau­ab­nah­me bzw. bei In­be­trieb­nah­me zei­gen. Bei der Mes­sung von UMTS-​Antennen gilt die Mobilfunkbasisstationen-​Messempfehlung, Ent­wurf vom 17. Sep­tem­ber 2003.

Eine  Mo­bil­funk­an­ten­ne ist kein Be­trieb. Unter einem  Be­trieb ver­steht man die Zu­sam­men­fas­sung per­so­nel­ler und sach­li­cher Mit­tel zu einem wirt­schaft­li­chen Zweck (Zim­mer­lin, Bau­ge­setz des Kan­tons Aar­gau, Kom­men­tar, Aarau 1985, §§ 130 bis 133 N. 10).

Ent­scheid vom 14. Juni 2005 i.S. P. U. und wei­te­re

Wenn sich die Ein­spre­cher in einem  Bau­be­wil­li­gungs­ver­fah­ren of­fen­sicht­lich auf eine Zustell­adresse ge­ei­nigt haben, dann durf­te der Ge­mein­de­rat zu Recht davon aus­ge­hen, dass eine Mit­teilung an diese Adres­se an sämt­li­che Ein­spre­cher wei­ter­ge­lei­tet würde.

Eine Ver­fü­gung ist an­ge­mes­sen zu be­grün­den. Die Er­wä­gun­gen der Be­hör­de müs­sen da­nach die Be­grün­dung eines Rechts­mit­tels er­mög­li­chen. An die  Be­grün­dung von Ver­fü­gun­gen der Ver­wal­tungs­be­hör­den sind we­ni­ger stren­ge An­for­de­run­gen als an Rechts­mit­tel­ent­schei­de zu stel­len. Das kan­to­na­le und auch das eid­ge­nös­si­sche Recht ver­lan­gen nicht, dass der Ge­mein­de­rat beim Er­lass von ge­meind­li­chen Schutz­mass­nah­men - ob Na­tur­schutz­ge­bie­te, Land­schafts­schutz­zo­nen oder Na­tur­ob­jek­te in Frage ste­hen - das  Amt für Raum­pla­nung als kan­to­na­le Fach­stel­le im Sinne von Art. 2 Abs. 3 Ver­ord­nung über den Natur-​ und Hei­mat­schutz vom 16. Ja­nu­ar 1991 (NHV; SR 451.1) zwin­gend ein­zu­be­zie­hen hat.

Eine  Pe­ti­ti­on ver­pflich­tet die Be­hör­de le­dig­lich, vom In­halt des Be­geh­rens Kennt­nis zu neh­men und die Pe­ti­ti­on ein­zu­se­hen. Es gibt kei­nen An­spruch auf ma­te­ri­el­le Be­hand­lung oder auf eine Ant­wort (BGE 104 Ia 434, 437 f.).

Selbst ein­sprin­gen­de Bal­ko­ne, wel­che ein­zig von der Bal­kon­brüs­tung bis zur Decke ver­glast sind und sonst voll­kom­men ins Ge­bäu­de ein­ge­las­sen sind, kön­nen von der Nicht­an­re­chen­bar­keit im Sinne von § 16 Abs. 2 V PBG bei der Be­rech­nung der  Aus­nüt­zungs­zif­fer pro­fi­tie­ren. Das gilt auch für die als  Win­ter­gar­ten be­zeich­ne­ten Räume im vor­lie­gen­den Fall, die im Ge­bäu­de in­te­griert und auf der Stirn­sei­te sowie auf einem Drit­tel der Breit­sei­te ver­glast sind. Der Dämm­pe­ri­me­ter ist Hin­ter­kant der Win­ter­gär­ten aus­zu­füh­ren, so eine Auf­la­ge in der ge­meind­li­chen Bau­be­wil­li­gung.

Wenn Be­schwer­de­füh­rer der An­sicht sind, Win­ter­gär­ten wür­den als Ess­raum be­nutzt, weil Ess­räu­me in den  Bau­ge­suchs­un­ter­la­gen nicht aus­ge­wie­sen seien, dann ist ihnen ent­ge­gen zu hal­ten, dass die Bau­herr­schaft nicht ver­pflich­tet ist, in den Plä­nen die Mö­blie­rung der Woh­nun­gen dar­zu­stel­len.

In den Ge­suchs­un­ter­la­gen sind  Ab­stell­räu­me in den Erd- sowie in den Ober­ge­schos­sen nicht zur an­re­chen­ba­ren Ge­schoss­flä­che ge­zählt wor­den. Nicht an­zu­rech­nen sind je­doch nur jene Flä­chen von berg­sei­tig ge­le­ge­nen Keller-​, Heizungs-​, Wasch-​ und Tro­cken­räu­men bei stei­lem Ge­län­de, so­weit diese Räume nicht zu­gleich Wohn- und Ge­wer­be­zwe­cken die­nen kön­nen (§ 16 Abs. 2 Bst. d V PBG). Die als Lager für Gar­ten­mö­bel be­zeich­ne­ten Ab­stell­räu­me mit einer Grund­flä­che von rund 8 m2 sind voll­um­fäng­lich bei der an­zu­rech­nen­den Ge­schoss­flä­che mit­zu­zäh­len.

Die  Ver­kehrs­si­cher­heit einer  Er­schlies­sung ist nach der Schwei­zer Norm SN 640 045, Pro­jek­tie­rung, Grund­la­gen; Stras­sen­typ: Er­schlies­sungs­stras­se, zu prü­fen. Dabei kommt es we­sent­lich auf die Sicht­zo­nen an. In In­nen­kur­ven sind Er­schlies­sun­gen nur be­dingt zweck­mäs­sig. Die Be­schwer­de­füh­rer ver­lan­gen die Ver­le­gung von pri­va­ten Werk­lei­tun­gen. Dabei han­delt es sich um eine pri­vat­recht­li­che An­ge­le­gen­heit (siehe auch Franz-​Xaver Brü­cker, Das nach­bar­recht­li­che Durch­leitungsrecht, Diss. Zü­rich 1991, Seite 264 f. zu den Ver­le­gungs­kos­ten).

Die For­de­rung nach  Ein­ord­nung von Neu­bau­ten darf nicht dazu füh­ren, dass die kan­to­na­len Vor­schrif­ten zur Hö­hen­la­ge des Erd­ge­schoss­fuss­bo­dens (§ 14 V PBG) ver­schärft wer­den.

Ent­scheid vom 5. Juli 2005 i.S. W. B. und M. U.

Nach Art. 48 Abs. 1 des Bun­des­ge­set­zes über den Be­völ­ke­rungs­schutz und den Zi­vil­schutz vom 4. Ok­to­ber 2002 (Bevölkerungs-​ und Zi­vil­schutz­ge­setz, BZG; SR 520.1) dür­fen Bau­be­wil­li­gun­gen erst er­teilt wer­den, wenn die zu­stän­di­gen Stel­len über die  Schutz­raum­bau­pflicht ent­schie­den haben. Es geht um einen Ent­scheid im Sinne von § 4 VRG. Teil­ent­scheide sind mög­lichst ge­mein­sam zu er­öff­nen. Die  Ko­or­di­na­ti­ons­pflicht ob­liegt in der Regel der für das Leit­ver­fah­ren zu­stän­di­gen Be­hör­de, na­ment­lich der Bau­be­wil­li­gungs­be­hör­de (§ 14bis und § 21 Abs. 2 VRG). Das Bun­des­recht geht von einem Ent­scheid der zu­stän­di­gen Be­hör­de aus und nicht von einer blos­sen Auf­la­ge in der Bau­be­wil­li­gung, wo­nach die Schutz­raum­bau­pflicht noch ab­zu­klä­ren sei.

Es geht vor­lie­gend um ein zwei­stu­fi­ges Ver­fah­ren: In einem ers­ten Schritt wird im ko­or­di­nier­ten Bau­be­wil­li­gungs­ver­fah­ren fest­ge­stellt, ob eine Schutz­raum­bau­pflicht be­steht. Ist das der Fall, muss in der zwei­ten Stufe vor Bau­be­ginn mit der De­tail­pla­nung ent­schie­den wer­den, ob und wie ein Schutz­raum zu bauen ist oder ob an­stel­le des Baus eine Er­satz­ab­ga­be zu leis­ten ist.

Nach bis­he­ri­ger Bau­ord­nung konn­te der Ge­mein­de­rat für be­stimm­te Ge­bie­te spe­zi­el­le Bau­vor­schrif­ten zum  Schutz des Land­schafts­bil­des auf­stel­len. Diese Re­ge­lung ist auf­grund von § 71 Abs. 1 PBG zu­min­dest bis zur An­pas­sung des ge­meind­li­chen Rechts an das Planungs-​ und Bau­ge­setz un­ver­än­dert gül­tig. Um eine Pflicht des Ge­mein­de­ra­tes geht es nicht. Die für die be­tref­fen­de Zone gel­ten­den Vor­schrif­ten rei­chen aus, um den Wert der Land­schaft zu be­wah­ren. Der zu­läs­si­ge  Min­dest­ab­stand für Ge­bäu­de von Pri­vat­stras­sen ent­spricht dem zu­läs­si­gen Min­dest­ab­stand für Ge­bäu­de an Ge­mein­de­stras­sen, so Art. 15 Abs. 3 der Bau­ord­nung der Ein­woh­ner­ge­mein­de Ober­ä­ge­ri vom 25. Ok­to­ber 1994. Eine  Dop­pel­ga­ra­ge als Anbau bei einem Wohn­ge­bäu­de gilt als Klein­bau­te. Ge­mäss § 17 Abs. 3 des Ge­set­zes über Stras­sen und Wege (GSW) vom 30. Mai 1996 (BGS 751.14) kann die Bau­be­wil­li­gungs­be­hör­de, i.e. der Ge­mein­de­rat ins­be­son­de­re für Klein­bau­ten eine Un­ter­schrei­tung des Ab­stan­des gegen Re­vers zu­las­sen (bei Kan­tons­stras­sen oder Ge­mein­de­stras­sen).

Ent­scheid vom 5. Juli 2005 i.S. Dr. P. D.

Um­strit­ten ist das Sicht­feld bei einer Aus­fahrt in die Ge­mein­de­stras­se. Wenn die Ein­woh­ner­ge­mein­de eine Tempo-​30-Zone be­schlos­sen hat, so ist das im Be­schwer­de­ver­fah­ren zu be­rück­sich­ti­gen und hat Aus­wir­kun­gen auf die Sicht­di­stanzen.

Mass­ge­bend ist im Sinne von § 7 V GSW die VSS-​Norm 640 273 der Ver­ei­ni­gung Schwei­ze­ri­scher Stras­sen­fach­leu­te. Um im vor­lie­gen­den Fall die Ver­kehrs­si­cher­heit zu ge­währ­leis­ten, muss ein Teil der Hecke auf dem Nach­bar­grund­stück be­sei­tigt wer­den. Die  Be­stan­des­ga­ran­tie gilt nicht un­ein­ge­schränkt. Ein­schrän­kun­gen sind dann zu­läs­sig, wenn wich­ti­ge öf­fent­li­che In­ter­es­sen wie bei­spiels­wei­se die Ver­kehrs­si­cher­heit da­nach ver­lan­gen (§ 20 V GSW). Das gilt auch für einen all­fäl­li­gen Rück­schnitt der Hecke und an­de­re An­pas­sun­gen. Eine Sicht­di­stanz von nur 15 m ist un­ge­nü­gend, wenn man be­rück­sich­tigt, dass die Stras­se im frag­li­chen Be­reich ein Ge­fäl­le auf­weist und die Ve­lo­fah­rer sehr schnell Tempo ge­win­nen. Eine Sicht­di­stanz von 30 m ist bei die­ser Aus­fahrt in die Ge­mein­de­stras­se an­ge­mes­sen. Pa­ra­graph 17 Abs. 2 V GSW mit sei­ner Ver­pflich­tung, Sich­t­räu­me für Si­gna­le und Leit­ein­rich­tun­gen und Sicht­zo­nen für  Ein- und Aus­fahr­ten sowie Stras­sen­kreu­zun­gen frei­zu­hal­ten, ist nicht nur auf Ei­gen­tü­me­rin­nen und Ei­gen­tü­mer an­zu­wen­den, sie gilt un­ab­hän­gig von den Grund­stücks­gren­zen. Der Be­schwer­de­füh­rer kann nicht gel­tend ma­chen, dass ein Bio­top zer­stört und das Sied­lungs­bild mas­siv be­ein­träch­tigt werde, wenn er die Hecke zu­rück­schnei­den müsse. Das öf­fent­li­che In­ter­es­se an der Ver­bes­se­rung der Verkehrs­sicherheit geht den pri­va­ten In­ter­es­sen des Be­schwer­de­füh­rers vor.

Ent­scheid vom 12. Juli 2005 i.S. J. und T. P. und J. B.

Wenn sich Bau­herr und Kor­po­ra­ti­on be­züg­lich der Aus­mas­se eines Ge­bäu­des in einer Ver­ein­ba­rung fest­ge­legt haben, geht es um zi­vil­recht­li­che Ab­ma­chun­gen, die der Ge­mein­de­rat im Bau­be­wil­li­gungs­ver­fah­ren nicht be­rück­sich­tigt.

Eine von der  Kor­po­ra­ti­ons­ge­mein­de auf­ge­stell­te Sat­zung im Sinne von § 137 Abs. 1 des Ge­mein­de­ge­set­zes vom 4. Sep­tem­ber 1980 (BGS 171.1), wo­nach durch­wegs von der ge­meind­li­chen Bau­ord­nung ab­ge­wi­chen wird, wäre mit Art. 14 Abs. 1 RPG nicht ver­ein­bar. Das Bun­des­recht be­deu­tet, dass al­lein die Nut­zungs­pläne die zu­läs­si­ge Nut­zung des Bodens ord­nen. Im Kan­ton Zug sind dies der ge­meind­li­che Zo­nen­plan und die ge­meind­li­chen Bau­vor­schrif­ten nach § 16 ff. PBG. Ein­zel­ne, par­zel­len­wei­se pri­vat­recht­lich ver­ein­bar­te Bau­be­schrän­kun­gen in Form von  Grund­dienst­bar­kei­ten nach Art. 730 ff. ZGB blei­ben wie für alle pri­va­ten nach­bar­li­chen Ver­hält­nis­se vor­be­hal­ten.

Ins­be­son­de­re für Klein­bau­ten kann die Bau­be­wil­li­gungs­be­hör­de eine Un­ter­schrei­tung des Min­dest­ab­stan­des gegen  Re­vers zu­las­sen (§ 17 Abs. 3 GSW). Klein­bau­ten sind ein­ge­schos­si­ge, nicht Wohn- oder Ge­wer­be­zwe­cken die­nen­de Ne­ben­ge­bäu­de von höchs­tens 50 m2 Grund­flä­che, 3,5 m Ge­bäu­de­hö­he und 5 m First­hö­he. Die Ein­woh­ner­ge­mein­den kön­nen in ihren Bau­ord­nun­gen nied­ri­ge­re Masse für Klein­bau­ten fest­le­gen (§ 2 V PBG). Ein  Car­port ist vor­lie­gend als Klein­bau­te ein­zu­stu­fen. Der Ge­mein­de­rat konn­te die Un­ter­schrei­tung des kan­to­nal­recht­li­chen Stras­sen­ab­stan­des für die­sen Car­port in Be­tracht zie­hen. Er hat al­ler­dings in sei­ner Bau­be­wil­li­gung nicht er­ken­nen las­sen, wie er die  Aus­nah­me­si­tua­ti­on fest­stell­te. Auch fehlt der vor­ge­schrie­be­ne Re­vers. Der Re­gie­rungs­rat muss­te den Sach­ver­halt neu be­ur­tei­len.

Ge­mäss Art. 16 Abs. 1 Bst. a RPG gilt eine  Bo­den­nut­zung in der  Land­wirt­schafts­zo­ne als zo­nen­kon­form, wenn sie der land­wirt­schaft­li­chen Be­wirt­schaf­tung oder dem pro­du­zie­ren­den  Gar­ten­bau dient. Der pro­du­zie­ren­de Gar­ten­bau stimmt raum­pla­nungs­recht­lich mit dem land­wirt­schaft­li­chen Pflan­zen­bau über­ein. Nach BGE 112 Ib 406 ist  Hob­by­land­wirt­schaft nicht zo­nen­kon­form. Ent­spre­chend ist Hob­by­gar­ten­bau in der Land­wirt­schafts­zo­ne zo­nen­fremd. Ein Ge­mü­se­gar­ten auf dem teil­wei­se in der Land­wirt­schafts­zo­ne lie­gen­den Bau­grund­stück ist nicht zo­nen­kon­form.

Die  Aus­sicht ein­zel­ner Nach­barn hat nichts mit der ar­chi­tek­to­ni­schen Ge­samt­wir­kung eines Quar­tiers zu tun, die bei der Be­ant­wor­tung der Frage, ob sich ein Ge­bäu­de in die land­schaft­li­che und bau­li­che Um­ge­bung  ein­ord­nen lässt, eine Rolle spielt.

Ent­scheid vom 12. Juli 2005 i.S. E. Z. AG

Die Be­schwer­de­frist gegen Be­schlüs­se über den Er­lass, die Än­de­rung und die Auf­he­bung von ge­meind­li­chen Bau­vor­schrif­ten und Zo­nen­plä­nen be­trägt nach § 67 Abs. 2 Bst. c PBG 20 Tage und nicht die in § 50 Abs. 2 Ziff. 1 VRG ge­nann­ten acht Tage. Die  Be­schwer­de­frist be­ginnt aus­ser­dem nicht am Tag nach der Ab­stim­mung, son­dern erst mit der öf­fent­li­chen Auf­la­ge des Be­schlus­ses über den Er­lass, die Än­de­rung und die Auf­he­bung von ge­meind­li­chen Bau­vor­schrif­ten und Zo­nen­plä­nen im Amts­blatt (§ 41 Abs. 1 und 3 PBG).

Die kan­to­na­le Be­hör­de prüft die  Orts­pla­nung auf ihre Über­ein­stim­mung mit dem vom Bun­des­rat ge­neh­mig­ten kan­to­na­len Richt­plan. Die von einer kom­mu­na­len Pla­nungs­be­hör­de ge­trof­fe­ne Wahl unter meh­re­ren  zweck­mäs­si­gen Lö­sun­gen be­darf dann einer Kor­rek­tur, wenn sie ge­gen­über einer an­de­ren zweck­mäs­si­gen Lö­sung in ekla­tan­ter Weise ab­fällt (BGE 111 Ia 134 E6 f.). Be­schwer­de­be­hör­den sind auch zur  Prü­fung der An­ge­mes­sen­heit einer Pla­nung an­ge­hal­ten (Art. 33 Abs. 3 Bst. b RPG).

Der kan­to­na­le Richt­plan vom 28. Ja­nu­ar 2004 sieht vor, dass für Bau­ten und An­la­gen im Diens­te der Nah­erho­lung, wel­che über die Be­wil­li­gungs­fä­hig­keit nach Art. 24 ff. RPG hin­aus­ge­hen, die Ge­mein­den in ihren Nut­zungs­plä­nen „Üb­ri­ge Zonen mit spe­zi­el­len Vor­schrif­ten" aus­schei­den kön­nen. Dazu braucht es kon­zep­tio­nel­le Über­le­gun­gen der Ge­mein­den. Eine  Erdgas-​Hochdruckleitung ist eine An­la­ge, die bei aus­ser­or­dent­li­chen Er­eig­nis­sen den Men­schen oder seine na­tür­li­che Um­welt schwer schä­di­gen kann (Art. 10 Abs. 1 Um­welt­schutz­ge­setz vom 7. Ok­to­ber 1983, USG; SR 814.01). Die Re­ge­lun­gen und Mass­nah­men im Ein­zel­nen fin­den sich in der Stör­fall­ver­ord­nung vom 27. Fe­bru­ar 1991 (StFV; SR 814.012). Für Erdgas-​Hochdruckleitungen gilt je­doch das Rohr­lei­tungs­ge­setz vom 4. Ok­to­ber 1963 (SR 746.1) mit der Rohr­lei­tungs­ver­ord­nung vom 2. Fe­bru­ar 2000 (SR 746.11), wel­che ih­rer­seits auf die StFV ver­weist.

Im vor­lie­gen­den Fall er­ga­ben die Ab­klä­run­gen und Be­rech­nun­gen der Wahr­schein­lich­keit eines Scha­den­er­eig­nis­ses, dass die „Üb­ri­ge Zone mit spe­zi­el­len Vor­schrif­ten für Frei­zeit ..." vor den An­for­de­run­gen der Rohr­lei­tungs­ge­setz­ge­bung nicht stand­hielt. Was an ihre Stel­le tritt, lässt der Ent­scheid offen.

Vor­lie­gend sind Ei­gen­tü­mer der Erdgas-​Hochdruckleitung und Land­ei­gen­tü­mer zwei Per­so­nen. Der Ei­gen­tü­mer der Lei­tung ist  Zu­stands­stö­rer im Sinne des Um­welt­rechts, aber auch der Grund­ei­gen­tü­mer. Beide sind dafür ver­ant­wort­lich, dass zur Stör­fall­vor­sor­ge und zum Schutz der Be­völ­ke­rung sowie der Um­welt die not­wen­di­gen Mass­nah­men ge­trof­fen wer­den. Der Grund­ei­gen­tü­mer würde sich wi­der­sprüch­lich ver­hal­ten, wenn er sich nur noch um die Zu­wei­sung des Lan­des in die Zone „Üb­ri­ge Zone mit spe­zi­el­len Vor­schrif­ten für Frei­zeit ..." be­mü­hen und seine Pflich­ten nach Art. 10 Abs. 1 USG ver­nach­läs­si­gen würde. Sol­ches Ver­hal­ten ver­stösst gegen  Treu und Glau­ben und er­fährt kei­nen Schutz.

Wenn ein Grund­stück ver­trag­lich auf Dauer einer Erdgas-​Hochdruckleitungsanlage zur Ver­fü­gung steht, kann es wegen feh­len­der Ver­füg­bar­keit nicht für eine Über­bau­ung ge­eig­net sein und ist des­halb nicht in eine  Ar­beits­zo­ne ein­zu­zo­nen.

Die Ein­zo­nun­gen in die Zone „Üb­ri­ge Zone mit spe­zi­el­len Vor­schrif­ten für Frei­zeit ..." und in die Ar­beits­zo­ne er­wei­sen sich damit als weder zweck­mäs­sig noch an­ge­mes­sen.

Ent­scheid vom 12. Juli 2005 i.S. W. S. und an­de­re

Der Re­gie­rungs­rat ist dem  Ko­or­di­na­ti­ons­ge­bot auch in Bezug auf Ge­neh­mi­gun­gen von ge­meind­li­chen Be­bau­ungs­plä­nen und Be­schwer­de­ent­schei­den in glei­cher Sache un­ter­wor­fen (§ 42 Abs. 2 PBG). Se­pa­ra­te Be­schlüs­se sind gleich­zei­tig zu­zu­stel­len.

Ein  Zwi­schen­ent­scheid nach § 67 Abs. 3 PBG kommt nur bei einem Bau­vor­ha­ben in Frage und nicht bei der Nut­zungs­pla­nung.

Ein  Bau­li­ni­en­plan ist grund­ei­gen­tü­mer­ver­bind­lich. Aus dem Plan müs­sen In­halt und Um­fang der  Ei­gen­tums­be­schrän­kung klar her­vor­ge­hen. Wenn im Bau­li­ni­en­plan ein Weg nur als punk­tier­te Linie dar­ge­stellt ist und der ge­naue Ver­lauf sowie das Aus­mass der Raum­frei­hal­tung durch die Bau­li­ni­en nicht er­kenn­bar sind, so ist das nicht zu­läs­sig.

Ent­scheid vom 12. Juli 2005 i.S. K. Z. und A. Z

Nicht ver­schmutz­tes  Ab­was­ser soll mög­lichst ver­si­ckern, ver­schmutz­tes ist ab­zu­lei­ten und zu be­han­deln. Soll nicht ver­schmutz­tes Ab­was­ser wegen be­son­de­rer ört­li­cher Ver­hält­nis­se nicht ver­sickern, kann es mit Be­wil­li­gung der kan­to­na­len Be­hör­de in ein ober­ir­di­sches Ge­wäs­ser ein­ge­lei­tet wer­den. Dabei sind nach Mög­lich­keit Rück­hal­te­mass­nah­men zu tref­fen, damit das Was­ser bei gros­sem An­fall gleich­mäs­sig ab­flies­sen kann (Art. 7 Abs. 2 des Bun­des­ge­set­zes über den  Schutz der Ge­wäs­ser vom 24. Ja­nu­ar 1991 [GSchG; SR 814.20]).

Nach ge­meind­li­chem Ab­was­ser­re­gle­ment muss­ten Grund­ei­gen­tü­mer, die nach altem Recht die Um­stel­lung auf das  Trenn­sys­tem (ver­schmutz­tes und nicht ver­schmutz­tes Ab­was­ser) hät­ten vor­neh­men müs­sen, dies aber nicht getan haben, dem Wil­len des Ge­setz­ge­bers bis zu einem be­stimm­ten Zeit­punkt nach­träg­lich ent­spre­chen. Bei den Lie­gen­schaf­ten der Be­schwer­de­füh­rer ist dies der Fall. Auf den Zu­stand der Ab­was­ser­lei­tun­gen kommt es nicht an. Kos­ten von rund Fr. 6'000.-- bis Fr. 10'000.-- pro Ge­bäu­de für die Um­stel­lung auf das Trenn­sys­tem sind nicht un­ver­hält­nis­mäs­sig.

Ent­scheid vom 10. Au­gust 2005 i.S. A. P. (Ent­scheid der Bau­di­rek­ti­on nach § 3 Abs. 3 der De­le­ga­ti­ons­ver­ord­nung vom 16. März 1999 [BGS 153.3] als verfah-​rensleitende Ver­fü­gung)

Ge­mäss § 12 Abs. 2 des Ge­mein­de­ge­set­zes vom 4. Sep­tem­ber 1980 (BGS 171.1) ste­hen Pro­to­kol­le der Ge­mein­de­be­hör­den und Kom­mis­sio­nen den Stimm­be­rech­tig­ten zur Ein­sicht offen, wenn sie ein be­rech­tig­tes In­ter­es­se glaub­haft ma­chen und die  Ein­sicht keine per­sön­li­chen In­ter­es­sen Drit­ter ver­letzt. Aus­ge­nom­men sind Pro­to­kol­le oder Akten, die ver­trau­lich oder ge­heim sind.

Das Ge­mein­de­ge­setz un­ter­schei­det nicht zwi­schen ver­schie­de­nen Kom­mis­sio­nen. Pro­to­kol­le einer  Bau­kom­mis­si­on sind daher nicht an­ders als Pro­to­kol­le an­de­rer Kom­mis­sio­nen zu be­han­deln.

Dass die Akten in einem kon­kre­ten Fall tat­säch­lich als Be­weis­mit­tel her­an­ge­zo­gen wer­den, ist für die Her­aus­ga­be nicht er­for­der­lich. Ent­schei­den­de Ak­ten­stü­cke müs­sen her­aus­ge­ge­ben wer­den (BGE 122 I 162) und die Ein­sicht er­streckt sich grund­sätz­lich auf alle Akten, die ge­eig­net sind oder ge­eig­net sein könn­ten, Grund­la­ge für eine spä­te­re Ent­schei­dung zu bil­den (BGE 125 II 478).

Ent­scheid vom 16. Au­gust 2005 i.S. F. M.

Mit dem neuen ge­meind­li­chen Was­ser­re­gle­ment ist die Fäl­lig­keit einer  Flä­chen­ge­bühr mit dem Bau­be­ginn von Haupt-​ und Ver­sor­gungs­lei­tun­gen ver­bun­den und nicht mit der Über­bau­ung eines Grund­stücks, die gleich­zei­tig oder auch nach dem Bau der Haupt-​ und Ver­sor­gungs­lei­tun­gen ge­schieht.

Die Ge­neh­mi­gung eines Re­gle­ments er­for­dert bloss eine sum­ma­ri­sche Prü­fung der Be­stim­mun­gen (RRB vom 12. Mai 1992 i.S. A. AG). Daher ist es dem Re­gie­rungs­rat im Be­schwer­de­fall un­be­nom­men, frag­li­che Nor­men einer ge­naue­ren Be­trach­tung zu un­ter­wer­fen.

Ge­büh­ren müs­sen sich am Kos­ten­de­ckungs- und am  Äqui­va­lenz­prin­zip ori­en­tie­ren. Wenn eine Was­ser­ver­sor­gung mit Ver­lust ge­ar­bei­tet hat, be­steht kein Grund, auf eine Flä­chen­ge­bühr zu ver­zich­ten.

Was­ser­re­gle­ment und  Was­ser­ge­büh­ren­ta­rif sind als Be­schlüs­se der Ge­mein­de­ver­samm­lung den Ge­set­zen im for­mel­len Sinn gleich­ge­stellt (BGE 120 Ia 265 E2a).

Öffentlich-​rechtliche Geld­for­de­run­gen un­ter­lie­gen der zehn­jäh­ri­gen  Ver­jäh­rungs­frist ge­mäss Art. 127 OR (Ent­scheid des Ver­wal­tungs­ge­richts des Kan­tons Zug vom 11. De­zem­ber 1986, in GVP 1985/1986, Seite 31 f.).

Wenn mit In­kraft­tre­ten des Was­ser­re­gle­ments per Ende Juni 1994 die Flä­chen­ge­bühr erst­mals fäl­lig wurde, so ist die Ver­jäh­rung mit Er­öff­nung der Ge­bühr durch den Ge­mein­de­rat im Jahr 1997 un­ter­bro­chen wor­den.

Die Ge­büh­ren­schuld ist eine per­sön­li­che Schuld des­sen, der den Ab­ga­be­tat­be­stand ge­setzt hat. Eine so ge­nann­te Ab­ga­be­suk­zes­si­on be­dürf­te einer kla­ren ge­setz­li­chen Grund­la­ge (BGE 98 Ia 178). Der Sach­ver­halt, der die Ein­woh­ner­ge­mein­de zur Er­he­bung der Flä­chen­ge­bühr be­rech­tig­te, war schon dann ein­ge­tre­ten, als der Be­schwer­de­füh­rer noch Grund­ei­gen­tü­mer war. Als der Ge­mein­de­rat die Ver­an­la­gungs­ver­fü­gung traf, war er eben­falls Grund­ei­gen­tü­mer. Ein spä­te­rer Ei­gen­tü­mer­wech­sel ent­bin­det ihn nicht von der Zah­lungs­pflicht.

Dem Be­schwer­de­füh­rer ist wegen der rund acht­jäh­ri­gen Ver­fah­rens­dau­er kein Nach­teil er­wach­sen, son­dern der Ge­mein­de­rat ist ihm noch ent­ge­gen ge­kom­men, indem er auf eine Ver­zin­sung der fäl­li­gen Ge­bühr ver­zich­tet hat.

Ent­scheid vom 16. Au­gust 2005 i.S. M. S.

Das öf­fent­li­che In­ter­es­se an der Be­sei­ti­gung des  rechts­wid­ri­gen Zu­stan­des ist pri­va­ten In­ter­es­sen an der Bei­be­hal­tung der be­stehen­den Si­tua­ti­on ge­gen­über zu stel­len. In der Regel sind Mass­nah­men zur  Wie­der­her­stel­lung des be­wil­lig­ten Zu­stan­des in­nert drei­er Mo­na­te zu tref­fen.

Ent­scheid vom 13. Sep­tem­ber 2005 i.S. S. M. AG

Eine un­ge­nü­gen­de Ab­de­ckung mit draht­los ge­sen­de­ten Si­gna­len er­gibt kei­nen recht­li­chen An­spruch auf Er­stel­lung einer  An­ten­ne an einem be­stimm­ten Stand­ort.

Die in einer  Kon­zes­si­on des Bun­des vor­ge­schrie­be­nen Werte für eine Sen­de­an­la­ge sind Vor­ga­ben, um die Min­dest­ver­sor­gung eines Ge­bie­tes zu ge­währ­leis­ten. Sie er­lau­ben also keine Rück­schlüs­se auf die Not­wen­dig­keit zu­sätz­li­cher Antennen-​ oder Ba­sis­sta­tio­nen bzw. von Ka­pa­zi­täts­er­wei­te­run­gen und kön­nen nicht zur Be­hand­lung von Bau­ge­su­chen her­an­ge­zo­gen wer­den. Bei der kon­kre­ten Aus­ge­stal­tung ihres An­ge­bo­tes ver­fü­gen die Kon­zes­sio­nä­rin­nen über weit­ge­hen­de Frei­hei­ten.

Vor­lie­gend war die Be­schwer­de­füh­re­rin auf den  Stand­ort der An­ten­ne an­ge­wie­sen, ins­be­son­de­re wegen der UMTS-​Technologie. Ver­fügt die be­tref­fen­de Un­ter­neh­mung über eine Kon­zes­si­on mit die­ser Tech­nik, muss sie auch Sen­de­stand­or­te be­nut­zen kön­nen.

Er­schlies­sungs­an­la­gen ge­hö­ren grund­sätz­lich zur Bau­zo­ne. Davon ist auch bei einer Funk­an­ten­ne aus­zu­ge­hen. Das Bahn­are­al ist in­ner­halb der Bau­zo­nen eben­falls Bau­ge­biet.

Wenn eine An­ten­ne nur 9 m von der Be­sto­ckung einer Wald­flä­che ent­fernt liegt, muss der Ge­mein­de­rat einen Zwi­schen­ent­scheid bei der Di­rek­ti­on des In­nern ein­ho­len (siehe § 12 PBG,  Wald­ab­stand von min­des­tens 12 m).

Es steht weder dem Ge­mein­de­rat im Bau­be­wil­li­gungs­ver­fah­ren, noch dem Re­gie­rungs­rat im Rah­men des Ver­wal­tungs­be­schwer­de­ver­fah­rens zu, die  NISV samt Grenz­wer­ten zu hin­ter­fra­gen.

Ent­scheid vom 13. Sep­tem­ber 2005 i.S. B. U. und C. M.

Der An­spruch auf  recht­li­ches Gehör ist for­mel­ler Natur. Seine Ver­let­zung führt un­ge­ach­tet der Er­folgs­aus­sich­ten der Be­schwer­de in der Sache selbst zur Auf­he­bung des an­ge­foch­te­nen Ent­schei­des.

Der Be­schwer­de­füh­re­rin wurde keine Mög­lich­keit ge­bo­ten, sich zum Ent­wurf eines Ent­schei­des des Ge­mein­de­ra­tes zu äus­sern, der Än­de­run­gen an un­be­wil­lig­ten Ge­bäu­de­tei­len ver­lang­te.

Kann der An­spruch auf recht­li­ches Gehör im Be­schwer­de­ver­fah­ren ge­heilt wer­den? Nein, vor­liegend nicht, weil die Ge­mein­de­in­stanz nicht ein­fach dar­auf ver­trau­en durf­te, dass all­fäl­li­ge Ver­fah­rens­män­gel im Rechts­mit­tel­ver­fah­ren be­ho­ben wür­den. Die nach­träg­li­che Ge­wäh­rung des recht­li­chen Ge­hörs bil­det häu­fig nur einen un­voll­kom­me­nen Er­satz für eine un­ter­las­se­ne vor­gän­gi­ge An­hö­rung. Die Hei­lung muss­te des­halb un­ter­blei­ben, weil der Be­trof­fe­ne im Be­schwer­de­ver­fah­ren nicht die­sel­be Mit­wir­kung ge­nies­sen konn­te, wie sie ihm vor der mit Sach- und Orts­kennt­nis­sen ver­se­he­nen ge­meind­li­chen Be­hör­de ge­ge­ben ist. Auch die  Er­mes­sens­aus­übung ist auf Ge­mein­de­ebe­ne un­ein­ge­schränkt. Sie be­traf in die­sem Fall Fra­gen des Orts­bil­des, die in ers­ter Linie die Ge­mein­de­be­hör­de zu prü­fen hat. Daher hat der Re­gie­rungs­rat die Sache an die Vor­instanz zu­rück­ge­wie­sen. Er hat den­noch eine sum­ma­ri­sche Prü­fung vor­ge­nom­men, und zwar aus ver­fah­rens­öko­no­mi­schen Grün­den. Im Er­geb­nis hat er die Be­schwer­de wegen Ver­let­zung des recht­li­chen Ge­hörs gut­ge­heis­sen.

Ent­scheid vom 4. Ok­to­ber 2005 i.S. Dr. K. und M. A.

Der Ein­be­zug von Ein­spre­chern in ein Be­wil­li­gungs­ver­fah­ren zeigt auf, dass es sich nicht um einen ein­fa­chen Fall han­delt und dass Pro­jekt­än­de­rungen öf­fent­li­che oder  nach­bar­li­che In­ter­es­sen be­rüh­ren kön­nen. Es hätte also das  or­dent­li­che Bau­be­wil­li­gungs­ver­fah­ren ge­wählt wer­den müs­sen mit öf­fent­li­cher Auf­la­ge des Ge­suchs um Än­de­rung eines be­wil­lig­ten Bau­vor­ha­bens, oder dann hätte die Vor­in­stanz sämt­li­che mög­li­cher­wei­se vom Än­de­rungs­pro­jekt be­rühr­te Per­so­nen di­rekt mit Brief ori­en­tie­ren und ihnen eine Rechts­mit­tel­frist er­öff­nen müs­sen.

Ent­scheid vom 4. Ok­to­ber 2005 i.S. P. AG

Eine un­ge­re­gel­te Boots­sta­tio­nie­rungs­an­la­ge, von der die Par­tei­en wuss­ten, dass eine Kon­zes­si­on nötig wäre, um die An­la­ge be­trei­ben zu kön­nen, kann nicht über Jahre be­stehen blei­ben. Daran än­dert nichts, dass die ge­meind­li­che Orts­pla­nung im Gange ist und eine „Üb­ri­ge Zone für Boots­sta­tio­nie­rung" vor­sieht.

Ent­scheid vom 25. Ok­to­ber 2005 i.S. J. I.

Die Be­gra­di­gung eines Weges mit­tels  Bau­li­ni­en­pla­nung führt zu einer  Be­schrän­kung der Rech­teeines Grund­ei­gen­tü­mers im Be­reich des Weges. Diese Be­schrän­kung ist nur statt­haft, wenn eine ge­nü­gen­de ge­setz­li­che Grund­la­ge vor­liegt, ein aus­rei­chen­des öf­fent­li­ches In­ter­es­se ge­ge­ben ist und der Ein­griff unter Wah­rung des Grund­sat­zes der Ver­hält­nis­mäs­sig­keit er­folgt. Im vor­lie­gen­den Fall war das öf­fent­li­che In­ter­es­se für den Er­lass einer Bau­li­nie aus­ge­wie­sen und die Ver­hält­nis­mäs­sig­keit des Ein­griffs war er­stellt (Ge­eig­net­heit des zur Er­rei­chung des an­ge­streb­ten Zie­les ein­ge­setz­ten Mit­tel, Er­for­der­lich­keit der Mass­nah­me und Recht­fer­ti­gung des Zwecks der Mass­nah­me und sei­ner Aus­wir­kun­gen). Den ge­nann­ten Zwe­cken waren die In­ter­es­sen des Be­schwer­de­füh­rers ge­gen­über zu stel­len.

Ent­schä­di­gungs­fra­gen waren nicht zu be­ant­wor­ten, auf sie konn­te nicht ein­ge­tre­ten wer­den. Erst die Rechts­kraft der Ge­neh­mi­gung der Bau­li­ni­en er­laubt es, Ent­schä­di­gungs­fra­gen zu be­ur­tei­len.

Ent­scheid vom 25. Ok­to­ber 2005 i.S. A. P. AG

In­ner­halb der  Orts­bild­schutz­zo­ne der Ge­mein­de X ist nicht vor­ge­schrie­ben, Bau­vor­ha­ben nur im Rah­men von Are­al­be­bau­un­gen und nicht in Ein­zel­bau­wei­se rea­li­sie­ren zu dür­fen. Wenn die Bau­ord­nung eine Stu­die „im Sinne einer Are­al­be­bau­ung" ver­langt, und der Bau­herr ein Mo­dell der ge­plan­ten Über­bau­ung er­stellt sowie Über­sichts­plä­ne, je­doch noch kei­nen Um­ge­bungs­ge­stal­tungs­plan, dann ge­nüg­ten diese Un­ter­la­gen als Stu­die. Der Ge­mein­de­rat hat auch sel­ber keine feh­len­den Ge­suchs­un­ter­la­gen be­nannt.

Er­heb­li­che Pro­jekt­än­de­rungen kön­nen  nach­bar­li­che In­ter­es­sen be­rüh­ren. Sie spren­gen in der Ge­samt­heit vor­lie­gend den Rah­men des ein­fa­chen Be­wil­li­gungs­ver­fah­rens nach § 45 Abs. 4 PBG und müs­sen noch­mals aus­ge­schrie­ben und er­neut auf­ge­legt ( or­dent­li­ches Bau­be­wil­li­gungs­ver­fah­ren) wer­den.

Ent­scheid vom 25. Ok­to­ber 2005 i.S. A. P.

Im kan­to­na­len und im ge­meind­li­chen Bau­recht gibt es keine Vor­schrift, die eine Aus­sa­ge ent­hält, wann von einem Bau­vor­ha­ben ein Mo­dell an­zu­fer­ti­gen ist.

Eine ne­ga­ti­ve Stel­lung­nah­me der ge­meind­li­chen Planungs-​ und  Bau­kom­mis­si­on ver­mag an der Be­ur­tei­lung des Bau­vor­ha­bens durch die kan­to­na­le  Denk­mal­pfle­ge nichts zu än­dern. Der Denk­mal­pfle­ger hatte fest­ge­stellt, dass er gegen die Er­wei­te­rung und Auf­sto­ckung eines Feu­er­wehr­ge­bäu­des nichts ein­zu­wen­den hatte.

Ent­scheid vom 25. Ok­to­ber 2005 i.S. R. S.

Nach § 67 Abs. 2 PBG rich­tet sich der Rechts­schutz in Planungs-​ und Bau­sa­chen nach dem Ver­wal­tungs­rechts­pfle­ge­ge­setz vom 1. April 1976 (VRG, BGS 162.1), so­fern es nicht eine ab­wei­chen­de Re­ge­lung im PBG selbst gibt. Für die  An­fech­tung einer Bau­be­wil­li­gung be­steht eine sol­che ab­wei­chen­de Re­ge­lung nicht. Eine Ver­wal­tungs­be­schwer­de ist somit in­nert 20 Tagen nach der Mit­tei­lung eines Ent­scheids mög­lich. Wenn eine Post­stel­le die Ab­ho­lungs­ein­la­dung an den Adres­sa­ten schickt und die­ser die Sen­dung in­nert der Ab­hol­frist an einem Sams­tag ent­ge­gen­nimmt, be­ginnt die 20-​tägige Be­schwer­de­frist am Sonn­tag zu lau­fen. Im vor­lie­gen­den Fall hat sie am Frei­tag der drit­ten Woche da­nach ge­en­det, wes­halb die erst am Mon­tag der vier­ten Woche ein­ge­reich­te Be­schwer­de zu spät er­folgt ist.

Ent­scheid vom 22. No­vem­ber 2005 i.S. P. L.

Ein be­stehen­des Ein­fa­mi­li­en­haus an Hang­lan­ge soll um­ge­baut und mit einem Anbau ver­se­hen wer­den, unter an­de­rem mit Ga­ra­ge und Ter­ras­se. Ge­plant ist auch eine Auf­schüt­tung. Nach § 5 V PBG ent­hal­ten  Un­ter­ni­veau­bau­ten un­ter­ir­disch an­ge­leg­te Räume und über­ra­gen das ge­wach­se­ne, in be­son­de­ren Fäl­len das neue Ter­rain an kei­nem Punkt in er­heb­li­chem Masse. Wenn eine ge­meind­li­che Bau­ord­nung noch ein be­stimm­tes Mass für Un­ter­ni­veau­bau­ten ent­hält, um wel­ches sie aus dem ge­wach­se­nen Ter­rain her­aus­ra­gen dür­fen, so gilt eine sol­che Spe­zi­al­reg­lung ge­stützt auf § 71 PBG bis zur Re­vi­si­on der Orts­pla­nung. Eine Un­ter­ni­veau­bau­te muss vor­lie­gend einen  Min­dest­ab­stand von einem Meter zur Nach­bar­par­zel­le ein­hal­ten. Die­ser Ab­stand war ein­ge­hal­ten.

Nach ge­meind­li­cher Bau­ord­nung dür­fen Stütz-​ und Fut­ter­mau­ern an die Gren­ze ge­stellt wer­den, so­fern sie nicht höher als 1,2 Meter sind. Auch diese Vor­schrift war ein­ge­hal­ten.

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