Navigieren auf Kanton Zug

Ein­lei­tung

1997: Ver­wal­tungs­ge­richt

1998: Ver­wal­tungs­ge­richt

1999: Ver­wal­tungs­ge­richt

2000: Ver­wal­tungs­ge­richt

2000: Re­gie­rungs­rat

2001: Ver­wal­tungs­ge­richt

2001: Re­gie­rungs­rat

2002: Ver­wal­tungs­ge­richt

2002: Re­gie­rungs­rat

2003: Ver­wal­tungs­ge­richt

2003: Re­gie­rungs­rat

2004: Ver­wal­tungs­ge­richt

2004: Re­gie­rungs­rat

2005: Ver­wal­tungs­ge­richt

2005: Re­gie­rungs­rat

2006: Ver­wal­tungs­ge­richt

2006: Re­gie­rungs­rat

Ent­scheid vom 17. Ja­nu­ar 2006 i.S. D. F. B. und Kon­sor­ten

Die­ser Ent­scheid dreht sich um eine in den 70er Jah­ren des letz­ten Jahr­hun­derts mit zwei Mehr­fa­mi­li­en­häu­sern über­bau­te Lie­gen­schaft, deren Ge­bäu­de im Rah­men einer neuen Arealbe­bauungsbewilligung auf­ge­stockt und um­ge­baut wer­den sol­len. Die Nach­bar­schaft wand­te sich da­ge­gen. Sie macht gel­tend, die Vor­in­stanz habe sich mit ihren nach­bar­li­chen In­ter­es­sen, na­ment­lich mit der Be­ein­träch­ti­gung der Licht­ver­hält­nis­se und dem Aus­sichts­ver­lust nicht aus­einander ge­setzt, was eine Ver­let­zung des recht­li­chen Ge­hörs be­deu­ten könn­te. - Still­schwei­gend über­ge­hen darf eine Be­hör­de nur jene Ar­gu­men­te, die er­kenn­bar un­be­hel­flich sind. Ver­fü­gun­gen der Ver­wal­tungs­be­hör­den sind aus­rei­chend zu be­grün­den, so dass aus den Er­wä­gun­gen oder aus der Zu­sam­men­fas­sung jene Ar­gu­men­te her­vor­ge­hen, auf die sich die Be­hör­de bei ihrem Ent­scheid ge­stützt hat.

Die Vor­in­stanz hat sich mit den Rügen der heu­ti­gen Be­schwer­de­füh­rer sum­ma­risch be­fasst. Das muss­te ge­nü­gen.

Wenn eine ge­meind­li­che Kom­mis­si­on - hier die  Stadt­bild­kom­mis­si­on - als Fach­or­gan Fra­gen der Bau­herr­schaft ab­ge­klärt hat, dann war sie nur be­ra­tend tätig und hat die Bau­be­hör­de nicht ge­bun­den. Der Vor­wurf der Be­fan­gen­heit des Stadt­ra­tes geht fehl.

Bis zur An­pas­sung einer Bau­ord­nung an das kan­to­na­le Recht gel­ten die ge­meind­li­chen Zo­nen­plä­ne und Re­gle­men­te nach § 71 Abs. 1 PBG. Schon nach bis­he­ri­gem ge­meind­li­chen Recht waren an eine Are­al­be­bau­un­gen be­son­de­re An­for­de­run­gen ge­stellt.

Eine Are­al­be­bau­ung soll Vor­tei­le für die Um­ge­bung er­zie­len, d.h. auch nach­bar­schaft­li­che In­ter­es­sen be­rück­sich­ti­gen. Es ginge nicht an, wenn eine Bau­be­wil­li­gungs­be­hör­de von Vor­schrif­ten für die Ein­zel­bau­wei­se im Rah­men einer Are­al­be­bau­ung ein­zig zu­guns­ten der Aus­nüt­zungs­op­ti­mie­rung ab­wei­chen würde, ohne dass auch in Bezug auf die Nach­bar­schaft, d.h. für die Um­ge­bung, sowie in Bezug auf die Ein­pas­sung und Ein­ord­nung, d.h. für das Sied­lungs­bild, eine bes­se­re Lö­sung er­zielt wer­den könn­te. Es reicht nicht, wenn eine Are­al­be­bau­ung im Ver­gleich zu einer mög­li­chen Ein­zel­bau­wei­se für die Nach­bar­schaft le­dig­lich das klei­ne­re Übel dar­stellt. Eine Are­al­be­bau­ung kann erst dann be­wil­ligt wer­den, wenn sie für das Sied­lungs­bild, für die Nach­bar­schaft sowie für die bau­li­che Um­ge­bung ob­jek­tiv be­trach­tet Vor­tei­le bringt.

Fehlt ein  Um­ge­bungs­ge­stal­tungs­plan beim Ge­such für eine Are­al­be­bau­ung, ist die­ses Ge­such un­voll­stän­dig. Die Bau­be­hör­de dürf­te dar­auf gar nicht erst ein­tre­ten. Bei der Are­al­be­bau­ung kommt es we­sent­lich auf die Um­ge­bung an.

Die Be­schwer­de­füh­rer haben eine Lö­sung auf­ge­zeigt, wie nach ihrer An­sicht die Nach­bar­par­zel­le rich­tig ge­nutzt wer­den könn­te. Die Be­schwer­de­in­stanz kann nicht auf ein fik­ti­ves Vor­ha­ben ein­ge­hen.

Wenn be­nach­bar­te Ge­bäu­de die Mög­lich­keit ver­schaf­fen, auch in be­nach­bar­te Woh­nun­gen zu bli­cken, so ent­spricht das den Le­bens­ver­hält­nis­sen in einem städ­ti­schen Quar­tier. Ein un­zu­läs­si­ger Ein­griff in die  Pri­vat­sphä­re liegt des­we­gen nicht vor.

Eine Auf­sto­ckung von be­stehen­den Mehr­fa­mi­li­en­häu­sern bringt vor­lie­gend weder für das Sied­lungs­bild noch für die Be­schwer­de­füh­rer Vor­tei­le. Die er­höh­ten An­for­de­run­gen waren ins­ge­samt nicht er­füllt.

Ent­scheid vom 24. Ja­nu­ar 2006 i.S. H. + H. F. (Auf­sichts­be­schwer­de)

Die Rechts­ver­tre­tung einer Ein­woh­ner­ge­mein­de durch einen An­walt er­gibt keine In­ter­es­sens­kon­flik­te, wenn die­ser An­walt nie als Rechts­ver­tre­ter der Pri­vat­par­tei tätig war.

Eine  Auf­sichts­be­schwer­de darf nur dann an die Hand ge­nom­men wer­den, wenn die Rüge nicht mit einem or­dent­li­chen oder aus­ser­or­dent­li­chen Rechts­mit­tel gel­tend ge­macht wer­den kann.  Scha­den­er­satz­be­geh­ren sind in­nert eines Jah­res seit Kennt­nis des Scha­dens bei der zu­stän­di­gen Be­hör­de - hier beim Ge­mein­de­rat - in einem Vor­ver­fah­ren gel­tend zu ma­chen (Ver­ant­wort­lich­keits­ge­setz vom 1. Fe­bru­ar 1979, VG; BGS 154.11).

Wenn die Ein­woh­ner­ge­mein­de im Hin­blick auf den Bau einer neuen Stark­strom­lei­tung fi­nan­zi­el­le Mit­tel im Rechts­streit be­reit­stellt, kann die Auf­sichts­be­schwer­de füh­ren­de Par­tei das­sel­be nicht für sich be­an­spru­chen, wo es um eine be­stehen­de Stark­strom­lei­tung geht.

Ent­scheid vom 31. Ja­nu­ar 2006 i.S. J. S.

Eine Bau­be­wil­li­gung für ein Mehr­fa­mi­li­en­haus mit Ge­wer­be ent­hielt die Auf­la­ge, die de­fi­ni­ti­ve Nut­zung bzw. der Aus­bau von  La­den­lo­ka­len sei mit den ent­spre­chen­den Un­ter­la­gen der Ver­wal­tungs­stel­le an­zu­zei­gen. Die Ver­wal­tungs­stel­le ver­lang­te Un­ter­la­gen, als ihr an­ge­zeigt wurde, im La­den­lo­kal werde eine Piz­za­bä­cke­rei ein­ge­rich­tet. Es gehe um ein Bau­be­wil­li­gungs­ver­fah­ren und die Wahl der rich­ti­gen Ver­fah­rens­art. Der La­den­be­sit­zer er­ach­te­te die Vor­aus­set­zun­gen für ein Bau­be­wil­li­gungs­ver­fah­ren als nicht ge­ge­ben und seine Un­ter­la­gen als voll­stän­dig. Die mit der Be­wil­li­gung für das Mehr­fa­mi­li­en­haus er­teil­te Bau­be­wil­li­gung rei­che aus.

Wenn im Erd­ge­schoss ein La­den­lo­kal be­wil­ligt wor­den ist, han­delt es sich bei der Ver­kaufs­tä­tig­keit um eine ge­werb­li­che Nut­zung, die kei­ner wei­te­ren Be­wil­li­gung be­darf. Die Pro­duk­ti­on aber, die auch er­höh­te  Ge­ruchs­im­mis­sio­nen zur Folge haben könn­te, geht über den Um­fang der Bau­be­wil­li­gung hin­aus. Die Nach­ba­rin­nen und Nach­barn muss­ten nicht mit einem Pro­duk­ti­ons­be­trieb und all­fäl­li­gen  Im­mis­sio­nen rech­nen. Daher ge­lang­te der Re­gie­rungs­rat zum Schluss, es sei ein or­dent­li­ches  Bau­be­wil­li­gungs­ver­fah­ren durch­zu­füh­ren.

Ge­mäss Art. 6 der  Luftreinhalte-​Verordnung vom 16. De­zem­ber 1985 (LRV; SR 814.318.142.1) sind  Emis­sio­nen mög­lichst nah am Ort ihrer Ent­ste­hung und mög­lichst voll­stän­dig zu er­fas­sen und so ab­zu­lei­ten, dass keine über­mäs­si­gen Im­mis­sio­nen ent­ste­hen. Nach Abs. 2 der glei­chen Be­stim­mung die Emis­sio­nen in der Regel durch Ka­mi­ne oder Ab­luft­ka­nä­le über Dach aus­ge­stos­sen wer­den. Der Be­schwer­de­füh­rer muss ent­ge­gen sei­nen Vor­stel­lun­gen die ent­ste­hen­den Emis­sio­nen über das Dach ab­lei­ten, was wie­der­um eine Bau­be­wil­li­gung er­for­der­lich macht und ein Ver­fah­ren, an dem die Nach­ba­rin­nen und Nach­barn teil­neh­men kön­nen.

Ent­scheid vom 21. März 2006 i.S. Z. B.

In einer  Land­haus­zo­ne steht auf einer klei­nen Par­zel­le ein ein­ge­schos­si­ges, rund 60‑jäh­ri­ges Fe­ri­en­haus. Die­ses soll  um- und aus­ge­baut und in ein 4 ½-​Zimmer-Wohnhaus mit Dach­ge­schoss ver­wan­delt wer­den. Nach­barn wand­ten sich gegen die Bau­be­wil­li­gung, weil der heu­ti­ge Ge­län­de­ver­lauf zu Un­recht als ge­wach­se­nes Ter­rain an­ge­nom­men wor­den sei, die Hö­hen­la­ge des neuen Erd­ge­schos­ses nicht stim­me und eine Aus­nah­me­be­wil­li­gung dafür nicht in Frage komme, der Grenz­ab­stand un­ter­schrit­ten sei, usw.

Der Ge­mein­de­rat setz­te sich zu Un­recht nicht mit der Rüge aus­ein­an­der, die Aus­nüt­zungs­be­rech­nung sei falsch. Er liess es mit der Fest­stel­lung be­wen­den, sie sei rich­tig. Da­durch hat er das recht­li­che Gehör des Ein­spre­chers und heu­ti­gen Be­schwer­de­füh­rers ver­letzt. Das recht­li­che Gehör kann in Ver­wal­tungs­be­schwer­de­ver­fah­ren nach der Recht­spre­chung des Bun­des­ge­richts nur ge­heilt wer­den, wenn die Ver­let­zung nicht be­son­ders schwer wiegt. Die  Hei­lung des Man­gels soll eine Aus­nah­me dar­stel­len. Die Be­schwer­de muss­te gut­ge­heis­sen wer­den.

Auch wenn die­ser Punkt nicht zu be­ur­tei­len ge­we­sen wäre, hätte die Be­schwer­de gut­ge­heis­sen wer­den müs­sen. We­sent­li­che Teile der be­stehen­den Bau­sub­stanz sol­len durch neue er­setzt wer­den. Der First wird ent­fernt und nur im nörd­li­chen und öst­li­chen Be­reich blei­ben die Aus­sen­wän­de ste­hen. Die Räume des ehe­ma­li­gen Fe­ri­en­hau­ses än­dern we­sent­lich. Rund die Hälf­te der Flä­che des Erd­ge­schos­ses wird neu or­ga­ni­siert. Eine neue Trep­pe soll das Dach­ge­schoss er­schlies­sen. Es ist daher von einem Neu­bau aus­zu­ge­hen und nicht von einem Umbau, auf den § 72 Abs. 2 PBG an­zu­wen­den wäre. Be­stehen­de Un­ter­schrei­tun­gen des Stras­sen­ab­standes und des Grenz­ab­standes sind mit dem Pro­jekt nicht ver­ein­bar.

Ent­scheid vom 21. März 2006 i.S. R. D. und Kon­sor­ten

In die­sem Fall geht es um die  Orts­pla­nungs­re­vi­si­on. Nach Art. 33 Abs. 3 Bst. b RPG hat der Re­gie­rungs­rat als Be­schwer­de­be­hör­de den an­ge­foch­te­nen Be­schluss nicht nur auf Recht­mäs­sig­keit, son­dern auch auf Zweck­mäs­sig­keit und An­ge­mes­sen­heit zu prü­fen. So­weit es je­doch um reine Er­mes­sens­fra­gen geht, ist eine ge­wis­se Zu­rück­hal­tung ge­bo­ten, damit der  Er­mes­sen­spiel­raum der für die Orts­pla­nung in ers­ter Linie zu­stän­di­gen Ein­woh­ner­ge­mein­de ge­wahrt bleibt. Der Re­gie­rungs­rat ist nicht kom­mu­na­le Pla­nungs­in­stanz. Die mit der Be­schwer­de­in­struk­ti­on be­fass­te Bau­direktion hat nicht nur die di­rekt Be­schwer­de­füh­ren­den, son­dern alle Grund­ei­gen­tü­me­rin­nen und Grund­ei­gen­tü­mer des Quar­tiers ins Ver­fah­ren ein­be­zo­gen und ihnen Ge­le­gen­heit ge­bo­ten, eine Stel­lung­nah­me ein­zu­rei­chen. Diese Bei­la­dung kann auch ohne aus­drück­li­che ge­setz­li­che Grund­la­ge von Amtes wegen er­fol­gen.

Nach kon­stan­ter Pra­xis des Bun­des­ge­richts müs­sen Män­gel bei der Vor­be­rei­tung von  Ab­stim­mun­gen "so­fort" ge­rügt wer­den. Die in § 50 Abs. 2 VRG er­wähn­te Be­schwer­de­frist von 8 Tagen ge­langt nicht zur An­wen­dung. Die Pra­xis des Bun­des­ge­richts be­zieht sich auf Stimm­rechts­be­schwer­den im Sinne von Art. 85 Bst. a des Bun­des­ge­set­zes über die Or­ga­ni­sa­ti­on der Bun­des­rechts­pfle­ge vom 16. De­zem­ber 1943 (OG; SR 173.110) und ist nach kon­stan­ter Recht­spre­chung auch auf das kan­to­na­le Rechts­mit­tel­ver­fah­ren im Be­reich von Wah­len und Ab­stim­mun­gen an­zu­wen­den. Eine Rüge, die rund einen Monat nach der Ab­stim­mung und weit nach Zu­stel­lung einer Ab­stim­mungs­bro­schü­re, deren Män­gel be­an­stan­det wer­den, er­folgt, ist ver­spä­tet.

Wenn eine nut­zungs­pla­ne­ri­sche Lö­sung als un­an­ge­mes­sen be­zeich­net wer­den muss, darf die über­ge­ord­ne­te Be­hör­de nicht das Er­mes­sen der für die Pla­nung zu­stän­di­gen Be­hör­de durch ihr Ei­ge­nes er­set­zen. Viel­mehr hat sie die An­ge­le­gen­heit zu neuer Ent­schei­dung an die Be­hör­de zu­rück­zu­wei­sen (Tschan­nen, Kom­men­tar RPG, N 64 zu Art. 2).

Der Sou­ve­rän hat im vor­lie­gen­den Fall ein Quar­tier der Ar­beits­zo­ne zu­ge­wie­sen, das vor­her der Wohn- und Ge­wer­be­zo­ne an­ge­hört hatte. Die­ses Quar­tier be­steht aus 14 Par­zel­len. Die Wohn­nut­zung do­mi­niert zur­zeit. Die an­gren­zen­den Kan­tons­stras­sen wer­den in ab­seh­ba­rer Zeit eine er­heb­li­che Ver­kehrs­zu­nah­me auf­wei­sen. Das Quar­tier wird für Wohn­bau­ten un­ge­eig­net sein. Eine Wohn­nut­zung wird nicht mehr be­wil­ligt wer­den kön­nen. Die neue Zo­nie­rung muss die ab­seh­ba­ren Än­de­run­gen be­rück­sich­ti­gen. Auch wenn an­dern­orts  ge­misch­te Nut­zun­gen häu­fig vor­kom­men, muss doch immer ge­fragt wer­den, ob ein Ge­biet dafür auch ge­eig­net ist. Das öf­fent­li­che In­ter­es­se an einer Zo­nen­plan­än­de­rung über­wiegt die pri­va­ten In­ter­es­sen an der Bei­be­hal­tung der bis­he­ri­gen Zo­nen­art.

Ent­scheid vom 21. März 2006 i.S. M. und C. H. und Kon­sor­ten

Der Ent­scheid dreht sich um die Orts­pla­nung. Ein Quar­tier mit bis­he­ri­ger Wohn­zo­ne W3 soll in eine Wohn- und Ar­beits­zo­ne Wa4/09 um­ge­zont wer­den. Da­ge­gen er­ho­ben ei­ni­ge Grundeigen­tümerinnen und Grund­ei­gen­tü­mer Be­schwer­de, nach­dem ihr Ein­wand mit dem Be­schluss des Sou­ve­räns über die  Orts­pla­nung kei­nen Er­folg ge­habt hatte. Die mit der In­struk­ti­on be­auf­trag­te Bau­di­rek­ti­on lud alle Ei­gen­tü­me­rin­nen und Ei­gen­tü­mer im Quar­tier zu Stel­lung­nah­me ein. Dies er­folg­te im Sinne einer Bei­la­dung (siehe Ent­scheid vom 21. März 2006 i.S. R. D. und Kon­sor­ten).

Beim Quar­tier han­delt es sich um ein äl­te­res, mit Ein- und Zwei­fa­mi­li­en­häu­sern über­bau­tes Wohn­quar­tier mit eher klei­nen Grund­stü­cken. Die Ein­woh­ner­ge­mein­de hatte es für eine Um­zonung mit  ge­misch­ter Nut­zung be­stimmt, weil es durch die Stadt­bahn gut er­schlos­sen sei. Es lies­sen sich grös­se­re Ge­bäu­de­vo­lu­mi­na und eine hö­he­re Dich­te er­zie­len. Die Ver­kehrs­zu­nah­me führe auch zu einer Er­hö­hung der  Lärm­emp­find­lich­keits­stu­fe von ES II auf ES III. Es solle zu einer Struk­tur­be­rei­ni­gung kom­men. Dazu seien Land­zu­sam­men­le­gun­gen nötig. Al­ler­dings hatte die Ein­woh­ner­ge­mein­de in ihrem Be­richt zur Orts­pla­nungs­re­vi­si­on ver­merkt, sie wolle die Zo­nen­art än­dern, weil sie eine Sen­kung der Aus­nüt­zungs­zif­fer in Wohn­ge­bie­ten an­stre­be. Mit der Um­zonung ge­schä­he nun das Ge­gen­teil. Die Aus­nüt­zung würde von 0,6 auf 0,9 er­höht. Die heu­ti­ge Nut­zung des Ge­bie­tes ent­spricht den bis­he­ri­gen Zo­nen­vor­schrif­ten voll­um­fäng­lich. Das Quar­tier hat einen sehr hohen Wohn­an­teil. Die Um­zo­nung lässt sich so nicht be­grün­den. Ein  Ge­wer­be­an­teil von min­des­tens 40 %, wie mit den neuen Be­stim­mun­gen vor­ge­schrie­ben, würde zu einem Wert­ver­lust der ein­zel­nen Grund­stü­cke füh­ren, umso mehr als die neu vor­ge­schrie­be­nen Grenz­ab­stän­de (klei­ner Ab­stand von 6 Meter bzw. 8 Meter; gros­ser Ab­stand von 11 Meter) keine ei­gen­stän­di­gen Wohn- und Ge­wer­be­bau­ten mit ver­nünf­ti­gen Ab­mes­sun­gen zu­las­sen. Es han­delt sich um sehr lange und eher schma­le Par­zel­len von meist rund 500 m2 Flä­che. In­ner­halb der nächs­ten Jahre dürf­te eine  Land­um­le­gung ohne Zwang kaum zu­stan­de kom­men. Die neuen Be­stim­mun­gen der Orts­pla­nung wür­den im Zeit­raum von 15 Jah­ren kaum etwas be­wir­ken kön­nen. Die Zo­nie­rung nimmt weder auf das Fak­ti­sche noch auf die Be­dürf­nis­se der Be­völ­ke­rung Rück­sicht. In Gut­heis­sung der Be­schwer­de wird die Um­zo­nung nicht ge­neh­migt. Es blei­ben die bis­her gül­ti­gen Bau­vor­schrif­ten bis zur Rechts­kraft einer neuen Zo­nie­rung in Kraft.

Ent­scheid vom 4. April 2006 i.S. C. C.-W. und Kon­sor­ten

Ein Ge­bäu­de soll um­ge­baut und mit einem  Lift­an­bau ver­se­hen wer­den. Es liegt in der Altstadt­zone. Am  Au­gen­schein der Bau­di­rek­ti­on nah­men der kan­to­na­le Denk­mal­pfle­ger und ein von den Be­schwer­de­füh­rern bei­gezo­ge­ner Ex­per­te teil. Des­we­gen braucht es keine zu­sätz­li­che Ex­per­ti­se durch einen so ge­nannt neu­tra­len Fach­mann, wie von den Be­schwer­de­füh­rern be­an­tragt.

Durch den Lift­an­bau wird der  Ge­bäu­de­ab­stand zwi­schen dem Wohn­haus der Be­schwer­de­füh­rer und dem geg­ne­ri­schen Ob­jekt von 4,1 auf 1,45 Meter ver­kürzt. Im  Be­bau­ungs­plan für das Ge­biet sind de­tail­lier­te An­ga­ben dar­über ent­hal­ten, wel­che Bau­ten bei­zu­be­hal­ten sind, wo es nur um das äus­se­re Er­schei­nungs­bild geht, usw. Der Be­reich von mög­li­chen Neu­bau­ten wird genau be­zeich­net, mit An­ga­be über die ma­xi­mal zu­läs­si­ge First-​ und Trauf­hö­he sowie über die First­rich­tung und die ma­xi­mal zu­läs­si­ge Ge­schoss­zahl. Eine Schraf­fur im Be­bau­ungs­plan zeigt klar, dass der be­stehen­de Anbau zu er­hal­ten und nicht ab­ge­bro­chen bzw. durch einen Lift er­setzt wer­den kann. Auch ein Zu­sam­men­bau der bei­den Ge­bäu­de wäre nicht mög­lich, weil er gegen den Um­ge­bungs­schutz ver­stos­sen würde, der für das eine, pri­va­te Ge­bäu­de auf­grund sei­ner schon frü­her vom Re­gie­rungs­rat be­schlos­se­nen Un­ter­schutz­stel­lung gilt. Das Vor­ha­ben auf der Nach­bar­par­zel­le würde auch den Rah­men einer un­we­sent­li­chen  Än­de­rung des Be­bau­ungs­plans spren­gen. Von pla­ne­ri­schen Fest­le­gun­gen in einem Be­bau­ungs­plan darf in einem heik­len Ge­biet, wozu die Alt­stadt mit den engen Raum­ver­hält­nis­sen zwei­fels­oh­ne ge­hört, nicht nach Be­lie­ben ab­ge­wi­chen wer­den. So er­heb­li­che Ab­wei­chun­gen müs­sen im  or­dent­li­chen Ver­fah­ren nach § 39 PBG be­schlos­sen wer­den, indem die nach­bar­li­chen und die öf­fent­li­chen In­ter­es­sen sorg­fäl­tig gegen­einander ab­ge­wo­gen wer­den.

Ent­scheid vom 11. April 2006 i.S. U. und P. B.-S. und Kon­sor­ten

Die Bau­be­hör­de hat vor rund 10 Jah­ren eine  Are­al­be­bau­ung mit vier Ein­fa­mi­li­en­häu­sern und einem Zwei­fa­mi­li­en­haus be­wil­ligt. Davon sind nur zwei Ge­bäu­de er­stellt wor­den. Der Ei­gen­tü­mer von Rest­flä­chen plan­te eine neue Über­bau­ung, ab­wei­chend von der ur­sprüng­li­chen Arealbe­bauung, wie die Be­schwer­de­füh­rer vor­brach­ten. Es gehe nicht an, re­du­zier­te Grenz-​ und Ge­bäu­de­ab­stän­de zu be­an­spru­chen, die im Zu­sam­men­hang mit der ur­sprüng­li­chen Are­al­be­bau­ung ge­re­gelt wor­den seien. Nut­zungs­recht­lich dürfe das neue Pro­jekt auch nicht von den ehe­mals mit der Are­al­be­bau­ung ge­währ­ten Vor­tei­len pro­fi­tie­ren. Die neue Über­bau­ung finde die Zu­stim­mung der Nach­barn, die sich an die Are­al­be­bau­ung ge­hal­ten hät­ten, in kei­ner Weise, usw. Die Vor­instanz be­haup­te­te, es gehe um eine Auf­tei­lung der Flä­chen in zwei ei­gen­stän­di­ge Are­al­be­bau­un­gen. Im Dis­po­si­tiv des an­ge­foch­te­nen Ent­schei­des fin­det sich dazu nichts. Auch die Be­stand­teil der ur­sprüng­li­chen Are­al­be­bau­ung bil­den­de Stras­sen­par­zel­le blieb un­er­wähnt, ob­schon sie im Mit­ei­gen­tum steht und die Vor­in­stanz of­fen­bar davon aus­ging, ein Mit­ei­gen­tums­an­teil sei zur ur­sprüng­li­chen Are­al­be­bau­ungs­flä­che ge­schla­gen wor­den.

Der Re­gie­rungs­rat und das Ver­wal­tungs­ge­richt haben immer wie­der fest­ge­stellt, dass bei Ge­samt­pla­nun­gen oder Are­al­be­bau­un­gen das ge­mäss den er­höh­ten An­for­de­run­gen und den grös­se­ren Ge­stal­tungs­frei­heit ver­wirk­lich­te Kon­zept in ge­wis­sem Sinne nor­ma­ti­ven Cha­rak­ter hat. Im vor­lie­gen­den Fall soll­te das Kon­zept der ur­sprüng­li­chen Are­al­be­bau­ung we­sent­lich ge­än­dert wer­den. Die  an­re­chen­ba­re Ge­schoss­flä­che soll um 166 % zu­neh­men. Ohne Ein­ver­ständ­nis aller be­tei­lig­ten Ei­gen­tü­mer ist diese  Plan­än­de­rung nicht zu­läs­sig. Es hätte der Un­ter­schrif­ten der Grund­ei­gen­tü­mer be­durft. Die Bau­herr­schaft hat es zudem un­ter­las­sen, zu­sam­men mit den Gesuchs­unterlagen den Um­ge­bungs­ge­stal­tungs­plan ein­zu­rei­chen. An sich hätte die Bau­be­hör­de auf das  Bau­ge­such in­fol­ge Un­voll­stän­dig­keit der ein­ge­reich­ten Un­ter­la­gen gar nicht erst ein­tre­ten dür­fen. Der Re­gie­rungs­rat hat die Be­schwer­de gut­heis­sen.

Ent­scheid vom 2. Mai 2006 i.S. R. B. und Mit­un­ter­zeich­ner sowie M. und B. H. B.

Im Ent­scheid geht es um einen Schul­haus­platz in einer Zone des öf­fent­li­chen In­ter­es­ses, der für pri­va­te Sport­ver­an­stal­tungen, die auch abends und an Wo­chen­en­den statt­fin­den, ver­wen­det wird. Um­strit­ten sind Im­mis­sio­nen aus Lärm und Licht­strah­lung. Der An­hang 6 der Lärm­schutz­ver­ord­nung vom 15. De­zem­ber 1986 (LSV; SR 814.14) ent­hält keine so ge­nann­ten Pe­gel­kor­rek­tur­wer­te für Industrie-​ und Ge­wer­be­lärm. Es ist frag­lich, ob der für An­hang 6 mass­geb­li­che Mit­te­lungs­pe­gel un­re­gel­mäs­sig auf­tre­ten­den Lärm, na­ment­lich die mensch­li­chen Ge­räu­sche, tech­ni­schen Ein­rich­tun­gen wie Laut­spre­cher­an­la­gen und die Sport­ge­rä­te an­ge­mes­sen er­fas­sen kann. Feh­len Be­las­tungs­grenz­wer­te, so be­ur­teilt die Voll­zugs­be­hör­de die  Lärm­im­mis­sio­nen nach Art. 15 USG unter Be­rück­sich­ti­gung auch der Art. 19 und 23 USG. Nach Art. 15 USG sind die Im­mis­si­ons­grenz­wer­te für Lärm so fest­zu­le­gen, dass nach dem Stand der Wis­sen­schaft oder der Er­fah­rung Im­mis­sio­nen un­ter­halb die­ser Werte der Be­völ­ke­rung in ihrem Wohl­be­fin­den nicht er­heb­lich stö­ren.

Der Re­gie­rungs­rat muss ohne Rück­griff auf be­stimm­te Werte im Ein­zel­fall be­ur­tei­len, ob eine un­zu­mut­ba­re Stö­rung vor­liegt. Dabei sind der Cha­rak­ter des Lärms, der Zeit­punkt und die Häu­fig­keit sei­nes Auf­tre­tens sowie die  Lärm­emp­find­lich­keit bzw. Lärm­vor­be­las­tung der Zone, in der die Im­mis­sio­nen auf­tre­ten, zu be­rück­sich­ti­gen. Im vor­lie­gen­den Fall war die frag­li­che Nut­zung für Sport­an­läs­se auf dem Schul­haus­platz nicht zo­nen­kon­form, da dort in der Emp­find­lich­keits­stu­fe 2 keine und in der Stufe 3 höchs­tens mäs­si­ge Stö­run­gen er­laubt sind. Für die  Wie­der­her­stel­lung des be­wil­lig­ten Zu­stan­des in Bau­sa­chen gel­ten in der Regel drei Mo­na­te als Frist. Vor­lie­gend wird die Frist mit zwei Jah­ren be­mes­sen, um der Ein­woh­ner­ge­mein­de ge­nü­gend Zeit ein­zu­räu­men, not­wen­di­ge Vor­keh­run­gen für eine de­fi­ni­ti­ve Lö­sung zu tref­fen. Es soll­ten das Baubewilligungs-​ und das Kre­dit­be­wil­li­gungs­ver­fah­ren ab­ge­war­tet wer­den kön­nen. Im Wei­te­ren hat der Re­gie­rungs­rat mit bau­li­chen und be­trieb­li­chen Mass­nah­men dem Ru­he­be­dürf­nis der An­woh­ner Rech­nung ge­tra­gen, in die­sem Fall mit einer Frist für die Ein­füh­rung von drei Mo­na­ten. - Im Er­geb­nis sind die Be­schwer­den von An­woh­nern gut­ge­heis­sen wor­den.

Ent­scheid vom 2. Mai 2006 i.S. P. N. Z. und P. N. S.

Eine Or­ga­ni­sa­ti­on des Natur-​ und Land­schafts­schut­zes ist nicht be­rech­tigt, gegen eine Orts­pla­nung Be­schwer­de zu füh­ren, da Orts­pla­nungen nicht letzt­in­stanz­lich mit Ver­wal­tungs­ge­richts­be­schwer­de ans Bun­des­ge­richt wei­ter­ge­zo­gen wer­den kön­nen. Das  Be­schwer­de­recht der Or­ga­ni­sa­tio­nen des Natur-​ und Land­schafts­schut­zes gilt in Pla­nungs­sa­chen nur dann, wenn es um Ent­schä­di­gungen aus Folge von Ei­gen­tums­be­schrän­kungen geht und um Ent­schei­de über die  Zo­nen­kon­for­mi­tät von Bau­ten und An­la­gen aus­ser­halb der Bau­zo­nen sowie über Be­wil­li­gun­gen im Sinne der Art. 24 bis 24d RPG. An­de­re Ent­schei­de letz­ter kan­to­na­ler In­stan­zen sind end­gül­tig.

Ent­scheid vom 13. Juni 2006 i.S. R. F.

Die  Auf­sichts­be­schwer­de ist sub­si­di­är zu or­dent­li­chen und aus­ser­or­dent­li­chen Rechts­mit­teln. Ihr ist statt­zu­ge­ge­ben, wenn kla­res Recht, we­sent­li­che Ver­fah­rens­vor­schrif­ten oder öf­fent­li­che In­ter­es­sen of­fen­sicht­lich miss­ach­tet wer­den. Die Aus­kunft eines ein­zel­nen Be­hör­den­mit­glieds an­stel­le des Ge­mein­de­ra­tes be­rech­tigt nicht zur Auf­sichts­be­schwer­de. Es hätte Aus­kunft vom Ge­mein­de­rat und, bei ne­ga­ti­ver Stel­lung­nah­me des Ge­mein­de­ra­tes, ein Ent­scheid ver­langt wer­den kön­nen, wel­cher ein An­fech­tungs­ob­jekt dar­ge­stellt hätte. Wäre der Ge­mein­de­rat un­tä­tig ge­blie­ben, hätte dies zur Rechtsverweigerungs-​ oder Rechts­ver­zö­ge­rungsbe­schwer­de le­gi­ti­miert.

Ent­scheid vom 13. Juni 2006 i.S. A. D. und S. T. D.

Ver­kehrs­richt­plä­ne sind nur für die Be­hör­den ver­bind­lich. Sol­len Rechts­wir­kun­gen ge­gen­über Pri­va­ten er­reicht wer­den, muss ein Bau­li­ni­en- oder  Stras­sen­plan er­las­sen wer­den.

Ein Tä­tig­wer­den der Ge­mein­de be­züg­lich  Er­schlies­sung ist nicht not­wen­dig, wenn das zu er­schlies­sen­de Grund­stück noch nicht ein­ge­zont ist.

Nur  öf­fent­li­che Stras­sen i.S.v. § 4 Abs. 1 des Ge­set­zes über Stras­sen und Wege vom 30. Mai 1996 (BGS 751.14) sind von der  an­zu­rech­nen­den Land­flä­che bei der Be­rech­nung der  Aus­nüt­zungs­zif­fer in Abzug zu brin­gen.

Ent­scheid vom 11. Juli 2006 i.S. R. J-H.

Das Aus­stel­len einer  Ein­mün­dungs­be­wil­li­gung in eine Kan­tons­stras­se für ein­zel­ne Par­zel­len be­rech­tigt die üb­ri­gen An­woh­ner nicht zur Nut­zung die­ser Zu­fahrt. Ein dies­be­züg­li­ches Fuss- und Fahr­weg­recht ist im Rah­men des Pri­vat­rechts zu ver­ein­ba­ren.

Ent­scheid vom 18. Au­gust 2006 i.S. J. S.

Un­ter­las­sen einer Ein­spra­che im Bau­be­wil­li­gungs­ver­fah­ren führt grund­sätz­lich zum Ver­lust der  Be­rech­ti­gung zur Auf­sichts­be­schwer­de, wenn die gel­tend ge­mach­ten Rügen be­reits im Ein­spra­che­ver­fah­ren hät­ten vor­ge­bracht wer­den kön­nen.

Ent­scheid vom 22. Au­gust 2006 i.S. Di­ver­se

Für Bau­be­wil­li­gun­gen und ihre Be­fol­gung ist grund­sätz­lich der Ge­mein­de­rat als  Bau­po­li­zei­be­hör­de zu­stän­dig. Ein­schrei­ten des Re­gie­rungs­ra­tes als  Auf­sichts­be­hör­de ist ge­mäss § 39 Abs. 1 Ge­mein­de­ge­setz vom 4. Sep­tem­ber 1980 (BGS 171.1) nur bei drin­gen­den, of­fen­kun­di­gen Fäl­len, die kei­nen Ver­zug dul­den, er­laubt.

In einer Be­wil­li­gung, die Ein­zel­hei­ten der Um­ge­bungs­ge­stal­tung, ins­be­son­de­re die Er­schlies­sung, aus­drück­lich offen lässt, kann die Be­wil­li­gung der de­fi­ni­ti­ven Umgebungsge­staltung an eine Ab­tei­lung der Ge­mein­de  de­le­giert wer­den.

Wenn gegen die ur­sprüng­li­che Be­wil­li­gung kein Rechts­mit­tel er­grif­fen wor­den ist, be­deu­tet dies, dass gegen eine spä­te­re Kon­kre­ti­sie­rung des Um­ge­bungs­ge­stal­tungs­plans nichts mehr ein­ge­wen­det wer­den kann. Mit der Nicht­auf­la­ge des de­fi­ni­ti­ven Um­ge­bungs­ge­stal­tungs­pla­nes ver­stösst die Ge­mein­de so­dann nicht gegen die Pflicht zur  öf­fent­li­chen Auf­la­ge ge­mäss § 45 Abs. 1 des Planungs-​ und Bau­ge­set­zes vom 26. No­vem­ber 1998 (BGS 721.11), da es sich nicht um ein neues Ver­fah­ren han­delt, wenn keine  nach­bar­li­chen In­ter­es­sen be­rührt wer­den, son­dern nur noch Ein­zel­hei­ten prä­zi­siert wer­den müs­sen.

Ist die Ge­mein­de Ei­gen­tü­me­rin einer Stras­se, hat sie das Be­wil­li­gungs­ver­fah­ren für den Aus­bau ge­mäss § 15 Abs. 1 des Ge­set­zes über Stras­sen und Wege vom 30. Mai 1996 (BGS 751.14) selbst in Gang zu set­zen, so­fern der Aus­bau ein grös­se­res Aus­mass an­nimmt.

Ent­scheid vom 29. Au­gust 2006 i.S. F. D. L. und C. R.

Be­schlüs­se der Ge­mein­den zur  Orts­pla­nung dür­fen nicht gegen kan­to­na­les und kom­mu­na­les Recht ver­stos­sen. Al­len­falls sind die kom­mu­na­len Ge­set­ze in dem dafür vor­ge­se­he­nen Ver­fah­ren zu än­dern. Der Re­gie­rungs­rat über­prüft die Nut­zungs­pla­nung der Ge­mein­den mit vol­ler Ko­gni­ti­on, Art. 33 Abs. 3 lit. b Raum­pla­nungs­ge­setz vom 22. Juni 1979 (SR 700). Er prüft ob das  Pla­nungs­er­mes­sen rich­tig und zweck­mäs­sig aus­ge­übt wor­den ist.

Män­gel in der Vor­be­rei­tungs­pha­se einer  Ab­stim­mung müs­sen in Ab­wei­chung von § 50 Abs. 2 Ver­wal­tungs­rechts­pfle­ge­ge­setz (BGS 162.1) so­fort ge­rügt wer­den. Damit kann ver­mie­den wer­den, dass eine Ab­stim­mung wie­der­holt wer­den muss. Die Recht­spre­chung zu Art. 85 lit. a des Bun­des­ge­set­zes über die Or­ga­ni­sa­ti­on der Bun­des­rechts­pfle­ge vom 16. De­zem­ber 1943 (SR 173.110; neu: Bun­des­ge­setz über das Bun­des­ge­richt vom 17. Juni 2005, BGG) ist auch auf kan­to­na­le Rechts­mit­tel im Be­reich von Wah­len und Ab­stim­mun­gen an­wend­bar.

Die Ge­neh­mi­gung einer kom­mu­na­len Pla­nung darf ver­wei­gert wer­den, wenn sie die Er­fül­lung kan­to­na­ler Auf­ga­ben in un­zu­mut­ba­rer Weise be­hin­dert, sich auf­grund über­kom­mu­na­ler öf­fent­li­cher In­ter­es­sen als nicht halt­bar er­weist oder sie den weg­lei­ten­den Grund­sät­zen und Zie­len der Raum­pla­nung nicht ent­spricht, bzw. un­zu­rei­chend Rech­nung trägt.

Raum­pla­nung ist dem Wesen nach eine  kan­to­na­le Auf­ga­be und keine Bun­des­auf­ga­be im Sinne des Bun­des­ge­set­zes über den Natur-​ und Hei­mat­schutz vom 1. Juli 1966 (SR 451).

Der Bund hat mit der Ge­neh­mi­gung des kan­to­na­len Richt­plans der Ver­grös­se­rung der  Bootssta­tionierung zu­ge­stimmt. Die Be­wil­li­gung zur Be­sei­ti­gung von Ufer­ve­ge­ta­ti­on stellt des Wei­te­ren die Er­fül­lung einer Bun­des­auf­ga­be dar, wes­halb die Bau­be­wil­li­gungs­be­hör­de die ent­spre­chen­den Kom­mis­sio­nen (i.c. die Eid­ge­nös­si­sche Kom­mis­si­on für Natur-​ und Hei­mat­schutz, ENHK) bei­ziehen muss.

Öko­lo­gi­sche Auf­wer­tungs­mass­nah­men im Zu­sam­men­hang mit der Orts­pla­nung müs­sen bis zur Ab­stim­mung über die Orts­pla­nung vor­lie­gen.

Ent­scheid vom 26. Sep­tem­ber 2006 i.S. Di­ver­se

Neu­bau eines Mehr­fa­mi­li­en­hau­ses.

Ein At­ti­ka­ge­schoss muss als deut­lich un­ter­ge­ord­ne­te  Dach­auf­bau­te in Er­schei­nung tre­ten. Wird das At­ti­ka­ge­schoss im Hin­blick auf das dar­un­ter lie­gen­de Voll­ge­schoss nicht zu­rück­ver­setzt ge­baut, er­scheint es selbst als Voll­ge­schoss und es ist die ma­xi­mal zu­läs­si­ge  Ge­bäu­de­hö­he zu be­rück­sich­ti­gen.

Kom­mu­na­le Zo­nen­plä­ne und Bau­ord­nun­gen blei­ben bis zur An­pas­sung an das Planungs-​ und Bau­ge­setz vom 26. No­vem­ber 1998 (BGS 721.11) an­wend­bar, § 71 Abs. 1 PBG.

Die Flä­chen des Lift­schach­tes und der Trep­pen in jedem Ge­schoss sind be­züg­lich der  Aus­nüt­zungs­zif­fer zur  an­re­chen­ba­ren Ge­schoss­flä­che zu zäh­len.

Pa­ra­graph 26 der Bau­ord­nung der Stadt Zug vom 4. De­zem­ber 1994 ent­hält kein blos­ses Ver­un­stal­tungs­ver­bot son­dern ein Ein­ord­nungs­ge­bot. Eine de­tail­lier­te Be­trach­tung des Bau­vor­ha­bens ist unter Wah­rung der Ver­hält­nis­mäs­sig­keit an­ge­zeigt. Die Baute ist nicht für sich al­lei­ne, son­dern vor allem auch in Ab­hän­gig­keit zur bau­li­chen und land­schaft­li­chen Um­ge­bung zu wür­di­gen.

Ent­scheid vom 3. Ok­to­ber 2006 i.S. Di­ver­se

Auch wenn das Ver­wal­tungs­ge­richt in einem ers­ten Ver­fah­ren einen Be­schwer­de­ent­scheid des Re­gie­rungs­ra­tes in Bezug auf die Er­wei­te­rung eines Ge­schäfts­hau­ses auf­ge­ho­ben hat, ist der Re­gie­rungs­rat un­ab­hän­gig von der Vor­ge­schich­te ver­pflich­tet, einen  Be­bau­ungs­plan für die näm­li­che Lie­gen­schaft im Rah­men des Ge­neh­mi­gungs­ver­fah­rens zu prü­fen. Aus die­sem Grund muss der Re­gie­rungs­rat dem Ge­such für eine Sprung­be­schwer­de nicht Folge leis­ten. Je­doch ko­or­di­niert der Re­gie­rungs­rat sei­nen Ge­neh­mi­gungs­ent­scheid be­züg­lich des Be­bau­ungs­pla­nes mit dem Be­schwer­de­ent­scheid ge­mäss § 42 Abs. 2 Planungs-​ und Bau­ge­setz vom 26. No­vem­ber 1998 (BGS 721.11).

Ent­scheid vom 3. Ok­to­ber 2006 i.S. P. AG und T. AG

Vor­aus­set­zung einer Sprung­be­schwer­de ist die Zu­stim­mung der be­schwer­de­füh­ren­den Par­tei. Der Re­gie­rungs­rat kann je­doch nur aus trif­ti­gen Grün­den auf seine Über­prü­fungs­be­fug­nis ver­zich­ten.

Im Zu­sam­men­hang mit dem Ent­zug der  auf­schie­ben­den Wir­kung einer Be­schwer­de er­lei­den die Be­schwer­de­füh­rer kei­nen schwer­wie­gen­den Scha­den, wenn mit dem so­for­ti­gen Voll­zug eines (Zwischen-​)Ent­schei­des le­dig­lich ein bis­he­ri­ger, seit Jah­ren be­stehen­der Zu­stand an­dau­ert.

Ent­scheid vom 24. Ok­to­ber 2006 i.S. N. C.

Ein Ein­spre­cher ist nicht zur Bau­ein­spra­che le­gi­ti­miert, wenn zwi­schen des­sen Grund­stück und dem Bau­ob­jekt keine be­son­de­re Be­zie­hung vor­liegt. Das Grund­stück des Ein­spre­chers muss in einer räum­li­chen Be­zie­hung zum Bau­ob­jekt ste­hen, damit eine Be­ein­träch­ti­gung durch das Bau­vor­ha­ben als mög­lich er­scheint. Die Be­woh­ner einer 200 Meter Luft­li­nie ent­fern­ten Lie­gen­schaft sind daher auf­grund der Di­stanz nicht zur Bau­ein­spra­che le­gi­ti­miert. Ein Mit­ei­gen­tums­an­teil an einer Nach­bar­lie­gen­schaft hin­ge­gen le­gi­ti­miert zur Bau­ein­spra­che.

Ent­scheid vom 24. Ok­to­ber 2006 i.S. W. und L. S. sowie A. K.

Nach der mass­ge­ben­den Bau­ord­nung ist für eine  Are­al­be­bau­ung eine Min­dest­flä­che von 5'000 m2 er­for­der­lich. Die Bau­ord­nung ist noch nicht an das Planungs-​ und Bau­ge­setz vom 26. No­vem­ber 1998 (PBG; BGS 721.11) an­ge­passt wor­den, also gilt sie ge­mäss § 71 Abs. 1 PBG un­ver­än­dert. Die blos­se Mög­lich­keit, die der Ge­setz­ge­ber mit § 29 Abs. 1 PBG damit schafft, dass Arealbe­bauungspläne die Bau­wei­se für eine Flä­che von min­des­tens 2'000 m2 in­ner­halb der Bau­zo­ne be­stim­men kön­nen, kommt nicht zum Tra­gen. Im Üb­ri­gen sind ge­mäss § 47 Abs. 2 VRG je­weils die tat­säch­li­chen und recht­li­chen Ver­hält­nis­se im Zeit­punkt des Be­schwer­de­ent­scheids mass­ge­bend.

Vor­lie­gend er­reich­te die für die be­ab­sich­tig­te Are­al­be­bau­ung be­zeich­ne­te Flä­che nur 4'917 m2 und war damit zu klein.

Der Bau­herr­schaft nützt es nichts, wenn die Bau­ord­nung von vorn­her­ein für eine Are­al­be­bau­ung kei­nen  Aus­nüt­zungs­bo­nus ge­währt. Der Ge­setz­ge­ber woll­te die ar­chi­tek­to­ni­sche und städ­te­bau­li­che Qua­li­tät in die­sem Ge­biet mit Aus­schluss der Ein­zel­bau­wei­se för­dern. Dazu er­ach­te­te er es als not­wen­dig, die Min­dest­flä­che für die Are­al­be­bau­un­gen mit 5'000 m2 zu be­mes­sen. Für eine  Aus­nah­me­be­wil­li­gung war vor­lie­gend kein Raum, weil eine Aus­nah­me­si­tua­ti­on nicht er­kenn­bar war. Die Bau­herr­schaft hätte an­gren­zen­de Flä­chen in die Are­al­be­bau­ung ein­be­zie­hen kön­nen. In­so­fern ging es nicht um eine Rest­par­zel­le.

In einer  Land­haus­zo­ne für Ein- und Zwei­fa­mi­li­en­häu­ser mit Are­al­be­bau­ungs­pflicht müs­sen die Häu­ser nicht Sat­tel­dä­cher auf­wei­sen, wenn sich die Bau­ord­nung über die  Dach­for­men aus­schweigt.

Ent­scheid vom 14. No­vem­ber 2006 i.S. Auf­sichts­be­schwer­de von J. S.

Mit der  Auf­sichts­be­schwer­de wird hier ver­langt, es sei der Ge­mein­de­rat zu ver­pflich­ten, ISOS‑Schutz­zie­le zu be­ach­ten, d.h. in einem Bun­des­in­ven­tar ge­mäss Art. 5 ff. des Bun­des­ge­set­zes über den Natur-​ und Hei­mat­schutz (NHG) vom 1. Juli 1966 (SR 451) ent­hal­te­ne Qua­li­tä­ten eines Orts­bil­des zu schüt­zen, na­ment­lich in dem der Ge­mein­de­rat zu ver­fü­gen habe, be­stimm­te Pa­ra­bol­an­ten­nen an pri­va­ten Ge­bäu­den seien zu ent­fer­nen.

Auf­sichts­be­schwer­den sind nur dann an die Hand zu neh­men, wenn die Rügen nicht mit einem or­dent­li­chen oder aus­ser­or­dent­li­chen Rechts­mit­tel gel­tend ge­macht wer­den kön­nen. Die Auf­sicht des Kan­tons über die Ge­mein­den steht dem Re­gie­rungs­rat zu (§ 33 Abs. 1 des Ge­mein­de­ge­set­zes vom 4. Sep­tem­ber 1980 [GG; BGS 171.1]).

Orts­pla­nung ist Sache der Kan­to­ne und nicht grund­sätz­lich eine Bun­des­auf­ga­be. Die Zonen­planung be­darf kei­ner Be­gut­ach­tung der  Eid­ge­nös­si­schen Natur-​ und Hei­mat­schutz­kom­mis­si­on (ENHK) im Sinne von Art. 7 NHG, auch wenn sie ein in­ven­ta­ri­sier­tes Ob­jekt er­fasst. Das ISOS‑In­ven­tar war le­dig­lich eine von vie­len Grund­la­gen bei der Er­ar­bei­tung des kan­to­na­len Richt­plans.

Der Ge­mein­de­rat hat bei der Wahr­neh­mung sei­ner bau­recht­li­chen Auf­ga­ben die In­ter­es­sen des Denk­mal­schutzes ge­nü­gend be­rück­sich­tigt und hat sich je­weils von der kan­to­na­len Fach­stel­le be­ra­ten las­sen, so dass ein auf­sichts­recht­li­ches Ein­schrei­ten nicht ge­bo­ten ist.

Ab­schlies­send hat sich er­ge­ben, dass die Auf­sichts­be­schwer­de an die Hand zu neh­men war, ihr aber nicht statt­ge­ge­ben wer­den konn­te.

Ent­scheid vom 21. No­vem­ber 2006 i.S. Z. A.

Bau­ten dür­fen nur auf bau­rei­fen Grund­stü­cken er­stellt wer­den, d.h. wenn sich ein Grund­stück nach Form, Lage und Be­schaf­fen­heit zur vor­ge­se­he­nen Über­bau­ung eig­net und er­schlos­sen ist. Letz­te­res be­deu­tet, dass es über eine ge­nü­gen­de Zu­fahrt ver­fü­gen muss und an Wasser-​ und En­er­gie­ver­sor­gungs­lei­tun­gen sowie an die Ka­na­li­sa­ti­on an­ge­schlos­sen wer­den kann.

Die Er­schlies­sungs­an­la­gen müs­sen spä­tes­tens gleich­zei­tig mit der Bau­aus­füh­rung er­stellt sein. Neben der fak­ti­schen ist auch die recht­li­che Be­nüt­zungs­mög­lich­keit er­for­der­lich, so was die  Zu­fahrt an­geht.

Wenn ein Dienst­bar­keits­ver­trag zu­guns­ten des Bau­grund­stücks ein Fuss- und Fahr­weg­recht auf den bis­her aus­ge­üb­ten Um­fang be­schränkt, und die all­fäl­li­ge Aus­deh­nung die­ser Dienst­bar­keit um­strit­ten ist, fehlt es an einer Vor­aus­set­zung für die Er­tei­lung der Bau­be­wil­li­gung. Die Bau­rei­fe war nicht er­stellt. Der Ge­mein­de­rat hat die Bau­be­wil­li­gung zu Recht ver­wei­gert.

Der Be­schwer­de­füh­rer hat dem Ge­mein­de­rat im Sinne einer Auf­sichts­be­schwer­de vor­ge­wor­fen, er hätte längst han­deln müs­sen, um das seit Jah­ren ein­ge­zon­te Grund­stück zeit­ge­recht zu er­schlies­sen.

Die Auf­sichts­be­schwer­de ist sub­si­di­är. Der Be­schwer­de­füh­rer hat vor­lie­gend ein förm­li­ches Rechts­mit­tel zur Ver­fü­gung ge­habt und auch be­nutzt. Er konn­te nicht gleich­zei­tig Ver­wal­tungs­be­schwer­de und Auf­sichts­be­schwer­de füh­ren. Letz­te­re war des­halb nicht an die Hand zu neh­men.

Falls der Be­schwer­de­füh­rer nicht in­nert nütz­li­cher Frist mit sei­nem Nach­barn eine Ei­ni­gung über den Um­fang der Weg­dienst­bar­keit er­zielt, muss die Ein­woh­ner­ge­mein­de über die Er­schlies­sung öffentlich-​rechtlich ent­schei­den. Der  Pflicht zur Er­schlies­sung des Bau­ge­bie­tes kann sie sich nicht ent­zie­hen, auch nicht was die Fei­n­erschlies­sung an­geht. Letz­te­re kann sie kos­ten­mäs­sig den Grund­ei­gen­tü­mern über­bin­den. Mit­tel sind Strassen-​ oder Bau­li­ni­en­plä­ne.

Der Bau­herr hat auf ein frü­he­res Schrei­ben des Ge­mein­de­ra­tes an die vor­ma­li­ge Grundeigen­tümerin ver­traut. Darin hatte der Ge­mein­de­rat zwar bau­recht­li­che Fra­gen aus­ser­halb eines Bau­er­mitt­lungs­ver­fah­rens be­ant­wor­tet, gleich­zei­tig je­doch auf Schwie­rig­kei­ten bei einer Ein­zel­bau­wei­se auf­merk­sam ge­macht und eine ge­mein­sa­me Pla­nung zu­sam­men mit dem Nach­barn emp­foh­len. Der Ge­mein­de­rat er­teil­te keine vor­be­halt­lo­se Aus­kunft, wel­che das  schutz­wür­di­ge Ver­trau­en be­grün­det hätte. Ein Ver­trau­ens­tat­be­stand war damit nicht ge­schaf­fen.

In einem Quar­tier mit he­te­ro­ge­nem ar­chi­tek­to­ni­schen Aus­druck kann an einen Neu­bau keine be­son­ders stren­ger Mass­stab an­ge­legt wer­den, auch wenn in der Nach­bar­schaft ein spät mit­tel­al­ter­li­ches Ge­bäu­de steht.

Ent­scheid vom 5. De­zem­ber 2006 i.S. M. Z. AG

Ein Grund­ei­gen­tü­mer ver­lang­te bei der Orts­pla­nung, dass sein Land statt in eine Zone für Ar­bei­ten und Dienst­leis­tun­gen in eine Wohn- und Ar­beits­zo­ne um­zu­tei­len und von der Be­bau­ungs­plan­pflicht ab­zu­se­hen sei. Im Wei­te­ren sei in der Wohn- und  Ar­beits­zo­ne der Wohn­an­teil auf min­des­tens 30 Pro­zent und ma­xi­mal 80 Pro­zent fest­zu­le­gen. Der Sou­ve­rän ent­schied an­ders.

Der Re­gie­rungs­rat ge­währ­leis­te­te die Über­prü­fung des Ge­mein­de­be­schlus­ses im Rah­men von Art. 33 Abs. 3 Bst. b des Raum­pla­nungs­ge­set­zes vom 22. Juni 1979 (RPG; SR 700). Seine volle Ko­gni­ti­on nahm er mit ge­wis­ser Zu­rück­hal­tung in­so­fern wahr, als die für die Orts­pla­nung in ers­ter Linie zu­stän­di­ge  Ge­mein­de einen Er­mes­sens­spiel­raum be­an­spru­chen durf­te (siehe Art. 2 Abs. 3 RPG).

Die Ge­mein­den kön­nen in ihrem Zo­nen­plan oder in ihren Bau­ord­nungs­vor­schrif­ten für be­stimm­te Ge­bie­te oder be­stimm­te Nut­zun­gen die Aus­ar­bei­tung eines Be­bau­ungs­plans vor­schrei­ben. Sie kön­nen sich die­ses In­stru­ments der  Raum­ord­nung be­die­nen, weil es im Kan­ton Zug zur Pa­let­te der Nut­zungs­plä­ne ge­hört. Wenn es das öf­fent­li­che In­ter­es­se ver­langt, ord­nen die Ge­mein­den die Be­bau­ungs­plan­pflicht an. Die Be­bau­ungs­plan­pflicht ist auch dort denk­bar, wo die Fest­le­gung aller für die Über­bau­ung nö­ti­gen Pla­nin­hal­te beim Er­lass der Grund­ord­nung, na­ment­lich im Zo­nen­plan und in der Bau­ord­nung, ver­früht ge­we­sen wäre. An­de­rer­seits kann die Be­bau­ungs­plan­pflicht im pri­va­ten In­ter­es­se sein und gleich­zei­tig zur An­ord­nung der Ge­mein­de ge­hö­ren, wenn sich das Ge­biet für die Er­stel­lung einer Ge­samt­über­bau­ung oder einer  ver­dich­te­ten Bau­wei­se eig­net.

Die Ge­mein­de hat - ge­stützt auch auf den kom­mu­na­len, vom Ge­mein­de­rat be­schlos­se­nen Richt­plan - zum Aus­druck ge­bracht, dass ihr zur Si­che­rung einer guten orts­bau­li­chen Ent­wick­lung die grös­se­ren Neu­bau­ge­bie­te wich­tig sind, wes­halb sie sie mit einer  Be­bau­ungs­plan­pflicht bzw. einer Pflicht zur Are­al­be­bau­ung be­legt hat. - Vor­lie­gend war die Be­bau­ungs­plan­pflicht ge­recht­fer­tigt, d.h. das öf­fent­li­che In­ter­es­se daran aus­ge­wie­sen. Auf­grund der Bahn­li­nie als Lärm­quel­le im Süden des Are­als recht­fer­tigt es sich, an eine Über­bau­ung er­höh­te ge­stal­te­ri­sche An­for­de­run­gen zu stel­len. Im Wei­te­ren sind auch nörd­lich des Bahn­are­als Be­bau­ungs­plä­ne er­las­sen wor­den, nicht zu­letzt mit dem Ziel, Zen­trum und zen­trums­na­he Be­rei­che des Dor­fes pla­ne­risch zu einem Gan­zen zu füh­ren.

Das neue Be­bau­ungs­plan­ge­biet eig­net sich bes­ser für Ar­beits­plät­ze als für Woh­nen, vor allem auch des­halb, weil der Ar­beits­ver­kehr bes­ser als an­ders er­zeug­ter Ver­kehr mit öf­fent­li­chen Trans­port­mit­teln ab­ge­deckt wer­den kann. Auf die zeit­li­che und räum­li­che Re­gel­mäs­sig­keit des Arbeits-​ bzw. Pend­ler­ver­kehrs nimmt das An­ge­bot des öf­fent­li­chen Ver­kehrs be­son­ders Rück­sicht. Im Wei­te­ren würde die be­schwer­de­wei­se be­an­trag­te ge­ne­rel­le Er­hö­hung des Wohn­an­teils die im ge­meind­li­chen und im kan­to­na­len Richt­plan fest­ge­leg­te Ent­wick­lung mit einer ma­xi­ma­len Be­völ­ke­rungs­zahl un­ter­lau­fen.

Der Re­gie­rungs­rat hat die Be­schwer­de ab­ge­wie­sen.

Ent­scheid vom 12. De­zem­ber 2006 i.S. K.C. M.

Wenn je­mand weder Ei­gen­tü­mer eines Grund­stü­ckes ist, das an eine neue Stras­sen­bau­li­nie stösst, noch sonst wie von die­ser Bau­li­nie be­trof­fen ist, fehlt ihm die  Le­gi­ti­ma­ti­on zur Er­grei­fung eines Rechts­mit­tels in der Bau­li­ni­en­pla­nung.

Wenn die mit der In­struk­ti­on der Ver­wal­tungs­be­schwer­de­sa­che be­auf­trag­te Bau­di­rek­ti­on einen Au­gen­schein durch­führt, er­üb­rigt es sich, den Au­gen­schein auch mit dem Ge­samt­re­gie­rungs­rat zu ver­an­stal­ten.

Bau­li­ni­en haben den Ver­kehrs­be­dürf­nis­sen auf weite Sicht vor­aus­schau­end Rech­nung zu tra­gen. Im Zeit­punkt ihrer Fest­set­zung müs­sen ge­wis­se Vor­stel­lun­gen über das künf­ti­ge Stras­sen­pro­jekt be­stehen, wie sie auf­grund des Richt­plans zu­min­dest in funk­tio­nel­ler Hin­sicht do­ku­men­tiert sind.

Wenn nach kom­mu­na­lem Richt­plan eine Stras­se als Er­schlies­sungs­stras­se aus­ge­wie­sen ist, müs­sen die Bau­li­ni­en einen ent­spre­chend be­mes­se­nen Ab­stand haben. Vor­lie­gend hat es der Ge­mein­de­rat sogar in Kauf ge­nom­men, die Min­dest­brei­te der Fahr­bahn zu un­ter­schrei­ten, wenn es zum Aus­bau kommt. Damit hat er den Be­den­ken des Be­schwer­de­füh­rers Rech­nung ge­tra­gen und die In­an­spruch­nah­me von Land­wirt­schafts­land auf ein Mi­ni­mum be­schränkt.

Wenn es um die Son­der­nut­zungs­pla­nung für Bau­li­ni­en geht, sind nicht be­reits All­ge­mein­ver­fü­gun­gen wie die Fest­le­gung von Tem­po­li­mi­ten oder die Plat­zie­rung von Fuss­gän­ger­strei­fen darin ent­hal­ten. Die Ver­fah­ren der Pro­jekt­be­wil­li­gung und der Si­gna­li­sa­ti­on und Mar­kie­rung fol­gen und wer­den ko­or­di­niert sein.

Der Re­gie­rungs­rat hat die Be­schwer­de ab­ge­wie­sen.

Ent­scheid vom 12. De­zem­ber 2006 i.S. G. W. und E. W. W.

Mass­ge­bend für die Be­ur­tei­lung der Aus­bau­kri­te­ri­en einer Stras­se im Zu­stän­dig­keits­be­reich der Ein­woh­ner­ge­mein­den ist die voll­stän­di­ge Über­bau­ung des zu er­schlies­sen­den Ge­bie­tes. Nor­ma­li­en für Er­schlies­sungs­stras­sen sind Min­dest­an­for­de­run­gen. In einer Kern­zo­ne, die für die Schaf­fung und Er­hal­tung des Orts­zen­trums be­stimmt ist, sind im Erd­ge­schoss in der Regel keine Woh­nun­gen, son­dern Ge­schäf­te vor­zu­se­hen. Fuss­gän­ger und Fuss­gän­ge­rin­nen sol­len in die­sem Um­feld nicht di­rekt auf die Stras­se ge­lan­gen. Bau­li­ni­en mit Raum für Trot­toirs sind zweck­mäs­sig. Das Grund­stück der Be­schwer­de­füh­rer ist be­reits heute kaum mehr über­bau­bar, weil so­wohl die bis­he­ri­gen, rechts­kräf­ti­gen Bau­li­ni­en als auch der Min­dest­ge­bäu­de­ab­stand, der ohne Bau­li­ni­en gel­ten würde, die Über­bau­bar­keit stark ein­schrän­ken.

Der Re­gie­rungs­rat hat die Be­schwer­de ab­ge­wie­sen.

Ent­scheid vom 19. De­zem­ber 2006 i.S. M. und E. B.

In einer Orts­bild­schutz­zo­ne wol­len be­nach­bar­te Grund­ei­gen­tü­mer ihre Lie­gen­schaf­ten neu über­bau­en. Ein Grund­ei­gen­tü­mer soll die Tief­ga­ra­ge sei­nes Nach­barn für die Durch­fahrt zu sei­ner ei­ge­nen Tief­ga­ra­ge be­nut­zen. Die Par­tei­en strei­ten sich über die fi­nan­zi­el­le Ab­gel­tung des Durch­fahrts­rechts. Der Ge­mein­de­rat hat daher im Falle des spruch­rei­fen einen Bau­ge­suchs ent­schie­den, die Er­schlies­sung als Pro­vi­so­ri­um ohne Durch­fahrt durch die Tief­ga­ra­ge zu be­wil­li­gen.

Die da­ge­gen op­po­nie­ren­den Be­schwer­de­füh­rer irren, wenn sie glau­ben, es fehle nun an der Er­schlies­sung der Lie­gen­schaft. Die hin­rei­chen­de Zu­fahrt ist mit dem Pro­vi­so­ri­um ge­ge­ben, da das kan­to­na­le Tief­bau­amt eine  Ein­mün­dungs­be­wil­li­gung für die di­rek­te Er­schlies­sung via Kan­tons­stras­se er­teilt hat. Die spä­te­re rück­wär­ti­ge Er­schlies­sung ist in der Ein­mün­dungs­be­wil­li­gung vor­ge­se­hen. - Der Re­gie­rungs­rat hat die Be­schwer­de ab­ge­wie­sen.

Ent­scheid vom 19. De­zem­ber 2006 i.S. A.-E. und J.M. F.

Ein Grund­ei­gen­tü­mer will in der Alt­stadt von Zug einen be­stehen­den, 1,92 m brei­ten Bal­kon beid­seits je um 1,52 m ver­brei­tern, die­ses bei einem un­ver­än­dert be­las­se­nen Bal­kon in einem un­te­ren Ge­schoss. Ein Nach­bar wand­te sich gegen das Bau­ge­such, zu­letzt mit Ver­wal­tungs­be­schwer­de.

Die Stel­lung­nah­me des  Amtes für Denk­mal­pfle­ge und Ar­chäo­lo­gie war den öf­fent­lich auf­ge­le­ge­nen Ge­suchs­un­ter­la­gen nicht bei­gefügt. Dabei han­del­te sich je­doch um ein in­ter­nes Pa­pier, das nicht von der Auf­la­ge­pflicht be­trof­fen war. Eine Ver­let­zung des recht­li­chen Ge­hörs lag nicht vor. Oh­ne­hin hat­ten sich die Par­tei­en im Ver­wal­tungs­be­schwer­de­ver­fah­ren dazu äus­sern kön­nen.

Das frag­li­che Ge­bäu­de liegt in­ner­halb eines schüt­zens­wer­ten Orts­bil­des nach Bun­des­in­ven­tar (ISOS). Wenn keine Bun­des­auf­ga­be im Spiel ist, er­gibt sich der Schutz der im ISOS ver­zeich­ne­ten Ge­bie­te in ers­ter Linie aus dem kan­to­na­len Recht. Die Kan­to­ne blei­ben je­doch nicht völ­lig frei. Sie müs­sen Kon­zep­te und Sach­plä­ne des Bun­des in der Richt­pla­nung be­rück­sich­ti­gen (Art. 6 Abs. 4 RPG) und dafür sor­gen, dass kan­to­na­le und ge­meind­li­che Be­hör­den das In­ven­tar der schüt­zens­wer­ten Orts­bil­der der Schweiz als Pla­nungs­hil­fe bei­zie­hen. Das haben die Be­hör­den getan. Im Fol­gen­den war des­halb al­lein das ei­gen­tü­mer­ver­bind­li­che spe­zi­el­le Re­gle­ment der be­tref­fen­den Ein­woh­ner­ge­mein­de an­zu­wen­den.

Wenn ein Ge­bäu­de nach Denk­mal­schutz­ge­setz vom 26. April 1990 (BGS 423.11) in­ven­ta­ri­siert ist, muss ein die­ses Ge­bäu­de be­rüh­ren­des Bau­ge­such der Denk­mal­pfle­ge zur Stel­lung­nah­me un­ter­brei­tet wer­den. Die Frage, ob eine Bal­ko­n­er­wei­te­rung in der Alt­stadt zu be­wil­li­gen ist oder nicht, lässt sich al­ler­dings nicht aus­schliess­lich im Lich­te städ­te­bau­li­cher, ar­chi­tek­to­ni­scher und his­to­ri­scher Kri­te­ri­en wür­di­gen, son­dern es müs­sen auch In­ter­es­sen der Nach­barn be­rück­sich­tigt wer­den (Ur­teil des Ver­wal­tungs­ge­richts vom 4. Juni 1992, V 60/1991, Seite 8). An­de­rer­seits sind die aus engen Platz­ver­hält­nis­sen re­sul­tie­ren­den Nach­tei­le auch von Nach­barn in er­höh­tem Mass in Kauf zu neh­men.

Her­kömm­li­che Fas­sa­den im Be­reich der in­ne­ren Alt­stadt ent­hal­ten keine Bal­ko­ne. Dass vor Er­lass des spe­zi­el­len Re­gle­ments Bal­ko­ne den­noch er­stellt wor­den sind, heisst nicht, dass sie nun zum Cha­rak­ter der Alt­stadt ge­hö­ren. Die ver­stärkt gel­ten­den Be­stim­mun­gen zur Er­hal­tung, Wie­der­her­stel­lung und Ver­bes­se­rung des Er­schei­nungs­bil­des der in der in­ne­ren Alt­stadt lie­gen­den Ge­bäu­de deu­ten auf den his­to­ri­schen Cha­rak­ter der Alt­stadt, der we­sent­lich ist.

Das spe­zi­el­le Re­gle­ment be­stimmt, dass bei den Fas­sa­den die her­kömm­li­chen Aus­mas­se, Pro­por­tio­nen und die in­di­vi­du­el­le Ei­gen­art zu er­hal­ten oder wie­der­her­zu­stel­len sind. Da an­ders als bei an­de­ren Be­stim­mun­gen keine be­son­de­re Aus­nah­me­klau­sel be­steht, muss von einer strik­ten An­wen­dung aus­ge­gan­gen wer­den. Die all­ge­mei­ne Aus­nah­me­re­ge­lung, die eben­falls im spe­zi­el­len Re­gle­ment er­scheint, konn­te nicht zum Tra­gen kom­men, weil keine Aus­nah­me­si­tua­ti­on im Sinne einer of­fen­sicht­lich un­zweck­mäs­si­gen Lö­sung oder einer un­bil­li­gen Härte vor­lag, die mit einer Aus­nah­me­be­wil­li­gung zu lösen ge­we­sen wäre.

Weitere Informationen

Fusszeile

Deutsch