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Ein­lei­tung

1997: Ver­wal­tungs­ge­richt

1998: Ver­wal­tungs­ge­richt

1999: Ver­wal­tungs­ge­richt

2000: Ver­wal­tungs­ge­richt

2000: Re­gie­rungs­rat

2001: Ver­wal­tungs­ge­richt

2001: Re­gie­rungs­rat

2002: Ver­wal­tungs­ge­richt

2002: Re­gie­rungs­rat

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2003: Re­gie­rungs­rat

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2004: Re­gie­rungs­rat

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2005: Re­gie­rungs­rat

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2006: Re­gie­rungs­rat

2007: Ver­wal­tungs­ge­richt

2007: Re­gie­rungs­rat

2008: Ver­wal­tungs­ge­richt

2008: Re­gie­rungs­rat

2009: Ver­wal­tungs­ge­richt

2009: Re­gie­rungs­rat

Ent­scheid vom 27. Ja­nu­ar 2009 i.S. U. B. und wei­te­re Be­tei­lig­te sowie M. und J. H.

Der Aus­nüt­zungs­trans­fer fin­det seine ge­setz­li­che Grund­la­ge in § 19 Ver­ord­nung zum Planungs-​ und Bau­ge­setz vom 16. No­vem­ber 1999 (V PBG; BGS 721.111). Da­nach ist die Aus­nüt­zungs­über­tra­gung der ver­trag­li­che Ver­zicht des Grund­ei­gen­tü­mers auf Aus­schöp­fung der Aus­nüt­zungs­zif­fer zu­guns­ten sei­nes Nach­barn. Der Ver­trag muss fol­gen­de Vor­aus­set­zun­gen er­fül­len: Auf dem be­güns­tig­ten Grund­stück darf die zu­läs­si­ge Aus­nüt­zungs­zif­fer um höchs­tens einen Vier­tel er­höht wer­den; die Grund­stü­cke müs­sen Zonen an­ge­hö­ren, die eine glei­che Nut­zung ge­stat­ten; die üb­ri­gen Bau­vor­schrif­ten gehen dem An­spruch auf Aus­schöp­fung der Aus­nüt­zungs­zif­fer vor. Im Be­reich der Grund­stücks­gren­ze lie­gen­de Wege, Er­schlies­sungs­stras­sen und Fliess­ge­wäs­ser hin­dern die Aus­nüt­zungs­über­tra­gung nicht. Vor­lie­gend stand fest, dass sämt­li­che Vor­aus­set­zun­gen für die Über­tra­gung der auf der an­zu­rech­nen­den Land­flä­che lie­gen­den Aus­nüt­zung bzw. der an­zu­rech­nen­den Ge­schoss­flä­che der be­las­te­ten Par­zel­le auf das Bau­grund­stück er­füllt waren. Wei­ter stand aber auch fest, dass die Are­al­be­bau­ung die ma­xi­mal zu­läs­si­ge an­zu­rech­nen­de Ge­schoss­flä­che und damit auch die ma­xi­mal zu­läs­si­ge Aus­nüt­zung über­schritt. Da es von Bau­vor­schrif­ten, wel­che die Bau­dich­te (Aus­nüt­zungs­zif­fer, Bau­mas­sen­zif­fer usw.) be­stim­men, keine Aus­nah­men geben kann (§ 31 Abs. 2 V PBG), wur­den die Be­schwer­den gut­ge­heis­sen und der an­ge­foch­te­ne Ent­scheid auf­ge­ho­ben.

Ge­mäss § 42 BO Cham sind die Grenz­ab­stän­de auch ge­gen­über der Zo­nen­gren­ze OeI und den Nicht­bau­zo­nen ein­zu­hal­ten, wenn die Zo­nen­gren­zen nicht auf einer Par­zel­len­gren­ze lie­gen. Der Ge­setz­ge­ber hat mit dem Er­lass die­ser Vor­schrift ge­gen­über den Zonen des öf­fent­li­chen In­ter­es­ses und den Nicht­bau­zo­nen einen Ab­stand im Um­fang des Grenz­ab­stan­des ein­hal­ten wol­len. Er hat dabei je­doch über­se­hen, dass ge­gen­über einer Grund­stücks­gren­ze im Ein­ver­ständ­nis mit dem Nach­barn ein Nä­her­bau im Sinne von § 11 V PBG ver­ein­bart wer­den kann. Dies hat zur Folge, dass ein Nä­her­bau- oder sogar ein Grenz­bau­recht ver­ein­bart wer­den könn­te, wenn Grund­stücks­gren­ze und Zo­nen­gren­ze zu­sam­men­fal­len soll­ten, und dass § 42 BO Cham je­weils um­gan­gen wer­den könn­te, wenn - wie vor­lie­gend - durch eine Mu­ta­ti­on auf der Zo­nen­gren­ze neu eine Grund­stücks­gren­ze ge­schaf­fen würde. Damit käme § 42 BO Cham nie mehr zur An­wen­dung, was nicht im In­ter­es­se des Ge­setz­ge­bers lie­gen kann. Vor­lie­gend stand somit fest, dass die Grenz­ab­stän­de auch ge­gen­über der Zo­nen­gren­ze OeI und den Nicht­bau­zo­nen ein­zu­hal­ten sind, selbst wenn die Zo­nen­gren­ze auf der Par­zel­len­gren­ze lie­gen. In die­sem Fall ste­hen näm­lich öf­fent­li­che In­ter­es­sen einer Ein­räu­mung eines Nä­her­bau­rech­tes ent­ge­gen (§ 11 V PBG). Auf­grund die­ser Schluss­fol­ge­rung ergab sich, dass die Mehr­fa­mi­li­en­häu­ser der Are­al­be­bau­ung den Ab­stand ge­gen­über der üb­ri­gen Zone für Frei­hal­tung sowie den Ab­stand zur Land­wirt­schafts­zo­ne ver­letz­ten.

Ent­scheid vom 27. Ja­nu­ar 2009 i.S. J. I., S., D. W.-N. und I. A.-O.

Im vor­lie­gen­den Ent­scheid ging es um die Öf­fent­li­ch­er­klä­rung eines Weges. Öffentlich-​rechtliche Ei­gen­tums­be­schrän­kun­gen sind mit der Ei­gen­tums­ga­ran­tie ge­mäss Art. 26 BV nur dann ver­ein­bar, wenn sie auf einer ge­setz­li­chen Grund­la­ge be­ru­hen, im öf­fent­li­chen In­ter­es­se lie­gen und ver­hält­nis­mäs­sig sind. Die Frage der Ent­schä­di­gung für die Ei­gen­tums­be­schrän­kung stellt sich erst dann, wenn die Zu­läs­sig­keit des Ein­griffs in das Ei­gen­tum zu be­ja­hen ist.

Die ge­setz­li­che Grund­la­ge für die Öf­fent­li­ch­er­klä­rung des Weges war vor­lie­gend mit der Be­stim­mung von § 4 Abs. 2 des Ge­set­zes über Stras­sen und Wege vom 30. Mai 1996 (GSW) ge­ge­ben. Das öf­fent­li­che In­ter­es­se am Er­lass des Stras­sen­plans und der Öf­fent­li­ch­er­klä­rung des Weges war je­doch als ge­ring ein­zu­stu­fen. Wog man die öf­fent­li­chen und pri­va­ten In­ter­es­sen ge­gen­ein­an­der ab, so über­wog das In­ter­es­se der Be­trof­fe­nen an der Bei­be­hal­tung des bis­he­ri­gen Zu­stan­des. Dies, weil das mit dem Stras­sen­plan und der Öf­fent­li­ch­er­klä­rung des Weges an­ge­streb­te Ziel, die Si­cher­stel­lung der Er­schlies­sung der noch un­über­bau­ten Grund­stü­cke, auch auf an­de­re, mil­de­re Weise für die Be­trof­fe­nen er­reicht wer­den konn­te, in dem diese den Ei­gen­tü­mern der noch un­über­bau­ten Grund­stü­cke die not­wen­di­gen Weg­rech­te ein­räum­ten. Damit stand fest, dass für die vom Ge­mein­de­rat ver­füg­ten Ei­gen­tums­be­schrän­kun­gen ein öf­fent­li­ches In­ter­es­se vor­han­den war, aber die pri­va­ten In­ter­es­sen der Be­trof­fe­nen an der Bei­be­hal­tung des bis­he­ri­gen Zu­stan­des das öf­fent­li­che In­ter­es­se über­wo­gen. Die ei­gen­tums­be­schrän­ken­de Mass­nah­me war auch nicht ver­hält­nis­mäs­sig, da die Er­schlies­sung der un­über­bau­ten Grund­stü­cke auch auf eine an­de­re, we­ni­ger ein­schnei­den­de Weise für die Be­trof­fe­nen er­reicht wer­den konn­te. Die Be­schwer­den wur­den somit gut­ge­heis­sen und die an­ge­foch­te­nen Ent­schei­de der Vor­in­stanz auf­ge­ho­ben.

Ent­scheid vom 17. Fe­bru­ar 2009 i.S. A. M.

Ge­mäss § 2 V PBG sind Klein­bau­ten ein­ge­schos­si­ge, nicht Wohn- und Ge­wer­be­zwe­cken die­nen­de Ne­ben­ge­bäu­de von höchs­tens 50 m2 Grund­flä­che, 3,50 m Ge­bäu­de­hö­he und 5 m First­hö­he. Die Ein­woh­ner­ge­mein­den kön­nen in ihren Bau­ord­nun­gen nied­ri­ge­re Masse fest­le­gen (§ 2 V PBG). Die Ge­mein­de Hü­nen­berg hat von die­ser Kom­pe­tenz Ge­brauch ge­macht. Dem­ge­mäss sind Klein­bau­ten in Hü­nen­berg ein­ge­schos­si­ge, nicht Wohn- oder Ge­wer­be­zwe­cken die­nen­de Ne­ben­ge­bäu­de von höchs­tens 40 m2 Grund­flä­che, 3 m Ge­bäu­de­hö­he und 4 m First­hö­he (§ 32 Abs. 1 BO Hü­nen­berg). Für Klein­bau­ten gel­ten fol­gen­de Ab­stands­vor­schrif­ten: Der Grenz­ab­stand be­trägt 3 m. Er kann mit Zu­stim­mung des Nach­barn und mit Ein­trag im Grund­buch ver­rin­gert oder ganz auf­ge­ho­ben wer­den (§ 32 Abs. 5 lit. a BO Hü­nen­berg).

Vor­lie­gend war eine Me­tall­kon­struk­ti­on ge­ge­ben, die mit einem Ge­stell ver­gli­chen wer­den konn­te, das an der Ein­frie­dung be­fes­tigt war und auf dem Ma­te­ri­al teil­wei­se ge­schützt von Wit­te­rungs­ein­flüs­sen ge­la­gert wer­den konn­te. Mit sei­nen Ab­mes­sun­gen von rund 4 m Länge und 1,30 m Höhe, na­ment­lich mit sei­ner Tiefe von 0,50 m, wies das Me­tall­ge­stell bei Wei­tem weder Ge­bäu­de­qua­li­tät auf, noch konn­te von einer Klein­bau­te ge­spro­chen wer­den. Das Ge­stell wurde auf der Grund­stücks­sei­te des Be­schwer­de­füh­rers als Ein­frie­dung wahr­ge­nom­men. Es dien­te auch auf dem Grund­stück der Bau­herr­schaft als Ein­frie­dung, gleich­zei­tig aber auch als Ab­stell­flä­che zur La­ge­rung von Holz. Für Ein­frie­dun­gen gel­ten in Hü­nen­berg die Vor­schrif­ten des Pri­vat­rechts (§ 30 BO Hü­nen­berg). Erst ab einer Höhe von 1,80 m un­ter­lie­gen sie dem Bau­be­wil­li­gungs­ver­fah­ren und be­dür­fen ab die­ser Höhe der Zu­stim­mung der Nach­barn (§ 30 BO Hü­nen­berg). Ge­mäss § 105 Abs. 1 EG ZGB dür­fen Mau­ern und Holz­wän­de, wel­che auf der Gren­ze zwei­er Grund­stü­cke er­stellt wer­den, ohne beid­sei­ti­ges Ein­ver­ständ­nis die Höhe von 1,50 m nicht über­stei­gen. Das als Ein­frie­dung die­nen­de Me­tall­ge­stell war le­dig­lich 1,30 m hoch. Damit stand fest, dass diese Me­tall­kon­struk­ti­on ohne kom­mu­na­le Bau­be­wil­li­gung und ohne Zu­stim­mung des Be­schwer­de­füh­rers als Ein­frie­dung in öffentlich-​rechtlicher Sicht zu Recht di­rekt auf die Gren­ze ge­setzt wor­den war.

Wei­ter war ein Gar­ten­schopf ge­ge­ben, bei dem es sich um eine for­mell und ma­te­ri­ell wi­der­recht­li­che Klein­bau­te han­del­te. Der Ab­bruch eines ma­te­ri­ell ge­setz­wid­ri­gen Bau­werks darf nur ver­fügt wer­den, wenn da­durch weder der Grund­satz der Ver­hält­nis­mäs­sig­keit noch des Ver­trau­ens­schut­zes ver­letzt wer­den. Das Dul­den des rechts­wid­ri­gen Zu­stan­des durch die Be­hör­den kann einen Ver­trau­ens­tat­be­stand be­grün­den, wenn sie vom rechts­wid­ri­gen Zu­stand Kennt­nis hatte oder bei pflicht­ge­mäs­ser Wahr­neh­mung ihrer Kon­troll­auf­ga­ben hätte Kennt­nis haben kön­nen. Ge­mäss Bun­des­ge­richt ver­wirkt die Be­fug­nis der Be­hör­den, den Ab­bruch einer rechts­wid­ri­gen Baute oder An­la­ge an­zu­ord­nen, wenn mehr als 30 Jahre seit deren Fer­tig­stel­lung ver­gan­gen sind (BGE 107 Ia 121 ff.). Die Folge, dass nach 30-​jährigem be­wuss­tem oder un­be­wuss­tem Dul­den die Be­fug­nis ein­zu­schrei­ten ver­jährt, be­deu­tet im Er­geb­nis, dass die il­le­ga­le Baute zeit­lich un­be­grenzt ste­hen blei­ben und ge­nutzt wer­den darf. Sie wird somit gleich­sam wie be­wil­ligt be­han­delt (Ur­teil des Ver­wal­tungs­ge­richts des Kan­tons Zug vom 22. De­zem­ber 2003 i.S. I.R. und P. N., S. 22).

Vor­lie­gend hatte die Bau­herr­schaft in der Hoff­nung, das Er­stel­lungs­da­tum der Klein­bau­te könne nicht mehr her­aus­ge­fun­den wer­den, den An­schein er­we­cken wol­len, die Be­fug­nis der Be­hör­den, den Ab­bruch des rechts­wid­ri­gen Gar­ten­häus­chens an­zu­ord­nen, sei ver­wirkt. Dies ge­lang ihr nicht, was aber vor­lie­gend nicht von Be­lang war, da die Bau­herr­schaft die Ab­bruch­ver­fü­gung nicht an­ge­foch­ten hatte. Sie hatte sich mit der Be­sei­ti­gung der Klein­bau­te ab­ge­fun­den.

Die Fris­tan­set­zung zur Wie­der­her­stel­lung des ur­sprüng­lich be­wil­lig­ten Zu­stan­des ent­spricht einer Er­fül­lungs­frist, in­ner­halb der die Ver­fü­gungs­adres­sa­ten frei­wil­lig den Ab­bruch der wi­der­recht­li­chen Klein­bau­te vor­neh­men kön­nen. Die Frist ist so zu be­mes­sen, dass die Ver­pflich­te­ten in der Lage sind, nach dem ge­wöhn­li­chen Lauf der Dinge sel­ber das Not­wen­di­ge vor­zu­keh­ren. In der Pra­xis hat unter Vor­be­halt be­son­de­rer Um­stän­de bei der Be­fris­tung ein Re­gel­mass von drei Mo­na­ten Fuss ge­fasst. Die Frist be­ginnt mit Rechts­kraft der Ver­fü­gung bzw. des Be­schwer­de­ent­schei­des zu lau­fen. Nach un­be­nütz­tem Ab­lauf der Wie­der­her­stel­lungs­frist muss je­der­mann damit rech­nen, dass die Bau­po­li­zei­be­hör­de nach ent­spre­chen­der An­dro­hung die Er­satz­vor­nah­me an­ord­net und auf Kos­ten der Säu­mi­gen durch­füh­ren lässt.

Die Frist des Ge­mein­de­ra­tes von sechs Jah­ren war vor­lie­gend weder an­ge­mes­sen noch ver­hält­nis­mäs­sig. In Gut­heis­sung der Be­schwer­de räum­te der Re­gie­rungs­rat somit der Bau­herr­schaft eine Frist von sechs Mo­na­ten seit Rechts­kraft die­ses Ent­schei­des ein, um das Gar­ten­häus­chen zu­rück­zu­bau­en und den ur­sprüng­li­chen Zu­stand wie­der­her­zu­stel­len.

Ent­scheid vom 24. Fe­bru­ar 2009 i.S. A. AG

Die Be­schwer­de­füh­re­rin wehr­te sich mit einer Auf­sichts­be­schwer­de gegen die Bau­be­wil­li­gung für Park­plät­ze und einen Spiel­platz.

Der Re­gie­rungs­rat tritt nach sei­ner Recht­spre­chung zu §§ 33 ff. Ge­mein­de­ge­setz vom 4. Sep­tem­ber 1980 (GG, BGS 171.1) auf eine Auf­sichts­be­schwer­de gegen eine Ge­mein­de nur dann ein, wenn der be­haup­te­te Miss­stand in der Ge­mein­de­ver­wal­tung oder die be­haup­te­te Ver­nach­läs­si­gung öf­fent­li­cher Auf­ga­ben ge­mäss § 37 GG nicht mit einem or­dent­li­chen oder aus­ser­or­dent­li­chen Rechts­mit­tel ge­rügt wer­den kann.

Im vor­lie­gen­den Fall wurde das um­strit­te­ne Bau­vor­ha­ben zwei­mal im Amts­blatt des Kan­tons Zug pu­bli­ziert und das Bau­ge­such lag wäh­rend 20 Tagen auf der Ge­mein­de­ver­wal­tung auf. In­nert der Auf­la­ge­frist hätte die An­zei­ge­rin als Nach­ba­rin des Bau­vor­ha­bens da­ge­gen Ein­spra­che beim Ge­mein­de­rat er­he­ben kön­nen. Der An­zei­ge­rin wäre somit ein or­dent­li­ches Rechts­mit­tel gegen das Bau­vor­ha­ben zur Ver­fü­gung ge­stan­den. Da sie von die­ser Mög­lich­keit nicht Ge­brauch ge­macht hat, konn­te der Re­gie­rungs­rat die vor­lie­gen­de Auf­sichts­be­schwer­de nicht an die Hand neh­men.

Ent­scheid vom 3. März 2009 i.S. A. AG

Die Be­schwer­de­füh­re­rin wehr­te sich gegen die Ab­leh­nung eines Re­kla­me­ge­suchs. Die Pla­kat­stel­le soll­te an der Fas­sa­de eines Wohn- und Ge­schäfts­hau­ses er­rich­tet wer­den.

Der An­spruch auf recht­li­ches Gehör um­fasst u.a. den An­spruch auf einen be­grün­de­ten Ent­scheid (Hä­fe­lin/Hal­ler, Schwei­ze­ri­sches Bun­des­staats­recht, 6. Aufl., Zü­rich 2005, S. 241). Nach der Pra­xis des Bun­des­ge­richts ist eine Be­grün­dung aus­rei­chend, wenn die un­ge­nü­gen­de Ein­ord­nung des Bau­vor­ha­bens im Ein­zel­fall nach­voll­zieh­bar ist und auf ver­tret­ba­re Weise nach­ge­wie­sen wer­den kann (BGE 1C 11/2008 vom 25. Sep­tem­ber 2008). Auf­grund der Tat­sa­che, dass sich der vor­lie­gen­de Pla­kat­stand­ort in der Orts­bild­schutz­zo­ne und in un­mit­tel­ba­rer Nähe eines ge­schütz­ten und schüt­zens­wer­ten Kul­tur­ob­jek­tes be­fand, war die Be­grün­dung der Vor­in­stanz nach­voll­zieh­bar und nach­weis­bar. Es lag somit keine Ver­let­zung des recht­li­chen Ge­hörs vor.

Die rechts­an­wen­den­de Be­hör­de ver­letzt den Gleich­heits­satz, wenn sie zwei glei­che Si­tua­tio­nen ohne sach­li­chen Grund un­ter­schied­lich be­ur­teilt. Nach der Bun­des­ge­richts­pra­xis kann nicht ver­langt wer­den, dass ein Ver­gleichs­stand­ort in allen Aspek­ten dem strei­ti­gen Stand­ort gleicht. Ent­schei­dend ist viel­mehr, ob sich die für die Bau­ver­wei­ge­rung we­sent­li­chen Ele­men­te auch am Ver­gleichs­stand­ort in glei­cher oder ähn­li­cher Weise wie­der fin­den (BGE 1C 293/2008 vom 4. No­vem­ber 2008). Vor­lie­gend un­ter­schie­den sich der strei­ti­ge Stand­ort und die Ver­gleichs­bei­spie­le in we­sent­li­chen Aspek­ten, so­dass das Rechts­gleich­heits­ge­bot nicht ver­letzt war.

Ent­scheid vom 10. März 2009 i.S. A. P. AG

Die Be­schwer­de­füh­re­rin wehr­te sich gegen die Ab­leh­nung di­ver­ser Re­kla­me­ge­su­che.

Das ge­werbs­mäs­si­ge Aus­hän­gen von Pla­ka­ten an Orten, die der Öf­fent­lich­keit zu­gäng­lich sind, wird grund­sätz­lich von der ver­fas­sungs­mäs­sig ga­ran­tier­ten Wirt­schafts­frei­heit ge­schützt (Art. 27 BV). Die Wirt­schafts­frei­heit kann im All­ge­mei­nen be­schränkt wer­den, wenn hie­für eine ge­setz­li­che Grund­la­ge vor­han­den ist, die Be­schrän­kung im öf­fent­li­chen In­ter­es­se liegt und ver­hält­nis­mäs­sig ist (Art. 36 BV). Im Fall des Ein­griffs in die Wirt­schafts­frei­heit ist zudem der Grund­satz der Gleich­be­hand­lung der Ge­wer­be­ge­nos­sen zu be­ach­ten. Dabei ge­nügt nicht jedes ir­gend­wie ge­ar­te­te öf­fent­li­che In­ter­es­se. So sind wirtschafts-​ und stan­des­po­li­ti­sche Mass­nah­men un­zu­läs­sig, die den frei­en Wett­be­werb be­hin­dern, um ge­wis­se Ge­wer­be­zwei­ge zu si­chern oder zu be­güns­ti­gen. Er­laubt sind dem­ge­gen­über an­de­re im öf­fent­li­chen In­ter­es­se be­grün­de­te Mass­nah­men, na­ment­lich sol­che zum Schutz des Orts-, Strassen-​ und Land­schafts­bil­des sowie der Ver­kehrs­si­cher­heit.

Bei der An­wen­dung der Ästhetik-​Generalklausel (§ 12 Abs. 2 BO Baar) be­stehen grund­sätz­lich keine an­de­ren Re­geln als bei Bau­ten und An­la­gen, wenn Re­kla­men zu be­ur­tei­len sind. Die Aus­sen­wir­kung von Re­kla­men ist in der glei­chen Weise in Bezug auf die Emp­find­lich­keit der Um­ge­bung zu wür­di­gen. Eine ar­chi­tek­to­nisch oder his­to­risch wert­vol­le Fas­sa­de er­for­dert mehr Sorg­falt bei der Ein­pas­sung einer Reklame-​Einrichtung als eine an­spruchs­lo­se Um­ge­bung oder eine Ar­beits­zo­ne. Aber auch in der Ar­beits­zo­ne ist ein mi­ni­ma­les äs­the­ti­sches Ni­veau zu wah­ren. Die In­ter­es­sen­ab­wä­gung und die Ver­hält­nis­mäs­sig­keits­prü­fung sind in der üb­li­chen Weise vor­zu­neh­men. Das pri­va­te In­ter­es­se, den Ge­schäfts­ein­gang mit dem Fir­men­si­gnet zu kenn­zeich­nen oder an der Fas­sa­de auf die Ge­schäfts­tä­tig­keit auf­merk­sam zu ma­chen, ist je­den­falls stark. Mit einer äs­the­ti­schen Ge­ne­ral­klau­sel kann kein Ver­bot für Re­kla­me­an­la­gen durch­ge­setzt wer­den.

Ge­mäss Art. 6 Abs. 1 Bun­des­ge­setz über den Stras­sen­ver­kehr vom 19. De­zem­ber 1958 (SVG; SR 741.01) sind im Be­reich der für Mo­tor­fahr­zeu­ge oder Fahr­rä­der of­fe­nen Stras­sen Re­kla­men und an­de­re An­kün­di­gun­gen un­ter­sagt, die zu Ver­wechs­lung mit Si­gna­len oder Mar­kie­run­gen An­lass geben oder sonst, na­ment­lich durch Ab­len­kung der Stras­sen­be­nüt­zer, die Ver­kehrs­si­cher­heit be­ein­träch­ti­gen könn­ten. Die­ser Grund­satz wird in den Art. 95 ff. Si­gna­li­sa­ti­ons­ver­ord­nung vom 5. Sep­tem­ber 1979 (SVV; SR 741.21) kon­kre­ti­siert. Nach Art. 96 Abs. 1 SVV sind Stras­sen­re­kla­men un­ter­sagt, wel­che die Ver­kehrs­si­cher­heit be­ein­träch­ti­gen, mit Si­gna­len oder Mar­kie­run­gen ver­wech­selt wer­den oder durch ihre Aus­ge­stal­tung deren Wir­kung her­ab­set­zen könn­ten. Die Be­stim­mung ent­hält im Wei­te­ren eine ex­em­pla­ri­sche Auf­zäh­lung von un­zu­läs­si­gen Re­kla­me­stand­or­ten. Dabei ist zu be­ach­ten, dass diese Auf­zäh­lung nicht ab­schlies­send ist. Des­halb muss al­len­falls noch ge­prüft wer­den, ob die frag­li­chen Pla­kat­ta­feln aus an­de­ren Grün­den eine Ge­fahr für die Ver­kehrs­si­cher­heit dar­stel­len könn­ten. Nach bun­des­ge­richt­li­cher Recht­spre­chung ge­nügt schon eine po­ten­ti­el­le Be­ein­träch­ti­gung oder eine ent­fern­te, nicht ein­mal in der Regel ein­tre­ten­de mit­tel­ba­re Ge­fähr­dung der Ver­kehrs­si­cher­heit, um die Be­wil­li­gung einer Wer­be­ein­rich­tung zu ver­wei­gern. Die blos­se Ver­mu­tung, eine Re­kla­me­stel­le be­ein­träch­ti­ge die Ver­kehrs­si­cher­heit, reicht al­ler­dings nicht aus, um den grund­recht­lich ge­schütz­ten An­spruch auf Pla­kat­wer­bung ein­zu­schrän­ken. Viel­mehr muss auch die bloss mög­li­che Be­ein­träch­ti­gung der Ver­kehrs­si­cher­heit in tat­säch­li­cher Hin­sicht, mit­hin durch kon­kre­te Um­stän­de oder An­halts­punk­te, be­legt sein (Küng, Stras­sen­re­kla­men im Verkehrs-​ und Bau­recht, Zü­rich 1990, S. 49, mit Ver­wei­sen).

Ent­scheid vom 10. März 2009 i.S. A. S., R. und U. G. und H. Z. R.

Unter der Sis­tie­rung ver­steht man die vor­läu­fi­ge Ein­stel­lung eines hän­gi­gen Ver­fah­rens. Die Sis­tie­rung ist im Ver­wal­tungs­rechts­pfle­ge­ge­setz vom 1. April 1976 (VRG, BGS 162.1) nicht ge­re­gelt, sie ist in der Pra­xis aber im Rah­men der Ver­fah­rens­lei­tung all­ge­mein an­er­kannt. Eine Sis­tie­rung ist dann an­ge­zeigt und sinn­voll, wenn ein Ent­scheid von einem an­de­ren Ent­scheid ab­hängt oder we­sent­lich be­ein­flusst wird (vgl. Kölz/Boss­hart/Röhl, Kom­men­tar zum Ver­wal­tungs­rechts­pfle­ge­ge­setz des Kan­tons Zü­rich, 2. Auf­la­ge, Zü­rich 1999, S. 49 f.). Die Vor­aus­set­zun­gen für eine Sis­tie­rung des Be­schwer­de­ver­fah­rens waren im vor­lie­gen­den Fall er­füllt.

Die vor­läu­fi­ge Sis­tie­rung des Ver­fah­rens stellt eine pro­zess­lei­ten­de An­ord­nung dar, wel­che in einem Zwi­schen­ent­scheid zu ver­fü­gen ist. Nach der herr­schen­den Pra­xis sind pro­zess­lei­ten­de An­ord­nun­gen im All­ge­mei­nen erst zu­sam­men mit dem End­ent­scheid an­fecht­bar. Selb­stän­dig wei­ter­zieh­bar sind sie nur dann, wenn sie für die Be­trof­fe­nen einen Nach­teil zur Folge haben, der sich spä­ter nicht mehr be­he­ben lässt. Die vor­läu­fi­ge Ein­stel­lung des Ver­fah­rens hatte vor­lie­gend für keine der Par­tei­en einen nicht wie­der gut zu ma­chen­den Nach­teil zur Folge. Dar­aus folg­te, dass die Sis­tie­rung des Ver­fah­rens nicht selb­stän­dig an­fecht­bar war.

Ent­scheid vom 17. März 2009 i.S. D. Z. und L. M., G. W. sowie B. und H. W.

Die Be­schwer­de­füh­rer wehr­ten sich gegen die Bau­be­wil­li­gung für eine Are­al­be­bau­ung.

Der An­spruch auf recht­li­ches Gehör ist for­mel­ler Natur. Seine Ver­let­zung führt un­ge­ach­tet der Er­folgs­aus­sich­ten der Be­schwer­den in der Sache selbst zur Auf­he­bung der an­ge­foch­te­nen Ent­schei­de (BGE 120 Ib 379, 119 Ia 136, 118 Ia 17). Die Be­hör­de hat die Pflicht, den Ein­spre­chen­den den Ein­gang sämt­li­cher Akten, auf wel­che sie sich in ihrem Ent­scheid stüt­zen will, zur Kennt­nis zu brin­gen und ihnen die Mög­lich­keit zur Ver­nehm­las­sung zu bie­ten. Damit stand vor­lie­gend fest, dass die Vor­in­stanz die über­ar­bei­te­ten Ge­suchs­plä­ne vor ihrem Ent­scheid sämt­li­chen Ver­fah­rens­be­tei­lig­ten zur Ge­wäh­rung des recht­li­chen Ge­hörs hätte un­ter­brei­ten oder min­des­tens deren Ein­gang hätte an­zei­gen müs­sen. Trotz des Be­geh­rens der Ein­spre­chen­den in die Stel­lung­nah­me der kan­to­na­len Denk­mal­pfle­ge Ein­sicht zu er­hal­ten, un­ter­liess es die Vor­in­stanz zudem, vor ihrem Ent­scheid diese Stel­lung­nah­me zur Ge­wäh­rung des recht­li­chen Ge­hörs sämt­li­chen Ein­spre­chen­den zu un­ter­brei­ten oder min­des­tens deren Ein­gang zur Wahr­neh­mung der Ak­ten­ein­sicht an­zu­zei­gen. Damit stand vor­lie­gend fest, dass sich die Vor­in­stanz eine Ver­let­zung des recht­li­chen Ge­hörs in zwei­fa­cher Hin­sicht vor­wer­fen las­sen muss­te.

Die Recht­spre­chung geht davon aus, dass der Man­gel der Ge­hörs­ver­wei­ge­rung ge­heilt wird, wenn die Be­grün­dung in einem Rechts­mit­tel­ver­fah­ren nach­ge­holt wird. Vor­aus­set­zung ist je­doch, dass eine Prü­fung im glei­chen Um­fang wie durch die Vor­in­stanz er­folgt. Ins­be­son­de­re die Lehre ver­tritt die An­sicht, dass die Hei­lung des recht­li­chen Ge­hörs nur zu­ge­las­sen wer­den soll, wenn sie im In­ter­es­se der Be­trof­fe­nen liegt (Hä­fe­lin/Mül­ler/Uhl­mann, All­ge­mei­nes Ver­wal­tungs­recht, Zü­rich 2006, N 1710). Vor­lie­gend stand fest, dass sich die Hei­lung der Grund­rechts­ver­let­zung durch die nach­träg­li­che Ge­wäh­rung des recht­li­chen Ge­hörs im Rechts­mit­tel­ver­fah­ren nicht recht­fer­ti­gen lies­se. Der In­stan­zen­zug wäre zu Un­guns­ten der Be­schwer­de­füh­ren­den ver­kürzt wor­den und diese hät­ten ver­su­chen müs­sen, sich ge­gen­über einem ne­ga­ti­ven Ent­scheid durch­zu­set­zen. Das Ver­hal­ten der Vor­in­stanz durf­te somit nicht ge­heilt, son­dern muss­te sank­tio­niert wer­den. Die Be­schwer­de wurde folg­lich wegen Ver­let­zung des recht­li­chen Ge­hörs gut­ge­heis­sen, die an­ge­foch­te­ne Bau­be­wil­li­gung auf­ge­ho­ben und die An­ge­le­gen­heit zur Neu­be­ur­tei­lung an die Vor­in­stanz zu­rück­ge­wie­sen.

Ent­scheid vom 7. April 2009 i.S. T. G.

Die Be­schwer­de­füh­re­rin wehr­te sich gegen den Ab­bruch eines Ein­fa­mi­li­en­hau­ses und den Neu­bau von zwei Ein­fa­mi­li­en­häu­sern. Sie glaub­te, in den sechs Ein­fa­mi­li­en­häu­ser ihres Quar­tiers eine Ge­samt­pla­nung bzw. eine Are­al­be­bau­ung zu er­ken­nen. Vor­lie­gend stand je­doch fest, dass es im Jahre 1962, als die sechs Ein­fa­mi­li­en­häu­ser samt ge­mein­sa­mer Ga­ra­gie­rung be­wil­ligt wor­den waren, weder eine Rechts­grund­la­ge für eine Ge­samt­pla­nung oder eine Are­al­be­bau­ung noch ir­gend­wel­che ent­spre­chen­de Spe­zi­al­vor­schrif­ten ge­ge­ben hatte und dass des­halb die sechs Ein­fa­mi­li­en­häu­ser samt Ga­ra­gie­rung nur in Ein­zel­bau­wei­se be­wil­ligt wur­den.

Die Bau­be­hör­de darf Bau­ge­su­che le­dig­lich auf die Über­ein­stim­mung mit den Vor­schrif­ten des öf­fent­li­chen Rechts prü­fen. Sie darf nicht über zi­vil­recht­li­che Ver­hält­nis­se ent­schei­den (§ 29 V PBG). Ob pri­vat­recht­li­che Bau­be­schrän­kun­gen auf der Bau­par­zel­le oder den um­lie­gen­den Par­zel­len las­ten, war des­halb vor­lie­gend un­be­acht­lich.

Ge­bäu­de müs­sen sich hin­sicht­lich Grös­se, Lage, Ge­stal­tung und Ober­flä­che des Bau­kör­pers sowie des­sen Aus­sen­raums so in die Um­ge­bung ein­ord­nen, dass eine gute Ge­samt­wir­kung ent­steht. Bau­ten und An­la­gen und der­glei­chen dür­fen ins­be­son­de­re Land­schaf­ten sowie Orts-, Quartier-​ und Stras­sen­bil­der nicht er­heb­lich be­ein­träch­ti­gen (§ 13 Abs. 1 und 2 BO Hü­nen­berg). Vor­lie­gend lag das Quar­tier weder in einer Orts­bild­schutz­zo­ne noch waren bei der Orts­pla­nungs­re­vi­si­on in der BO Hü­nen­berg spe­zi­el­le Be­stim­mun­gen zum Schutz des be­stehen­den Bau­be­stan­des auf­ge­nom­men wor­den. Würde sich die Be­wil­li­gungs­be­hör­de auf die Be­wil­li­gung eines land­läu­fi­gen Pro­jek­tes be­schrän­ken, würde die Bau­kunst im Durch­schnitt ver­har­ren. Eine Wei­ter­ent­wick­lung wäre dann nicht mehr mög­lich. Die Be­wil­li­gungs­be­hör­de muss der Bau­herr­schaft schöp­fe­ri­schen Spiel­raum be­las­sen. Nur ein qua­li­fi­zier­tes öf­fent­li­ches, die pri­va­ten In­ter­es­sen der Bau­herr­schaft über­wie­gen­des In­ter­es­se würde eine Ein­schrän­kung des ge­stal­te­ri­schen Frei­raums recht­fer­ti­gen. Sol­che öf­fent­li­chen In­ter­es­sen waren je­doch vor­lie­gend kei­nes­wegs er­sicht­lich. Das Bau­pro­jekt war nicht über­di­men­sio­niert. Es re­spek­tier­te die Vor­schrif­ten in Bezug auf den Ab­stand, die Höhe und die Ge­bäu­de­län­ge bei Wei­tem. Im Ge­gen­teil: Diese ent­spre­chen­den Mass­vor­schrif­ten wur­den durch das Bau­pro­jekt zum Teil mas­siv un­ter­schrit­ten. Da auch die Aus­sen­raum­ge­stal­tung nicht be­an­stan­det wer­den konn­te, war die Be­schwer­de in die­sem Um­fang un­be­grün­det und des­halb ab­zu­wei­sen.

Ent­scheid vom 7. April 2009 i.S. K. M.

Der Be­schwer­de­füh­rer rügte vor­lie­gend, dass das Bau­pro­jekt die Ar­ka­den­bau­li­nie sowie die Zwangs­bau­li­nie ver­let­ze. Na­ment­lich im süd­li­chen Be­reich bei sei­nem Grund­stück sei die Pflicht­bau­li­nie nicht ein­ge­hal­ten. Der Re­gie­rungs­rat ver­glich die be­wil­lig­ten Bau­ge­suchs­plä­ne mit dem Bau­li­ni­en­plan vom 24. Ja­nu­ar 2008, be­schlos­sen durch die Bau­di­rek­ti­on am 3. Juli 2008, und stell­te fest, dass das Bau­pro­jekt die Ar­ka­den­bau­li­nie tat­säch­lich ver­letz­te. Damit aber nicht genug. Das Bau­pro­jekt ver­letz­te auch die Zwangs­bau­li­ni­en, wel­che ge­mäss Art. 5 Abs. 3 Son­der­bau­vor­schrif­ten ein­ge­hal­ten wer­den muss­ten. Der Ge­mein­de­rat war sich schon im Vor­feld des Bau­ge­su­ches be­wusst, dass es zwi­schen den alten Bau­li­ni­en und dem Be­bau­ungs­plan Un­ge­reimt­hei­ten gab. Aus die­sem Grund war es zur Über­ar­bei­tung der Bau­li­ni­en und zum Er­lass des Bau­li­ni­en­plans vom 3. Juli 2008 ge­kom­men. Es war des­halb vor­lie­gend un­ver­ständ­lich, dass der Ge­mein­de­rat das Bau­vor­ha­ben nicht an­hand der neuen Bau­li­ni­en ge­prüft und be­reits am 14. Juli 2008 be­wil­ligt hatte. Der Ge­mein­de­rat hatte damit eine of­fen­sicht­li­che Rechts­ver­let­zung be­gan­gen.

Bau­ten dür­fen nur auf bau­rei­fen Grund­stü­cken er­stellt wer­den. Ein Grund­stück ist bau­reif, wenn es sich nach Form, Lage und Be­schaf­fen­heit zur vor­ge­se­he­nen Über­bau­ung eig­net und er­schlos­sen ist (vgl. Art. 22 Abs. 2 lit. b RPG). Ge­mäss Be­bau­ungs­plan be­stand vor­lie­gend für das Bau­grund­stück die Ver­pflich­tung, dass es über die un­ter­ir­di­sche Par­kie­rung de­fi­ni­tiv er­schlos­sen wer­den muss­te. Seit dem Er­lass des Be­bau­ungs­plans waren je­doch mehr als 16 Jahre ver­gan­gen und die un­ter­ir­di­sche Er­schlies­sung war immer noch nicht durch­ge­hend rea­li­siert. Der Re­gie­rungs­rat hatte sich schon mehr­fach mit der Er­schlies­sungs­pflicht der Ge­mein­den zu be­fas­sen. Dabei hatte er je­weils die Ge­mein­den auf­sichts­recht­lich ver­pflich­tet, die de­fi­ni­ti­ve Er­schlies­sung eines Bau­grund­stücks in­nert nütz­li­cher Frist si­cher­zu­stel­len. Der Ge­mein­de­rat wurde vor­lie­gend somit auf­sichts­recht­lich ver­pflich­tet, der seit mehr als 16 Jah­ren be­stehen­den Ver­pflich­tung nach­zu­kom­men und in­ner­halb von zwei Jah­ren seit Rechts­kraft des Be­schwer­de­ent­schei­des die un­ter­ir­di­sche Er­schlies­sung si­cher­zu­stel­len bzw. zu rea­li­sie­ren.

Ent­scheid vom 7. April 2009 i.S. E. und P. U. sowie E. und F. G.

Die Be­schwer­de­füh­rer wehr­ten sich gegen den Neu­bau eines Ge­rä­te­rau­mes, eines WC‑Rau­mes sowie eines of­fe­nen Un­ter­stan­des für Pfer­de. Ihrer Mei­nung nach ver­stiess das Bau­vor­ha­ben gegen das be­wil­lig­te Über­bau­ungs­kon­zept der Are­al­be­bau­ung.

Ist eine Are­al­be­bau­ung er­stellt, sind spä­te­re Än­de­run­gen nur mit Rück­sicht auf das Ganze be­wil­li­gungs­fä­hig (§ 29 Abs. 4 PBG). Die Bau­ord­nung der Ge­mein­de Cham vom 21. Mai 2006 (BO Cham) ent­hält in § 14 ff. Vor­schrif­ten für Are­al­be­bau­un­gen. Von Be­lang waren hier vor allem zwei Vor­raus­set­zun­gen, näm­lich dass Are­al­be­bau­un­gen ge­gen­über der Ein­zel­bau­wei­se er­höh­ten An­for­de­run­gen ge­nü­gen müs­sen, indem eine be­son­ders gute städ­te­bau­li­che Qua­li­tät und ar­chi­tek­to­ni­sche Ge­stal­tung der Bau­ten, An­la­gen und Frei­räu­me sowie eine be­son­ders gute Ein­ord­nung in das Orts-, Quartier-​ und Land­schafts­bild ver­langt wird (§ 15 Abs. 1 Bst. a und b BO Cham). Das Ver­wal­tungs­ge­richt hatte be­reits in zwei Ent­schei­den aus den Jah­ren 1988 und 1990 (GVP 1987/88, 68 ff. und 1989/90, 52 ff.) fest­ge­hal­ten, dass eine Are­al­be­bau­ung, wenn sie ein­mal er­stellt sei, grund­sätz­lich den Cha­rak­ter als Are­al­be­bau­ung be­hal­te. Das ge­mäss den er­höh­ten An­for­de­run­gen und der grös­se­ren Ge­stal­tungs­frei­heit ver­wirk­lich­te Kon­zept habe in ge­wis­sem Sinne nor­ma­ti­ven Cha­rak­ter, in dem es Aus­gangs­punkt für wei­te­re bau­recht­li­che Ent­schei­de blei­be. Dem­entspre­chend seien auch die Si­tu­ie­rung, Grös­se, Woh­ne­be­nen sowie das ge­ne­rel­le Erschliessungs-​ und Ge­stal­tungs­kon­zept mit der Be­wil­li­gung der Are­al­be­bau­ung ver­bind­lich fest­ge­legt wor­den. Diese ver­bind­li­chen Fest­le­gun­gen bzw. die auf­grund der Are­al­be­bau­ung ver­wirk­lich­te bau­li­che Ge­stal­tung sei für die Wah­rung der Rech­te der ein­zel­nen Ei­gen­tü­mer weg­lei­tend. Das Ge­richt hatte sich auch zur Frage ge­äus­sert, ob und ge­ge­be­nen­falls wann alle Ei­gen­tü­mer in einem Are­al­be­bau­ungs­ge­biet einer ge­wünsch­ten bau­li­chen Än­de­rung zu­stim­men müs­sen. Das Ge­richt hielt dies­be­züg­lich fest, dass mit Zu­stim­mung aller Ei­gen­tü­mer die glei­che Bau­f­rei­heit be­stehe, wie sie die Bau­ord­nung im Rah­men der Vor­schrif­ten für die Are­al­be­bau­ung zu­las­se. Wenn zwi­schen den Ei­gen­tü­mern ver­schie­de­ne, sich mög­li­cher­wei­se wi­der­spre­chen­de In­ter­es­sen be­stehen wür­den, so seien diese ge­gen­ein­an­der ab­zu­wä­gen. Dabei sei der Ei­gen­tü­mer vor er­heb­li­chen be­las­ten­den Ein­grif­fen ins Ei­gen­tum zu schüt­zen. An­de­rer­seits dürfe ein be­rech­tig­tes bau­li­ches An­lie­gen nicht an der feh­len­den Zu­stim­mung eines nicht recht­s­er­heb­lich be­las­te­ten Ei­gen­tü­mers schei­tern.

Vor­lie­gend muss­te der Anbau auf­grund sei­ner Aus­mas­se als eine be­deut­sa­me bau­li­che Än­de­rung für das ur­sprüng­li­che Ge­samt­kon­zept und das Er­schei­nungs­bild der Über­bau­ung ein­ge­stuft wer­den. Für eine sol­che Än­de­rung hätte es die Zu­stim­mung aller Ei­gen­tü­me­rin­nen und Ei­gen­tü­mer in­ner­halb der Are­al­be­bau­ung ge­braucht. Da diese Zu­stim­mung und ins­be­son­de­re auch die Zu­stim­mung der un­mit­tel­ba­ren Nach­barn fehl­te, schei­ter­te das Bau­vor­ha­ben be­reits an den for­mel­len Vor­aus­set­zun­gen. Dies führ­te zur Gut­heis­sung der Be­schwer­de und zur Auf­he­bung der vom Ge­mein­de­rat er­teil­ten Bau­be­wil­li­gung.

Ent­scheid vom 28. April 2009 i.S. M. und J. H.

Im vor­lie­gen­den Fall ver­lang­te eine Are­al­be­bau­ungs­be­wil­li­gung die Be­grü­nung der Nordwest­fassade der Ein­fa­mi­li­en­häu­ser. Dafür war ein Rank­ge­rüst vor­ge­se­hen. Die je­wei­li­gen Nach­barn waren zi­vil­recht­lich be­rech­tigt, an der ihnen zu­ge­wen­de­ten Fas­sa­de Klet­ter­pflan­zen zu set­zen. Sie waren je­doch gleich­zei­tig ver­pflich­tet, das Über­wach­sen all­fäl­li­ger Fens­ter in der Fas­sa­de der Nach­bar­lie­gen­schaft zu un­ter­las­sen. Damit stand also fest, dass die Fas­sa­de zwar be­grünt wer­den konn­te, dass je­doch die Fens­ter von Be­wuchs frei blei­ben muss­ten. Die Are­al­be­bau­ung ging le­dig­lich von einer Be­grü­nung der einen Fas­sa­de aus, De­tails zur Kon­struk­ti­on eines Rank­ge­rüs­tes ent­hielt die Are­al­be­bau­ungs­be­wil­li­gung nicht. Auch ver­lang­te die Are­al­be­bau­ungs­be­wil­li­gung ent­ge­gen der Mei­nung des Ge­mein­de­ra­tes nicht, dass an der Fas­sa­de vor den Pan­ora­ma­fens­tern zwin­gend Draht­seile als Rank­ge­rüst ge­spannt wer­den muss­ten. Diese mach­ten nur schon des­halb kei­nen Sinn, weil oh­ne­hin die je­wei­li­ge Nach­bar­schaft zi­vil­recht­lich ver­pflich­tet war, die Pan­ora­ma­fens­ter von Be­wuchs frei­zu­hal­ten. Zu Un­recht hatte der Ge­mein­de­rat somit die Kür­zung des Rank­ge­rüs­tes als bau­be­wil­li­gungs­pflich­ti­ge Än­de­rung, ja sogar als Än­de­rung der Arealbe­bauungsbewilligung be­trach­tet und zu Un­recht hatte er die teil­wei­se Kür­zung des Rank­ge­rüs­tes ver­wei­gert. Damit stand vor­lie­gend fest, dass in Gut­heis­sung der Be­schwer­de der an­ge­foch­te­ne Ent­scheid auf­zu­he­ben und die Draht­sei­le des Rank­ge­rüs­tes ohne Be­wil­li­gung des Ge­mein­de­ra­tes bis Un­ter­kant Fens­ter ge­kürzt wer­den durf­ten.

Ent­scheid vom 28. April 2009 i.S. I. AG I.

Die Be­schwer­de­füh­re­rin wehr­te sich gegen eine ge­meind­lich ver­füg­te Be­triebs­zeit­ein­schrän­kung einer Au­to­wasch­an­la­ge.

Ge­mäss Art. 25 Abs. 1 USG dür­fen orts­fes­te An­la­gen nur er­rich­tet wer­den, wenn die durch diese An­la­gen al­lein er­zeug­ten Lärm­im­mis­sio­nen die Pla­nungs­wer­te in der Um­ge­bung nicht über­schrei­ten (vgl. Art. 7 Abs. 1 lit. b LSV). Die mass­ge­ben­den Pla­nungs­wer­te für die Emp­find­lich­keits­stu­fe III be­tra­gen 60 dB(A) am Tag bzw. 50 dB(A) in der Nacht (An­hang 6 zur LSV, Ziff. 2). Das vor­lie­gen­de Lärm­gut­ach­ten führ­te zum Er­geb­nis, dass die Pla­nungs­wer­te am Im­mis­si­ons­ort mit 48,9 re­spek­ti­ve 47,7 dB(A) so­wohl am Tag als auch in der Nacht ein­ge­hal­ten sind.

Die Emis­si­ons­be­gren­zung gilt als ver­hält­nis­mäs­sig, wenn sie tech­nisch und be­trieb­lich mög­lich und wirt­schaft­lich trag­bar ist (Art. 11 Abs. 2 USG; Art. 7 Abs. 1 lit. a LSV). Die Aus­le­gung, was tech­nisch und be­trieb­lich mög­lich und wirt­schaft­lich trag­bar ist, ori­en­tiert sich vorab an den zu Ver­gleichs­zwe­cken her­an­zu­zie­hen­den Stan­dard­un­ter­neh­men (vgl.  BUWAL, Schrif­ten­rei­he Um­welt Nr. 301, Wirt­schaft­li­che Trag­bar­keit und Ver­hält­nis­mäs­sig­keit von Lärm­schutz­mass­nah­men, Bern 1998, S. 143). Mit Aus­nah­me einer Wasch­an­la­ge (24-​Stunden-Betrieb) be­weg­ten sich vor­lie­gend die Öff­nungs­zei­ten sämt­li­cher her­an­ge­zo­ge­ner Wasch­an­la­gen im Rah­men der vom Bun­des­amt für Um­welt her­aus­ge­ge­be­nen Emp­feh­lung. Da­nach wird emp­foh­len, dass die Be­triebs­zei­ten einer in un­mit­tel­ba­rer Nähe von Woh­nun­gen ge­le­ge­nen Selbstbedienungs-​Waschanlage mit Lan­zen von 06.00 bis 22.00 ein­zu­schrän­ken seien, da davon aus­ge­gan­gen wer­den könne, dass der meis­te Be­trieb und damit die gröss­ten Ein­nah­men wäh­rend der üb­ri­gen Zeit statt fän­den. Kun­den, wel­che ihr Auto wäh­rend der Nacht wa­schen woll­ten, könn­ten so immer noch pro­blem­los auf den Ta­ges­be­trieb aus­wei­chen.

Die vor­lie­gen­de Au­to­wasch­an­la­ge be­fand sich in dünn be­sie­del­tem Ge­biet. So­wohl ins Zen­trum als auch in die be­nach­bar­ten Ort­schaf­ten be­trug die Di­stanz meh­re­re Ki­lo­me­ter. Damit war der Kreis mög­li­cher Kun­din­nen und Kun­den für die Wasch­an­la­ge von vorn­her­ein be­grenzt. Es konn­te davon aus­ge­gan­gen wer­den, dass nur we­ni­ge Kun­din­nen und Kun­den das Be­dürf­nis haben wür­den, ihr Fahr­zeug zwi­schen 22.00 und 06.00 Uhr zu wa­schen. Und auch wenn ver­ein­zelt Kun­din­nen und Kun­den ganz aus­blei­ben soll­ten, würde sich die wirt­schaft­li­che Ein­bus­se für die An­la­ge­be­trei­be­rin im Rah­men hal­ten.

Vor­lie­gend war zwar damit zu rech­nen, dass am ar­beits­frei­en Sonn­tag eine nicht un­er­heb­li­che An­zahl Per­so­nen ihre Fahr­zeu­ge wa­schen würde und die An­la­ge­be­trei­be­rin an die­sem Tag einen wich­ti­gen Teil ihrer Ein­nah­men er­zielt hätte. An­de­rer­seits haben we­sent­li­che Teile der Be­völ­ke­rung am Sonn­tag ein er­höh­tes Ru­he­be­dürf­nis. Das Glei­che gilt für die Fei­er­ta­ge. Es er­schien des­halb ge­recht­fer­tigt, den Be­triebs­be­ginn für Sonn- und Fei­er­ta­ge auf 09.00 Uhr fest­zu­le­gen. Indes war nicht ein­zu­se­hen, wieso die Wasch­an­la­ge nur bis 12.00 Uhr be­trie­ben wer­den durf­te. Es recht­fer­tig­te sich daher, den Be­triebs­schluss wie unter der Woche auf 22.00 Uhr fest­zu­le­gen.

Ent­scheid vom 12. Mai 2009 i.S. A. AG

Die Be­schwer­de­füh­re­rin wehr­te sich gegen die Ab­wei­sung eines Re­kla­me­ge­suchs. Die Vor­in­stanz hatte ihr Re­kla­me­ge­such im ein­fa­chen Bau­be­wil­li­gungs­ver­fah­ren nach § 45 Abs. 4 PBG ab­ge­wi­ckelt und so­wohl auf eine Auf­la­ge und Pu­bli­ka­ti­on, als auch auf eine Aus­ste­ckung ver­zich­tet. § 45 Abs. 4 PBG legt fest, dass das ein­fa­che Ver­fah­ren nur dann zum Zug kommt, wenn keine öf­fent­li­chen oder nach­bar­li­chen In­ter­es­sen be­rührt sind oder das nach­bar­li­che Ein­ver­ständ­nis vor­liegt. Die Wahl des Ver­fah­rens hatte die Vor­in­stanz nicht be­grün­det. Gleich­zei­tig hatte sie aber wie­der­holt be­tont, dass ein ge­wich­ti­ges öf­fent­li­ches In­ter­es­se an der Frei­hal­tung des Land­schafts­rau­mes be­stehe. Somit konn­ten vor­lie­gend nach­bar­li­che In­ter­es­sen nicht aus­ge­schlos­sen wer­den. Indem die Vor­in­stanz auf eine Auf­la­ge und Pu­bli­ka­ti­on ver­zich­tet hatte, war den mög­li­cher­wei­se be­trof­fe­nen Drit­ten das recht­li­che Gehör nicht ge­währt wor­den. Die Vor­in­stanz hatte damit § 45 PBG zu­wi­der ge­han­delt. Sie muss­te ein kor­rek­tes Ver­fah­ren nach­ho­len.

Grund­sätz­lich hat die in­stru­ie­ren­de Be­hör­de im In­ter­es­se der Rechts­si­cher­heit und des ge­ord­ne­ten Ver­fah­rens­ab­laufs das Ver­fah­ren for­mell in Ge­stalt einer pro­zess­lei­ten­den An­ord­nung zu sis­tie­ren, es sei denn, die Sis­tie­rung er­fol­ge nur für kurze Zeit (Kölz/Boss­hart/Röhl, Kom­men­tar zum Ver­wal­tungs­rechts­pfle­ge­ge­setz des Kan­tons Zü­rich, 2. Aufl., Zü­rich 1999, Vor­bem. zu §§ 4-31, N 31 f.). Vor­lie­gend war nicht be­kannt, wes­halb das Ver­fah­ren sis­tiert wor­den war. Je­den­falls war die Sis­tie­rung nicht er­folgt, weil der Ent­scheid der Vor­in­stanz vom Ent­scheid oder Ur­teil einer an­de­ren Be­hör­de ab­hän­gig ge­we­sen wäre, was in der Regel eine Sis­tie­rung recht­fer­tigt. Es war damit von vorn­her­ein nicht damit zu rech­nen, dass das Ver­fah­ren über län­ge­re Zeit sis­tiert sein würde. Ent­spre­chend war auch eine in­for­mel­le Hand­ha­bung zu­läs­sig und die Vor­in­stanz war nicht ge­hal­ten, in ihrem Be­schluss die Wie­der­auf­nah­me des Ver­fah­rens zu be­grün­den.

Ent­scheid vom 19. Mai 2009 i.S. H. AG

Die Be­schwer­de­füh­re­rin wehr­te sich gegen die Ab­wei­sung eines Re­kla­me­ge­suchs für die Er­stel­lung einer Orts­ta­fel mit Geschichts-​ und Wer­be­teil.

Ge­mäss Art. 37 Abs. 2 SVG dür­fen Fahr­zeu­ge ge­ne­rell dort nicht an­ge­hal­ten oder ab­ge­stellt wer­den, wo sie den Ver­kehr be­hin­dern oder ge­fähr­den könn­ten. Wo mög­lich sind sie auf Park­plät­zen ab­zu­stel­len. Nach Art. 34. Abs. 1 SSV sind mit dem Si­gnal «Bus­fahr­bahn» mar­kier­te Fahr­bah­nen für Busse im öf­fent­li­chen Li­ni­en­ver­kehr be­stimmt und dür­fen von an­de­ren Fahr­zeu­gen nicht be­nützt wer­den, vor­be­hält­lich auf Zu­satz­ta­feln ver­merk­te Aus­nah­men. Wei­ter ver­bie­ten Art. 19 Abs. 2 lit. d und Art. 41 Abs. 1bis der Ver­kehrs­re­geln­ver­ord­nung vom 13. No­vem­ber 1962 (SR 741.11;VRV) das Par­kie­ren auf Rad­strei­fen und auf der Fahr­bahn neben sol­chen Strei­fen bzw. - mit Aus­nah­men - auf dem Trot­toir. Die Tat­sa­che, dass vor­lie­gend das Par­kie­ren im Um­feld des ge­plan­ten Stand­or­tes der Orts­ta­fel ver­bo­ten war, sprach ge­ra­de gegen das Ar­gu­ment der Vor­in­stanz, dass durch die ge­plan­te Tafel die Ver­kehrs­si­cher­heit ein­ge­schränkt würde. Es war näm­lich nicht leicht­hin an­zu­neh­men, dass orts­un­kun­di­ge Au­to­mo­bi­lis­tin­nen und Au­to­mo­bi­lis­ten eine Busse wegen ver­kehrs­wid­ri­gen Ver­hal­tens in Kauf neh­men wür­den, nur um sich an einer Orts­ta­fel zu ori­en­tie­ren. Es be­stan­den somit keine kon­kre­ten An­halts­punk­te, dass der ge­plan­te Stand­ort die Ver­kehrs­si­cher­heit be­ein­träch­tig­te. Die Be­schwer­de er­wies sich in die­sem Punkt als be­grün­det und der Be­schluss der Vor­in­stanz wurde auf­ge­ho­ben.

Ent­scheid vom 9. Juni 2009 i.S. G. H.-S. und wei­te­re Be­tei­lig­te sowie U. und P. B.-S. und wei­te­re Be­tei­lig­te

Die Be­schwer­de­füh­rer wehr­ten sich gegen die Bau­be­wil­li­gung einer Are­al­be­bau­ung.

Re­gie­rungs­rat und Ver­wal­tungs­ge­richt haben in ver­schie­de­nen Ent­schei­den immer wie­der fest­ge­stellt, dass bei Are­al­be­bau­un­gen dem Kon­zept, wel­ches ge­mäss den er­höh­ten An­for­de­run­gen und der grös­se­ren Ge­stal­tungs­frei­heit ganz oder teil­wei­se ver­wirk­licht wurde, in ge­wis­sem Sinne nor­ma­ti­ver Cha­rak­ter zu­kommt. Die­ses Kon­zept bleibt Aus­gangs­punkt für wei­te­re bau­recht­li­che Ent­schei­de. Die ver­bind­li­che Fest­le­gung der Are­al­be­bau­ung ist für die spä­te­re Wah­rung der Rech­te der ein­zel­nen Ei­gen­tü­mer weg­lei­tend, und zwar in­so­fern, als bei der Er­stel­lung über die vor­ge­ge­be­nen Nor­men hin­aus oder an­stel­le ge­naue­rer Bau­vor­schrif­ten in er­höh­ter Ge­stal­tungs­frei­heit „Vor­tei­le" und „Nach­tei­le" auf­ein­an­der ab­ge­stimmt wer­den konn­ten. Das ge­wähl­te Kon­zept muss auch für neue Ent­schei­de Grund­la­ge bil­den.

Ob die Zu­stim­mung aller Grund­ei­gen­tü­mer/innen einer Are­al­be­bau­ung ein for­mel­les Er­for­der­nis ist, um über­haupt auf ein Bau­ge­such ein­tre­ten zu kön­nen, ent­schei­det sich an der Frage, ob es sich beim ge­plan­ten Bau­vor­ha­ben um die Än­de­rung we­sent­li­cher Ge­stal­tungs­ele­men­te han­delt, von denen gegen den Wil­len der ein­zel­nen Grund­ei­gen­tü­mer/innen zu ihrem Nach­teil nicht ab­ge­wi­chen wer­den darf. Sind le­dig­lich un­ter­ge­ord­ne­te Än­de­run­gen vor­ge­se­hen und lie­gen nicht sämt­li­che Zu­stim­mun­gen der Be­tei­lig­ten vor, kommt es zu einer Ab­wä­gung der recht­lich re­le­van­ten nach­bar­li­chen In­ter­es­sen. Dabei be­darf die rechts­glei­che Be­hand­lung aller Grundeigen­tümer/innen sowie die prä­ju­di­zi­el­le Wir­kung für die Er­le­di­gung wei­te­rer Ge­su­che be­son­de­rer Be­ach­tung. Ein be­rech­tig­tes bau­li­ches An­lie­gen darf in die­sem Fall nicht an der feh­len­den Zu­stim­mung eines nicht recht­s­er­heb­lich be­las­te­ten Ei­gen­tü­mers schei­tern (GVP 1987/88, 68 ff.).

Die Ge­samt­heit der vor­lie­gen­den Än­de­run­gen, aber auch be­reits ein­zel­ne Än­de­run­gen für sich al­lein be­trach­tet, stell­ten an­ge­sichts der Recht­spre­chung des Ver­wal­tungs­ge­richts Ab­wei­chun­gen von we­sent­li­chen Ge­stal­tungs­ele­men­ten des Are­al­be­bau­ungs­kon­zep­tes dar. Hinzu kam, dass sich diese Än­de­run­gen von we­sent­li­chen Ge­stal­tungs­ele­men­ten der ur­sprüng­li­chen Arealbe­bauung zum Nach­teil für ein­zel­ner Grund­ei­gen­tü­mer/innen der Are­al­be­bau­ung aus­wirk­ten. Diese ne­ga­ti­ven Aus­wir­kun­gen konn­ten auch nicht mit ein­zel­nen Vor­tei­len kom­pen­siert wer­den. Der ge­plan­te Neu­bau ver­letz­te des­halb die we­sent­li­chen An­ord­nun­gen der Are­al­be­bau­ung und liess sich auch nicht unter dem Ge­sichts­punkt der Gleich­be­hand­lung der üb­ri­gen Grund­ei­gen­tü­mer/innen der Are­al­be­bau­ung recht­fer­ti­gen. Damit stand fest, dass von den Vor­ga­ben der ur­sprüng­li­chen Are­al­be­bau­ung nicht ohne Zu­stim­mung ab­ge­wi­chen wer­den durf­te. Wegen der feh­len­den Zu­stim­mung der wei­te­ren Ei­gen­tü­mer/innen der Are­al­be­bau­ung hatte die Vor­in­stanz zu Un­recht die Bau­be­wil­li­gung für den ge­plan­ten Neu­bau er­teilt. In Gut­heis­sung der Be­schwer­de war des­halb der vor­in­stanz­li­che Ent­scheid auf­zu­he­ben.

Ent­scheid vom 30. Juni 2009 i.S. A. M. AG

Im vor­lie­gen­den Fall ging es um die Ver­län­ge­rung einer Bau­be­wil­li­gung. Die Be­schwer­de­füh­re­rin wen­de­te sich im Grund­satz nicht gegen die Ver­län­ge­rung der Gel­tungs­dau­er der Bau­be­wil­li­gung. Sie stör­te sich ein­zig an der mit der Ver­län­ge­rung ver­knüpf­ten Auf­la­ge.

Rechts­kräf­ti­ge Ent­schei­de über Bau­er­mitt­lungs- und Bau­ge­su­che sind wäh­rend zwei Jah­ren gül­tig. Auf schrift­li­ches Ge­such hin kann die zu­stän­di­ge Ge­mein­de­be­hör­de die Gel­tungs­dau­er des Ent­schei­des um je­weils ein Jahr ver­län­gern (§ 30 Abs. 1 und 2 V PBG). In den meis­ten Fäl­len reicht die Gel­tungs­dau­er von zwei Jah­ren. Bau­be­wil­li­gun­gen sol­len eine be­schränk­te Gel­tungs­dau­er haben, um Kon­flik­te mit Än­de­run­gen des ma­te­ri­el­len Bau­rechts mög­lichst zu ver­mei­den (RRB vom 11. Au­gust 1998 i.S. erste Le­sung der V PBG). Dar­aus er­hellt, dass die be­grenz­te Gel­tungs­dau­er nicht aus­ge­üb­ter Bau­be­wil­li­gun­gen zum Ziel hat, dass die be­wil­lig­ten Bau­ten und An­la­gen auch bei ihrer Er­rich­tung noch dem gel­ten­den Recht ent­spre­chen und dass die von ihren Aus­wir­kun­gen Be­trof­fe­nen mit dem Kreis der sei­ner­zeit Ein­spra­che­be­rech­tig­ten noch iden­tisch sind. Mit zu­neh­men­der Zeit­span­ne zwi­schen Be­wil­li­gungs­er­tei­lung und -​ausübung nimmt diese Über­ein­stim­mung ten­den­zi­ell ab. Bei un­be­fris­te­ter Gül­tig­keit könn­ten Bau­be­wil­li­gun­gen auf Vor­rat ein­ge­holt wer­den, ge­ge­be­nen­falls al­lein mit dem Ziel, mög­li­chen un­güns­ti­gen Än­de­run­gen der öffentlich-​rechtlichen Bau­vor­schrif­ten zu­vor­zu­kom­men.

Der Ver­fall einer Bau­be­wil­li­gung be­deu­tet, dass das Bau­be­wil­li­gungs­ver­fah­ren zu wie­der­ho­len ist. Auch bei sach­lich und recht­lich un­ver­än­der­ter Aus­gangs­la­ge ist dies zeit­auf­wän­dig und mit Kos­ten ver­bun­den. Vor­lie­gend hat­ten sich seit der Er­tei­lung der Bau­be­wil­li­gung am 5. März 2007 die recht­li­chen Ver­hält­nis­se ge­än­dert. Am 1. Ja­nu­ar 2009 war die vom Re­gie­rungs­rat am 11. No­vem­ber 2008 be­schlos­se­ne Än­de­rung der Ver­ord­nung zum En­er­gie­ge­setz vom 12. Juli 2005 (BGS 740.11) in Kraft ge­tre­ten. An die­sen neuen recht­li­chen Vor­ga­ben muss­ten sich nun die bei­den ge­plan­ten Ge­bäu­de der Bau­herr­schaft ori­en­tie­ren.

Ent­scheid vom 7. Juli 2009 i.S. W. M.

Im vor­lie­gen­den Ent­scheid ging es um die Frei­ga­be von Bau­ar­bei­ten. Ge­mäss § 67 Abs. 3 PBG kann die Be­schwer­de­in­stanz in einem Zwi­schen­ent­scheid die Bau­ar­bei­ten trotz hän­gi­ger Ver­wal­tungs­be­schwer­de unter be­stimm­ten Vor­aus­set­zun­gen frei­ge­ben. Da­nach sind Be­schwer­den gegen Ent­schei­de des Stadt­ra­tes über die Bau­f­rei­ga­be vor­weg dar­auf zu prü­fen, wel­chen Teil des Bau­vor­ha­bens sie be­tref­fen. Stellt die Be­schwer­de­in­stanz fest, dass ein Bau­be­ginn den Be­schwer­de­ent­scheid nicht oder nur teil­wei­se vor­be­stimmt, kann sie einen Zwi­schen­ent­scheid tref­fen und die Bau­ar­bei­ten ent­spre­chend ganz oder teil­wei­se frei­ge­ben.

An­mer­kung: Der Ent­scheid in die­ser Sache fin­det sich auf Seite 292.

Ent­scheid vom 11. Au­gust 2009 i.S. H. H. AG

Im vor­lie­gen­den Ent­scheid ging es um ein Re­kla­me­ge­such für die nach­träg­li­che Be­wil­li­gung von vier Fir­men­an­schrif­ten und drei Wer­be­fah­nen im Rah­men eines Be­bau­ungs­plans.

Nach § 32 des Planungs-​ und Bau­ge­set­zes vom 26. No­vem­ber 1998 (PBG; BGS 721.11) be­stim­men Be­bau­ungs­plä­ne die Bau­wei­se für eine Flä­che in­ner­halb der Bau­zo­ne und be­inhal­ten in der Regel Vor­schrif­ten über die Art und das Mass der Aus­nüt­zung der Grund­stü­cke, die Ver­kehrs­er­schlies­sung, die An­ord­nung der Bau­kör­per, die Ge­schoss­zahl, die Ge­bäu­de­hö­he, die Dach­form, die Ab­stän­de und die Um­ge­bung. Der Stand­ort der drei Fah­nen­stan­gen war im Be­bau­ungs­plan als "Be­grün­ter Aus­sen­raum mit He­cken­ge­höl­zen ge­mäss Um­ge­bungs­plan und § 102 Ge­setz be­tref­fend die Ein­füh­rung des Schwei­ze­ri­schen Zi­vil­ge­setz­bu­ches für den Kan­ton Zug" aus­ge­wie­sen. Der Be­bau­ungs­plan er­klär­te den Um­ge­bungs­ge­stal­tungs­plan zu sei­nem in­te­grie­ren­den Be­stand­teil. Darin wurde der Grün­gür­tel unter An­ga­be der zu pflan­zen­den Bäume und He­cken­ge­höl­ze de­tail­liert be­schrie­ben. Auf Grund des Bebauungs-​ und des Um­ge­bungs­ge­stal­tungs­pla­nes konn­ten die drei Fah­nen­stan­gen somit nicht be­wil­ligt wer­den.

Pa­ra­graph 4 Ali­nea 1 des an­wend­ba­ren Re­kla­me­re­gle­ments ver­bie­tet unter an­de­rem jene Re­kla­men, die das Landschafts-​, Orts-, Platz-​, oder Stras­sen­bild in er­heb­li­chem Masse stö­ren. Das vor­lie­gen­de Grund­stück be­fand sich in einer heik­len Um­ge­bung und war als eine In­sel­bau­zo­ne in eine Land­schafts­schutz- und eine kan­to­na­le Na­tur­schutz­zo­ne ein­ge­bet­tet. Nicht zu­letzt des­halb schrieb der Um­ge­bungs­ge­stal­tungs­plan vor, dass auf der gan­zen Länge des Grund­stücks ein Grün­strei­fen mit Na­tur­wie­se, He­cken­ge­höl­zen und Bäu­men zu er­stel­len sei, was letz­ten Endes dazu füh­ren soll­te, dass die bei­den auf dem Grund­stück ste­hen­den Ge­wer­be­hal­len gegen die Land­schafts­schutz­zo­ne hin von der Hecke ver­deckt wer­den. Die drei Wer­be­fah­nen konn­ten somit auch aus die­sem Grund nicht be­wil­ligt wer­den.

Ent­scheid vom 11. Au­gust 2009 i.S. W. M.

Der Be­schwer­de­füh­rer wehr­te sich gegen die Bau­be­wil­li­gung einer Are­al­be­bau­ung. Ins­be­son­de­re rügte er die sei­ner An­sicht nach be­drü­cken­de Farb­ge­bung der Mehr­fa­mi­li­en­häu­ser.

Ge­mäss § 26 Abs. 1 der vor­lie­gend an­wend­ba­ren Bau­ord­nung sind Bau­ten so zu ge­stal­ten, dass sie für sich und im Zu­sam­men­hang mit der bau­li­chen und land­schaft­li­chen Um­ge­bung im Gan­zen und in ihren ein­zel­nen Tei­len eine gute Ge­samt­wir­kung er­zie­len. Sie haben sich nach § 26 Abs. 2 BO in ihrer Er­schei­nung in das Stadt-​, Quartier-​ und Stras­sen­bild ein­zu­fü­gen und an­er­kann­ten ar­chi­tek­to­ni­schen Ge­stal­tungs­prin­zi­pi­en zu ent­spre­chen. Für Are­al­be­bau­un­gen ver­langt § 53 Bst. a BO eine be­son­ders gute städ­te­bau­li­che und ar­chi­tek­to­ni­sche Lö­sung für eine städ­te­bau­li­che Ein­heit mit Rück­sicht auf das je­wei­li­ge Land­schafts­bild und die je­wei­li­ge Quar­tier­struk­tur. Dabei darf nicht bloss auf ein be­lie­bi­ges, sub­jek­ti­ves ar­chi­tek­to­ni­sches Emp­fin­den oder Ge­fühl ab­ge­stellt wer­den.

Al­lein auf Grund der dunk­len Fas­sa­den­far­be konn­te nicht die Rede davon sei, dass sich die neue Über­bau­ung ge­ra­de­zu in das Quar­tier zwäng­te, wie dies der Be­schwer­de­füh­rer gel­tend mach­te. Auch wenn die Fas­sa­den­far­be sein sub­jek­ti­ves Emp­fin­den stör­te, hatte der Au­gen­schein doch ge­zeigt, dass die Fas­sa­den der 1. Etap­pe der Are­al­be­bau­ung, wel­che in der glei­chen Farbe aus­ge­führt wor­den waren, in sich ein stim­mi­ges Gan­zes er­ga­ben. Die Fas­sa­den waren sorg­fäl­tig aus­ge­stal­tet und ent­spra­chen an­er­kann­ten ar­chi­tek­to­ni­schen Prin­zi­pi­en. Es han­del­te sich dabei um nichts Exo­ti­sches, son­dern um eine dem Zeit­geist ent­spre­chen­de, qua­li­täts­vol­le Fas­sa­den­ge­stal­tung. Die Be­schwer­de wurde somit ab­ge­wie­sen.

Ent­scheid vom 8. Sep­tem­ber 2009 i.S. E. und P. M.

Die Be­schwer­de­füh­rer wehr­ten sich gegen die Bau­be­wil­li­gung für eine Re­kla­me­ein­rich­tung auf dem Nach­bar­grund­stück nahe der Gren­ze zu ihrer Lie­gen­schaft.

Ins­be­son­de­re rüg­ten die Be­schwer­de­füh­rer die Ver­let­zung des recht­li­chen Ge­hörs. Da die Be­wil­li­gung der Ab­tei­lung Pla­nung/Bau vom 12. Juni 2008 für die Reklame-​Baute ohne In­for­ma­ti­on der Be­schwer­de­füh­rer sowie ohne Aus­schrei­bung und öf­fent­li­che Auf­la­ge er­folgt war, ver­stiess die Ab­tei­lung Pla­nung/Bau gegen § 45 Abs. 4 des Planungs-​ und Bau­ge­set­zes vom 26. No­vem­ber 1998 (BGS 721.11; PBG). Die­ser er­ach­tet ein ver­ein­fach­tes Ver­fah­ren nur dann als zu­läs­sig, wenn keine öf­fent­li­chen oder nach­bar­li­chen In­ter­es­sen be­rührt sind, oder das nach­bar­li­che Ein­ver­ständ­nis vor­liegt. Da diese Vor­aus­set­zun­gen im vor­lie­gen­den Fall nicht er­füllt waren, hätte die be­trof­fe­ne Ge­mein­de eine Aus­schrei­bung und öf­fent­li­che Auf­la­ge des Bau­ge­suchs vor­neh­men müs­sen. Durch das Säum­nis wurde das recht­li­che Gehör der Be­schwer­de­füh­rer ver­letzt. Nach der Ein­rei­chung der Ein­spra­che der spä­te­ren Be­schwer­de­füh­rer hat die Ab­tei­lung Pla­nung/Bau die Be­schwer­de­füh­rer an­ge­hört und ihnen keine In­for­ma­tio­nen mehr vor­ent­hal­ten. Die Ver­let­zung des recht­li­chen Ge­hörs war aus die­sem Grund ge­heilt.

Zudem mach­ten die Be­schwer­de­füh­rer gel­tend, die Woh­nun­gen im Mehr­fa­mi­li­en­haus auf der Lie­gen­schaft der Be­schwer­de­füh­rer seien hin­sicht­lich Licht und Aus­blick er­heb­lich tan­giert. Pa­ra­graph 14 Bau­ord­nung Baar vom 5. Juni 2005 (BO Baar) be­stimmt unter der Mar­gi­na­lie " Aus­sichts­schutz", dass der Ge­mein­de­rat zum Schutz der im Zo­nen­plan be­zeich­ne­ten Aus­sichts­la­gen und Aus­sichts­punk­te die Lage von Ge­bäu­den, die Fassaden-​ und First­hö­he, die Dach­ge­stal­tung sowie die Um­ge­bungs­ge­stal­tung und Be­pflan­zung fest­le­gen kann. Die ge­schütz­ten Aus­sichts­punk­te sind im Zo­nen­plan Baar 2007 mar­kiert. Ein­zig an die­sen prä­zis be­zeich­ne­ten Punk­ten kann man sich auf einen Aus­sichts­schutz be­ru­fen. Im vor­lie­gen­den Fall be­fand sich kein ge­schütz­ter Aus­sichts­punkt auf dem Grund­stück der Be­schwer­de­füh­rer. Die Be­stim­mun­gen der BO Baar be­tref­fend Grenz-​ und Ge­bäu­de­ab­stän­den waren - so­fern über­haupt an­wend­bar - durch die Re­kla­me­ein­rich­tung al­le­samt ein­ge­hal­ten.

Die Be­schwer­de­füh­rer rüg­ten wei­ter, dass die Be­leuch­tung der Re­kla­me­ein­rich­tung die ganze Nacht über ein­ge­schal­tet sei. Da von dem in Frage ste­hen­den Schrift­zug keine ge­sund­heit­li­che Ge­fähr­dung aus­geht, war eine Ge­fähr­dung i.S.v. Art. 13 Um­welt­schutz­ge­setz (SR 814.01; USG) aus­zu­schlies­sen. Art. 11 USG be­sagt je­doch, dass Emis­sio­nen - hier Strah­lung - un­ab­hän­gig von der be­stehen­den Um­welt­be­las­tung im Rah­men der Vor­sor­ge so weit zu be­gren­zen sind, als dies tech­nisch und be­trieb­lich mög­lich und wirt­schaft­lich trag­bar ist. Der Re­gie­rungs­rat ver­füg­te daher in teil­wei­ser Gut­heis­sung der Be­schwer­de die Un­ter­bre­chung der Reklame-​Beleuchtung zwi­schen 24.00 Uhr und 06.00 Uhr.

Schliess­lich war­fen die Be­schwer­de­füh­rer der Ge­mein­de Er­mes­sens­über­schrei­tung und Will­kür vor, da das Ge­such für einen Wer­be­trä­ger an ihrem ei­ge­nen Mehr­fa­mi­li­en­haus ab­ge­lehnt wor­den war und damit das Recht  auf Gleich­be­hand­lung ver­letzt wor­den sei. Der An­spruch auf Gleich­be­hand­lung (Art. 8 der Bun­des­ver­fas­sung der Schwei­ze­ri­schen Eid­ge­nos­sen­schaft vom 18. April 1999 [SR 101; BV]) ver­langt, dass Glei­ches nach Mass­ga­be sei­ner Gleich­heit gleich, Un­glei­ches nach Mass­ga­be sei­ner Un­gleich­heit un­gleich zu be­han­deln ist. Da das Ge­such der Be­schwer­de­füh­rer für einen Wer­be­trä­ger mit Fremd­re­kla­me ver­bun­den ge­we­sen wäre, dem Ge­such der Be­schwer­de­geg­ne­rin indes Ei­gen­re­kla­me zu­grun­de liegt, war eine un­ter­schied­li­che Be­ur­tei­lung der Ge­su­che ge­recht­fer­tigt, zumal die Re­kla­me­flä­che der Be­schwer­de­füh­rer un­gleich grös­ser aus­ge­fal­len wäre als die­je­ni­ge der Be­schwer­de­geg­ne­rin.

Ent­scheid vom 22. Sep­tem­ber 2009 i.S. U. B.

Der Be­schwer­de­füh­rer wehr­te sich gegen die Höhe von Ka­na­li­sa­ti­ons­bei­trä­gen.

Der Ge­mein­de­rat hatte eine Ka­na­li­sa­ti­ons­ge­bühr in der mit Rechts­mit­tel­be­leh­rung ver­se­he­nen Bau­be­wil­li­gung fest­ge­setzt. Sie blieb un­an­ge­foch­ten. Be­zahlt wurde die Ge­bühr den­noch nicht. Fast acht Jahre nach Er­tei­lung der Bau­be­wil­li­gung ge­lang­te die Ab­tei­lung Bau und Un­ter­halt der Ge­mein­de mit einem Schrei­ben an den Säu­mi­gen und ver­lang­te die aus­ste­hen­den Ka­na­li­sa­ti­ons­ge­büh­ren. Gegen die­ses Schrei­ben, wel­ches weder als Ent­scheid be­zeich­net wor­den war, noch eine Rechts­mit­tel­be­leh­rung ent­hielt, reich­te der Emp­fän­ger Ver­wal­tungs­be­schwer­de beim Ge­mein­de­rat ein. Die­ser lehn­te sie ab, wor­auf der Be­schwer­de­füh­rer an den Re­gie­rungs­rat ge­lang­te.

Das Schrei­ben der Ab­tei­lung Bau und Un­ter­halt weist die Merk­ma­le eines Ent­schei­des bzw. einer Ver­fü­gung wie die ein­sei­ti­ge, ho­heit­li­che und auf Rechts­wir­kung aus­ge­rich­te­te An­ord­nung nicht auf. Der Re­gie­rungs­rat ent­schied, dass es sich beim Schrei­ben der Ab­tei­lung Bau und Un­ter­halt nicht um einen Ent­scheid bzw. eine Ver­fü­gung han­del­te, die mit Ver­wal­tungs­be­schwer­de vor dem Ge­mein­de­rat hätte an­ge­foch­ten wer­den kön­nen. Viel­mehr sei es eine Voll­zugs­hand­lung mit Aus­künf­ten und Er­läu­te­run­gen zu einer be­reits rechts­kräf­tig be­schlos­se­nen An­ord­nung, näm­lich der Fest­set­zung der Ka­na­li­sa­ti­ons­bei­trä­ge in der ur­sprüng­li­chen Bau­be­wil­li­gung.

Die Ein­ga­be des Be­schwer­de­füh­rers war recht­lich ge­se­hen ein Wie­der­erwä­gungs­ge­such. Pa­ra­graph 29 des Ver­wal­tungs­rechts­pfle­ge­ge­setz vom 1. April 1976 (BGS 162.1; VRG) be­stimmt, dass die Be­hör­de aus wich­ti­gen Grün­den ihre Ent­schei­de aus­ser­halb eines Re­vi­si­ons­ver­fah­rens än­dern oder auf­he­ben kann, so­weit nicht be­son­de­re Vor­schrif­ten, der Grund­satz von Treu und Glau­ben oder an­de­re all­ge­mein an­er­kann­te Rechts­grund­sät­ze dies aus­schlies­sen oder ein­schrän­ken. Eine Wie­der­erwä­gung ist ge­mäss bun­des­ge­richt­li­cher Recht­spre­chung nur wäh­rend be­schränk­ter Zeit und nur dann mög­lich, wenn sich die Um­stän­de seit dem ers­ten Ent­scheid we­sent­lich ge­än­dert haben, das ma­te­ri­el­le Recht ge­än­dert hat oder wenn der Ge­such­stel­ler er­heb­li­che Tat­sa­chen oder Be­weis­mit­tel nam­haft macht, die im frü­he­ren Ver­fah­ren nicht be­kannt waren und die er nicht schon frü­her hätte vor­brin­gen kön­nen. Sämt­li­che die­ser Vor­aus­set­zung lagen hier nicht vor, wes­halb der Re­gie­rungs­rat dem Be­schwer­de­füh­rer die Mög­lich­keit zur An­fech­tung der Ka­na­li­sa­ti­ons­bei­trä­ge ab­sprach.

Der Ge­mein­de­rat hätte die Ein­ga­be des Be­schwer­de­füh­rers als Wie­der­erwä­gungs­ge­such be­han­deln und dar­auf nicht ein­tre­ten sol­len.

Ent­scheid vom 29. Sep­tem­ber 2009 i.S. A. AG

Es han­del­te sich um die Frage der vor­zei­ti­gen Bau­f­rei­ga­be.

Ge­mäss § 67 Abs. 3 des Planungs-​ und Bau­ge­set­zes vom 26. No­vem­ber 1998 (BGS 721.11; PBG) kann die Be­schwer­de­in­stanz in einem Zwi­schen­ent­scheid die Bau­ar­bei­ten unter ge­wis­sen Vor­aus­set­zun­gen frei­ge­ben. Stellt die Be­schwer­de­in­stanz fest, dass ein Bau­be­ginn den Be­schwer­de­ent­scheid nicht oder nur teil­wei­se vor­be­stimmt, kann sie die­sen Zwi­schen­ent­scheid tref­fen. Im vor­lie­gen­den Fall ver­lang­te der Be­schwer­de­geg­ner eine vor­zei­ti­ge Bau­f­rei­ga­be für den Bau einer Ein­stell­hal­le bis und mit Decke der­sel­ben.

Zwar tra­ten die vo­lu­men­mäs­si­gen Än­de­run­gen an der Tief­ga­ra­ge gegen aus­sen nicht in Er­schei­nung, hin­ge­gen hat­ten die Än­de­run­gen an den Trep­pen­auf­gän­gen und an den Licht­schäch­ten in­so­fern einen Ein­fluss auf die vom Re­gie­rungs­rat zu be­ur­tei­len­de Ver­wal­tungs­be­schwer­de, als im Falle einer Be­schwer­de­gut­heis­sung die Mehr­fa­mi­li­en­häu­ser nicht wie ge­plant hät­ten er­stellt wer­den kön­nen und somit unter Um­stän­den die Auf­gän­ge von der Ein­stell­hal­le er­neut hät­ten ab­ge­än­dert wer­den müs­sen. Der vor­zei­ti­ge Bau­be­ginn hätte den Be­schwer­de­ent­scheid vor­be­stimmt, weil der Re­gie­rungs­rat nicht mehr frei über die Be­schwer­de hätte ent­schei­den kön­nen, son­dern die nur auf die eben­falls ab­ge­än­der­ten Häu­ser pas­sen­de Tief­ga­ra­ge zu be­rück­sich­ti­gen ge­habt hätte oder al­len­falls sogar den Rück- oder Umbau der­sel­ben hätte ver­lan­gen müs­sen.

Aus die­sen Grün­den hat der Re­gie­rungs­rat die vor­zei­ti­ge Bau­f­rei­ga­be i.S.v. § 67 Abs. 3 PBG nicht ge­währt.

Ent­scheid vom 29. Sep­tem­ber 2009 i.S. S. W.-N.

Die Be­schwer­de­füh­re­rin wehr­te sich gegen die Bau­be­wil­li­gung für den Ab­bruch und Neu­bau eines Ein­fa­mi­li­en­hau­ses auf dem be­nach­bar­ten Grund­stück.

Da im vor­lie­gen­den Fall der Be­bau­ungs­plan keine Aus­sa­gen be­züg­lich Ge­stal­tung der Fas­sa­den, Fens­ter, Dach­auf­bau­ten usw. macht, war das Alt­stadt­re­gle­ment auf diese Fra­gen an­wend­bar.

Pa­ra­graph 3 Abs. 1 Alt­stadt­re­gle­ment der Ein­woh­ner­ge­mein­de Zug vom 11. Ja­nu­ar 1983 (Alt­stadt­re­gle­ment) be­stimmt, dass Re­no­va­tio­nen und Um­bau­ten im In­ter­es­se der Sub­stanz­er­hal­tung Neu­bau­ten und Re­kon­struk­tio­nen vor­ge­zo­gen wer­den. Wo die Sub­stanz­er­hal­tung sich tat­säch­lich oder im Sinne des Alt­stadt­re­gle­ments als un­mög­lich er­weist, wo sie wenig sinn­voll ist, oder wo sie un­ver­hält­nis­mäs­si­ge Kos­ten ver­ur­sacht, kann ein alt­stadt­ge­rech­ter Neu­bau be­wil­ligt wer­den (§ 3 Abs. 2 Alt­stadt­re­gle­ment). Das ab­zu­bre­chen­de Wohn­haus der Bau­herr­schaft stamm­te aus dem Jahre 1952, das öf­fent­li­che In­ter­es­se an der Sub­stanz­er­hal­tung war bei die­sem Ge­bäu­de sehr ge­ring, wes­halb es im Sinne des Alt­stadt­re­gle­ments nicht er­hal­tens­wert war und ein Neu­bau be­wil­ligt wer­den konn­te (§ 3 Abs. 2 Alt­stadt­re­gle­ment).

Pa­ra­graph 2 Abs. 1 Alt­stadt­re­gle­ment schreibt vor, dass die Alt­stadt in ihrem Ge­samt­bild, ihrer Mass­stäb­lich­keit und in­ne­ren Struk­tur, sowie - wo mög­lich - ihrer his­to­ri­schen Sub­stanz zu er­hal­ten ist. Da das um­strit­te­ne Bau­vor­ha­ben in et­li­chen Punk­ten (Dop­pel­ga­ra­ge, Dach­auf­bau­ten, gros­se Fens­ter­fron­ten, Fas­sa­den­ge­stal­tung) gegen das Alt­stadt­re­gle­ment ver­stiess, und auch keine Grün­de für eine Aus­nah­me­be­wil­li­gung nach § 9 Alt­stadt­re­gle­ment vor­la­gen, han­del­te es sich um kei­nen alt­stadt­ge­rech­ten Neu­bau.

Folg­lich wurde die Be­schwer­de gut­ge­heis­sen und die an­ge­foch­te­ne Bau­be­wil­li­gung auf­ge­ho­ben.

Ent­scheid vom 20. Ok­to­ber 2009 i.S. B. und P. Z.

Die Be­schwer­de­füh­ren­den wehr­ten sich gegen die Bau­be­wil­li­gung für den Ab­bruch und Neu­bau eines Ein­fa­mi­li­en­hau­ses auf dem be­nach­bar­ten Grund­stück.

Die Be­schwer­de­füh­ren­den mach­ten gel­tend, die an­zu­rech­nen­de Ge­schoss­flä­che sei falsch be­rech­net wor­den.

Ge­mäss § 16 Abs. 1 der Ver­ord­nung zum Planungs-​ und Bau­ge­setz vom 16. No­vem­ber 1999 (BGS 721.111; V PBG), ist bei der Be­rech­nung der Aus­nüt­zungs­zif­fer als Ge­schoss­flä­che an­zu­rech­nen die Summe sämt­li­cher Flä­chen des Erd­ge­schos­ses und der dar­über lie­gen­den Ge­schos­se, ein­schliess­lich der Trep­pen­häu­ser und Lau­ben­gän­ge, so­weit sie der Er­schlies­sung die­nen, nicht aber so­weit es sich um Not- oder Flucht­trep­pen han­delt. An­zu­rech­nen sind auch die Quer­schnitts­flä­chen von innen lie­gen­den Mau­ern und Wän­den sowie die Luft­räu­me bei Treppen­häusern und Lifts. Fer­ner sind die Flä­chen un­ter­halb des Erd­ge­schos­ses an­zu­rech­nen, so­weit sie Wohn- oder Ge­wer­be­zwe­cken die­nen kön­nen oder es sich um Er­schlies­sungs­flä­chen von Gän­gen, Trep­pen­häu­sern und Lif­ten han­delt.

Nach einem Ent­scheid des Ver­wal­tungs­ge­richts Zug gel­ten als Er­schlies­sungs­flä­chen sämt­li­che Flä­chen wie Gänge oder Vor­räu­me, fer­ner die die ein­zel­nen Ge­schos­se mit­ein­an­der ver­bin­den­den Er­schlies­sungs­an­la­gen wie Trep­pen und Auf­zü­ge mit den Mas­sen des Lift­schachts. Nur die aus­schliess­lich zu nicht an­re­chen­ba­ren Räu­men füh­ren­den Ver­kehrs­we­ge (Gänge oder Trep­pen, die z.B. nur zu Kel­lern oder Wasch­kü­chen füh­ren) sind von der An­rech­nung an die Ge­schoss­flä­che aus­ge­nom­men. So­bald Er­schlies­sungs­flä­chen aber be­nutzt wer­den kön­nen, um aus­ser­halb eines Ge­bäu­des zu Räum­lich­kei­ten zu ge­lan­gen, die Wohn- oder Ge­wer­be­zwe­cken die­nen, sind sie an­zu­rech­nen (GVP 2008, S. 128).

Auf­grund von § 16 V PBG und des Ent­scheids des Ver­wal­tungs­ge­richts hat der Re­gie­rungs­rat eine aGF er­rech­net. Diese muss­te in­ner­halb der ma­xi­mal zu­läs­si­gen aGF lie­gen. Die ma­xi­mal zu­läs­si­ge an­zu­rech­nen­de Ge­schoss­flä­che er­gibt sich aus der Mul­ti­pli­ka­ti­on der an­zu­rech­nen­den Land­flä­che mit der Aus­nüt­zungs­zif­fer. Das vor­lie­gen­de Bau­vor­ha­ben be­fand sich in der Wohn­zo­ne
W2a. Ge­mäss § 44 Bau­ord­nung Baar 5. Juni 2005 (BO Baar) be­trägt die Aus­nüt­zungs­zif­fer in die­ser Zone 0.3. Die an­zu­rech­nen­de Land­flä­che (die vom Bau­ge­such er­fass­te, bau­lich nicht aus­ge­nütz­te, in der Bau­zo­ne ge­le­ge­ne Flä­che; Art. 18 Abs. 1 V PBG) mach­te in die­sem Fall 941 m2 aus. 0.3 x 941m2 ergab eine ma­xi­mal zu­läs­si­ge aGF von 282.30 m2. Da die aGF des vor­lie­gen­den Bau­vor­ha­bens mit 284.08 m2 die ma­xi­mal zu­läs­si­ge - wenn auch nur knapp - über­schritt, war die Be­schwer­de gut­zu­heis­sen und die Bau­be­wil­li­gung auf­zu­he­ben, denn § 31 V PBG be­stimmt aus­drück­lich, dass es von Bau­vor­schrif­ten, wel­che die Bau­dich­te (Aus­nüt­zungs­zif­fer, Bau­mas­sen­zif­fer usw.) be­stim­men, keine Aus­nah­men gibt.

 

Ent­scheid vom 10. No­vem­ber 2009 i.S. M. V. E. I.

Die Be­schwer­de­füh­re­rin wehr­te sich gegen eine Bau­be­wil­li­gung für den Umbau eines be­stehen­den Wohn­hau­ses auf dem be­nach­bar­ten Grund­stück.

Die Be­schwer­de­füh­re­rin mach­te die Ver­let­zung des recht­li­chen Ge­hörs gel­tend. Dies des­halb, weil sie die Zu­stel­lung der für den ur­sprüng­li­chen Bau des be­tref­fen­den Ge­bäu­des er­teil­ten Bau­be­wil­li­gung beim Ge­mein­de­rat be­an­trag­te, die­ser aber in sei­nem Be­schluss weder die frü­he­re Bau­be­wil­li­gung er­wähn­te, noch der Be­schwer­de­füh­re­rin die be­an­trag­ten Akten zu­stell­te. Der An­spruch auf recht­li­ches Gehör ist in Art. 29 Abs. 2 der Bun­des­ver­fas­sung der Schwei­ze­ri­schen Eid­ge­nos­sen­schaft vom 18. April 1999 (SR 101; BV) sowie in § 15 des Ver­wal­tungs­rechts­pfle­ge­ge­setz vom 1. April 1976 (BGS 162.1; VRG) ver­an­kert. Er ent­hält u.a. das Recht auf Ak­ten­ein­sicht. Die­ses be­inhal­tet zwar die Be­fug­nis, am Sitz der ak­ten­füh­ren­den Be­hör­de selbst Ein­sicht in die Unter­lagen zu neh­men. Im All­ge­mei­nen be­steht indes kein An­spruch auf Zu­sen­dung der Akten. Im vor­lie­gen­den Fall hat daher die Ge­mein­de Ober­ä­ge­ri durch die Nicht-​Zustellung der Akten das recht­li­che Gehör nicht ver­letzt.

Des Wei­tern mach­te die Be­schwer­de­füh­re­rin Rechts­ver­wei­ge­rung gel­tend, da der Ge­mein­de­rat sich mit einem Ent­scheid des Ver­wal­tungs­ge­richts des Kan­tons Zü­rich nicht be­fasst hatte, ob­wohl die­ses Ur­teil be­reits in der Ein­spra­che er­wähnt wor­den sei. Die Pflicht, Ver­fü­gun­gen zu be­grün­den, er­gibt sich für die Be­hör­den des Kan­tons Zug aus § 20 VRG und Art. 29 Abs. 2 BV. Die Be­hör­de muss sich aber nicht zu sämt­li­chen Rechts­vor­brin­gen der Par­tei­en äus­sern, son­dern kann sich auf die für den Ent­scheid we­sent­li­chen Punk­te be­schrän­ken. Da es sich im Zür­cher Ent­scheid um eine Be­stim­mung han­del­te, wel­che mit der im vor­lie­gen­den Fall zur Dis­kus­si­on ste­hen­den zu wenig über­ein­stimm­te, war es ver­tret­bar, das Ur­teil des Ver­wal­tungs­ge­richts des Kan­tons Zü­rich nicht her­an­zu­zie­hen. Daher be­ging der Ge­mein­de­rat keine Rechts­ver­wei­ge­rung.

Die Be­schwer­de­füh­re­rin rügte wei­ter, das heu­ti­ge Un­ter­ge­schoss weise be­reits vor dem Umbau zu viel an­re­chen­ba­re Wohn­flä­che auf und sei des­halb recht­lich kein Un­ter­ge­schoss. Es sei rechts­miss­bräuch­lich, die Fens­ter zu ver­klei­nern und die Zweck­be­stim­mung ei­ni­ger Räume an­ders zu be­nen­nen, nur damit ein zu­sätz­li­ches Ge­schoss ge­baut wer­den könne. Der Re­gie­rungs­rat pflich­te­te der Be­schwer­de­füh­re­rin in­so­weit bei, als die An­re­chen­bar­keit eines Rau­mes im Un­ter­ge­schoss eines Ge­bäu­des nicht al­lein von sei­ner Be­zeich­nung in den Plan­un­ter­la­gen ab­hän­ge. Ent­schei­dend sei viel­mehr, ob der be­tref­fen­de Raum auf­grund sei­ner Lage, Be­lich­tung und Aus­stat­tung für Wohn- und Ge­wer­be­zwe­cke über­haupt ge­eig­net sei. Der Re­gie­rungs­rat kam zum Schluss, dass die Be­lich­tung im Un­ter­ge­schoss für Wohn­räu­me un­ge­nü­gend sei, zudem werde die Hei­zung ent­fernt, was die be­wil­lig­ten Pläne klar aus­wie­sen und woran sich der Bau­herr strik­te zu hal­ten habe. Auch mache die an­re­chen­ba­re Ge­schoss­flä­che des Un­ter­ge­schos­ses we­ni­ger als 60 % der dar­über­lie­gen­den an­zu­rech­nen­den Flä­che aus und gelte daher nicht als Voll­ge­schoss (vgl. § 8 Abs. 1 Satz 2 V PBG).

Schliess­lich mach­te die Be­schwer­de­füh­re­rin gel­tend, der ge­plan­ten Baute fehle es an der not­wen­di­gen Ein­pas­sung ins Quar­tier. Art. 10 Abs. 1 der Bau­ord­nung Ober­ä­ge­ri vom 24. Sep­tem­ber 2006 (BO Ober­ä­ge­ri) be­stimmt, dass sich Ge­bäu­de hin­sicht­lich Grös­se, Lage, Ge­stal­tung und Ober­flä­che des Bau­kör­pers sowie des­sen Aus­sen­räu­me so in die Um­ge­bung ein­ord­nen, dass eine gute Ge­samt­wir­kung ent­steht. Der Re­gie­rungs­rat hielt fest, dass im vor­lie­gen­den Fall das Er­schei­nungs­bild des Quar­tiers nicht ein­heit­lich da­her­kom­me und daher an die Ge­stal­tung der der Bau­ten nicht die gleich stren­gen An­for­de­run­gen ge­stellt wer­den kön­nen, wie wenn ein har­mo­ni­sches Quar­tier­bild herr­schen würde. Das um­strit­te­ne Bau­vor­ha­ben füge sich nach der Mei­nung des Re­gie­rungs­ra­tes trotz sei­ner er­heb­li­chen Höhe gut in die bau­li­che und land­schaft­li­che Um­ge­bung ein.

Die Be­schwer­de war un­be­grün­det und wurde voll­um­fäng­lich ab­ge­wie­sen.

Ent­scheid vom 10. No­vem­ber 2009 i.S. A. S., R. und U. G. sowie H. Z.-R.

Die Be­schwer­de­füh­ren­den wehr­ten sich gegen eine Bau­be­wil­li­gung für den Neu­bau eines Ein­familienhauses auf dem be­nach­bar­ten Grund­stück.

Die Be­schwer­de­füh­ren­den rüg­ten, dass die Ein­fahrt zum Au­to­lift zu steil sei und daher § 5 Abs. 2 der Bau­ord­nung Walch­wil vom 30. März 2006 (BO Walch­wil) wi­der­spre­che. Die­ser be­sagt in Satz 1, dass Ein- und Aus­fahr­ten auf einer Tiefe von 5,0 m, von der Strassen-​ bzw. Trot­toir­gren­ze ge­mes­sen, höchs­tens 5 % Stei­gung oder Ge­fäl­le, an­schlies­send höchs­tens 10 % Stei­gung oder höchs­tens 15 % Ge­fäl­le auf­wei­sen dür­fen. Der Re­gie­rungs­rat ge­lang­te zur An­sicht, dass die Ein- und Aus­fahrt zum Au­to­lift ma­xi­mal 2 % Ge­fäl­le auf­wies und damit § 5 Abs. 2 BO Walch­wil ein­ge­hal­ten war.

Wei­ter brach­ten die Be­schwer­de­füh­ren­den vor, dass sich das ge­plan­te Bau­ob­jekt nicht in die Um­ge­bung ein­ord­ne, weil es auf die To­po­gra­phie keine Rück­sicht nehme. Pa­ra­graph 8 Abs. 1 BO Walch­wil be­stimmt, dass sich Ge­bäu­de hin­sicht­lich Grös­se, Lage, Ge­stal­tung und Ober­flä­che des Bau­kör­pers sowie des­sen Aus­sen­raums so in die Um­ge­bung ein­ord­nen müs­sen, dass eine gute Ge­samt­wir­kung ent­steht. Die Be­schwer­de­füh­ren­den sahen diese Norm auf­grund der feh­len­den Ter­ras­sie­rung ver­letzt. Da die BO Walch­wil indes keine Pflicht zur Ter­ras­sie­rung kennt und nach An­sicht des Re­gie­rungs­ra­tes das ge­plan­te Ge­bäu­de die To­po­gra­phie des Han­ges auf­nahm, waren die An­for­de­run­gen an § 8 BO Walch­wil er­füllt.

Ge­mäss den Be­schwer­de­füh­ren­den müss­ten be­züg­lich Aus­sen­pool die nor­ma­len Grenz­ab­stän­de zur An­wen­dung ge­lan­gen, da ein Aus­sen­pool als Ein­zel­bau­te zu be­ur­tei­len sei. Ge­mäss § 9 Abs. 1 V PBG de­fi­niert sich der Grenz­ab­stand als kür­zes­te Ent­fer­nung zwi­schen der Fas­sa­de und der Grund­stücks­gren­ze. Die Ver­wen­dung des Be­griffs Fas­sa­de macht deut­lich, dass der Grenz­ab­stand nur auf Ge­bäu­de an­wend­bar ist. Da ein Schwimm­be­cken kein Ge­bäu­de ist und folg­lich auch nicht über eine Fas­sa­de ver­fügt, war § 9 V PBG nicht an­wend­bar. Auch § 28 BO Walch­wil, wel­cher einen Grenz­ab­stand von 4 m vor­sieht, kam im vor­lie­gen­den Fall nicht zum Tra­gen. Schliess­lich stell­te der Re­gie­rungs­rat klar, dass es sich bei einem Schwimm­bad nicht um eine Un­ter­ni­veau­bau­te han­delt, da diese ge­mäss § 5 V PGB über un­ter­ir­di­sche Räume ver­fü­gen müs­sen. Daher ge­lang­te im vor­lie­gen­den Fall auch § 35 BO Walch­wil nicht zur An­wen­dung, wel­cher für Un­ter­ni­veau­bau­ten einen Grenz­ab­stand von 1 m vor­schreibt. Nach­dem der Re­gie­rungs­rat auch § 33 BO Walch­wil, bei wel­chem es um Ein­frie­dun­gen, Stütz-​ und Fut­ter­mau­ern geht, als nicht an­wend­bar be­trach­te­te, geht es bei die­sen doch um ober­ir­di­sche, gross­flä­chig in Er­schei­nung tre­ten­de Kon­struk­tio­nen, kam der Re­gie­rungs­rat zum Schluss, das der Aus­sen­pool eine An­la­ge ist, für wel­che keine Grenz­ab­stands­vor­schrif­ten be­stehen.

Die Be­schwer­de­füh­ren­den rüg­ten, dass die Flä­che des Au­to­lifts in die Be­rech­nung der Aus­nüt­zungs­zif­fer (AZ) ein­zu­be­zie­hen sei. Pa­ra­graph 15 V PBG be­stimmt, dass es sich bei der AZ um die Ver­hält­nis­zahl zwi­schen der an­zu­rech­nen­den Ge­schoss­flä­che der Ge­bäu­de und der an­zu­rech­nen­den Land­flä­che han­delt. Ge­mäss § 16 V PBG ist bei der Be­rech­nung der AZ als Ge­schoss­flä­che an­zu­rech­nen die Summe sämt­li­cher Flä­chen des Erd­ge­schos­ses und der dar­über lie­gen­den Ge­schos­se, ein­schliess­lich der Trep­pen­häu­ser und Lau­ben­gän­ge, so­weit sie der Er­schlies­sung die­nen. Die ge­mäss § 16 Abs. 1 V PBG an­re­chen­ba­ren Trep­pen­häu­ser und Lau­ben­gän­gen die­nen der Er­schlies­sung von an­re­chen­ba­ren Räu­men. An­re­chen­bar sind dabei nur jene Er­schlies­sungs­flä­chen, die aus­schliess­lich oder teil­wei­se zu an­re­chen­ba­ren Räu­men füh­ren. Nur aus­schliess­lich zu nicht an­re­chen­ba­ren Räu­men füh­ren­de Ver­kehrs­we­ge sind von der Aus­nüt­zungs­zif­fer aus­ge­nom­men. Da der Au­to­lift im vor­lie­gen­den Fall aus­schliess­lich der Er­schlies­sung von nicht an­re­chen­ba­ren Räu­men, näm­lich den Par­kie­rungs­an­la­gen im Erd­ge­schoss, dien­te, war die Flä­che des Au­to­lifts bei der Be­rech­nung der AZ nicht zu be­rück­sich­ti­gen.

Schliess­lich äus­ser­ten die Be­schwer­de­füh­ren­den Be­den­ken, das Ge­bäu­de könne aus geo­lo­gi­schen Grün­den gar nicht fer­tig ge­stellt wer­den und/oder nach der Fer­tig­stel­lung eine Ge­fähr­dung dar­stel­len. Der von der Bau­di­rek­ti­on durch­ge­führ­te Au­gen­schein, zeig­te, dass Un­si­cher­heit be­stand, ob im frag­li­chen Bau­ge­biet auf­grund des dort be­find­li­chen Find­lings eine geo­lo­gi­sche Ge­fahr be­stand. Daher er­gänz­te der Re­gie­rungs­rat die Bau­be­wil­li­gung mit der Auf­la­ge, dass die Bau­herr­schaft vor Bau­be­ginn ein geo­lo­gi­sches Gut­ach­ten über die Taug­lich­keit des Bau­grun­des zu er­stel­len und die­ses den Be­schwer­de­füh­ren­den zur Kennt­nis zu brin­gen hat.

Die Be­schwer­de wurde teil­wei­se gut­ge­heis­sen und die Bau­be­wil­li­gung mit einer Auf­la­ge er­gänzt. Im Üb­ri­gen war die Be­schwer­de un­be­grün­det und daher ab­zu­wei­sen.

Ent­scheid vom 17. No­vem­ber 2009 i.S. F. R. E. AG

Die Be­schwer­de­füh­re­rin wehr­te sich gegen einen Be­schluss des Stadt­ra­tes, auf ihrer Lie­gen­schaft einen Wohn­an­teil von 49 % aus­zu­wei­sen, da der Wohn­an­teil auf ihrem Grund­stück le­dig­lich 20 % be­tra­ge.

Der Re­gie­rungs­rat legte den zur Dis­kus­si­on ste­hen­den Be­schluss gram­ma­ti­ka­lisch, sys­te­ma­tisch, his­to­risch, zeit­ge­mäss und te­leo­lo­gisch aus und kam zum Schluss, dass die Min­dest­wohn­an­teils­pflicht nur be­züg­lich der Nach­bar­par­zel­le der Be­schwer­de­füh­re­rin auf 40 % fest­ge­legt wor­den war. Be­züg­lich der rest­li­chen Par­zel­len, wozu auch die­je­ni­ge der Be­schwer­de­füh­re­rin ge­hör­te, gal­ten die Min­dest­wohn­an­teils­vor­schrif­ten der je­weils gel­ten­den Bau­ord­nung. In die­sem Fall schrieb § 50 Abs. 1 Bau­ord­nung Stadt Zug vom 30. Au­gust 1994 (a BO Zug) einen Min­dest­wohn­an­teil von 50 % vor. Die Be­schwer­de war in die­sem Um­fang un­be­grün­det und wurde ab­ge­wie­sen.

Des Wei­te­ren mach­te die Be­schwer­de­füh­re­rin gel­tend, dass der Be­bau­ungs­plan ins­be­son­de­re in Bezug auf die Fest­le­gung der Min­dest­wohn­an­teils­pflicht über­prüft wer­den müsse. Art. 21 Abs. 2 Raum­pla­nungs­ge­setz vom 22. Juni 1979 (SR 700; RPG) schreibt vor, dass die Nut­zungs­plä­ne über­prüft und nö­ti­gen­falls an­ge­passt wer­den, wenn sich die Ver­hält­nis­se er­heb­lich ge­än­dert haben. Der Re­gie­rungs­rat kam zum Schluss, dass sich ins­be­son­de­re die recht­li­chen Ver­hält­nis­se seit dem Er­lass des Be­bau­ungs­plans Al­pen­stras­se West im Jahre 1982 we­sent­lich ver­än­dert hat­ten. Selbst in einem sol­chen Fall hat die Pla­n­an­pas­sung al­ler­dings nicht zwin­gend, son­dern nur nö­ti­gen­falls zu er­fol­gen. Nach einer Ab­wä­gung des Ge­bo­tes der Rechts­si­cher­heit und des Grund­sat­zes der Plan­be­stän­dig­keit, kam der Re­gie­rungs­rat zum Schluss, dass eine An­pas­sung oder zu­min­dest eine Über­prü­fung des Be­bau­ungs­pla­nes not­wen­dig war. In­so­fern war die Be­schwer­de be­grün­det und gut­zu­heis­sen.

Der an­ge­foch­te­ne Be­schluss des Stadt­ra­tes war auf­zu­he­ben.

Ent­scheid vom 24. No­vem­ber 2009 i.S. A. AG

Die Be­schwer­de­füh­re­rin wehr­te sich gegen ein vom Ge­mein­de­rat von Walch­wil be­wil­lig­tes ab­ge­än­der­tes Bau­pro­jekt für den Neu­bau von drei Mehr­fa­mi­li­en­häu­sern mit Tief­ga­ra­ge.

Die Be­schwer­de­füh­re­rin wirft der Vor­in­stanz be­zo­gen auf die Frage der Ein­ord­nung des Pro­jekts in die Um­ge­bung eine Er­mes­sens­un­ter­schrei­tung und damit eine Rechts­ver­let­zung vor. Der Re­gie­rungs­rat ge­lang­te zu der An­sicht, dass eine Er­mes­sens­un­ter­schrei­tung nicht vor­lag, denn die Vor­in­stanz hatte sich, wenn auch nur sum­ma­risch, mit der Frage der Ein­ord­nung aus­ein­an­der­ge­setzt.

Die Be­schwer­de­füh­re­rin brach­te vor, dass das ge­plan­te Bau­vor­ha­ben § 8 Bau­ord­nung Walch­wil vom 30. März 2006 (BO Walch­wil) und § 21 BO Walch­wil wi­der­spre­che. Der Re­gie­rungs­rat hatte be­reits in einem Be­schwer­de­ent­scheid vom 25. Ok­to­ber 2005 rechts­ver­bind­lich fest­ge­stellt, dass die zur Dis­kus­si­on ste­hen­de Über­bau­ung, wel­che in eine Orts­bild­schutz­zo­ne zu ste­hen kom­men soll­te, die er­höh­ten An­for­de­run­gen an die Ein­ord­nung in die Um­ge­bung er­fül­le. Somit war im zu be­ur­tei­len­den Fall le­dig­lich zu prü­fen, ob die seit die­sem Ent­scheid er­gan­ge­nen Än­de­run­gen den er­höh­ten An­for­de­run­gen an die Ein­ord­nung in die Orts­bild­schutz­zo­ne ent­spra­chen.

Pa­ra­graph 8 BO Walch­wil be­stimmt, dass Ge­bäu­de sich hin­sicht­lich Grös­se, Lage, Ge­stal­tung und Ober­flä­che des Bau­kör­pers sowie des­sen Aus­sen­raum so in die Um­ge­bung ein­ord­nen müs­sen, dass eine gute Ge­samt­wir­kung ent­steht. Bau­ten, An­la­gen, An­schrif­ten, Farb­ge­bun­gen, Re­kla­men und An­ten­nen müs­sen ih­rer­seits zur Land­schaft als wei­te­re Um­ge­bung sowie zum Orts-, Quartier-​ und Stras­sen­bild als Nah­be­reich pas­sen (§ 8 Abs. 2 BO Walch­wil). Die Orts­bild­schutz­zo­nen die­nen ge­mäss § 21 BO Walch­wil der Er­hal­tung und Pfle­ge des je­wei­li­gen Orts- und Quar­tier­bil­des. Ge­bäu­de dür­fen nur ver­än­dert wer­den, wenn das Orts- und Quar­tier­bild nicht be­ein­träch­tigt wird. Ein­zel­ne Neu­bau­ten sind zu­läs­sig, wenn sie dem Cha­rak­ter des schutz­wür­di­gen Orts­bil­des ent­spre­chen. Bevor der Ge­mein­de­rat eine Bau­be­wil­li­gung er­teilt, kann er von den Ge­such­stel­lern eine Stu­die ver­lan­gen, um ein Pro­jekt bes­ser be­ur­tei­len zu kön­nen. Im vor­lie­gen­den Fall wurde an der ur­sprüng­li­chen Form und Si­tu­ie­rung der Ge­bäu­de nichts ver­än­dert, son­dern nur ge­ring­fü­gi­ge Än­de­run­gen an bspw. an der Brei­te ein­zel­ner Ge­bäu­de, ei­ni­ger Bal­ko­ne und Fens­ter vor­ge­nom­men. Die Ein­ord­nung des Bau­pro­jekts in die Um­ge­bung blieb dem­nach be­stehen. Der Re­gie­rungs­rat ver­nein­te einen Ver­stoss so­wohl gegen § 8 als auch § 21 BO Walch­wil.

Zu­sam­men­fas­send ergab sich, dass die Be­schwer­de un­be­grün­det war und daher vom Re­gie­rungs­rat ab­ge­wie­sen wurde.

Ent­scheid vom 7. De­zem­ber 2009 i.S. A. P. AG

Es ging um die Frage der an­ge­mes­se­nen Höhe einer Prü­fungs­ge­bühr für zwei Bau­be­wil­li­gun­gen eines Bau­pro­jekts der Be­schwer­de­füh­re­rin.

Die Be­schwer­de­füh­re­rin be­an­trag­te die Bau­be­wil­li­gungs­ge­bühr her­ab­zu­set­zen.

Ge­büh­ren, wie die vor­lie­gend an­ge­foch­te­ne Bau­be­wil­li­gungs­ge­bühr, sind nach dem Kosten­deckungs-​ und dem Äqui­va­lenz­prin­zip zu be­mes­sen. Das Kos­ten­de­ckungs­prin­zip be­sagt, dass der Ge­samt­ertrag der Ge­büh­ren die ge­sam­ten Kos­ten eines Ver­wal­tungs­zweigs nicht über­stei­gen darf. Nach dem Äqui­va­lenz­prin­zip darf eine Ge­bühr im Ein­zel­fall nicht in einem of­fen­sicht­li­chen Miss­ver­hält­nis zum ob­jek­ti­ven Wert der Leis­tung ste­hen. Der Wert der Leis­tung be­misst sich nach dem Nut­zen, den sie dem Pflich­ti­gen bringt, oder nach dem Kos­ten­auf­wand der kon­kre­ten In­an­spruch­nah­me im Ver­hält­nis zum ge­sam­ten Auf­wand des be­tref­fen­den Ver­wal­tungs­zweigs, wobei sche­ma­ti­sche, auf Wahr­schein­lich­keit und Durch­schnitts­er­fah­run­gen ba­sie­ren­de Mass­stä­be an­ge­legt wer­den dür­fen. Die Ge­büh­ren müs­sen nicht in jedem Fall genau dem Ver­wal­tungs­auf­wand ent­spre­chen, sie müs­sen indes nach sach­lich ver­tret­ba­ren Kri­te­ri­en be­mes­sen sein und dür­fen keine Un­ter­schei­dun­gen tref­fen, für die keine ver­nünf­ti­gen Grün­de er­sicht­lich sind. Et­li­che Zuger Ein­woh­ner­ge­mein­den sehen in ihren Bau­ord­nun­gen vor, dass die Bau­be­wil­li­gungs­ge­bühr im Ver­hält­nis der Bau­sum­me fest­ge­legt wird. An­ders die Be­stim­mung in § 45 Bau­ord­nung Walch­wil vom 30. März 2006 (BO Walch­wil), wel­che in Abs. 1 be­sagt, dass für die Be­hand­lung von Ge­su­chen eine dem Auf­wand ent­spre­chen­de Ge­bühr zu ent­rich­ten ist. Somit wurde die Recht­mäs­sig­keit der be­an­stan­de­ten Ge­bühr an den all­ge­mei­nen Grund­sät­zen des Kostendeckungs-​ und dem Äqui­va­lenz­prin­zips ge­mes­sen.

Die Be­schwer­de wurde in­so­fern gut­ge­heis­sen, als die Prü­fungs­ge­bühr des Ge­mein­de­ra­tes Walch­wil von Fr. 8'000.-- auf Fr. 4'800.-- re­du­ziert wurde.

Ent­scheid vom 7. De­zem­ber 2009 i.S. K. S. et al.

Es ging um die Recht­mäs­sig­keit eines Be­bau­ungs­pla­nes.

Im vor­lie­gen­den Be­schwer­de­ver­fah­ren waren so­wohl der Bau­di­rek­tor als auch der Ge­ne­ral­se­kre­tär im Aus­stand. Der Re­gie­rungs­rat hatte am 29. Sep­tem­ber 2009 auf­grund des Re­gie­rungs­rats­be­schlus­ses vom 11. Juli 2006 ent­schie­den, dass die Be­schwer­de durch die Si­cher­heits­di­rek­ti­on be­han­delt wird. Die bei­den stell­ver­tre­ten­den Ge­ne­ral­se­kre­tä­re der Bau­di­rek­ti­on und nicht etwa der Si­cher­heits­di­rek­ti­on hat­ten vor dem 29. Sep­tem­ber 2009 den Au­gen­schein ge­lei­tet, das Ver­fah­ren und den Schrif­ten­wech­sel ver­an­lasst und das Pro­to­koll des Au­gen­scheins ge­schrie­ben. Der An­trag hin­ge­gen war auf­grund des Be­schlus­ses vom 29. Sep­tem­ber 2009 durch die Sicherheits­direktion unter Bei­zug der Fach­leu­te der Bau­di­rek­ti­on aus­ge­ar­bei­tet und er­stellt wor­den. Da die bei­den stell­ver­tre­ten­den Ge­ne­ral­se­kre­tä­re die auf­ge­führ­ten In­struk­ti­ons­hand­lun­gen selb­stän­dig (ohne Ein­fluss­nah­me durch den Bau­di­rek­tor oder den Ge­ne­ral­se­kre­tär) durch­ge­führt hat­ten, konn­te auf Wie­der­ho­lung die­ser Ver­fah­rens­schrit­te ver­zich­tet wer­den.

Die Be­schwer­de­füh­ren­den rüg­ten, dass mit dem ak­tu­el­len Be­bau­ungs­plan eine W4-Zone ge­schaf­fen wor­den sei, was einer fak­ti­schen Um­zo­nung gleich­kom­me. Diese ver­stos­se gegen das Prin­zip der Plan­be­stän­dig­keit nur drei Jahre nach der Ein­zo­nung die­ses Ge­bie­tes in eine W1- und W2‑Zone. Der Re­gie­rungs­rat hielt fest, dass je neuer ein Plan ist, desto mehr mit des­sen Be­stän­dig­keit ge­rech­net wer­den darf, und je ein­schnei­den­der sich eine Än­de­rung aus­wirkt, umso ge­wich­ti­ger die Grün­de sein müs­sen für die Plan­än­de­rung. Die Ge­mein­de hatte bei der Ein­zo­nung der frag­li­chen Par­zel­le in die Zonen W1 und W2 die­ses Ge­biet gleich­zei­tig der Be­bau­ungs­plan­pflicht un­ter­stellt. Sie hatte sich damit be­reits bei der Ein­zo­nung die­ses Grund­stücks für eine Nut­zungs­pla­nung in meh­re­ren Stu­fen ent­schie­den. Mit der Be­bau­ungs­pla­nung, wie sie hier vor­lag, durch­lief die Par­zel­le die zwei­te, im Zo­nen­plan vor­ge­se­he­ne Phase der Nut­zungs­pla­nung. Aus die­sem Grund ging es nicht an, dass sich die Be­schwer­de­füh­ren­den auf die Plan­be­stän­dig­keit be­rie­fen und die zwei­te Stufe der Nut­zungs­pla­nung mit die­sem Ar­gu­ment zu ver­hin­dern ver­such­ten. Die Be­schwer­den waren in die­sem Um­fang daher un­be­grün­det.

Die Be­schwer­de­füh­ren­den war­fen der Vor­in­stanz vor, dass der vor­lie­gen­de Be­bau­ungs­plan keine Vor­tei­le er­zie­le, für sie al­ler­dings we­sent­li­che Nach­tei­le zei­tig­te. Ge­mäss § 32 Abs. 1 des Planungs-​ und Bau­ge­set­zes vom 26. No­vem­ber 1998 (BGS 721.11; PBG) be­stim­men ge­meind­li­che Be­bau­ungs­plä­ne die Bau­wei­se für eine Flä­che in­ner­halb der Bau­zo­ne. Wenn sie Vor­tei­le für das Sied­lungs­bild und die Ge­stal­tung der Um­ge­bung er­zie­len, kön­nen sie von den or­dent­li­chen Bau­vor­schrif­ten ab­wei­chen. Der Re­gie­rungs­rat prüf­te vor­lie­gend zu­erst, ob der Be­bau­ungs­plan von den or­dent­li­chen Bau­vor­schrif­ten der Ein­zel­bau­wei­se der Bau­ord­nung ab­wich. Dies wurde im vor­lie­gen­den Fall in di­ver­sen Punk­ten ( er­heb­li­che Aus­nüt­zungs­er­hö­hung in sämt­li­chen Bau­fel­dern, mas­si­ve Über­schrei­tung der ma­xi­mal zu­läs­si­gen Ge­bäu­de­hö­he im Bau­feld 1, mas­si­ve Un­ter­schrei­tung des Strassen-​ und Grenz­ab­stan­des) be­jaht. Ab­wei­chun­gen von den Vor­schrif­ten der Ein­zel­bau­wei­se sind nur dann zu­läs­sig, wenn der vor­lie­gen­de Be­bau­ungs­plan für das Sied­lungs­bild und die Um­ge­bungs­ge­stal­tung Vor­tei­le zei­tigt. Der Re­gie­rungs­rat ent­schied, dass ge­samt­heit­lich be­trach­tet fest­ge­stellt wer­den müsse, dass beim be­tref­fen­den Be­bau­ungs­plan die Nach­tei­le für das Sied­lungs­ge­biet und die Ge­stal­tung der Um­ge­bung die Vor­tei­le des Be­bau­ungs­plans über­wo­gen und der Be­bau­ungs­plan somit nicht ge­neh­migt wer­den konn­te.

Zu­sam­men­fas­send ent­schied der Re­gie­rungs­rat, dass die Vor­in­stanz mit dem be­tref­fen­den Be­bau­ungs­plan zu Un­recht Ab­wei­chun­gen von den or­dent­li­chen Bau­vor­schrif­ten be­schlos­sen hatte. Der Re­gie­rungs­rat hiess daher die Be­schwer­de gut und hob den Be­schluss der Vor­in­stanz auf.

Ent­scheid vom 15. De­zem­ber 2009 i.S. J. E. s. und W. A. H.

Die Be­schwer­de­füh­ren­den wehr­ten sich gegen ein vom Ge­mein­de­rat Baar (fort­an: Vor­in­stanz) be­wil­lig­tes Bau­pro­jekt für den Ab­bruch eines Ga­ra­gen­trakts und den Neu­bau eines Wohn­hau­ses an glei­cher Stel­le.

Die Be­schwer­de­füh­ren­den rüg­ten, dass die Vor­in­stanz den Ein­spre­chen­den le­dig­lich die Ein­spra­che­ent­schei­de zu­ge­stellt und auf die Zu­stel­lung der Bau­be­wil­li­gung ver­zich­tet hatte. Somit mach­ten sie eine Ver­let­zung  des Ko­or­di­na­ti­ons­ge­bots in for­mel­ler Hin­sicht gel­tend. Die Vor­in­stanz hielt in ihren Ein­spra­che­ent­schei­den fest, dass das Bau­ge­such den mass­ge­ben­den Vor­schrif­ten ent­spre­che. Die Ein­spre­chen­den und spä­te­ren Be­schwer­de­füh­ren­den konn­ten diese Aus­sa­gen indes nicht über­prü­fen. Damit hatte die Vor­in­stanz in for­mel­ler Hin­sicht gegen das Ko­or­di­na­ti­ons­ge­bot ver­stos­sen.

Da der Re­gie­rungs­rat ge­mäss § 39 des Ver­wal­tungs­rechts­pfle­ge­ge­setz vom 1. April 1976 (BGS 162.1; VRG) mit der Ver­wal­tungs­be­schwer­de ver­pflich­tet wird, den an­ge­foch­te­nen Ent­scheid zu über­prü­fen und in der Sache neu zu ent­schei­den, ist ge­währ­leis­tet, dass die Prü­fung in dem sel­ben Um­fang wie durch die Vor­in­stanz er­fol­gen kann. Damit konn­te die Ver­let­zung des Ko­or­di­na­ti­ons­ge­bo­tes in for­mel­ler Hin­sicht in die­sem Be­schwer­de­ver­fah­ren ge­heilt wer­den.

Die Be­schwer­de­füh­ren­den ma­chen gel­tend, dass als Un­ter­ni­veau­bau­ten un­ter­ir­disch an­ge­leg­te Räume gel­ten, die das ge­wach­se­ne Ter­rain an kei­nem Punkt in er­heb­li­chem Masse über­schrei­ten. Beim vor­lie­gen­den Pro­jekt über­schrei­te das Un­ter­ge­schoss das ge­wach­se­ne Ter­rain indes um 0.44 m bis 0.97 m, was nicht mehr als un­er­heb­lich gel­ten könne.

Ge­mäss § 5 der Ver­ord­nung zum Planungs-​ und Bau­ge­setz vom 16. No­vem­ber 1999 (BGS 721.111; V PBG) ent­hal­ten Un­ter­ni­veau­bau­ten un­ter­ir­disch an­ge­leg­te Räume und über­ra­gen das ge­wach­se­ne, in be­son­de­ren Fäl­len das neue Ter­rain an kei­nem Punkt in er­heb­li­chem Masse. Ent­schei­dend für diese Be­ur­tei­lung, ist das Mass zwi­schen dem ge­wach­se­nen Ter­rain und der Ober­kan­te des Erd­ge­schoss­fuss­bo­dens. Als Richt­grös­se, wann eine Un­ter­ni­veau­bau­te in er­heb­li­chem Masse das ge­wach­se­ne Ter­rain über­ra­gen, ist von einem Meter aus­zu­ge­hen.

Da das Un­ter­ge­schoss an ver­schie­de­nen Punk­ten das ge­wach­se­ne Ter­rain in einem er­heb­li­chen Mass über­rag­te, kam der Re­gie­rungs­rat zum Schluss, dass die Vor­in­stanz zu Un­recht das Un­ter­ge­schoss bzw. die Tief­ga­ra­ge als Un­ter­ni­veau­bau­ten i.S.v. § 5 V PBG be­zeich­net hatte und einen Grenz­ab­stand von einem Meter (§ 45 Abs. 2 Bau­ord­nung Baar 5. Juni 2005 [BO Baar]) be­wil­ligt hatte. Die Be­schwer­de war in die­sem Um­fang be­grün­det und daher gut­zu­heis­sen.

Die Be­schwer­de­füh­ren­den mach­ten gel­tend, die Haupt­wohn­rich­tung des ge­plan­ten Neu­baus gehe nicht gegen Süden, son­dern gegen Wes­ten, wes­halb der gros­se Grenz­ab­stand auf der West­sei­te ein­zu­hal­ten sei, was das ge­plan­te Bau­pro­jekt nicht be­rück­sich­ti­ge. Ge­mäss § 9 V PBG ist der Grenz­ab­stand die kür­zes­te Ent­fer­nung zwi­schen der Fas­sa­de und der Grund­stücks­gren­ze. Wo zwi­schen einem gros­sen und klei­nen Grenz­ab­stand un­ter­schie­den wird, ist der gros­se Ab­stand recht­wink­lig von der Fas­sa­de mit der Haupt­wohn­rich­tung aus, der klei­ne von allen üb­ri­gen Fas­sa­den aus ein­zu­hal­ten. Ge­mäss § 44 BO Baar be­trägt der klei­ne Grenz­ab­stand in der hier vor­lie­gen­den Wohn­zo­ne W2b/0.5 min­des­tens 4 m, der gros­se 8 m. Bei der De­fi­ni­ti­on der Haupt­wohn­rich­tung ist ein­zig ent­schei­dend, wel­che Räume von den Be­woh­nern am meis­ten be­nutzt wer­den. Dies sind re­gel­mäs­sig - und auch im vor­lie­gen­den Fall - die Wohn- und Ess­zim­mer sowie Auf­ent­halts­räu­me. Da diese Räume im zu be­ur­tei­len­den Fall al­le­samt in den süd­li­chen Teil des Neu­baus zu lie­gen ge­kom­men wären, war die­ser als Haupt­wohn­rich­tung des ge­plan­ten Neu­baus an­zu­se­hen, wo die Ab­stands­re­geln bei Wei­tem ein­ge­hal­ten wür­den. Gegen Wes­ten muss­te also le­dig­lich der klei­ne Grenz­ab­stand von 4 m ein­ge­hal­ten wer­den, was der Fall war. Der Ge­bäu­de­ab­stand, wel­cher der Summe der Grenz­ab­stän­de ent­spricht (§ 10 Abs. 1 V PBG) und damit im vor­lie­gen­den Fall 8 m be­trug, wurde eben­falls ein­ge­hal­ten, womit die Be­schwer­de in die­sem Punkt un­be­grün­det war.

Der Re­gie­rungs­rat prüf­te zu­sätz­lich die Über­ein­stim­mung mit § 14 V PBG, wel­cher fest­hält, dass der Fuss­bo­den des Erd­ge­schos­ses ent­we­der höchs­tens 1,2 m über dem tiefs­ten oder 0,3 m über dem höchs­ten Punkt des ge­wach­se­nen Ter­rains längs der Ge­bäu­de­fas­sa­de liegt. Da der Erd­ge­schoss­fuss­bo­den des Neu­bau­pro­jekts auf 439.60 m ü. M. zu lie­gen kom­men soll­te, der tiefs­te Punkt des ge­wach­se­nen Ter­rains auf 438.50 m ü. M. lag, be­trug die Dif­fe­renz 1.10 m, womit § 14 V PBG ein­ge­hal­ten war.

Die von den Be­schwer­de­füh­ren­den ge­rüg­te feh­len­de Ein­ord­nung des Neu­baus in die Um­ge­bung, wurde ver­neint, da sich die bau­li­che Um­ge­bung des ge­plan­ten Neu­bau­pro­jekts he­te­ro­gen prä­sen­tier­te und letz­te­res somit keine ty­pi­sche Cha­rak­te­ris­tik auf­neh­men und ihr Rech­nung tra­gen konn­te. Die gute Ge­samt­wir­kung ge­mäss § 12 BO Baar konn­te be­jaht wer­den.

Zu­sam­men­fas­send hiess der Re­gie­rungs­rat die Be­schwer­den gut und hob die die Bau­be­wil­li­gung und den Ein­sprach­ent­scheid der Vor­in­stanz auf.

Ent­scheid vom 22. De­zem­ber 2009 i.S. A. P. AG

Die Be­schwer­de­füh­re­rin wehr­te sich gegen ein vom Ge­mein­de­rat Walch­wil (fort­an: Vor­in­stanz) be­wil­lig­tes Bau­pro­jekt für eine Are­al­be­bau­ung.

Die Be­schwer­de­füh­re­rin be­an­stan­de­te, dass die vor­ge­se­he­ne Aus­nüt­zungs­über­tra­gung von der Kern­zo­ne mit einer hohen Aus­nüt­zung zur Wohn­zo­ne 2 mit einer tie­fe­ren Aus­nüt­zung nicht zu­läs­sig sei. Denn damit werde im Bau­be­wil­li­gungs­ver­fah­ren Zo­nen­pla­nung be­trie­ben.

Die Bau­ord­nung Walch­wil vom 30. März 2006 (BO Walch­wil) be­stimmt in § 28, dass in der Wohn­zo­ne 2 eine ma­xi­ma­le Aus­nüt­zungs­zif­fer von 0.47 und in der Wohn­zo­ne eine sol­che von 0.77 gilt. Er­füllt eine Are­al­be­bau­ung alle An­for­de­run­gen ge­mäss § 12 Abs. 1 BO Walch­wil - wo­nach Are­al­be­bau­un­gen ge­gen­über der Ein­zel­bau­wei­se der je­wei­li­gen Zone und Nut­zung ent­spre­chend, in et­li­chen Punk­ten (z.B. ar­chi­tek­to­ni­sche Ge­stal­tung der Bau­ten, Ein­glie­de­rung der Bau­ten, zweck­mäs­si­ge Er­schlies­sung, um­welt­freund­li­che Energie-​ und Was­ser­nut­zung, hin­der­nis­frei­es Bauen) er­höh­ten An­for­de­run­gen zu ge­nü­gen haben - so hat ein Bau­herr An­spruch auf eine zu­sätz­li­che  Aus­nüt­zung von 15 % (§ 14 Abs. 1 BO Walch­wil). Im vor­lie­gen­den Fall soll Aus­nüt­zung von einem Grund­stück auf ein Nach­bar­grund­stück über­tra­gen wer­den. In die­sem Fall ist § 19 der Ver­ord­nung zum Planungs-​ und Bau­ge­setz vom 16. No­vem­ber 1999 (BGS 721.111; V PBG) zu be­ach­ten. Die Aus­nüt­zungs­über­tra­gung ist der ver­trag­li­che Ver­zicht des Grund­ei­gen­tü­mers auf Aus­schöp­fung der Aus­nüt­zungs­zif­fer zu Guns­ten sei­nes Nach­barn. Der Ver­trag muss fol­gen­de Vor­aus­set­zun­gen er­fül­len: a) auf dem be­güns­tig­ten Grund­stück darf die zu­läs­si­ge Aus­nüt­zungs­zif­fer um höchs­tens einen Vier­tel er­höht wer­den; b) die Grund­stü­cke müs­sen Zonen an­ge­hö­ren, die eine glei­che Nut­zung ge­stat­ten; c) die üb­ri­gen Bau­vor­schrif­ten gehen dem An­spruch auf Aus­schöp­fung der Aus­nüt­zungs­zif­fer vor.

Die vor­lie­gend ge­plan­te Aus­nüt­zungs­über­tra­gung wurde auf die Über­ein­stim­mung mit § 19 Abs. 1 V PBG über­prüft. Pa­ra­graph 19 Abs. 1 lit. a V PBG war im vor­lie­gen­den Fall er­füllt. Pro­ble­ma­tisch war indes die Ein­hal­tung der Be­stim­mung von § 19 Abs. 1 lit. b V PBG, dass die Grund­stü­cke Zonen an­ge­hö­ren müs­sen, die die glei­che Nut­zung ge­stat­ten. Pa­ra­graph 16 Abs. 1 BO Walch­wil hält fest, dass Wohn­zo­nen für das Woh­nen und für nicht stö­ren­de Gewerbe-​ und Dienst­leis­tungs­be­trie­be be­stimmt sind. Pa­ra­graph 17 Abs. 1 BO Walch­wil be­sagt, dass die Kern­zo­ne für das Woh­nen und für nicht und mäs­sig stö­ren­de Gewerbe-​ und Dienst­leis­tungs­be­trie­be be­stimmt ist. Somit sind in den Kern­zo­nen nicht die glei­chen Nut­zun­gen zu­läs­sig wie in den Wohn­zo­nen. Daher waren die Vor­aus­set­zun­gen ge­mäss § 19 Abs. 1 lit. b BO Walch­wil für eine Über­tra­gung von Aus­nüt­zung von der Kern­zo­ne in die Wohn­zo­ne 2 nicht er­füllt.

Der Are­al­be­bau­ung man­gel­te es ge­mäss Re­gie­rungs­rat fer­ner an der Re­ge­lung der Bau­wei­se über die ge­sam­te Flä­che. Da die Are­al­be­bau­ung die Bau­wei­se nur über be­stimm­te Teile auf­ge­zeig­te, konn­te die Frage, ob die Are­al­be­bau­ung den er­höh­ten An­for­de­run­gen ge­mäss § 12 BO Walch­wil i.V.m. § 29 des Planungs-​ und Bau­ge­set­zes vom 26. No­vem­ber 1998 (PBG; BGS 721.11) ent­sprach, gar nicht be­ur­teilt wer­den.

Die be­an­stan­de­te Er­schlies­sung er­ach­te­te der Re­gie­rungs­rat als un­pro­ble­ma­tisch, auch wur­den von der Bau­herr­schaft die not­wen­di­gen Be­wil­li­gun­gen der Di­rek­ti­on des In­nern be­tref­fend Wald­ab­stands­un­ter­schrei­tung ein­ge­holt.

Zu­sam­men­fas­send hiess der Re­gie­rungs­rat die Be­schwer­de gut und hob die an­ge­foch­te­ne Bau­be­wil­li­gung auf. Dies des­halb, weil die vor­ge­se­he­ne Aus­nüt­zungs­ver­schie­bung in­ner­halb der Are­al­be­bau­ung § 19 Abs. 1 V PBG wi­der­sprach.

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