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Ein­lei­tung

1997: Ver­wal­tungs­ge­richt

1998: Ver­wal­tungs­ge­richt

1999: Ver­wal­tungs­ge­richt

2000: Ver­wal­tungs­ge­richt

2000: Re­gie­rungs­rat

2001: Ver­wal­tungs­ge­richt

2001: Re­gie­rungs­rat

2002: Ver­wal­tungs­ge­richt

2002: Re­gie­rungs­rat

2003: Ver­wal­tungs­ge­richt

2003: Re­gie­rungs­rat

2004: Ver­wal­tungs­ge­richt

2004: Re­gie­rungs­rat

2005: Ver­wal­tungs­ge­richt

2005: Re­gie­rungs­rat

2006: Ver­wal­tungs­ge­richt

2006: Re­gie­rungs­rat

2007: Ver­wal­tungs­ge­richt

2007: Re­gie­rungs­rat

2008: Ver­wal­tungs­ge­richt

2008: Re­gie­rungs­rat

2009: Ver­wal­tungs­ge­richt

2009: Re­gie­rungs­rat

2010: Ver­wal­tungs­ge­richt

2010: Re­gie­rungs­rat

2011: Ver­wal­tungs­ge­richt

2011: Re­gie­rungs­rat

2012: Ver­wal­tungs­ge­richt

2012: Re­gie­rungs­rat

Ent­scheid vom 24. Ja­nu­ar 2012

Die Be­schwer­de­füh­ren­den weh­ren sich mit­tels Auf­sichts­be­schwer­de für die Ein­hal­tung der Be­triebs­vor­schrif­ten eines Ate­lier­hau­ses resp. Ver­an­stal­tungs­or­tes.

Wenn kein Ent­scheid im Rechts­sin­ne vor­liegt, kann sich eine An­fech­tungs­mög­lich­keit eines Re­al­ak­tes aus Grün­den des Rechts­schutz­be­dürf­nis­ses auf­drän­gen. Laut Bun­des­ge­richt muss es sich aber um Akte han­deln, wel­che dem Staat oder einem Trä­ger öf­fent­li­cher Auf­ga­ben zu­zu­rech­nen sind und von ihrem In­halt oder von den be­rühr­ten Grund­rech­ten her ein be­son­de­res Rechts­schutz­be­dürf­nis be­grün­den. Ge­mäss Art. 25a Abs. 1 lit. c VwVG kann je­mand, der ein schutz­wür­di­ges In­ter­es­se hat, von der Be­hör­de ver­lan­gen, die für Hand­lun­gen zu­stän­dig ist, wel­che sich auf öf­fent­li­ches Recht des Bun­des stüt­zen und Rech­te oder Pflich­ten be­rüh­ren, dass sie bspw. die Wi­der­recht­lich­keit von Hand­lun­gen fest­stellt. Vor­lie­gend hät­ten die Be­schwer­de­füh­ren­den vom Ge­mein­de­rat einen an­fecht­ba­ren Fest­stel­lungs­ent­scheid ver­lan­gen kön­nen. Dem In­halt nach hat der Ge­mein­de­rat ent­spre­chend Art. 25a VwVG ge­han­delt.

Die Zone des öf­fent­li­chen In­ter­es­ses wird im Zo­nen­plan der ent­spre­chen­den Ge­mein­de der ES II oder der ES III zu­ge­wie­sen (§ 55 Abs. 3 BO). Ge­mäss Art. 43 Abs. 1 lit. b LSV ist aber eine Zone des öf­fent­li­chen In­ter­es­sens für Bau­ten und An­la­gen an sich der ES II zu­zu­wei­sen. In der ES II wird die Ver­hin­de­rung von Stö­run­gen ver­langt, die das Wohn­be­fin­den er­heb­lich be­ein­träch­ti­gen. Es ist mög­lich, von die­ser ge­ne­rel­len Zu­wei­sung ab­zu­wei­chen und bei vor­be­las­te­ten Ge­bie­ten eine Auf­stu­fung vor­zu­neh­men. Diese Auf­stu­fung ist aber nur mög­lich, wenn Teile von Nut­zungs­zo­nen der ES I und II mit Lärm vor­be­las­tet sind (Art. 43 Abs. 2 LSV). Ab­ge­se­hen von einer Auf­stu­fung kann eine Zone des öf­fent­li­chen In­ter­es­ses der ES III zu­ge­wie­sen wer­den, wenn nach der kom­mu­na­len Bau­ord­nung in die­ser Zone mäs­sig stö­ren­de Be­trie­be im Sinne von Art. 43 Abs. 1 lit. c LSV zu­läs­sig sind. Kön­nen in einer Zone des öf­fent­li­chen In­ter­es­ses Misch­nut­zun­gen wie Schul­an­la­gen, Al­ters­heim, Spi­tal und Werk­hof bis hin zu öf­fent­li­chen Park­plät­zen rea­li­siert und kön­nen in die­ser Zone neben nicht stö­ren­den auch mäs­sig stö­ren­de Be­trie­be an­ge­sie­delt wer­den, ist laut Bun­des­ge­richt die Zu­ord­nung die­ser Flä­chen zur ES III er­laubt.

Ent­scheid vom 31. Ja­nu­ar 2012

Der Be­schwer­de­füh­rer wehrt sich an­läss­lich eines Bau­ge­suchs für einen Aus­sen­park­platz.

Ge­mäss § 18 GSW be­dür­fen Zu­fahr­ten und Ein­mün­dun­gen einer Be­wil­li­gung. Die Zu­stän­dig­keit für Kan­tons­stras­sen liegt grund­sätz­lich bei der Bau­di­rek­ti­on. Ge­mäss § 4 V GSW er­teilt das kan­to­na­le Tief­bau­amt Ein­mün­dungs­be­wil­li­gun­gen. Die Be­wil­li­gung wird er­teilt, wenn die Verkehrs­sicherheit ge­währ­leis­tet ist und keine Grün­de aus über­wie­gen­den öf­fent­li­chen In­ter­es­sen ent­gegenstehen.

In den der Ein­mün­dungs­be­wil­li­gung des kan­to­na­len Tief­bau­amts zu­grun­de lie­gen­den Plä­nen war kein Hin­weis zu fin­den, dass auf der Nord­sei­te des Wohn- und Ge­schäfts­hau­ses auf dem Schot­ter­ra­sen ein wei­te­rer Aus­sen­park­platz ge­baut wer­den soll­te. Weder das kan­to­na­le Tief­bau­amt noch die be­trof­fe­ne Ge­mein­de haben je dar­über ent­schie­den, ob der Schot­ter­ra­sen als Park­platz ge­nutzt sowie ob eine wei­te­re Ein­mün­dung an der um­strit­te­nen Stel­le be­wil­ligt wer­den kann. Damit steht fest, dass der Schot­ter­ra­sen nie als Park­platz be­wil­ligt wor­den ist. Der Park­platz muss des­halb als wi­der­recht­lich be­trach­tet wer­den.

Es stellt sich die Frage, ob vor­lie­gend eine nach­träg­li­che Be­wil­li­gung mög­lich ist. Er­schlies­sun­gen von Park­plät­zen sind in der Regel aus Grün­den der Ver­kehrs­si­cher­heit - erst recht bei Kan­tons­stras­sen - vor­wärts an­zu­fah­ren und wie­der­um vor­wärts zu ver­las­sen. Da dies vor­lie­gend nicht mög­lich ist, spre­chen das öf­fent­li­che In­ter­es­se und die Ver­kehrs­si­cher­heit gegen die Um­nut­zung des Schot­ter­ra­sens zu einem Park­platz. Zur Frei­hal­tung der Sicht­zo­nen: Ge­mäss VSS-​Norm 640 273a muss die Sicht bei der Aus­fahrt der be­trof­fe­nen Stras­se nach links und rechts je min­des­tens 60 m be­tra­gen und zwar auf der Höhe von 1 m bis 3 m ab Boden ge­mes­sen 2.50 m hin­ter dem Fahr­bahn­rand der Kan­tons­stras­se. Diese Sicht­di­stanz muss je­der­zeit ge­währ­leis­tet sein und darf durch kei­ner­lei Hin­der­nis­se ein­ge­schränkt wer­den. Die vor­lie­gend feh­len­den Sicht­zo­nen und damit die un­ge­nü­gen­de Ver­kehrs­si­cher­heit ste­hen auch einer nach­träg­li­chen Be­wil­li­gungs­er­tei­lung ent­ge­gen.

Ent­scheid vom 21. Fe­bru­ar 2012

Die Be­schwer­de­füh­re­rin wehrt sich gegen einen Nach­trag zur Bau­be­wil­li­gung.

Vor­lie­gend geht es um eine nach­träg­li­che Auf­la­ge be­tref­fend Fäl­lung und Be­schnei­dung der Krone von Bäu­men.

Ne­ben­be­stim­mun­gen er­mög­li­chen, die durch eine Ver­fü­gung be­grün­de­ten ver­wal­tungs­recht­li­chen Pflich­ten und Rech­te ent­spre­chend den kon­kre­ten Um­stän­den aus­zu­ge­stal­ten. Der Be­griff der Ne­ben­be­stim­mung ist in­so­weit ir­re­füh­rend, als sie häu­fig einen wich­ti­gen Be­stand­teil eines Ver­wal­tungs­rechts­ver­hält­nis­ses aus­ma­chen. Eine Auf­la­ge ist die mit einer Ver­fü­gung ver­bun­de­ne zu­sätz­li­che Ver­pflich­tung zu einem Tun, Dul­den oder Un­ter­las­sen. Von der Be­din­gung un­ter­schei­det sie sich da­durch, dass die Rechts­wirk­sam­keit der Ver­fü­gung nicht davon ab­hängt, ob die Auf­la­ge er­füllt wird oder nicht. Die Ver­fü­gung ist auch gül­tig, wenn die Auf­la­ge nicht er­füllt wird. Die Auf­la­ge ist - auch im Ge­gen­satz zur Be­din­gung - selb­stän­dig er­zwing­bar: Wird der Auf­la­ge nicht nach­ge­lebt, so be­rührt das zwar nicht die Gül­tig­keit der Ver­fü­gung, doch kann das Ge­mein­we­sen mit ho­heit­li­chem Zwang die Auf­la­ge durch­set­zen.

Das Ge­setz­mäs­sig­keits­prin­zip gilt eben­falls für Ne­ben­be­stim­mun­gen. Diese brau­chen je­doch nicht aus­drück­lich in einem Rechts­satz vor­ge­se­hen zu sein; wo eine sol­che aus­drück­li­che ge­setz­li­che Grund­la­ge fehlt, kann die Zu­läs­sig­keit der Ne­ben­be­stim­mung aus dem mit dem Ge­setz ver­folg­ten Zweck, aus einem mit der Haupt­an­ord­nung zu­sam­men­hän­gen­den öf­fent­li­chen In­ter­es­sen her­vor­ge­hen. Un­zu­läs­sig sind hin­ge­gen alle Ne­ben­be­stim­mun­gen, die sach­fremd sind. Den Be­wil­li­gungs­be­hör­den steht ein wei­ter Ent­schei­dungs­spiel­raum zu.

Ge­mäss § 31 Abs. 1 lit. e BO hat die Are­al­be­bau­ung ge­gen­über der Ein­zel­bau­wei­se fol­gen­den er­höh­ten An­for­de­run­gen zu ge­nü­gen: sorg­fäl­ti­ger Um­gang mit dem be­stehen­den Baum­be­stand bzw. an­ge­mes­se­ne Er­satz­pflan­zun­gen. Damit be­steht im vor­lie­gen­den Fall eine ge­nü­gen­de ge­setz­li­che Grund­la­ge, um be­züg­lich des Baum­be­stands bzw. an­ge­mes­se­ner Er­satz­pflan­zun­gen der Bau­herr­schaft Auf­la­gen zu ma­chen. Die Rüge ist somit un­be­grün­det und in die­sem Um­fang ab­zu­wei­sen.

Ent­scheid vom 20. März 2012

Zu den ob­jek­ti­ven Pro­zess­vor­aus­set­zun­gen ge­hört in ers­ter Linie die gül­ti­ge Be­schwer­de­schrift. Ge­mäss § 44 Abs.1 VRG muss die Be­schwer­de­schrift einen An­trag und eine Be­grün­dung ent­hal­ten. Fehlt der Rechts­mit­tel­er­klä­rung jede Be­grün­dung, so ist dar­auf nicht ein­zu­tre­ten. Die Be­grün­dung muss so­dann in der Be­schwer­de­schrift sel­ber ent­hal­ten sein. Die blos­se Ver­wei­sung in der Rechts­schrift auf die Akten, an­de­re Schrift­stü­cke oder Bei­la­gen ist un­be­acht­lich. Indem der an­walt­lich ver­tre­te­ne Be­schwer­de­füh­rer in sei­ner Be­schwer­de­schrift be­züg­lich der wei­te­ren Rügen le­dig­lich auf die Ein­spra­che­schrift sowie die Ein­spra­che­re­plik ver­weist, muss er sich be­wusst sein, dass seine Be­schwer­de­schrift in die­sem Um­fang man­gel­haft ist. Einem Rechts­kun­di­gen oder einem rechts­kun­dig ver­tre­te­nen Be­schwer­de­füh­rer ist selbst bei gänz­lich feh­len­der Be­grün­dung keine Nach­frist an­zu­set­zen.

Ge­mäss § 20 Abs. 1 BO hört der Ge­mein­de­rat die Ge­such­stel­ler an und be­auf­tragt da­nach eine von der Bau­herr­schaft un­ab­hän­gi­ge Fach­per­son zu prü­fen, ob die Are­al­be­bau­ung ge­samt­haft eine bes­se­re pla­ne­ri­sche Lö­sung dar­stellt, als wenn das Land ohne Are­al­be­bau­ungs­plan bau­lich aus­ge­nützt würde. Zudem muss das Gut­ach­ten der un­ab­hän­gi­gen Fach­per­son Be­stand­teil der Bau­ge­suchs­un­ter­la­gen sein (§ 20 Abs. 3 BO). Darum muss das Gut­ach­ten zwang­läu­fig vor der Amts­blatt­pu­bli­ka­ti­on und der öf­fent­li­chen Auf­la­ge des Bau­ge­suchs er­stellt sein.

Für eine sach­ver­stän­di­ge Per­son gel­ten die Aus­stands­grün­de nach Art. 47 ZPO (Art. 183 Abs. 2 ZPO). Diese An­for­de­run­gen fin­den auch An­wen­dung auf von der Ver­wal­tung bei­gezo­ge­ne Ex­per­ten oder Sach­ver­stän­di­ge. Auch wenn sie nicht sel­ber öf­fent­li­che An­ge­stell­te sind und meist über keine Ent­scheid­kom­pe­tenz ver­fü­gen, wird der Ver­fah­rens­aus­gang durch ihre Gut­ach­ten oder Ex­per­ten­mei­nung vor­ge­spurt. Vor­lie­gend hat die Bau­herr­schaft ein neues, über­ar­bei­te­tes Are­al­be­bau­ungs­ge­such, als Re­ak­ti­on auf das ver­wal­tungs­ge­richt­li­che Ur­teil hin­sicht­lich des ers­ten Ge­suchs, zur Be­wil­li­gung ein­ge­reicht. Dem­nach hat der Gut­ach­ter ein neues Are­al­be­bau­ungs­ge­such be­ur­teilt, auch wenn er be­reits beim ers­ten Ge­such als Sach­ver­stän­di­ger kon­sul­tiert wor­den war. Ein Aus­stands­grund war nicht ge­ge­ben, weil der Gut­ach­ter un­be­fan­gen blieb und kei­nem be­reits ge­äus­ser­ten Be­fund ver­pflich­tet war.

Ent­scheid vom 27. März 2012

Ge­mäss Art. 89 Abs. 1 BGG ist zur Be­schwer­de in öffentlich-​rechtlichen An­ge­le­gen­hei­ten be­rech­tigt, wer a. vor der Vor­in­stanz am Ver­fah­ren teil­ge­nom­men hat oder keine Mög­lich­keit zur Teil­nah­me er­hal­ten hat; b. durch den an­ge­foch­te­nen Ent­scheid oder Er­lass be­son­ders be­rührt ist; und c. ein schutz­wür­di­ges In­ter­es­se an des­sen Auf­he­bung oder Än­de­rung hat. Die drei Vor­aus­set­zun­gen für die Be­schwer­de­le­gi­ti­ma­ti­on müs­sen ku­mu­la­tiv er­füllt sein. Diese Be­stim­mung stimmt weit­ge­hend mit der Ein­spra­che­be­rech­ti­gung ge­mäss § 45 Abs. 2 PBG über­ein. Le­gi­ti­miert ist die Adres­sa­tin des ur­sprüng­li­chen Ent­scheids, also die­je­ni­ge Per­son, deren Rechts­stel­lung durch den Ent­scheid be­rührt wird. Aber auch Drit­te, die nicht Ver­fü­gungs­adres­sa­ten sind, kön­nen le­gi­ti­miert sein. Nach der Recht­spre­chung muss die Ein­spre­chen­de oder die Be­schwer­de­füh­re­rin stär­ker als je­der­mann be­trof­fen sein und in einer be­son­de­ren, be­ach­tens­wer­ten Be­zie­hung zur Streit­sa­che ste­hen und sel­ber un­mit­tel­bar einen recht­li­chen und fak­ti­schen Nach­teil er­lei­den.

Der Be­griff der "Drit­ten" um­fasst unter an­de­ren die Nach­bar­schaft, die gegen die dritt­be­güns­ti­gen­de Ver­fü­gung vor­ge­hen will. Die Nach­bar­schaft ist grund­sätz­lich zur Ein­spra­che und Be­schwer­de be­fugt, wenn sie in einer für die vor­ge­brach­te Rüge re­le­van­ten ört­li­chen Be­zie­hung zum Bau­ob­jekt steht und der Aus­gang des Ver­fah­rens ihre In­ter­es­sen be­ein­träch­ti­gen könn­te. Die er­for­der­li­che Be­zie­hungs­nä­he ist in ers­ter Linie ge­ge­ben, wenn ein Bau­vor­ha­ben mit Si­cher­heit oder mit hoher Wahr­schein­lich­keit zu Im­mis­sio­nen führt und die Nach­bar­schaft durch diese be­trof­fen wird. Nach der bis­he­ri­gen Pra­xis er­ach­te­te das Bun­des­ge­richt eine Nach­bar­schaft bis zu einem Ab­stand von 100 m als zur Be­schwer­de be­rech­tigt. Das Bun­des­ge­richt legte aber immer Wert dar­auf, dass sich die Le­gi­ti­ma­ti­on nicht bloss aus der räum­li­chen Nähe, son­dern erst aus einer dar­aus re­sul­tie­ren­den be­son­de­ren Be­trof­fen­heit, ins­be­son­de­re durch Im­mis­sio­nen er­ge­be.

Im vor­lie­gen­den Fall be­fin­det sich die Lie­gen­schaft der Be­schwer­de­füh­re­rin in einer Ent­fer­nung von 39 m bis rund 95 m. Bei die­ser Di­stanz kann nicht davon aus­ge­gan­gen wer­den, dass die Be­schwer­de­füh­re­rin von der Hin­ter­grund­be­las­tung bzw. nicht stär­ker als jede be­lie­bi­ge Dritt­per­son be­trof­fen ist. Zu Un­recht ist des­we­gen der Ge­mein­de­rat nicht auf die ma­te­ri­el­len Rügen der Be­schwer­de­füh­re­rin ein­ge­gan­gen.

Ent­scheid vom 1. Mai 2012

Das Aus­sen­ge­rät der um­strit­te­nen Wär­me­pum­pe ist auf Dauer an einem fes­ten Ort bei der Aus­sen­wand des Ge­bäu­des der Bau­herr­schaft auf­ge­stellt wor­den. Die Wär­me­pum­pe ver­ur­sacht wahr­nehm­ba­re Lärm­im­mis­sio­nen, die auch in der Nach­bar­schaft hör­bar sind. Be­steht Grund zur An­nah­me einer Um­welt­be­ein­träch­ti­gung, muss diese im Rah­men eines Bau­be­wil­li­gungs­ver­fah­rens auf die Über­ein­stim­mung mit den ge­setz­li­chen Vor­schrif­ten über­prüft wer­den. Die Wär­me­pum­pe un­ter­steht dem­nach be­reits von Bun­des­rechts wegen der Bau­be­wil­li­gungs­pflicht (Art. 22 Abs. 1 RPG).

Der Ge­mein­de­rat hat somit zu Recht von der Bau­herr­schaft ein nach­träg­li­ches Bau­ge­such ver­langt und ein nach­träg­li­ches Bau­be­wil­li­gungs­ver­fah­ren durch­ge­führt.

Bei der um­strit­te­nen Wär­me­pum­pe han­delt es sich um eine orts­fes­te An­la­ge im Sinne von Art. 7 Abs. 2 USG und Art. 2 Abs. 1 LSV, bei deren Be­trieb Lärm ver­ur­sacht wird. Ge­mäss Art. 11 Abs. 1 und 2 USG sind Ein­wir­kun­gen auf die Um­welt durch Mass­nah­men an der Quel­le zu be­gren­zen, und zwar im Rah­men der Vor­sor­ge un­ab­hän­gig von der be­stehen­den Um­welt­be­las­tung so­weit, als dies tech­nisch und be­trieb­lich mög­lich und wirt­schaft­lich trag­bar ist. Aus dem Vor­sor­ge­prin­zip lässt sich je­doch nicht ab­lei­ten, dass von einer An­lage Be­trof­fe­ne über­haupt keine Be­las­tun­gen hin­zu­neh­men hät­ten. Das Vor­sor­ge­prin­zip hat hin­sicht­lich der Ein­wir­kun­gen nicht zwin­gend eli­mi­nie­ren­den Cha­rak­ter, aber es leis­tet einen Bei­trag zu deren Be­gren­zung. Fer­ner müs­sen sol­che Mass­nah­men ver­hält­nis­mäs­sig sein.

Nach Art. 25 Abs. 1 USG dür­fen orts­fes­te An­la­gen nur er­rich­tet wer­den, wenn die durch die An­lagen al­lein er­zeug­ten Lärm­im­mis­sio­nen die Pla­nungs­wer­te in der Um­ge­bung nicht über­schrei­ten. Beim Lärm­schutz bil­den die Pla­nungs­wer­te be­reits ein Ele­ment des vor­sorg­li­chen Im­mis­si­ons­schut­zes. Sind die Pla­nungs­wer­te ein­ge­hal­ten, recht­fer­ti­gen sich zu­sätz­li­che emis­si­ons­be­gren­zen­de Mass­nah­men nur, wenn mit re­la­tiv ge­rin­gem Auf­wand eine we­sent­li­che zu­sätz­li­che Re­duk­ti­on der Emis­sio­nen er­reicht wer­den kann. Vor­lie­gend wer­den sämt­li­che Pla­nungs­wer­te ein­ge­hal­ten.

Ent­scheid vom 15. Mai 2012

Ge­mäss § 32a Abs. 1 Satz 1 PBG sind die Ge­mein­den für die zeit­ge­rech­te Er­schlies­sung der Bau­zo­nen ver­ant­wort­lich. Falls sich die Ei­gen­tü­mer über die Ein­räu­mung der für die Er­schlies­sung er­for­der­li­chen Rech­te nicht ei­ni­gen kön­nen, kann die Mit­be­nut­zung durch Pri­va­te vor­ge­schrie­ben wer­den. Die Mit­be­nut­zung durch Pri­va­te be­deu­tet eine Ein­schrän­kung der Ei­gen­tums­ga­ran­tie nach Art. 26 BV. Die Ein­schrän­kung der Ei­gen­tums­ga­ran­tie muss den An­for­de­run­gen von Art. 36 BV ge­nü­gen. Nach Art. 36 Abs. 1 BV ist für die Ein­schrän­kung von Grund­rech­ten eine ge­setz­li­che Grund­la­ge er­for­der­lich. Die Dul­dungs­pflicht ist in § 32c Abs. 1 PBG vor­ge­schrie­ben, womit eine ge­setz­li­che Grund­la­ge vor­liegt. Das von Art. 36 Abs. 2 BV vor­ge­schrie­be­ne öf­fent­li­che In­ter­es­se liegt darin, dass die Ge­mein­we­sen von Ge­set­zes wegen die Bau­zo­nen zu er­schlies­sen haben (vgl. Art. 19 Abs. 2 RPG). Art. 36 Abs. 3 BV schreibt wei­ter vor, dass die Ein­schrän­kun­gen von Grund­rech­ten ver­hält­nis­mäs­sig sein müs­sen. Die staat­li­che Mass­nah­me muss dafür ge­eig­net sein, den ver­folg­ten Zweck her­bei­zu­füh­ren. Sie muss auch er­for­der­lich sein. Ge­mäss § 32c Abs. 1 PBG muss die Ein­schrän­kung zu­mut­bar sein und eine zweck­mäs­si­ge tech­ni­sche Lö­sung vor­lie­gen. Im vor­lie­gen­den Fall sind all diese Vor­aus­set­zun­gen er­füllt.

Der Ge­mein­de­rat ver­fügt eine Dul­dungs­ver­pflich­tung nach § 32c Abs. 1 PBG erst, wenn fest­steht, dass sich die Par­tei­en über die Ein­räu­mung der für die Er­schlies­sung er­for­der­li­chen Rech­te nicht ei­ni­gen kön­nen. Im vor­lie­gen­den Fall geht es um die Ein­räu­mung eines Fuss- und Fahr­weg­rechts zu Las­ten des Grund­stücks der Be­schwer­de­füh­ren­den. Das ein­zi­ge wor­über sich die Par­tei­en noch ei­ni­gen müs­sen, ist die Höhe der Ent­schä­di­gung. Es geht zu weit, wenn die Be­schwer­de­füh­ren­den für die Ei­ni­gungs­ver­hand­lung ver­lan­gen, dass diese zwi­schen den Ei­gen­tü­mern per­sön­lich statt­fin­den müsse. Das Glei­che gilt für die Be­din­gung, die Kon­takt­auf­nah­me für Ge­sprä­che müsse durch die Ei­gen­tü­mer per­sön­lich er­fol­gen. Diese For­de­run­gen sind auch un­ver­ständ­lich vor dem Hin­ter­grund, dass die Be­schwer­de­füh­ren­den ge­mäss ei­ge­nen An­ga­ben oft über län­ge­re Zeit aus­landab­we­send sind und fest­ge­leg­te Ter­mi­ne eher kurz­fris­tig ab­sa­gen. Es gibt kei­nen er­sicht­li­chen Grund, wes­halb sich die Par­tei­en in die­ser Sache nicht ver­tre­ten las­sen sol­len.

Ent­scheid vom 15. Mai 2012

Die Be­schwer­de­füh­re­rin wehrt sich gegen die Über­ar­bei­tung der Ver­ord­nung über die Be­nüt­zung des Hirs­gar­ten­are­als.

Die Hirs­gar­ten­ver­ord­nung ist ein all­ge­mein­ver­bind­li­ches Re­gle­ment im Sinne von § 36 Abs. 1 Ziff. 2 Ge­mein­de­ge­setz. Die Ge­neh­mi­gung durch die zu­stän­di­ge In­stanz hat kon­sti­tu­ti­ve Wir­kung. Das be­deu­tet, dass eine nicht ge­neh­mig­te all­ge­mein­ver­bind­li­che Ver­ord­nung keine Rechts­wir­kun­gen zu ent­fal­ten ver­mag. Da die Hirs­gar­ten­ver­ord­nung der Di­rek­ti­on des In­nern nicht zur Ge­neh­mi­gung vor­ge­legt wor­den ist, hat sie nie Rechts­wir­kung ent­fal­tet. Die Tat­sa­che, dass der Ge­mein­de­rat zu­min­dest fak­tisch ge­stützt auf diese Hirsch­gar­ten­ver­ord­nung Be­wil­li­gun­gen ver­fügt hat, än­dert nichts daran.

Die Be­schwer­de ist un­be­grün­det und des­halb ab­zu­wei­sen.

Ent­scheid vom 19. Juni 2012

Die Be­schwer­de­füh­ren­den weh­ren sich gegen die Fest­set­zung eines Be­bau­ungs­plans.

Die Be­schwer­de­füh­ren­den haben eine Pro­fi­lie­rung der Neu­bau­ten ver­langt. Die im Be­bau­ungs­plan genau be­stimm­ten Bau­be­rei­che mit den Ma­xi­mal­hö­hen sind aber nicht iden­tisch mit den Bau­kör­pern, die einst er­stellt wer­den sol­len. Die de­fi­ni­ti­ve Aus­ge­stal­tung der Neu­bau­ten ist im Be­schwer­de­ver­fah­ren noch nicht be­stimmt. Die Neu­bau­ten be­fin­den sich erst im Planungs­stadium. Des­we­gen könn­te höchs­tens eine "Un­ge­fähr­pro­fi­lie­rung" vor­ge­nom­men wer­den, wel­che nicht aus­sa­ge­kräf­tig wäre.

Ge­mäss § 53 Abs. 1 BO han­delt es sich beim be­trof­fe­nen Grund­stück um eine Bau­zo­ne. § 17 Abs. 1 PBG schreibt vor, dass der ge­meind­li­che Ge­setz­ge­ber jeder Bau­zo­ne eine be­stimm­te Grund­bau­ord­nung zwin­gend von Ge­set­zes wegen zu­wei­sen muss. Dies kann ge­sche­hen, indem in der ent­spre­chen­den Norm selbst die Grund­mas­se fest­ge­legt wer­den oder durch Ver­wei­sung auf die Grund­mas­se einer be­stimm­ten Zone, wie dies in § 53 Abs. 2 BO ge­macht wurde. Es gel­ten nicht nur die Grund­mas­se W2b, son­dern es be­steht für die Bau­zo­ne XY. für Neu­bau­ten auch eine Be­bau­ungs­plan­pflicht (§ 53 Abs. 2 Satz 5 BO). Wird in einem Ge­biet mit Be­bau­ungs­plan­pflicht ein Be­bau­ungs­plan ab­ge­lehnt, so muss die Ge­mein­de auf ihre Kos­ten einen neuen Be­bau­ungs­plan aus­ar­bei­ten, so­fern sie einen sol­chen ver­langt, und spä­tes­tens in­ner­halb von drei Jah­ren erst­in­stanz­lich be­schlies­sen. Kommt die­ser Be­schluss nicht zu Stan­de, ent­fällt die Be­bau­ungs­plan­pflicht und Bau­ge­su­che sind nach gel­ten­den Vor­schrif­ten zu be­ur­tei­len (§ 32 Abs. 4 PBG).

Nach § 53 Abs. 2 Satz 3 BO haben sich Er­wei­te­rungs- und Neu­bau­ten be­son­ders gut in das Landschafts-​ und Orts­bild ein­zu­fü­gen. Im Be­bau­ungs­plan­ver­fah­ren wird noch nicht über die de­fi­ni­ti­ve Aus­ge­stal­tung der zu er­stel­len­den Bau­ten ent­schie­den. Die be­son­ders gute Ein­ord­nung kann somit erst im Bau­be­wil­li­gungs­ver­fah­ren ab­schlies­send ge­prüft wer­den. Im vor­lie­gen­den Be­schwer­de­ver­fah­ren ist die be­son­ders gute Ein­ord­nung so­weit zu prü­fen, als der Be­bau­ungs­plan Re­ge­lun­gen dazu ent­hält.

Die Ein­trä­ge der Ge­bäu­de­grup­pe Z. im ISOS wur­den im kan­to­na­len Recht und auf kom­mu­na­ler Stufe um­ge­setzt. Auf kan­to­na­ler Stufe wur­den die Häu­ser XY. ge­mäss § 4 DMSG auf­ge­nom­men. Dies be­deu­tet, dass Bau­ge­su­che, die diese ge­schütz­ten Ob­jek­te be­tref­fen, immer dem Amt für Denk­mal­pfle­ge und Ar­chäo­lo­gie zur Stel­lung­nah­me zu un­ter­brei­ten sind (§ 15 Abs. 2 DMSG), und dass diese Bau­ten nur mit der Zu­stim­mung der Di­rek­ti­on des In­nern ver­än­dert wer­den dür­fen (§ 30 Abs. 1 DMSG). Bau­li­che Ver­än­de­run­gen in der nä­he­ren Um­ge­bung eines ge­schütz­ten Denk­mals dür­fen des­sen Wert nicht we­sent­lich be­ein­träch­ti­gen (§ 29 Abs. 1 DMSG).

Ge­mäss bun­des­ge­richt­li­cher Recht­spre­chung wird bei der Er­fül­lung von kan­to­na­len Auf­ga­ben der Schutz  von Orts­bil­dern vom kan­to­na­len Recht ge­währ­leis­tet. Dies er­gibt sich ver­fas­sungs­recht­lich aus Art. 78 BV, wo­nach die Kan­to­ne für den Natur-​ und Hei­mat­schutz zu­stän­dig sind. Die kan­to­na­le Fach­stel­le in denk­mal­pfle­ge­ri­schen Fra­gen ist das Amt für Denk­mal­pfle­ge und Ar­chäo­lo­gie (Art. 25 Abs. 2 NHG i.V.m. § 14 Abs. 1 DMSG), das der Di­rek­ti­on des In­nern zu­ge­hört. Der kan­to­na­le Denk­mal­pfle­ger wurde zu Recht von Be­ginn weg bei der Er­ar­bei­tung des Be­bau­ungs­plans Sa­le­sia­num mit­ein­be­zo­gen.

An­ders als in den Fäl­len, wo eine Bun­des­auf­ga­be in Frage steht, er­ge­ben sich im kan­to­na­len Pla­nungs­ver­fah­ren keine förm­li­chen An­for­de­run­gen, wie den An­lie­gen der Bun­des­in­ven­ta­re Rech­nung zu tra­gen wären. Ins­be­son­de­re be­steht keine Pflicht zur Ein­ho­lung eines Gut­ach­tens bei einer Kom­mis­si­on ge­mäss Art. 7 Abs. 1 i.V.m. 25 Abs. 2 NHG. Die Be­ach­tung des ISOS kann in einer nicht förm­li­chen Weise er­fol­gen, was das Bun­des­ge­richt im Fall Rüti be­stä­tigt hat. Damit sind auch die Eid­ge­nös­si­sche Kom­mis­si­on für Denk­mal­pfle­ge (EKD) oder die Eid­ge­nös­si­sche Natur-​ und Hei­mat­schutz­kom­mis­si­on (ENHK) nur bei­zu­zie­hen, wenn eine Bun­des­auf­ga­be in Frage steht. Die ver­fah­rens­lei­ten­de Bau­di­rek­ti­on hat es des­halb zu Recht ab­ge­lehnt, ein zu­sätz­li­ches Gut­ach­ten bei der EKD oder ENHK ein­zu­ho­len.

Ent­scheid vom 26. Juni 2012

Der Be­schwer­de­füh­rer wehrt sich gegen die Be­nüt­zung einer Ent­wäs­se­rungs­lei­tung als Me­te­or­was­ser­lei­tung.

Ge­mäss § 33 Abs. 1 GG steht die Auf­sicht des Kan­tons über die Ge­mein­den dem Re­gie­rungs­rat zu. Im Be­reich des Ge­mein­de­rechts be­deu­tet dies, dass der An­zei­ger die Auf­sichts­be­hör­de, also den Re­gie­rungs­rat, über Tat­sa­chen, die einen Miss­stand in der Ge­mein­de­ver­wal­tung oder eine Ver­nach­läs­si­gung öf­fent­li­cher Auf­ga­ben be­tref­fen, in Kennt­nis set­zen kann, auf­grund des­sen die Auf­sichts­be­hör­de - hätte sie den Miss­stand selbst fest­ge­stellt - von Amtes wegen ein­ge­schrit­ten wäre.

Mit § 52 GewG sind die Ge­mein­den ver­pflich­tet, einen ge­ne­rel­len Ent­wäs­se­rungs­plan (GEP) zu er­stel­len und ihn dem je­wei­li­gen Stand der Sied­lungs­ent­wäs­se­rung an­zu­pas­sen. Der GEP be­darf der kan­to­na­len Ge­neh­mi­gung (§ 52 Abs. 2 GewG). Aus­ser­dem sor­gen die Ge­mein­den für den Bau, den Be­trieb und den Un­ter­halt des im GEP ent­hal­te­nen Ab­was­ser­net­zes. Sie stre­ben den Er­werb des Ei­gen­tums des in ihrem GEP ent­hal­te­nen und öf­fent­li­chen Zwe­cken die­nen­den Ab­was­ser­net­zes an (§ 55 GewG). Vor­lie­gend wurde der GEP durch den Ge­mein­de­rat be­schlos­sen und an­schlies­send von der Bau­di­rek­ti­on des Kan­tons Zug ge­neh­migt. Mit der Über­nah­me der frü­he­ren Me­lio­ra­ti­ons­lei­tung ist ins­be­son­de­re in der Ge­mein­de­ver­samm­lungs­vor­la­ge vom 3. Sep­tem­ber 1974 dar­ge­tan, dass mit der vor­an­schrei­ten­den Über­bau­ung des Bau­lan­des wei­te­re Ka­na­li­sa­ti­ons­haupt­lei­tun­gen im Me­lio­ra­ti­ons­ge­biet er­stellt und dass die Me­lio­ra­ti­ons­lei­tun­gen als Ent­las­tungs­lei­tun­gen be­nutzt und von der Ge­mein­de zu Ei­gen­tum und Un­ter­halt über­nom­men wür­den.

Dem­nach ist im vor­lie­gen­den Fall die Auf­sichts­be­schwer­de un­be­grün­det, wes­we­gen ihr keine Folge ge­ge­ben wird.

Ent­scheid vom 3. Juli 2012

Ge­mäss § 21 Abs. 1 lit. b des kom­mu­na­len Stras­sen­re­gle­ments müs­sen Pflan­zun­gen, Ein­frie­dun­gen und Mau­ern an den Ge­mein­de­stras­sen einen Min­dest­ab­stand in­ner­halb des Sied­lungs­ge­bie­tes von 0.50 m vom Strassen-​ oder 0.30 m vom Trot­toir­rand ein­hal­ten.

Es ist un­be­strit­ten, dass die Be­schwer­de­füh­ren­den die neue, als Ein­frie­dung die­nen­de und rund 0.50 m hohe Stein­korb­mau­er di­rekt am Stras­sen­rand er­stel­len lies­sen. Es er­gibt sich, dass die Ein­frie­dung ge­stützt auf § 21 Abs. 1 lit. b Stras­sen­re­gle­ment einen Min­dest­ab­stand vom Stras­sen­rand von 0.50 m ein­hal­ten müss­te, da dort kein Trot­toir vor­han­den ist. Ge­stützt auf diese Vor­schrift hat der Ge­mein­de­rat zu Recht die Wi­der­recht­lich­keit der Stein­korb­mau­er fest­ge­stellt.

Falls Bau­ten und An­la­gen der Zone ent­spre­chen, nicht aber den Bau­vor­schrif­ten, dür­fen sie un­ter­hal­ten, er­neu­ert und auch um­ge­baut und er­wei­tert wer­den (§ 72 Abs. 2 PBG). Die Be­stan­des­ga­ran­tie ist aber nicht an­wend­bar auf Wie­der­auf­bau­ten, Neu­bau­ten und neu­bau­ähn­li­che Um­ge­stal­tun­gen von be­stehen­den Bau­ten und An­la­gen. Sol­che Bau­ten und An­la­gen müs­sen aus Grün­den der Rechts­gleich­heit die Vor­schrif­ten für Neu­bau­ten ein­hal­ten. Dar­aus er­hellt, dass sich die Be­schwer­de­füh­ren­den nach dem Ab­bruch ihrer ur­sprüng­li­chen Ein­frie­dung bei deren Wie­der­auf­bau nicht mehr auf die Be­stan­des­ga­ran­tie stüt­zen dür­fen. Der Ge­mein­de­rat hat des­halb zu Recht ver­fügt, dass die nach­träg­li­che Er­tei­lung der Bau­be­wil­li­gung für diese Ein­frie­dung ver­wei­gert wird, dass der wi­der­recht­li­che Zu­stand zu be­sei­ti­gen ist und die Mauer in einem Ab­stand von min­des­tens 0.50 m wie­der auf­ge­stellt wer­den darf. Der Ge­mein­de­rat kann Bau­ar­bei­ten ein­stel­len, nach­träg­li­che Be­wil­li­gungs­ver­fah­ren oder die Be­sei­ti­gung und An­pas­sung von Bau­ten und An­lagen an­ord­nen, na­ment­lich wenn keine rechts­kräf­ti­ge Bau­be­wil­li­gung vor­liegt (§ 69 Abs. 1 lit. a PBG), wofür eine ge­nü­gen­de ge­setz­li­che Grund­la­ge be­steht. Liegt eine Bau­rechts­wid­rig­keit vor, be­steht auch ein öf­fent­li­ches In­ter­es­se an deren Be­sei­ti­gung. Die Kos­ten für die Her­stel­lung des ge­setz­li­chen Zu­stan­des ste­hen in einem ver­nünf­ti­gen Ver­hält­nis zum Nut­zen für die All­ge­mein­heit, weil das ge­sam­te Ma­te­ri­al (Stein­kör­be und Grob­kies) wie­der­ver­wen­det wer­den kann.

Ent­scheid vom 10. Juli 2012

Der An­spruch auf recht­li­ches Gehör ist for­mel­ler Natur.

Seine Ver­let­zung führt un­ge­ach­tet der Er­folgs­aus­sich­ten der Be­schwer­de in der Sache selbst zur Auf­he­bung des an­ge­foch­te­nen Ent­scheids. Das recht­li­che Gehör dient ei­ner­seits der Sach­auf­klä­rung, an­de­rer­seits stellt es ein per­sön­lich­keits­be­zo­ge­nes Mit­wir­kungs­recht beim Er­lass eines Ent­schei­des dar, wel­cher in die Rechts­stel­lung des Ein­zel­nen ein­greift. Ein un­be­ding­ter An­spruch auf vor­he­ri­ge An­hö­rung steht den Be­trof­fe­nen ins­be­son­de­re dann zu, wenn die Ver­wal­tung einen be­son­ders schwe­ren Ein­griff in die höchst­per­sön­li­che Rechts­sphä­re der Be­trof­fe­nen tä­ti­gen will. Dazu ge­hört ins­be­son­de­re das Recht der Be­trof­fe­nen, sich vor Er­lass eines Ent­schei­des zur Sache selbst zu äus­sern, er­heb­li­che Be­wei­se bei­zu­brin­gen, Ein­sicht in die Akten zu neh­men, mit Be­weis­an­trä­gen ge­hört zu wer­den und an der Er­he­bung we­sent­li­cher Ent­schei­dungs­grund­la­gen ent­we­der mit­zu­wir­ken oder sich zu­min­dest dazu äus­sern zu kön­nen. Diese Mit­wir­kung der in ihrem Ei­gen­tums­recht Be­trof­fe­nen kann ge­eig­net sein, den Ent­scheid der Be­hör­de zu be­ein­flus­sen. Die Be­hör­de hat aus­ser­dem alle Vor­brin­gen zu prü­fen. Diese Prü­fung soll auch in die Be­grün­dung des Ent­scheids ein­flies­sen. Die Wi­der­le­gung eines Stand­punk­tes kann ins­be­son­de­re durch die Dar­le­gung der ei­ge­nen, ab­wei­chen­den Auf­fas­sung ge­sche­hen. Still­schwei­gend über­gehen darf die zur Ent­schei­dung eines Ver­wal­tungs­strei­tes zu­stän­di­ge Be­hör­de nur jene Ar­gu­men­te, die er­kenn­bar un­be­hel­flich sind. Die Er­wä­gun­gen der Be­hör­de müs­sen die Be­grün­dung eines Rechts­mit­tels er­mög­li­chen. Diese Vor­aus­set­zun­gen sind be­reits dann er­füllt, wenn aus den Er­wä­gun­gen oder der Zu­sam­men­fas­sung jene Ar­gu­men­te her­vor­ge­hen, auf die sich die Be­hör­de bei ihrem Ent­scheid ge­stützt hat.

Vor­lie­gend ver­wei­ger­te die Vor­in­stanz die nach­träg­li­che Bau­be­wil­li­gung für einen Bal­kon ohne ein­ge­hen­de Be­grün­dung. Die Vor­in­stanz be­ruft sich in drei­ein­halb Zei­len ihrer Ver­fü­gung le­dig­lich auf die Stel­lung­nah­men der kan­to­na­len Denk­mal­pfle­ge und die Pra­xis des Re­gie­rungs­ra­tes und des Ver­wal­tungs­ge­richts, ohne je­doch auf den kon­kre­ten Fall ein­zu­ge­hen. Es liegt eine Ver­let­zung der Be­grün­dungs­pflicht vor. Da sich vor­lie­gend keine  Hei­lung der Grund­rechts­ver­let­zung durch die nach­träg­li­che Ge­wäh­rung des recht­li­chen Ge­hörs im Rechts­mit­tel­ver­fah­ren recht­fer­ti­gen lässt, ist die Be­schwer­de be­grün­det und gut­zu­heis­sen.

Ent­scheid vom 14. Au­gust 2012

Bau­ten und An­la­gen dür­fen nur mit be­hörd­li­cher Be­wil­li­gung er­rich­tet oder ge­än­dert wer­den (Art. 22 Abs. 1 RPG; vgl. auch § 44 PBG sowie § 4a V PBG). Dar­un­ter fal­len min­des­tens jene künst­lich ge­schaf­fe­nen und auf Dauer an­ge­leg­ten Ein­rich­tun­gen, die in fes­ter Ver­bin­dung zum Erd­bo­den ste­hen und ge­eig­net sind, die Vor­stel­lung über die Nut­zungs­ord­nung zu be­ein­flus­sen, sei es, dass sie den Raum äus­ser­lich er­heb­lich ver­än­dern, die Er­schlies­sung be­las­ten oder die Um­welt be­ein­träch­ti­gen. Dazu ge­hö­ren ge­mäss Bun­des­ge­richt auch Fahr­nis­bau­ten, wel­che über einen nicht un­er­heb­li­chen Zeit­raum orts­fest ver­wen­det wer­den. Die Be­ur­tei­lung über die feste Be­zie­hung zum Boden wird nicht auf den ei­gent­li­chen Ein­bau be­schränkt, wes­we­gen auch nicht fest ver­an­ker­te, leicht de­mon­tier­ba­re Ein­rich­tun­gen als be­wil­li­gungs­pflich­tig gel­ten kön­nen, wenn sie nach ihrer Zweck­be­stim­mung am sel­ben Ort ste­hen sol­len. Dem­nach ist auch die Bau­be­wil­li­gungs­pflicht für Ein­rich­tun­gen zu be­ja­hen, die auf dem Grund­stück jähr­lich für meh­re­re Wo­chen oder Mo­na­te in­stal­liert wor­den sind.

Die im vor­lie­gen­den Fall be­trof­fe­nen Wind­schutz­schei­ben der Be­schwer­de­füh­ren­den sind auf­grund ihrer ein­ge­bau­ten Füh­rungs­schie­nen fest mit dem Boden ver­bun­den und somit be­wil­li­gungs­pflich­tig, auch wenn sie leicht de­mon­tier­bar sind, da die Wind­schutz­ele­men­te nach ihrer Zweck­be­stim­mung am sel­ben Ort ste­hen sol­len.

Wenn eine Are­al­be­bau­ung be­reits er­stellt ist, so sind spä­te­re Än­de­run­gen nur mit Rück­sicht auf das Ganze be­wil­li­gungs­fä­hig (§ 29 Abs. 4 Bst. a PBG). Ge­mäss § 29 Abs. 4 Bst. b PBG be­darf es für Än­de­run­gen an be­reits ganz oder teil­wei­se er­stell­ten Are­al­be­bau­un­gen der Zu­stim­mung min­des­tens einer Drei­vier­tel­mehr­heit der be­trof­fe­nen Ei­gen­tü­me­rin­nen und Ei­gen­tü­mer der an­rechenbaren Ge­schoss­flä­che der Are­al­be­bau­ung, die von den Än­de­run­gen we­sent­lich stär­ker be­trof­fen sind. Durch die Ver­gla­sung des bis­her of­fe­nen Sitz­plat­zes wird das Ge­samt­bild der Are­al­be­bau­ung nach aus­sen hin deut­lich ver­än­dert, wes­we­gen die ge­sam­te Are­al­be­bau­ung von den Än­de­run­gen beim Sitz­platz der Be­schwer­de­füh­ren­den be­trof­fen ist. Vor­lie­gend wird die not­wen­di­ge Drei­vier­tel­mehr­heit bei Wei­tem nicht er­reicht, wes­we­gen die Be­schwer­de ab­zu­wei­sen ist.

Ent­scheid vom 14. Au­gust 2012

Der Ein­wand der Be­schwer­de­füh­ren­den, dass bei einer Neu­über­bau­ung eines Grund­stücks oder dann, wenn zu einem be­stehen­den Wohn­haus ein neues oder meh­re­re neue Häu­ser dazu ge­baut wer­den, eine Par­zel­lie­rung vor­ge­nom­men wer­den müsse, ist un­be­grün­det. Bei der Par­zel­lie­rungs­fra­ge spielt es auch keine Rolle, ob der Bau­herr des neuen Ge­bäu­des iden­tisch mit dem Eigen­tümer des Lan­des und/ oder des be­stehen­den Ge­bäu­des ist. Im öf­fent­li­chen Bau­recht ist nur vor­ge­schrie­ben, dass die Bau­ge­suchs­plä­ne nicht nur vom Bau­herrn, son­dern auch vom Grund­ei­gen­tü­mer un­ter­zeich­net wer­den müs­sen (§ 27 Abs. 2 V PBG).

Die Be­stim­mung von § 12 BO ist als all­ge­mei­ne äs­the­ti­sche Ge­ne­ral­klau­sel for­mu­liert, die po­si­tiv eine ar­chi­tek­to­ni­sche Ge­stal­tung ver­langt, die sich gut in die Um­ge­bung ein­ord­net. Schreibt eine Be­stim­mung eine gute Ge­samt­wir­kung vor, so darf bei der Be­ur­tei­lung eines Vor­ha­bens ein stren­ge­rer Mass­stab an­ge­legt wer­den als bei einem blos­sen Ver­un­stal­tungs­ver­bot. Die An­for­de­run­gen an ein Bau­vor­ha­ben sind sorg­fäl­tig zu be­grün­den und es darf nicht ein­fach auf ein sub­jek­ti­ves ar­chi­tek­to­ni­sches Emp­fin­den ab­ge­stellt wer­den. Ge­nügt ein Bau­vor­ha­ben den äs­the­ti­schen An­for­de­run­gen nicht, so muss im Ein­zel­nen dar­ge­legt wer­den, wes­halb mit einer be­stimm­ten bau­li­chen Ge­stal­tung weder für die Baute sel­ber noch für die Um­ge­bung eine gute Ge­samt­wir­kung er­zielt wird.

Er­schlies­sungs­stras­sen die­nen de­fi­ni­ti­ons­ge­mäss der Fei­n­erschlies­sung der ein­zel­nen Quar­tie­re, sie haben eine Er­schlies­sungs­funk­ti­on für ge­sam­te Quar­tie­re sowie für Ein­zel­ob­jek­te mit gros­sem Ver­kehrs­auf­kom­men (Art. 5 Stras­sen­re­gle­ment). Ge­mäss Art. 22 Abs. 1 Stras­sen­re­gle­ment be­dür­fen neue Zu­fahr­ten und Ein­mün­dun­gen einer Be­wil­li­gung des Ge­mein­de­rats. Die Be­wil­li­gung wird er­teilt, wenn die Ver­kehrs­si­cher­heit ge­währ­leis­tet ist und die ge­plan­te Ein- und Aus­fahrt den Re­geln der Tech­nik ent­spricht. Ge­mäss den ent­spre­chen­den Be­stim­mun­gen der Ver­ei­ni­gung Schwei­ze­ri­scher Stras­sen­fach­leu­te muss die Sicht­wei­te bei der be­trof­fe­nen Ein­fahrt min­des­tens 30 m be­tra­gen, was vor­lie­gend nicht zu­trifft.

Ent­scheid vom 14. Au­gust 2012

Die Be­schwer­de­füh­ren­den weh­ren sich gegen län­ge­re Öff­nungs­zei­ten in einem Gar­ten­re­stau­rant.

In § 29 VRG sind die Vor­aus­set­zun­gen für den Wi­der­ruf einer Ver­fü­gung ge­re­gelt, der zur Neu­be­ur­tei­lung einer Sache füh­ren kann. Ein Wi­der­ruf kommt bei feh­ler­haf­ten Ver­fü­gun­gen in Be­tracht, wobei die Feh­ler­haf­tig­keit ur­sprüng­li­cher oder nach­träg­li­cher Natur sein kann. Die ur­sprüng­lich feh­ler­haf­te Ver­fü­gung ist von An­fang an mit einem Rechts­feh­ler be­haf­tet; nach­träg­li­che Feh­ler­haf­tig­keit liegt hin­ge­gen vor, wenn seit der Ver­fü­gung eine Än­de­rung der Rechts­grund­la­gen oder eine er­heb­li­che Ver­än­de­rung der tat­säch­li­chen Ver­hält­nis­se ein­ge­tre­ten ist.

Bei der nach­träg­li­chen Feh­ler­haf­tig­keit muss als Wie­der­erwä­gungs­grund eine we­sent­li­che Än­de­rung der Sach- oder Rechts­la­ge vor­ge­bracht wer­den. Bei der ma­te­ri­el­len Prü­fung ist eine In­ter­es­sen­ab­wä­gung vor­zu­neh­men und die Frage zu be­ant­wor­ten, ob die Auf­he­bung der Ver­fü­gung ge­recht­fer­tigt ist. Be­steht die Än­de­rung der tat­säch­li­chen oder recht­li­chen Ver­hält­nis­se le­dig­lich in einer neuen Ver­wal­tungs­pra­xis oder Recht­spre­chung, so darf die Ver­fü­gung über ein Dau­er­rechts­ver­hält­nis nur aus­nahms­wei­se an­ge­passt wer­den. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn die neue Pra­xis in einem sol­chen Masse all­ge­mei­ne Ver­brei­tung ge­fun­den hat, dass deren Nicht­be­fol­gung als Ver­stoss gegen das Gleich­heits­ge­bot er­schie­ne. Die Pra­xis an­er­kennt die Wie­der­erwä­gung eines Ent­scheids auch dann, wenn ein Dau­er­sach­ver­halt in Frage steht.

Die Pra­xis schreibt bei Lärmi mmis­sio­nen, die über­wie­gend durch mensch­li­ches Ver­hal­ten ver­ur­sacht wer­den (Ge­sprä­che, La­chen, etc.), vor, dass die Be­hör­de den Ein­zel­fall prü­fen muss, und zu be­ur­tei­len hat, ob auf­grund der zu er­war­ten­den Lärm­im­mis­sio­nen eine un­zu­mut­ba­re Stö­rung vor­liegt. Im Rah­men die­ser Ein­zel­fall­be­ur­tei­lung sind der Cha­rak­ter des Lärms, der Zeit­punkt und die Häu­fig­keit sei­nes Auf­tre­tens sowie die Lärm­emp­find­lich­keit/Lärm­vor­be­las­tung zu be­rück­sich­ti­gen.

Ent­scheid vom 28. Au­gust 2012

Die Be­schwer­de­schrift muss einen An­trag und eine Be­grün­dung ent­hal­ten (§ 44 Abs. 1 VRG). Ge­nügt die Be­schwer­de­schrift die­sen An­for­de­run­gen nicht, so wird dem Be­schwer­de­füh­rer eine kurze Frist zur Be­he­bung des Man­gels an­ge­setzt unter der An­dro­hung, dass sonst auf die Be­schwer­de nicht ein­ge­tre­ten werde (§ 44 Abs. 3 VRG).

In der Be­grün­dung hat die re­kur­rie­ren­de Par­tei dar­zu­tun, in­wie­fern die an­ge­foch­te­ne An­ord­nung an einem Man­gel lei­det und somit dem ge­stell­ten An­trag ent­spre­chend auf­zu­he­ben oder abzu­ändern ist. Hier­bei ge­nügt die blos­se Be­haup­tung nicht, die an­ge­foch­te­ne An­ord­nung sei falsch; die Be­grün­dung hat sich mit dem an­ge­foch­te­nen Ent­scheid aus­ein­an­der­zu­set­zen. Sie er­weist sich als for­mell ge­nü­gend, wenn er­kenn­bar ist, was den Re­kur­ren­ten zur Stel­lung sei­nes An­trags be­wo­gen hat; es muss we­nigs­tens im An­satz er­sicht­lich sein, in wel­chen Punk­ten und wes­halb die be­an­stan­de­te Ver­fü­gung an­ge­foch­ten wird. Der Ver­weis auf das vor an­de­ren In­stan­zen Vor­ge­brach­te ge­nügt ge­mäss Pra­xis als Be­grün­dung nicht.

Ge­mäss Pra­xis ist es nicht zu­läs­sig, dass sich die Be­schwer­de­füh­ren­den mit­tels einer be­wusst man­gel­haf­ten Be­schwer­de­schrift eine Er­stre­ckung die­ser Frist ver­schaf­fen, na­ment­lich um ma­te­ri­el­le Be­schwer­de­grün­de nach­zu­lie­fern. Die Be­schwer­de­füh­ren­den haben be­wusst eine man­gel­haf­te Be­schwer­de­schrift ein­ge­reicht, wes­halb ihnen ge­mäss Pra­xis keine Nach­frist hätte an­ge­setzt wer­den müs­sen.

Eine Post­sen­dung, die den Adres­sa­ten nicht zu­ge­stellt wer­den kann, gilt am 7. Tag der Ab­hol­frist als zu­ge­stellt. Dies gilt auch dann, wenn der Adres­sat einen Auf­trag er­teilt, die  Post zu la­gern und die Post­sen­dung erst spä­ter ab­holt, an­sons­ten ein Be­schwer­de­ver­fah­ren um meh­re­re Wo­chen ver­zö­gert wer­den könn­te.

Das Ver­wal­tungs­rechts­pfle­ge­ge­setz kennt neben den ge­setz­li­chen Fei­er­ta­gen (§ 10 Abs. 4 VRG) keine Fe­ri­en. Die Be­schwer­de­füh­ren­den kön­nen sich somit nicht dar­auf be­ru­fen, dass sie wäh­rend der lau­fen­den Rechts­mit­tel­frist in den Fe­ri­en wei­len. Ge­mäss § 11 Abs. 1 VRG kön­nen ge­setz­li­che Fris­ten, wie die hier in Frage ste­hen­de Be­schwer­de­frist von 20 Tagen, oh­ne­hin nicht er­streckt wer­den.

Ent­scheid vom 4. Sep­tem­ber 2012

Geht der Stras­sen­ab­stand einem Grenz­ab­stand vor? - Der Ent­scheid dar­über, ob ein Au­gen­schein an­ge­ord­net wird, steht im pflicht­ge­mäs­sen Er­mes­sen der an­ord­nen­den Be­hör­de. Eine da­hin­ge­hen­de Pflicht be­steht nur, wenn die tat­säch­li­chen Ver­hält­nis­se auf an­de­re Weise über­haupt nicht ab­ge­klärt wer­den kön­nen. Gegen die in der Pra­xis häu­fig vor­kom­men­de blos­se Be­sich­ti­gung der Streit­sa­che ohne An­we­sen­heit eines Be­tei­lig­ten ist aus der Sicht des recht­li­chen Ge­hörs nichts ein­zu­wen­den; die­ses Vor­ge­hen ver­hilft dem Sach­be­ar­bei­ter ohne grös­se­re Um­trie­be zur not­wen­di­gen Kennt­nis des Streit­ge­gen­stands. Dient die Be­sich­ti­gung an Ort da­ge­gen der Klä­rung eines strit­ti­gen Sach­ver­halts, sind die Ver­fah­rens­be­tei­lig­ten zum Au­gen­schein zur Wah­rung des recht­li­chen Ge­hörs bei­zu­zie­hen.

Ge­mäss § 9 Abs. 1 V PBG ist der Grenz­ab­stand die kür­zes­te Ent­fer­nung zwi­schen der Fas­sa­de und der Grund­stücks­gren­ze. Wo zwi­schen einem gros­sen und einem klei­nen Grenz­ab­stand un­ter­schie­den wird, ist der gros­se Ab­stand recht­wink­lig von der Fas­sa­de mit der Haupt­wohn­rich­tung aus, der klei­ne von allen üb­ri­gen Fas­sa­den aus ein­zu­hal­ten (Abs. 2). Ge­mäss Recht­spre­chung ist bei der De­fi­ni­ti­on der Haupt­wohn­rich­tung die An­ord­nung von Schlaf­zim­mern und Gar­ten un­be­acht­lich. Ent­schei­dend sind ein­zig jene Räume, wel­che von den Be­woh­ne­rin­nen und Be­woh­nern am häu­figs­ten be­nutzt wer­den. Dies sind i.d.R. Wohn- und Ess­zim­mer sowie Auf­ent­halts­räu­me. Mass­ge­bend ist auch die Grös­se der Fens­ter­flä­chen.

Feh­len Bau-, Strassen-​ oder Trot­toir­li­ni­en, müs­sen Ge­bäu­de bei Gemeinde-​ und Pri­vat­stras­sen einen Stras­sen­ab­stand von 4.0 m vom Fahrbahn-​ bzw. Trot­toir­rand ein­hal­ten (Art. 23 Abs. 1 des Ge­meind­li­chen Stras­sen­re­gle­ments). Vor­lie­gend ist nun aber in glei­cher Rich­tung auch der gros­se Grenz­ab­stand mass­ge­bend. Die­ser be­zweckt, im Ver­gleich zum klei­nen Grenz­ab­stand, die Be­woh­ner eines Hau­ses in der Haupt­wohn­rich­tung zu­sätz­lich zu schüt­zen, mit­hin geht es um die Wohn­hy­gie­ne. Ein Stras­sen­ab­stand geht aber als lex spe­cia­lis dem klei­nen und dem gros­sen Grenz­ab­stand vor, so­weit die Wohn­hy­gie­ne sowie die Ver­kehrs­si­cher­heit nicht be­ein­träch­tigt wer­den oder die Bau­vor­schrif­ten nicht etwas an­de­res be­stim­men. Da vor­lie­gend keine sol­che an­de­re Re­ge­lung be­steht, geht der Stras­sen­ab­stand als lex spe­cia­lis den Grenz­ab­stän­den vor.

Ent­scheid vom 4. Sep­tem­ber 2012

Ge­mäss § 7 V GSW sind im Kan­ton Zug als Re­geln der Tech­nik im In­ter­es­se der Ver­kehrs­si­cher­heit die Nor­men der  Ver­ei­ni­gung Schwei­ze­ri­scher Stras­sen­fach­leu­te (VSS) für den Bau, Un­ter­halt und Si­gna­li­sa­ti­on sowie die Mar­kie­rung von Stras­sen und Wegen weg­lei­tend.

Für die vor­lie­gen­de Be­ur­tei­lung der Fahr­bahn­brei­te ver­wei­sen die VSS-​Normen auf die SN 640 045. Diese Norm sieht je nach Typ von Er­schlies­sungs­stras­sen ver­schie­de­ne Be­geg­nungs­fäl­le vor. Bei Zu­fahrts­stras­sen wird vom Be­geg­nungs­fall Personen-​wagen/Per­so­nen­wa­gen aus­ge­gan­gen, bei Quar­tier­stras­sen von Per­so­nen­wa­gen/Last­wagen, je­weils bei stark re­du­zier­ter Ge­schwin­dig­keit. Geht man vor­lie­gend von die­sen Be­geg­nungs­fäl­len aus, er­ge­ben sich je nach Typ Er­schlies­sungs­stras­se Fahr­bahn­brei­ten zwi­schen 4.00 m und 4.90 m. Unter die­sem Aspekt er­scheint die vor­lie­gend ge­plan­te Fahr­bahn­brei­te von 4.54 m bis 5.03 m durch­aus zweck-​ und ver­hält­nis­mäs­sig.

Auf allen Typen Er­schlies­sungs­stras­sen sind keine An­la­gen für den Fahr­rad­ver­kehr er­for­der­lich (vgl. SN 640 045). Be­züg­lich der Fuss­gän­ger­füh­rung sieht die SN 640 045 für Quar­tie­r­er­schlies­sungs­stras­sen ein min­des­tens ein­sei­ti­ges Trot­toir vor, für Zu­fahrts­stras­sen ein ein­sei­ti­ges Trot­toir oder eine Misch­ver­kehrs­flä­che. Da diese Vor­ga­ben im vor­lie­gen­den Fall er­füllt sind, sind die Rügen der Be­schwer­de­füh­re­rin un­be­grün­det und ab­zu­wei­sen.

Ent­scheid vom 11. Sep­tem­ber 2012

Ge­ne­rel­le Ver­wei­sun­gen be­züg­lich der Er­rich­tung von Bau­ten und An­la­gen sind im kan­to­na­len und kom­mu­na­len Bau­recht üb­lich. Dabei gilt als fach­ge­recht, was nach Stand der Tech­nik mög­lich und auf­grund aus­rei­chen­der Er­fah­run­gen und Un­ter­su­chun­gen als ge­eig­net und wirt­schaft­lich an­er­kannt wird. Weder ihre Er­stel­lung noch ihr Un­ter­halt darf Per­so­nen oder Sa­chen ge­fähr­den. Dabei gel­ten neben den Be­stim­mun­gen des kan­to­na­len Ver­ord­nungs­rechts unter an­de­ren auch die ein­schlä­gi­gen SIA-​Normen als Richt­li­ni­en. Da SIA-​Normen meis­tens unter Mit­wir­kung füh­ren­der Fach­leu­te aus­ge­ar­bei­tet wur­den, be­steht grund­sätz­lich die Ver­mu­tung, dass sie hin­sicht­lich ihres An­wen­dungs­be­reichs als an­er­kann­te Re­geln der Tech­nik gel­ten.

Bei der Vor­wir­kung han­delt es sich um die Be­ein­flus­sung der Rechts­an­wen­dung durch einen Recht­set­zungs­akt, der im Zeit­punkt der Ent­scheids­fäl­lung zwar be­reits im Ent­ste­hen, aber noch nicht in Kraft ge­tre­ten war. Die po­si­ti­ve Vor­wir­kung be­deu­tet die An­wen­dung von noch nicht in Kraft ge­tre­te­nem Recht. Sol­che po­si­ti­ven Vor­wir­kun­gen gel­ten, wenn keine ge­setz­li­che Vor­wir­kung vor­ge­se­hen ist, aus rechts­staat­li­chen Grün­den als un­zu­läs­sig, weil sie gegen das Le­ga­li­täts­prin­zip ver­stos­sen.

Ob eine bau­li­che Mass­nah­me er­heb­lich genug ist, um sie dem Be­wil­li­gungs­ver­fah­ren zu un­ter­wer­fen, ist an­hand der nach dem ge­wöhn­li­chen Lauf der Dinge ein­tre­ten­den räum­li­chen Fol­gen zu be­ur­tei­len. Sie müs­sen so ge­wich­tig sein, dass ein In­ter­es­se der Öf­fent­lich­keit oder der Nach­barn an einer vor­gän­gi­gen Kon­trol­le be­steht. Als bau­li­che Än­de­run­gen im Sinne von Art. 22 Abs. 1 RPG, wel­che der Bau­be­wil­li­gungs­pflicht un­ter­lie­gen, gel­ten unter an­de­rem der Umbau sowie Er­neue­run­gen und Sa­nie­run­gen. Der Umbau er­fasst tech­nisch be­deut­sa­me Ver­än­de­run­gen des In­nern eines be­stehen­den Ge­bäu­des bei un­ver­än­der­tem Nut­zungs­zweck. Er­neue­run­gen und Sa­nie­run­gen sind jene bau­li­chen Än­de­run­gen an einem be­stehen­den Ge­bäu­de, die über das all­ge­mei­ne Mass einer Re­no­vie­rung hin­aus­ge­hen. Al­ler­dings gel­ten bau­li­che Mass­nah­men, wel­che das Ge­bäu­de nur mo­der­ni­sie­ren und dem­entspre­chend keine Wert­stei­ge­rung an­stre­ben, als Er­neue­run­gen, die unter die Be­sitz­stands­ga­ran­tie (Art. 26 BV) fal­len und nicht be­wil­li­gungs­pflich­tig sind.

Ent­scheid vom 2. Ok­to­ber 2012

Nut­zungs­plä­ne und ihre An­pas­sun­gen be­dür­fen der Ge­neh­mi­gung durch eine kan­to­na­le Be­hör­de. Der Re­gie­rungs­rat prüft diese Pläne auf ihre Über­ein­stim­mung mit den vom Bun­des­rat ge­neh­mig­ten kan­to­na­len Richt­plä­nen. Erst da­durch wer­den die Nut­zungs­plä­ne ver­bind­lich (Art. 26 RPG). Die Prü­fung des Re­gie­rungs­ra­tes er­streckt sich auf Über­ein­stim­mung der ge­meind­li­chen Bau­vor­schrif­ten und Pläne mit dem eid­ge­nös­si­schen und kan­to­na­len Recht (§ 42 Abs. 1 PBG). Somit muss sich der Re­gie­rungs­rat nach kan­to­na­lem Recht auf eine Rechts­kon­trol­le be­schrän­ken.

Ge­mäss Art. 33 Abs. 3 lit. b RPG ge­währ­leis­tet nun aber das kan­to­na­le Recht die volle Über­prüfung von Ver­fü­gun­gen und Nut­zungs­plä­nen. Des­halb über­prüft der Re­gie­rungs­rat vor­lie­gend den an­ge­foch­te­nen Be­bau­ungs­plan mit vol­ler Ko­gni­ti­on.

Von Zweck­mäs­sig­keits­kon­trol­le ist dann zu spre­chen, wenn die Ge­neh­mi­gungs­be­hör­de eine Nut­zungs­pla­nung dar­auf­hin über­prüft, ob sie mit über­ge­ord­ne­ten öf­fent­li­chen In­ter­es­sen ver­ein­bar ist. Einer kom­mu­na­len Pla­nung darf die Ge­neh­mi­gung ver­wei­gert wer­den, wenn sie die Er­fül­lung der dem Kan­ton ob­lie­gen­den öf­fent­li­chen Auf­ga­ben in un­zu­mut­ba­re­rer Weise be­hin­dern würde, wenn sie sich auf­grund über­kom­mu­na­ler öf­fent­li­cher In­ter­es­sen als nicht halt­bar er­weist oder wenn sie weg­lei­ten­den Grund­sät­zen und Zie­len der Raum­pla­nung nicht ent­spricht bzw. un­zu­rei­chend Rech­nung trägt. Die von der Pla­nungs­be­hör­de ge­trof­fe­ne Wahl unter meh­re­ren zweck­mäs­si­gen Lö­sun­gen be­darf dann einer Kor­rek­tur, wenn sie ge­gen­über einer an­dern zweck­mäs­si­gen Lö­sung in ekla­tan­ter Weise ab­fällt. Die Zweck­dien­lich­keit von Pla­nungs­mass­nah­men ist ein Aspekt des Ver­hält­nis­mäs­sig­keits­grund­sat­zes und daher eine Frage der Recht­mäs­sig­keit.

Die An­ge­mes­sen­heits­prü­fung/ Er­mes­sens­prü­fung hat sich auf die Frage zu be­schrän­ken, ob über­haupt eine an­ge­mes­se­ne Lö­sung ge­trof­fen wurde. Muss eine Lö­sung als un­an­ge­mes­sen be­zeich­net wer­den, so darf die über­ge­ord­ne­te Be­hör­de nicht das Er­mes­sen der plan­kom­pe­ten­ten Be­hör­de durch ihr ei­ge­nes er­set­zen. Viel­mehr hat sie die An­ge­le­gen­heit zu neuer Ent­schei­dung zu­rück­zu­wei­sen. Zur An­ge­mes­sen­heits­prü­fung an­ge­hal­ten sind von Bun­des­rechts wegen die Be­schwer­de­be­hör­den nach Art. 33 Abs. 3 lit. b RPG. Dem­ge­gen­über schreibt das Bun­des­recht für die Ge­neh­mi­gung von Nutzungs-​ und Son­de­rungs­plä­nen keine An­ge­mes­sen­heits­prü­fung vor.

Ent­scheid vom 23. Ok­to­ber 2012

Das Bau­ge­such ist wäh­rend 20 Tagen öf­fent­lich auf­zu­le­gen (§ 45 Abs. 1 PBG). Eine Frist läuft um Mit­ter­nacht des letz­ten Tages ab. Ist der letz­te Tag ein Sams­tag, Sonn­tag oder Fei­er­tag, so en­digt die Frist am nächs­ten Werk­tag (§ 10 Abs. 3 VRG). Bei der Ein­spra­che­frist i.S.v. § 45 Abs. 1 PBG han­delt es sich um eine ge­setz­li­che Frist. Ge­mäss § 11 Abs. 1 und 2 VRG kön­nen nur be­hörd­lich an­ge­setz­te Fris­ten, nicht aber ge­setz­li­che Fris­ten er­streckt wer­den. Vor­lie­gend steht fest, dass der Be­schwer­de­füh­rer die Ein­spra­che­frist ver­passt hat.

Eine ver­säum­te Frist kann wie­der­her­ge­stellt wer­den, wenn der Ge­such­stel­ler un­ver­schul­det ab­ge­hal­ten wurde, in­nert der Frist zu han­deln, und er bin­nen zehn Tagen nach Weg­fall des Hin­der­nis­ses ein be­grün­de­tes Ge­such um Wie­der­her­stel­lung ein­reicht (§ 11 Abs. 3 VRG). Da der Be­schwer­de­füh­rer in sei­ner Be­schwer­de­schrift sogar fest­hält, dass er den Ab­ga­be­ter­min für seine Ein­spra­che aus Ver­se­hen ver­passt hat, ist der Ge­mein­de­rat zu Recht nicht auf die Ein­spra­che ein­ge­tre­ten.

Einer all­fäl­li­gen Ver­wal­tungs­ge­richts­be­schwer­de wird auf­schie­ben­de Wir­kung zu­kom­men, so­fern die an­ge­ord­ne­te Be­hör­de nicht aus zwin­gen­den Grün­den den so­for­ti­gen Voll­zug des an­fecht­ba­ren Ent­scheids an­ge­ord­net hat (§ 66 Abs. 1 VRG). Damit kommt einer all­fäl­li­gen Ver­wal­tungs­ge­richts­be­schwer­de gegen die­sen Ent­scheid die Sus­pen­siv­wir­kung zu. Das be­deu­tet, dass die Wirk­sam­keit und die Voll­streck­bar­keit des an­ge­foch­te­nen Ent­scheids mit der Ein­le­gung eines Rechts­mit­tels auf­ge­scho­ben wer­den. Den or­dent­li­chen Rechts­mit­teln kommt im Kan­ton Zug diese Wir­kung ge­ne­rell zu. Nur bei Vor­lie­gen von zwin­gen­den Grün­den kann die Ver­wal­tungs­be­hör­de einer all­fäl­li­gen Ver­wal­tungs­ge­richts­be­schwer­de die auf­schie­ben­de Wir­kung im Vor­aus ent­zie­hen und den so­for­ti­gen Voll­zug an­ord­nen.

Die Prü­fung, ob die Grün­de, die für die so­for­ti­ge Voll­streck­bar­keit spre­chen, ge­wich­ti­ger sind als jene, die für die ge­gen­tei­li­ge Lö­sung an­ge­führt wer­den, fällt vor­lie­gend in die Zu­stän­dig­keit des Re­gie­rungs­rats. Er ver­fügt dabei über einen ge­wis­sen Er­mes­sens­spiel­raum. Bei der Ab­wä­gung für und gegen die so­for­ti­ge Voll­streck­bar­keit kön­nen die Aus­sich­ten des Ver­fah­rens ins Ge­wicht fal­len, wenn sie ein­deu­tig sind. Da dies vor­lie­gend der Fall ist, ist die auf­schie­ben­de Wir­kung zu ent­zie­hen.

Ent­scheid vom 6. No­vem­ber 2012

Ge­mäss Art. 19 RPG sind die Ge­mein­we­sen ver­pflich­tet, die Bau­zo­nen zu er­schlies­sen. Dem­nach ist ein Grund­stück erst dann bau­reif, wenn eine hin­rei­chen­de Zu­fahrt sowie die er­for­der­li­chen Wasser-​, Energie-​ und Ab­was­ser­lei­tun­gen er­stellt resp. ge­währ­leis­tet sind. § 32a PBG be­grün­det die Er­schlies­sungs­pflicht der Ge­mein­den.

Sinn und Zweck des mit der PBG-​Änderung von 30. Juni 2011 neu ein­ge­führ­ten Er­schlies­sungs­plans ist ins­be­son­de­re die Fest­le­gung des Ver­laufs von Stras­sen, Lei­tun­gen und Ka­na­li­sa­tio­nen. Oft ist der Er­lass eines Er­schlies­sungs­plans dann not­wen­dig, wenn ein Bau­pro­jekt be­son­ders kom­ple­xe Er­schlies­sungs­pro­ble­me ver­ur­sacht, wie bspw. bei Ein­kaufs­zen­tren. Mit an­de­ren Wor­ten legt der Er­schlies­sungs­plan die Di­men­sio­nie­rung und Etap­pie­rung für die durch das Ge­mein­we­sen zu er­stel­len­den öf­fent­li­chen Er­schlies­sungs­an­la­gen fest. Dem­nach dient der Er­schlies­sungs­plan als neuer Son­der­nut­zungs­plan zur Fest­le­gung der Grob- und Fei­n­erschlies­sung. Damit ist die Ver­sor­gung eines zu über­bau­en­den Ge­biets mit den Haupt­strän­gen der Er­schlies­sungs­an­la­gen, na­ment­lich Wasser-​, Energieversorgungs-​ und Ab­was­ser­lei­tun­gen sowie Stras­sen und Wege ge­meint.

Vor­lie­gend fehlt es ein­zig an der recht­li­chen Er­schlies­sung. Der Ge­mein­de­rat ver­kennt, dass die neu ge­schaf­fe­ne Be­stim­mung von § 32c PBG eine Lö­sung an­bie­tet, die genau auf den vor­lie­gen­den Fall zu­ge­schnit­ten ist. Dem­nach kann der Ge­mein­de­rat die Ei­gen­tü­me­rin­nen und Ei­gen­tü­mer einer pri­va­ten Er­schlies­sungs­stras­se zur  Dul­dung der Mit­be­nut­zung und den Aus­bau durch Drit­te gegen volle Ent­schä­di­gung ver­pflich­ten, so­fern dies zu­mut­bar ist und eine zweck­mäs­si­ge tech­ni­sche Lö­sung dar­stellt.

Ent­scheid vom 6. No­vem­ber 2012

Das ISOS (Bun­des­in­ven­tar der schüt­zens­wer­ten Orts­bil­der der Schweiz) dient dem Schutz der Ob­jek­te, wenn die­sen bei Er­fül­lung einer Bun­des­auf­ga­be Scha­den droht. Die im ISOS ent­hal­te­nen Ob­jek­te ver­die­nen ge­mäss Art. 6 NHG in be­son­de­rem Mass un­ge­schmä­ler­te Er­hal­tung, je­den­falls aber unter Ein­be­zug von Wiederherstellungs-​ oder an­ge­mes­se­nen Er­satz­mass­nah­men die grösst­mög­li­che Scho­nung. Ein Ab­wei­chen von der un­ge­schmä­ler­ten Er­hal­tung eines Ob­jekts darf nur in Er­wä­gung ge­zo­gen wer­den, wenn dem Ein­griff be­stimm­te gleich-​ oder hö­her­wer­ti­ge In­ter­es­sen von eben­falls na­tio­na­ler Be­deu­tung zu­kom­men (Art. 6 Abs. 2 NHG).

Ge­mäss neuer bun­des­ge­richt­li­cher Recht­spre­chung be­steht für die Kan­to­ne und Ge­mein­den eine Pflicht zur Be­rück­sich­ti­gung von Bun­des­in­ven­ta­ren auch bei der Er­fül­lung von kan­to­na­len und kom­mu­na­len Auf­ga­ben. Al­ler­dings haben die In­ven­ta­re bei der Er­fül­lung von kan­to­na­len und kom­mu­na­len Auf­ga­ben le­dig­lich eine in­di­rek­te oder mit­tel­ba­re Wir­kung auf die Recht­set­zung, nicht aber die Rechts­an­wen­dung. Die Frage, ob ein be­stimm­tes im ISOS auf­ge­führ­tes Ge­biet über­baut bzw. frei­ge­hal­ten wer­den soll, ist prin­zi­pi­ell nicht im Baubewilligungs-​, son­dern im Zo­nen­plan­ver­fah­ren zu prü­fen.

Ge­mäss bun­des­ge­richt­li­cher Recht­spre­chung ist die ak­zes­so­ri­sche Über­prü­fung eines Nut­zungs­plans samt Bau­vor­schrif­ten im Zu­sam­men­hang mit einem spä­te­ren An­wen­dungs­akt, ins­be­son­de­re im Bau­be­wil­li­gungs­ver­fah­ren, nur mög­lich, wenn sich die tat­säch­li­chen oder recht­li­chen Ver­hält­nis­se seit Pla­ner­lass grund­le­gend ver­än­dert haben. Des Wei­te­ren ist der Über­prü­fungs­an­spruch in jenen Fäl­len ge­ge­ben, in denen sich die Be­trof­fe­nen bei Pla­ner­lass noch nicht über die Aus­wir­kun­gen Re­chen­schaft geben konn­ten und sie im da­ma­li­gen Zeit­punkt keine Mög­lich­keit hat­ten, ihre In­ter­es­sen zu wah­ren. Dabei ge­nügt es aber nicht, dass eine Grund­ei­gen­tü­mer­schaft ihre Par­zel­le erst nach dem Er­lass des Plans er­wor­ben hat. In Be­tracht fal­len ein­zig die ob­jek­ti­ven Mög­lich­kei­ten zum Zeit­punkt des Er­las­ses, bspw. wenn die Plan­dar­stel­lung zwei­deu­tig und daher nicht klar er­kenn­bar war.

Ent­scheid vom 6. No­vem­ber 2012

Liegt der Fuss­bo­den des Erd­ge­schos­ses höher als 3 m über dem tiefs­ten Punkt des ge­wach­se­nen Ter­rains längs der Ge­bäu­de­fas­sa­de, zählt das Erd­ge­schoss als zwei Ge­schos­se (§ 14 Abs. 1 Satz 2 V PBG). Die For­mu­lie­rung in § 14 Abs. 1 Satz 2 V PBG "längs der Ge­bäu­de­fas­sa­de" ist auf den klas­si­schen Fall ge­münzt, indem die senk­rech­te auf einer Ge­ra­de lie­gen­de Fas­sa­de das ge­wach­se­ne Ter­rain in einem be­stimm­ten Punkt schnei­det. Aus die­sem Wort­laut kann je­doch nicht ein­deu­tig her­aus­ge­le­sen wer­den, dass nur der Punkt mass­ge­bend sein soll, wo die Haus­fas­sa­de das ge­wach­se­ne Ter­rain tat­säch­lich be­rührt. Eben­so kann aus dem Wort­laut nicht her­aus­ge­le­sen wer­den, dass die Haupt­fas­sa­de auf das ge­wach­se­ne Ter­rain zu pro­ji­zie­ren und die­ser Schnitt­punkt al­lein mass­ge­bend sei. Der Wort­laut gibt keine wei­te­ren Auf­schlüs­se. Sinn und Zweck von § 14 V PBG ist es, die Hö­hen­la­ge des Erd­ge­schos­ses fest­zu­le­gen. Diese wird kon­kret vom ge­wach­se­nen Ter­rain ab­hän­gig ge­macht. Da­durch soll ein ein­heit­li­ches Sied­lungs­bild er­reicht wer­den, wobei die Norm auch nach­barschüt­zen­de Funk­ti­on hat. Es geht somit um das Ver­hält­nis der Erd­ge­schoss­hö­he zum ge­wach­se­nen Ter­rain. Hin­ge­gen ist nicht ent­schei­dend, ob ein Un­ter­ge­schoss dabei mehr oder we­ni­ger zu­rück­ver­setzt ist. Un­be­deu­tend rück­sprin­gen­de, aber auch vor­sprin­gen­de Ge­bäu­de­tei­le spie­len bei der Be­zeich­nung der Ge­bäu­de­fas­sa­de bzw. der Fas­sa­den­flucht keine Rolle. Die Rück­ver­set­zung von un­te­ren Fas­sa­den­tei­len ist im Hin­blick auf die Ein­ord­nung von Ge­bäu­den nicht er­wünscht. Es wi­der­spricht den Ein­ord­nungs­vor­schrif­ten, wenn ur­sprüng­lich durch­ge­hen­de Fas­sa­den­tei­le an ein­zel­nen Ecken schein­bar will­kür­lich zu­rück­ge­baut wer­den. Einer sol­chen Ar­chi­tek­tur soll kein Vor­schub ge­leis­tet wer­den.

Ent­scheid vom 13. No­vem­ber 2012

Der Grund­satz von Treu und Glau­ben be­deu­tet, dass die Be­hör­den und die Pri­va­ten in ihren Rechts­be­zie­hun­gen auf­ein­an­der Rück­sicht zu neh­men haben. Er be­inhal­tet den Ver­trau­ens­schutz auf der einen Seite und das Ver­bot des wi­der­sprüch­li­chen Ver­hal­tens bzw. das Rechts­miss­brauchs­ver­bot auf der an­de­ren Seite. Ver­trau­ens­schutz be­deu­tet, dass ein Pri­va­ter An­spruch auf be­rech­tig­tes Ver­trau­en in be­hörd­li­che Zu­si­che­run­gen oder in an­de­re be­stimm­te Er­war­tun­gen be­grün­den­des Ver­hal­ten der Be­hör­den hat. Aus dem Ver­trau­ens­schutz wird auch das Ver­bot ab­ge­lei­tet, dass sich die Be­hör­den ge­gen­über Pri­va­ten nicht wi­der­sprüch­lich ver­hal­ten dür­fen.

Damit bei un­rich­ti­gen be­hörd­li­chen Aus­künf­ten der Ver­trau­ens­schutz gilt, müs­sen fol­gen­de Vor­aussetzungen er­füllt sein: Eig­nung der Aus­kunft zur Be­grün­dung von Ver­trau­en; Zu­stän­dig­keit der aus­kunfts­er­tei­len­den Be­hör­de; Vor­be­halt­lo­sig­keit der Aus­kunft; Un­rich­tig­keit der Aus­kunft nicht er­kenn­bar; nach­tei­li­ge Dis­po­si­tio­nen auf­grund der Aus­kunft; keine Än­de­run­gen des Sach­ver­halts oder der Ge­setz­ge­bung; Über­wie­gen des In­ter­es­ses am Schutz des Ver­trau­ens in die un­rich­ti­ge Aus­kunft ge­gen­über dem In­ter­es­se an der rich­ti­gen Rechts­an­wen­dung. Ein Ver­stoss gegen das Ver­bot des wi­der­sprüch­li­chen Ver­hal­tens der Ver­wal­tungs­be­hör­den kann etwa dann vor­lie­gen, wenn eine Be­hör­de einen in einer be­stimm­ten An­ge­le­gen­heit ein­ge­nom­me­nen Stand­punkt ohne sach­li­che Grün­de wech­selt.

Ist eine Baute for­mell und ma­te­ri­ell bau­rechts­wid­rig er­stellt wor­den, so ist ein nach­träg­li­ches Bau­be­wil­li­gungs­ver­fah­ren durch­zu­füh­ren. Kann eine or­dent­li­che Bau­be­wil­li­gung oder eine Aus­nah­me­be­wil­li­gung auch nach­träg­lich nicht er­teilt wer­den, so be­deu­tet dies nicht zwin­gend, dass eine wi­der­recht­li­che Baute ab­ge­bro­chen wer­den muss. Auch in einem sol­chen Fall muss ge­prüft wer­den, ob nach dem Grund­satz der Ver­hält­nis­mäs­sig­keit oder dem Schutz des guten Glau­bens ein Ab­bruch un­ter­blei­ben kann. Nach der gel­ten­den Ge­richts­pra­xis ist auf einen Ab­bruch dann zu ver­zich­ten, wenn die Ab­wei­chung vom Er­laub­ten nur un­be­deu­tend ist oder der Ab­bruch nicht im öf­fent­li­chen In­ter­es­se liegt, eben­so wenn der Bau­herr in gutem Glau­ben an­ge­nom­men hat, er sei zur Bau­aus­füh­rung be­rech­tigt, und wenn der Bei­be­hal­tung des un­ge­setz­li­chen Zu­stan­des nicht schwer­wie­gen­de öf­fent­li­che In­ter­es­sen ent­ge­gen ste­hen.

Ent­scheid vom 13. No­vem­ber 2012

Ge­mäss § 12 Abs. 1 BO müs­sen sich Ge­bäu­de, Aus­sen­an­la­gen, An­schrif­ten und An­ten­nen hin­sicht­lich ihrer Grös­se, Si­tu­ie­rung und Ge­stal­tung so in die Um­ge­bung ein­ord­nen, dass in­ner­halb des Orts-, Quartier-​ und Land­schafts­bil­des eine gute Ge­samt­wir­kung ent­steht. Die Be­stim­mung ist eine all­ge­mei­ne po­si­ti­ve, äs­the­ti­sche Ge­ne­ral­klau­sel. Sie er­schöpft sich nicht in einem blos­sen Ver­un­stal­tungs­ver­bot, wo­nach Bau­vor­ha­ben nicht einen stos­sen­den Ge­gen­satz zur Nach­bar­schaft bil­den oder auf­fal­lend stö­rend in Er­schei­nung tre­ten dür­fen. Sie ver­langt po­si­tiv eine ar­chi­tek­to­ni­sche Ge­stal­tung, die sich gut in die Um­ge­bung ein­ord­net. Da eine gute Ge­samt­wir­kung ver­langt wird, dür­fen stren­ge­re Mass­stä­be an­ge­legt wer­den als bei einem blos­sen Ver­un­stal­tungs­ver­bot. Es darf nicht auf ein be­lie­bi­ges, sub­jek­ti­ves, ar­chi­tek­to­ni­sches Emp­fin­den oder Ge­fühl ab­ge­stellt wer­den. Es muss im Ein­zel­nen dar­ge­legt wer­den, wes­halb mit einer bau­li­chen Ge­stal­tung weder für den Bau noch für die Um­ge­bung eine gute Ge­stal­tung er­zielt wird. Die­ser Be­ur­tei­lung un­ter­liegt jede Baute, auch wenn die üb­ri­gen Bau- und Zo­nen­vor­schrif­ten be­ach­tet wor­den sind. An­de­rer­seits darf die An­wen­dung der Ge­stal­tungs­vor­schrift nicht dazu füh­ren, dass ge­ne­rell für ein be­stimm­tes Ge­biet die Zo­nen­vor­schrif­ten aus­ser Kraft ge­setzt wer­den.

Ge­mäss § 26 Abs. 1 V PBG lei­tet das Bau­ge­such das Bau­be­wil­li­gungs­ver­fah­ren ein. Dem Bau­ge­such sind ge­mäss § 27 Abs. 1 V PBG fol­gen­de Pläne, i.d.R. in vier­fa­cher Aus­fer­ti­gung, ge­falzt im For­mat A4 bei­zu­le­gen: a) Grund­buch­plan­ko­pie (wo noch nicht er­hält­lich, ein Si­tua­ti­ons­plan) mit An­ga­ben der Lage und Ab­stän­de der Bau­ten ge­gen­über Stras­sen, Nach­bar­grund­stü­cken und Ge­bäu­den sowie Bau­li­ni­en; der stras­sen­mäs­si­gen Er­schlies­sung, der Bau­li­ni­en, der Ab­was­ser­be­sei­ti­gung; b) Pro­jekt­plä­ne im Mass­stab von min­des­tens 1:100, be­stehend aus den Grund­ris­sen aller Ge­schos­se, sämt­li­chen Fas­sa­den, der Dach­auf­sicht bei Flach­dach­ge­bäu­den, allen zum Ver­ständ­nis not­wen­di­gen Schnit­ten, den Plä­nen für die Er­schlies­sung und die Ver- und Ent­sor­gung sowie den zu­ge­hö­ri­gen Stras­sen­plä­nen. Die Pläne müs­sen voll­stän­di­ge An­ga­ben über die Aus­mas­se, die wich­tigs­ten Mau­er­stär­ken, Boden-​ und Fens­ter­flä­chen, die Zweck­be­stim­mung der Räume, etc. Die Bau­be­hör­de kann er­gän­zen­de Un­ter­la­gen ver­lan­gen (§ 27 Abs. 3 V PBG).

Ent­scheid vom 4. De­zem­ber 2012

Der Lärm­schutz ist in der Lärmschutz-​Verordnung ge­re­gelt. Das ge­schieht u.a. damit, dass in der LSV die Aus­sen­lärm­emis­sio­nen von neuen und be­stehen­den An­la­gen be­grenzt wer­den. Nach Art. 7 Abs. 7 USG um­fasst der Be­griff der "An­la­ge" Bau­ten, Ver­kehrs­we­ge und an­de­re orts­fes­te Ein­rich­tun­gen. Den An­la­gen sind Ge­rä­te, Ma­schi­nen und Fahr­zeu­gen gleich ge­stellt. Unter den Be­griff der An­la­gen fällt auch der Land­wirt­schafts­be­trieb des Be­schwer­de­füh­rers mit den da­zu­ge­hö­ri­gen Ge­rä­ten, Ma­schi­nen und Fahr­zeu­gen wie Heulüf­ter, Mo­tor­mä­her, Fut­ter­mi­scher, Kran, Melk­ma­schi­ne usw. (Art. 2 LSV). Für den Lärm von sol­chen An­la­gen gel­ten die Be­las­tungs­grenz­wer­te für Industrie-​ und Ge­wer­be­lärm (An­hang 6 Ziff. 1 Abs. 1 Bst. a LSV). Der Land­wirt­schafts­be­trieb muss bei den lärm­emp­find­li­chen Nut­zun­gen in den be­nach­bar­ten Wohn­bau­ten die Immis­sionsgrenz­wer­te der Emp­find­lich­keits­stu­fe II ein­hal­ten (Wohn­zo­ne 2, im Zo­nen­plan der Emp­find­lich­keits­stu­fe II zu­ge­wie­sen).

In lärm­be­las­te­ten Ge­bie­ten dür­fen lärm­emp­find­li­che Bau­ten nur er­rich­tet wer­den, wenn die Im­mis­si­ons­grenz­wer­te min­des­tens bei den lärm­emp­find­li­chen Räu­men ein­ge­hal­ten wer­den kön­nen, sei es durch An­ord­nung der Räume auf der lärm­ab­ge­wand­ten Ge­bäu­de­sei­te oder durch bau­li­che oder ge­stal­te­ri­sche Mass­nah­men.

Die Bau­herr­schaft kann nicht in der Bau­be­wil­li­gung dazu ver­pflich­tet wer­den, dass sie auf dem Grund­stück eines Drit­ten, näm­lich jenem des Be­schwer­de­füh­rers, Lärm­sa­nie­rungs­mass­nah­men vor­neh­men muss. Das wäre nur mög­lich, wenn die Zu­stim­mung des Be­schwer­de­füh­rers vor­lie­gen würde.

Nach der gel­ten­den Recht­spre­chung muss eine Zo­nen­plan­än­de­rung oder deren Ge­neh­mi­gung di­rekt an­ge­foch­ten wer­den. Eine vor­fra­ge­wei­se Prü­fung von Plä­nen im An­wen­dungs­fall ist grund­sätz­lich aus­ge­schlos­sen. Von die­ser Regel gibt es al­ler­dings drei Aus­nah­men. So ist eine An­fech­tung einer Zo­nen­plan­än­de­rung im An­wen­dungs­ver­fah­ren zu­läs­sig, wenn die tat­säch­li­chen Ver­hält­nis­se oder die ge­setz­li­chen Vor­schrif­ten seit der Zo­nen­plan­än­de­rung in der Weise ge­än­dert haben, die die Plan­än­de­rung als un­recht­mäs­sig er­schei­nen las­sen. Bei der zwei­ten Aus­nah­me geht es um Fälle, wo das ge­wähl­te Ver­fah­ren den Be­trof­fe­nen kei­nen recht­zei­ti­gen Schutz ihrer In­ter­es­sen er­mög­lich­te oder wo die recht­li­che Trag­wei­te der auf­er­leg­ten Be­schrän­kun­gen nicht rich­tig ein­ge­schätzt wer­den konn­te. Bei der drit­ten Aus­nah­me geht es um Bau­vor­schrif­ten zu einem Zonen-​ oder Nut­zungs­plan, wenn sich die Nor­men nicht so ein­deu­tig auf die Art, die Natur oder das Mass der Nut­zung be­zie­hen. Keine die­ser drei Aus­nah­men kommt vor­lie­gend zum Tra­gen. Nichts­des­to­trotz wurde das Lärm­pro­blem im Ein­zo­nungs­ver­fah­ren ver­nach­läs­sigt. Da der Re­gie­rungs­rat nun be­reits zum zwei­ten Mal eine Be­schwer­de gegen eine Bau­be­wil­li­gung für die be­trof­fe­ne Über­bau­ung gut­heis­sen muss, emp­fiehlt er dem Ge­mein­de­rat, einen Be­bau­ungs­plan für das be­trof­fe­ne Ge­biet zu er­las­sen, damit die Rechts­si­cher­heit für alle Be­tei­lig­ten er­höht wer­den kann.

Ent­scheid vom 11. De­zem­ber 2012

Die Auf­sicht über die Ge­mein­den steht dem Re­gie­rungs­rat zu (§ 33 Abs. 1 GG). Stellt die Auf­sichts­be­hör­de einen Miss­stand in der Ge­mein­de­ver­wal­tung oder eine Ver­nach­läs­si­gung öf­fent­li­cher Auf­ga­ben fest, mahnt er den Ge­mein­de­rat, Ab­hil­fe zu schaf­fen (§ 37 GG). Nach frucht­lo­ser Mah­nung oder in drin­gen­den oder of­fen­kun­di­gen Fäl­len kann der Re­gie­rungs­rat Mass­nah­men tref­fen. Als Mass­nah­me kommt dabei unter an­de­rem die Auf­he­bung von Be­schlüs­sen der Ge­mein­de­or­ga­ne in Frage (§ 39 GG).

Nach kon­stan­ter Rechts­pra­xis schrei­tet der Re­gie­rungs­rat in sei­ner Ei­gen­schaft als Auf­sichts­be­hör­de über die Ge­mein­den nur dann ein, wenn kla­res ma­te­ri­el­les Recht, we­sent­li­che Ver­fah­rens­vor­schrif­ten oder öf­fent­li­che In­ter­es­sen of­fen­sicht­lich miss­ach­tet wer­den. Diese Vor­aus­set­zun­gen sind nicht schon bei ein­fa­chen Rechts­ver­let­zun­gen, son­dern erst beim Vor­lie­gen von un­halt­ba­ren Zu­stän­den, wel­che in einem Rechts­staat nicht to­le­riert wer­den dür­fen, er­füllt.

Nach Art. 22 Abs. 1 RPG sowie § 44 Abs. 1 PBG ist für das Er­rich­ten oder Än­dern von  Bau­ten und An­la­gen eine be­hörd­li­che Be­wil­li­gung er­for­der­lich. Ge­mäss § 4 Abs. 2 V PBG be­darf auch die Er­rich­tung von Park­plät­zen einer Bau­be­wil­li­gung. Da der Grundeigen­tümer auf dem frag­li­chen Grund­stück keine Park­plät­ze er­stellt hat, ist der Ge­mein­de­rat nicht dazu ver­pflich­tet, tätig zu wer­den. Dem­zu­fol­ge wurde im vor­lie­gen­den Fall weder kla­res ma­te­ri­el­les Recht, noch ein we­sent­li­cher Ver­fah­rens­grund­satz miss­ach­tet oder ein wich­ti­ges öf­fent­li­ches In­ter­es­se ge­fähr­det. Das ge­le­gent­li­che Ab­stel­len von Autos auf dem ei­ge­nen Grund­stück ist dem Grund­ei­gen­tü­mer er­laubt.

Ent­scheid vom 18. De­zem­ber 2012

Die Be­schwer­de­füh­ren­den weh­ren sich gegen die Er­tei­lung einer Bau­be­wil­li­gung für eine Are­al­be­bau­ung.

Laut Art. 22 Abs. 2 lit. b RPG ist Vor­aus­set­zung einer Bau­be­wil­li­gung, dass das Land über eine hin­rei­chen­de Er­schlies­sung ver­fügt. Land ist er­schlos­sen, wenn für die be­tref­fen­de Nut­zung eine ge­nü­gen­de Zu­fahrt be­steht und die er­for­der­li­chen Wasser-​, Energie-​ sowie Ab­was­ser­lei­tun­gen so nahe her­an­füh­ren, dass ein An­schluss ohne er­heb­li­chen Auf­wand mög­lich ist (Art. 19 Abs. 1 RPG). Ge­mäss § 7 V GSW sind als Re­geln der Tech­nik im In­ter­es­se der Ver­kehrs­si­cher­heit die Nor­men des Schwei­ze­ri­schen Ver­bands der Strassen-​ und Ver­kehrs­fach­leu­te (VSS) für Bau, Un­ter­halt und Si­gna­li­sa­ti­on sowie die Mar­kie­rung von Stras­sen und Wegen weg­lei­tend.

Nach Art. 19 Abs. 1 GSchG tei­len die Kan­to­ne ihr Ge­biet nach der Ge­fähr­dung der ober- und der un­ter­ir­di­schen Ge­wäs­ser in Ge­wäs­ser­schutz­be­rei­che ein. In den be­son­ders ge­fähr­de­ten Be­rei­chen be­dür­fen die Er­stel­lung und die Än­de­rung von Bau­ten und An­la­gen sowie Gra­bun­gen, Erd­be­we­gun­gen und Ähn­li­ches einer kan­to­na­len Be­wil­li­gung, wenn sie die Ge­wäs­ser ge­fähr­den kön­nen (Art. 19 Abs. 2 GSchG).

Nach § 71 GewG be­dür­fen der Bau und die Än­de­rung von Erd­son­den zur Nut­zung der Erd­wär­me einer kan­to­na­len Be­wil­li­gung. Laut § 1 Abs. 3 lit. h V GewG ent­schei­det das Amt für Um­welt­schutz über den Bau und die Än­de­rung von Erd­son­den.

Ge­mäss § 46 Abs. 1 PBG holt die zu­stän­di­ge Ge­mein­de­be­hör­de bei der kan­to­na­len Ko­or­di­na­ti­ons­stel­le die er­for­der­li­chen Be­wil­li­gun­gen und Zu­stim­mun­gen ein und er­öff­net sie zu­sam­men mit all­fäl­li­gen Ein­spra­che­ent­schei­den ge­mein­sam mit ihrem Ent­scheid über das Bau­ge­such. Nach § 46 Abs. 1 PBG ist es mög­lich, dass be­stimm­te  Auf­la­gen und Be­din­gun­gen auch erst nach er­teil­ter Bau­be­wil­li­gung, je­doch noch vor Bau­be­ginn er­füllt wer­den kön­nen.

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