Navigieren auf Kanton Zug

Ein­lei­tung

1997: Ver­wal­tungs­ge­richt

1998: Ver­wal­tungs­ge­richt

1999: Ver­wal­tungs­ge­richt

2000: Ver­wal­tungs­ge­richt

2000: Re­gie­rungs­rat

2001: Ver­wal­tungs­ge­richt

2001: Re­gie­rungs­rat

2002: Ver­wal­tungs­ge­richt

2002: Re­gie­rungs­rat

2003: Ver­wal­tungs­ge­richt

2003: Re­gie­rungs­rat

2004: Ver­wal­tungs­ge­richt

2004: Re­gie­rungs­rat

2005: Ver­wal­tungs­ge­richt

2005: Re­gie­rungs­rat

2006: Ver­wal­tungs­ge­richt

2006: Re­gie­rungs­rat

2007: Ver­wal­tungs­ge­richt

2007: Re­gie­rungs­rat

2008: Ver­wal­tungs­ge­richt

2008: Re­gie­rungs­rat

2009: Ver­wal­tungs­ge­richt

2009: Re­gie­rungs­rat

2010: Ver­wal­tungs­ge­richt

2010: Re­gie­rungs­rat

2011: Ver­wal­tungs­ge­richt

2011: Re­gie­rungs­rat

2012: Ver­wal­tungs­ge­richt

2012: Re­gie­rungs­rat

2013: Ver­wal­tungs­ge­richt

2013: Re­gie­rungs­rat

2014: Ver­wal­tungs­ge­richt

Ur­teil vom 28. Ja­nu­ar 2014 i.S. M. W. und wei­te­ren

Die Be­schwer­de­geg­ner reich­ten beim Ver­wal­tungs­ge­richt ein Ge­such um Ur­teilser­läu­te­rung ein. Der Stadt­rat habe es un­ter­las­sen das er­for­der­li­che Beweis-​ und Er­mitt­lungs­ver­fah­ren durch­zu­füh­ren. Ins­be­son­de­re seien keine Lärm­mes­sun­gen an­ge­ord­net wor­den. Des­halb habe der sei­ner­zei­ti­ge Ent­scheid des Stadt­ra­tes ge­mäss Ur­teil an er­heb­li­chen Män­geln ge­lit­ten.

Ein Ur­teil wird von der be­tref­fen­den Kam­mer auf An­trag oder von Amtes wegen er­läu­tert, wenn es un­klar ist oder Wi­der­sprü­che ent­hält (§ 31 Abs. 1 GO des Ver­wal­tungs­ge­richts). Ein  Er­läu­te­rungs­ge­such ist in­nert 30 Tagen nach der Zu­stel­lung des Ur­teils ein­zu­rei­chen (§ 31 Abs. 2 GO). Wird der Rechts­spruch durch die Er­läu­te­rung ver­än­dert, so wer­den die Rechts­mit­tel­fris­ten neu er­öff­net (§ 31 Abs. 3 GO). In ver­fah­rens­recht­li­cher Hin­sicht ist zu be­ach­ten, dass es in der Regel kei­nes Schrif­ten­wech­sels be­darf. Den üb­ri­gen be­tei­lig­ten Par­tei­en ist auch kein recht­li­ches Gehör zu ge­wäh­ren, da die Er­läu­te­rung nicht zu einer Än­de­rung der ma­te­ri­el­len Ent­schei­dung führt.

Ein Ur­teil be­darf einer Er­läu­te­rung, wenn das Dis­po­si­tiv un­klar ist oder in sich bzw. zu der Be­grün­dung einer Ent­schei­dung wi­der­sprüch­lich ist. Ziel der Er­läu­te­rung ist es, die in­halt­li­che Trag­wei­te eines Ent­schei­des zu klä­ren. Er­läu­tert wer­den kann ein Ur­teil nur in Bezug auf sein Dis­po­si­tiv. Ein sol­ches er­weist sich als un­klar, wenn es aus ob­jek­ti­ver Sicht ver­schie­den ver­stan­den wer­den kann. Ein un­voll­stän­di­ges Dis­po­si­tiv liegt vor, wenn eine Be­schwer­de gut­ge­heis­sen, der an­ge­foch­te­ne Ent­scheid aber nicht auf­ge­ho­ben wird oder eine Rück­wei­sung an die Vor­in­stanz fehlt. Die Be­grün­dung des Ent­schei­des al­lein ist der Er­läu­te­rung nicht zu­gäng­lich, aus­ser das Dis­po­si­tiv nimmt aus­drück­lich dar­auf Bezug. Bei der Er­läu­te­rung geht es um die Klar­stel­lung der Fol­gen einer Ent­schei­dung. Deren ma­te­ri­el­le Rich­tig­keit bleibt aus­ge­blen­det. Wird das Er­läu­te­rungs­ge­such gut­ge­heis­sen und in des­sen Folge das Dis­po­si­tiv neu for­mu­liert, ist die Er­läu­te­rung als Rechts­mit­tel ein­zu­stu­fen und es wird eine neue Rechts­mit­tel­frist er­öff­net.

Im vor­lie­gen­den Fall nimmt das Dis­po­si­tiv Bezug dar­auf, dass der Re­gie­rungs­rat ein Beweis-​ und Er­mitt­lungs­ver­fah­ren durch­zu­füh­ren habe. Das Ge­richt über­liess es je­doch dem Re­gie­rungs­rat, ob er das er­for­der­li­che Beweis-​ und Er­mitt­lungs­ver­fah­ren sel­ber durch­füh­ren oder ob er den Stadt­rat von Zug damit be­auf­tra­gen wolle. Das Dis­po­si­tiv ist somit klar und ohne Wi­der­sprü­che und be­darf kei­ner wei­te­ren Er­läu­te­rung.

Gegen die Ab­leh­nung des Er­läu­te­rungs­ge­su­ches ste­hen die Rechts­mit­tel des Haupt­ver­fah­rens zur Ver­fü­gung. Da im vor­lie­gen­den Ver­fah­ren das Er­läu­te­rungs­ge­such ab­ge­wie­sen wurde, kann gegen die Ab­leh­nung beim Bun­des­ge­richt Be­schwer­de in öffentlich-​rechtlichen An­ge­le­gen­hei­ten ein­ge­reicht wer­den.

Das Er­läu­te­rungs­ge­such wird vor­lie­gend ab­ge­wie­sen.

Ur­teil vom 25. März 2014 i.S. F. H & H.

Zu prü­fen war, ob die Bau­di­rek­ti­on die  Dich­tig­keits­prü­fung der bei­den Jau­che­gru­ben zu Recht in­ner­halb von 6 Mo­na­ten seit Rechts­kraft der Ver­fü­gung an­ge­ord­net hat.

Die Funk­ti­ons­tüch­tig­keit von Abwasser-​ und Dün­ger­auf­be­rei­tungs­an­la­gen muss re­gel­mäs­sig; in­ner­halb von Grund­was­ser­schutz­zo­nen sogar häu­fi­ger, über­prüft wer­den. Zu kon­trol­lie­ren ist na­ment­lich, ob die vor­ge­schrie­be­ne La­ger­ka­pa­zi­tät vor­han­den ist, die La­ger­ein­rich­tun­gen dicht und die Ein­rich­tun­gen funk­ti­ons­tüch­tig sind und ob die Ein­rich­tun­gen ord­nungs­ge­mäss be­trie­ben wer­den (Art. 28 GSchV). Die kan­to­na­le Be­hör­de sorgt dafür, dass die An­la­gen pe­ri­odisch kon­trol­liert wer­den, wobei sich die Zeit­ab­stän­de der pe­ri­odi­schen Kon­trol­len nach der Ge­wäs­ser­ge­fähr­dung rich­ten. Im vor­lie­gen­den Fall sind die bei­den Jau­che­gru­ben somit der re­gel­mäs­si­gen Kon­trol­le zu un­ter­zie­hen. Die Be­schwer­de­füh­rer ma­chen aber gel­tend, dass die an­ge­ord­ne­te Dich­tig­keits­kon­trol­le in­ner­halb von sechs Mo­na­ten er­fol­gen müsse, in kei­ner Weise ver­ständ­lich sei. Weil sich aber die Jau­che­gru­ben zwei­fel­los in der Grund­was­ser­schutz­zo­ne be­fin­den, muss von einer er­höh­ten Ge­wäs­ser­ge­fähr­dung aus­ge­gan­gen wer­den. In der Voll­zugs­hil­fe des Bun­des "Bau­li­cher Um­welt­schutz in der Land­wirt­schaft" wurde der Voll­zug der Dich­tig­keits­prü­fung von Jau­che­gru­ben kon­kre­ti­siert. Im Kan­ton Zug wurde ba­sie­rend dar­auf die Ar­beits­hil­fe "Voll­zug Dich­tig­keits­kon­trol­le bei Gül­len­gru­ben" ge­schaf­fen. Dem­nach sind Gru­ben aus­ser­halb von Grund­was­ser­schutz­zo­nen alle 25 Jahre und Gru­ben, wel­che sich in Schutz­zo­nen be­fin­den, alle 15 Jahre zu prü­fen. Die Kon­trol­le der Dich­tig­keit von Jau­che­gru­ben in Grund­was­ser­schutz­zo­nen soll­te bis Ende 2012 er­folgt sein. Weil im vor­lie­gen­den Fall die er­streck­te Frist zur Durch­füh­rung der Kon­trol­le bei Er­lass der Ver­fü­gung be­reits bei­na­he ver­stri­chen war, die Jau­che­gru­ben 15-​jährig oder älter sind und die Be­schwer­de­füh­rer in den Jah­ren zuvor be­reits vom Amt für Um­welt­schutz schrift­lich auf­ge­for­dert wur­den, die bei­den Jau­che­gru­ben der pe­ri­odisch durch­zu­füh­ren­den Dich­tig­keits­prü­fung un­ter­zie­hen zu las­sen, er­weist sich die an­ge­setz­te Frist von 6 Mo­na­ten als ver­hält­nis­mäs­sig und an­ge­mes­sen.

Die Kan­to­ne haben für im öf­fent­li­chen In­ter­es­se lie­gen­de Grundwasser-​ und Quell­fas­sun­gen die not­wen­di­gen Grund­was­ser­schutz­zo­nen aus­zu­schei­den, um die Trink­was­ser­fas­sung vor­sorg­lich vor Be­ein­träch­ti­gun­gen zu schüt­zen. Grund­was­ser­schutz­zo­nen be­stehen aus dem Fas­sungs­be­reich (Zone 1), der En­ge­ren Schutz­zo­ne (Zone 2) und der Wei­te­ren Schutz­zo­ne (Zone 3). Die Kan­to­ne stüt­zen sich bei der Be­zeich­nung von Ge­wäs­ser­schutz­be­rei­chen sowie bei der Aus­schei­dung von Grund­was­ser­schutz­zo­nen und -​arealen auf die vor­han­de­nen hy­dro­geo­lo­gi­schen Kennt­nis­se. Rei­chen diese nicht aus, sor­gen die Kan­to­ne für die Durch­füh­rung der er­for­der­li­chen  hy­dro­geo­lo­gi­schen Ab­klä­run­gen (Art. 29 Abs. 4 GSchV). Grund­la­ge für die Ge­neh­mi­gung des über­ar­bei­te­ten Schutz­zo­nen­plans durch das Amt für Um­welt­schutz waren im vor­lie­gen­den Fall je ein Mar­kie­rungs­ver­such und ein hy­dro­geo­lo­gi­scher Be­richt aus den Jah­ren 2000 und 2002. Somit er­schei­nen die hy­dro­geo­lo­gi­schen Ab­klä­run­gen in kei­ner Weise als man­gel­haft, son­dern sind in qua­li­ta­ti­ver wie quan­ti­ta­ti­ver Hin­sicht aus­rei­chend.

Die Be­schwer­de wird ab­ge­wie­sen.

Ur­teil vom 29. April 2014 i.S. H. C & V und W. A.

Ge­gen­stand des vor­lie­gen­den Be­schwer­de­ver­fah­rens ist die Frage, ob und in­wie­weit die Bau­be­wil­li­gungs­be­hör­de in einem Bau­be­wil­li­gungs­ver­fah­ren zi­vil­recht­li­che Fra­gen zu ent­schei­den hat.

Die Bau­be­wil­li­gung ist eine Po­li­zei­er­laub­nis, mit der fest­ge­stellt wird, dass der Ver­wirk­li­chung eines Bau­vor­ha­bens keine öffentlich-​rechtlichen Hin­der­nis­se, na­ment­lich keine sol­chen aus dem Planungs-​, Bau- und Um­welt­schutz­recht, ent­ge­gen­ste­hen. Ge­mäss § 30d Abs. 1 V PBG prüft die Bau­be­hör­de das Bau­ge­such auf die Über­ein­stim­mung mit den Vor­schrif­ten des öf­fent­li­chen Rechts. Sie ent­schei­det nicht über zi­vil­recht­li­che Ver­hält­nis­se. Trotz die­ser Ord­nungs­vor­schrift sind die Ver­wal­tungs­be­hör­den in ge­wis­sen Schran­ken aber be­fugt,  zi­vil­recht­li­che Vor­fra­gen selb­stän­dig zu ent­schei­den, näm­lich dann, wenn die Vor­fra­ge leicht zu be­ant­wor­ten ist und die Be­ur­tei­lung ein un­zwei­fel­haf­tes Re­sul­tat er­gibt. Dabei ist zwi­schen dem Gebot der Rechts­si­cher­heit und der Rechts­ein­heit ei­ner­seits und dem Grund­satz der Ge­wal­ten­tren­nung an­de­rer­seits ab­zu­wä­gen. Bei der Ent­schei­dung von zi­vil­recht­li­chen Vor­fra­gen ist je­doch Zu­rück­hal­tung zu üben. Der Ent­scheid über den In­halt einer Dienst­bar­keit darf – wie im vor­lie­gen­den Fall – von der Bau­be­wil­li­gungs­be­hör­de als Vor­fra­ge nur dann ge­trof­fen wer­den, wenn die­ser leicht fest­stell­bar ist und die In­ter­pre­ta­ti­on des Dienst­bar­keits­ver­tra­ges ein un­zwei­fel­haf­tes Re­sul­tat er­gibt (BGE 1C_237/2010). Setzt die Be­ur­tei­lung der Vor­fra­ge je­doch um­fang­rei­che Be­weis­mass­nah­men vor­aus, so muss dar­über die for­mell zu­stän­di­ge In­stanz ent­schei­den. Im vor­lie­gen­den Fall sieht die Bau­herr­schaft ihre Be­rech­ti­gung für die Un­ter­schrei­tung des Grenz-​ und Ge­bäu­de­ab­stan­des in einem Nä­her­bau­recht, wel­ches im Grund­buch ein­ge­tra­gen ist. Schliess­lich ist die ent­schei­den­de Frage, ob die ent­spre­chen­de In­ter­pre­ta­ti­on des als Grund­dienst­bar­keit im Grund­buch ein­ge­tra­ge­nen Nä­her­bau­rechts ein un­zwei­fel­haf­tes und kla­res Re­sul­tat er­gibt, wel­ches auch ein in einem öffentlich-​rechtlichen Bau­be­wil­li­gungs­ver­fah­ren ohne um­fang­rei­che Be­weis­mass­nah­men über­prüft wer­den kann.

Nach Art. 730 Abs. 1 ZGB kann ein Grund­stück zum Vor­teil eines an­de­ren Grund­stücks in einer Weise be­las­tet wer­den, dass sein Ei­gen­tü­mer sich be­stimm­te Ein­grif­fe des Ei­gen­tü­mers des an­de­ren Grund­stücks ge­fal­len las­sen muss oder zu des­sen Guns­ten nach ge­wis­sen Rich­tun­gen sein Ei­gen­tums­recht nicht aus­üben darf. Zur Er­rich­tung einer  Grund­dienst­bar­keit be­darf es der Ein­tra­gung in das Grund­buch (Art. 731 Abs. 1 ZGB). Das Rechts­ge­schäft über die Er­rich­tung einer Grund­dienst­bar­keit be­darf zu sei­ner Gül­tig­keit der öf­fent­li­chen Be­ur­kun­dung (Art. 732 ZGB). Die Grund­dienst­bar­keit ist als sub­jek­ti­ves, be­schränk­tes ding­li­ches Recht aus­ge­stal­tet, durch wel­ches der Ei­gen­tü­mer des herr­schen­den Grund­stücks in das Ei­gen­tums­recht des Ei­gen­tü­mers des die­nen­den Grund­stücks ein­grei­fen darf. Auf­grund ihrer ding­li­chen Aus­ge­stal­tung wirkt die Grund­dienst­bar­keit grund­sätz­lich ge­gen­über je­der­mann. Zur Dul­dung oder Un­ter­las­sung ist der Ei­gen­tü­mer des be­las­te­ten Grund­stücks ver­pflich­tet, da nur der Ei­gen­tü­mer in sei­nen Ei­gen­tums­rech­ten be­schränkt wer­den kann. Ohne Über­tra­gung des Ei­gen­tums am be­las­te­ten Grund­stück ist eine "Schuld­über­nah­me" aus­ge­schlos­sen. Im Zuge der Ei­gen­tums­über­tra­gung wer­den hin­ge­gen die aus der Grund­dienst­bar­keit flies­sen­den Pflich­ten auch ohne Zu­stim­mung des Be­rech­tig­ten über­tra­gen. So­weit sich Rech­te und Pflich­ten aus dem Ein­trag deut­lich er­ge­ben, ist die­ser für den In­halt der Dienst­bar­keit mass­ge­bend (Art. 738 Abs. 1 ZGB). Im Rah­men des Ein­trags kann sich der In­halt der Dienst­bar­keit aus ihrem Er­werbs­grund oder aus der Art er­ge­ben, wie sie wäh­rend län­ge­rer Zeit un­an­ge­foch­ten und in gutem Glau­ben aus­ge­übt wor­den ist. Den Um­fang einer Grund­dienst­bar­keit zu be­stim­men er­hält immer dann Be­deu­tung, wenn der be­las­te­te Ei­gen­tü­mer sich durch die Aus­übung des Be­rech­tig­ten über Ge­bühr ein­ge­schränkt fühlt. Mass­ge­bend ist der Wort­laut des Grund­buch­ein­trags. Wenn sich Rech­te und Pflich­ten aus die­sem Wort­laut deut­lich er­ge­ben, so ist die­ser un­ein­ge­schränkt mass­ge­bend. Der In­halt des Ver­tra­ges be­stimmt sich nach dem über­ein­stim­men­den Wil­len der Par­tei­en. Nur wenn der wirk­li­che Wil­len der Par­tei­en un­be­wie­sen ist, ist der Ver­trag nach dem Ver­trau­ens­grund­satz aus­zu­le­gen. Bei der Aus­le­gung des Dienst­bar­keits­ver­tra­ges kön­nen ge­gen­über Drit­ten, die an der Er­rich­tung der Dienst­bar­keit nicht be­tei­ligt waren und im Ver­trau­en auf das Grund­buch die ding­li­chen Rech­te er­wor­ben haben, in­di­vi­du­el­le per­sön­li­che Um­stän­de und Mo­ti­ve nicht be­rück­sich­tigt wer­den, die für die Wil­lens­bil­dung der ur­sprüng­li­chen Ver­trags­par­tei­en be­stim­mend waren, aus dem Dienst­bar­keits­ver­trag aber nicht her­vor­ge­hen und für einen un­be­tei­lig­ten Drit­ten nor­ma­ler­wei­se auch nicht er­kenn­bar sind. Die Zu­stim­mung zu einem Nä­her­bau­recht kann auch nur pro­jekt­be­zo­gen er­teilt wer­den. Davon spricht man, wenn der be­las­te­te Nach­bar seine Zu­stim­mung an ein genau de­fi­nier­tes Bau­vor­ha­ben knüpft und damit si­cher­stel­len will, dass nur sol­che Bau­ten und An­la­gen im Ab­stands­be­reich er­stellt wer­den, wie sie ge­plant und be­wil­ligt wur­den. Davon zu un­ter­schei­den ist das ge­ne­rel­le, im Grund­buch ein­ge­tra­ge­ne Nä­her­bau­recht, womit sich der je­wei­li­ge Ei­gen­tü­mer des Nach­bar­grund­stücks ver­pflich­tet, Ge­bäu­de im Ab­stands­be­reich im Vor­aus und ge­ne­rell zu dul­den. Wol­len die Nach­barn eine län­ger­fris­ti­ge und ge­gen­sei­ti­ge Si­che­rung ihrer Rech­te er­rei­chen, so drängt sich die Ein­tra­gung einer ent­spre­chen­den Dienst­bar­keit im Grund­buch auf. Dienst­bar­kei­ten wir­ken ding­lich, d.h. sie bin­den nicht nur die ak­tu­el­len, son­dern auch die künf­ti­gen Ei­gen­tü­mer.

Die An­ga­ben im Grund­buch­ein­trag und im zu­grun­de ge­leg­ten öf­fent­lich be­ur­kun­de­ten Kauf­ver­trag sind im vor­lie­gen­den Fall so klar, dass sich auch in einem Bau­be­wil­li­gungs­ver­fah­ren die Be­hör­de dar­auf ver­las­sen durf­te.

Die Be­schwer­de­füh­rer las­sen aus­füh­ren, das um­strit­te­ne Bau­ob­jekt halte den vor­ge­schrie­be­nen  Ge­bäu­de­ab­stand von 13 m nicht ein. Ge­mäss § 10 Abs. 1 V PBG ent­spricht der Ge­bäu­de­ab­stand der Summe der Grenz­ab­stän­de. Der Ge­bäu­de­ab­stand ist die kür­zes­te Ent­fer­nung zwi­schen zwei Ge­bäu­de­fas­sa­den. Ge­mäss § 15 Abs. 1 BO Zug kann der Ge­bäu­de­ab­stand ge­gen­über Bau­ten auf dem glei­chen Grund­stück ver­rin­gert oder ganz auf­ge­ho­ben wer­den, wenn keine gesundheits-​, feu­er­po­li­zei­li­chen oder an­de­ren öf­fent­li­chen In­ter­es­sen ver­letzt wer­den. Das glei­che gilt für den Ge­bäu­de­ab­stand ge­gen­über Bau­ten auf dem Nach­bar­grund­stück, so­fern der Nach­bar schrift­lich zu­ge­stimmt hat. Wird für den Grenz­ab­stand ein Nä­her­bau­recht ge­währt und von der Bau­be­hör­de ak­zep­tiert, so re­du­ziert sich in ent­spre­chen­dem Um­fang auch der er­for­der­li­che Ab­stand zu einem be­reits be­stehen­den be­nach­bar­ten Ge­bäu­de. Grenz-​ und Ge­bäu­de­ab­stän­de ste­hen näm­lich zu­ein­an­der in einem engen Zu­sam­men­hang. Die Haupt­be­deu­tung der Ab­stands­vor­schrif­ten liegt darin, dass sie die rechts­glei­che Be­hand­lung be­nach­bar­ter Grund­ei­gen­tü­mer si­chern, indem sie be­wir­ken, dass der Ge­bäu­de­ab­stand gleich­mäs­sig auf­ge­teilt und nicht der zu­erst Bau­en­de be­vor­zugt wird. Den Nach­barn steht es grund­sätz­lich frei, den Grenz­ab­stand unter sich ab­wei­chend zu ver­ein­ba­ren.

Da mit dem im Grund­buch ver­an­ker­ten Nä­her­bau­recht der Bau­herr­schaft ein Rechts­ti­tel für die Un­ter­schrei­tung des Grenz­ab­stan­des vor­liegt, ver­rin­gert sich au­to­ma­tisch auch der Ge­bäu­de­ab­stand ent­spre­chend. Nach­dem das schrift­li­che Ein­ver­ständ­nis für die Un­ter­schrei­tung des Grenz­ab­stan­des durch die Be­schwer­de­füh­rer in Form eines ding­lich ge­si­cher­ten Nä­her­bau­rechts vor­liegt, gilt dies auch für die Un­ter­schrei­tung des Ge­bäu­de­ab­stan­des. Mit der Un­ter­schrei­tung des Grenz­ab­stan­des kann auch der Ge­bäu­de­ab­stand re­du­ziert wer­den.

Die Bau­be­wil­li­gung wurde zu Recht er­teilt. Die Be­schwer­de wird ab­ge­wie­sen.

Ur­teil vom 19. Mai 2014 i.S. E. O. und wei­te­ren

Im Zo­nen­plan 2009 wurde das Grund­stück Nr. 191 der  Zone des öf­fent­li­chen In­ter­es­ses für Bau­ten und An­la­gen (Zone OelB) zu­ge­wie­sen. Gegen die­ses Ab­stim­mungs­er­geb­nis wurde Ver­wal­tungs­be­schwer­de ein­ge­reicht und be­an­tragt, das Er­geb­nis der Ur­nen­ab­stim­mung auf­zu­he­ben oder ab­zu­än­dern, so dass das Grund­stück in der Wohn­zo­ne zu lie­gen kommt.

Mit der Zu­wei­sung eines Grund­stücks in die Zone des öf­fent­li­chen In­ter­es­ses für Bau­ten und An­la­gen geht re­gel­mäs­sig ein Ver­bot pri­va­ter Bau­ten und An­la­gen ein­her. Zudem kann für die In­an­spruch­nah­me von Zonen des öf­fent­li­chen In­ter­es­ses das  Ent­eig­nungs­recht gel­tend ge­macht wer­den. In bei­dem Fäl­len han­delt es sich um er­heb­li­che Ein­grif­fe in das Grund­recht der Ei­gen­tums­frei­heit (Art. 26 BV).  Ein­schrän­kun­gen der Grund­rech­te be­dür­fen ge­mäss Art. 36 BV einer ge­setz­li­chen Grund­la­ge, müs­sen durch das öf­fent­li­che In­ter­es­se ge­recht­fer­tigt und  ver­hält­nis­mäs­sig sein. Die ge­setz­li­che Grund­la­ge muss ein­deu­tig, klar und vom zu­stän­di­gen Organ er­las­sen wor­den sein. Im vor­lie­gen­den Fall ist auf Bun­des­rechts­ebe­ne auf Art. 18 RPG zu ver­wei­sen, wel­cher be­stimmt, dass das kan­to­na­le Recht wei­te­re Nut­zungs­zo­nen vor­se­hen kann. Trotz die­ser Kann-​Vorschrift, be­steht kein Zwei­fel, dass es sich an­ge­sichts des den Kan­to­nen er­teil­ten Auf­tra­ges zur um­fas­sen­den, flä­chen­de­cken­den und si­tua­ti­ons­ge­rech­ten Nut­zungs­pla­nung um eine Pflicht der Kan­to­ne han­delt. Der Kan­ton Zug kam die­sem ge­setz­li­chen Auf­trag in Bezug auf die Zonen des öf­fent­li­chen In­ter­es­ses mit Er­lass von § 26 PBG nach. An der Aus­schei­dung einer Zone für öf­fent­li­che Nut­zun­gen muss dar­über hin­aus ein öf­fent­li­ches In­ter­es­se be­stehen. Dies er­gibt sich aus Art. 3 Abs. 4 RPG, wo­nach dem für die öf­fent­li­chen und im öf­fent­li­chen In­ter­es­se lie­gen­den Bau­ten und An­la­gen sach­ge­rech­te Stand­or­te zu be­stim­men sind. Beim Nach­weis des Be­darfs für eine im öf­fent­li­chen In­ter­es­se ste­hen­de Baute oder An­la­ge sind jene Fak­to­ren auf­zu­füh­ren, wel­che die Er­rich­tung von öf­fent­li­chen Bau­ten und An­la­gen in ab­seh­ba­rer Zeit als not­wen­dig er­schei­nen las­sen. Im Vor­der­grund steht dabei der Be­dürf­nis­nach­weis für das künf­ti­ge Pro­jekt. Ein­zu­be­zie­hen sind Aspek­te des Land­be­darfs, die Bo­den­flä­che, An­ga­ben über die an­zu­stre­ben­de Be­völ­ke­rungs­ent­wick­lung und Bau­land­re­ser­ven. Mit Blick auf den Grund­satz der haus­häl­te­ri­schen Bo­den­nut­zung hat die­ser Be­dürf­nis­nach­weis auch dar­über Aus­kunft zu geben, ob ein sol­ches Pro­jekt nicht auf einem be­reits für die­sen Zweck ge­nutz­ten Areal rea­li­siert wer­den könn­te. Zu prü­fen bleibt, ob die Zone OelB dem Grund­satz der Ver­hält­nis­mäs­sig­keit ent­spricht, d.h. ob die Zo­nie­rung ge­eig­net und er­for­der­lich ist, um das an­ge­streb­te öf­fent­li­che Ziel zu er­rei­chen und ob sich die Zo­nen­aus­wei­sung als zu­mut­bar er­weist. Raum­pla­ne­ri­sche An­ord­nun­gen er­fül­len das Gebot der Ge­eig­net­heit, wenn sie einen Bei­trag zur Rea­li­sie­rung des ver­folg­ten Zwecks leis­ten kön­nen. Vor­aus­set­zung für die Be­ja­hung der Ge­eig­net­heit ist, dass sich das zu­ge­wie­se­ne Grund­stück zur Er­fül­lung der öf­fent­li­chen In­ter­es­sen als taug­lich er­weist. Das Gebot der Er­for­der­lich­keit ver­langt, dass sich eine raum­pla­ne­ri­sche Mass­nah­me auf das für den öf­fent­li­chen Zweck Un­ab­ding­ba­re be­schränkt. Unter dem Aspekt der Ver­hält­nis­mäs­sig­keit ist schliess­lich zu prü­fen, ob zwi­schen dem an­ge­streb­ten öf­fent­li­chen Zweck und der Schwe­re des Ein­griffs in die Ei­gen­tums­ga­ran­tie ein Miss­ver­hält­nis be­steht. Des­halb ist eine In­ter­es­sen­ab­wä­gung zwi­schen den in­vol­vier­ten öf­fent­li­chen In­ter­es­sen und den be­trof­fe­nen Pri­vat­in­ter­es­sen vor­zu­neh­men. Die Zu­wei­sung eines Grund­stücks in eine Zone des öf­fent­li­chen In­ter­es­ses für Bau­ten und An­la­gen stellt zwei­fel­los eine schwe­re Ei­gen­tums­be­schrän­kung dar. Es be­steht ein er­heb­li­ches In­ter­es­se des be­trof­fe­nen Ei­gen­tü­mers, dass er sein Grund­stück sei­nen Wün­schen und Vor­stel­lun­gen ent­spre­chend ver­äus­sern, be­bau­en oder auch un­be­baut las­sen kann.

Im vor­lie­gen­den Fall stützt sich die Zu­wei­sung des Grund­stü­ckes zur Zone OelB auf eine klare ge­setz­li­che Grund­la­ge, das öf­fent­li­che In­ter­es­se ist hin­rei­chend aus­ge­wie­sen. Das öf­fent­li­che In­ter­es­se über­wiegt aus­ser­dem das pri­va­te In­ter­es­se der Be­schwer­de­füh­re­rin­nen und die Zo­nen­zu­wei­sung ist ver­hält­nis­mäs­sig.

Die Be­schwer­de wird ab­ge­wie­sen.

Ur­teil vom 26. Juni 2014 i.S. H. A. und M. R.

Ge­gen­stand des vor­lie­gen­den Be­schwer­de­ver­fah­rens ist die Frage, ob das Amt für Raum­pla­nung zu Recht oder zu Un­recht eine Be­wil­li­gung zur Un­ter­schrei­tung des  Ge­wäs­ser­ab­stan­des ge­gen­über dem Wil­den­bach er­teilt hat.

Ge­mäss Art. 36a Abs. 1 GSchG legen die Kan­to­ne nach An­hö­rung der be­trof­fe­nen Krei­se den Raum­be­darf der ober­ir­di­schen  Ge­wäs­ser fest, der er­for­der­lich ist für die Ge­währ­leis­tung fol­gen­der Funk­tio­nen ( Ge­wäs­ser­raum): a. die na­tür­li­chen Funk­tio­nen der Ge­wäs­ser; b. den Schutz vor Hoch­was­ser; c. die Ge­wäs­ser­nut­zung. Der Bun­des­rat be­stimmt auf Ver­ord­nungs­stu­fe den Rah­men, in­ner­halb des­sen die Kan­to­ne den Raum­be­darf der Ge­wäs­ser fest­le­gen müs­sen. Art. 41a GSchV de­fi­niert der Bun­des­rat den Ge­wäs­ser­raum für Fliess­ge­wäs­ser und hält unter an­de­rem fest, dass die Brei­te des Ge­wäs­ser­raums in dicht über­bau­tem Ge­biet den bau­li­chen Ge­ge­ben­hei­ten an­ge­passt wer­den kann, so­weit der Schutz vor Hoch­was­ser ge­währ­leis­tet ist. So­weit keine über­wie­gen­den In­ter­es­sen ent­ge­gen­ste­hen, kann auf die Fest­le­gung des Ge­wäs­ser­rau­mes ver­zich­tet wer­den, wenn das  Ge­wäs­ser ein­ge­dolt ist. Ge­mäss Art. 41c Abs. 1 GSchV dür­fen im Ge­wäs­ser­raum nur stand­ort­ge­bun­de­ne, im öf­fent­li­chen In­ter­es­se lie­gen­de An­la­gen wie Fuss- und Wan­der­we­ge, Fluss­kraft­wer­ke oder Brü­cken er­stellt wer­den. In dicht über­bau­tem Ge­biet kann die Be­hör­de für zo­nen­kon­for­me An­la­gen Aus­nah­men be­wil­li­gen, so­weit keine über­wie­gen­den In­ter­es­sen ent­ge­gen­ste­hen. Der un­be­stimm­te Rechts­be­griff der dicht über­bau­ten Ge­bie­te lässt den Kan­to­nen einen Spiel­raum bei der Um­set­zung der Be­stim­mun­gen zum Ge­wäs­ser­raum im Sied­lungs­ge­biet. Sinn und Zweck der Aus­nah­me­re­ge­lung im "dicht über­bau­ten Ge­biet" ist, dass Sied­lungs­ge­bie­te ver­dich­tet und Bau­lü­cken be­nutzt wer­den kön­nen, so­fern das In­ter­es­se an der Nut­zung über­wiegt. Als Kri­te­ri­en für dicht über­bau­te Ge­bie­te gel­ten eine Zentrums-​ oder Kern­zo­ne in städ­ti­schem und länd­li­chem Ge­biet oder Ent­wick­lungs­schwer­punk­te, die der Sied­lungs­ent­wick­lung nach innen die­nen, in dem sie ge­zielt nach einem über­ge­ord­ne­ten raum­pla­ne­ri­schen Kon­zept über­durch­schnitt­lich gros­se Ent­wick­lungs­po­ten­zia­le nut­zen, die sich aus einer guten Er­schlies­sungs­qua­li­tät er­ge­ben, Be­bau­bar­keit, Par­zel­len­flä­che, bau­li­che Nut­zung in der Um­ge­bung und all­fäl­li­ge öf­fent­li­che An­la­gen an Ge­wäs­sern. Unter die­sen Aspek­ten ist zu prü­fen, ob es vor­lie­gend um dicht über­bau­tes Ge­biet im Sinne von Art. 41c GschV geht. Vor­lie­gend han­delt es sich beim Grund­stück nicht um eine Kern- oder Zen­trums­la­ge, je­doch ist die­ser Stand­ort an­ge­sichts der Um­ge­bung für die bau­li­che Ver­dich­tung prä­de­sti­niert und ent­spricht auch einer er­wünsch­ten Sied­lungs­ent­wick­lung. Es han­delt sich beim Grund­stück um eine Bau­lü­cke, deren Schlies­sung sied­lungs­tech­nisch er­wünscht ist. Das Ver­wal­tungs­ge­richt ist der An­sicht, dass die­ses Grund­stück ein dicht über­bau­tes Ge­biet im Sinne von Art. 41c GSchV ist und das Er­tei­len einer Aus­nah­me­be­wil­li­gung mög­lich ist. Es blei­ben die üb­ri­gen Vor­aus­set­zun­gen von Art. 41c GSchV und von § 6 GewG zu prü­fen. Dabei er­gibt sich, dass der Aus­nah­me­be­wil­li­gung zur Un­ter­schrei­tung des Ge­wäs­ser­ab­stan­des kein er­heb­li­ches öf­fent­li­ches In­ter­es­se ent­ge­gen­steht. Mit der im Zuge der Über­bau­ung ge­plan­ten Öff­nung des ein­ge­dol­ten Wild­ba­ches wird auf einer Länge von etwas mehr als 100 m eine er­heb­li­che öko­lo­gi­sche Auf­wer­tung des Ge­bie­tes er­reicht. Die bei­den Bau­grund­stü­cke eig­nen sich auf­grund ihrer Lage in­mit­ten des Sied­lungs­ge­bie­tes und der be­reits be­stehen­den op­ti­ma­len Er­schlies­sung sehr gut zur Über­bau­ung. Die Aus­nah­me­be­wil­li­gung zur Un­ter­schrei­tung des Ge­wäs­ser­ab­stan­des ist zu Recht er­teilt wor­den.

Ge­mäss § 16 GewG um­fas­sen was­ser­bau­li­che Mass­nah­men den Aus­bau, die Si­che­rung, die Re­na­tu­rie­rung und den or­dent­li­chen be­trieb­li­chen, den aus­ser­or­dent­li­chen be­trieb­li­chen sowie den bau­li­chen Un­ter­halt von Ge­wäs­sern und den Bau und Un­ter­halt von Ge­schie­be­samm­lern und Ent­las­tungs­lei­tun­gen. In der Bau­be­wil­li­gung wird die Hoch­was­ser­schutz­fra­ge mit kei­nem Wort er­wähnt und auch in der Ver­nehm­las­sung zur Be­schwer­de nimmt der Ge­mein­de­rat nicht Stel­lung, ob­wohl die Be­schwer­de­füh­rer dies ex­pli­zit ge­rügt haben. Es ist Sache der Bau­be­wil­li­gungs­be­hör­de, im Bau­be­wil­li­gungs­ver­fah­ren zu prü­fen, ob das Bau­vor­ha­ben den was­ser­bau­li­chen Vor­ga­ben ent­spricht. Dies ist in die­sem Fall nicht ge­sche­hen. Damit ist der Sach­ver­halt, wie er der Bau­be­wil­li­gung zu­grun­de liegt, un­ge­nü­gend ab­ge­klärt wor­den. Die Bau­be­wil­li­gung wird in die­sem Sinn auf­ge­ho­ben und die Sache zur Neu­ab­klä­rung an den Ge­mein­de­rat zu­rück­ge­wie­sen.

Ur­teil vom 27. Au­gust 2014 i.S. T. F. und S. K.

Die Be­schwer­de­füh­rer be­an­stan­den, dass die Bau­herr­schaft wäh­rend des Ver­wal­tungs­be­schwer­de­ver­fah­rens ihr Pro­jekt über­ar­bei­tet und neue Pläne ein­ge­reicht habe. Dabei habe es sich nicht bloss um die Be­rei­ni­gung von Un­klar­hei­ten ge­han­delt, son­dern es sei darum ge­gan­gen, dass die von der Bau­herr­schaft vor­ge­leg­ten Pläne man­gel­haft ge­we­sen seien.

Grund­la­gen für das Bau­be­wil­li­gungs­ver­fah­ren bil­den die Bau­ein­ga­be sowie die zu­ge­hö­ri­gen Pläne. Diese wer­den häu­fig im Laufe des Ver­fah­rens ge­än­dert, sei es auf­grund von Ein­wän­den der Bau­be­wil­li­gungs­be­hör­de oder der Ein­spre­cher oder auf Wunsch des Ge­such­stel­lers selbst. Das Zuger Bau­recht re­gelt die Fol­gen von  Pro­jekt­än­de­run­gen nicht aus­drück­lich. Pa­ra­graph 45 Abs. 4 PBG be­stimmt al­ler­dings, dass der Ge­mein­de­rat in ein­fa­chen Fäl­len, ins­be­son­de­re wenn keine öf­fent­li­chen oder nach­bar­li­chen In­ter­es­sen be­rührt sind, von der Pu­bli­ka­ti­on und Auf­la­ge eines Bau­ge­suchs ab­se­hen kann. Dar­aus kann ohne Will­kür ge­fol­gert wer­den, dass ein ab­ge­än­der­tes Bau­pro­jekt nicht neu pu­bli­ziert und auf­ge­legt wer­den muss, so­fern das Bau­vor­ha­ben in den Grund­zü­gen ge­wahrt bleibt und keine öf­fent­li­chen oder nach­bar­li­chen In­ter­es­sen be­rührt wer­den. Ein Bau­vor­ha­ben gilt als in den Grund­zü­gen ge­wahrt, wenn seine Haupt­merk­ma­le wie die Er­schlies­sung, der Stand­ort, die äus­se­ren Masse, die Ge­schoss­zahl, die Ge­schos­s­ein­tei­lung oder die Zweck­be­stim­mung nicht we­sent­lich ge­än­dert wer­den. Nach herr­schen­der Pra­xis be­darf eine Pro­jekt­än­de­rung, bei wel­cher das Bau­vor­ha­ben in sei­nen Grund­zü­gen gleich bleibt, kei­nes neuen Ge­su­ches.

Die Be­schwer­de­füh­rer ma­chen im vor­lie­gen­den Fall wei­ter gel­tend, dass zu Un­recht drei Voll­ge­schos­se be­wil­ligt wor­den seien. Ihrer Mei­nung nach zähle das Erd­ge­schoss wie zwei Voll­ge­schos­se, das die­ses am höchs­ten Punkt mehr als 3 Meter über dem  ge­wach­se­nen Ter­rain liege. Zudem sind die Be­schwer­de­füh­rer der An­sicht, das vor­lie­gen­de Bau­pro­jekt ver­let­ze den Grenz­ab­stand ge­gen­über der Stras­se. Schliess­lich sei die kom­mu­na­le Bau­ord­nung als lex spe­cia­lis zu be­ach­ten.

Ge­mäss § 14 Abs. 1 V PBG liegt der Fuss­bo­den des Erd­ge­schos­ses ent­we­der höchs­tens 1,2 m über dem tiefs­ten oder 0,3 m über dem höchs­ten Punkt des ge­wach­se­nen Ter­rains längs der Ge­bäu­de­fas­sa­de. Liegt der Fuss­bo­den höher als 3 m über dem tiefs­ten Punkt des ge­wach­se­nen Ter­rains längs der Ge­bäu­de­fas­sa­de, zählt das Erd­ge­schoss als zwei Ge­schos­se. Nach § 4c V PBG ent­spricht das ge­wach­se­ne Ter­rain dem na­tür­li­chen Ver­lauf des Bo­dens. Klei­ne Ge­län­deu­ne­ben­hei­ten in­ner­halb der Ge­bäu­de­fas­sa­de wer­den ver­nach­läs­sigt. Ver­än­de­run­gen des na­tür­li­chen Ver­laufs des Bo­dens sind un­be­acht­lich, wenn sie über 15 Jahre zu­rück­lie­gen oder ge­ring­fü­gig sind. Als ge­wach­se­ner Boden gilt grund­sätz­lich der bei Ein­rei­chung des Bau­ge­suchs be­stehen­de Ter­rain­ver­lauf. Die Um­stän­de, wie der ge­wach­se­ne Boden ent­stan­den ist, sind un­be­deu­tend. Er ist viel­mehr ein Fak­tum, von dem aus­zu­ge­hen ist und wird mit Hilfe von be­stehen­den  Hö­hen­kur­ven­plä­nen und  Ter­rain­ko­ten be­stimmt. Der ge­wach­se­ne Boden um­fasst die ge­sam­te Ober­flä­che eines Grund­stü­ckes ohne die Ober­flä­chen von be­stehen­den Bau­ten und An­la­gen. Zu be­ach­ten sind nicht nur die na­tur­be­las­se­nen Be­rei­che, son­dern auch die künst­lich ge­schaf­fe­nen und ver­än­der­ten Flä­chen. Der ge­setz­li­che Bau­ab­stand von öf­fent­li­chen Stras­sen ge­währ­leis­tet die Ver­kehrs­über­sicht, schützt die An­stös­ser vor läs­ti­gen Aus­wir­kun­gen des Stras­sen­ver­kehrs und die Stras­sen­be­nüt­zer vor Ge­fähr­dun­gen aus den an­stos­sen­den Grund­stü­cken. Der Stras­sen­ab­stand er­setzt den Grenz­ab­stand zur Stras­sen­par­zel­le und er­füllt für Bau­ten, die sich über die Stras­sen hin­weg ge­gen­über­lie­gen, die Funk­ti­on des Ge­bäu­de­ab­stan­des. Pa­ra­graph 17 Abs. 1 des zu­ge­ri­schen Ge­set­zes über Stras­sen und Wege (GSW) ver­langt einen  Min­dest­ab­stand von 6 m ge­gen­über Kan­tons­stras­sen und von 4 m ge­gen­über Ge­mein­de­stras­sen. Kom­men die kan­to­na­len Re­geln über den Stras­sen­ab­stand ge­mäss Stras­sen­ge­setz zur An­wen­dung, bleibt kein Raum mehr für ab­wei­chen­de Re­ge­lun­gen in den kom­mu­na­len Bau­ord­nun­gen. Das kan­to­na­le Recht geht ge­meind­li­chen Re­ge­lun­gen als  lex spe­cia­lis und als über­ge­ord­ne­tes Recht vor.

Die Be­schwer­de­füh­rer be­an­stan­den, dass die Pro­jekt­än­de­rung für die  Sicht­ber­men für das be­nach­bar­te Grund­stück nichts ge­bracht habe und der Park­platz nicht ver­scho­ben, son­dern nur ver­brei­tert wor­den sei.

Ge­mäss § 18 Abs. 1 lit. b GSW un­ter­lie­gen Zu­fahr­ten und Ein­mün­dun­gen für ge­meind­li­che Stras­sen der Be­wil­li­gung durch die zu­stän­di­ge Ge­mein­de­be­hör­de. Nach § 5 Abs. 1 BO Walch­wil sind sämt­li­che Ein- und Aus­fahr­ten so an­zu­le­gen, dass durch ihre Be­nüt­zung nie­mand ge­fähr­det oder be­hin­dert wird. Dabei sind die Be­stim­mun­gen der Bau­ord­nung zu den  Par­kie­rungs­vor­schrif­ten (§ 37) zu be­ach­ten. Dem­nach sind bei Neu­bau­ten ge­nü­gend  Ab­stell­plät­ze für die Fahr­zeu­ge der Be­nut­zer und Be­su­cher zu schaf­fen. Die Ab­stell­plät­ze müs­sen auf pri­va­tem Grund in nütz­li­cher Di­stanz zur Lie­gen­schaft, der sie zu die­nen haben, lie­gen und dau­ernd als sol­che be­nützt wer­den kön­nen. Die Park­plät­ze müs­sen eine aus­rei­chen­de Grös­se auf­wei­sen sowie überbauungs-​ und ver­kehrs­ge­recht an­ge­ord­net wer­den. Park­plät­ze in Fuss­gän­ger­be­rei­chen, an Geh- und Rad­we­gen sowie an Stras­sen sind wenn mög­lich mit Grün­strei­fen, Be­pflan­zun­gen und an­de­ren ge­stal­te­ri­schen Mit­teln ab­zu­tren­nen. Die Kunden-​ und Be­su­cher­park­plät­ze müs­sen ent­spre­chend ge­kenn­zeich­net und aus­ge­stal­tet wer­den, damit sie für ihre Be­stim­mung von an­de­ren Nut­zun­gen dau­ernd frei­ge­hal­ten wer­den kön­nen.

Die Be­schwer­de­füh­rer brin­gen schliess­lich vor, das Bau­vor­ha­ben ver­let­ze die Ein­ord­nungs­vor­schrif­ten. Es trete turm­ar­tig in Er­schei­nung und falle im Quar­tier als Fremd­kör­per auf. Es nehme weder Stei­ge­rung der Stras­se noch des Han­ges auf und passe sich nicht den in un­mit­tel­ba­rer Um­ge­bung lie­gen­den Ge­bäu­den an, die mit ma­xi­mal zwei Ge­schos­sen aus dem Boden ragen wür­den.

Ge­mäss § 8 Abs. 1 BO Walch­wil müs­sen sich Ge­bäu­de hin­sicht­lich Grös­se, Lage, Ge­stal­tung und Ober­flä­che des Bau­kör­pers sowie des­sen Aus­sen­raum so in die Um­ge­bung ein­ord­nen, dass eine gute Ge­samt­wir­kung ent­steht. Für die De­fi­ni­ti­on der re­le­van­ten Um­ge­bung im Sinne von § 8 BO Walch­wil sind ei­ner­seits to­po­gra­phi­sche Ge­ge­ben­hei­ten, die Sied­lungs­struk­tur und die vor­han­de­nen Bau­ten und An­la­gen her­an­zu­zie­hen, an­de­rer­seits die Ge­mein­sam­kei­ten der in­vol­vier­ten Bau­ten in Bezug auf die Nut­zungs­ord­nung.

Die Be­schwer­de wird ab­ge­wie­sen.

Ur­teil vom 30. Sep­tem­ber 2014 i.S. W. M.

Im vor­lie­gen­den Fall ist dem Be­schwer­de­füh­rer die Ver­fü­gung des Amtes für Raum­pla­nung nicht er­öff­net wor­den. Dies ist ein Ver­fah­rens­feh­ler. Gleich­zei­tig wurde damit das recht­li­che Gehör ver­letzt und es ist des­halb zu prü­fen, ob diese Ge­hörs­ver­let­zung in die­sem Ver­fah­ren aus­nahms­wei­se ge­heilt wer­den kann. Dies ist dann der Fall, wenn die be­trof­fe­ne Per­son die Mög­lich­keit er­hält, sich vor einer Rechts­mit­tel­in­stanz zu äus­sern, die in Bezug auf die strit­ti­ge Frage über die glei­che Ko­gni­ti­on ver­fügt wie die Vor­in­stanz, so dass sie eine Prü­fung in glei­chem Um­fang vor­neh­men kann. Von einer Rück­wei­sung ist vor allem dann ab­zu­se­hen, wenn diese zu einem for­ma­lis­ti­schen Leer­lauf und damit zu un­nö­ti­gen Ver­zö­ge­run­gen füh­ren würde, die mit dem In­ter­es­se an einer för­der­li­chen Be­ur­tei­lung der Sache nicht zu ver­ein­ba­ren sind (BGE 137 I 195). Im vor­lie­gen­den Fall wuss­te der Be­schwer­de­füh­rer um das Vor­lie­gen der Ver­fü­gung. Wäh­rend des Be­schwer­de­ver­fah­rens hatte der Be­schwer­de­füh­rer mehr­mals Ge­le­gen­heit seine Ein­wän­de vor­zu­brin­gen. Unter die­sen Um­stän­den muss die  Ver­let­zung des recht­li­chen Ge­hörs als ge­heilt be­trach­tet wer­den.

Der Be­schwer­de­füh­rer be­an­stan­det, der Arm­brust­schüt­zen­ge­sell­schaft sei zu Un­recht eine Ver­grös­se­rung der An­la­ge be­wil­ligt wor­den. Ge­mäss Art. 24c Abs. 1 RPG wer­den be­stim­mungs­ge­mäss nutz­ba­re Bau­ten und An­la­gen aus­ser­halb der Bau­zo­nen, die nicht mehr zo­nen­kon­form sind, in ihrem Be­stand grund­sätz­lich ge­schützt. Sol­che Bau­ten und An­la­gen kön­nen mit Be­wil­li­gung der zu­stän­di­gen Be­hör­de er­neu­ert, teil­wei­se ge­än­dert, mass­voll er­wei­tert oder wie­der­auf­ge­baut wer­den, so­fern sie recht­mäs­sig er­stellt oder ge­än­dert wor­den sind. Ge­mäss Art. 41 RPV ist Art. 24c RPG an­wend­bar auf Bau­ten und An­la­gen, die recht­mäs­sig er­stellt oder ge­än­dert wor­den sind, bevor das be­tref­fen­de Grund­stück Be­stand­teil des Nicht­bau­ge­bie­tes im Sinne des Bun­des­rechts wurde. Ge­mäss Art. 41 Abs. 1 RPV gilt eine Än­de­rung als teil­wei­se und eine Er­wei­te­rung als mass­voll, wenn die Iden­ti­tät der Baute oder An­la­ge ein­schliess­lich ihrer Um­ge­bung in den we­sent­li­chen Zügen ge­wahrt bleibt. Ob dies der Fall ist, ist unter Wür­di­gung der ge­sam­ten Um­stän­de zu prü­fen. Eine teil­wei­se Än­de­rung der An­la­ge, die im Jahr 1970 er­stellt wurde und damit die  Be­sitz­stands­ga­ran­tie von Art. 24c RPG in An­spruch neh­men darf, ist so­weit zu­läs­sig, als die Iden­ti­tät der Baute und An­la­ge ein­schliess­lich ihrer vom Bau­wil­li­gen be­ein­fluss­ba­ren Um­ge­bung in den we­sent­li­chen Zügen ge­wahrt bleibt. Fehlt es an der Iden­ti­tät, so liegt eine voll­stän­di­ge Än­de­rung vor, die nicht be­wil­ligt wer­den kann. Der Iden­ti­täts­be­griff er­laubt es, dass teil­wei­se Än­de­run­gen ein­mal oder auch in meh­re­ren Schrit­ten er­fol­gen kön­nen, je­doch in ihrer Summe nur bis zur ge­setz­li­chen Ober­gren­ze, näm­lich bis zum Punkt, in dem die Iden­ti­tät der Ge­samt­an­la­ge nicht mehr ge­wahrt ist. Iden­ti­tät setzt vor­aus, dass die We­sens­gleich­heit der Baute hin­sicht­lich des Um­fangs, des äus­se­ren Er­schei­nungs­bil­des sowie der Zweck­be­stim­mung ge­wahrt bleibt und keine we­sent­li­chen neuen Aus­wir­kun­gen auf die Nut­zungs­ord­nung, Er­schlies­sung und Um­welt ge­schaf­fen wer­den. Ge­for­dert wird nicht die völ­li­ge Gleich­heit von Alt und Neu, son­dern die Iden­ti­tät be­zieht sich auf die "we­sent­li­chen Züge" des Ob­jekts. Im vor­lie­gen­den Fall wird das äus­se­re Er­schei­nungs­bild des Schei­ben­stan­des in­so­fern ver­än­dert, als sich bei den Schuss­bah­nen die Schei­ben durch die Ver­län­ge­rung des Vor­dachs und die Blen­de sowie die Iso­la­ti­on mit schall­däm­men­dem Ma­te­ri­al op­tisch ver­än­dert prä­sen­tie­ren wer­den. Die Iden­ti­tät der An­la­ge als Armbrust-​Schiessstand bleibt in den we­sent­li­chen Zügen ge­wahrt.

Zu prü­fen bleibt, wel­che ge­setz­li­chen Vor­ga­ben zu be­ach­ten sind, die das Armbrust-​Schiessen im Hin­blick auf die sich aus dem Schies­sen er­ge­ben­den  Lärm­im­mis­sio­nen ein­schrän­ken. In Art. 11 USG ist fest­ge­hal­ten, dass Luft­ver­un­rei­ni­gun­gen, Lärm, Er­schüt­te­run­gen und Strah­len durch Mass­nah­men bei der Quel­le be­grenzt wer­den. Die Im­mis­si­ons­grenz­wer­te für Lärm und Er­schüt­te­run­gen sind so fest­zu­le­gen, dass nach dem Stand der Wis­sen­schaft oder der Er­fah­rung Im­mis­sio­nen un­ter­halb die­ser Werte die Be­völ­ke­rung nicht er­heb­lich stö­ren (Art. 15 USG). Der Im­mis­si­ons­grenz­wert hat die Funk­ti­on der Grenz­zie­hung zwi­schen nicht-​übermässigen und über­mäs­si­gen schäd­li­chen und läs­ti­gen Ein­wir­kun­gen. Dem Pla­nungs­wert liegt das Vor­sor­ge­prin­zip zu­grun­de. D.h. wo die Lärm­be­las­tung heute noch ge­ring ist, gilt es zu ver­mei­den, dass die Im­mis­si­ons­grenz­wer­te "aus­ge­schöpft" wer­den. Be­stehen für eine Lärm­quel­le keine Be­las­tungs­grenz­wer­te, so muss die Voll­zugs­be­hör­de den Be­ur­tei­lungs­mass­stab sel­ber be­stim­men, wobei sie sich an den glei­chen Kri­te­ri­en wie der Bun­des­rat beim Er­lass von Grenz­wer­ten zu ori­en­tie­ren hat.

Ge­mäss Art. 11 Abs. 2 USG sind Emis­sio­nen im Rah­men der Vor­sor­ge so weit zu be­gren­zen, als dies tech­nisch und be­trieb­lich mög­lich und wirt­schaft­lich trag­bar ist. Emis­sio­nen wer­den ge­mäss Art. 12 lit. c USG bei­spiels­wei­se durch Verkehrs-​ und Be­triebs­vor­schrif­ten be­grenzt. Bei orts­fes­ten An­la­gen, die we­sent­lich zur Über­schrei­tung der Im­mis­si­ons­grenz­wer­te bei­tra­gen, ord­net die Voll­zugs­be­hör­de nach An­hö­ren der In­ha­ber der An­la­gen die not­wen­di­gen Sa­nie­run­gen an. Die An­la­gen müs­sen so­weit sa­niert wer­den, als dies tech­nisch und be­trieb­lich sowie wirt­schaft­lich trag­bar ist. Im vor­lie­gen­den Fall ist zu be­ach­ten, dass die bei­den Gut­ach­ten von einem Schiess­be­trieb ge­mäss Be­triebs­re­gle­ment der Arm­brust­schüt­zen­ge­sell­schaft aus­ge­hen. Die­ses Be­triebs­re­gle­ment bil­det die Basis der Be­gut­ach­tung, wel­che von Schiess­zei­ten ge­mäss Re­gle­ment aus­geht.

Ge­mäss Art. 37a Abs. 1 LSV wäre der Ge­mein­de­rat ver­pflich­tet ge­we­sen, in sei­nem Ent­scheid über das Bau­ge­such der Arm­brust­schüt­zen­ge­sell­schaft die zu­läs­si­gen Lärm­im­mis­sio­nen fest­zu­le­gen. Ge­stützt auf die Grund­la­ge des Gut­ach­tens und auf die durch die Rea­li­sie­rung des Bau­vor­ha­bens zu er­war­ten­de deut­li­che Ver­min­de­rung des Schiess­lärms muss der Ge­mein­de­rat de­fi­ni­tiv dar­über be­fin­den, wann, zu wel­chen Zei­ten und wie lange je­weils der Schiess­be­trieb je­weils auf­recht­erhal­ten wer­den darf. Dies hat er nicht getan. In der Bau­be­wil­li­gung feh­len die ent­spre­chen­den An­ord­nun­gen.

Die Be­schwer­de gegen die Er­tei­lung der Bau­be­wil­li­gung für die lärm­schutz­recht­li­che Sa­nie­rung des Arm­brust­schüt­zen­stan­des wird in­so­fern gut­ge­heis­sen, als die Be­schwer­de­sa­che zum Er­lass bzw. zur Ge­neh­mi­gung des Be­triebs­re­gle­ments an den Ge­mein­de­rat zu­rück­ge­wie­sen wird.

In bau­recht­li­cher Hin­sicht wird die Be­schwer­de ab­ge­wie­sen.

Ur­teil vom 30. Sep­tem­ber 2014 i.S. H. A.

Der Be­schwer­de­füh­rer be­an­trag­te, die Bau­be­wil­li­gung für das neue Labor-​ und Ver­wal­tungs­ge­bäu­de auf dem GS 456 könne erst er­teilt wer­den, wenn für das Ge­biet eine  Me­te­or­was­ser­ka­na­li­sa­ti­on er­stellt sei.

Bau­ten und An­la­gen dür­fen nur mit be­hörd­li­cher Be­wil­li­gung er­rich­tet oder ge­än­dert wer­den (Art. 22 Abs. 1 RPG). Vor­aus­set­zung einer Be­wil­li­gung ist, dass die Bau­ten und An­la­gen der Nut­zungs­zo­ne ent­spre­chen und das Land er­schlos­sen ist (Art. 22 Abs. 2 RPG). Vor­be­hal­ten blei­ben die üb­ri­gen Vor­aus­set­zun­gen des Bun­des­rechts und des kan­to­na­len Rechts. Zu den Vor­schrif­ten des Bun­des­rechts, wel­che im Bau­be­wil­li­gungs­ver­fah­ren re­gel­mäs­sig ein­schlä­gig sind, ge­hö­ren die Be­stim­mun­gen des Um­welt­rechts. Im Be­reich der Ge­wäs­ser­schutz­ge­setz­ge­bung ist Art. 17 GSchG zu be­ach­ten, wo­nach Bau­be­wil­li­gun­gen für Neu- und Um­bau­ten nur er­teilt wer­den dür­fen, wenn die ent­spre­chen­den im Ge­setz fest­ge­leg­ten ab­was­ser­tech­ni­schen Vor­aus­set­zun­gen er­füllt sind. Zu prü­fen ist wei­ter, ob das Land er­schlos­sen ist. Bau­ten und An­la­gen dür­fen nur auf Grund­stü­cken er­stellt wer­den, die bau­reif sind oder deren  Bau­rei­fe zu­min­dest auf die Fer­tig­stel­lung hin ge­si­chert sein muss. Ein Grund­stück ist bau­reif, wenn die für die be­tref­fen­de Nut­zung hin­rei­chen­de Zu­fahrt be­steht und die er­for­der­li­chen Wasser-​, Energie-​ sowie Ab­was­ser­lei­tun­gen so nahe her­an­füh­ren, dass ein An­schluss ohne er­heb­li­chen Auf­wand mög­lich ist (§ 19 Abs. 1 RPG). Bau­zo­nen wer­den durch das Ge­mein­we­sen in­ner­halb der im Er­schlies­sungs­pro­gramm vor­ge­se­he­nen Fris­ten er­schlos­sen. Ge­mäss § 32a Abs. 1 PBG sind die Ge­mein­den für die zeit­ge­rech­te Er­schlies­sung der Bau­zo­nen ver­ant­wort­lich. Die Er­stel­lung öf­fent­li­cher Ka­na­li­sa­ti­ons­lei­tun­gen wie auch der An­schluss der Ge­bäu­de an diese Lei­tun­gen rich­tet sich nach dem Ge­wäs­ser­schutz­recht des Bun­des. Das Ge­wäs­ser­schutz­ge­setz des Bun­des un­ter­schei­det in Art. 4 lit. e drei ver­schie­de­ne Arten von Ab­was­ser, näm­lich das durch häus­li­chen, in­dus­tri­el­len, land­wirt­schaft­li­chen oder sons­ti­gen Ge­brauch ver­än­der­te Was­ser (Schmutz­was­ser), das in der Ka­na­li­sa­ti­on ste­tig ab­flies­sen­de Was­ser sowie das von be­bau­ten oder be­fes­tig­ten Flä­chen ab­flies­sen­de Nie­der­schlags­was­ser (Me­te­or­was­ser). Der In­ha­ber der Ka­na­li­sa­ti­on ist ver­pflich­tet, das Ab­was­ser auf­zu­neh­men und der zen­tra­len Ab­was­ser­rei­ni­gungs­an­la­ge zu­zu­füh­ren (Art. 11 Abs. 3 GSchG). Bau­be­wil­li­gun­gen für Neu- und Um­bau­ten dür­fen nur er­teilt wer­den, wenn im Be­reich öf­fent­li­cher Ka­na­li­sa­tio­nen ge­währ­leis­tet ist, dass das ver­schmutz­te Ab­was­ser in die Ka­na­li­sa­ti­on ein­ge­lei­tet oder land­wirt­schaft­lich ver­wer­tet wird (Art. 17 lit. a GSchG). Die Ent­wäs­se­rung einer Ort­schaft er­folgt im Trenn-​ oder Misch­sys­tem, wobei auch Kom­bi­na­tio­nen mög­lich sind. Ge­mäss Art. 5 GSchV sor­gen die Kan­to­ne für die Er­stel­lung von ge­ne­rel­len  Ent­wäs­se­rungs­plä­nen (GEP), die in den Ge­mein­den einen sach­ge­mäs­sen Ge­wäs­ser­schutz und eine zweck­mäs­si­ge Sied­lungs­ent­wäs­se­rung ge­währ­leis­ten. Der GEP legt unter an­de­rem min­des­tens die Ge­bie­te fest, für die die öf­fent­li­che Ka­na­li­sa­ti­on zu er­stel­len ist und die Ge­bie­te, in denen das von be­bau­ten oder be­fes­tig­ten Flä­chen ab­flies­sen­de Nie­der­schlags­was­ser ge­trennt vom an­de­ren Ab­was­ser zu be­sei­ti­gen ist.

Die Be­schwer­de wird ab­ge­wie­sen, so­weit dar­auf ein­ge­tre­ten wer­den kann.

Ur­teil vom 10. No­vem­ber 2014 i.S. W. R.

Vor­lie­gend muss ge­prüft wer­den, ob die vom Be­schwer­de­füh­rer ver­lang­te un­an­ge­kün­dig­te Durch­füh­rung eines Au­gen­scheins an der Montesso­ri Schu­le zwi­schen 07.45 und 08.30 Uhr rech­tens war. Der Be­schwer­de­füh­rer be­an­trag­te einen un­an­ge­kün­dig­ten Au­gen­schein als Be­weis­mit­tel gut­zu­heis­sen. Der Be­schwer­de­füh­rer for­der­te, dass der Au­gen­schein ohne An­kün­di­gung über­ra­schend vor­ge­nom­men wer­den soll. Diese Vor­ge­hens­wei­se wurde von der Bau­di­rek­ti­on ab­ge­lehnt. In der Folge mach­te sie eine Ter­min­um­fra­ge, an wel­cher sich der Be­schwer­de­füh­rer nicht be­tei­lig­te. Trotz­dem setz­te die Bau­di­rek­ti­on den Au­gen­schein an, unter An­ga­be der Grün­de, wes­halb sie auf einen Über­ra­schungs­be­such ver­zich­te. Der Be­schwer­de­füh­rer be­schwer­te sich gegen die Form der Durch­füh­rung des Au­gen­scheins beim Re­gie­rungs­rat.

Die An­ord­nung einer Be­weis­mass­nah­me, wie dies ein  Au­gen­schein dar­stellt, er­folgt mit­tels einer pro­zess­lei­ten­den Ver­fü­gung. Eine sol­che schliesst de­fi­ni­ti­ons­ge­mäss das Ver­fah­ren nicht ab, son­dern führt es im Rah­men der Rechts­hän­gig­keit zum End­ent­scheid. Es han­delt sich dabei um einen Zwi­schen­ent­scheid. Die Frage, ob Zwi­schen­ent­schei­de selbst­stän­dig an­fecht­bar sind, ist im VRG nicht ge­re­gelt. Je­doch ist nach Art. 93 Abs. 1 lit. a BGG gegen selbst­stän­dig er­öff­ne­te Vor- und Zwi­schen­ent­schei­de die Be­schwer­de zu­läs­sig, wenn sie einen nicht wie­der gut­zu­ma­chen­den Nach­teil be­wir­ken kön­nen. Ar­ti­kel 111 BGG be­stimmt, dass sich am Ver­fah­ren vor allen kan­to­na­len Vor­in­stan­zen als Par­tei be­tei­li­gen kön­nen muss, wer zur Be­schwer­de an das Bun­des­ge­richt be­rech­tigt ist. Dar­aus er­gibt sich, dass von Bun­des­rechts wegen die in Art. 93 BGG for­mu­lier­ten Ein­tre­tens­vor­aus­set­zun­gen auch im zu­ge­ri­schen Ver­wal­tungs­pro­zess zur An­wen­dung ge­lan­gen müs­sen. Von einem  nicht wie­der gut­zu­ma­chen­der Nach­teil wird ge­spro­chen, wenn die­ser auch durch ein nach­fol­gend güns­ti­ges Ur­teil nicht mehr oder nicht mehr voll­stän­dig be­ho­ben wer­den kann. Bei Zwi­schen­ent­schei­den be­tref­fend die Be­weis­füh­rung hat das Bun­des­ge­richt einen Nach­teil recht­li­cher Natur ver­neint. Es hat wie­der­holt fest­ge­hal­ten, dass es im Re­gel­fall mög­lich ist, mit einem Rechts­mit­tel gegen den End­ent­scheid zu er­wir­ken, dass der zu Un­recht ver­wei­ger­te Be­weis er­ho­ben wird oder um­ge­kehrt, die Er­geb­nis­se eines zu Un­recht er­ho­be­nen Be­wei­ses aus den Akten ge­wie­sen wer­den. Es ist rich­tig, dass der Au­gen­schein als Folge der Be­schwer­de nicht hätte durch­ge­führt, son­dern ver­scho­ben wer­den sol­len. An­de­rer­seits ist es nach­voll­zieh­bar, dass an­ge­sichts der knap­pen hin­ter­ein­an­der­lie­gen­den Daten die Bau­di­rek­ti­on fak­tisch noch keine Kennt­nis von der Be­schwer­de hatte. Tat­säch­lich könn­te man sich fra­gen, ob es hier nicht sogar an­ge­bracht ge­we­sen wäre, dass der Rechts­ver­tre­ter des Be­schwer­de­füh­rers auch sei­ner­seits die Bau­di­rek­ti­on über seine Be­schwer­de hätte in Kennt­nis set­zen sol­len, nach­dem er sogar im vor Ge­richt hän­gi­gen Ver­fah­ren nicht davon absah, die Bau­di­rek­ti­on in die­ser An­ge­le­gen­heit wie­der di­rekt an­zu­schrei­ben. Un­ge­ach­tet der Tat­sa­che, dass die An­set­zung des Au­gen­scheins aus heu­ti­ger Sicht un­ge­schickt er­scheint, än­dert dies nichts an der recht­li­chen Be­ur­tei­lung, dass die An­ord­nung die­ser Be­weis­mass­nah­me kei­nen nicht wie­der gut­zu­ma­chen­den Nach­teil für den Be­schwer­de­füh­rer be­wir­ken konn­te.

Auf die vor­lie­gen­de Be­schwer­de kann nicht ein­ge­tre­ten wer­den. Es muss und darf an die­ser Stel­le nicht ma­te­ri­ell be­ur­teilt wer­den, ob der Re­gie­rungs­rat den an­ge­kün­dig­ten und ohne Teil­nah­me des Be­schwer­de­füh­rers durch­ge­führ­ten Au­gen­schein als Be­weis­mass­nah­me zu­las­sen kann und wie er ihn zu wür­di­gen hat.

Ur­teil vom 23. De­zem­ber 2014 i.S. E. W.

Vor­lie­gend war zu prü­fen, ob der Ro­dungs­ent­scheid der Di­rek­ti­on des In­nern recht­lich kor­rekt war und ob die ge­sam­te be­stock­te Flä­che zwi­schen Stras­sen­bau­li­nie und heu­ti­ger Bau­zo­ne (Flä­che "E") als Wald im Sinne des Ge­set­zes zu qua­li­fi­zie­ren ist.

Strit­tig ist, ob der Re­gie­rungs­rat Recht ver­letz­te, als er im Ge­neh­mi­gungs­ent­scheid vom 28. Ja­nu­ar 2014 ver­füg­te, die Flä­che "E" im von der Ge­mein­de­ver­samm­lung am 12. De­zem­ber 2012 be­schlos­se­nen Zo­nen­plan müsse grün ein­ge­färbt wer­den, d.h. als Wald im Sinne des Ge­set­zes. Recht­lich be­wirk­te diese An­ord­nung, dass die von der Ge­mein­de­ver­samm­lung be­schlos­se­ne Ein­zo­nung die­ser Flä­che in die Bau­zo­ne W2 nicht ge­neh­migt, bzw. wie­der rück­gän­gig ge­macht wurde. Die Ab­än­de­rung er­folg­te im or­dent­li­chen Ver­fah­ren nach § 39 PBG. Am Schluss sol­cher Ver­fah­ren steht die Ge­neh­mi­gung des neuen Zo­nen­plans durch den Re­gie­rungs­rat (§ 42 PBG). Die Prü­fung des Re­gie­rungs­ra­tes er­streckt sich dabei auf Über­ein­stim­mung des Zo­nen­plans mit dem eid­ge­nös­si­schen und kan­to­na­len Recht. Die vom Re­gie­rungs­rat ver­wei­ger­te Um­zo­nung, wel­che der Ge­mein­de­rat an­ficht, ist somit eine di­rek­te Folge des Ro­dungs­ent­scheids. Die Frage, ob die ver­wei­ger­te Um­zo­nung recht­mäs­sig war, lässt sich nur be­ant­wor­ten, wenn fest­steht, ob der Ro­dungs­ent­scheid mit Blick auf das frag­li­che Ge­biet kor­rekt war. Die Di­rek­ti­on des In­nern hat einen Teil der frag­li­chen Wald­flä­che zur tem­po­rä­ren Ro­dung frei­ge­ge­ben. Der Ge­mein­de­rat ist je­doch der An­sicht, dass die Flä­che "E" nach einer Wie­der­auf­fors­tung der Ge­bie­te, die tem­po­rär ge­ro­det wer­den sol­len, die Wald­funk­tio­nen nicht mehr er­fül­len könne und somit nicht mehr als Wald zu qua­li­fi­zie­ren sei. Der Ge­mein­de­rat Walch­wil wehrt sich da­ge­gen, dass die Di­rek­ti­on des In­nern im Ro­dungs­ent­scheid einen Teil der frag­li­chen Wald­flä­che nur zur tem­po­rä­ren Ro­dung frei­gab und nicht zur de­fi­ni­ti­ven.

Als  Ro­dung gilt die dau­ern­de oder vor­über­ge­hen­de Zweck­ent­frem­dung von Wald­bo­den (Art. 4 WaG). Nach Art. 5 Abs. 1 WaG sind Ro­dun­gen ver­bo­ten. Eine Aus­nah­me­be­wil­li­gung darf er­teilt wer­den, wenn der Ge­such­stel­ler nach­weist, dass für die Ro­dung wich­ti­ge Grün­de be­stehen, die das In­ter­es­se an der Wald­er­hal­tung über­wie­gen und alle wei­te­ren Vor­aus­set­zun­gen des Ge­set­zes er­füllt sind (Art. 5 Abs. 2 lit. a-c WaG). Nicht als wich­ti­ge Grün­de gel­ten fi­nan­zi­el­le In­ter­es­sen, wie die mög­lichst ein­träg­li­che Nut­zung des Bo­dens oder die bil­li­ge Be­schaf­fung von Land für nicht­forst­li­che Zwe­cke (Art. 5 Abs. 3 WaG). Jede Ro­dung be­deu­tet somit eine Aus­nah­me, deren Ge­wäh­rung an die strik­te Be­ach­tung der ge­setz­li­chen Vor­aus­set­zun­gen ge­bun­den ist. Die Di­rek­ti­on des In­nern hat kein Recht ver­letzt, als sie in der Ro­dungs­be­wil­li­gung nicht nur den­je­ni­gen Teil des heu­ti­gen Wald­are­als, der der­einst von der ge­plan­ten neuen Stras­se, in­klu­si­ve Stütz­mau­ern in An­spruch ge­nom­men wer­den wird, zur de­fi­ni­ti­ven Ro­dung frei­gab, son­dern auch einen par­al­lel dazu ver­lau­fen­den Wald­strei­fen zur tem­po­rä­ren Ro­dung. Es war kor­rekt, dass sie diese zu­sätz­lich aus­zu­schei­den­de Ro­dungs­flä­che auf das bau­tech­nisch Not­we­ni­ge be­schränk­te und die tem­po­rä­re Ro­dungs­flä­che nicht zu­sätz­lich er­wei­ter­te.

Der Ge­mein­de­rat ist der Mei­nung, der ver­blei­ben­de Wald­strei­fen sei nach einer Wie­der­auf­fors­tung der zur tem­po­rä­ren Ro­dung frei­ge­ge­be­nen Flä­che kein Wald im wald­recht­li­chen Sinne mehr.

Als  Wald gilt jede Flä­che, die mit Wald­bäu­men oder Wald­sträu­chern be­stockt ist und Wald­funk­tio­nen er­fül­len kann. Ent­ste­hung, Nut­zungs­art und Be­zeich­nung im Grund­buch sind nicht mass­ge­bend (Art. 2 Abs. 1 WaG). Zu den Wald­funk­tio­nen ge­hö­ren die Schutz-​, Wohlfahrts-​ und Nutz­funk­ti­on. Grund­stü­cke, für die eine Auf­forstungs­pflicht be­steht, gel­ten auch als Wald. In­ner­halb des vom Bun­des­rat fest­ge­setz­ten Rah­mens kön­nen die Kan­to­ne be­stim­men, ab wel­cher Brei­te, wel­cher Flä­che und wel­chem Alter eine ein­wach­sen­de Flä­che sowie ab wel­cher Brei­te und wel­cher Flä­che eine an­de­re Be­sto­ckung als Wald gilt. Ge­mäss Art. 1 Abs. 1 der Ver­ord­nung über den Wald (WaV) be­stim­men die Kan­to­ne die Werte in­ner­halb be­stimm­ter Be­rei­che, ab wel­chen eine be­stock­te Flä­che als Wald gilt. Nach § 1 Abs. 1 des Ein­füh­rungs­ge­set­zes zum Bun­des­ge­setz über den Wald (EG Wald­ge­setz) gilt eine mit Wald­bäu­men oder Wald­sträu­chern be­stock­te Flä­che in der Regel dann als Wald, wenn sie a) eine Flä­che von min­des­tens 800 m2 und b) eine Brei­te von min­des­tens 12 m auf­weist. Aus­ser­dem soll c) die Be­sto­ckung auf Ein­wuchs­flä­chen min­des­tens 20 Jahre alt sein. Im vor­lie­gen­den Fall ist fest­zu­stel­len, dass das vom Bau der Nord­um­fah­rung be­trof­fe­ne heu­ti­ge Wald­ge­biet iso­liert be­trach­tet auch nach einer Wie­der­auf­fors­tung den Wald­be­griff ge­mäss Art. 1 Abs. 1 WaV i.V.m. § 1 Abs. 1 EG Wald­ge­setz nicht oder wenn, dann nur knapp er­füllt, weil seine Flä­che zu klein wäre. Es ist je­doch nicht zu prü­fen, ob ein Wald­strei­fen iso­liert be­trach­tet breit oder gross genug ist, son­dern zu­nächst, ob es einen Wuchs­zu­sam­men­hang zwi­schen dem Strei­fen und einem Ge­biet gibt, des­sen Wald­ei­gen­schaft fest­steht. Ist der Wuchs­zu­sam­men­hang ge­ge­ben, gilt auch der Strei­fen als Be­stand­teil des Wal­des. Im vor­lie­gen­den Fall ist der Wuchs­zu­sam­men­hang heute ge­ge­ben und er wird sich in­fol­ge der Wie­der­auf­fors­tung der­einst auch wie­der ein­stel­len, denn das streit­be­trof­fe­ne Ge­biet hängt nach Ab­schluss der Bau­ar­bei­ten und der Wie­der­auf­fors­tung des für eine tem­po­rä­re Ro­dung frei­ge­ge­be­nen Ar­beits­strei­fens mit einem deut­lich grös­se­ren Areal zu­sam­men, das be­reits heute un­be­strit­ten als Wald im Sinne des Ge­set­zes gilt. Die­ses Areal er­füllt nicht nur die im Ge­setz vor­ge­se­he­nen mess­ba­ren Kri­te­ri­en (Flä­che, Brei­te, Alter), son­dern es kann zwei­fel­los auch die Wald­funk­tio­nen er­fül­len. Der Ge­mein­de­rat ist vor­lie­gend je­doch der Mei­nung, auch nach der Wie­der­auf­fors­tung sei das be­stock­te Ge­biet zu schmal, um als Wald im Sinne des Ge­set­zes gel­ten zu kön­nen. Dem ist ent­ge­gen­zu­hal­ten, dass er das Kri­te­ri­um der Min­dest­brei­te von 12 m falsch aus­legt. Wie die Bau­di­rek­ti­on rich­tig aus­führt, han­delt es sich dabei um eine Vor­aus­set­zung, die an der brei­tes­ten Stel­le eines Wald­kom­ple­xes er­füllt sein muss. Beim frag­li­chen mit Baum­ve­ge­ta­ti­on be­stock­ten Strei­fen han­delt es sich un­be­strit­ten um Wald im Rechts­sin­ne. Daran wird sich nach einer Wie­der­auf­fors­tung des ak­tu­ell von der Di­rek­ti­on des In­nern zur tem­po­rä­ren Ro­dung frei­ge­ge­be­nen Ar­beits­strei­fens nichts än­dern. Der ge­sam­te be­stock­te Strei­fen ver­mag der­einst wie­der meh­re­re Wald­funk­tio­nen zu er­fül­len. Aus­ser­dem hängt er im Nor­den mit einem Wald­kom­plex zu­sam­men, der so­wohl die qua­li­ta­ti­ven wie auch die quan­ti­ta­ti­ven An­for­de­run­gen eines Wal­des er­füllt. Auf­grund die­ses Wuchs­zu­sam­men­han­ges gilt der Strei­fen als Be­stand­teil des Wal­des.

Vor­lie­gend stellt sich wei­ter die Frage, ob die­ser Wald­strei­fen ge­ro­det wer­den kann. Damit eine  Aus­nah­me­be­wil­li­gung er­teilt wer­den kann, muss es zu­nächst wich­ti­ge Grün­de geben, die das In­ter­es­se an der Wald­er­hal­tung über­wie­gen (Art 5 Abs. 2 WaG). Die vom Ge­mein­de­rat ge­nann­ten ge­wich­ti­gen öf­fent­li­chen In­ter­es­sen wur­den vom Ge­richt ab­ge­wie­sen. Somit liegt kein wich­ti­ger Grund für die von der Ge­mein­de ge­wünsch­ten zu­sätz­li­chen de­fi­ni­ti­ven Ro­dun­gen vor. Rich­tig ist da­ge­gen die Ein­schät­zung der Di­rek­ti­on des In­nern, wo­nach es auf­grund des Stras­sen­baus einen wich­ti­gen, näm­lich einen bau­tech­ni­schen Grund dafür gibt, auf einem 4.2 m brei­ten Strei­fen, der berg­seits par­al­lel zur ge­plan­ten Nord­um­fah­rung ver­läuft, eine tem­po­rä­re Ro­dung zu­zu­las­sen. Das Werk, für das ge­ro­det wer­den soll, muss auf den vor­ge­se­he­nen Stand­ort an­ge­wie­sen sein (Art. 5 Abs. 2 lit. a WaG). Die Fest­stel­lung der Di­rek­ti­on des In­nern, wo­nach eine Ro­dung für eine Bau­land­aus­schei­dung nicht be­wil­li­gungs­fä­hig und das Bau­land nicht auf den vor­ge­se­he­nen Stand­ort an­ge­wie­sen ist, war rich­tig. Es war somit kor­rekt, dass die Di­rek­ti­on des In­nern in der Folge eine Stand­ort­ge­bun­den­heit nur für den von der Stras­se und der Stütz­mau­er be­an­spruch­ten Raum be­jaht und die Be­wil­li­gung der de­fi­ni­ti­ven Ro­dung ent­spre­chend räum­lich be­schränkt hat. Das Werk für das ge­ro­det wer­den soll, muss auch die Vor­aus­set­zun­gen der Raum­pla­nung sach­lich er­fül­len (Art. 5 Abs. 2 lit. b WaG). Mit die­ser Be­stim­mung wird ge­währ­leis­tet, dass für eine Zweck­ent­frem­dung oder Nut­zungs­än­de­rung von Wald­are­al durch die zu­stän­di­gen Be­hör­den ein ko­or­di­nier­tes Ver­fah­ren durch­ge­führt und keine  Ro­dungs­be­wil­li­gung er­teilt wird, bevor sich die Raum­pla­nungs­be­hör­den ver­bind­lich zum Ro­dungs­ge­such ge­äus­sert haben. Da sich Raum­pla­nungs­ver­fah­ren und die Ro­dungs­be­wil­li­gung häu­fig ge­gen­sei­tig be­din­gen, muss es ge­nü­gen, wenn die raum­pla­nung­recht­li­chen Vor­aus­set­zun­gen sach­lich er­füllt sind. Der Ge­mein­de­rat hat im Ge­such un­er­wähnt ge­las­sen, dass auf­grund der von ihm ge­wünsch­ten de­fi­ni­ti­ven Ro­dung des frag­li­chen Wald­strei­fens der Zo­nen­plan der Ge­mein­de ein wei­te­res Mal ge­än­dert wer­den müsse. Gleich­zei­tig war ihm aber spä­tes­tens seit dem 6. März 2012 be­kannt, dass die Bau­di­rek­ti­on sich einer Um­zo­nung im frag­li­chen Ge­biet aus wald­recht­li­chen Grün­den wi­der­setz­te. Bei die­ser Aus­gangs­la­ge waren zum Zeit­punkt der Ge­suchs­ein­rei­chung die Vor­aus­set­zun­gen der Raum­pla­nung für eine de­fi­ni­ti­ve Ro­dung des er­wähn­ten Wald­strei­fens sach­lich klar nicht er­füllt, denn die Ge­mein­de Walch­wil ver­füg­te da­mals über keine ent­spre­chen­de Zu­sa­ge der Raum­pla­nungs­be­hör­den. Aus die­sem Grund war es der Di­rek­ti­on des In­nern nicht mög­lich, eine de­fi­ni­ti­ve Ro­dung des Wald­strei­fens zu be­wil­li­gen. Dass die Ge­mein­de­ver­samm­lung Walch­wil über die ent­spre­chen­de Zo­nen­plan­än­de­rung ab­ge­stimmt und einer Um­zo­nung zu­ge­stimmt hat, än­dert daran nichts. Auf die wei­te­ren Vor­aus­set­zun­gen, die ge­mäss Art. 5 WaG er­füllt sein müs­sen, damit eine Ro­dungs­be­wil­li­gung er­teilt wer­den kann, muss an die­ser Stel­le nicht ver­tieft ein­ge­gan­gen wer­den. Da die Ro­dungs­vor­aus­set­zun­gen in Art. 5 WaG ku­mu­la­tiv er­füllt sein müs­sen, konn­te die Prü­fung ab­ge­bro­chen wer­den, so­bald es an einer der Vor­aus­set­zun­gen fehlt. Die Di­rek­ti­on des In­nern hat in der Ro­dungs­be­wil­li­gung zu Recht ent­schie­den, dass der Wald­strei­fen nörd­lich der Nord­zu­fahrt ent­ge­gen dem Wunsch des Ge­mein­de­rats Walch­wil nicht de­fi­ni­tiv ge­ro­det wer­den darf. Die Di­rek­ti­on des In­nern hat in die­ser Ro­dungs­be­wil­li­gung kein Recht ver­letzt.

Er­weist sich die Ro­dungs­be­wil­li­gung als recht­lich ein­wand­frei, so hat auch der Re­gie­rungs­rat kein Recht ver­letzt, als er im Ge­neh­mi­gungs­ent­scheid ver­füg­te, die Flä­che "E" im Zo­nen­plan müsse grün ein­ge­färbt wer­den, d.h. Wald im Sinne des Ge­set­zes. Der Re­gie­rungs­rat prüft bei einem neuen von einer Ge­mein­de be­schlos­se­nen Zo­nen­plan, ob er mit über­ge­ord­ne­tem Recht über­ein­stimmt (§ 42 Abs. 1 PBG). Weil die Ro­dung der Flä­che "E" dem Wald­ge­setz wi­der­spricht, hat er die von der Ge­mein­de an­ge­streb­te Nut­zungs­plan­än­de­rung der Flä­che "E" somit zu Recht un­ter­sagt. Von einem un­zu­läs­si­gen Er­mes­sens­ein­griff kann nicht ge­spro­chen wer­den.

Der Ge­mein­de­rat Walch­wil ist der An­sicht, der Re­gie­rungs­rat habe den Sach­zu­sam­men­hang mit der Ro­dungs­be­wil­li­gung ver­kannt. Auf­grund von Art. 12 WaG seien be­reits auf Stufe der Nut­zungs­pla­nung die Vor­aus­set­zun­gen für eine Ro­dungs­be­wil­li­gung zu prü­fen, so­fern der Wald einer Nut­zungs­zo­ne zu­ge­wie­sen wer­den solle.

Ge­mäss Art. 12 WaG be­darf die Zu­wei­sung von Wald zu einer  Nut­zungs­zo­ne einer Ro­dungs­be­wil­li­gung. Mit die­ser Be­stim­mung wurde für An­la­gen, die auf­grund ihrer Grös­se nicht über eine Aus­nah­me­be­wil­li­gung nach Art. 24 RPG be­wil­ligt wer­den dür­fen, die aber auf einen Stand­ort im Wald an­ge­wie­sen sind, eine Mög­lich­keit ge­schaf­fen, um sie im Ein­klang mit dem Raum­pla­nungs­recht zu er­rich­ten. Es geht dabei haupt­säch­lich um Industrie-​, Deponie-​ oder Ab­bau­zo­nen. In die­sen Fäl­len ver­schiebt sich der Ent­scheid über die Zu­las­sung einer Ro­dung von der Bewilligungs-​ auf die Pla­nungs­ebe­ne. Die forst­recht­li­che Aus­nah­me­be­wil­li­gung bleibt aber un­ver­än­dert nötig. Wie er­wähnt muss die Flä­che "E" nicht de­fi­ni­tiv ge­ro­det wer­den, weil dar­auf eine An­la­ge ge­baut wird, die auf die­sen Stand­ort an­ge­wie­sen ist. Somit kommt die An­wen­dung die­ser Be­stim­mung im frag­li­chen Ge­biet gar nicht in Frage.

Die Be­schwer­de wird ab­ge­wie­sen.

Ur­teil vom 23. De­zem­ber 2014 i.S. K. M. und wei­te­re

Ge­gen­stand des vor­lie­gen­den Ver­fah­rens ist der Be­schluss des Ge­mein­de­rats Walch­wil, mit dem die­ser den Aus- und Neu­bau der Nord­zu­fahrt in­klu­si­ve Ka­na­li­sa­ti­ons­lei­tun­gen, Ab­schnitt SBB-​Unterführung Hörnd­li bis Vor­der­berg­stras­se be­wil­lig­te. Eben­falls an­ge­foch­ten ist der kan­to­na­le Ge­samt­ent­scheid des Amtes für Raum­pla­nung, der im Be­schluss des Ge­mein­de­ra­tes als Be­stand­teil der Bau­be­wil­li­gung be­zeich­net wurde.

Zu­nächst stellt sich die Frage der Ver­ei­ni­gung der Ver­fah­ren V 2013 66 und V 2013 67.  Ver­fah­rens­ver­ei­ni­gung be­deu­tet, dass eine Be­hör­de meh­re­re se­pa­rat ein­ge­lei­te­te, hän­gi­ge Ver­fah­ren zu einem ein­zi­gen Ver­fah­ren zu­sam­men­führt und die ge­stell­ten Be­geh­ren im Rah­men eines ein­zi­gen Recht­spre­chungs­ak­tes ge­mein­sam be­ur­teilt. Sie muss der Ver­ein­fa­chung des Ver­fah­rens die­nen, bzw. zweck­mäs­sig sein. Sie ist pra­xis­ge­mäss dann zu­läs­sig, wenn die Be­ur­tei­lung von Be­geh­ren meh­re­rer Ge­such­stel­ler im Rah­men einer ein­zi­gen An­ord­nung pro­zes­s­öko­no­misch als sinn­voll er­scheint. Im vor­lie­gen­den Fall haben drei Be­schwer­de­füh­rer in zwei Ver­fah­ren Ver­wal­tungs­ge­richts­be­schwer­den ein­ge­reicht, die sich mit iden­ti­schen An­trä­gen und na­he­zu iden­ti­schen Be­grün­dun­gen gegen die­sel­ben Ver­fü­gun­gen rich­ten. Die bei­den Ver­fah­ren sind zu ver­ei­ni­gen.

Wei­ter stellt sich die Frage, ob die Be­schwer­de­füh­rer durch den an­ge­foch­te­nen kan­to­na­len Ge­samt­ent­scheid und den Ent­scheid über die Bau­be­wil­li­gung for­mell be­schwert sind. Von einer for­mel­len Be­schwer spricht man, wenn je­mand am Ver­fah­ren vor der Vor­in­stanz teil­ge­nom­men hat und dort mit sei­nen An­trä­gen ganz oder teil­wei­se un­ter­le­gen ist. Die Teil­nah­me­be­rech­ti­gung am Ver­fah­ren vor der Vor­in­stanz be­ur­teilt sich grund­sätz­lich nach dem hier­für gel­ten­den Ver­fah­rens­recht. Ge­gen­stand des vor­lie­gen­den Ver­fah­rens ist ein Bau­ge­such der Ein­woh­ner­ge­mein­de Walch­wil. Die Re­geln, die für die Ein­rei­chung von Bau­ge­su­chen und für das Bau­be­wil­li­gungs­ver­fah­ren gel­ten, fin­den sich in den §§ 44 ff. PBG. Grund­sätz­lich ver­liert die Be­schwer­de­be­fug­nis, wer sich am Ein­spra­che­ver­fah­ren nicht be­tei­ligt hat, ob­wohl er es hätte ein­rich­ten kön­nen. Aus sol­cher Ab­we­sen­heit lässt sich schlies­sen, dass schutz­wür­di­ge In­ter­es­sen feh­len. Die Be­schwer­de­füh­rer haben vor­lie­gend keine Ein­spra­che ein­ge­reicht in­nert der im Amts­blatt pu­bli­zier­ten Fris­ten und damit am Vor­ver­fah­ren im Sinne von § 62 Abs. 1 lit. a VRG nicht teil­ge­nom­men. Sie hät­ten je­doch die Mög­lich­keit ge­habt von ihrem Ak­ten­ein­sichts­recht Ge­brauch zu ma­chen, denn alle Akten stan­den ord­nungs­ge­mäss zur Ver­fü­gung. Die Be­schwer­de­füh­rer haben, ge­stützt auf eine fal­sche In­for­ma­ti­on sei­tens der Ge­mein­de, Rechts­mit­tel an das Ver­wal­tungs­ge­richt er­grif­fen. Es stellt sich somit die Frage, ob die Be­schwer­de­füh­rer gleich­wohl eine nach­träg­li­che Par­tei­stel­lung im Rechts­mit­tel­ver­fah­ren auf­grund des  Ver­trau­ens­prin­zips für sich in An­spruch neh­men könn­ten. Ge­mäss Bun­des­ge­richt dür­fen Par­tei­en aus einer un­rich­ti­gen Rechts­mit­tel­be­leh­rung keine Nach­tei­le er­wach­sen. Al­ler­dings ge­niesst nur Ver­trau­ens­schutz, wer die Un­rich­tig­keit der Rechts­mit­tel­be­leh­rung nicht kennt und sie auch bei ge­büh­ren­der Auf­merk­sam­keit nicht hätte er­ken­nen kön­nen. Rechts­su­chen­de ge­nies­sen kei­nen Ver­trau­ens­schutz, wenn der Man­gel für sie bzw. ihren Rechts­ver­tre­ter durch Kon­sul­tie­rung der mass­geb­li­chen Ver­fah­rens­be­stim­mung er­sicht­lich ist. Durch Kon­sul­ta­ti­on der hier mass­ge­ben­den Be­stim­mung im VRG wird deut­lich, dass zur Er­he­bung einer Ver­wal­tungs­ge­richts­be­schwer­de be­rech­tigt ist, wer vor der Vor­in­stanz am Ver­fah­ren teil­ge­nom­men oder keine Mög­lich­keit zur Teil­nah­me er­hal­ten hat. Die Be­schwer­de­füh­rer kön­nen sich vor­lie­gend nicht auf das Ver­trau­ens­prin­zip be­ru­fen, um damit eine Par­tei­stel­lung zu be­grün­den. Die Be­schwer­de­füh­rer sind for­mell nicht be­schwert und auf ihre Be­schwer­de kann nicht ein­ge­tre­ten wer­den.

Für den Fall, dass auf die Be­schwer­de ein­zu­tre­ten wäre, könn­ten die Be­schwer­de­füh­rer mit ihren An­trä­gen vor Ver­wal­tungs­ge­richt nicht durch­drin­gen, wie hier­nach ge­zeigt wird.

Die Be­schwer­de­füh­rer brin­gen vor, es sei un­zweck­mäs­sig, dass nur ein Strei­fen für die tem­po­rä­re Ro­dung frei­ge­ge­ben wor­den sei und nicht die ge­sam­te be­stehen­de Be­sto­ckung. Als  Ro­dung gilt die dau­ern­de oder vor­über­ge­hen­de Zweck­ent­frem­dung von Wald­bo­den (Art. 4 WaG). Ro­dun­gen sind ver­bo­ten (Art. 5 Abs. 1 WaG). Eine Aus­nah­me­be­wil­li­gung darf er­teilt wer­den, wenn der Ge­such­stel­ler nach­weist, dass für die Ro­dung wich­ti­ge Grün­de be­stehen, die das In­ter­es­se an der Wald­er­hal­tung über­wie­gen (Art. 5 Abs. 2 WaG). Zudem müs­sen die fol­gen­den Vor­aus­set­zun­gen er­füllt sein: a. das Werk für das ge­ro­det wer­den soll, muss auf den vor­ge­se­he­nen Stand­ort an­ge­wie­sen sein; b. das Werk muss die Vor­aus­set­zun­gen der Raum­pla­nung sach­lich er­fül­len; c. die Ro­dung darf zu kei­ner er­heb­li­chen Ge­fähr­dung der Um­welt füh­ren (Art. 5 Abs. 2 lit. a-c WaG). Nicht als wich­ti­ge Grün­de gel­ten fi­nan­zi­el­le In­ter­es­sen (Art. 5 Abs. 3 WaG). Die Schwei­zer Wald­ge­setz­ge­bung dient der quan­ti­ta­ti­ven und der qua­li­ta­ti­ven Wald­er­hal­tung. Jede Ro­dungs­be­wil­li­gung be­deu­tet eine Aus­nah­me, deren Ge­wäh­rung an die strik­te Be­ach­tung der ge­setz­li­chen Vor­aus­set­zun­gen ge­bun­den ist. Die Be­schwer­de­füh­rer mei­nen, der ver­blei­ben­de Wald­strei­fen sei nach einer Wie­der­auf­fors­tung der zur tem­po­rä­ren Ro­dung frei­ge­ge­be­nen Flä­che kein Wald im wald­recht­li­chen Sinne mehr. Als  Wald gilt jede Flä­che, die mit Wald­bäu­men oder Wald­sträu­chern be­stockt ist und Wald­funk­tio­nen er­fül­len kann. Zu den Wald­funk­tio­nen ge­hö­ren die Schutz-​, Wohlfahrts-​ und Nutz­funk­ti­on. In­ner­halb des vom Bun­des­rat fest­ge­setz­ten Rah­mens kön­nen die Kan­to­ne be­stim­men, ab wel­cher Brei­te, Flä­che und wel­chem Alter eine ein­wach­sen­de Flä­che sowie ab wel­cher Brei­te und Flä­che eine an­de­re Be­sto­ckung als Wald gilt. Ge­mäss Art. 1 Abs. 1 WaV be­stim­men die Kan­to­ne die Werte in­ner­halb be­stimm­ter Be­rei­che, ab wel­chen eine be­stock­te Flä­che als Wald gilt. Nach § 1 Abs. 1 EG Wald­ge­setz gilt eine mit Wald­bäu­men oder Wald­sträu­chern be­stock­te Flä­che in der Regel dann als Wald, wenn sie a) eine Flä­che von min­des­tens 800 m2 und b) eine Brei­te von min­des­tens 12 m auf­weist. Aus­ser­dem soll c) die Be­sto­ckung auf Ein­wuchs­flä­chen min­des­tens 20 Jahre alt sein. Beim frag­li­chen mit Baum­ve­ge­ta­ti­on be­stock­ten Strei­fen han­delt es sich vor­lie­gend un­be­strit­ten um Wald im Rechts­sin­ne. Daran wird sich nach einer Wie­der­auf­fors­tung des ak­tu­ell von der Di­rek­ti­on des In­nern zur tem­po­rä­ren Ro­dung frei­ge­ge­be­nen Ar­beits­strei­fens nichts än­dern. Der ge­sam­te be­stock­te Strei­fen ver­mag der­einst wie­der Wald­funk­tio­nen zu er­fül­len. Aus­ser­dem hängt er im Nor­den mit einem Wald­kom­plex zu­sam­men, der so­wohl die qua­li­ta­ti­ven wie auch quan­ti­ta­ti­ven An­for­de­run­gen eines Wal­des er­füllt. Auf­grund die­ses Wuchs­zu­sam­men­han­ges gilt der Strei­fen als Be­stand­teil des Wal­des.

Die Be­schwer­de­füh­rer ma­chen eine Ver­let­zung von Treu und Glau­ben gel­tend. Der Grund­satz von  Treu und Glau­ben schützt den Bür­ger in sei­nem be­rech­tig­ten Ver­trau­en auf be­hörd­li­ches Ver­hal­ten und be­deu­tet u.a., dass fal­sche Aus­künf­te von Ver­wal­tungs­be­hör­den unter be­stimm­ten Vor­aus­set­zun­gen eine vom ma­te­ri­el­len Recht ab­wei­chen­de Be­hand­lung des Recht­s­u­chen­den ge­bie­ten. Ge­mäss Recht­spre­chung und Dok­trin ist eine fal­sche Aus­kunft bin­dend, 1. wenn die Be­hör­de in einer kon­kre­ten Si­tua­ti­on mit Bezug auf be­stimm­te Per­so­nen ge­han­delt hat; 2. wenn sie für die Er­tei­lung der be­tref­fen­den Aus­kunft zu­stän­dig war oder wenn der Bür­ger die Be­hör­de aus zu­rei­chen­den Grün­den als zu­stän­dig be­trach­ten durf­te; 3. wenn der Bür­ger die Un­rich­tig­keit der Aus­kunft nicht ohne wei­te­res er­ken­nen konn­te; 4. wenn er im Ver­trau­en auf die Rich­tig­keit der Aus­kunft Dis­po­si­tio­nen ge­trof­fen hat, die nicht ohne Nach­teil rück­gän­gig ge­macht wer­den kön­nen; 5. wenn die ge­setz­li­che Ord­nung seit der Aus­kunfts­er­tei­lung keine Än­de­run­gen er­fah­ren hat. Die Be­ru­fung auf Treu und Glau­ben schei­tert vor­lie­gend daran, dass für die Er­tei­lung von Ro­dungs­be­wil­li­gun­gen eine kan­to­na­le Be­hör­de zu­stän­dig ist, näm­lich die Di­rek­ti­on des In­nern.

Auf die Be­schwer­den ist man­gels Be­tei­li­gung am vor­in­stanz­li­chen Ver­fah­ren nicht ein­zu­tre­ten. Hätte das Ge­richt die Be­schwer­den gleich­wohl ma­te­ri­ell be­han­delt, so müss­ten sie voll­um­fäng­lich ab­ge­wie­sen wer­den.

Ur­teil vom 23. De­zem­ber 2014 i.S. E. M. und wei­te­re

Zu prü­fen ist die Be­schwer­de­be­rech­ti­gung der Be­schwer­de­füh­rer. Was die Vor­aus­set­zun­gen der for­mel­len Be­schwer be­trifft, ist vor­lie­gend nicht § 62 Abs. 1 lit. a VRG mass­ge­bend, son­dern die Spe­zi­al­be­stim­mung in § 67 Abs. 2 lit. d PBG. Dem­nach un­ter­lie­gen die Ge­neh­mi­gun­gen des Re­gie­rungs­rats von Plä­nen nur so­weit der Ver­wal­tungs­ge­richts­be­schwer­de, als sie den Be­schluss än­dern oder auf­he­ben, oder in­so­weit eine Par­tei be­reits den Ge­mein­de­be­schluss an­ge­foch­ten hat. Vor­lie­gend haben die Be­schwer­de­füh­rer den Ge­mein­de­be­schluss nicht an­ge­foch­ten. Der Re­gie­rungs­rat hat den Be­schluss je­doch in ver­schie­de­nen Punk­ten ab­ge­än­dert. Da sich die Be­schwer­de­füh­rer gegen eine die­ser Ab­än­de­run­gen weh­ren, sind sie ge­stützt auf § 67 Abs. 2 lit. d PBG grund­sätz­lich be­rech­tigt, da­ge­gen vor Ver­wal­tungs­ge­richt Be­schwer­de zu füh­ren. Ein Be­schwer­de­füh­rer muss fer­ner durch den von ihm an­ge­foch­te­nen Ent­scheid be­son­ders be­rührt sein und ein schutz­wür­di­ges In­ter­es­se an des­sen Auf­he­bung oder Än­de­rung haben. Mit der Ver­wal­tungs­ge­richts­be­schwer­de kann jede Rechts­ver­let­zung ge­rügt wer­den. Als Rechts­ver­let­zung gel­ten unter an­de­rem die Nicht­an­wen­dung und die un­rich­ti­ge An­wen­dung eines Rechts­sat­zes, die un­rich­ti­ge recht­li­che Be­ur­tei­lung einer Tat­sa­che, der Miss­brauch oder die Über­schrei­tung des Er­mes­sens und die Ver­let­zung einer we­sent­li­chen Form- oder Ver­fah­rens­vor­schrift. Sind, wie im vor­lie­gen­den Fall, Ver­wal­tungs­ent­schei­de des Re­gie­rungs­rats an­ge­foch­ten, kann die un­rich­ti­ge Hand­ha­bung des Er­mes­sens nicht ge­rügt wer­den. (§ 63 Abs. 3 VRG e con­tra­rio). Die an­ge­foch­te­ne, vom Re­gie­rungs­rat ver­wei­ger­te Um­zo­nung, ist eine di­rek­te Folge des Ro­dungs­ent­scheids. Die Frage, ob die ver­wei­ger­te  Um­zo­nung recht­mäs­sig war, lässt sich daher nur be­ant­wor­ten, wenn fest­steht, ob der  Ro­dungs­ent­scheid kor­rekt war. Die Recht­mäs­sig­keit der Ro­dungs­be­wil­li­gung hängt von der Klä­rung fol­gen­der, nach­ein­an­der zu prü­fen­den Fra­gen ab:

  • War es kor­rekt, dass die Di­rek­ti­on des In­nern nur einen Teil der frag­li­chen Wald­flä­che zur tem­po­rä­ren Ro­dung frei­gab?
  • Ist der nach dem Stras­sen­bau ver­blei­ben­de Wald­strei­fen ein­schliess­lich der nach Mei­nung der Di­rek­ti­on des In­nern wie­der­auf­zu­fors­ten­den Flä­che als Wald im wald­recht­li­chen Sinn zu qua­li­fi­zie­ren oder nicht?
  • Falls ja: Darf diese Wald­flä­che gleich­wohl de­fi­ni­tiv ge­ro­det wer­den?

Bei der Prü­fung der Frage, ob die Di­rek­ti­on des In­nern kor­rekt han­del­te, als sie nur einen Teil der frag­li­chen Wald­flä­che zur tem­po­rä­ren Ro­dung frei­gab, gilt es zwei Teil­pro­ble­me ab­zu­han­deln. Zu­nächst ist zu er­ör­tern, ob es über­haupt rich­tig war, dass nur ein Teil des Wald­strei­fens für eine tem­po­rä­re Ro­dung frei­ge­ge­ben wurde und nicht die ge­sam­te Be­sto­ckung. Da­nach ist zu klä­ren, ob die Di­rek­ti­on des In­nern diese Flä­che zu Recht nur für die tem­po­rä­re Ro­dung frei­ge­ge­ben hat und nicht für eine de­fi­ni­ti­ve Ro­dung.

Es stellt sich die Frage, ob der Wald­strei­fen ge­ro­det wer­den kann. Damit eine  Aus­nah­me­be­wil­li­gung er­teilt wer­den kann, muss es zu­nächst wich­ti­ge Grün­de geben, die das In­ter­es­se an der Wald­er­hal­tung über­wie­gen (Art. 5 Abs. 2 WaG). Die di­rek­te Er­schlies­sung des Grund­stü­ckes stellt kei­nen wich­ti­gen Grund für die von der Ge­mein­de ge­wünsch­te de­fi­ni­ti­ve Ro­dung im ge­plan­ten Um­fang dar. Rich­tig ist da­ge­gen die Ein­schät­zung der Di­rek­ti­on des In­nern im Ro­dungs­ent­scheid, wo­nach es auf­grund des Stras­sen­baus einen wich­ti­gen, bau­tech­ni­schen Grund dafür gibt, auf einem 4.2 m brei­ten Strei­fen, der berg­seits par­al­lel zur ge­plan­ten Nord­um­fah­rung ver­läuft, eine tem­po­rä­re Ro­dung zu­zu­las­sen. Das Werk, für das ge­ro­det wer­den soll, muss auf den vor­ge­se­he­nen Stand­ort an­ge­wie­sen sein (Art. 5 Abs. 2 lit. a WaG). Die Fest­stel­lung der Di­rek­ti­on des In­nern in der Ro­dungs­be­wil­li­gung war rich­tig, wo­nach eine Ro­dung für eine Bau­land­aus­schei­dung nicht be­wil­li­gungs­fä­hig und das Bau­land nicht auf den vor­ge­se­he­nen Stand­ort an­ge­wie­sen ist. Es war kor­rekt, dass die Di­rek­ti­on des In­nern in der Folge eine Stand­ort­ge­bun­den­heit nur für den von der Stras­se und der Stütz­mau­er be­an­spruch­ten Raum be­jaht und die Be­wil­li­gung der de­fi­ni­ti­ven Ro­dung ent­spre­chend räum­lich be­schränkt hat. Das Werk für das ge­ro­det wer­den soll, muss auch die Vor­aus­set­zun­gen der Raum­pla­nung sach­lich er­fül­len (Art. 5 Abs. 2 lit. b WaG). Mit die­ser Be­stim­mung wird ge­währ­leis­tet, dass für eine Zweck­ent­frem­dung oder Nut­zungs­än­de­rung von Wald­are­al durch die zu­stän­di­gen Be­hör­den ein ko­or­di­nier­tes Ver­fah­ren durch­ge­führt und keine Ro­dungs­be­wil­li­gung er­teilt wird, bevor sich die Raum­pla­nungs­be­hör­den ver­bind­lich zum Ro­dungs­ge­such ge­äus­sert haben. Da sich Raum­pla­nungs­ver­fah­ren und die Ro­dungs­be­wil­li­gung häu­fig ge­gen­sei­tig be­din­gen, muss es ge­nü­gen, wenn die raum­pla­nungs­recht­li­chen Vor­aus­set­zun­gen sach­lich er­füllt sind. Zum Zeit­punkt der Ge­suchs­ein­rei­chung waren die Vor­aus­set­zun­gen der Raum­pla­nung für eine de­fi­ni­ti­ve Ro­dung sach­lich klar nicht er­füllt, denn die Ge­mein­de Walch­wil ver­füg­te da­mals über keine ent­spre­chen­de Zu­sa­ge der Raum­pla­nungs­be­hör­den. Aus die­sem Grund war es der Di­rek­ti­on des In­nern nicht mög­lich, eine de­fi­ni­ti­ve Ro­dung des Wald­strei­fens zu be­wil­li­gen. Daran än­dert auch der Um­stand nichts, dass die Ge­mein­de­ver­samm­lung Walch­wil über die ent­spre­chen­de Zo­nen­plan­än­de­rung ab­ge­stimmt und einer Um­zo­nung zu­ge­stimmt hat. Auf die wei­te­ren Vor­aus­set­zun­gen, die ge­mäss Art. 5 WaG er­füllt sein müs­sen, damit eine Ro­dungs­be­wil­li­gung er­teilt wer­den kann, muss nicht ver­tieft ein­ge­gan­gen wer­den.

Die Be­schwer­de wird ab­ge­wie­sen, so­weit dar­auf ein­zu­tre­ten ist.

Ur­teil vom 23. De­zem­ber 2014 i.S. M.A.

Zu prü­fen ist zu­nächst, ob der Be­schwer­de­füh­rer am vor­in­stanz­li­chen Ver­fah­ren teil­ge­nom­men hat. An­ge­foch­ten ist ein Be­schluss des Re­gie­rungs­rats mit dem die­ser eine von der Ge­mein­de­ver­samm­lung Walch­wil be­schlos­se­ne Zo­nen­plan­än­de­rung ge­neh­mig­te. Die­ses or­dent­li­che Ver­fah­ren läuft wie folgt ab: Zu­nächst lässt der Ge­mein­de­rat einen Ent­wurf des ge­än­der­ten Zo­nen­plans von der Bau­di­rek­ti­on vor­prü­fen. Da­nach wird der al­len­falls be­rei­nig­te Ent­wurf wäh­rend 30 Tagen auf der Ge­mein­de öf­fent­lich auf­ge­legt, was zwei­mal im Amts­blatt an­zu­zei­gen ist (§ 39 PBG). Wäh­rend der Auf­la­ge­frist kann jede Per­son beim Ge­mein­de­rat schrift­lich Ein­wen­dun­gen er­he­ben. Da­nach stimmt die Ge­mein­de­ver­samm­lung über die An­trä­ge des Ge­mein­de­ra­tes in Kennt­nis der Ein­wen­dun­gen und der Vor­be­hal­te der Bau­di­rek­ti­on ab. Die Ein­wen­dun­gen gel­ten damit als er­le­digt. Der be­schlos­se­ne Zo­nen­plan wird wäh­rend 20 Tagen vom Ge­mein­de­rat öf­fent­lich auf­ge­legt, was zwei­mal im Amts­blatt an­zu­zei­gen ist. Wäh­rend der Auf­la­ge­frist kann beim Re­gie­rungs­rat Be­schwer­de er­he­ben, wer von der Zo­nen­plan­än­de­rung be­son­ders be­rührt ist und ein schutz­wür­di­ges In­ter­es­se an der Auf­he­bung oder Än­de­rung des Be­schlus­ses der Ge­mein­de hat (§ 41 Abs. 3 PBG). An­schlies­send ge­neh­migt der Re­gie­rungs­rat den Zo­nen­plan, wobei er seine Ge­neh­mi­gung mit all­fäl­li­gen Be­schwer­de­ent­schei­den ko­or­di­niert. Wenn der Re­gie­rungs­rat den Zo­nen­plan im Ge­neh­mi­gungs­ver­fah­ren al­ler­dings ab­än­dert, hat er sei­nen Be­schluss zwei­mal im Amts­blatt zu pu­bli­zie­ren und öf­fent­lich auf­zu­le­gen (§ 42 PBG).

Das PBG ent­hält eine Spe­zi­al­re­ge­lung für den Fall, dass eine Per­son gegen einen  Ab­än­de­rungs­ent­scheid des Re­gie­rungs­rats ge­mäss § 42 Abs. 3 PBG eine Ver­wal­tungs­ge­richts­be­schwer­de er­he­ben will. § 67 Abs. 2 lit. d PBG be­stimmt, dass die Ge­neh­mi­gun­gen des Re­gie­rungs­rats von Bau­vor­schrif­ten und Plä­nen nur so­weit der Ver­wal­tungs­ge­richts­be­schwer­de un­ter­lie­gen, als sie die Be­schlüs­se der Ge­mein­den än­dern oder auf­he­ben, oder in­so­weit eine Par­tei be­reits den Ge­mein­de­be­schluss an­ge­foch­ten hat. Da der Be­schwer­de­füh­rer im vor­lie­gen­den Fall einen Ent­scheid des Re­gie­rungs­rats an­ficht, in dem die­ser einen ge­meind­li­chen Zo­nen­plan mit Än­de­run­gen ge­neh­migt hat, ist er ge­stützt auf diese Son­der­re­ge­lung aus­nahms­wei­se zur Ver­wal­tungs­ge­richts­be­schwe­re be­rech­tigt, ob­wohl er am vor­in­stanz­li­chen Ver­fah­ren nicht teil­ge­nom­men hat.

Pa­ra­graph 67 Abs. 2 PBG ent­hält keine wei­te­ren spe­zi­el­len Re­ge­lun­gen zur Be­schwer­de­be­rech­ti­gung. Des­halb sind die Be­stim­mun­gen von § 62 Abs. 1 lit. b und c VRG an­zu­wen­den, wel­che ku­mu­la­tiv zu § 67 Abs. 2 lit. d PBG er­füllt sein müs­sen. Es ist somit zu prü­fen, ob der Be­schwer­de­füh­rer durch den Ge­neh­mi­gungs­ent­scheid des Re­gie­rungs­rats be­son­ders be­rührt ist und ein schutz­wür­di­ges In­ter­es­se an des­sen Auf­he­bung hat. In Lehre und Pra­xis wer­den die  Le­gi­ti­ma­ti­ons­vor­aus­set­zun­gen des Be­rührt­seins und der Be­trof­fen­heit in schutz­wür­di­gen In­ter­es­sen unter dem Be­griff der  ma­te­ri­el­len Be­schwer zu­sam­men­ge­fasst. Die ma­te­ri­el­le Be­schwer setzt vor­aus, dass die be­tref­fen­de Per­son über eine spe­zi­fi­sche Be­zie­hungs­nä­he zur Streit­sa­che ver­fügt, stär­ker als be­lie­bi­ge Drit­te oder die All­ge­mein­heit be­trof­fen ist und einen prak­ti­schen Nut­zen aus der Auf­he­bung oder Än­de­rung des an­ge­foch­te­nen Ent­scheid zieht. Ein schutz­wür­di­ges In­ter­es­se liegt vor, wenn die tat­säch­li­che oder recht­li­che Si­tua­ti­on des Be­schwer­de­füh­rers durch den Aus­gang des Ver­fah­rens be­ein­flusst wer­den kann. Das Bun­des­ge­richt ver­deut­licht dies in sei­ner Recht­spre­chung mit der For­mu­lie­rung, dass das Rechts­mit­tel dem Be­schwer­de­füh­rer einen prak­ti­schen Nut­zen ein­tra­gen würde, bzw. dass er einen ideel­len, ma­te­ri­el­len, wirt­schaft­li­chen oder an­der­wei­ti­gen Nach­teil ab­wen­den würde, den der ne­ga­ti­ve Ent­scheid zur Folge hätte. Wei­ter ist vor­aus­zu­set­zen, dass ein Be­schwer­de­füh­rer einen ei­ge­nen, per­sön­li­chen prak­ti­schen Nut­zen an der Rechts­mit­tel­er­he­bung dar­tun kann. Die Wahr­neh­mung der In­ter­es­sen Drit­ter oder öf­fent­li­cher In­ter­es­sen ge­nügt nicht. So­dann muss sich der an­ge­streb­te Nut­zen für den Be­schwer­de­füh­rer un­mit­tel­bar durch die Kor­rek­tur der an­ge­foch­te­nen An­ord­nung er­ge­ben. Im vor­lie­gen­den Fall muss die Be­schwer­de­be­fug­nis des Be­schwer­de­füh­rers ver­neint wer­den.

Der Be­schwer­de­füh­rer bringt vor, die Le­gi­ti­ma­ti­on bei Zo­nen­plan­än­de­run­gen sei grund­sätz­lich weit zu fas­sen. Diese Be­haup­tung fin­det in Recht­spre­chung und Lehre keine Stüt­ze. Das Bun­des­ge­richt hat nie den Stand­punkt ver­tre­ten, dass bei der An­fech­tung von Nut­zungs­plä­nen tie­fe­re An­for­de­run­gen an die Le­gi­ti­ma­ti­on ge­stellt wer­den müss­ten als bei der An­fech­tung von Bau­be­wil­li­gun­gen. Es legt viel­mehr Wert dar­auf, dass an­hand des kon­kre­ten Falls in einer Ge­samt­wür­di­gung zu prü­fen ist, ob ein Be­schwer­de­füh­rer zum Streit­ge­gen­stand eine be­son­de­re, be­ach­tens­wer­te nahe Be­zie­hung hat oder nicht.

Auf die Be­schwer­den kann nicht ein­ge­tre­ten wer­den.

Ur­teil vom 23. De­zem­ber 2014 i.S. R. M.

Streit­ge­gen­stand ist im vor­lie­gen­den die Frage, ob der Re­gie­rungs­rat die vom Ge­mein­de­rat Walch­wil be­schlos­se­nen Än­de­run­gen am Baulinien-​ und Stras­sen­plan zu Recht ge­neh­mig­te oder nicht.

Ge­mäss § 31 Abs. 1 PBG si­chern  Baulinien-​, Niveaulinien-​ sowie Stras­sen­plä­ne Stras­sen, Tras­sen, Wege und Plät­ze und hal­ten Räume frei, ins­be­son­de­re für be­stehen­de oder künf­ti­ge Ver­kehrs­an­la­gen. Sie die­nen der Ge­stal­tung des Ver­kehrs­raums und des Sied­lungs­bil­des. Nach § 31 Abs. 2 PBG er­lässt die er­for­der­li­chen Baulinien-​ oder Stras­sen­plä­ne, wer für die Ver­kehrs­la­ge zu­stän­dig ist. Für den Be­schluss ge­meind­li­cher Baulinien-​ und Er­schlies­sungs­plä­ne ist der Ge­mein­de­rat zu­stän­dig (§ 7 Abs. 2 lit. b PBG). Pa­ra­graph 42 Abs. 1 PBG hält fest, dass ge­meind­li­che Baulinien-​ und Stras­sen­plä­ne vom Re­gie­rungs­rat ge­neh­migt wer­den müs­sen. Die  Än­de­rung von Nut­zungs­plä­nen kann sich in ver­schie­de­ner Hin­sicht auf die tat­säch­li­che oder recht­li­che Si­tua­ti­on ein­zel­ner Bür­ger aus­wir­ken und in der Kon­se­quenz zu Ent­schä­di­gungs­fol­gen füh­ren. Aus die­sen Grün­den be­stehen für Plan­än­de­run­gen Hür­den im Sinne von Mit­wir­kungs­rech­ten der Stimm­bür­ger und Rechts­mit­teln der di­rek­ten Be­trof­fe­nen. Vor­aus­set­zung für eine (Nutzungs-​)Plan­än­de­rung ist ge­mäss Art. 21 Abs. 2 RPG eine er­heb­li­che Ver­än­de­rung der Ver­hält­nis­se. Im Wei­te­ren muss das öf­fent­li­che In­ter­es­se an einer Än­de­rung des Plans die ge­gen­läu­fi­gen (pri­va­ten oder öf­fent­li­chen) Er­hal­tungs­in­ter­es­sen über­wie­gen.

Der Re­gie­rungs­rat hat mit der Ge­neh­mi­gung der vom Ge­mein­de­rat Walch­wil be­schlos­se­nen Än­de­run­gen des Baulinien-​ und Stras­sen­plans kein Recht ver­letzt, wes­halb die Be­schwer­de ab­ge­wie­sen wer­den muss.

Ur­teil vom 23. De­zem­ber 2014 i.S. S. A.

Zu prü­fen ist, ob der Re­gie­rungs­rat die Be­geh­ren des Be­schwer­de­füh­rers zu Recht oder zu Un­recht nicht be­han­delt hat.

Mit Ver­wal­tungs­ge­richts­be­schwer­de kann jede  Rechts­ver­let­zung ge­prüft wer­den. Als Rechts­ver­let­zung gel­ten: 1. die Nicht­an­wen­dung und die un­rich­ti­ge An­wen­dung eines Rechts­sat­zes; 2. die un­rich­ti­ge Be­ur­tei­lung einer Tat­sa­che; 3. der Miss­brauch oder die Über­schrei­tung des Er­mes­sens; 4. die Ver­let­zung einer we­sent­li­chen Form- oder Ver­fah­rens­vor­schrift; 5. Rechts­ver­wei­ge­rung und Rechts­ver­zö­ge­rung (§ 63 Abs. 1 VRG). Das Ver­wal­tungs­ge­richt hat nicht immer volle Ko­gni­ti­on. In Ver­fah­ren, in denen Ver­wal­tungs­ent­schei­de des Re­gie­rungs­ra­tes an­ge­foch­ten wer­den, wie im vor­lie­gen­den Fall, kann die un­rich­ti­ge Hand­ha­bung des Er­mes­sens nicht ge­rügt wer­den (§ 63 Abs. 3 VRG e con­tra­rio).

Es gilt wei­ter den Streit­ge­gen­stand zu klä­ren. Der Streit­ge­gen­stand wird durch zwei Ele­men­te be­stimmt: durch den Ge­gen­stand der an­ge­foch­te­nen Ver­fü­gung und durch die Par­tei­be­geh­ren. Er um­fasst das durch den Ent­scheid oder die Ver­fü­gung ge­re­gel­te Rechts­ver­hält­nis, so­weit die­ses an­ge­foch­ten wird. Ge­gen­stand eines Be­schwer­de­ver­fah­rens kann nur sein, was auch Ge­gen­stand des vor­in­stanz­li­chen Ent­scheids war bzw. nach rich­ti­ger Ge­set­zes­aus­le­gung hätte sein sol­len. Ge­gen­stän­de, über wel­che die vor­her­ge­hen­de In­stanz zu Recht nicht ent­schie­den hat, fal­len nicht in den Kom­pe­tenz­be­reich der Be­schwer­de­be­hör­den; sonst würde in die funk­tio­nel­le Zu­stän­dig­keit der erst­in­stanz­lich ver­fü­gen­den Be­hör­de ein­ge­grif­fen. Der Streit­ge­gen­stand be­stimmt sich zum an­de­ren nach der im Be­schwer­de­an­trag ver­lang­ten Rechts­fol­ge. Eine Ver­fü­gung oder ein Ent­scheid kann auch nur in ein­zel­nen Punk­ten an­ge­foch­ten wer­den, so­fern sich diese nach der Natur der Sache tren­nen las­sen. Der Streit­ge­gen­stand kann sich im Lauf des Rechts­mit­tel­ver­fah­rens ver­en­gen, grund­sätz­lich aber nicht er­wei­tern oder in­halt­lich ver­än­dern (Kom­men­tar zum Ver­wal­tungs­rechts­pfle­ge­ge­setz des Kan­tons Zü­rich, 3. A., Zü­rich 2014, Mar­tin Bert­schi, Vor­be­mer­kun­gen zu §§ 19-28a N. 44 ff.).

Zur Er­he­bung einer Be­schwer­de gegen eine Zo­nen­plan­än­de­rung ist be­rech­tigt, wer von den Plä­nen be­son­ders be­rührt ist und ein schutz­wür­di­ges In­ter­es­sen an deren Auf­he­bung oder Än­de­rung hat (§ 41 Abs. 3 PBG). In Lehre und Pra­xis wer­den die Le­gi­ti­ma­ti­ons­vor­aus­set­zun­gen des Be­rührt­seins und der Be­trof­fen­heit in schutz­wür­di­gen In­ter­es­sen unter dem Be­griff der ma­te­ri­el­len Be­schwer zu­sam­men­ge­fasst. Die ma­te­ri­el­le Be­schwer setzt vor­aus, dass die be­tref­fen­de Per­son über eine spe­zi­fi­sche Be­zie­hungs­nä­he zur Streit­sa­che ver­fügt, stär­ker als be­lie­bi­ge Drit­te oder die All­ge­mein­heit be­trof­fen ist und einen prak­ti­schen Nut­zen aus der Auf­he­bung oder Än­de­rung des an­ge­foch­te­nen Ent­scheid zieht. Ein schutz­wür­di­ges In­ter­es­se liegt vor, wenn die tat­säch­li­che oder recht­li­che Si­tua­ti­on des Be­schwer­de­füh­rers durch den Aus­gang des Ver­fah­rens be­ein­flusst wer­den kann. Das Bun­des­ge­richt ver­deut­licht dies in sei­ner Recht­spre­chung mit der For­mu­lie­rung, dass das Rechts­mit­tel dem Be­schwer­de­füh­rer einen prak­ti­schen Nut­zen ein­tra­gen würde, bzw. dass er einen ideel­len, ma­te­ri­el­len, wirt­schaft­li­chen oder an­der­wei­ti­gen Nach­teil ab­wen­den würde, den der ne­ga­ti­ve Ent­scheid zur Folge hätte. Wei­ter ist vor­aus­zu­set­zen, dass ein Be­schwer­de­füh­rer einen ei­ge­nen, per­sön­li­chen prak­ti­schen Nut­zen an der Rechts­mit­tel­er­he­bung dar­tun kann. Die Wahr­neh­mung der In­ter­es­sen Drit­ter oder öf­fent­li­cher In­ter­es­sen ge­nügt nicht. So­dann muss sich der an­ge­streb­te Nut­zen für den Be­schwer­de­füh­rer un­mit­tel­bar durch die Kor­rek­tur der an­ge­foch­te­nen An­ord­nung er­ge­ben.

Kei­nes der vom Be­schwer­de­füh­rer vor­ge­tra­ge­nen Ar­gu­men­te hat sich als stich­hal­tig er­wie­sen. Der Re­gie­rungs­rat hat somit kein Recht ver­letzt, als er auf alle an­de­ren Be­geh­ren und Rügen des Be­schwer­de­füh­rers nicht ein­trat. Die Be­schwer­de ist un­be­grün­det und sie ist in Bezug auf die Frage der Be­schwer­de­be­rech­ti­gung des Be­schwer­de­füh­rers ab­zu­wei­sen.

Ur­teil vom 23. De­zem­ber 2014 i.S. H. E.

Die Be­schwer­de­füh­re­rin rügt die feh­len­de  recht­li­che Er­schlies­sung des Grund­stücks. Ge­mäss § 32c Abs. 1 PBG ver­pflich­tet der Ge­mein­de­rat die Ei­gen­tü­me­rin­nen und Ei­gen­tü­mer von be­stehen­den pri­va­ten Er­schlies­sungs­an­la­gen, die Mit­be­nut­zung und den Aus­bau durch Drit­te gegen volle Ent­schä­di­gung zu dul­den, so­fern dies zu­mut­bar ist und eine zweck­mäs­si­ge tech­ni­sche Lö­sung vor­liegt. Kön­nen sich die Be­tei­lig­ten nicht ei­ni­gen, ent­eig­net der Ge­mein­de­rat die er­for­der­li­chen Rech­te (Abs. 2). Die Vor­aus­set­zung der Ei­ni­gung ge­mäss § 32c Abs. 2 PBG be­zieht sich nur auf die Be­tei­lig­ten im Ver­fah­ren be­züg­lich Dul­dung eines Rechts. Dazu be­trifft die Ei­ni­gung die Frage der Ent­schä­di­gung, wel­che eine recht­li­che Ent­eig­nung nach sich zie­hen kann. Die Be­schwer­de­füh­re­rin ist of­fen­sicht­lich nicht Be­tei­lig­te im Sinne des Ge­set­zes. Ein Rechts­schutz­in­ter­es­se be­tref­fend das Zu­stan­de­kom­men einer Ei­ni­gung ist nicht ge­ge­ben. Das Grund­stück ist tat­säch­lich und recht­lich er­schlos­sen.

Ge­mäss Art. 10 Abs. 1 der Bau­ord­nung Ober­ä­ge­ri vom 24. Sep­tem­ber 2006 (BO Ober­ä­ge­ri) müs­sen sich Ge­bäu­de hin­sicht­lich Grös­se, Lage, Ge­stal­tung und Ober­flä­che des Bau­kör­pers, sowie des­sen Aus­sen­räu­me so in die Um­ge­bung ein­ord­nen, dass eine gute Ge­samt­wir­kung ent­steht. Bei die­ser Be­stim­mung han­delt es sich um eine po­si­ti­ve äs­the­ti­sche Ge­ne­ral­klau­sel, die sich nicht in einem  Ver­un­stal­tungs­ver­bot er­schöpft, das le­dig­lich ver­langt, dass ein Bau­vor­ha­ben nicht einen stos­sen­den Ge­gen­satz zur Nach­bar­schaft bil­det oder auf­fal­lend stö­rend in Er­schei­nung tritt. Bei der Frage, wel­che ar­chi­tek­to­ni­sche Ge­stal­tung sich gut in eine Um­ge­bung ein­ord­net, kann nicht auf ein be­lie­bi­ges sub­jek­ti­ves Emp­fin­den ab­ge­stellt wer­den, son­dern es muss im Ein­zel­nen dar­ge­legt wer­den, wes­halb mit einer be­stimm­ten bau­li­chen Ge­stal­tung weder für das Bau­vor­ha­ben noch für die Um­ge­bung eine gute Ge­stal­tung er­zielt wer­den kann. Das  Ein­ord­nungs­ge­bot kann je­doch nicht be­deu­ten, dass die Bau­herr­schaft bei Neu- oder Umbau auf die tra­di­tio­nel­le Ar­chi­tek­tur oder die her­kömm­li­che Quar­tier­ge­stal­tung ver­pflich­tet wer­den kann. In einer Wohn­zo­ne kann nicht ver­hin­dert wer­den, dass neben First-​ und Sat­tel­dä­chern auch ein Flach­dach er­stellt wird, so­lan­ge die Bau­ord­nung keine ent­spre­chen­de Ein­schrän­kung kennt. Für die De­fi­ni­ti­on der re­le­van­ten Um­ge­bung im Sinne von Art. 10 BO Ober­ä­ge­ri sind ei­ner­seits to­po­gra­phi­sche Ge­ge­ben­hei­ten, die Sied­lungs­struk­tur und die vor­han­de­nen Bau­ten und An­la­gen her­an­zu­zie­hen, an­de­rer­seits die Ge­mein­sam­kei­ten der in­vol­vier­ten Bau­ten in Bezug auf die Nut­zungs­ord­nung. Dass mit der Ein­hal­tung der ge­setz­li­chen Grenz­ab­stän­de die Sied­lungs­struk­tur in un­zu­läs­si­ger Weise ge­stört wird, ist vor­lie­gend nicht nach­voll­zieh­bar.

Die Be­schwer­de­füh­re­rin be­an­stan­det im Wei­te­ren die Be­rech­nung der Aus­nüt­zungs­zif­fer. Ge­mäss § 16 Abs. 2 lit. d V PBG sind Flä­chen von berg­sei­tig ge­le­ge­nen Keller-​, Heizungs-​, Wasch-​ und Tro­cken­räu­men bei stei­lem Ge­län­de, so­weit diese Räume nicht zu­gleich Wohn- oder Ge­wer­be­zwe­cken die­nen kön­nen, bei der Be­rech­nung der Aus­nüt­zungs­zif­fer nicht an­zu­rech­nen. Der Be­griff der Steil­heit ist nicht be­stimmt und be­darf der Aus­le­gung. Vor­lie­gend weist das Bau­grund­stück bzw. das Bau­feld ge­mäss den Be­rech­nun­gen des Re­gie­rungs­ra­tes im Mit­tel­wert un­wi­der­spro­chen eine Stei­ge­rung von min­des­tens 30% auf. Die Ein­schät­zung der Vor­in­stan­zen, dass ein sol­ches Ge­fäl­le als steil im Sinne der Ver­ord­nung gilt, ist ver­tret­bar und stellt keine Rechts­ver­let­zung dar.

Die Be­schwer­de­füh­re­rin rügt die Ver­let­zung des  ge­setz­li­chen Stras­sen­ab­stan­des von 4 Me­tern, da die pro­jek­tier­te Trep­pe zum Ein­gang des Ge­bäu­des im Erd­ge­schoss le­dig­lich einen Ab­stand von 1.38 m bzw. 1.47 m ge­gen­über der Stras­se auf­wei­se. In §§ 9 und 10 V PBG wer­den die Be­grif­fe des Grenz-​ und des Ge­bäu­de­ab­stan­des de­fi­niert. Die mass­li­chen Vor­schrif­ten sind in der ge­meind­li­chen Bau­ord­nung fest­ge­legt. Ein­zu­hal­ten sind die vor­ge­schrie­be­nen Ab­stän­de für Ge­bäu­de, nicht aber für An­la­gen. Der Re­gie­rungs­rat hat kor­rekt fest­ge­stellt, dass die an­wend­ba­ren Zuger Bau­rechts­nor­men keine De­fi­ni­ti­on des Ge­bäu­des ent­hal­ten. Er hat daher den Ge­bäu­de­be­griff der In­ter­kan­to­na­len Ver­ein­ba­rung über die Har­mo­ni­sie­rung der Bau­be­grif­fe (IVHB) vom 22. Sep­tem­ber 2015 als Aus­le­gungs­hil­fe her­an­ge­zo­gen. Auch wenn diese Ver­ein­ba­rung für den Kan­ton Zug noch nicht in Kraft ist, ist der Bezug der IVHB ver­nünf­tig und sach­ge­recht. Ge­mäss An­hang 1 der IVHB in Ziff. 2.1 sind Ge­bäu­de orts­fes­te Bau­ten, die zum Schutz von Men­schen, Tie­ren oder Sa­chen eine feste Über­da­chung und in der Regel wei­te­re Ab­schlüs­se auf­wei­sen. Der Schluss der Vor­in­stan­zen, dass die be­an­stan­de­te, nicht über­dach­te Trep­pe, wel­che in einem klei­nen Ab­stand von der Stras­se als Zu­gang zum Haus dient, als An­la­ge im Sinne von § 4 V PBG und nicht als Ge­bäu­de zu qua­li­fi­zie­ren ist, ist nicht zu be­an­stan­den. Für bau­li­che Vor­rich­tun­gen, die nicht Ge­bäu­de­be­stand­teil dar­stel­len, haben somit die Ab­stands­vor­schrif­ten der BO keine Gel­tung.

Die Be­schwer­de ist ab­zu­wei­sen

Ur­teil vom 23. De­zem­ber 2014 i.S. G. W.

Zu prü­fen ist, ob eine  vor­zei­ti­ge Bau­f­rei­ga­be er­teilt wer­den kann. Der Re­gie­rungs­rat stützt sich bei der vor­zei­ti­gen Bau­f­rei­ga­be auf § 67 Abs. 3 PBG. Sinn und Zweck die­ser Be­stim­mung ist die Prü­fung der Frage, ob ein Bau­be­ginn trotz ein­ge­reich­ter Be­schwer­de ganz oder ein­ge­schränkt mög­lich ist, ohne dass der Be­schwer­de­ent­scheid da­durch vor­be­stimmt würde. Bei dem Ent­scheid des Re­gie­rungs­ra­tes han­delt es sich ge­mäss der For­mu­lie­rung im Ge­setz um einen Zwi­schen­ent­scheid, wes­halb vor­erst zu prü­fen ist, um was es sich ver­fah­rens­recht­lich bei einem Zwi­schen­ent­scheid han­delt und unter wel­cher Vor­aus­set­zun­gen er über­haupt an­ge­foch­ten wer­den kann. Man un­ter­schei­det zwi­schen End­ent­schei­den, Vor­ent­schei­denTeil­ent­schei­den und Zwi­schen­ent­schei­den. Von einem End­ent­scheid spricht man, wenn eine Streit­sa­che in­stanz­ab­schlies­send er­le­digt wird. Von einem Teil­ent­scheid spricht man, wenn nur ein Teil der ge­stell­ten Rechts­be­geh­ren be­han­delt wird, so­fern diese un­ab­hän­gig von den an­de­ren Rechts­be­geh­ren be­ur­teilt wer­den kön­nen, oder wenn das Ver­fah­ren nur für einen Teil der Streit­ge­nos­sen ab­ge­schlos­sen wird. Der Teil­ent­scheid ist eine Va­ri­an­te des End­ent­schei­des und setzt vor­aus, dass in sach­li­cher oder per­so­nel­ler Hin­sicht ver­schie­de­ne un­ab­hän­gig von­ein­an­der zu be­ur­tei­len­de Rechts­be­geh­ren vor­lie­gen. Von einem Vor­ent­scheid spricht man, wenn eine In­stanz einen Grund­satz­ent­scheid über eine Vor­fra­ge oder einen Teil­aspekt vor­weg fällt, ohne dass damit über einen Teil des Streit­ge­gen­stan­des end­gül­tig ent­schie­den würde. Der Zwi­schen­ent­scheid ist eine ver­fah­rens­lei­ten­de Ver­fü­gung, die das Ver­fah­ren nicht ab­schliesst, son­dern nur im Rah­men der Ver­fah­rens­in­struk­ti­on von der Rechts­hän­gig­keit zum End­ent­scheid führt. Der Zwi­schen­ent­scheid stellt bloss einen Zwi­schen­schritt auf dem Weg zur Ver­fah­rens­er­le­di­gung dar und ist ak­zes­so­risch zum Haupt­ver­fah­ren. Er kann nur vor, wäh­rend oder für die Dauer eines Haupt­ver­fah­rens er­las­sen wer­den (Mar­tin Bert­schi, in: Kom­men­tar VRG, 3. Aufl. Zü­rich/Basel/Genf 2014, § 19a N 13 ff.). Vor- und Zwi­schen­ent­schei­de sind ge­mäss Art. 93 Abs. 1 lit. a und b BGG selb­stän­dig an­fecht­bar, a) wenn sie einen nicht wie­der gut­zu­ma­chen­den Nach­teil be­wir­ken kön­nen; oder b) wenn die Gut­heis­sung der Be­schwer­de so­fort einen End­ent­scheid her­bei­füh­ren und damit einen be­deu­ten­den Auf­wand an Zeit oder Kos­ten für ein weit­läu­fi­ges Be­weis­ver­fah­ren er­spa­ren würde. Ein  nicht wie­der gut­zu­ma­chen­der Nach­teil muss recht­li­cher Natur sein und liegt vor, wenn er selbst mit einem für die be­trof­fe­ne Par­tei güns­ti­gen En­d­ur­teil in der Sache nicht mehr oder nicht mehr voll­stän­dig be­ho­ben wer­den kann. Aus­gangs­punkt für die Be­ur­tei­lung der Frage ob der Be­schwer­de­füh­rer durch den Zwi­schen­ent­scheid des Re­gie­rungs­ra­tes einen nicht wie­der gut­zu­ma­chen­den Nach­teil er­lei­det, ist die Frage, was Ge­gen­stand des Ver­fah­rens vor dem Re­gie­rungs­rat ist. Im vor­lie­gen­den Fall war neben der ei­gent­li­chen Bau­be­wil­li­gung und den Ge­büh­ren auch eine  Er­satz­ab­ga­be für Park­plät­ze Be­stand­teil der Bau­be­wil­li­gung. Pa­ra­graph 44 BO Walch­wil knüpft an § 40 BO Walch­wil an, ge­mäss dem der Ge­mein­de­rat von der Pflicht zur Er­stel­lung von Ab­stell­plät­zen ganz oder teil­wei­se be­frei­en kann, wenn die Er­stel­lung nicht mög­lich oder nicht zu­mut­bar ist (lit. b). Wer ge­mäss § 40 BO Walch­wil von der Pflicht zur Er­stel­lung von Park­plät­zen be­freit ist, hat für jeden nicht zu er­stel­len­den Park­platz eine Er­satz­ab­ga­be zu ent­rich­ten. Weil nur die Frage der Er­satz­ab­ga­be­pflicht Ge­gen­stand des Ver­wal­tungs­be­schwer­de­ver­fah­rens ist, durf­te der Re­gie­rungs­rat die Bau­f­rei­ga­be er­tei­len. In sei­nem Ver­fah­ren geht es nur noch um Fra­gen, die un­ab­hän­gig vom be­wil­lig­ten Um- und Auf­bau der Mehr­fa­mi­li­en­häu­ser be­ur­teilt und ent­schie­den wer­den kön­nen. Auch wenn die Bau­ar­bei­ten frei­ge­ge­ben wer­den, hat der Ge­mein­de­rat nach wie vor die Ge­wiss­heit, dass über die um­strit­te­ne Er­satz­ab­ga­be in einem Rechts­mit­tel­ver­fah­ren ent­schie­den wird. Es ist unter die­sen Um­stän­den nicht aus­zu­ma­chen, wie der Ge­mein­de­rat durch die vor­zei­ti­ge Bau­f­rei­ga­be einen nicht wie­der gut­zu­ma­chen­den Nach­teil er­lei­den soll­te. Es liegt hier ein na­he­zu klas­si­scher Fall für eine vor­zei­ti­ge Bau­f­rei­ga­be vor. Mit der vor­zei­ti­gen Bau­f­rei­ga­be legt der Re­gie­rungs­rat in kei­ner Weise fest, ob und in wel­cher Höhe er die Er­satz­ab­ga­be­pflicht für die Ab­stell­plät­ze als zu­läs­sig er­ach­tet. Auf die Be­schwer­de gegen den Zwi­schen­ent­scheid kann nicht ein­ge­tre­ten wer­den, weil die Ge­mein­de kei­nen nicht wie­der­gut­zu­ma­chen­den Nach­teil er­lei­det. Im vor­lie­gen­den Fall ist um­strit­ten, ob die von der Ge­mein­de ge­wähl­te Lö­sung über die Er­satz­ab­ga­be im Sinne von § 44 BO Walch­wil rech­tens ist, oder ob über­haupt keine Pflicht zur Er­stel­lung bzw. zum Nach­weis von Ab­stell­plät­zen be­steht. Diese Frage kann un­ab­hän­gig vom Be­ginn der Bau­ar­bei­ten ent­schie­den wer­den.

Ur­teil vom 23. De­zem­ber 2014 i.S. R. M.

Zu prü­fen ist, ob der Ge­mein­de­rat Walch­wil dem Pro­jekt Nord­zu­fahrt zu Recht die Bau­be­wil­li­gung er­teilt hat. Zum an­de­ren ist zu prü­fen, ob auch der kan­to­na­le Ge­samt­ent­scheid des Amtes für Raum­pla­nung, wel­cher ein in­te­gra­ler Be­stand­teil der ge­nann­ten Bau­be­wil­li­gung ist, recht­mäs­sig ist oder nicht.

Die Be­schwer­de­füh­re­rin mo­niert, die Ein­fahrt der Nord­zu­fahrt sei zo­nen­wid­rig, weil sie Bau­land über die Land­wirt­schafts­zo­ne er­schlies­se. Das Bun­des­ge­richt hat zur  Zo­nen­kon­for­mi­tät von Er­schlies­sungs­stras­sen zwar aus­ge­führt, eine im Nicht­bau­ge­biet lie­gen­de Stras­se ent­spre­che dem Zweck der Nut­zungs­zo­ne nicht, wenn sie der Er­schlies­sung von Par­zel­len in der Bau­zo­ne diene. Stras­sen, wel­che die Funk­ti­on hät­ten, Land in der Bau­zo­ne zu er­schlies­sen, soll­ten grund­sätz­lich durch das Sied­lungs­ge­biet füh­ren und nicht Land im üb­ri­gen Ge­mein­de­ge­biet bzw. in der Land­wirt­schafts­zo­ne be­an­spru­chen (BGer 1A.256/2004). Im vor­lie­gen­den Fall dient die Nord­zu­fahrt in ers­ter Linie dazu, dem sich ober­halb der Bahn­li­nie be­find­li­chen Teil der Ge­mein­de Walch­wil eine zwei­te Zu­fahrt zu ver­schaf­fen, wofür ein gros­ses öf­fent­li­ches In­ter­es­se be­steht. Auf­grund der Art und Not­wen­dig­keit der Stras­se ist eine Stre­cken­füh­rung über Land­wirt­schafts­land in casu zu­läs­sig.

Die Be­schwer­de­füh­re­rin rügt wei­ter, die Ein­mün­dung der Nord­zu­fahrt sei nicht auf ihre Si­cher­heit über­prüft wor­den. Die Zu­fahrt würde nicht dem  geo­me­tri­schen Nor­mal­pro­fil ge­mäss SN 640 201 und SN 640 202 ent­spre­chen. Bei der Nord­zu­fahrt Walch­wil han­delt es sich um eine  Ver­bin­dungs­stras­se ge­mäss SN 640 043. Dem­zu­fol­ge die­nen Ver­bin­dungs­stras­sen dem ge­misch­ten Ver­kehr. Sie ver­bin­den ein­zel­ne Ort­schaf­ten und Sied­lungs­ge­bie­te einer Re­gi­on und stel­len lo­ka­le Ver­bin­dun­gen her. Dem­entspre­chend haben sie re­gio­na­le oder zwi­sche­nört­li­che Be­deu­tung im Stras­sen­netz. Um die not­wen­di­ge Brei­te einer Stras­se zu be­stim­men, ist vom Bau­herrn ein geo­me­tri­sches Nor­mal­pro­fil im Sinne von VSS-​Norm SN 640 200a zu er­stel­len. Dem­nach han­delt es sich beim geo­me­tri­schen Nor­mal­pro­fil um eine Dar­stel­lung der Ab­mes­sun­gen des Stras­sen­quer­schnitts, wel­che für eine be­stimm­te Stre­cke an­zu­wen­den sind. Das geo­me­tri­sche Nor­mal­pro­fil einer Stras­se ent­hält An­ga­ben über die Art und Brei­te der Strei­fen, das Quer­ge­fäl­le der Strei­fen und das Licht­raum­pro­fil der Stras­se. Nach Über­prü­fung der geo­me­tri­schen Nor­mal­pro­fi­le für den vor­lie­gen­den Fall er­wei­sen sich die Be­den­ken der Be­schwer­de­füh­re­rin be­tref­fen die nicht aus­rei­chen­de Fahr­bahn­brei­te als un­be­grün­det. Die Nord­zu­fahrt ent­spricht den An­for­de­run­gen der VSS und es wird nur ver­ein­zelt mi­ni­mal davon ab­ge­wi­chen. Diese Ab­wei­chun­gen sind auf­grund der To­po­gra­phie und der damit ver­bun­de­nen Frage der Wirt­schaft­lich­keit ohne wei­te­res zu­läs­sig.

Die Be­schwer­de­füh­re­rin sieht sich auf­grund der Aus­ge­stal­tung der Un­ter­la­gen für die Ori­en­tie­rungs­ver­samm­lung zur Ur­nen­ab­stim­mung Nord­zu­fahrt sowie der Er­läu­te­run­gen des Ge­mein­de­ra­tes zur ge­meind­li­chen Ur­nen­ab­stim­mung zum Kre­dit­be­geh­ren Neu­bau Nord­zu­fahrt Walch­wil, in wel­chen die Ein­mün­dung der Nord­zu­fahrt je­weils an­ders als im jet­zi­gen Pro­jekt dar­ge­stellt wor­den sei, ge­täuscht. Der Grund­satz von  Treu und Glau­ben schützt den Bür­ger in sei­nem be­rech­tig­ten Ver­trau­en auf be­hörd­li­ches Ver­hal­ten und be­deu­tet u.a., dass fal­sche Aus­künf­te von Ver­wal­tungs­be­hör­den unter be­stimm­ten Vor­aus­set­zun­gen eine vom ma­te­ri­el­len Recht ab­wei­chen­de Be­hand­lung des Recht­s­u­chen­den ge­bie­ten. Ge­mäss Recht­spre­chung und Dok­trin ist eine fal­sche Aus­kunft bin­dend, 1. wenn die Be­hör­de in einer kon­kre­ten Si­tua­ti­on mit Bezug auf be­stimm­te Per­so­nen ge­han­delt hat; 2. wenn sie für die Er­tei­lung der be­tref­fen­den Aus­kunft zu­stän­dig war oder wenn der Bür­ger die Be­hör­de aus zu­rei­chen­den Grün­den als zu­stän­dig be­trach­ten durf­te; 3. wenn der Bür­ger die Un­rich­tig­keit der Aus­kunft nicht ohne wei­te­res er­ken­nen konn­te; 4. wenn er im Ver­trau­en auf die Rich­tig­keit der Aus­kunft Dis­po­si­tio­nen ge­trof­fen hat, die nicht ohne Nach­teil rück­gän­gig ge­macht wer­den kön­nen; 5. wenn die ge­setz­li­che Ord­nung seit der Aus­kunfts­er­tei­lung keine Än­de­rung er­fah­ren hat. Im vor­lie­gen­den Fall ist ent­schei­dend, dass die Be­schwer­de­füh­re­rin auf­grund des rechts­kräf­ti­gen Stras­sen­plans die Un­rich­tig­keit der Dar­stel­lun­gen ohne wei­te­res hätte er­ken­nen kön­nen, wenn nicht sogar er­ken­nen müs­sen. Zudem hat sie im Ver­trau­en auf die Rich­tig­keit die­ser An­ga­ben keine Dis­po­si­tio­nen ge­tä­tigt, die sie nicht mehr rück­gän­gig ma­chen könn­te. Die Vor­aus­set­zun­gen des  Ver­trau­ens­schut­zes sind nicht er­füllt, wes­we­gen sich die Be­schwer­de­füh­re­rin nicht auf eine Ver­let­zung des Grund­sat­zes von Treu und Glau­ben be­ru­fen kann.

Die vor­lie­gend an­ge­foch­te­ne Bau­be­wil­li­gung sowie der kan­to­na­le Ge­samt­ent­scheid haben sich als recht­mäs­sig er­wie­sen.

Die Be­schwer­de ist un­be­grün­det und wird ab­ge­wie­sen.

Weitere Informationen

Fusszeile

Deutsch