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Ein­lei­tung

1997: Ver­wal­tungs­ge­richt

1998: Ver­wal­tungs­ge­richt

1999: Ver­wal­tungs­ge­richt

2000: Ver­wal­tungs­ge­richt

2000: Re­gie­rungs­rat

2001: Ver­wal­tungs­ge­richt

2001: Re­gie­rungs­rat

2002: Ver­wal­tungs­ge­richt

2002: Re­gie­rungs­rat

2003: Ver­wal­tungs­ge­richt

2003: Re­gie­rungs­rat

2004: Ver­wal­tungs­ge­richt

2004: Re­gie­rungs­rat

2005: Ver­wal­tungs­ge­richt

Ur­teil vom 1. März 2005 i.S. E. F.

Die Le­gi­ti­ma­ti­on im Sinne von § 62 in Ver­bin­dung mit § 41 VRG hat das Ver­wal­tungs­ge­richt stets in Über­ein­stim­mung mit dem Bun­des­recht aus­ge­legt. Das  Rechts­schutz­in­ter­es­se be­steht im prak­ti­schen Nut­zen, der mit er­folg­rei­cher Be­schwer­de er­zielt wer­den könn­te. Le­gi­ti­miert ist, wer durch eine Ver­fü­gung in hö­he­rem Masse als jeder be­lie­bi­ge Drit­te oder die All­ge­mein­heit be­rührt wird.

Wenn eine  Mo­bil­funk­an­la­ge ge­mäss der rech­ne­ri­schen Pro­gno­se den Im­mis­si­ons- und den An­la­ge­grenz­wert der NISV ein­hält, muss sie be­wil­ligt wer­den, so­fern sie auch dem Zweck der Nut­zungs­zo­ne ent­spricht und den An­for­de­run­gen des kan­to­na­len und ge­meind­li­chen Rechts, na­ment­lich des Bau­rechts, ge­nügt. Die Pflicht zur vor­sorg­li­chen  Emis­si­ons­be­gren­zung im Sinne von Art. 11 Abs. 2 USG bie­tet grund­sätz­lich keine Hand­ha­be für die ge­richt­li­che Über­prü­fung von Not­wen­dig­keit oder Wünsch­bar­keit einer pro­jek­tier­ten An­la­gen.

Ur­teil vom 26. April 2005 i.S. Er­ben­ge­mein­schaft H. B.

Zur Si­che­rung des kan­to­na­len Richt­plans ste­hen dem Re­gie­rungs­rat  Mass­nah­men nach §§ 33 ff. PBG zur Ver­fü­gung. Kön­nen etwa die Baulinien-​, Ni­veau­li­ni­en oder Stras­sen­plä­ne in­fol­ge un­ter­schied­li­cher Pro­jekt­va­ri­an­ten noch nicht ver­bind­lich fest­ge­legt wer­den, kann er über ein be­trof­fe­nes Grund­stück eine  Bau­sper­re nach § 33 PBG ver­hän­gen. Eine sol­che ist man­gels mög­li­cher mil­de­rer Mass­nah­men und in­fol­ge der zeit­li­chen Be­gren­zung auf zwei Jahre ver­hält­nis­mäs­sig und von der Bau­herr­schaft ent­schä­di­gungs­los hin­zu­neh­men. Über  fi­nan­zi­el­le Ab­gel­tun­gen aus all­fäl­li­ger Ent­eig­nung ent­schei­det die  Schät­zungs­kom­mis­si­on ge­mäss § 61 PBG erst, wenn der rechts­kräf­ti­ge  Bau­li­ni­en­plan der ge­wähl­ten Pro­jekt­va­ri­an­te vor­liegt.

Eine Ver­let­zung von  Treu und Glau­ben liegt nicht vor, wenn ge­meind­li­che Be­hör­den im Vor­feld eines Bau­ge­suchs ge­gen­über der Bau­herr­schaft of­fen­bar an­ders­lau­ten­de, münd­li­che Aus­künf­te oder Zu­si­che­run­gen ab­ge­ben haben, da es sich bei Raum­frei­hal­tung um über­ge­ord­ne­te Pla­nun­gen han­delt, für wel­che nicht die Ge­mein­de­be­hör­den, son­dern der Kan­tons­rat – mit dem grund­sätz­li­chen Be­schluss über die Richt­pla­nung – und der Re­gie­rungs­rat bzw. die Bau­di­rek­ti­on – mit der Si­che­rung der Kan­tons­stras­sen­pla­nung nach § 3 PBG – zu­stän­dig sind.

Ur­teil vom 30. Mai 2005 i.S. A. G.

Die  Nord­zu­fahrt als neue Ver­bin­dung vom Au­to­bahn­an­schluss Baar in das Siedlungs-​ und In­dus­trie­ge­biet von Zug be­inhal­tet kan­to­na­le wie na­tio­na­le Stras­sen­ab­schnit­te. An­woh­ner der vom Re­gie­rungs­rat be­schlos­se­nen  Bau­li­ni­en für den  Kan­tons­stras­sen­pe­ri­me­ter rügen u.a. die man­geln­de  Ko­or­di­na­ti­on des Ver­fah­rens (Art. 25 ff. RPG). Der erst­in­stanz­li­che Ent­scheid des UVEK zum Na­tio­nal­stras­sen­pe­ri­me­ter nach Art. 27d NSG kann nur bei der Re­kurs­kom­mis­si­on INUM an­ge­foch­ten wer­den. Ab dem Och­sen­hof han­delt es sich aber um eine reine Kan­tons­stras­se, wes­halb für ent­spre­chen­de Be­wil­li­gun­gen die Zuger Be­hör­den zu­stän­dig sind. Die gleich­zei­ti­ge Auf­la­ge der Dos­siers hat es den Be­schwer­de­füh­rern er­mög­licht, ihre Ein­wän­de in par­al­le­len Ein­spra­che­ver­fah­ren vor­zu­brin­gen. Eine wei­te­re Ko­or­di­na­ti­on ist ge­setz­lich nicht vor­ge­se­hen. An­dern­falls wür­den die Rechts­mit­tel­in­stan­zen des Bun­des über den Bau von Kan­tons­stras­sen ent­schei­den und um­ge­kehrt.

Die vom  Kan­tons­rat ge­wähl­te Li­ni­en­füh­rung be­ruht auf des­sen Be­schluss vom 28. Juni 2001 be­tref­fend einem Rah­men­kre­dit für die Pla­nung, den Land­er­werb und den Bau der Nord­zu­fahrt Zug / Baar. Da da­ge­gen kein Re­fe­ren­dum er­grif­fen wurde, war die Über­füh­rung in den kan­to­na­len Richt­plan und die Ge­neh­mi­gung durch das UVEK vom 17. Juni 2003 fol­ge­rich­tig, um so mehr, als die Stimm­be­rech­tig­ten der Stadt Zug auch dem "Ent­wick­lungs­plan Lan­dis & Gyr / SBB West" mit über­ein­stim­men­der Pla­nungs­grund­la­ge zu­ge­stimmt haben.

Sinn und Zweck des  Um­welt­ver­träg­lich­keits­be­richts (UVB) ist der Nach­weis der Um­welt­ver­träg­lich­keit des vor­ge­leg­ten Pro­jekts, nicht die Aus­ar­bei­tung von Va­ri­an­ten.

Zur Ver­wal­tungs­be­schwer­de ist grund­sätz­lich nur be­rech­tigt, wer for­mell be­schwert ist, d.h. wer am Vor­ver­fah­ren vor der un­te­ren In­stanz teil­ge­nom­men hat und dort mit sei­nen An­trä­gen ganz oder teil­wei­se un­ter­le­gen ist (BGE 118 ll 359).

Ur­teil vom 30. Mai 2005 i.S. A. C.

Dem  Ko­or­di­na­ti­ons­ge­bot ge­mäss Art. 25 ff. RPG sind bei der Un­ter­schei­dung zwi­schen National-​ und Kan­tons­stras­sen­pe­ri­me­ter Gren­zen ge­setzt. In casu wurde alle Wei­sun­gen des UVEK ein­ge­hal­ten und es lagen Fach­be­rich­te von sämt­li­chen in­vol­vier­ten Äm­tern und Di­rek­tio­nen vor. Es folg­te eine ge­mein­sa­me Pro­jekt­auf­la­ge. Die Be­trof­fe­nen hat­ten im kan­to­na­len Ver­fah­ren wie im Bun­des­ver­fah­ren Ge­le­gen­heit, ihre Ein­wän­de vor­zu­brin­gen. Ein ein­heit­li­cher Rechts­weg oder eine ein­heit­li­che Be­wil­li­gungs­in­stanz sind von Ge­set­zes wegen nicht vor­ge­se­hen. Es kommt auf die Kon­stel­la­ti­on im Ein­zel­fall an (an­ders ge­la­gert in BGE 127 II 227 f. 234, be­tref­fend ein Kreu­zungs­bau­werk von Bahn und Stras­se).

Die zu­stän­di­gen Be­hör­den kön­nen die Richt-​ und Nut­zungs­pla­nung än­dern, wenn sich dies als not­wen­dig er­weist.  Bau­li­ni­en­plä­ne si­chern einen be­stimm­ten Be­reich für den Neu­bau oder die Er­wei­te­rung von Stras­sen, bil­den aber keine Ver­pflich­tung zur Er­stel­lung eines be­stimm­ten Stras­sen­pro­jekts. Das UVEK hat der ab­ge­än­der­ten Fas­sung des Bau­li­ni­en­plans am 6. Fe­bru­ar 2004 die Zu­stim­mung er­teilt.

Der Kan­ton kann nicht ver­pflich­tet wer­den, pri­va­te Was­ser­ver­sor­gun­gen auf­recht zu er­hal­ten bzw. es be­steht kein vor­be­halt­lo­ser An­spruch auf Er­tei­lung der je­wei­li­gen Kon­zes­si­on, wenn über­wie­gen­de öf­fent­li­che In­ter­es­sen (Rea­li­sie­rung des Pro­jekts Nord­zu­fahrt) ge­gen­über­ste­hen.

Ur­teil vom 30. Mai 2005 i.S. Q. G.

Der Quar­tier­ver­ein G. als Ver­ein ge­mäss Art. 60 ff. ZGB ver­tritt die öf­fent­li­chen In­ter­es­sen sei­ner Be­woh­ner. Streit­ge­gen­stand bzw. Be­schwer­de­be­geh­ren – im We­sent­li­chen die Wie­der­ho­lung der öf­fent­li­chen Auf­la­ge des Pro­jekts  Nord­zu­fahrt und die ver­bind­li­che Fest­le­gung ver­kehrs­be­ru­hi­gen­der Mass­nah­men im Quar­tier G. – sind zwei­fel­los vom Ver­eins­zweck um­schlos­sen und somit grund­sätz­lich  schutz­wür­di­ge In­ter­es­sen nach § 38 Abs. 2 PBG. Als wei­te­re Kri­te­ri­en sind die räum­li­che Be­zie­hungs­nä­he bzw. deren er­höh­te In­ten­si­tät er­for­der­lich, d.h. der Be­schwer­de­füh­rer muss in be­son­de­rer Weise von der Streit­sa­che be­rührt sein. Diese in­di­vi­du­el­le Be­schwer­de­le­gi­ti­ma­ti­on nach §§ 41 und 61 VRG wird im Bund und in den Kan­to­nen ein­heit­lich aus­ge­legt.

Dem Quar­tier­ver­ein G. fehlt die Be­schwer­de­le­gi­ti­ma­ti­on. Es ist nicht er­sicht­lich, dass die Aus­wir­kun­gen der Nord­zu­fahrt auf das Quar­tier G. deut­lich als sol­che wahr­nehm­bar sein wer­den und ohne Wei­te­res von den all­ge­mei­nen Im­mis­sio­nen ge­schie­den wer­den kön­nen (BGE 110 lb 100 und BGE 104 lb 318). Auch ist das Quar­tier G. durch die Nord­zu­fahrt nicht mehr und nicht we­ni­ger stark be­trof­fen als die an­de­ren in­vol­vier­ten Quar­tie­re H. oder G. Die Dif­fe­ren­zie­rung bei der Be­schwer­de­le­gi­ti­ma­ti­on ist sach­lich ge­recht­fer­tigt, da die vom Be­schwer­de­füh­rer vor­ge­brach­ten Ar­gu­men­te zu­sam­men mit glei­chen oder ähn­li­chen Vor­brin­gen aus an­de­ren Quar­tie­ren The­ma­ta der Po­li­tik be­tref­fen und nicht Ge­gen­stand einer rich­ter­li­chen Prü­fung sein kön­nen.

Ur­teil vom 28. Juni 2005 i.S. A. S.

Die ge­meind­li­chen  Ab­was­ser­ge­büh­ren wer­den als Kau­sal­ab­ga­be den Ei­gen­tü­mern der Lie­gen­schaf­ten in Rech­nung ge­stellt. Diese haben An­spruch auf eine klare Rech­nungstel­lung: Es ist der wäh­rend der er­fass­ten Zeit­span­ne ge­mes­se­ne Ver­brauch, wel­cher Ge­gen­stand der Ab­ga­be bil­det (Ur­teil des Bun­des­ge­richts vom 29. Au­gust 2003, 2P.117/2003, ver­öf­fent­licht in ZBI 104 S. 533 ff., Erw. 4.3). Ins­be­son­de­re bei Än­de­run­gen der ge­meind­li­chen Rechts-​ bzw. Be­rech­nungs­grund­la­gen zur Ge­büh­ren­er­he­bung müs­sen das zur An­wen­dung ge­lan­gen­de Ab­was­ser­re­gle­ment, die Grund-​ und Ver­brauchs­ge­büh­ren und der Zeit­raum (Stich­tag) wi­der­spruchs­frei und trans­pa­rent aus­ge­wie­sen wer­den.

Bei der Fest­le­gung der Ge­büh­ren hat die Ge­mein­de das Prin­zip der  Kos­ten­de­ckung sowie einen "ver­nünf­ti­gen Aus­gleich des wirt­schaft­li­chen Vor­teils" zu ver­fol­gen, wobei sie hin­sicht­lich des Aus­gleichs des wirt­schaft­li­chen Vor­teils über einen re­la­tiv brei­ten Spiel­raum ver­fügt. Die  ak­zes­so­ri­sche Über­prü­fung des Ab­was­ser­re­gle­ments bzw. des­sen Re­ge­lung der Be­triebs­ge­bühr ergab, dass das  Äqui­va­lenz­prin­zip ein­ge­hal­ten wurde.

Fest­stel­lungs­ver­fü­gung vom 21. Sep­tem­ber 2005 i.S. I. H.

Aus­nahms­wei­se kann einer Ge­sell­schaft unter be­stimm­ten Vor­aus­set­zun­gen die  un­ent­gelt­li­che Rechts­pfle­ge und Ver­bei­stän­dung ge­währt wer­den. Vor­aus­set­zung ist, dass die Ver­hält­nis­se der AG wie auch die pri­va­te Si­tua­ti­on der ein­zel­nen Ver­wal­tungs­rats­mit­glie­der in­nert Frist of­fen­ge­legt wer­den.

Ur­teil vom 30. März 2005 i.S. M. W.

Ein Schüt­zen­haus für Arm­brust­schüt­zen ist ur­sprüng­lich zo­nen­kon­form er­stellt wor­den, bevor 1970 die neue ge­meind­li­che Bau­ord­nung samt Zo­nen­plan sowie 1972 das Ge­wäs­ser­schutz­ge­setz des Bun­des (mit einer stren­gen Tren­nung zwi­schen Bau­ge­biet und Nicht­bau­ge­biet) in Kraft tra­ten. Das Grund­stück war in der Folge der Land­wirt­schafts­zo­ne zu­ge­teilt. Aus Ka­pa­zi­täts­grün­den er­stell­te die Arm­brust­schüt­zen­ge­sell­schaft ab dem Jahr 1983, je­weils von Früh­ling bis Herbst, eine am Schüt­zen­haus an­ge­brach­te, pro­vi­so­ri­sche  Fahr­nis­bau­te ohne feste Ver­bin­dung zum be­stehen­den Ge­bäu­de. Mit einem  Bau­vor­ha­ben aus­ser­halb der Bau­zo­ne soll­te nun das Schüt­zen­haus bau­lich er­wei­tert wer­den.

Ge­mäss Art. 24c RPG in Ver­bin­dung mit Art. 42 Abs. 3 RPV darf die  Er­wei­te­rung einer ur­sprüng­lich zo­nen­kon­for­men, durch Än­de­rung der Rechts­vor­schrif­ten je­doch zo­nen­wid­rig ge­nutz­ten Flä­che höchs­tens 30% be­tra­gen. Die Grund­flä­che der Zelt­bau­te bei der Be­rech­nung der ma­xi­ma­len Er­wei­te­rungs­mög­lich­keit darf dabei aber nicht be­rück­sich­tigt wer­den, da die Ge­mein­de­be­hör­den für das Auf­stel­len des Zel­tes nie eine Bau­be­wil­li­gung nach V PBG er­teilt haben und das Zelt zum mass­geb­li­chen Zeit­punkt der Rechts­än­de­run­gen in den Jah­ren 1970/72 noch nicht exis­tier­te.

Ur­teil vom 30. März 2005 i.S. A. K.

Nach Art. 24 in Ver­bin­dung mit Art. 24b Abs. 1 RPG kön­nen Bau­be­wil­li­gun­gen zur Er­rich­tung eines Hof­la­dens für land­wirt­schaft­li­che Pro­duk­te ( nicht­land­wirt­schaft­li­cher Ne­ben­be­trieb aus­ser­halb der Bau­zo­ne) er­teilt wer­den, wenn sich ein Hof­la­den auf Grund feh­len­der Räum­lich­kei­ten in den be­stehen­den Ge­bäu­den nicht ver­wirk­lich lässt. Sind die Mög­lich­kei­ten dazu vor­han­den, wird ein Neu­bau­pro­jekt, wenn auch vor­teil­haf­ter, da bei­spiels­wei­se nahe bei der Stras­se und gut sicht­bar, nicht be­wil­ligt.

Nach Art. 40 Abs. 1 RPV muss dem Ge­such zur Ein­rich­tung eines be­triebs­na­hen nicht­land­wirt­schaft­li­chen Ne­ben­be­triebs in land­wirt­schaft­lich nicht mehr be­nö­tig­ten Bau­ten und An­la­gen, in casu der ge­werb­li­chen Um­nut­zung eines nicht mehr be­nö­tig­ten Wasch­hau­ses, ein Be­triebs­kon­zept bei­lie­gen, wel­ches ex­pli­zit die An­ge­wie­sen­heit des Ge­such­stel­lers auf einen sol­chen Ne­ben­be­trieb bzw. die Eig­nung des Pro­jekts zur Si­che­rung des Über­le­bens des Land­wirt­schafts­be­triebs auf­zeigt. Das Be­triebs­kon­zept hat sich mit den in den letz­ten Jah­ren er­reich­ten Be­triebs­er­geb­nis­sen aus­ein­an­der­zu­set­zen, die Markt­chan­cen rea­lis­tisch und im De­tail dar­zu­le­gen, zu be­zeich­nen, wel­che zu­sätz­li­chen Ein­künf­te durch die Er­rich­tung des Ne­ben­be­triebs zu er­war­ten sind, alles unter Be­rück­sich­ti­gung der In­ves­ti­tio­nen, der zu­sätz­li­chen Ar­beits­be­las­tung, des Bewirtschaftungs-​ und Mar­ke­ting­auf­wands. Dass sich ein An­ge­bot von Fe­ri­en­woh­nun­gen für Fe­ri­en auf dem Lande künf­tig zu einer "wich­ti­gen Stüt­ze des Be­trie­bes" im Sinne von "agie­ren statt re­agie­ren" ent­wi­ckeln könn­te, ge­nügt nicht, wenn der Be­trieb aus heu­ti­ger Sicht (län­ger­fris­tig) nicht ge­fähr­det ist. Auch nicht die An­ga­be, dass die Ar­beits­be­las­tung auf dem Be­trieb hoch sei und nicht in einem guten Ver­hält­nis zum land­wirt­schaft­li­chen Ein­kom­men stehe, wenn durch den Ne­ben­be­trieb nicht ein nam­haf­ter Bei­trag ge­ne­riert wer­den kann.

Ur­teil vom 31. Ok­to­ber 2005 i.S. R. I.

Be­reits durch den Nach­weis tat­säch­li­cher In­ter­es­sen, z. B. wirt­schaft­li­cher oder ideel­ler Natur, ist der Drit­te (hier: Ver­käu­fer der Lie­gen­schaft), nach § 41 und 62 VRG im Verwaltungs-​ bzw. Ver­wal­tungs­ge­richts­ver­fah­ren be­schwer­de­le­gi­ti­miert. Auf­grund des  Ver­fah­rens­bei­tritts und der Über­nah­me der damit ver­bun­de­nen Rech­te und Pflich­ten und trotz des Ver­zichts auf ei­ge­ne An­trä­ge kön­nen dem Drit­ten, je nach Aus­gang des Ver­fah­rens,  Kos­ten auf­er­legt wer­den. Hat nach § 23 Abs. 2 VRG keine der Par­tei­en ganz ob­siegt, sind die Kos­ten in dem Ver­hält­nis zu tei­len, in wel­chem die Par­tei­en un­ter­le­gen sind ( Un­ter­lie­ger­prin­zip). Von einer Par­tei un­nö­ti­ger­wei­se ver­ur­sach­te Kos­ten, in casu durch die feh­ler­haf­te Er­tei­lung einer Bau­be­wil­li­gung durch die ge­meind­li­chen Be­hör­den, sind die­ser nach § 23 Abs. 3 VRG ohne Rück­sicht auf den Aus­gang des Ver­fah­rens al­lei­ne auf­zu­er­le­gen ( Ver­ur­sa­cher­prin­zip). Dabei muss es sich al­ler­dings um einen kras­sen, of­fen­sicht­li­chen Feh­ler han­deln, wor­auf nicht leicht­hin ge­schlos­sen wer­den darf. Ein sol­cher liegt nicht vor.

Ur­teil vom 31. Ok­to­ber 2005 i.S. Z. H.

Der Re­gie­rungs­rat kann ein Ob­jekt aus dem  Ver­zeich­nis der ge­schütz­ten Denk­mä­ler strei­chen las­sen, wenn ein über­wie­gen­des öf­fent­li­ches In­ter­es­se dies ver­langt oder wich­ti­ge Grün­de der Un­ter­stel­lung nicht mehr ge­ge­ben sind (§ 31 Abs. 2 DSG). Der Stadt­rat er­teil­te nach mehr­jäh­ri­ger, ziel­ge­rich­te­ter Dis­kus­si­on zwi­schen Bau­herr­schaft und Be­hör­den, unter er­heb­li­chem Fi­nanz­auf­wand sei­tens der Bau­herr­schaft, eine Bau­be­wil­li­gung zur Er­stel­lung eines Mehr­fa­mi­li­en­hau­ses unter Vor­be­halt der Ent­las­sung aus dem Denk­mal­schutz. Nach­dem die Di­rek­ti­on des In­nern ver­fügt hatte, dass die bis­he­ri­ge Baute aus dem Denk­mal­schutz ent­las­sen wird, erhob der Zuger Hei­mat­schutz aus sach­lich ein­sich­ti­gen Grün­den zu­erst Verwaltungs-​, dann Ver­wal­tungs­ge­richts­be­schwer­de. Der Zuger Hei­mat­schutz be­an­trag­te, der Re­gie­rungs­ent­scheid sei auf­zu­he­ben und das be­trof­fe­ne Ob­jekt unter Denk­mal­schutz zu be­las­sen.

Bei der Frage, ob der ver­fas­sungs­mäs­si­ge An­spruch auf eine be­hörd­li­che Be­hand­lung nach Treu und Glau­ben ( Ver­trau­ens­schutz, Ver­bot des Rechts­miss­brauchs) dem ob­jek­ti­ven Recht (öf­fent­li­ches In­ter­es­se am Denk­mal­schutz) vor­geht, nahm der Re­gie­rungs­rat eine In­ter­es­sen­ab­wä­gung vor. Für die Ver­trau­ens­bil­dung waren die Aus­künf­te des nicht ent­schei­dungs­be­fug­ten kan­to­na­len Denk­mal­pfle­gers ge­gen­über der Bau­herr­schaft von Be­deu­tung. Aber auch die Stadt­bild­kom­mis­si­on, die kan­to­na­le Denk­mal­kom­mis­si­on (unter dem Vor­sitz der für den Ent­las­sungs­ent­scheid zu­stän­di­gen Di­rek­ti­on des In­nern) und der Stadt­rat lies­sen durch ihr kon­stan­tes Ver­hal­ten das be­grün­de­te Ver­trau­en ent­ste­hen, dass man das Ob­jekt ab­bre­chen und durch einen Neu­bau er­set­zen könne, wenn man die vom Amt für Denk­mal­pfle­ge und den an­de­ren Be­hör­den for­mu­lier­ten Auf­la­gen er­fül­len werde. Zum an­de­ren hat sich die Ge­samt­um­ge­bung, in der die ge­schütz­te Baute steht, seit der Un­ter­schutz­stel­lung der drei­tei­li­gen Ge­bäu­de­grup­pe im Jahre 1978 er­heb­lich ver­än­dert; die Bau­sub­stanz des be­trof­fe­nen, unter Schutz ste­hen­den Ob­jekts, wel­ches einen ver­gleichs­wei­se ge­rin­gen Wert auf­weist, ist in einem schlech­ten Zu­stand.

Das Ver­wal­tungs­ge­richt stütz­te des­halb den Ent­scheid des Re­gie­rungs­rats zu Guns­ten des pri­va­ten Ver­trau­ens­schut­zes d. h. die Scheu­ne kann ab­ge­bro­chen und der Neu­bau er­stellt wer­den. Die Frage, ob es nicht sinn­vol­ler ge­we­sen wäre, das Ob­jekt durch ein Wohn­ge­bäu­de mit glei­chen Aus­mas­sen und glei­chen For­men zu er­set­zen, lag im Rah­men des re­gie­rungs­rät­li­chen Er­mes­sens und muss offen blei­ben.

Ur­teil vom 29. No­vem­ber 2005 i.S. N. I.-A

Die  Aus­nah­me­be­wil­li­gung für die Über­de­ckung eines Fliess­ge­wäs­sers nach Art. 38 Abs. 2 Bst. b des Bun­des­ge­set­zes über den Schutz der Ge­wäs­ser vom 24. Ja­nu­ar 1991 (GSchG, SR 814.20) ist eine Ver­fü­gung der Bau­di­rek­ti­on, die di­rekt beim Ver­wal­tungs­ge­richt an­ge­foch­ten wer­den kann. Ein damit zu­sam­men­hän­gen­der Ent­scheid des Ge­mein­de­ra­tes über ein Bau­ge­such und über Ein­spra­chen in Bau­sa­chen ist auf­grund von § 67 Abs. 2 Bst. a PBG auf Ver­wal­tungs­be­schwer­de hin eben­falls als Ver­wal­tungs­ge­richts­be­schwer­de zu be­han­deln, wie § 67 Abs. 2 Bst. b PBG fest­hält. Damit wird eine Ga­be­lung des Rechts­we­ges ver­mie­den. Das Ge­richt kann in sol­chen Fäl­len auch die un­rich­ti­ge Hand­ha­bung des Er­mes­sens prü­fen (§ 63 Abs. 3 VRG).

Ein Ver­ein kann im Rah­men einer so ge­nannt  ego­is­ti­schen Ver­bands­be­schwer­de die In­ter­es­sen aller bzw. einer gros­sen An­zahl sei­ner Mit­glie­der auf dem Weg der Ver­wal­tungs­be­schwer­de wahr­neh­men. Das Ge­richt konn­te davon aus­ge­hen, dass etwa 300 bis 400 Mit­glie­der des Ver­eins in einem Um­kreis von 200 m um das Bau­vor­ha­ben woh­nen und eine kon­kre­te Be­trof­fen­heit aus­ge­wie­sen war.

Muss ein Bau­ge­such­stel­ler in der Per­son des Grund­ei­gen­tü­mers und des Pro­jekt­ver­fas­sers so­wohl das ei­gent­li­che  Bau­ge­such als auch alle Un­ter­la­gen un­ter­zeich­nen (§ 27 Abs. 2 V PBG)? - Die Bau­be­wil­li­gung wird wohl einer be­stimm­ten Per­son er­teilt, be­inhal­tet aber ein Bau­vor­ha­ben in sei­ner kon­kre­ten Ge­stalt und Aus­füh­rung. Der Be­griff des Bau­ge­such­stel­lers bzw. der Bau­herr­schaft ist ver­wal­tungs­recht­lich weit zu fas­sen. Auch ein Ar­chi­tekt, ein Ge­ne­ral­un­ter­neh­mer oder eine be­auf­trag­te Dritt­per­son kann ein Bau­ge­such im ei­ge­nen Namen ein­rei­chen. Ist der Bau­ge­such­stel­ler nicht Ei­gen­tü­mer des Bau­grund­stü­ckes, so hat er seine Be­rech­ti­gung zur Ein­rei­chung des Bau­ge­suchs nach­zu­wei­sen. Bei der von der Ver­ord­nung zum Planungs-​ und Bau­ge­setz ver­lang­ten Un­ter­schrift auf den Un­ter­la­gen han­delt es sich um eine Ord­nungs­vor­schrift. Der Bau­ge­such­stel­ler hat die Mög­lich­keit, seine Be­rech­ti­gung zur Ein­rei­chung eines be­stimm­ten Bau­ge­suchs an­der­wei­tig nach­zu­wei­sen.

Wenn sich aus den Un­ter­la­gen und na­ment­lich aus förm­li­chen Be­stä­ti­gun­gen, wo­nach ein Grund­ei­gen­tü­mer mit dem Bau­vor­ha­ben ein­ver­stan­den sei, die Be­fug­nis zur Ein­rei­chung eines Bau­ge­suchs er­gibt, so haben die Pläne nicht auch noch zu­sätz­lich durch den Grund­ei­gen­tü­mer un­ter­zeich­net wer­den müs­sen.

Die  Aus­stands­pflicht für Mit­glie­der von Ge­mein­de­be­hör­den und Kom­mis­sio­nen gilt nicht nur für die Be­schluss­fas­sung, son­dern auch für die Be­ra­tung. Unter Miss­ach­tung von Aus­stands­vor­schrif­ten zu­stan­de ge­kom­me­ne Be­schlüs­se sind un­be­se­hen ihrer in­halt­li­chen Rich­tig­keit auf­zu­he­ben. - Es ent­steht der An­schein der Be­fan­gen­heit, wenn ein Mit­glied der  Bau­kom­mis­si­on sein ei­ge­nes Pro­jekt in der Kom­mis­si­on er­läu­tert, dann aber das Sit­zungs­zim­mer ver­lässt und im Pro­to­koll nicht ver­merkt ist, dass Be­ra­tung und Be­schluss­fas­sung ohne die­ses Mit­glied statt­ge­fun­den haben.

Ent­schei­de sind ge­mäss § 20 Abs. 1 VRG schrift­lich zu be­grün­den. Die  Be­grün­dungs­pflicht be­zieht sich auf die we­sent­li­chen Ge­sichts­punk­te. Die Be­hör­de muss sich nicht aus­drück­lich mit jeder tat­säch­li­chen Be­haup­tung und jedem recht­li­chen Ein­wand aus­ein­an­der set­zen.

Wenn der Ge­mein­de­rat in sei­nem Ent­scheid zwar fest­stellt, dass sich das Bau­vor­ha­ben ins  Orts­bild in­te­grie­re, nicht aber in wel­cher Form und aus wel­chen Grün­den, so ist die Be­grün­dung zu all­ge­mein. Das  Gebot des recht­li­chen Ge­hörs wurde zu­min­dest teil­wei­se ver­letzt. Weil sich die Par­tei­en in zwei Schrif­ten­wech­seln, bei einem  Au­gen­schein und in einer ab­schlies­sen­den Stel­lung­nah­me zu allen Punk­ten noch­mals haben äus­sern kön­nen, be­trach­te­te das Ge­richt die Ver­let­zung des recht­li­chen Ge­hörs als ge­heilt.

Der Be­griff des Orts­bil­des geht im Raum­pla­nungs­recht auf die Voll­zie­hungs­ver­ord­nung zum Bun­des­be­schluss über dring­li­che Mass­nah­men auf dem Ge­biet der Raum­pla­nung vom 29. März 1972, Art. 4 Abs. 1, zu­rück. Be­deu­ten­de Orts­bil­der sind nach bun­des­ge­richt­li­cher Pra­xis Bau­grup­pen, deren Ein­zel­bau­ten sich ei­ner­seits zu einem Bild au­gen­fäl­li­ger Ge­schlos­sen­heit ver­ei­nen und an­de­rer­seits in die Um­ge­bung ein­ord­nen.

Vor­lie­gend waren Struk­tur und Er­schei­nungs­bild des Orts­bil­des zu er­hal­ten. Wenn in der Nach­bar­schaft die di­rekt an­gren­zen­den Ge­bäu­de ein Sat­tel­dach auf­wei­sen, hätte man bei der Ge­stal­tung der Neu­bau­ten eine ent­spre­chen­de  Dach­form ver­lan­gen müs­sen. Zudem sieht eine Be­stim­mung der ge­meind­li­chen Bau­ord­nung vor, dass die frei­ste­hen­den Bau­kör­per ähn­li­che Di­men­sio­nen auf­zu­wei­sen hät­ten, wie sie im Orts­bild vor­herr­schen wür­den. In der Regel seien im Zen­trum drei, in den üb­ri­gen Zonen zwei Voll­ge­schos­se zu­läs­sig. Das ge­plan­te vier­ge­schos­si­ge Haus (Erd­ge­schoss, 1. und 2. Ober­ge­schoss und At­ti­ka­ge­schoss mit mehr als 60 % des obers­ten Voll­ge­schos­ses) weicht mas­siv von der als Regel be­zeich­ne­ten  Ge­schoss­zahl ab und wi­der­spricht damit der Bau­ord­nung.

Eine Fas­sa­den­li­nie er­setzt eine Be­stim­mung über die Fas­sa­den­län­ge nicht.

Die ge­meind­li­che Be­stim­mung, wo­nach Fens­ter­öff­nun­gen als ste­hen­de Recht­ecke aus­zu­bil­den und mit Spros­sen zu ver­se­hen sind, lässt dem Ge­mein­de­rat kei­nen Er­mes­sens­spiel­raum. Es bleibt kein Raum für eine Aus­nah­me­be­wil­li­gung unter dem Titel einer zeit­ge­mäs­sen Ar­chi­tek­tur.

Der Bau einer zwi­schen 4 bis 6 m brei­ten Brü­cke über einen Bach und der Bau ver­schie­de­ner Stütz­mau­ern sowie die Vor­nah­me von Ter­rain­ver­än­de­rungen sind zu­sam­men ge­nom­men ein schwe­rer Ein­griff in den na­tür­li­chen Lauf des Ge­wäs­sers. Als Aus­nah­me sind sie nur dann zu be­wil­li­gen, wenn an­de­re, ge­wich­ti­ge öf­fent­li­che In­ter­es­sen dies ver­lan­gen. Eine Ver­wei­ge­rung der Aus­nah­me­be­wil­li­gung führt zu einer Be­schrän­kung der wirt­schaft­li­chen In­ter­es­sen der Bau­herr­schaft. Die bau­li­chen Al­ter­na­ti­ven er­ge­ben kei­nen Här­te­fall, wes­halb eine Aus­nah­me­be­wil­li­gung nicht zu­läs­sig war.

Ur­teil vom 20. De­zem­ber 2005 i.S. S. C. und A. und wei­te­re

Der Re­gie­rungs­rat hatte auf Be­schwer­de der  Stock­werk­ei­gen­tü­mer­ge­mein­schaft hin ent­schie­den, ein ent­ge­gen der Bau­be­wil­li­gung weder behinderten-​ noch be­tag­ten­ge­recht er­stell­ter Haus­zu­gang sei nicht nach­träg­lich für einen sol­chen Per­so­nen­kreis her­zu­stel­len, da die ur­sprüng­li­chen, dem Bau­be­wil­li­gungs­ver­fah­ren zu­grun­de ge­leg­ten Pläne keine der­ar­ti­ge Er­schlies­sung aus­ge­wie­sen hät­ten. Das Ver­wal­tungs­ge­richt wies eine da­ge­gen er­ho­be­ne Be­schwer­de ab. Wohl hiess es im an­wend­ba­ren ge­meind­li­chen Recht, bei Mehr­fa­mi­li­en­häu­sern seien Woh­nun­gen im Erd­ge­schoss oder sol­che mit Lif­ter­schlies­sung so zu er­stel­len, dass eine spä­te­re An­pas­sung an die Be­dürf­nis­se ein­zel­ner be­hin­der­ter oder be­tag­ter Be­woh­ner mög­lich sei.

Ein zwar die  be­hin­der­ten­ge­rech­te Er­schlies­sung eines Ge­bäu­des aus­wei­sen­der, von der Ge­mein­de je­doch nie be­wil­lig­ter Plan kann nicht als be­wil­lig­ter Um­ge­bungs­plan be­zeich­net wer­den. Das Ge­richt kam zum Schluss, der Ge­mein­de­rat müsse nach­träg­lich für eine behinderten-​ und be­tag­ten­ge­rech­te Er­schlies­sung sor­gen, nach­dem die Bau­herr­schaft einen Zu­stand ge­schaf­fen hat, der weder der feh­ler­haf­ten Bau­be­wil­li­gung ent­spricht noch den An­for­de­run­gen des Ge­mein­de­rechts an eine behinderten-​ und be­tag­ten­ge­rech­te Er­schlies­sung.

Ur­teil vom 20. De­zem­ber 2005 i.S. J. B.

Wenn der Re­gie­rungs­rat im Rah­men einer  Auf­sichts­be­schwer­de gegen eine Kor­po­ra­ti­on fest­stellt, dass die Vor­aus­set­zun­gen für ein auf­sichts­recht­li­ches Ein­schrei­ten nicht er­füllt sind, kann die­ser Be­schluss nicht mit or­dent­li­chen Rechts­mit­teln an­ge­foch­ten wer­den. Unter die­ser Vor­aus­set­zung ver­bie­tet sich auch die Über­prü­fung der Rüge, die Korpora­tion habe mit der Ein­räu­mung eines Bau­rechts an die Bau­ge­such­stel­le­rin we­ni­ger stren­ge Auf­la­gen ver­bun­den als sie dies ge­gen­über frü­he­ren Ge­such­stel­lern im glei­chen Quar­tier getan habe. Die Rechts­gleich­heit steht auch in­so­fern nicht zur Dis­kus­si­on, als ein Bau­rechts­ver­trag zwi­schen Kor­po­ra­ti­on und Bau­ge­such­stel­ler noch gar nicht zu­stan­de ge­kom­men ist. Im Üb­ri­gen sind es al­lein die Nut­zungs­plä­ne und nicht Sat­zun­gen und Sta­tu­ten einer Kor­po­ra­ti­ons­ge­mein­de, wel­che die zu­läs­si­ge  Nut­zung des Bo­dens ord­nen.

Wenn eine Zo­nen­gren­ze mit­ten im Grund­stück liegt und die ge­meind­li­che Bau­ord­nung keine  Ab­stands­re­geln für Bau­ten und An­la­gen am Über­gang vom Siedlungs-​ zum Nicht­sied­lungs­ge­biet ent­hält, kann ein Neu­bau bis an die Zo­nen­gren­ze her­an­rü­cken. Die Be­rech­nung der  Ge­bäu­de­hö­he er­folgt teil­wei­se nach kan­to­na­lem und teil­wei­se nach ge­meind­li­chem Recht. Nach § 12 V PBG er­gibt sich die Ge­bäu­de­hö­he aus der Summe der ein­zel­nen, in der Höhe be­grenz­ten Voll­ge­schos­se. Ein Bau­vor­ha­ben in der Wohn­zo­ne W2B er­gibt vor­lie­gend eine ma­xi­mal er­laub­te Ge­bäu­de­hö­he von 6,5 m. Das Bau­vor­ha­ben ver­letzt dies­be­züg­lich keine öffentlich-​rechtlichen Vor­schrif­ten.

Ob die Vor­aus­set­zun­gen für die Er­tei­lung einer  Aus­nah­me­be­wil­li­gung - hier für Park­plät­ze - ge­ge­ben sind oder nicht, ist eine Rechts­fra­ge. Die zu­stän­di­ge Be­hör­de kann nicht nach frei­em Er­mes­sen dar­über be­stim­men, ob die be­son­de­ren Um­stän­de des Ein­zel­falls ein Ab­wei­chen von den Vor­schrif­ten der Bau­ord­nung er­lau­ben oder nicht. Aus­nah­me­be­wil­li­gun­gen dür­fen er­teilt wer­den, wenn eine ge­setz­li­che Grund­la­ge be­steht, wenn die Aus­nah­me­be­wil­li­gung nicht gegen Sinn und Zweck des ent­spre­chen­den Ge­set­zes ver­stösst und wenn auch sonst keine über­wie­gen­den  öf­fent­li­chen In­ter­es­sen ver­letzt wer­den. Bevor eine Aus­nah­me­be­wil­li­gung er­teilt wer­den darf, sind die sich wi­der­strei­ten­den öf­fent­li­chen und pri­va­ten In­ter­es­sen zu er­he­ben und ge­gen­ein­an­der ab­zu­wä­gen.

Wenn der Ge­mein­de­rat das pri­va­te In­ter­es­se an der zo­nen­ge­mäs­sen Nut­zung eines in der Bau­zo­ne lie­gen­den Grund­stücks ge­gen­über dem öf­fent­li­chen In­ter­es­se an der strik­ten Ein­hal­tung des Stras­sen­ab­stan­des höher ge­wer­tet hat, kann das Ge­richt darin keine Rechts­ver­let­zung fin­den.

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