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Ein­lei­tung

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2008: Ver­wal­tungs­ge­richt

2008: Re­gie­rungs­rat

2009: Ver­wal­tungs­ge­richt

Ur­teil vom 27. Ja­nu­ar 2009 i.S. E. M., C. H., W. D., N. S., P. S.

Die Be­grün­dungs­pflicht der Be­hör­den er­gibt sich aus § 20 Abs. 1 VRG und Art. 29 Abs. 2 BV. Die Be­grün­dung eines Ent­scheids muss so ab­ge­fasst sein, dass der Be­trof­fe­ne ihn ge­ge­be­nen­falls sach­ge­recht an­fech­ten kann. Es müs­sen we­nigs­tens kurz die Über­le­gun­gen ge­nannt wer­den, von denen sich die Be­hör­de lei­ten liess und auf wel­che sich ihr Ent­scheid stützt. Das be­deu­tet aber nicht, dass sich diese aus­drück­lich mit jeder tat­be­ständ­li­chen Be­haup­tung und jedem recht­li­chen Ein­wand aus­ein­an­der­set­zen muss (BGE 126 I 97). Es ge­nügt eine Kon­zen­tra­ti­on auf die we­sent­li­chen Ge­sichts­punk­te. Zu be­ach­ten ist auch, dass die Be­grün­dungs­dich­te je nach der mit der Sache be­fass­ten In­stanz va­ri­iert. In einem bau­recht­li­chen Ein­spra­che­ent­scheid, der keine Rechts­mit­tel­funk­ti­on hat, ge­nügt es, wenn aus ihm her­vor­geht, warum ein ge­plan­tes Bau­vor­ha­ben den Vor­schrif­ten ent­spricht.

Auf mehr als vier Sei­ten sei­nes Be­schlus­ses hatte sich die erst­in­stanz­li­che Be­hör­de mit den Ar­gu­men­ten der Ein­spre­cher aus­ein­an­der­ge­setzt. Auch wenn sie sich nicht mit jeder tat­be­ständ­li­chen Be­haup­tung im De­tail aus­ein­an­der­ge­setzt hatte, so ging aus dem Ent­scheid doch mit ge­nü­gen­der Be­stimmt­heit her­vor, auf wel­che Be­stim­mun­gen und Über­le­gun­gen sich die Bau­be­wil­li­gungs­be­hör­de ge­stützt hatte. So­wohl die Ein­spre­cher als auch die spä­te­ren Be­schwer­de­füh­rer waren ohne Wei­te­res in der Lage ge­we­sen, den Bau­be­wil­li­gungs­ent­scheid sach­ge­recht an­zu­fech­ten. Un­ge­nü­gen­de Be­grün­dungs­dich­te konn­te der Be­hör­de darum nicht vor­ge­wor­fen wer­den.

§ 10 Abs. 1 des Ge­mein­de­ge­set­zes vom 4 Sep­tem­ber 1980 (GG, BGS 171.1) be­stimmt, dass die Mit­glie­der von Ge­mein­de­be­hör­den bei der Vor­be­rei­tung, Be­hand­lung und Er­le­di­gung von Ge­schäf­ten, die per­sön­li­che Rech­te oder In­ter­es­sen be­tref­fen, in den Aus­stand zu tre­ten haben. Das vor­lie­gen­de Bau­ge­such be­traf ein Bau­vor­ha­ben, bei dem neben der Ge­nos­sen­schaft X und der Ge­nos­sen­schaft Y auch die ge­meind­li­che Be­hör­de X als Bau­her­rin auf­trat. Kei­nes der Mit­glie­der der erst­in­stanz­li­chen Be­hör­de hatte in der Sache ein per­sön­li­ches In­ter­es­se, wel­ches einen Aus­stand im Sinne von § 10 GG zur Folge ge­habt hätte. Dass die Ge­mein­de X im Hin­blick auf die Um­set­zung einer Volks­in­itia­ti­ve, die vor Jah­ren an­ge­nom­men wor­den war, ein er­heb­li­ches öf­fent­li­ches In­ter­es­se am Bau die­ser Woh­nun­gen hatte, war ein rein öf­fent­li­ches In­ter­es­se, wel­ches nicht zu einer Aus­stands­pflicht der Mit­glie­der der erst­in­stanz­li­chen Be­hör­de füh­ren konn­te.

Die Er­schlies­sung der Are­al­be­bau­ung Z soll­te über den F.-Weg und die H.-​Strasse er­fol­gen. Beim F.-Weg han­delt es sich ge­mäss An­hang I des Stras­sen­re­gle­ments um eine Er­schlies­sungs­stras­se und bei der H.-​Strasse um eine Sam­mel­stras­se. Sam­mel­stras­sen die­nen ge­mäss § 3 Stras­sen­re­gle­ment der Gro­ber­schlies­sung der ein­zel­nen Quar­tie­re. Sie sam­meln den Ver­kehr der Er­schlies­sungs­stras­sen auf und füh­ren ihn zum über­ge­ord­ne­ten Stras­sen­netz. Die Er­schlies­sungs­stras­sen die­nen der Fei­n­erschlies­sung der ein­zel­nen Quar­tie­re. Sie haben Er­schlies­sungs­funk­ti­on für das ge­sam­te Quar­tier und für Ein­zel­ob­jek­te mit gros­sem Ver­kehrs­auf­kom­men.

Aus dem Um­ge­bungs­plan ergab sich, dass das ge­sam­te Bau­vor­ha­ben ver­kehrs­mäs­sig über eine Tief­ga­ra­gen­ein­fahrt mit­tels einer 5.50 Meter brei­ten und ca. 40 Meter lan­gen Aus­fahrts­stras­se di­rekt in den F.-Weg er­schlos­sen wer­den soll­te. Ab dem Er­rei­chen des F.-Weg be­fän­den sich die Ver­kehrs­teil­neh­mer auf einer sich im Ei­gen­tum und im Ver­ant­wor­tungs­be­reich der Stadt Zug be­find­li­chen Er­schlies­sungs­stras­se, die be­reits 80 Meter wei­ter öst­lich in die H.-​Strasse als ge­meind­li­che Sam­mel­stras­se mün­de­te. Damit waren die Be­schwer­de­füh­rer ihrer Er­schlies­sungs­pflicht nach­ge­kom­men.

Die Be­stim­mun­gen von §§ 35 und 36 BO Zug rich­ten sich nur an den je­wei­li­gen Bau­herrn und be­tref­fen nur die zu er­stel­len­den Bau­ten. Be­nach­bar­te Be­woh­ner kön­nen dar­aus für ihre Lie­gen­schaf­ten keine An­sprü­che ab­lei­ten, denn diese Be­stim­mun­gen haben keine wohn­hy­gie­ni­sche und ge­sund­heits­po­li­zei­li­che Dritt­wir­kung.

Bei der Be­ur­tei­lung der Frage, ob eine be­son­ders gute städ­te­bau­li­che und ar­chi­tek­to­ni­sche Lö­sung vor­liegt, wird nicht auf ein sub­jek­ti­ves ar­chi­tek­to­ni­sches Emp­fin­den ab­ge­stellt, son­dern es ist zu de­fi­nie­ren, aus wel­chen Grün­den eine Are­al­be­bau­ung eine be­son­ders gute Lö­sung dar­stellt oder nicht. Mög­li­che Kri­te­ri­en für eine sol­che Be­ur­tei­lung sind die Grös­se und ar­chi­tek­to­ni­sche Aus­ge­stal­tung der Bau­kör­per und ihre Be­zie­hung zur bau­li­chen und land­schaft­li­chen Um­ge­bung. Ein wei­te­res Be­ur­tei­lungs­kri­te­ri­um ist der Zweck eines Bau­vor­ha­bens, denn ein Bau­vor­ha­ben, bei dem im Auf­trag des Stimm­vol­kes güns­ti­ger Wohn­raum er­stellt wer­den soll, hat in städ­te­bau­li­cher Hin­sicht an­de­re Vor­ga­ben zu er­fül­len, als ein Bau­vor­ha­ben, bei dem es um den Bau von pri­va­ten Ein- und klei­nen Mehr­fa­mi­li­en­häu­sern geht.

Ur­teil vom 26. Fe­bru­ar 2009 i.S. G. S.

Die ver­fas­sungs­recht­lich ge­schütz­te Ei­gen­tums­ga­ran­tie von Art. 26 BV gibt dem Ei­gen­tü­mer kein Recht, sein Ei­gen­tum in einem das Mass ge­wöhn­li­cher Re­no­va­ti­on über­stei­gen­den Aus­mass bau­li­chen Än­de­run­gen zu­zu­füh­ren, d.h. um­zu­bau­en oder zu er­wei­tern. Sol­che Vor­keh­ren sind nur dort zu­läs­sig, wo dies der kan­to­na­le Ge­setz­ge­ber in Er­wei­te­rung der bun­des­ver­fas­sungs­recht­lich ge­schütz­ten Be­stan­des­ga­ran­tie aus­drück­lich er­laubt hat. Der Kan­ton Zug be­stimmt in § 72 Abs. 1 PBG, dass in Bau­zo­nen recht­mäs­sig er­stell­te, zo­nen­fremd ge­wor­de­ne Bau­ten und An­la­gen er­hal­ten, an­ge­mes­sen er­wei­tert, um­ge­baut oder in ihrem Zweck teil­wei­se ge­än­dert wer­den dür­fen, wenn keine nach­tei­li­gen Ein­wir­kun­gen auf die Nach­bar­schaft zu er­war­ten sind. Für be­stim­mungs­ge­mäss nutz­ba­re Bau­ten und An­la­gen aus­ser­halb der Bau­zo­ne, die nicht mehr zo­nen­kon­form sind, wird die Be­stan­des­ga­ran­tie durch Art. 24c RPG ge­währ­leis­tet.

Der Be­griff des " Er­hal­tens einer Baute" be­deu­tet, dass eine Baute in ihrem her­ge­brach­ten Be­stand er­hal­ten, bzw. der "sta­tus quo" ge­schützt wird. An der Baute dür­fen le­dig­lich wert­erhal­ten­de Un­ter­halts­ar­bei­ten vor­ge­nom­men wer­den, ohne dass Ein­grif­fe in die Sub­stanz und in die Grund­struk­tur der Baute er­for­der­lich sind. Unter einer " an­ge­mes­se­nen Er­wei­te­rung" ver­steht man ei­ner­seits eine Ver­grös­se­rung eines be­stehen­den Ge­bäu­des und an­de­rer­seits eine in­ne­re oder äus­se­re Um­ge­stal­tung. Ver­langt wird, dass die Iden­ti­tät der Baute er­hal­ten bleibt. Zu be­rück­sich­ti­gen sind dabei die Ver­grös­se­rung der Nut­zungs­flä­che, Vo­lu­men­än­de­run­gen, in­ner­halb des Ge­bäu­des vor­ge­nom­me­ne Nut­zungs­än­de­run­gen, Ver­än­de­run­gen des äus­se­ren Er­schei­nungs­bil­des, neue Aus­wir­kun­gen auf die Nut­zungs­ord­nung, die Er­schlies­sung und die Um­welt, aber auch Kom­fort­stei­ge­run­gen und Um­bau­kos­ten ge­mes­sen am Wert des Ge­bäu­des.

Das Ge­richt ver­glich das be­stehen­de Ge­bäu­de mit den vor­ge­se­he­nen bau­li­chen Än­de­run­gen und kam zum Schluss, dass das Ge­bäu­de be­züg­lich sei­nes Er­schei­nungs­bil­des, sei­nes Bau­stils und sei­ner Nut­zung nicht in einem Masse ver­än­dert werde, dass man nicht mehr von einem durch § 72 PBG ge­deck­ten Umbau bzw. einer an­ge­mes­se­nen Er­wei­te­rung spre­chen könne. Die Er­hö­hung des Ge­bäu­des um 1.10 Meter, die Ver­grös­se­rung des Ge­bäu­de­vo­lu­mens um nicht ein­mal 20 % und die Ver­än­de­rung des Er­schei­nungs­bil­des durch den Ein­bau von zu­sätz­li­chen Fens­tern führ­ten nicht dazu, dass die äus­se­re Iden­ti­tät des Wohn­hau­ses nicht mehr ge­wahrt wor­den wäre.

Ur­teil vom 26. Fe­bru­ar 2009 i.S. K. M.

Als Ro­dung gilt die dau­ern­de oder vor­über­ge­hen­de Zweck­ent­frem­dung von Wald­bo­den (Art. 4 WaG). Ge­mäss Art. 5 Abs. 1 WaG sind Ro­dun­gen ver­bo­ten. Eine Aus­nah­me­be­wil­li­gung darf nach Art. 5 Abs. 2 WaG er­teilt wer­den, wenn der Ge­such­stel­ler nach­weist, dass für die Ro­dung wich­ti­ge Grün­de be­stehen, die das In­ter­es­se an der Wald­er­hal­tung über­wie­gen und zudem die fol­gen­den Vor­aus­set­zun­gen er­füllt sind: a) das Werk, für das ge­ro­det wer­den soll, muss auf den vor­ge­se­he­nen Stand­ort an­ge­wie­sen sein; b) das Werk muss die Vor­aus­set­zun­gen der Raum­pla­nung sach­lich er­fül­len; c) die Ro­dung darf zu kei­ner er­heb­li­chen Ge­fähr­dung der Um­welt füh­ren. Zu be­ach­ten ist, dass fi­nan­zi­el­le In­ter­es­sen nicht als wich­ti­ge Grün­de gel­ten. Ro­dungs­be­wil­li­gun­gen für Stras­sen, die vor­wie­gend nicht forst­li­chen Zwe­cken die­nen, sind zu­läs­sig, wenn hier­für ein ge­nü­gend wich­ti­ges, das Wald­er­hal­tungs­in­ter­es­se über­wie­gen­des Be­dürf­nis nach­ge­wie­sen wird.

Im vor­lie­gen­den Ur­teil konn­te die Öf­fent­lich­keit der Stras­se nur mit einer Ent­las­sung der Wald­stras­se aus dem Wald­are­al er­reicht wer­den, was ein ent­spre­chen­des öf­fent­li­ches In­ter­es­se an der be­wil­lig­ten Ro­dung dar­stell­te. Die­ses öf­fent­li­che In­ter­es­se über­wog das pri­va­te In­ter­es­se des Be­schwer­de­füh­rers an der un­ge­stör­ten Wald­be­wirt­schaf­tung, zumal diese wei­ter­hin so gut wie un­ge­stört mög­lich war. Von er­heb­li­cher Be­deu­tung war auch die Tat­sa­che, dass kein ein­zi­ger Baum ge­fällt wer­den muss­te, weil die Stras­se schon seit mehr als 50 Jah­ren be­stand und weder ver­brei­tert noch aus­ge­baut wer­den soll­te. Es war le­dig­lich vor­ge­se­hen, sie mit einem neuen Belag zu ver­se­hen.

Ge­mäss § 4 Abs. 1 des Ge­set­zes über die Stras­sen und Wege (GSW, BGS 751.14) sind Stras­sen und Wege öf­fent­lich, wenn sie: a) seit un­vor­denk­li­cher Zeit im Ge­mein­ge­brauch ste­hen, oder b) das Ge­mein­we­sen über die ent­spre­chen­den We­ge­rech­te ver­fügt, oder c) im Ver­fah­ren der Öf­fent­li­ch­er­klä­rung dem Ge­mein­ge­brauch ge­wid­met wor­den sind. Das In­sti­tut der Öf­fent­li­ch­er­klä­rung ist im zu­ge­ri­schen Recht re­la­tiv neu. Die Um­wid­mung einer Stras­se setzt die Ver­fü­gungs­macht des Ge­mein­we­sens über die öf­fent­li­che Sache vor­aus, wel­che auf­grund eines ding­li­chen Rechts des Ge­mein­we­sens an der Sache ge­ge­ben sein kann. Bei Grund­stü­cken, die sich aber im Ei­gen­tum Pri­va­ter be­fin­den, muss das Ge­mein­we­sen die Zu­stim­mung des Ei­gen­tü­mers zur Wid­mung ein­ho­len oder ihm eine ent­spre­chen­de öffentlich-​rechtliche Ei­gen­tums­be­schrän­kung auf­er­le­gen. Die ge­setz­li­che Grund­la­ge für den Ein­griff ins pri­va­te Ei­gen­tum ist in § 4 GSW ge­ge­ben.

Ur­teil vom 26. Fe­bru­ar 2009 i.S. A. S.

Im vor­lie­gen­den Ur­teil ging es um die Frage, ob der Be­schwer­de­füh­rer zu Recht einen An­spruch auf Ein­bau von zwei Schall­schutz­fens­tern an der B.-​Strasse 2a in X gel­tend mach­te, da sei­ner An­sicht nach die in der Lärm­schutz­ver­ord­nung fest­ge­leg­ten Immis­sionsgrenz­wer­te über­schrit­ten wur­den.

Über­schrei­ten die Lärm­im­mis­sio­nen in der Um­ge­bung von Stras­sen, Flug­hä­fen, Ei­sen­bahn­an­la­gen oder an­de­ren öf­fent­li­chen oder kon­zes­sio­nier­ten orts­fes­ten An­la­gen be­stimm­te Be­las­tungs­grenz­wer­te, so müs­sen die Ei­gen­tü­mer der vom Lärm be­trof­fe­nen Ge­bäu­de Schall­schutz­fens­ter ein­bau­en oder ähn­li­che im­mis­si­ons­sei­ti­ge bau­li­che Mass­nah­men tref­fen. Bei Alt­an­la­gen - d.h. An­la­gen, die beim In­kraft­tre­ten des USG am 1. Ja­nu­ar 1985 be­reits be­stan­den - ist der sog. Alarm­wert mass­ge­bend (Art. 20 Abs. 1 USG), bei spä­ter er­rich­te­ten oder we­sent­lich ge­än­der­ten An­la­gen der Im­mis­si­ons­grenz­wert (Art. 20 Abs. 3 USG). Die Kos­ten für sol­che Schall­schutz­mass­nah­men tra­gen die Ei­gen­tü­mer der lär­mi­gen An­la­ge (Art. 20 Abs. 2, Art. 25 Abs. 3 USG).

Bei der lärm­ver­ur­sa­chen­den Kan­tons­stras­se 4b/4h, Lang­gas­se - Mark­gas­se - Neu­gas­se in Baar han­del­te es sich un­zwei­fel­haft um eine be­stehen­de An­la­ge im Sinne des USG, also um eine An­la­ge, die be­reits vor dem Jahr 1985 be­stan­den hatte. Dem­zu­fol­ge muss­ten le­dig­lich die mass­ge­ben­den Alarm­wer­te ein­ge­hal­ten wer­den.

Das Grenz­wert­sche­ma für die Lärm­quel­len des Stras­sen­ver­kehrs fin­det sich in An­hang 3 der Lärm­schutz­ver­ord­nung. Un­ter­schie­den wird zwi­schen Tag und Nacht sowie nach der Lärm­emp­find­lich­keit der be­trof­fe­nen Ge­bie­te, und zwar durch die Zu­ord­nung von Emp­find­lich­keits­stu­fen zu un­ter­schied­li­chen raum­pla­ne­ri­schen Nut­zun­gen (Art. 43 LSV).

Die strit­ti­ge Lie­gen­schaft wurde von der Vor­in­stanz in die Zone III ein­ge­stuft, also in die­je­ni­ge Zone, in wel­cher  mäs­sig stö­ren­de Be­trie­be zu­ge­las­sen sind, na­ment­lich sind es Wohn- und Ge­wer­be­zo­nen sowie Land­wirt­schafts­zo­nen. Diese Ein­stu­fung wurde vom Ge­richt nicht be­an­stan­det. Für die Zone III be­trägt der Alarm­wert für den Tag 70 dB(A) und für die Nacht 65 dB(A). Selbst der Be­schwer­de­füh­rer kam nicht auf Zah­len, wel­che im Be­reich der fest­ge­leg­ten Alarm­wer­te für den Tag oder die Nacht lagen, ge­schwei­ge denn diese über­schrit­ten. Somit konn­te er mit sei­nen An­trä­gen nicht durch­drin­gen.

Ur­teil vom 31. März 2009 i.S. G. E. R. und G. E. B.

Das Ver­wal­tungs­ge­richt hat sich in die­sem Ur­teil zur Ein­spra­che- bzw. Be­schwer­de­le­gi­ti­ma­ti­on ge­äus­sert.

Gegen die Er­rich­tungs­be­wil­li­gung für eine De­po­nie ist zur Ein­spra­che be­rech­tigt, wer vom Ge­such um die Bau­be­wil­li­gung be­rührt ist und ein schutz­wür­di­ges In­ter­es­sen am Aus­gang des Ver­fah­rens hat (§ 45 Abs. 2 PBG). Zur Er­he­bung einer kan­to­na­len Verwaltungs-​ oder Ver­wal­tungs­ge­richts­be­schwer­de ist le­gi­ti­miert, wer durch eine Ver­fü­gung in hö­he­rem Masse als jeder be­lie­bi­ge Drit­te oder die All­ge­mein­heit be­rührt wird. Als schutz­wür­dig gel­ten nebst den recht­lich ge­schütz­ten auch wirt­schaft­li­che, ideel­le und sogar rein tat­säch­li­che In­ter­es­sen.

Bei Bau­pro­jek­ten und na­ment­lich bei Im­mis­sio­nen be­ur­teilt sich die be­son­de­re Be­zie­hungs­nä­he vorab in räum­li­cher Hin­sicht, wobei es für die Aus­deh­nung der Be­schwer­de­be­fung­nis auf Art und In­ten­si­tät der gel­tend ge­mach­ten Im­mis­sio­nen und die kon­kre­ten Aus­wir­kun­gen im je­wei­li­gen Fall an­kommt. Nach der bun­des­ge­richt­li­chen Recht­spre­chung sind Nach­barn bis im Ab­stand von etwa 100 m im Re­gel­fall zur Ver­wal­tungs­ge­richts­be­schwer­de le­gi­ti­miert (vgl. BGE 125 II 15 f., BGE 121 II 174 f.). Un­be­strit­ten war im vor­lie­gen­den Fall, dass die nächs­ten Ein­spre­cher im Ge­biet X in einer Di­stanz von rund 600 m zum De­po­nie­ge­län­de wohn­ten und dass sie sich zu weit vom Pro­jekt ent­fernt be­fan­den, als dass sie nach der Recht­spre­chung des Bun­des­ge­richts wie des Ver­wal­tungs­ge­richts eine Le­gi­ti­ma­ti­on al­lein ge­stützt auf die Ei­gen­schaft als An­stös­ser gel­tend ma­chen konn­ten. Die Ein­spre­cher bzw. Be­schwer­de­füh­ren­den lei­te­ten ihre Le­gi­ti­ma­ti­on zur Ein­spra­che denn auch we­ni­ger aus der nahen räum­li­chen Be­zie­hung zum streit­be­trof­fe­nen Bau­vor­ha­ben als sol­chem ab, als ins­be­son­de­re aus der wegen des De­po­nie­ver­kehrs be­fürch­te­ten Zu­nah­me des Strassen-​ bzw. schwe­ren Last­wa­gen­ver­kehrs und den damit ver­bun­de­nen Im­mis­sio­nen bei den be­trof­fe­nen Stras­sen­ab­schnit­ten, und im Falle der Ein­spre­cher B. ins­be­son­de­re hin­sicht­lich der Ver­kehrs­si­cher­heit für sie und ihre Kin­der.

Ein­zig aus der Be­nüt­zung der frag­li­chen Stras­se lässt sich in der Regel keine legitima­tionsbegründende Be­trof­fen­heit ab­lei­ten, es sei denn, aus einer engen  nach­bar­li­chen Raum­be­zie­hung er­gä­ben sich bei der Be­nüt­zung der Stras­se spe­zi­fi­sche Nach­tei­le. Be­jaht wurde die Be­schwer­de­le­gi­ti­ma­ti­on etwa bei zu­sätz­li­chem Last­wa­gen­ver­kehr von durch­schnitt­lich 120 Fahr­ten pro Tag auf einer bis anhin nicht stark be­fah­re­nen Durch­gangs­stras­se.

Vor­lie­gend ergab die Be­rech­nung für die vom De­po­nie­ver­kehr am meis­ten be­an­spruch­te Stre­cke knapp 100 Fahr­ten pro Tag auf etwa acht Jahr hin­aus. Das Ge­richt ent­schied, die Be­schwer­de­füh­rer R. seien weder durch die Art und In­ten­si­tät der Im­mis­sio­nen des Werk­ver­kehrs we­sent­lich stär­ker als je­der­mann be­trof­fen, noch hät­ten sie im We­sent­li­chen Er­schwe­run­gen bei der Be­nüt­zung ihres um­lie­gen­den Stras­sen­netz­tes zu ge­wär­ti­gen, wie sie nicht jeder Stras­sen­be­nüt­zer im Rah­men des Ge­mein­ge­brauchs in Kauf neh­men müsse. In Bezug auf die Be­schwer­de­füh­rer B. ent­schied das Ge­richt, un­ab­hän­gig von un­ein­ge­schränk­tem Ver­ständ­nis für die Sor­gen der El­tern für ihre Kin­der auf ihrem Schul­weg er­ge­be sich aus die­sem Ar­gu­ment keine le­gi­ti­ma­ti­ons­be­grün­den­de Be­trof­fen­heit. Die Be­schwer­de gegen die Ver­nei­nung der Be­schwer­de­le­gi­ti­ma­ti­on muss­te daher ab­ge­wie­sen wer­den.

An­mer­kung: Das Ur­teil wurde ans Bun­des­ge­richt wei­ter­ge­zo­gen, wo der Fall offen ist (De­zem­ber 2009).

Ur­teil vom 28. April 2009 i.S. M. I. S. H.

Die Par­tei­fä­hig­keit setzt vor­aus, nach pri­va­tem oder öf­fent­li­chem Recht unter ei­ge­nem Namen über Rech­te und Pflich­ten ver­fü­gen zu kön­nen bzw. eine na­tür­li­che oder ju­ris­ti­sche Per­son des Pri­vat­rechts oder öf­fent­li­chen Rechts zu sein. Das Ge­richt be­stä­tig­te, das In­itia­tiv­ko­mi­tee für den Schutz des X. sei weder eine na­tür­li­che Per­son, noch habe es sich als ju­ris­ti­sche Per­son or­ga­ni­siert. Sta­tu­ten des In­itia­tiv­ko­mi­tees fehl­ten. Es hand­le sich somit um eine ein­fa­che Ge­sell­schaft nach Art. 520 ff. OR, die keine Rechts­per­sön­lich­keit be­an­spru­chen könne und damit weder partei-​ noch pro­zess­fä­hig sei. Der Stadt­rat sei somit auf die Ein­spra­che man­gels Par­tei­fä­hig­keit zu Recht nicht ein­ge­tre­ten und der Re­gie­rungs­rat habe die Be­schwer­de zu Recht ab­ge­wie­sen.

Das Ge­richt be­stä­tig­te wei­ter, dass keine Ein­spra­che­be­rech­ti­gung be­stehe, wenn sich je­mand aus ideel­len Grün­den für eine be­stimm­te Frage be­son­ders in­ter­es­sie­re oder aus per­sön­li­cher Über­zeu­gung für oder gegen etwas ein­tre­te. Pri­va­te Ver­ei­ni­gun­gen, Ver­bän­de und po­li­ti­sche Par­tei­en könn­ten nach der Rechts­pra­xis in ihrem ei­ge­nen Namen zur Wah­rung der In­ter­es­sen ihrer Mit­glie­der Ver­wal­tungs­be­schwer­de füh­ren (sog. ego­is­ti­sche Ver­bands­be­schwer­de), wenn sie ku­mu­la­tiv die fol­gen­den Vor­aus­set­zun­gen er­füll­ten: Die Ver­ei­ni­gung muss die ju­ris­ti­sche Per­sön­lich­keit be­sit­zen, ihre Mit­glie­der müs­sen sel­ber zur Be­schwer­de be­rech­tigt sein bzw. ein ak­tu­el­les oder prak­ti­sches In­ter­es­se an der Be­schwer­de­füh­rung haben; die Mehr­heit des Mit­glie­der muss von der Ver­fü­gung be­rührt sein; und die Ver­ei­ni­gung muss sta­tu­ta­risch zur Wah­rung der in Frage ste­hen­den In­ter­es­sen ihrer Mit­glie­der be­ru­fen sein. Diese Vor­aus­set­zun­gen waren vor­lie­gend kla­rer­wei­se nicht ge­ge­ben.

Ur­teil vom 13. Mai 2009 i.S. R. W

Ge­mäss § 10 Abs. 1 des Ge­set­zes über die Or­ga­ni­sa­ti­on und die Ver­wal­tung der Ge­mein­den (Ge­mein­de­ge­setz) vom 4. Sep­tem­ber 1980 (GG, BGS 171.1) be­trifft der Aus­stand die "Vor­be­rei­tung, Be­hand­lung und Er­le­di­gung von Ge­schäf­ten". Ab­ge­se­hen davon, dass Ar­chi­tekt A. W., der seit 2003 Mit­glied der Stadt­bild­kom­mis­si­on war, als Pro­jekt­ver­fas­ser für die X AG und die Y AG, beim Bau­de­par­te­ment das hier zur Dis­kus­si­on ste­hen­de Bau­ge­such mit­un­ter­zeich­net und ein­ge­reicht hatte, war er an der Vor­be­rei­tung des Ge­schäfts nicht be­tei­ligt. Auch bei der Be­hand­lung und Er­le­di­gung des "Ge­schäfts" war A. W. als Mit­glied der Stadt­bil­dungs­kom­mis­si­on nicht be­tei­ligt ge­we­sen. Er hatte als be­auf­trag­ter Ar­chi­tekt le­dig­lich von der ge­setz­li­chen Mög­lich­keit Ge­brauch ge­macht, das Pro­jekt, wel­ches seine Firma für die bei­den Auf­trag­ge­be­rin­nen er­ar­bei­tet hatte, der Stadt­bild­kom­mis­si­on vor­zu­stel­len.

Ge­mäss § 29 PBG und ge­mäss § 53 BO Zug hat die Are­al­be­bau­ung er­höh­ten An­for­de­run­gen be­züg­lich Um­ge­bungs­ge­stal­tung zu ge­nü­gen. Fehlt bei den Plä­nen einer Are­al­be­bau­ung ein de­tail­lier­ter und aus­sa­ge­kräf­ti­ger Um­ge­bungs­ge­stal­tungs­plan, so fehlt eine der wich­tigs­ten Grund­la­gen für die Be­ur­tei­lung der Qua­li­tät des Bau­vor­ha­bens. Dem vor­lie­gen­den Bau­be­wil­li­gungs­ent­scheid des Stadt­ra­tes lag - ent­ge­gen der Mei­nung der Be­schwer­de­füh­re­rin - ein kom­plet­ter Um­ge­bungs­ge­stal­tungs­plan zu­grun­de.

Wenn ein pri­va­ter Grund­ei­gen­tü­mer den An­trag stellt, die Pla­nungs­zo­ne sei auf wei­te­re be­nach­bar­te Par­zel­len aus­zu­deh­nen, so be­deu­tet dies nicht, dass sämt­li­che bau­recht­li­chen Ent­schei­de auf­ge­scho­ben wer­den müss­ten. Die Pla­nungs­zo­ne ist kein In­stru­ment in der Hand eines Pri­va­ten, um damit auf dem Pla­nungs­weg ein kon­kre­tes Bau­vor­ha­ben zu ver­hin­dern.

Ge­mäss § 18 Abs. 1 V PBG ist die an­zu­rech­nen­de Land­flä­che die vom Bau­ge­such er­fass­te, bau­lich nicht aus­ge­nütz­te, in einer Bau­zo­ne ge­le­ge­ne Flä­che. Bei der Be­rech­nung der an­zu­rech­nen­den Land­flä­che dür­fen nur jene Bau­zo­nen­tei­le in die mass­ge­ben­de Flä­che ein­ge­rech­net wer­den, in denen die in Frage ste­hen­den Bau­ten auch von ihrer Nut­zung her zu­läs­sig wären.

Ur­teil vom 29. Mai 2009 i.S. U. und M. S. sowie wei­te­re Be­tei­lig­te

Die Rechts­kraft eines Ent­schei­des be­zieht sich nur auf sein Dis­po­si­tiv und nicht auf die Er­wä­gun­gen, so­lan­ge die ent­schei­den­de In­stanz im Dis­po­si­tiv nicht aus­drück­lich auf diese Er­wä­gun­gen ver­weist (vgl. Kölz/Häner, Ver­wal­tungs­ver­fah­ren und Ver­wal­tungs­rechts­pfle­ge des Bun­des, 2. A., N 716). Vor­lie­gend hatte der Re­gie­rungs­rat die Be­schwer­de nicht "im Sinne der Er­wä­gun­gen" gut­ge­heis­sen, son­dern die Be­schwer­de ein­fach gut­ge­heis­sen und die Bau­be­wil­li­gung auf­ge­ho­ben, wie dies die Be­schwer­de­füh­rer ver­langt hat­ten. Damit hat­ten die Be­schwer­de­füh­rer weder einen An­lass noch eine recht­li­che Mög­lich­keit, die ihrer An­sicht nach fal­schen Er­wä­gun­gen an­zu­fech­ten.

Ur­teil vom 29. Mai 2009 i.S. S. Z.

Wann die Mit­glie­der einer Ad­mi­nis­tra­tiv­be­hör­de in Aus­stand zu tre­ten haben, be­stimmt sich nach dem kan­to­na­len Recht und den aus Art. 29 Abs. 1 und Art. 8 Abs. 1 BV her­zu­lei­ten­den Grund­sät­zen. Nach der bun­des­ge­richt­li­chen Pra­xis kön­nen Stel­lung und Auf­ga­ben von Regierungs-​ und Ver­wal­tungs­be­hör­den eine dif­fe­ren­zier­te Aus­stands­re­ge­lung nahe legen. Das Bun­des­ge­richt hat denn auch wie­der­holt ent­schie­den, dass Be­hör­den­mit­glie­der nur dann in den Aus­stand zu tre­ten haben, wenn sie an der zu be­han­deln­den Sache ein per­sön­li­ches In­ter­es­se haben (vgl. BGE 107 Ia 137, 125 I 123 f.). Nimmt ein Be­hör­den­mit­glied je­doch öf­fent­li­che In­ter­es­sen wahr, so be­steht grund­sätz­lich keine Aus­stands­pflicht.

Ge­mäss einem Ver­wal­tungs­ge­richt­ent­scheid vom 11. Sep­tem­ber 2007 muss eine Ma­gis­trats­per­son ohne wei­te­res damit um­ge­hen kön­nen, dass ihre Ent­schei­de immer wie­der auch Per­so­nen aus ihrem Um­feld be­tref­fen, mit denen sie im All­tag zu tun hat. Will man in Fäl­len der ehe­ma­li­gen Ver­eins­ak­ti­vi­tät eines Ver­wand­ten hin­sicht­lich von Fra­ge­stel­lun­gen aus dem wei­te­ren Be­reich des Pri­vat­le­bens Aus­stands­grün­de be­ja­hen, könn­ten in einer Viel­zahl all­täg­li­cher Ge­schäf­te kaum noch re­gu­lä­re Re­gie­rungs­rats­sit­zun­gen ab­ge­hal­ten wer­den. So muss zwi­schen dem be­han­del­ten Ge­schäft und der Stel­lung des be­tref­fen­den Be­hör­den­mit­glieds ein Zu­sam­men­hang von ge­wis­ser In­ten­si­tät be­stehen. Vor­lie­gend lag beim Mit­glied X der ge­meind­li­chen Exe­ku­ti­ve weder ein ir­gend­wie ge­ar­te­tes un­mit­tel­ba­res Son­der­in­ter­es­se vor, noch stand für es ein­zig auf­grund sei­ner El­tern­schaft ge­gen­über sei­nen drei im Ver­ein Y mit­spie­len­den Kin­dern un­mit­tel­bar ein per­sön­li­cher Vor­teil auf dem Spiel. Der Re­gie­rungs­rat hatte vor­lie­gend also zu Un­recht eine Ver­let­zung der Aus­stands­pflicht fest­ge­stellt.

Ur­teil vom 30. Juni 2009 i.S. E. S.-K.

Im vor­lie­gen­den Fall mach­te die Be­schwer­de­füh­re­rin gel­tend, eine vor­ge­se­he­ne Ar­ka­den­bau­li­nie be­schrän­ke ihr Ei­gen­tum un­recht­mäs­sig in sei­nem Be­stand.

Ge­mäss § 11 Abs. 1 der Ver­fas­sung des Kan­tons Zug vom 31. Ja­nu­ar 1894 (BGS 111.1) ist das Ei­gen­tum der Pri­va­ten, der geist­li­chen und welt­li­chen Kor­po­ra­tio­nen und der Ge­mein­den un­ver­letz­lich. Auf Bun­des­ebe­ne wird die Ge­währ­leis­tung des Ei­gen­tums durch die Ei­gen­tums­ga­ran­tie ge­mäss Art. 26 BV si­cher­ge­stellt. Die Ei­gen­tums­ga­ran­tie setzt sich aus den Kom­po­nen­ten der Instituts-​, der Bestandes-​ und der Wert­ga­ran­tie zu­sam­men. Als Be­stan­des­ga­ran­tie schützt die Ei­gen­tums­ga­ran­tie die kon­kre­ten, in­di­vi­du­el­len Ei­gen­tums­rech­te vor staat­li­chen Ein­grif­fen. Staat­li­che Be­schrän­kun­gen des Ei­gen­tums und an­de­rer von der Ei­gen­tums­ga­ran­tie er­fass­ter Ver­mö­gens­rech­te sind nur zu­läs­sig, wenn sie auf einer ge­nü­gen­den ge­setz­li­chen Grund­la­ge be­ru­hen, durch ein aus­rei­chen­des öf­fent­li­ches In­ter­es­sen ge­deckt sind und den Grund­satz der Ver­hält­nis­mäs­sig­keit wah­ren (Art. 36 Abs. 1-3 BV).

Vor­lie­gen­den war die ge­for­der­te ge­setz­li­che Grund­la­ge klar ge­ge­ben, denn ge­mäss § 3 Abs. 1 lit. b PBG steht dem Re­gie­rungs­rat die Kom­pe­tenz zu, die kan­to­na­len Nutzungs-​, Baulinien-​ und Stras­sen­plä­ne zu be­schlies­sen. Die Kom­pe­tenz zum Er­lass von Bau­li­ni­en schliesst be­griffs­not­wen­dig ein, sol­che Bau­li­ni­en gegen den Wil­len der be­trof­fe­nen Grund­ei­gen­tü­mer durch­zu­set­zen. Das Ge­richt er­kann­te wei­ter, dass der Bau einer Ar­ka­de, wel­che den Fuss­gän­gern das Be­ge­hen der Kan­tons­stras­se auf bei­den Stras­sen­sei­ten er­mög­licht, die Ver­kehr­si­cher­heit er­hö­hen werde und somit im öf­fent­li­chen In­ter­es­se liege.

Hin­sicht­lich Ver­kehrs­si­cher­heit war vor­lie­gend ein ge­nü­gen­der Ein­griffs­zweck zwei­fel­los ge­ge­ben. Ent­schei­dend für die Be­ur­tei­lung der Ver­hält­nis­mäs­sig­keit der an­ge­ord­ne­ten Mass­nah­me war aber der Um­stand, dass die Ein­griffs­wir­kung, wel­che die Be­schwer­de­füh­re­rin be­an­stan­de­te, nach Auf­fas­sung des Ge­richts ge­ring war. Es lag ein­zig in der Hand der Be­schwer­de­füh­re­rin, wann die im Bau­li­ni­en­plan vor­ge­se­he­ne Ar­ka­de tat­säch­lich er­stellt wer­den müsse, da der Bau eben die­ser Ar­ka­de nur bei einem ge­plan­ten Neu­bau durch die Be­schwer­de­füh­re­rin ver­langt wer­den könne. Der vor­ge­se­he­ne Ein­griff in die Ei­gen­tums­rech­te der Be­schwer­de­füh­re­rin war somit ver­hält­nis­mäs­sig.

Ur­teil vom 6. Au­gust 2009 i.S. B. D., R. S. und V. S.-M.

Das Ver­wal­tungs­rechts­pfle­ge­ge­setz vom 1. April 1976 (VRG, BGS 162.1) ent­hält in der Fas­sung seit dem 16. De­zem­ber 2006 keine aus­drück­li­che Be­stim­mung zur Frage mehr, wer in Stimm­rechts­sa­chen zur Be­schwer­de le­gi­ti­miert ist. Er­gän­zend sind daher die Be­stim­mun­gen des Ge­set­zes über die Wah­len und Ab­stim­mun­gen vom 28. Sep­tem­ber 2006 (WAG, BGS 131.1) zu be­rück­sich­ti­gen, wel­ches in § 67 Abs. 1 lit. a sagt, dass wegen Ver­let­zung des Stimm­rechts beim Re­gie­rungs­rat Be­schwer­de ge­führt wer­den kann. Das Stimm­recht ist ge­mäss § 2 Abs. 1 WAG das Recht, an Ab­stim­mun­gen und Wah­len teil­zu­neh­men sowie Re­fe­ren­den und In­itia­ti­ven zu un­ter­zeich­nen. Stimm­be­rech­tigt ist nur, wer im Stimm­re­gis­ter ein­ge­tra­gen ist (§ 4 Abs. 1 WAG). Im vor­lie­gen­den Fall hat­ten die drei Be­schwer­de­füh­rer alle Wohn­sitz in der po­li­ti­schen Ge­mein­de X und waren dort im Stimm­re­gis­ter ein­ge­tra­gen. Sie waren daher zur Be­schwer­de in Stimm­rechts­an­ge­le­gen­hei­ten be­rech­tigt.

Nach der Pra­xis des Bun­des­ge­richts un­ter­lie­gen auch Stimm­rechts­be­schwer­den dem Er­for­der­nis des ak­tu­el­len In­ter­es­ses. Fehlt ein sol­ches oder fällt es wäh­rend der Hän­gig­keit des Ge­richts­ver­fah­ren dahin, so wird auf die Be­schwer­de nicht ein­ge­tre­ten oder diese als ge­gen­stands­los ab­ge­schrie­ben. Ein ak­tu­el­les In­ter­es­se an der Über­prü­fung eines Be­schwer­de­ent­schei­des be­tref­fend die Un­gül­tig­keit einer Volks­in­itia­ti­ve be­steht dann nicht mehr, wenn die In­itia­ti­ve als nicht mehr durch­führ­bar qua­li­fi­ziert wer­den muss. Das In­itia­tiv­recht ist dazu da, dass vom Volk Be­schlüs­se ge­fasst wer­den kön­nen. Be­schlüs­se, die nicht mehr voll­zo­gen wer­den kön­nen, sind sinn­los und es wäre un­ver­nünf­tig, über sol­che Vor­schlä­ge ab­zu­stim­men. Die Fest­stel­lung der Un­durch­führ­bar­keit der Ziele einer In­itia­ti­ve und damit die Fest­stel­lung des feh­len­den ak­tu­el­len In­ter­es­ses an deren Be­ur­tei­lung ist nur ge­ge­ben, wenn die Un­durch­führ­bar­keit of­fen­sicht­lich ist.

Der Kern der vor­lie­gen­den In­itia­ti­ve be­stand darin, ein Wohn­haus (plus Wirt­schafts­ge­bäu­de) als "er­hal­tens­wer­tes Bau­denk­mal in sei­nem Er­schei­nungs­bild zu er­hal­ten". Weil das Wohn­haus zum Zeit­punkt der Be­ur­tei­lung der vor­lie­gen­den Be­schwer­de ge­stützt auf eine rechts­kräf­ti­ge Bau­be­wil­li­gung be­reits ab­ge­ris­sen wor­den war, muss­te das Ge­richt fest­stel­len, dass die In­itia­ti­ve wegen fak­ti­scher Un­durch­führ­bar­keit für un­gül­tig er­klärt wer­den muss­te. Ent­spre­chend muss­te das Ge­richt fest­stel­len, dass ein ak­tu­el­les Rechts­schutz­in­ter­es­se an der Be­ur­tei­lung der vor­lie­gen­den Be­schwer­de fehl­te, und daher auf die vor­lie­gen­de Be­schwer­de nicht ein­ge­tre­ten wer­den konn­te.

Das Bun­des­ge­richt ver­zich­tet in sei­ner Pra­xis aus­nahms­wei­se auf das Er­for­der­nis des ak­tu­el­len prak­ti­schen In­ter­es­ses, wenn sich die auf­ge­wor­fe­ne Frage je­der­zeit unter glei­chen oder ähn­li­chen Um­stän­den wie­der stel­len könn­te, und an deren Be­ant­wor­tung wegen der grund­sätz­li­chen Be­deu­tung ein hin­rei­chen­des öf­fent­li­ches In­ter­es­se be­steht und sie im Ein­zel­fall kaum je recht­zei­tig über­prüft wer­den könn­te. Ein sol­cher Fall lag hier of­fen­sicht­lich nicht vor.

Ur­teil vom 25. Au­gust 2009 i.S. C. B. M. und N. M.-B.

Ein Nach­bar ist dann zur Be­schwer­de le­gi­ti­miert, wenn eine enge nach­bar­li­che Raum­be­zie­hung be­steht und er durch die Er­tei­lung der Bau­be­wil­li­gung mehr als die All­ge­mein­heit in ei­ge­nen In­ter­es­sen be­son­ders be­rührt ist. Die er­for­der­li­che Be­zie­hungs­nä­he ist in ers­ter Linie ge­ge­ben, wenn ein Bau­vor­ha­ben mit Si­cher­heit oder mit hoher Wahr­schein­lich­keit zu Im­mis­sio­nen führt und der Be­schwer­de­füh­rer durch diese be­trof­fen wird. Das Ver­wal­tungs­ge­richt er­ach­tet Nach­barn in einem Ab­stand von 100 Me­tern als zur Be­schwer­de be­rech­tigt. Die Po­pu­lar­be­schwer­de ist aus­ge­schlos­sen. Das heisst, es be­steht keine Be­schwer­de­be­rech­ti­gung, wenn durch das be­trof­fe­ne Bau­vor­ha­ben zwar eine ge­wis­se Be­ein­träch­ti­gung ent­steht, diese aber für den Ein­zel­nen nicht höher ist als für die All­ge­mein­heit.

Ge­mäss § 10 Abs. 1 des Ge­set­zes über die Or­ga­ni­sa­ti­on und Ver­wal­tung der Ge­mein­den (Ge­mein­de­ge­setz) vom 4. Sep­tem­ber 1980 (GG, BGS 171.1) haben die Mit­glie­der von Ge­mein­de­be­hör­den und Kom­mis­sio­nen sowie Ge­mein­de­be­am­te und -​angestellte vor allen In­stan­zen in den Aus­stand zu tre­ten bei der Vor­be­rei­tung, Be­hand­lung und Er­le­di­gung von Ge­schäf­ten, die per­sön­li­che Rech­te und In­ter­es­sen, Rech­te oder In­ter­es­sen des in § 20 der Kan­tons­ver­fas­sung um­schrie­be­nen Per­so­nen­krei­ses, oder Rech­te und In­ter­es­sen ju­ris­ti­scher oder wirt­schaft­li­cher Un­ter­neh­mun­gen, an denen sie mass­geb­lich be­tei­ligt sind, be­tref­fen.

Nach Art. 19 Abs. 1 RPG gilt ein Land unter an­de­rem als er­schlos­sen, wenn die für die be­tref­fen­de Nut­zung hin­rei­chen­de Zu­fahrt be­steht. Dar­un­ter ist eine ge­nü­gen­de Zu­gäng­lich­keit für Fahr­zeu­ge der öf­fent­li­chen Diens­te (Feu­er­wehr, Sa­ni­tät und Keh­richt­ab­fuhr) zu ver­ste­hen, an­de­rer­seits haben die Zu­fahr­ten auch der Ver­kehrs­si­cher­heit zu ge­nü­gen. Die Bau­be­wil­li­gung darf nur dann wegen un­ge­nü­gen­der Er­schlies­sung ver­wei­gert wer­den, wenn als Folge der pro­jek­tier­ten Baute mit Be­stimmt­heit zu er­war­ten wäre, dass die Zu­fahrts­stras­se den neu an­fal­len­den Ver­kehr nicht mehr auf­zu­neh­men ver­möch­te. Eine Ver­wei­ge­rung ist nicht ge­recht­fer­tigt, nur weil die Ge­mein­de mit ihrer Er­schlies­sungs­pflicht in den Rück­stand ge­ra­ten ist.

Als Vor­tei­le einer Are­al­be­bau­ung nach Art. 29 Abs. 2 PBG kann Fol­gen­des be­trach­tet wer­den: Die ge­plan­te Über­bau­ung be­steht aus drei dif­fe­ren­zier­ten und farb­mäs­sig un­ter­schied­li­chen Bau­kör­pern, die sich ge­schickt in die Form des Grund­stü­ckes ein­pas­sen. Durch den Ver­zicht auf eines oder meh­re­re At­ti­ka­ge­schos­se wird die Aus­sicht der wei­ter oben ge­le­ge­nen Lie­gen­schaf­ten ver­bes­sert. Rund um die drei Bau­ten be­steht ein gross­zü­gi­ger Frei­raum, der ge­mein­schaft­lich ge­nutzt wer­den kann und der mit einer engen Struk­tur von Wegen er­schlos­sen ist. Das Bau­vor­ha­ben sieht aus öko­lo­gi­scher Sicht ef­fi­zi­en­te Mass­nah­men hin­sicht­lich der Hei­zung, Iso­la­ti­on, Be­leuch­tung von Dach­was­ser­ent­sor­gung vor. Die we­ni­gen ober­ir­di­schen Park­plät­ze be­nö­ti­gen prak­tisch kein Land.

Die Ver­ord­nung über das eid­ge­nös­si­sche Gebäude-​ und Woh­nungs­re­gis­ter vom 31. Mai 2000 (SR 431.841) hält in Art. 3 fest, dass Ge­bäu­de die auf Dauer an­ge­leg­te, mit dem Boden fest ver­bun­de­ne Bau­ten sind, die Wohn­zwe­cken die­nen. Jeder Ge­bäu­de­teil zählt als selb­stän­di­ges Ge­bäu­de, wenn er einen ei­ge­nen Zu­gang von aus­sen und eine Brand­mau­er zwi­schen den Ge­bäu­den be­sitzt. Ent­schei­dend ist somit die funk­tio­na­le Ei­gen­stän­dig­keit, d.h. jeder Bau­kör­per muss für sich al­lei­ne über eine ge­nü­gen­de in­ter­ne Er­schlies­sung ver­fü­gen. Im vor­lie­gen­den Fall sind die drei Häu­ser der Are­al­be­bau­ung als ei­gen­stän­di­ge Ge­bäu­de zu be­trach­ten. Art. 3 lit. c Bun­des­ge­setz über die Be­sei­ti­gung von Be­nach­tei­li­gun­gen von Men­schen mit Be­hin­de­run­gen (Be­hin­der­ten­gleich­stel­lungs­ge­setz, BehiG, SR 151.3) ist daher nicht an­wend­bar, da die ein­zel­nen Ge­bäu­de nicht über mehr als 8 Wohn­ein­hei­ten ver­fü­gen.

Ur­teil vom 25. Au­gust 2009 i.S. Y. H. und A. S. M.

In­ner­halb einer Pla­nungs­zo­ne darf nichts un­ter­nom­men wer­den, was die Nut­zungs­pla­nung er­schwe­ren könn­te.

Die Un­ter­stel­lung unter eine Pla­nungs­zo­ne ist eine öffentlich-​rechtliche Ei­gen­tums­be­schrän­kung, die mit der Ei­gen­tums­ga­ran­tie nach Art. 26 BV nur ver­ein­bar ist, wenn sie durch Art. 36 BV ge­recht­fer­tigt wer­den kann. Die ge­setz­li­che Grund­la­ge hier­für bil­det re­gel­mäs­sig Art. 27 RPG. Das öf­fent­li­che In­ter­es­se an einer Pla­nungs­zo­ne ist ge­ge­ben, wenn eine ei­ni­ger­mas­sen ver­fes­tig­te und be­grün­de­te Pla­nungs­ab­sicht be­steht. Die Pla­nungs­ab­sicht der Be­hör­den kann in Vor­stel­lun­gen oder Ent­wür­fen über die Nut­zungs­ord­nung zum Aus­druck kom­men, es ist aber nicht er­for­der­lich, dass die Be­hör­de schon klare de­tail­lier­te Vor­stel­lun­gen hat.

Ziel einer Pla­nungs­zo­ne ist es, die Ent­schei­dungs­frei­heit der Pla­nungs­or­ga­ne zu si­chern. Pla­nungs­zo­nen müs­sen ver­hält­nis­mäs­sig sein. Sie sind dann un­ver­hält­nis­mäs­sig, wenn sie eine Par­zel­le um­fas­sen wür­den, wel­che kei­nen hin­rei­chen­den räum­li­chen Zu­sam­men­hang mit dem schüt­zens­wer­ten Ob­jekt auf­wei­sen würde.

Pla­nungs­zo­nen dür­fen nach Art. 27 Ans. 2 RPG und § 35 Abs. 2 PBG längs­tens für fünf Jahre an­ge­ord­net wer­den. Ist der Si­che­rungs­zweck er­reicht, ist die Pla­nungs­zo­ne vor Ab­lauf der fünf­jäh­ri­gen Frist auf­zu­he­ben.

Das frag­li­che Ge­biet er­füllt alle Vor­aus­set­zun­gen, daher ist die Pla­nungs­zo­ne recht­mäs­sig er­las­sen wor­den. Al­ler­dings kann ein Ge­bäu­de bzw. ein Be­trieb nicht durch den Weg der Nut­zungs­pla­nung ge­si­chert wer­den. Hier­für sind ge­mäss §§ 10 ff. des Denk­mal­schutz­ge­set­zes der Re­gie­rungs­rat und die Di­rek­ti­on des In­nern zu­stän­dig.

Ur­teil des VG vom 29. Sep­tem­ber 2009 i.S. D. F. B. & D. B., D. K., M. & J. B., I. P. S. AG, H. S., J. O, M. & S. H., D. Z. und E. & W. H.

Ge­mäss § 15 Abs. 1 VRG ge­währt die zu­stän­di­ge Be­hör­de den Par­tei­en das recht­li­che Gehör, bevor sie ent­schei­det. Unter dem recht­li­chen Gehör ver­steht man ein per­sön­lich­keits­be­zo­ge­nes Ver­fah­rens­recht der Be­tei­lig­ten, wel­ches die Par­tei­en vor der Her­ab­min­de­rung zum blos­sen Ver­fah­rens­ob­jekt schützt. Des wei­te­ren ist es ein Mit­tel zur Sach­auf­klä­rung, wel­ches zur op­ti­ma­len Auf­ar­bei­tung der ver­fah­rens­re­le­van­ten Ent­scheid­grund­la­gen bei­trägt. Das recht­li­che Gehör be­inhal­tet das Recht auf Teil­nah­me am Be­weis­ver­fah­ren, das Recht auf Ori­en­tie­rung, das Recht auf Äus­se­rung und das Recht auf Ak­ten­ein­sicht.

Ge­mäss § 16 Abs. 1 V PBG sind Flä­chen un­ter­halb des Erd­ge­schos­ses zur an­zu­rech­nen­den Ge­schoss­flä­che zu zäh­len, so­weit sie Wohn- oder Ge­wer­be­zwe­cken die­nen kön­nen oder es sich um Er­schlies­sungs­flä­chen von Gän­gen, Trep­pen­häu­sern und Lif­ten han­delt. Ent­schei­dend für die Be­ur­tei­lung der Frage, ob Räume Wohn- oder Ge­wer­be­zwe­cken die­nen kön­nen, ist, ob diese Räume von ihrer bau­li­chen Aus­ge­stal­tung her ge­eig­net sind, Wohn- oder Ge­wer­be­zwe­cke zu er­fül­len. Dies be­ur­teilt sich vor allem nach der Grös­se, ihrer Lage und ihrer Zu­gäng­lich­keit. Er­reicht die zu einem Raum ge­hö­ren­de Fens­ter­flä­che nicht mehr als 5% der Bo­den­flä­che, so eig­net sich der Raum nicht mehr zu Wohn- oder Ge­wer­be­zwe­cken.

Das ge­wach­se­ne Ter­rain ent­spricht ge­mäss § 4 Abs. 1 V PBG dem na­tür­lich ge­wach­se­nen Boden. Ver­än­de­run­gen des na­tür­li­chen Ver­laufs des Bo­dens sind un­be­acht­lich, wenn sie 15 Jahre zu­rück­lie­gen oder ge­ring­fü­gig sind (Abs. 2). Bei einer be­reits über­bau­ten Par­zel­le kann nicht die Bau­gru­ben­soh­le als ge­wach­se­nes Ter­rain be­zeich­net wer­den. Re­le­vant ist in die­sem Fall der Ge­län­de­ver­lauf ent­lang der Fas­sa­de.

Ur­teil vom 29. Sep­tem­ber 2009 i.S. EG. CH. und R. & S. B.

In der Land­wirt­schafts­zo­ne ist die Pfer­de­hal­tung nur zu­läs­sig, wenn Pfer­de ge­züch­tet oder als Ar­beits­tie­re ge­hal­ten wer­den. Bau­ten, wel­che der nicht­land­wirt­schaft­li­chen Pfer­de­hal­tung die­nen, sind in der Land­wirt­schafts­zo­ne nicht zo­nen­kon­form und ge­hö­ren in die Bau­zo­ne.

Eine Wohn­zo­ne ist vor allem für Wohn­bau­ten be­stimmt, nicht­stö­ren­de Gewerbe-​ oder Dienst­leis­tungs­be­trie­be sind eben­falls zu­läs­sig. Der Be­griff "Wohn­bau­te" schliesst neben den ei­gent­li­chen Wohn­bau­ten auch die­je­ni­gen Bau­ten und An­la­gen mit ein, wel­che zum Woh­nen nötig sind, bspw. Ga­ra­gen, Gar­ten­häu­ser, etc. Dar­un­ter sind auch Bau­ten und An­la­gen für die Aus­übung von Hob­bys zu sub­su­mie­ren. Eine hob­by­mäs­si­ge Hal­tung von Pfer­den ist daher in einer rei­nen Wohn­zo­ne be­wil­li­gungs­fä­hig.

Der Neu­bau eines Pfer­de­un­ter­stan­des, wel­cher rund das Zehn­fa­che der zu­läs­si­gen Grös­se einer Gar­ten­bau­te um­fasst, und zu­sätz­lich einen land­wirt­schaft­li­chen Cha­rak­ter hat, stellt eine be­deu­ten­de bau­li­che Än­de­rung in­ner­halb einer Are­al­be­bau­ung dar. Somit ist das Ein­ver­ständ­nis aller Ei­gen­tü­mer der Are­al­be­bau­ung er­for­der­lich.

Eine of­fen­ba­re Rechts­ver­let­zung nach § 24 Abs. 2 VRG und § 28 Abs. 2 Ziff. 2 VRG ist ge­ge­ben, wenn die Rechts­wid­rig­keit auch ohne ein­ge­hen­de Prü­fung of­fen­sicht­lich ist. Sie liegt bei­spiels­wei­se vor, wenn eine Ge­mein­de­be­hör­de ab­sicht­lich oder grob­fahr­läs­sig das recht­li­che Gehör ver­letzt, oder wenn ab­sicht­lich und wie­der­holt ma­te­ri­el­les Recht falsch an­ge­wen­det wird. Eine of­fen­ba­re Rechts­ver­let­zung liegt al­ler­dings nicht vor, wenn eine Ge­mein­de­be­hör­de die Gerichts-​ und Ver­wal­tungs­pra­xis zu einem be­stimm­ten Para­graphen nicht kennt, bzw. nicht an­wen­det.

Ur­teil vom 22. Ok­to­ber 2009 i.S. P. K.

Ge­mäss Ziff. I/1. der Richt­li­ni­en für die Aus­ge­stal­tung der amt­li­chen Ab­stim­mungs­er­läu­te­run­gen vom 26. Fe­bru­ar 2008 (BGS 131.7) wer­den Kan­tons­rats­vor­la­gen, die der Volks­ab­stim­mung un­ter­lie­gen, mit einer kur­zen, sach­li­chen Ab­stim­mungs­er­läu­te­rung des Re­gie­rungs­ra­tes ver­se­hen. Diese Ab­stim­mungs­er­läu­te­run­gen wer­den mit einem Re­gie­rungs­rats­be­schluss ver­ab­schie­det. Sie gel­ten daher als Re­al­akt im Sinne von § 21bis VRG bzw. als Vor­be­rei­tungs­hand­lung und kön­nen beim Ver­wal­tungs­ge­richt mit­tels Be­schwer­de an­ge­foch­ten wer­den.

Die An­fecht­bar­keit der Ab­stim­mungs­er­läu­te­run­gen liegt in der Tat­sa­che be­grün­det, dass diese zum Stimm­ma­te­ri­al ge­hö­ren, wel­ches bei den Stimm­be­rech­tig­ten in der viert­letz­ten Woche vor dem Ab­stim­mungs­tag ein­tref­fen muss. Das Fak­tum der be­vor­ste­hen­den Zu­stel­lung an alle Stimm­be­rech­tig­ten macht die Ab­stim­mungs­er­läu­te­run­gen ab dem Zeit­punkt der Be­schluss­fas­sung durch den Re­gie­rungs­rat zum an­fecht­ba­ren Be­schwer­de­ob­jekt. Bei allen wei­te­ren Hand­lun­gen und Ak­ti­vi­tä­ten des Re­gie­rungs­ra­tes oder ein­zel­ner Re­gie­rungs­rats­mit­glie­der im Vor­feld einer Ab­stim­mung han­delt es sich je­doch nicht um an­fecht­ba­re Ent­schei­de im Sinne des Ver­wal­tungs­rechts­pfle­ge­ge­set­zes.

Art. 34 Abs. 2 BV über­bin­det den Be­hör­den die Ver­pflich­tung, im Vor­feld von Ab­stim­mun­gen kor­rekt und zu­rück­hal­tend zu in­for­mie­ren. Es han­delt sich um "eine un­er­laub­te Be­ein­flus­sung, wenn die Be­hör­de ihre Pflicht zur ob­jek­ti­ven In­for­ma­ti­on ver­letzt und über den Zweck und die Trag­wei­te der Vor­la­ge falsch ori­en­tiert oder wenn sie in un­zu­läs­si­ger Weise in den Ab­stim­mungs­kampf ein­greift und dabei ge­setz­li­che Vor­schrif­ten ver­letzt oder sich in an­de­rer Weise ver­werf­li­cher Mit­tel be­dient" (BGE 130 I 294, Erw. 3.2).

Obers­tes Gebot ist die Sach­lich­keit der In­for­ma­ti­on. Dazu ge­hö­ren das Ver­bot in­halt­lich fal­scher An­ga­ben und das Gebot aus­ge­wo­ge­ner In­for­ma­ti­on über In­halt, Zweck und Fol­gen einer Vor­la­ge sowie das Ver­bot sug­ges­tiv wir­ken­der Auf­ma­chung. Schliess­lich sol­len die In­for­ma­tio­nen auch den Grund­sät­zen der Trans­pa­renz und Fair­ness ent­spre­chen. Die In­for­ma­tio­nen der Be­hör­den ge­nü­gen die­sem Er­for­der­nis, wenn die Aus­sa­gen wohl ab­ge­wo­gen sind und ein um­fas­sen­des Bild der Vor­la­ge mit Vor- und Nach­tei­len ab­ge­ben, so dass sie den Stimm­be­rech­tig­ten eine un­be­ein­fluss­te Be­ur­tei­lung er­mög­li­chen.

Das Nicht­ver­öf­fent­li­chen einer In­ter­net­adres­se in einer Ab­stim­mungs­un­ter­la­ge ver­letzt nicht § 4 lit. c der Richt­li­ni­en für die Aus­ge­stal­tung von Ab­stim­mungs­un­ter­la­gen. Es müs­sen le­dig­lich die Ar­gu­men­te der Par­tei­en pu­bli­ziert wer­den, nicht aber deren In­ter­net­adres­se.

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