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Ein­lei­tung

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2016: Ver­wal­tungs­ge­richt

2016: Re­gie­rungs­rat

Ent­scheid vom 19. Ja­nu­ar 2016 i.S. M. H. und J. F.

Die Be­schwer­de­füh­re­rin­nen ma­chen gel­tend, dass das Bau­pro­jekt das Bau­vo­lu­men des Be­bau­ungs­plans über­schrei­te und des­halb die Be­stim­mun­gen des Be­bau­ungs­plans ver­letzt seien. Die Bau­be­wil­li­gung sei auf­zu­he­ben.

Der Re­gie­rungs­rat: Wenn ein Bau­be­ginn den Be­schwer­de­ent­scheid nicht oder nur teil­wei­se vor­be­stim­me, könne die Be­schwer­de­in­stanz einen  Zwi­schen­ent­scheid tref­fen und die Bau­ar­bei­ten ganz oder teil­wei­se frei­ge­ben (§ 67 Abs. 3 PBG). Weil die Frei­ga­be der vor­lie­gen­den Bau­ar­bei­ten den Be­schwer­de­ent­scheid prä­ju­di­zie­ren würde, sei eine Frei­ga­be folg­lich nicht mög­lich. Ein Be­bau­ungs­plan stel­le einen ge­meind­li­chen  Son­der­nut­zungs­plan dar, der es er­mög­li­che, für eine Flä­che in­ner­halb einer Bau­zo­ne von den or­dent­li­chen Zo­nen­vor­schrif­ten ab­zu­wei­chen, um mass­ge­schnei­der­te Lö­sun­gen zu ver­wirk­li­chen. Der  Be­bau­ungs­plan gelte für die davon be­trof­fe­nen Grund­stü­cke als Son­der­bau­ord­nung. Die Grund­ei­gen­tü­mer­schaf­ten seien im Pe­ri­me­ter des Be­bau­ungs­plans an des­sen Fest­le­gun­gen ge­bun­den. So­weit der Be­bau­ungs­plan keine spe­zi­el­len Vor­schrif­ten ent­hal­te, wür­den die Be­stim­mun­gen der je­wei­li­gen Bau­ord­nung gel­ten. Weil der vor­lie­gen­de Be­bau­ungs­plan keine spe­zi­el­len Vor­schrif­ten für vor­sprin­gen­de und aus­kra­gen­de Bau­tei­le ent­hal­te, seien die all­ge­mei­nen Be­stim­mun­gen der kom­mu­na­len Bau­ord­nung an­wend­bar. Bei den vor­lie­gen­den  Bal­ko­nen hand­le es sich um of­fe­ne, vor­sprin­gen­de sowie frei­tra­gen­de Bau­tei­le. Diese wür­den ge­mäss § 20 Abs. 2 V PBG nicht vom Be­griff  Bau­vo­lu­men er­fasst. Falls sich die Be­fürch­tun­gen der Be­schwer­de­füh­re­rin­nen – die Ei­gen­tü­mer wür­den ihre Bal­kon­be­rei­che in Zu­kunft ver­gla­sen wol­len – be­wahr­hei­ten soll­ten, sei ein neues Bau­be­wil­li­gungs­ver­fah­ren not­wen­dig. In die­sem wür­den sich die Be­schwer­de­füh­re­rin­nen gegen eine Ver­gla­sung zur Wehr set­zen kön­nen. Eine nicht be­an­trag­te bau­li­che Mass­nah­me vor­sorg­lich zu ver­bie­ten, sei je­doch un­zu­läs­sig.

Die Be­schwer­de wird ab­ge­wie­sen.

Ent­scheid vom 26. Ja­nu­ar 2016 i.S. I. AG

Die Be­schwer­de­füh­re­rin rügt die Ver­let­zung von Ei­gen­tums­rech­ten und be­an­tragt die Er­tei­lung der Bau­be­wil­li­gung.

Der Re­gie­rungs­rat: Eine  Are­al­be­bau­ung müsse ge­gen­über der Ein­zel­bau­wei­se hö­he­ren An­for­de­run­gen ge­nü­gen sowie eine städ­te­bau­li­che Ein­heit bil­den. Im Jahre 1959 sei das In­stru­ment der Are­al­be­bau­ung im Zu­ge­ri­schen Bau­recht noch nicht aus­drück­lich be­kannt ge­we­sen. Im Rah­men eines sied­lungs­tech­ni­schen und ar­chi­tek­to­ni­schen  Ge­samt­plans be­tref­fend einer ein­heit­li­chen Be­bau­ung eines grös­se­ren Ge­biets seien je­doch Aus­nah­men von den Vor­schrif­ten der Ein­zel­bau­wei­se be­wil­ligt wor­den. Die grund­sätz­li­chen Vor­aus­set­zun­gen einer Are­al­be­bau­ung – be­son­ders gute ar­chi­tek­to­ni­sche Ge­stal­tung und Ein­glie­de­rung in das Orts- und Sied­lungs­ge­biet – hät­ten dem­nach be­reits im Jahr 1959 Ein­gang ins kom­mu­na­le Bau­recht und An­wen­dung auf grös­se­re Über­bau­un­gen ge­fun­den. Die Über­bau­ung an der Pi­la­tus­stras­se sei somit als Vor­läu­fer einer heu­ti­gen Are­al­be­bau­ung an­zu­se­hen. Auf das vor­lie­gen­de Bau­grund­stück, wel­ches sich im Pe­ri­me­ter der Ge­samt­über­bau­ung Pi­la­tus­stras­se be­fin­de, seien des­halb die heu­ti­gen Are­al­be­bau­ungs­vor­schrif­ten an­wend­bar. Die Aus­nüt­zungs­flä­che auf dem ge­sam­ten Areal sei be­reits durch die be­stehen­den Bau­ten über­nutzt. Im Ge­setz finde sich keine Stüt­ze, dass die man­geln­de Über­bau­bar­keit einer Lie­gen­schaft zu­fol­ge be­reits voll­stän­dig kon­su­mier­ter Aus­nüt­zung aus dem Grund­buch­ein­trag er­sicht­lich sein müsse. Viel­mehr sei es Sache der Be­schwer­de­füh­re­rin, sich vorab über die Be­bau­bar­keit des Grund­stücks zu ver­ge­wis­sern. Ver­nach­läs­si­ge sie ihre zi­vil­recht­li­che Sorg­falts­pflicht, liege darin kein staats­recht­li­cher Ein­griff in die Ei­gen­tums­rech­te.

Die Be­schwer­de wird ab­ge­wie­sen.

Ent­scheid vom 2. Fe­bru­ar 2016 i.S. Ei­gen­tü­mer­ge­mein­schaft W.

Die Be­schwer­de­füh­ren­den ver­lan­gen die Auf­he­bung der Bau­be­wil­li­gung. Indem die Plan­än­de­run­gen nicht im Rah­men des or­dent­li­chen Ver­fah­rens öf­fent­lich auf­ge­legt wor­den seien, hätte die Vor­in­stanz die Pu­bli­ka­ti­ons­pflicht ver­letzt.

Der Re­gie­rungs­rat: Im Laufe des Rechts­mit­tel­ver­fah­rens dürfe der  Streit­ge­gen­stand grund­sätz­lich nicht er­wei­tert oder in­halt­lich ver­än­dert wer­den, je­doch dürfe er sich ver­en­gen. Eine Aus­deh­nung des Streit­ge­gen­stan­des sei aus­nahms­wei­se zu­läs­sig, so­weit ein enger Sach­zu­sam­men­hang be­stehe. Ge­gen­stand des vor­lie­gend an­ge­foch­te­nen Be­schlus­ses sei – ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Be­schwer­de­füh­ren­den – die Um­ge­bungs­ge­stal­tung und nicht die (ge­än­der­te) Raum­ein­tei­lung. Da sich die Be­schwer­de­füh­ren­den zur Um­ge­bungs­ge­stal­tung nicht rechts­ge­nü­gend ge­äus­sert hät­ten, könne die Be­schwer­de unter die­sem Ge­sichts­punkt nicht ge­schützt wer­den. Wenn keine öf­fent­li­chen oder nach­bar­li­chen In­ter­es­sen be­rührt seien oder das nach­bar­li­che Ein­ver­ständ­nis vor­lie­ge, könne von der Auf­la­ge und Pu­bli­ka­ti­on eines Bau­ge­suchs ge­mäss § 45 Abs. 4 PBG ab­ge­se­hen wer­den. Von einer ge­än­der­ten Raum­ein­tei­lung im In­nern eines Wohn­ge­bäu­des seien die nach­bar­li­chen In­ter­es­sen in der Regel nicht be­trof­fen, so­weit damit nicht eine Än­de­rung der  Haupt­wohn­rich­tung ver­bun­den sei. Weil die vor­lie­gen­den Grund­ris­s­än­de­run­gen kei­nen Ein­fluss auf die Haupt­wohn­rich­tung der be­tref­fen­den Ge­bäu­de hät­ten, seien die von der Bau­herr­schaft be­an­trag­ten Grund­ris­s­än­de­run­gen somit zu Recht im ver­ein­fach­ten Ver­fah­ren ge­mäss § 45 Abs. 4 PBG be­wil­ligt wor­den.

Die Be­schwer­de wird ab­ge­wie­sen, so­weit dar­auf ein­ge­tre­ten wurde.

Ent­scheid vom 29. März 2016 i.S. R. und M. B.-A.

Die Be­schwer­de­füh­ren­den be­an­tra­gen die Auf­he­bung der Bau­be­wil­li­gung für die Bal­kon­ver­gla­sung (Win­ter­gar­ten) und ma­chen Ver­fah­rens­feh­ler gel­tend.

Im Ver­fah­ren vor dem Re­gie­rungs­rat gelte die Un­ter­su­chungs­ma­xi­me. Dem­nach werde auch die Ein­hal­tung der Recht­mit­tel­frist von Amtes wegen ge­prüft, selbst wenn sie von den Par­tei­en nicht be­strit­ten werde. Der Re­gie­rungs­rat führt aus, dass bei einer man­gel­haf­ten Er­öff­nung der Bau­be­wil­li­gung die  Rechts­mit­tel­frist des über­gan­ge­nen Adres­sa­ten erst mit der tat­säch­li­chen Kennt­nis­nah­me der Bau­be­wil­li­gung zu lau­fen be­gin­ne. Dem­nach sei den Be­schwer­de­füh­ren­den mit der nach­träg­li­chen Zu­stel­lung der Bau­be­wil­li­gung die­sel­be Rechts­stel­lung ein­ge­räumt wor­den, wie wenn ihnen die um­strit­te­ne Ver­fü­gung un­mit­tel­bar nach deren Er­tei­lung ord­nungs­ge­mäss er­öff­net wor­den wäre. Da die Ein­spra­che vor­lie­gend of­fen­sicht­lich ver­spä­tet er­ho­ben wor­den sei, sei die An­fech­tungs­mög­lich­keit ver­wirkt und die Bau­be­wil­li­gung for­mell rechts­kräf­tig ge­wor­den. Eine in for­mel­le Rechts­kraft er­wach­se­ne Ver­fü­gung sei wi­der­ruf­bar, wenn das In­ter­es­se an der rich­ti­gen Durch­set­zung des ob­jek­ti­ven Rechts das­je­ni­ge des Ver­trau­ens­schut­zes über­wie­ge. Indem die Be­schwer­de­geg­ne­rin be­reits gut­gläu­big von der Bau­be­wil­li­gung Ge­brauch ge­macht sowie er­heb­li­che In­ves­ti­tio­nen ge­tä­tigt habe, die Be­schwer­de­füh­ren­den le­dig­lich nach­bar­li­che In­ter­es­sen gel­tend ge­macht hät­ten und der Bal­kon­ver­gla­sung (Win­ter­gar­ten) keine ge­wich­ti­gen öf­fent­li­chen In­ter­es­sen ge­gen­über stün­den, sei ein  Wi­der­ruf nicht ge­recht­fer­tigt. Auf die vor­lie­gen­de Ver­wal­tungs­be­schwer­de könne dem­nach nur im Rah­men des gel­tend ge­mach­ten Nich­tig­keits­grun­des – wel­cher von Amtes wegen zu prü­fen sei – ein­ge­tre­ten wer­den. Rechts­wid­ri­ge Ent­schei­de seien nur dann nich­tig, wenn der ihnen an­haf­ten­de Man­gel be­son­ders schwer, of­fen­sicht­lich oder leicht er­kenn­bar sei und wenn die Rechts­si­cher­heit durch die An­nah­me der  Nich­tig­keit nicht ernst­haft ge­fähr­det werde. Ein Bau­ge­such das nicht im vor­ge­schrie­be­nen Ver­fah­ren be­han­delt wor­den sei, stel­le noch kei­nen Nich­tig­keits­grund dar. Ge­mäss bun­des­ge­richt­li­cher Recht­spre­chung seien Bau­be­wil­li­gun­gen in Fäl­len feh­len­der oder man­gel­haf­ter Ver­öf­fent­li­chung an­fecht­bar und nicht nich­tig. Ge­mäss § 19 Abs. 1 und § 21 Abs. 1 VRG sei die Bau­be­wil­li­gung schrift­lich zu er­öff­nen und den Par­tei­en pos­ta­lisch zu­zu­stel­len. Ob die Ver­fü­gung durch Post oder mit­tels E-​Mail ver­sandt wor­den sei, sei vor­lie­gend nicht re­le­vant, da sie ihren Zweck gleich­wohl er­fül­le und die be­trof­fe­ne Par­tei kei­nen Nach­teil er­lei­de. Auf­grund des Um­stan­des, dass die Be­schwer­de­füh­ren­den rechts­kun­dig ge­we­sen seien, hät­ten sie auf den  Er­öff­nungs­man­gel hin­wei­sen und in­nert nütz­li­cher Frist die ord­nungs­ge­mäs­se Er­öff­nung ver­lan­gen kön­nen. Weil die Be­schwer­de­füh­ren­den den Man­gel trotz Zu­mut­bar­keit nicht gel­tend ge­macht hät­ten, sei der vor­lie­gend ge­rüg­te Form­feh­ler ver­wirkt.

Die Be­schwer­de wird ab­ge­wie­sen, so­weit dar­auf ein­ge­tre­ten wurde.

Ent­scheid vom 12. April 2016 i.S. R. S.

Der Be­schwer­de­füh­rer er­ach­tet die Ver­fü­gung zur Wie­der­her­stel­lung des recht­mäs­si­gen Zu­stan­des des in ein Wohn­stu­dio um­ge­bau­ten Hei­zungs­raums als un­ver­hält­nis­mäs­sig.

Der Re­gie­rungs­rat: Die be­tref­fen­de Mehr­fa­mi­li­en­h­aus­über­bau­ung sei im Jahr 1959 ge­mäss der da­mals gel­ten­den kom­mu­na­len Bau­ord­nung als  Ge­samt­über­bau­ungs­plan be­wil­ligt wor­den, wel­cher nach der heu­ti­gen Ter­mi­no­lo­gie als Are­al­be­bau­ung im Sinne von § 29 PBG gelte. So­fern eine  Are­al­be­bau­ung ein­mal er­stellt sei, könn­ten Än­de­run­gen daran nur mit Rück­sicht auf das Ganze und mit der Zu­stim­mung der be­trof­fe­nen Grund­ei­gen­tü­mer be­wil­ligt wer­den. Eine Are­al­be­bau­ung müsse immer als Gan­zes be­trach­tet wer­den. Dem­nach müsse die ma­xi­mal zu­läs­si­ge Aus­nüt­zung über die ge­sam­te Are­al­flä­che ein­ge­hal­ten sein, wobei eine Par­zel­lie­rung kei­nen Ein­fluss auf die zu­läs­si­ge Aus­nüt­zung habe. Weil die Are­al­be­bau­ung aus dem Jahr 1959 die An­for­de­run­gen des gel­ten­den Rechts nicht zu er­fül­len ver­mö­ge, falle sie unter die  Be­stan­des­ga­ran­tie ge­mäss § 72 PBG. In Bezug auf die Aus­nüt­zung be­deu­te dies, dass diese bei­be­hal­ten wer­den dürfe, eine Er­hö­hung der Aus­nüt­zungs­zif­fer aber weder mög­lich noch zu­läs­sig sei. Für die Über­schrei­tung der Aus­nüt­zungs­vor­schrif­ten seien ge­ne­rell keine Aus­nah­men zu­läs­sig (§ 31 Abs. 2 V PBG). Die vom Be­schwer­de­füh­rer vor­ge­nom­me­ne Nut­zungs­än­de­rung im Hei­zungs­raum sei des­halb so­wohl for­mell als auch ma­te­ri­ell rechts­wid­rig, da sie ohne Bau­be­wil­li­gung und unter Miss­ach­tung der Aus­nüt­zungs­vor­schrif­ten vor­ge­nom­men wor­den sei. Eine nach­träg­li­che Aus­nah­me­be­wil­li­gung für die Um­nut­zung des Hei­zungs­raums könne des­halb nicht ge­währt wer­den. Eine wi­der­recht­lich vor­ge­nom­me­ne Nut­zungs­än­de­rung führe nicht zwin­gend zur  Wie­der­her­stel­lungs­pflicht des recht­mäs­si­gen Zu­stan­des. Auf­grund der Ver­hält­nis­mäs­sig­keit und des Gut­glau­bens­schut­zes sei ins­be­son­de­re dann von der Wie­der­her­stel­lung ab­zu­se­hen, wenn die Ab­wei­chung vom Er­laub­ten nur un­be­deu­tend sei oder die Wie­der­her­stel­lung nicht im öf­fent­li­chen In­ter­es­se liege. Weil an der Ein­hal­tung der Ausnützungs-​ und Are­al­be­bau­ungs­vor­schrif­ten ein ge­wich­ti­ges öf­fent­li­ches In­ter­es­se be­stün­de und die vor­lie­gen­de Nut­zungs­än­de­rung nicht nur von un­ter­ge­ord­ne­ter Be­deu­tung sei, habe die Vor­in­stanz zu Recht die Wie­der­her­stel­lung des recht­mäs­si­gen Zu­stan­des ver­fügt.

Die Be­schwer­de wird ab­ge­wie­sen, so­weit dar­auf ein­ge­tre­ten wurde.

Ent­scheid vom 3. Mai 2016 i.S. R. J.

Der Be­schwer­de­füh­rer be­an­tragt, dass ihm die Be­wil­li­gung zur  Um­nut­zung eines La­den­lo­kals in ein Büro im Erd­ge­schoss er­teilt werde.

Per 1. April 2016 wurde das neue  Alt­stadt­re­gle­ment der Stadt Zug in Kraft ge­setzt. Ge­mäss der über­gangs­recht­li­chen Be­stim­mung des neuen Alt­stadt­re­gle­ments (§ 16 Abs. 1) sind die im Zeit­punkt sei­nes In­kraft­tre­tens hän­gi­gen Rechts­mit­tel­ver­fah­ren in An­wen­dung des bis­he­ri­gen Rechts zu ent­schei­den, es sei denn, das neue Recht ist für die Bau­herr­schaft güns­ti­ger als das bis­he­ri­ge. Nach dem alten Alt­stadt­re­gle­ment waren im Erd­ge­schoss nur La­den­ge­schäf­te, öf­fent­lich zu­gäng­li­che Lo­ka­le oder nicht stö­ren­de Ge­wer­be zu­läs­sig. Das neue Re­gle­ment ist für den Be­schwer­de­füh­rer güns­ti­ger, denn neu sind im Erd­ge­schoss auch pu­bli­kums­at­trak­ti­ve Dienst­leis­tungs­be­trie­be zu­läs­sig (§ 12 Abs. 2 lit. c). Die Firma des Be­schwer­de­füh­rers ist eine Be­ra­tungs­fir­ma. Ge­mäss Aus­sa­ge des Be­schwer­de­füh­rers wür­den die Kun­den per­sön­lich bei ihm vor­bei­kom­men und sich be­ra­ten las­sen. Auf­grund der klei­nen Grös­se des Raums kann nicht ver­langt wer­den, dass ein La­den­ge­schäft oder eine an­de­re ge­werb­li­che Nut­zung mit regem Pu­bli­kums­ver­kehr ent­steht. Es ge­nügt, dass die zur Dis­kus­si­on ste­hen­de Nut­zung des Raums als Bü­ro­raum Pu­bli­kums­ver­kehr hat. Die per­sön­li­chen Kun­den­kon­tak­te sind des­halb als pu­bli­kums­at­trak­ti­ve Nut­zung im Sinne des neuen Re­gle­ments zu ver­ste­hen. Die vom Be­schwer­de­füh­rer für seine Be­ra­tungs­fir­ma vor­ge­se­he­ne Bü­ro­raum­nut­zung im Erd­ge­schoss ist somit ge­mäss dem neuen Alt­stadt­re­gle­ment be­wil­li­gungs­fä­hig.

Die Be­schwer­de wird gut­ge­heis­sen und die Vor­in­stanz wird be­auf­tragt, dem Be­schwer­de­füh­rer die Be­wil­li­gung zur Um­nut­zung des Raums im Erd­ge­schoss in ein Büro für seine Be­ra­tungs­fir­ma zu er­tei­len.

Ent­scheid vom 3. Mai 2016 i.S. A. und M. W. et al.

Die Be­schwer­de­füh­ren­den ver­lan­gen die Auf­he­bung des Pe­ri­me­ter­plans Geiss­wald­stras­se. Sie ma­chen ins­be­son­de­re gel­tend, dass es sich bei der Geiss­wald­stras­se um eine Pri­vat­stras­se hand­le, wofür keine ge­nü­gen­de ge­setz­li­che Grund­la­ge für die Er­he­bung von Pe­ri­me­ter­bei­trä­gen be­stehe.

Der Re­gie­rungs­rat führt aus, dass zur Er­he­bung von  Pe­ri­me­ter­bei­trä­gen für den Aus­bau der Geiss­wald­stras­se so­wohl die bun­des­recht­li­chen als auch die kan­to­na­len Be­stim­mun­gen nicht un­mit­tel­bar an­wend­bar seien. Auf kom­mu­na­ler Ebene regle das Stras­sen­re­gle­ment (StR) die Fi­nan­zie­rung von öf­fent­li­chen Stras­sen, Wegen und Plät­zen in der Ein­woh­ner­ge­mein­de Walch­wil. Für  Pri­vat­stras­sen und -wege wür­den diese Be­stim­mun­gen je­doch nur gel­ten, so­fern dies im Re­gle­ment aus­drück­lich vor­ge­se­hen sei. Ge­mäss § 8 Abs. 1 StR seien an­stos­sen­de Grund­ei­gen­tü­mer­schaf­ten ver­pflich­tet, an­ge­mes­se­ne Bei­trä­ge an die Kos­ten zur Än­de­rung von Ge­mein­de­stras­sen, d.h. öf­fent­li­che Stras­sen, zu leis­ten. Da es sich bei der Geiss­wald­stras­se um eine Pri­vat­stras­se hand­le, be­stehe somit auch im ge­meind­li­chen Stras­sen­re­gle­ment keine Grund­la­ge, bei den Grund­ei­gen­tü­mer­schaf­ten Pe­ri­me­ter­bei­trä­ge zu er­he­ben. Eine Pe­ri­me­ter­pflicht könne auch nicht aus dem be­schlos­se­nen Baulinien-​ und Stras­sen­plan ab­ge­lei­tet wer­den, denn die­ser bilde le­dig­lich die Rechts­grund­la­ge dafür, dass die Geiss­wald­stras­se über­haupt aus­ge­baut wer­den könne. Folg­lich ver­fü­ge die Ge­mein­de Walch­wil über keine ge­setz­li­che Grund­la­ge, wel­che sie zur Er­he­bung von Pe­ri­me­ter­bei­trä­gen für den Aus­bau der pri­va­ten Geiss­wald­stras­se er­mäch­ti­ge. Der an­ge­foch­te­ne Pe­ri­me­ter­plan sei des­halb auf­zu­he­ben. Die Ge­mein­de Walch­wil müsse die Kos­ten für den Stras­sen­aus­bau je­doch nicht zwin­gend selbst be­zah­len. Indem sie das Stras­sen­re­gle­ment da­hin­ge­hend än­de­re, dass auch für den Aus­bau von pri­va­ten Stras­sen Pe­ri­me­ter­bei­trä­ge er­ho­ben wer­den kön­nen oder sie die Geiss­wald­stras­se im Ver­fah­ren der Öf­fent­li­ch­er­klä­rung ge­mäss § 4 GSW dem Ge­mein­ge­brauch widme und als öf­fent­li­che Stras­se er­klä­re, wür­den die Grund­ei­gen­tü­mer­schaf­ten bei­trags­pflich­tig wer­den.

Die Be­schwer­de wird gut­ge­heis­sen und der an­ge­foch­te­ne Pe­ri­me­ter­plan Geiss­wald­stras­se wird auf­ge­ho­ben.

Ent­scheid vom 17. Mai 2016 i.S. M. P. und S. T.

Die Be­schwer­de­füh­ren­den be­an­tra­gen, dass die vor­in­stanz­li­che Bau­be­wil­li­gung zur Än­de­rung einer Are­al­be­bau­ung sowie zum Neu­bau eines Ge­wer­be­ge­bäu­des auf­zu­he­ben sei. Die vor­ge­se­he­nen Ab­wei­chun­gen von der ur­sprüng­lich be­wil­lig­ten Are­al­be­bau­ung wi­der­sprä­chen der ge­setz­lich ge­for­der­ten Rück­sicht­nah­me aufs Ganze. Zudem sei das Zu­stim­mungs­er­for­der­nis der be­trof­fe­nen Grund­ei­gen­tü­mer­schaf­ten nicht er­reicht und es be­stün­de keine aus­rei­chen­de Ver­kehrs­er­schlies­sung.

Ge­mäss § 29 Abs. 4 lit. a PBG sind spä­te­re Än­de­run­gen einer teil­wei­se oder ganz er­stell­ten Are­al­be­bau­ung nur mit Rück­sicht auf das Ganze be­wil­li­gungs­fä­hig. Einem Are­al­be­bau­ungs­kon­zept kommt des­halb nor­ma­ti­ver Cha­rak­ter zu, womit es Aus­gangs­punkt für spä­te­re bau­recht­li­che Ent­schei­de bleibt. Ge­mäss § 29 Abs. 4 lit. b PBG be­dür­fen diese Än­de­run­gen der Zu­stim­mung von min­des­tens einer Drei­vier­tel­mehr­heit der­je­ni­gen Ei­gen­tü­mer­schaf­ten, wel­che von den Än­de­run­gen we­sent­lich stär­ker be­las­tet wer­den. An das Merk­mal der «we­sent­lich stär­ke­ren Be­las­tung» darf ins­be­son­de­re bei we­sent­li­chen Än­de­run­gen kein allzu stren­ger Mass­stab an­ge­legt wer­den. An­dern­falls könn­ten die mit der be­wil­lig­ten Are­al­be­bau­ung ver­bind­lich fest­ge­leg­ten Ele­men­te grund­le­gend und ohne gros­se Ein­schrän­kung zu Guns­ten Ein­zel­ner ab­ge­än­dert wer­den. Da­durch wür­den die den Grund­ei­gen­tü­mer­schaf­ten aus dem nor­ma­ti­ven Cha­rak­ter des Are­al­be­bau­ungs­kon­zepts zu­ste­hen­den Rech­te nicht mehr ge­wahrt wer­den. Eine «we­sent­lich stär­ke­re Be­las­tung» liegt des­halb be­reits dann vor, wenn die Ei­gen­tü­mer­schaf­ten von grund­le­gen­den Än­de­run­gen un­mit­tel­bar nach­tei­lig be­trof­fen sind. Bei bau­li­chen und ge­stal­te­ri­schen Än­de­run­gen reicht dabei in der Regel be­reits der di­rek­te Blick­kon­takt auf die Um­ge­stal­tung aus. Es be­darf je­doch stets einer Be­ur­tei­lung im Ein­zel­fall. Die vor­lie­gend be­an­trag­ten Än­de­run­gen (Auf­he­bung der pro­jek­tier­ten Aus­sen­park­plät­ze, Rea­li­sie­rung zwei­er Tief­gar­gen­ein­fahr­ten und Ver­schie­bung des Ge­wer­be­ge­bäu­des) kön­nen nicht als un­ter­ge­ord­net be­zeich­net wer­den. Zudem ver­än­dert das neue Erschliessungs-​ und Par­kie­rungs­kon­zept das be­wil­lig­te Are­al­be­bau­ungs­kon­zept er­heb­lich. Mit dem um­strit­te­nen Bau­vor­ha­ben wer­den folg­lich be­deu­ten­de Ge­stal­tungs­ele­men­te der Are­al­be­bau­ung ab­ge­än­dert, wo­durch zahl­rei­che Grund­ei­gen­tü­mer­schaf­ten im Sinne von § 29 Abs. 4 lit. b PBG we­sent­lich stär­ker be­las­tet wer­den. Die unter die­sen Um­stän­den er­for­der­li­che Drei­vier­tel­mehr­heit der be­trof­fe­nen Grund­ei­gen­tü­mer­schaf­ten ist nicht er­reicht, womit das Zu­stim­mungs­er­for­der­nis nicht er­füllt ist. Der Re­gie­rungs­rat hätte das Bau­ge­such des­halb als un­voll­stän­dig zu­rück­wei­sen müs­sen. Die Be­schwer­den er­wei­sen sich in die­sem Punkt somit als be­grün­det.

Die Ver­kehrs­er­schlies­sung gilt als hin­rei­chend, wenn die Zu­fahrt zu einem Bau­vor­ha­ben im Zeit­punkt sei­ner Fer­tig­stel­lung so­wohl in tat­säch­li­cher als auch in recht­li­cher Hin­sicht ge­nü­gend ge­si­chert ist. Die recht­li­che Si­che­rung kann die Bau­herr­schaft mit dem Vor­lie­gen aus­rei­chen­der Be­nüt­zungs­rech­te an einer Zu­fahrt oder ihr zu­ste­hen­den er­for­der­li­chen ding­li­chen Rech­te nach­wei­sen. Die­ser Nach­weis kann durch Ei­gen­tum, Dienst­bar­kei­ten oder ein­fa­che schrift­li­che Zu­stim­mung er­fol­gen. Da die in den Plä­nen mar­kier­ten Fahr­weg­rechts­flä­chen für eine pra­xis­ge­rech­te Be­fahr­bar­keit der Schlepp­kur­ven nicht aus­rei­chen und die er­for­der­li­che Aus­weich­mög­lich­keit auf der Par­kie­rungs­flä­che recht­lich nicht ge­si­chert ist, steht fest, dass die aus­rei­chen­de  Er­schlies­sung weder tat­säch­lich noch recht­lich aus­ge­wie­sen ist.

Unter Gut­heis­sung der Be­schwer­den wer­den die an­ge­foch­te­nen vor­in­stanz­li­chen Ent­schei­de auf­ge­ho­ben.

Ent­scheid vom 12. Juli 2016 i.S. A. AG

Die Be­schwer­de­füh­re­rin be­an­tragt, dass der vor­in­stanz­li­che Be­schluss auf­zu­he­ben und das Bau­ge­such zur Er­stel­lung einer Are­al­be­bau­ung zu be­wil­li­gen sei. Die Vor­in­stanz gehe zu Un­recht davon aus, dass beim um­strit­te­nen Bau­grund­stück die Pla­nungs­wer­te ge­mäss LSV ein­zu­hal­ten seien. Zudem ver­stos­se der vor­in­stanz­li­che Ent­scheid gegen das Ver­ur­sa­cher­prin­zip.

In Bezug auf die Frage der mass­geb­li­chen Grenz­wer­te stützt sich der Re­gie­rungs­rat im vor­lie­gen­den Ent­scheid auf sein Ur­teil vom 4. De­zem­ber 2012. Dem­nach sei bei der Fest­le­gung des Zo­nen­plans im Jahr 2007 für das um­strit­te­ne Grund­stück zu Un­recht die Ein­hal­tung der Pla­nungs­wer­te fest­ge­setzt wor­den. Viel­mehr hätte das vom Land­wirt­schafts­be­trieb aus­ge­hen­de Lärm­pro­blem bei der Ein­zo­nung des Grund­stücks be­ach­tet wer­den müs­sen (Nach­weis der Ein­hal­tung der Pla­nungs­wer­te ge­mäss LSV oder ent­spre­chen­der bau­li­cher Mass­nah­men zu deren Ein­hal­tung). Da die ver­bind­li­che Fest­le­gung der zur Ein­hal­tung der Pla­nungs­wer­te er­for­der­li­chen Mass­nah­men im Zeit­punkt der Aus­schei­dung der Bau­zo­ne un­ter­blie­ben sei, könne bei der spä­te­ren Be­ur­tei­lung eines ein­zel­nen Bau­vor­ha­bens nur noch die Ein­hal­tung der  Im­mis­si­ons­grenz­wer­te ver­langt wer­den. Die­ser Ent­scheid sei nicht an­ge­foch­ten wor­den. Eine Ab­kehr von die­sem Ur­teil würde so­wohl dem Ver­trau­ens­grund­satz als auch dem Prin­zip der Pla­nungs­si­cher­heit wi­der­spre­chen. Die Rüge des Be­schwer­de­geg­ners, wo­nach die Be­schwer­de­füh­re­rin der Emp­feh­lung des Re­gie­rungs­rats – zur Lö­sung der lärm­recht­li­chen Pro­ble­me einen Be­bau­ungs­plan zu er­las­sen – nicht ge­folgt sei, er­wei­se sich eben­falls als un­be­grün­det. Eine Emp­feh­lung sei keine An­wei­sung und damit nicht rechts­ver­bind­lich.

Ge­mäss einem von der Bau­di­rek­ti­on als kor­rekt und ge­set­zes­kon­form über­prüf­ten Lärm­gut­ach­ten seien die mass­ge­ben­den Im­mis­si­ons­grenz­wer­te bei allen Fens­ter­öff­nun­gen von lärm­emp­find­li­chen Räu­men in der Are­al­be­bau­ung ein­ge­hal­ten. Als mass­ge­ben­der Er­mitt­lungs­ort nach LSV gelte das of­fe­ne Fens­ter und nicht der Aus­sen­raum. Des Wei­te­ren sei das um­strit­te­ne Fuss- und Fahr­weg­recht nicht auf die land­wirt­schaft­li­che Nut­zung be­schränkt. Indem die Stras­sen­ei­gen­tü­me­rin sich mit dem Aus­bau der be­tref­fen­den Stras­se ein­ver­stan­den er­klärt habe, habe sie auch der Be­nüt­zung der Stras­se durch die An­stos­sen­den zur Er­schlies­sung der Bau­par­zel­le zu­ge­stimmt. Die  Er­schlies­sung sei des­halb so­wohl in tat­säch­li­cher als auch in recht­li­cher Hin­sicht ge­ge­ben. Die Rüge er­wei­se sich somit auch in die­sem Punkt als un­be­grün­det.

Eine  Zo­nen­plan­än­de­rung oder deren Ge­neh­mi­gung müsse um­ge­hend an­ge­foch­ten wer­den. Die An­fech­tung im An­wen­dungs­ver­fah­ren sei nur in be­stimm­ten Aus­nah­me­fäl­len zu­läs­sig. Vor­lie­gend seien die Vor­aus­set­zun­gen dazu nicht er­füllt, wes­halb die recht­mäs­si­ge Zo­nen­plan­än­de­rung aus Grün­den von Treu und Glau­ben nicht mehr in Frage ge­stellt wer­den könne.

In Gut­heis­sung der Be­schwer­de wird der vor­in­stanz­li­che Be­schluss auf­ge­ho­ben und die Vor­in­stanz wird an­ge­wie­sen, das Bau­ge­such unter ent­spre­chen­den Auf­la­gen und Be­din­gun­gen zu be­wil­li­gen.

Ent­scheid vom 12. Juli 2016 i.S. E. N.

Der Be­schwer­de­füh­rer be­an­tragt die Auf­he­bung der Bau­be­wil­li­gung, so­weit damit eine Er­satz­ab­ga­be für die Park­plät­ze ver­fügt werde. Die­ses Vor­ge­hen lasse sich nicht auf eine recht­li­che Grund­la­ge stüt­zen und ver­stos­se gegen das ver­fas­sungs­recht­li­che Ver­bot der Rück­wir­kung.

Der Re­gie­rungs­rat er­wägt, dass be­stehen­de Bau­ten und An­la­gen zeit­lich of­fe­ne  Dau­er­sach­ver­hal­te dar­stell­ten. Wenn sich das ma­te­ri­el­le Recht än­de­re und die­ses (auch) Rechts­wir­kun­gen für be­stehen­de Bau­ten vor­se­he, werde der zeit­lich of­fe­ne Dau­er­sach­ver­halt «Baute» ab dem Datum des In­kraft­tre­tens der ein­schlä­gi­gen Norm einer neuen recht­li­chen Ord­nung un­ter­stellt. Die An­wen­dung neuer Vor­schrif­ten auf be­stehen­de Bau­ten stel­le somit nie eine un­zu­läs­si­ge un­ech­te Rück­wir­kung dar.

Pa­ra­graph 72 Abs. 2 PBG ga­ran­tie­re für  Um­bau­ten und Er­wei­te­run­gen von un­recht­mäs­sig ge­wor­de­nen Bau­ten und An­la­gen einen Be­stan­des­schutz, so­weit die Än­de­rung nicht zu einer ver­stärk­ten Ab­wei­chung vom gel­ten­den Recht führ­ten. Als Um­bau­ten seien jene bau­li­chen Vor­keh­ren zu ver­ste­hen, wel­che dazu dien­ten, eine be­stehen­de Baute ohne Än­de­rung des Ge­bäu­de­vo­lu­mens zweck­mäs­si­ger zu nut­zen (bspw. Er­stel­lung von Zwi­schen­wän­den, Zu­mau­ern von Fens­tern, Ver­än­de­rung der Raum­ein­tei­lung, Än­dern der Zweck­be­stim­mung von Räu­men). Ge­mäss § 37 Abs. 1 der kom­mu­na­len Bau­ord­nung seien bei we­sent­li­chen Um- und Er­wei­te­rungs­bau­ten ge­nü­gend Ab­stell­plät­ze für Fahr­zeu­ge zu schaf­fen. Da aus den ein­ge­reich­ten Plä­nen leicht nach­voll­zo­gen wer­den könne, dass für das vor­lie­gen­de Bau­pro­jekt um­fang­rei­che Um­bau­ar­bei­ten ge­plant seien und auch die be­son­ders hohe Bau­sum­me dafür sprä­che, sei die Vor­in­stanz zu Recht von we­sent­li­chen bau­li­chen Mass­nah­men aus­ge­gan­gen. Aus die­sem Grund sei der Be­schwer­de­füh­rer ge­mäss § 37 Abs. 1 der kom­mu­na­len Bau­ord­nung ver­pflich­tet, aus­rei­chend Ab­stell­plät­ze für Fahr­zeu­ge zu schaf­fen. In Bezug auf die Pflicht­park­plät­ze seien die be­stehen­den Lie­gen­schaf­ten be­reits heute rechts­wid­rig. Mit dem vor­lie­gen­den Bau­vor­ha­ben werde diese Rechts­wid­rig­keit noch ver­stärkt. Folg­lich könne sich der Be­schwer­de­füh­rer be­züg­lich des ein­ge­reich­ten Bau­pro­jekts nicht auf die  Be­stan­des­ga­ran­tie ge­mäss § 72 Abs. 1 PBG be­ru­fen. Aus die­sem Grund habe der Be­schwer­de­füh­rer für sämt­li­che noch feh­len­den Pflicht­park­plät­ze eine ent­spre­chen­de  Er­satz­ab­ga­be sowie für die bis­her un­ge­nü­gen­de An­zahl Ab­stell­plät­ze eine Ent­schä­di­gung zu leis­ten. Mit die­sem Vor­ge­hen werde dem Gebot der Rechts­gleich­heit und dem In­ter­es­se an einer bal­di­gen An­pas­sung des fak­ti­schen Bau­be­stan­des an die neuen Nor­men Rech­nung ge­tra­gen.

Die Be­schwer­de wird ab­ge­wie­sen.

Ent­scheid vom 16. Au­gust 2016 i.S. B. H.-Z.

Die Be­schwer­de­füh­re­rin be­an­tragt, dass der vor­in­stanz­li­che Be­schluss auf­zu­he­ben und die nach­träg­li­che Bau­be­wil­li­gung für einen frei­ste­hen­den Velo- und Holz­un­ter­stand zu er­tei­len sei.

Der Re­gie­rungs­rat prüft die  Bau­be­wil­li­gungs­pflicht des um­strit­te­nen Velo- und Holz­un­ter­stan­des. Ge­mäss Bun­des­recht seien «bau­li­che Klein­vor­ha­ben», die zum einen nur ein ge­rin­ges Aus­mass hät­ten und zum an­de­ren weder öf­fent­li­che noch nach­bar­li­che In­ter­es­sen tan­gier­ten (bspw. bau­li­che Ver­än­de­run­gen im In­nern des Ge­bäu­des, kurz­fris­ti­ge Fahr­nis­bau­ten, klei­ne­re Fahr­rad­un­ter­stän­de, Holz­schöp­fe oder an­de­re An­la­gen, wel­che keine nen­nens­wer­ten Ein­flüs­se auf Raum, Um­welt und Er­schlies­sung haben) nicht bau­be­wil­li­gungs­pflich­tig. Es stehe den Kan­to­nen je­doch frei, den Um­fang der be­wil­li­gungs­pflich­ti­gen Vor­ha­ben zu er­wei­tern. Um­ge­kehrt könn­ten die Kan­to­ne je­doch nicht von der Be­wil­li­gungs­pflicht aus­neh­men, was nach Art. 22 RPG einer Bau­be­wil­li­gung be­dür­fe. Der Re­gie­rungs­rat hält fest, dass weder auf­grund des kan­to­na­len noch ge­stützt auf das kom­mu­na­le Recht eine Aus­wei­tung der bunde­recht­li­chen Bau­be­wil­li­gungs­pflicht be­stehe. So­wohl der Velo- als auch der Holz­un­ter­stand un­ter­lä­gen hin­sicht­lich ihrer ge­rin­gen Aus­mas­se weder ge­stützt auf Bun­des­recht noch auf­grund des kan­to­na­len oder kom­mu­na­len Rechts der Bau­be­wil­li­gungs­pflicht. Viel­mehr seien die Bau­ten als nicht be­wil­li­gungs­pflich­ti­ge «bau­li­che Klein­vor­ha­ben» bzw. «Kleinst­bau­ten» zu qua­li­fi­zie­ren.

Da so­wohl dem Velo- als auch dem Holz­un­ter­stand auf­grund ihrer ge­rin­gen Aus­mas­se die Qua­li­fi­ka­ti­on als Klein­bau­te ge­mäss § 4a V PBG fehle, kämen die Grenz­ab­stand­vor­schrif­ten für Klein­bau­ten ge­mäss § 4a PBG i.V.m. § 14 Abs. 4 der kom­mu­na­len Bau­ord­nung nicht zur An­wen­dung.

Die Be­schwer­de wird voll­um­fäng­lich gut­ge­heis­sen.

Ent­scheid vom 16. Au­gust 2016 i.S. L. + S. K. und G. Z.

Die Be­schwer­de­füh­ren­den be­an­tra­gen die Auf­he­bung der nach­träg­lich er­teil­ten Bau­be­wil­li­gung für be­reits aus­ge­führ­te Än­de­run­gen der Um­ge­bungs­ge­stal­tung des zu einer Are­al­be­bau­ung ge­hö­ren­den Grund­stücks.

Der Re­gie­rungs­rat hält zu­sam­men­ge­fasst fest, dass  Än­de­run­gen an ganz oder teil­wei­se er­stel­len Are­al­be­bau­un­gen ge­mäss § 29 Abs. 4 PBG nur mit Rück­sicht auf das Ganze be­wil­li­gungs­fä­hig seien. Für eine Än­de­rung be­dür­fe es der Zu­stim­mung min­des­tens einer Drei­vier­tel­mehr­heit der be­trof­fe­nen Grund­ei­gen­tü­mer­schaf­ten, wel­che von der Än­de­rung we­sent­lich stär­ker be­las­tet wür­den. Die Zu­stim­mung der Be­trof­fe­nen sei dann er­for­der­lich, wenn es sich um Än­de­run­gen von we­sent­li­chen Ge­stal­tungs­ele­men­ten des ur­sprüng­li­chen Are­al­be­bau­ungs­kon­zepts hand­le. Dem ver­wirk­lich­ten Kon­zept komme näm­li­chen in ge­wis­sem Sinn nor­ma­ti­ven Cha­rak­ter zu und es blei­be Aus­gangs­punkt für wei­te­re bau­recht­li­che Ent­schei­de.

Vor­lie­gend hand­le es sich um eine mar­gi­na­le  Ter­rain­ver­än­de­rung (0,30–0,35 cm), wel­che kei­ner Bau­be­wil­li­gung be­dür­fe. Da diese Auf­schüt­tung be­wil­li­gungs­frei habe er­stellt wer­den kön­nen, könne nicht von einer be­deu­ten­den Än­de­rung des Are­al­be­bau­ungs­kon­zepts, wel­che die an­de­ren Ei­gen­tü­mer­schaf­ten ge­mäss § 29 Abs. 4 PBG we­sent­lich stär­ker be­las­te, ge­spro­chen wer­den. Eine vor­gän­gi­ge Zu­stim­mung zur Ter­rain­ver­än­de­rung sei des­halb nicht er­for­der­lich ge­we­sen.

Ein­frie­dun­gen seien grund­sätz­lich dann be­wil­li­gungs­pflich­tig, wenn sie eine Höhe von mehr als 1,80 m auf­wie­sen oder ent­lang von Stras­sen und Wegen stün­den und da­durch die Ver­kehrs­si­cher­heit be­ein­träch­ti­gen könn­ten. Die um­strit­te­ne Holz­wand er­fül­le diese Vor­aus­set­zun­gen nicht und sei zudem vom Grund­stück der Be­schwer­de­füh­ren­den aus kaum er­kenn­bar. Folg­lich un­ter­lie­ge sie nicht der Bau­be­wil­li­gungs­pflicht. Da die Grün­he­cke in ihrer Aus­sen­wir­kung be­stehen blei­be, führe die Er­stel­lung der Holz­wand nicht zu einer we­sent­li­chen Än­de­rung des Are­al­be­bau­ungs­kon­zepts, wel­che der vor­gän­gi­gen Zu­stim­mung der Ei­gen­tü­mer­schaf­ten be­dür­fen hätte.

Der Um­ge­bungs­plan der vor­lie­gen­den Are­al­be­bau­ung sehe ent­lang sämt­li­cher Par­zel­len­gren­zen auf der Süd­sei­te der Grund­stü­cke als Ein­frie­dung Grün­he­cken vor. Indem die Bau­herr­schaft auf ihrer süd­li­chen Grund­stücks­sei­te die Grün­he­cke gänz­lich ent­fernt und durch einen (nicht bau­be­wil­li­gungs­pflich­ti­gen) Ma­schen­draht­zaun er­setzt habe, sei ein we­sent­li­ches Ge­stal­tungs­ele­ment des Are­al­be­bau­ungs­kon­zepts un­zu­läs­si­ger­wei­se ge­än­dert und damit gegen das Kon­zept der Are­al­be­bau­ung ver­stos­sen wor­den. Durch die Ent­fer­nung der Grün­he­cke habe die Bau­herr­schaft nun Ein­sicht auf die Zu­gangs­be­rei­che der süd­lich an­gren­zen­den Lie­gen­schaf­ten. Die Ei­gen­tü­mer­schaf­ten jener Grund­stü­cke seien von die­ser Än­de­rung somit we­sent­lich stär­ker be­trof­fen. Ihre vor­gän­gi­ge Zu­stim­mung wäre des­halb not­wen­dig ge­we­sen.

Die Be­schwer­de wird in­so­weit gut­ge­heis­sen, als die Bau­herr­schaft an­ge­wie­sen wird, in­nert Frist ge­mäss Are­al­be­bau­ungs­kon­zept an der süd­li­chen Grund­stücks­gren­ze eine Grün­he­cke an­zu­brin­gen oder ein Ge­such um ent­spre­chen­de Än­de­rung des Are­al­be­bau­ungs­kon­zepts samt den not­wen­di­gen Zu­stim­mun­gen ein­zu­rei­chen. Im Üb­ri­gen wird die Be­schwer­de ab­ge­wie­sen. Die an­ge­foch­te­ne Bau­be­wil­li­gung wird auf­ge­ho­ben.

Ent­scheid vom 16. Au­gust 2016 i.S. U.R. und wei­te­re

Die Be­schwer­de­füh­ren­den be­an­tra­gen die Auf­he­bung der Bau­be­wil­li­gung für die Er­stel­lung eines Mehr­fa­mi­li­en­hau­ses und einer Ein­stell­hal­le.

An die  Be­grün­dungs­pflicht von Ent­schei­den erst­in­stanz­li­cher Be­hör­den dürf­ten nicht die gleich hohen An­for­de­run­gen wie bei Recht­mit­tel­in­stan­zen ge­stellt wer­den. Indem sich die Vor­in­stanz ein­ge­hend mit der Ar­gu­men­ta­ti­on der Be­schwer­de­füh­ren­den be­fasst, die ein­schlä­gi­gen ge­setz­li­chen Grund­la­gen be­schrie­ben und sich aus­führ­lich zur Struk­tur und Um­ge­bung des Quar­tiers ge­äus­sert habe, habe sie sich in kla­rer Form mit den Ein­wän­den der Be­schwer­de­füh­ren­den aus­ein­an­der ge­setzt. Eine Ver­let­zung des recht­li­chen Ge­hörs wegen un­ge­nü­gen­der Be­grün­dungs­dich­te könne der Vor­in­stanz des­halb nicht vor­ge­wor­fen wer­den.

Bei der Frage der  Ein­ord­nung eines Bau­vor­ha­bens gehe es um die Aus­le­gung un­be­stimm­ter Rechts­be­grif­fe, bei deren An­wen­dung den zu­stän­di­gen Be­hör­den ein gros­ser Er­mes­sens­spiel­raum zu­ste­he. Die Ein­ord­nung eines Ge­bäu­des in eine Um­ge­bung ent­fal­le nicht be­reits mit der Ein­füh­rung einer neuen Form­spra­che in das ein­heit­li­che Bilde einer äl­te­ren Über­bau­ung. Die Bau­herr­schaft dürfe des­halb nicht auf eine tra­di­tio­nel­le Ar­chi­tek­tur ver­pflich­tet wer­den. Das um­strit­te­ne Bau­vor­ha­ben sei so aus­ge­stal­tet, dass es sich gut in das vor­lie­gen­de he­te­ro­ge­ne Quar­tier­bild ein­ord­ne, so dass eine gute Ge­samt­wir­kung ent­ste­he. Die Vor­in­stanz habe das ihr zu­ste­hen­de Er­mes­sen nicht über­schrit­ten.

Sinn und Zweck von § 14 V PBG sei es, die Hö­hen­la­ge des Erd­ge­schos­ses fest­zu­le­gen. Diese werde kon­kret vom ge­wach­se­nen Ter­rain ab­hän­gig ge­macht. Da­durch soll ein ein­heit­li­ches Sied­lungs­bild er­reicht wer­den, wobei die Norm auch eine nach­barschüt­zen­de Funk­ti­on habe. Mass­ge­bend für die Be­stim­mung der Hö­hen­la­ge des Erd­ge­schos­ses sei der Schnitt­punkt der Haupt­fas­sa­de bzw. deren Fas­sa­den­flucht mit dem ge­wach­se­nen Ter­rain. Die Er­mitt­lung des höchs­ten Punkts des ge­wach­se­nen Ter­rains er­fol­ge des­halb di­rekt an der Fas­sa­de. Das um­strit­te­ne Bau­pro­jekt halte die ma­xi­mal zu­läs­si­ge Erd­ge­schoss­fuss­bo­den­hö­he klar ein, womit das Erd­ge­schoss nicht als zwei Voll­ge­schos­se zu zäh­len sei.

Eine in Zu­kunft al­len­falls mög­li­che Än­de­rung des Bau­vor­ha­bens sei nicht Ge­gen­stand des vor­lie­gen­den Ver­fah­rens. Es sei weder mög­lich noch zu­läs­sig, der Bau­herr­schaft eine nicht be­an­trag­te bau­li­che Mass­nah­me vor­sorg­lich zu ver­bie­ten. Soll­te die Bau­herr­schaft zu einem spä­te­ren Zeit­punkt eine bau­li­che Än­de­rung vor­neh­men wol­len, be­din­ge dies ein neues Bau­ge­such. Gegen diese Än­de­rung könn­ten sich die Be­schwer­de­füh­ren­den im dafür not­wen­di­gen Bau­be­wil­li­gungs­ver­fah­ren zur Wehr set­zen. Ihr Einsprache-​ und Be­schwer­de­recht blie­be somit ge­wahrt.

Die Be­schwer­de wird ab­ge­wie­sen.

Ent­scheid vom 27. Sep­tem­ber 2016 i.S. F. H.

Der Be­schwer­de­füh­rer be­an­tragt die Auf­he­bung der Bau­be­wil­li­gung. Das At­ti­ka­ge­schoss des ge­plan­ten Mehr­fa­mi­li­en­hau­ses sei als Voll­ge­schoss zu qua­li­fi­zie­ren, da des­sen Grund­flä­che mehr als 60 % der Grund­flä­che des obers­ten Voll­ge­schos­ses aus­ma­che. Damit werde die vor­lie­gend zu­läs­si­ge An­zahl Voll­ge­schos­se über­schrit­ten.

Ge­mäss § 8 Abs. 2 lit. a V PBG zählt das  Dach­ge­schoss als Voll­ge­schoss, wenn des­sen Grund­flä­che samt ver­glas­ten Ter­ras­sen mehr als 60 % der Grund­flä­che des obers­ten Voll­ge­schos­ses, ein­schliess­lich all­fäl­li­ger ver­glas­ter Bal­ko­ne, aus­macht. Der Re­gie­rungs­rat führt zu­sam­men­ge­fasst aus, dass auf­grund der Ei­gen­heit des um­strit­te­nen Bau­vor­ha­bens – die rück­wär­tig ge­le­ge­nen Flä­chen des Bau­vor­ha­bens seien zu den davor lie­gen­den Wohn­flä­chen in der Höhe ver­setzt (hö­hen­ver­setz­te Halb­ge­schos­se) – un­klar sei, zu wel­chen Stock­wer­ken die ab­ge­stuf­ten Ge­bäu­de­tei­le ge­hör­ten bzw. deren Flä­chen an­zu­rech­nen seien. Bei der Zu­ord­nung der Flä­chen sei die op­ti­sche Wahr­neh­mung das aus­schlag­ge­ben­de Be­ur­tei­lungs­kri­te­ri­um. Die funk­tio­na­le Be­trach­tungs­wei­se möge le­dig­lich ein Indiz sein. Da sich vor­lie­gend keine klare und ein­deu­ti­ge op­ti­sche Zu­ord­nung der Halb­ge­schos­se er­ken­nen lasse, recht­fer­ti­ge es sich, auf das ein­ge­reich­te Bau­ge­such und somit auf den Wil­len der Bau­herr­schaft ab­zu­stel­len.

Die Staf­fe­lung von Stock­wer­ken hin­sicht­lich Höhe und Fas­sa­den­ver­lauf sei grund­sätz­lich zu­läs­sig. Bei der Ein­mes­sung des Ge­bäu­des sei je­doch zu be­ach­ten, dass von ein und der­sel­ben Erd­ge­schoss­fuss­bo­den­hö­he aus­ge­gan­gen werde. Dabei stehe es der Bau­herr­schaft im Rah­men von § 14 V PGB frei, wie sie die Hö­hen­la­ge des Erd­ge­schos­ses fest­le­gen wolle. Um ein ein­heit­li­ches Sied­lungs­bild zu er­rei­chen, werde die Hö­hen­la­ge des Erd­ge­schos­ses kon­kret vom ge­wach­se­nen Ter­rain ab­hän­gig ge­macht. Das ge­wach­se­ne Ter­rain ent­spre­che dem na­tür­li­chen Ver­lauf des Bo­dens. Eine  In­ter­po­la­ti­on sei nur in­ner­halb des Grund­ris­ses von be­stehen­den Bau­ten und An­la­gen mög­lich, da hier kein ge­wach­se­ner Boden be­stehe. Die von der Bau­herr­schaft vor­ge­nom­me­ne In­ter­po­la­ti­on rage weit in den na­tür­li­chen, seit mehr als 15 Jah­ren be­stehen­den Ge­län­de­ver­lauf hin­ein und er­wei­se sich des­halb als un­zu­läs­sig. Des Wei­te­ren läge der Fuss­bo­den des Erd­ge­schos­ses nicht über­all we­ni­ger als 3 m über dem tiefs­ten Punkt des ge­wach­se­nen Ter­rains längs der Ge­bäu­de­fas­sa­de, wie dies § 14 Abs. 1 Satz 2 V PBG for­de­re. Das Erd­ge­schoss sei folg­lich als zwei Ge­schos­se zu zäh­len, womit die ma­xi­mal zu­läs­si­ge An­zahl Voll­ge­schos­se nicht ein­ge­hal­ten werde.

Im Rah­men des Ver­hält­nis­mäs­sig­keits­prin­zips könne an­stel­le der Ver­wei­ge­rung einer Bau­be­wil­li­gung statt­des­sen die Er­tei­lung der Be­wil­li­gung unter  Ne­ben­be­stim­mun­gen an­ge­ord­net wer­den. Dies sei je­doch nur bei Mass­nah­men zu­läs­sig, wel­che ohne grös­se­re Schwie­rig­kei­ten be­ho­ben wer­den könn­ten. Seien hin­ge­gen we­sent­li­che Ele­men­te oder be­deu­ten­de Vor­aus­set­zun­gen für eine Be­wil­li­gung nicht ge­ge­ben, müsse das Bau­ge­such zu­rück­ge­wie­sen wer­den. Die Hei­lung eines Man­gels via Ne­ben­be­stim­mun­gen komme dem­nach nicht in Frage, wenn die Kor­rek­tur ein­schnei­den­de Ver­än­de­run­gen des Pro­jekts bzw. eine kon­zep­tio­nel­le Über­ar­bei­tung be­din­ge, so dass das Pro­jekt seine Iden­ti­tät ver­lie­re. Da die vor­lie­gend er­for­der­li­chen Kor­rek­tu­ren eine mass­geb­li­che kon­zep­tio­nel­le Über­ar­bei­tung des Pro­jekts in einem we­sent­li­chen, raum­ord­nungs­re­le­van­ten Punkt be­din­gen wür­den, sei die  Hei­lung des Man­gels nicht zu­läs­sig. Aus­ser­dem sei es nicht Auf­ga­be der Recht­mit­tel­in­stanz, von sich aus Pro­jekt­än­de­run­gen ein­zu­for­dern, so­fern sich das ge­plan­te Bau­vor­ha­ben im Rah­men der Be­schwer­de­be­hand­lung als rechts­wid­rig er­wei­se.

In Gut­heis­sung der Be­schwer­de wird der vor­in­stanz­li­che Ent­scheid auf­ge­ho­ben.

Ent­scheid vom 4. Ok­to­ber 2016 i.S. B. L. und Y. L. G.

Die Be­schwer­de­füh­ren­den be­an­tra­gen die Auf­he­bung der Bau­be­wil­li­gung und stel­len zu­sätz­li­che Ver­fah­rens­an­trä­ge.

Der Re­gie­rungs­rat: Ge­mäss bun­des­ge­richt­li­cher Recht­spre­chung werde beim Vor­lie­gen von of­fen­sicht­li­chen Be­fan­gen­heits­grün­den auch von Laien er­war­tet, dass sie  Aus­stands­grün­de un­ver­züg­lich nach Kennt­nis gel­tend ma­chen, so­fern die per­so­nel­le Zu­sam­men­set­zung der Ent­scheid­be­hör­de aus dem Staats­ka­len­der oder dem In­ter­net er­sicht­lich sei. Die Zu­sam­men­set­zung der kom­mu­na­len Bau- und Pla­nungs­kom­mis­si­on könne je­der­zeit pro­blem­los dem In­ter­net ent­nom­men wer­den. Eine aus­ge­bil­de­te Ju­ris­tin müsse um die un­ver­züg­li­che Gel­tend­ma­chung der Aus­stands­grün­de wis­sen. Indem die Be­schwer­de­füh­ren­den trotz ju­ris­ti­schen Kennt­nis­sen die Rüge der Ver­let­zung der Aus­stands­pflicht erst in der ab­schlies­sen­den Stel­lung­nah­me und nicht be­reits – ob­wohl mög­lich und zu­mut­bar – mit der Ein­spra­che gel­tend ge­macht hät­ten, sei der Aus­stands­an­trag of­fen­sicht­lich ver­spä­tet und der ver­fas­sungs­recht­li­che An­spruch ver­wirkt. In die­sem Punkt sei des­halb nicht auf die Be­schwer­de ein­zu­tre­ten.

Die Bau­herr­schaft, wel­che für eine Are­al­be­bau­ung vor­gän­gig einen pri­va­ten Wett­be­werb durch­füh­re, dürfe ge­mäss kom­mu­na­ler Bau­ord­nung von einem  Aus­nüt­zungs­bo­nus von bis zu 15 % der zo­nen­ge­mäs­sen Nut­zung pro­fi­tie­ren. Der  Pro­jekt­wett­be­werb sei die üb­lichs­te Form des Wett­be­werbs. Das aus­er­ko­re­ne Sie­ger­pro­jekt, wel­ches als Grund­la­ge (Richt­pro­jekt) für die Wei­ter­ent­wick­lung, Op­ti­mie­rung und Fin­dung der orts­bau­lich bes­ten Lö­sung diene, habe eine Qua­li­täts­stei­ge­rung er­fah­ren, wes­halb die Ge­wäh­rung des Aus­nüt­zungs­bo­nus von 15 % be­rech­tigt sei. Für Are­al­be­bau­un­gen wür­den er­höh­te An­for­de­run­gen gel­ten. Die kom­mu­na­le Bau­ord­nung ver­lan­ge, dass das Bau­vor­ha­ben eine be­son­ders gute ar­chi­tek­to­ni­sche Ge­stal­tung und eine be­son­ders gute  Ein­ord­nung in das Land­schafts­bild auf­wei­se. Ge­mäss bun­des­ge­richt­li­cher Recht­spre­chung ge­nü­ge es, dass für die ver­schie­de­nen Be­rei­che eine gute, ge­gen­über einer In­di­vi­dual­über­bau­ung vor­teil­haf­te­re Lö­sung ge­fun­den werde. Die Über­prü­fung der Er­fül­lung der er­höh­ten An­for­de­run­gen einer Are­al­be­bau­ung sei Auf­ga­be des Re­gie­rungs­rats als Rechts­mit­tel­in­stanz und habe nicht durch einen ex­ter­nen Gut­ach­ter zu er­fol­gen. Ein ent­spre­chen­der Ver­fah­rens­an­trag der Be­schwer­de­füh­ren­den sei des­halb ab­zu­wei­sen. Die Stel­lung­nah­me von Pro In­fir­mis, wel­che be­züg­lich der Ein­hal­tung der An­for­de­run­gen an das  hin­der­nis­freie Bauen Auf­la­gen und Be­din­gun­gen an die Bau­herr­schaft ent­hal­te, bilde in­te­grie­ren­der Be­stand­teil der Bau­be­wil­li­gung. Da­durch seien die Vor­aus­set­zun­gen an das hin­der­nis­freie Bauen ein­ge­hal­ten. Des Wei­te­ren führt der Re­gie­rungs­rat aus, dass  Bau­ten einer Are­al­be­bau­ung die Vor­schrif­ten des  Grenz­ab­stands nach aus­sen bzw. ge­gen­über den an­gren­zen­den Grund­stü­cken zwin­gend ein­zu­hal­ten hät­ten. In­ner­halb des Are­als einer Are­al­be­bau­ung dürf­ten die Bau­ten die Ab­stands­vor­schrif­ten je­doch un­ter­schrei­ten, so­fern das Über­bau­ungs­kon­zept dem kan­to­na­len und kom­mu­na­len Recht ent­spre­che. Ge­mäss kom­mu­na­ler Be­stim­mung könn­ten die Ab­stands­vor­schrif­ten ver­rin­gert oder auf­ge­ho­ben wer­den, so­fern die Zu­stim­mung des Nach­barn oder ein ent­spre­chen­des Näher-​ oder Grenz­bau­recht vor­lie­ge, der Ge­bäu­de­ab­stand nicht un­ter­schrit­ten werde und keine öf­fent­li­chen In­ter­es­se ent­ge­gen­stün­den. Diese Be­stim­mung sei auch be­züg­lich Zo­nen­gren­zen an­wend­bar. Die Er­tei­lung einer Bau­be­wil­li­gung setze ins­be­son­de­re eine hin­rei­chen­de  Er­schlies­sung vor­aus. Eine sol­che sei ge­ge­ben, wenn die Zu­gäng­lich­keit so­wohl für die Be­nüt­zer der ge­plan­ten Bau­ten als auch für Fahr­zeu­ge der öf­fent­li­chen Diens­te ge­währ­leis­tet sei. Ge­mäss Akten sei nach der Ver­ei­ni­gung keine  Aus­nüt­zungs­über­tra­gung vor­ge­se­hen. Eine nicht be­ab­sich­tig­te Aus­nüt­zungs­über­tra­gung vor­sorg­lich zu ver­bie­ten sei weder mög­lich
noch zu­läs­sig. So­fern den­noch eine Aus­nüt­zungs­über­tra­gung vor­ge­nom­men wer­den würde und eine bau­recht­lich re­le­van­te Um­nut­zung er­folg­te, müsse dafür ein neues Bau­ge­such ein­ge­reicht wer­den, wo­ge­gen sich die Be­schwer­de­füh­ren­den im Bau­be­wil­li­gungs­ver­fah­ren zur Wehr set­zen könn­ten. Das dies­be­züg­li­che Einsprache-​ und Be­schwer­de­recht blei­be somit ge­wahrt.

Die Be­schwer­de wird ab­ge­wie­sen, so­weit dar­auf ein­ge­tre­ten wurde.

Ent­scheid vom 4. Ok­to­ber 2016 i.S. P. K.

An­ge­foch­ten ist der Be­schluss des Bau­de­par­te­ments be­tref­fend der Nicht­be­wil­li­gung nach­träg­lich ge­än­der­ter Bau­plä­ne.

Der Re­gie­rungs­rat: Ge­mäss den  über­gangs­recht­li­chen Be­stim­mun­gen des neuen Alt­stadt­re­gle­ment seien die im Zeit­punkt des In­kraft­tre­tens die­ses Re­gle­ments hän­gi­gen Rechts­mit­tel­ver­fah­ren in An­wen­dung des bis­he­ri­gen Rechts zu ent­schei­den, so­fern das neue Recht für die Bau­herr­schaft nicht güns­ti­ger sei als das bis­he­ri­ge. Weil das neue Alt­stadt­re­gle­ment we­ni­ger de­tail­liert und all­ge­mei­ner for­mu­liert sowie einen etwas grös­se­ren In­ter­pre­ta­ti­ons­spiel­raum offen lasse, sei es für den Be­schwer­de­füh­rer güns­ti­ger als das bis­he­ri­ge Re­gle­ment. Die vor­lie­gen­de Be­schwer­de sei des­halb nach dem neuen Alt­stadt­re­gle­ment zu be­ur­tei­len. In Bezug auf den Vor­wurf der Ver­let­zung der  Be­grün­dungs­pflicht führt der Re­gie­rungs­rat aus, dass es die Vor­in­stanz un­ter­las­sen habe dar­zu­le­gen, in­wie­fern und wel­chen Rechts­nor­men das um­strit­te­ne Bau­vor­ha­ben wi­der­spre­che. Zudem werde die Frage der Ver­hält­nis­mäs­sig­keit in kei­ner Weise auf­ge­grif­fen, ob­wohl diese in einem nach­träg­li­chen Be­wil­li­gungs­ver­fah­ren von Amtes wegen zu prü­fen sei. Auf­grund die­ser man­geln­den Aus­füh­run­gen habe die Vor­in­stanz ihre Be­grün­dungs­pflicht und damit das  recht­li­che Gehör des Be­schwer­de­füh­rers of­fen­sicht­lich ver­letzt. Im Be­schwer­de­ver­fah­ren könne eine Ge­hörs­ver­let­zung unter Um­stän­den nach­ge­holt und ge­heilt wer­den. Eine Hei­lung im Rechts­mit­tel­ver­fah­ren setze je­doch vor­aus, dass die Be­schwer­de­in­stanz mit um­fas­sen­der und frei­er Über­prü­fungs­be­fug­nis aus­ge­stat­tet sei, dem Be­schwer­de­füh­ren­den die Mit­wir­kungs­mög­lich­keit tat­säch­lich ge­wäh­re und nicht über Er­mes­sens­fra­gen zu ent­schei­den habe. Weil der Re­gie­rungs­rat vor­lie­gend in An­wen­dung des neuen Alt­stadt­re­gle­ments we­sent­li­che Er­mes­sens­fra­gen zu be­ur­tei­len habe, sei die  Hei­lung der Ge­hörs­ver­let­zung aus­ge­schlos­sen.

Ab­schlies­send führt der Re­gie­rungs­rat aus, dass gegen den Be­schwer­de­füh­rer wegen Ver­let­zung des Planungs-​ und Bau­ge­set­zes ge­mäss § 70 Abs. 1 PBG  Straf­an­zei­ge er­ho­ben werde. In An­be­tracht der ge­sam­ten Um­stän­de und der Tat­sa­che, dass der Be­schwer­de­füh­rer als Rechts­an­walt und Notar rechts­kun­dig sei, könne wohl nicht von einem ge­ring­fü­gi­gen Ver­schul­den ge­spro­chen wer­den.

Die Be­schwer­de wird wegen Ver­let­zung des recht­li­chen Ge­hörs gut­ge­heis­sen.

Ent­scheid vom 24. Ok­to­ber 2016 i.S. E. S.

Die Be­schwer­de­füh­re­rin be­an­tragt die Auf­he­bung der Bau­be­wil­li­gung für den Neu­bau eines Mehr­fa­mi­li­en­hau­ses mit Au­to­ein­stell­hal­le.

Der Re­gie­rungs­rat hält im We­sent­li­chen fest, dass die ge­plan­te Längs­nei­gung der Rampe der Par­kie­rungs­an­la­ge der ein­schlä­gi­gen  VSS-​Norm wi­der­spre­che. Die Nor­men der VSS hät­ten nicht nur emp­feh­len­den Cha­rak­ter son­dern gäl­ten als Re­geln der Tech­nik zur Ge­währ­leis­tung der Ver­kehrs­si­cher­heit und seien Aus­druck einer be­son­de­ren Sach­kun­de. Die VSS-​Normen seien dem­nach Be­zugs­punkt und Be­stand­teil der kan­to­na­len ver­wal­tungs­recht­li­chen Pra­xis. Zudem sehe § 8 der kom­mu­na­len Bau­ord­nung ex­pli­zit vor, dass Bau­ten und An­la­gen nach den an­er­kann­ten Re­geln der Bau­kunst und der Tech­nik zu er­stel­len seien. Die ge­plan­te  Zu­fahrts­ram­pe zur un­ter­ir­di­schen Ein­stell­hal­le weise eine Nei­gung von mehr als 18 % auf, womit sie die ein­schlä­gi­ge VSS-​Norm ver­let­ze und ein Si­cher­heits­ri­si­ko dar­stel­le. Das Bau­vor­ha­ben ver­stos­se somit in die­sem Punkt gegen die Bau­vor­schrif­ten und sei des­halb zu Un­recht be­wil­ligt wor­den.

Eine  Aus­nah­me­be­wil­li­gung sei Teil einer Bau­be­wil­li­gung und könne dann er­teilt wer­den, wenn die ge­meind­li­chen Bau­vor­schrif­ten im Ein­zel­fall zu einer of­fen­sicht­lich un­zweck­mäs­si­gen Lö­sung füh­ren oder eine un­bil­li­ge Härte be­deu­ten und nach­bar­li­che In­ter­es­sen nicht er­heb­lich be­ein­träch­tigt wür­den. Vor­lie­gend könne der Bau­herr­schaft ohne wei­te­res zu­ge­mu­tet wer­den, dass sie das Bau­pro­jekt so über­ar­bei­te, dass die ein­schlä­gi­ge VSS-​Norm ein­ge­hal­ten werde. Die Vor­aus­set­zun­gen für eine Aus­nah­me­be­wil­li­gung seien somit nicht ge­ge­ben. Der Ver­stoss gegen die Bau­vor­schrif­ten er­for­de­re des­halb eine An­pas­sung des Bau­pro­jekts.

Damit die Bau­herr­schaft wisse, ob sie neben der An­pas­sung der Zu­fahrts­ram­pe noch wei­te­re Än­de­run­gen beim Bau­pro­jekt vor­neh­men müsse, be­ur­tei­le der Re­gie­rungs­rat die wei­te­ren Rügen der Be­schwer­de­füh­re­rin eben­falls. Wenn die Bau­herr­schaft den Be­su­cher­park­platz in der un­ter­ir­di­schen Ein­stell­hal­le aus­ser­halb des Ga­ra­gen­tors an­ord­ne, könne sie der Auf­la­ge, wo­nach die­ser Park­platz je­der­zeit zu­gäng­lich sein müsse, auf ein­fa­che Weise nach­kom­men. Es gäbe keine Pflicht, dass Be­su­cher­park­plät­ze ober­ir­disch an­zu­le­gen seien. Die Auf­la­ge der Vor­in­stanz, dass die Aus­nüt­zungs­zif­fer im Rah­men der Bau­f­rei­ga­be auf das zu­läs­si­ge Mass re­du­ziert wer­den müsse, sei nicht un­recht­mäs­sig. Da es sich le­dig­lich um eine un­ter­ge­ord­ne­te Re­gel­ab­wei­chung hand­le, könne die­ser Feh­ler pro­blem­los im Rah­men der Bau­f­rei­ga­be be­ho­ben wer­den. Bau­ten, wel­che den Zo­nen­vor­schrif­ten ent­spre­chen­de, könn­ten nicht schon des­halb als mit den Ein­ord­nungs­vor­schrif­ten un­ver­ein­bar be­zeich­net wer­den, weil sie grös­se­re Aus­mas­se und Nut­zungs­dich­ten auf­wie­sen als die um­ste­hen­den Ge­bäu­de. Für die Be­ur­tei­lung des Bau­pro­jekts sei pri­mär auf die Bau­ein­ga­be­plä­ne ab­zu­stel­len. Der  Pro­fi­lie­rung komme le­dig­lich eine un­ter­stüt­zen­de Funk­ti­on zu, wes­halb sie nicht jeden ein­zel­nen Ge­bäu­de­teil dar­stel­len müsse. Bei Bau­ten, wel­che sich über eine Stras­se hin­weg ge­gen­über­lä­gen, er­set­ze der Stras­sen­ab­stand den Grenz­ab­stan­de zur Stras­sen­par­zel­le und er­fül­le so die Funk­ti­on eines Ge­bäu­de­ab­stands.

In Gut­heis­sung der Be­schwer­de wird die vor­in­stanz­li­che Bau­be­wil­li­gung auf­ge­ho­ben.

Ent­scheid vom 28. No­vem­ber 2016 i.S. Z. und S.

Die bei­den Be­schwer­de­füh­ren­den ver­lan­gen die Auf­he­bung des Be­schlus­ses der Ge­mein­de­ver­samm­lung be­tref­fend die Fest­set­zung des Be­bau­ungs­plans «Vo­gel­win­kel». Im Be­bau­ungs­plan werde zu Un­recht von den kan­to­na­len und kom­mu­na­len Bau­vor­schrif­ten ab­ge­wi­chen.

Der Re­gie­rungs­rat er­wägt: Weil in den bei­den Be­schwer­de­schrif­ten im We­sent­li­chen gleich­lau­ten­de An­trä­ge ge­stellt wor­den seien, wür­den die bei­den Ver­fah­ren mit­ein­an­der  ver­ei­nigt und in einem Ent­scheid be­ur­teilt wer­den. Cha­rak­te­ris­tisch für einen Be­bau­ungs­plan sei des­sen grös­se­re Re­ge­lungs­dich­te im Ver­hält­nis zur Grund­ord­nung. Ein  Be­bau­ungs­plan könne im In­ter­es­se des Sied­lungs­bilds und der Um­ge­bungs­ge­stal­tung von den or­dent­li­chen Bau­vor­schrif­ten ab­wei­chen. Das Richt­pro­jekt des Be­bau­ungs­plans «Vo­gel­win­kel» weise eine be­son­ders gute ar­chi­tek­to­ni­sche Ge­stal­tung auf und füge sich be­son­ders gut in das Siedlungs-​ und Land­schafts­bild ein. Das Pro­jekt weise somit ge­gen­über der Ein­zel­bau­wei­se we­sent­li­che Vor­zü­ge auf, wes­halb im Be­bau­ungs­plan zu Recht von den Vor­schrif­ten der Ein­zel­bau­wei­se ab­ge­wi­chen wer­den dürfe. Be­züg­lich der stras­sen­mäs­sig hin­rei­chen­den  Er­schlies­sung führt der Re­gie­rungs­rat aus, dass diese von der be­an­spruch­ten Nut­zung des Grund­stücks sowie von den ört­li­chen Um­stän­den des Ein­zel­falls ab­hän­ge. Eine be­stimm­te öV-​Erschliessung könne in einem Be­bau­ungs­plan nicht vor­ge­schrie­ben wer­den, da dazu die ge­setz­li­che Grund­la­ge fehle. Ab­schlies­send führt der Re­gie­rungs­rat aus, dass auf  zi­vil­recht­li­che Rügen weder in einem Bebauungsplan-​ noch in einem Bau­be­wil­li­gungs­ver­fah­ren ein­ge­gan­gen wer­den könne.

Die Be­schwer­den wer­den ab­ge­wie­sen, so­weit dar­auf ein­ge­tre­ten wird.

Ent­scheid vom 6. De­zem­ber 2016 i.S. G. R. et al

Die Be­schwer­de­füh­ren­den be­an­tra­gen die Auf­he­bung des vor­in­stanz­li­chen Ent­scheids. Die Bau­be­wil­li­gung sei zu er­tei­len. In ver­fah­rens­recht­li­cher Hin­sicht sei § 54 Abs. 4 der kom­mu­na­len Bau­ord­nung ak­zes­so­risch zu über­prü­fen.

Die Vor­in­stanz hat das um­strit­te­ne Bau­vor­ha­ben mit der Be­grün­dung ab­ge­wie­sen, dass die ge­plan­te He­cken­ge­stal­tung der be­stehen­den Ge­samt­pla­nung wi­der­spre­che. Der Re­gie­rungs­rat führt aus, dass der Ge­samt­plan ein Pla­nungs­in­stru­ment der alten kom­mu­na­len Bau­ord­nung sei und eine be­fris­te­te (ge­ne­rel­le) Bau­be­wil­li­gung dar­stel­le, wel­che den Grund­ei­gen­tü­mer­schaf­ten kei­ner­lei Pri­vi­le­gi­en be­züg­lich Aus­nüt­zung oder Ge­bäu­de­hö­he brin­ge. Eine Ge­samt­pla­nung sei als ar­chi­tek­to­ni­sches Ge­samt­kunst­werk re­la­tiv zügig zu voll­enden. Die Gül­tig­keits­dau­er einer Ge­samt­pla­nung sei des­halb so zu ver­ste­hen, dass in­nert die­ser Frist das letz­te Ge­bäu­de im Bau sein müsse, an­dern­falls die Gül­tig­keit der Ge­samt­pla­nung un­ter­ge­he. Da es sich bei der von den Be­hör­den an­ge­setz­ten Gül­tig­keits­dau­er um eine Ver­wir­kungs­frist hand­le, seien Ver­län­ge­rungs­ge­su­che vor deren Ab­lauf ein­zu­rei­chen. Die vor­lie­gend um­strit­te­ne Ge­samt­pla­nung sei weder in­ner­halb ihrer Gül­tig­keits­dau­er ver­wirk­licht noch sei in­nert die­ser Frist ein Ver­län­ge­rungs­ge­such ge­stellt wor­den. Die Ge­samt­pla­nung sei des­halb nicht mehr in Kraft. Folg­lich liege kein ge­stal­te­ri­sches Kon­zept vor, wel­ches recht­li­che Grund­la­ge für die Be­ur­tei­lung der He­cken­ge­stal­tung des um­strit­te­nen Bau­ge­suchs bil­den könne. Vor­lie­gend seien des­halb viel­mehr die ak­tu­ell gül­ti­gen Be­stim­mun­gen der kom­mu­na­len Bau­ord­nung an­wend­bar. Ins­be­son­de­re sei die Re­ge­lung über den Aus­sichts­schutz bei Kan­tons­stras­sen zu be­ach­ten (§ 35 der kom­mu­na­len Bau­ord­nung). Diese Be­stim­mung be­zwe­cke die Frei­hal­tung ein­zel­ner Sicht­be­rei­che von der Kan­tons­stras­se auf See­ufer, See und ge­gen­über­lie­gen­de Hang­la­gen des Zu­ger­bergs. Ge­stützt auf den Wort­laut die­ser Be­stim­mung müsse der Aus­sichts­schutz nicht durch­ge­hend ge­währ­leis­tet sein. Indem die Vor­in­stanz die Sträucher-​ und He­cken­hö­hen kon­se­quent auf ma­xi­mal 50 cm be­schränkt habe, habe sie die be­tref­fen­de Be­stim­mung nicht (kor­rekt) in die Be­ur­tei­lung der Gar­ten­ge­stal­tung des vor­lie­gen­den Bau­ge­suchs ein­be­zo­gen. Es sei nicht Sinn und Zweck der Re­ge­lung, alle Sträu­cher und He­cken vor Ge­bäu­den auf eine ge­rin­ge Höhe zu­rück­zu­schnei­den, ob­wohl die Aus­sicht in ein­zel­nen Be­rei­chen be­reits durch be­stehen­de Bau­ten ver­baut und mit­tels He­cken­ge­stal­tung nicht mehr si­cher­ge­stellt wer­den könne. Die Be­schwer­de er­wei­se sich des­halb in die­sem Punkt als be­grün­det. Es sei Sache der Bau­be­wil­li­gungs­be­hör­de, den Aus­sichts­schutz fest­zu­le­gen, da diese mit den ört­li­chen Ver­hält­nis­sen bes­ser ver­traut sei und ihr dies­be­züg­lich ein Er­mes­sens­spiel­raum zu­ste­he.

Bei die­sem Er­geb­nis er­üb­ri­ge sich eine  ak­zes­so­ri­sche Über­prü­fung von § 45 Abs. 4 der kom­mu­na­len Bau­ord­nung, zumal den Be­schwer­de­füh­ren­den auch kein schutz­wür­di­ges In­ter­es­se an der Nor­men­kon­trol­le zu­kom­me. Die­ser pro­zes­sua­le An­trag sei des­halb ab­zu­wei­sen.

Die Be­schwer­de wird gut­ge­heis­sen. Der vor­in­stanz­li­che Ent­scheid wird auf­ge­ho­ben und die Sache zur Neu­be­ur­tei­lung an die Vor­in­stanz zu­rück­ge­wie­sen.

Ent­scheid vom 13. De­zem­ber 2016 i.S. V. I.-B.

Die Be­schwer­de­füh­re­rin be­an­tragt, der Be­schluss zur Än­de­rung des Zo­nen­plans und der Bau­ord­nung sowie des Be­bau­ungs­plans sei wegen Ver­let­zung des Orts­bild­schut­zes auf­zu­he­ben.

Der Re­gie­rungs­rat er­wägt: Ge­meind­li­che Bau­vor­schrif­ten, Zonen-​ und Be­bau­ungs­plä­ne be­dürf­ten der Ge­neh­mi­gung des Re­gie­rungs­rats. Ge­mäss bun­des­ge­richt­li­cher Recht­spre­chung müss­ten Nutzungs-​ bzw. Zo­nen­plä­ne je­doch nicht auf ihre An­ge­mes­sen­heit über­prüft wer­den. Mit einer  Zo­nen­plan­än­de­rung werde noch kein Bau­pro­jekt be­wil­ligt, son­dern es wür­den nur Bau­be­rei­che und die ma­xi­ma­len Aus­mas­se der Bau­ten fest­ge­legt wer­den. Ein kon­kre­tes Bau­pro­jekt müsse im Bau­be­wil­li­gungs­ver­fah­ren ge­prüft wer­den und mit der Orts­bild­schutz­zo­ne ver­ein­bar sein. Weil noch kein Bau­pro­jekt vor­lie­ge, sei le­dig­lich die Rechts-​ und Zweck­mäs­sig­keit der neu aus­ge­schie­de­nen Bau­zo­ne mit spe­zi­el­len Vor­schrif­ten sowie die dies­be­züg­lich neuen Be­stim­mun­gen in der kom­mu­na­len Bau­ord­nung zu be­ur­tei­len. Die neuen Bau­vor­schrif­ten für die Bau­zo­ne mit spe­zi­el­len Vor­schrif­ten seien mit den Bau­vor­schrif­ten der Kern­zo­ne A ver­gleich­bar. Weil sich die Bau­vor­schrif­ten der Kern­zo­ne A mit der Orts­bild­schutz­zo­ne ver­tra­gen wür­den, gelte dies auch für die neuen Be­stim­mun­gen für die Bau­zo­ne mit spe­zi­el­len Vor­schrif­ten. Die neuen Bau­vor­schrif­ten ver­letz­ten den Orts­bild­schutz des­halb nicht. Schliess­lich führt der Re­gie­rungs­rat aus, dass eine Zo­nen­plan­än­de­rung un­ab­hän­gig davon vor­ge­nom­men wer­den könne, ob be­reits ein kon­kre­tes Bau­pro­jekt vor­lie­ge oder nicht. Es hand­le sich somit nicht um eine Zo­nen­plan­än­de­rung auf Vor­rat.

Die Be­schwer­de wird ab­ge­wie­sen.

Ent­scheid vom 13. De­zem­ber 2016 i.S. E. und M. A. et al.

Die Be­schwer­de­füh­ren­den be­an­tra­gen die Auf­he­bung der Bau­be­wil­li­gung be­tref­fend Ab­bruch eines Al­ters­heims und Neu­bau von Mehr­fa­mi­li­en­häu­sern für Al­ters­woh­nun­gen.

Der Ent­scheid dar­über, ob ein  Au­gen­schein an­ge­ord­net werde, stehe im Er­mes­sen der an­ord­nen­den Be­hör­de. Eine Pflicht dazu be­stehe nur, wenn die tat­säch­li­chen Ver­hält­nis­se auf an­de­re Weise über­haupt nicht ab­ge­klärt wer­den könn­ten. Vor­lie­gend seien die Mit­ar­bei­ten­den der zu­stän­di­gen Be­hör­de mit den lo­ka­len Ver­hält­nis­sen bes­tens ver­traut ge­we­sen. Zudem seien der Vor­in­stanz mit der Bau­ein­ga­be zahl­rei­che Un­ter­la­gen ein­ge­reicht wor­den, aus denen der Sach­ver­halt mit ge­nü­gen­der Klar­heit her­vor­ge­gan­gen sei. Es sei des­halb nicht zu be­an­stan­den, dass die Vor­in­stanz auf die Durch­füh­rung eines Au­gen­scheins ver­zich­tet habe. Spä­tes­tens mit dem durch die Bau­di­rek­ti­on durch­ge­führ­ten Au­gen­schein im Bei­sein aller Be­tei­lig­ten sei ein all­fäl­li­ger Man­gel im Ver­fah­ren ge­heilt wor­den. Die Rüge der Ge­hörs­ver­let­zung er­wei­se sich des­halb als un­be­grün­det.

Die Auf­zäh­lung der in der vor­lie­gen­den OeIB-​Zone zu­läs­si­gen, im öf­fent­li­chen In­ter­es­se ste­hen­den Bau­ten und An­la­gen (städ­ti­scher Woh­nungs­bau) sei nicht ab­schlies­send. Die Er­stel­lung von Bau­ten und An­la­gen für die Al­ters­ver­sor­gun­gen, wor­un­ter nicht nur Alters-​ und Pfle­ge­hei­me, son­dern auch Al­ters­woh­nun­gen fal­len wür­den, stün­de zwei­fel­los im öf­fent­li­chen In­ter­es­se. Dass Al­ters­woh­nun­gen in der Zweck­be­stim­mung der OeIB-​Zone nicht na­ment­lich er­wähnt seien, än­de­re nichts daran, dass deren Bau im öf­fent­li­chen In­ter­es­se liege und sich somit als zo­nen­kon­form er­wei­se.

Ge­mäss § 26 Abs. 1 PBG könn­ten in OeIB-​Zonen ins­be­son­de­re Bau­ten und An­la­gen er­stellt wer­den, wel­che über­wie­gend öffentlich-​rechtlichen Kör­per­schaf­ten dien­ten. Ob eine Baute diese Vor­aus­set­zung er­fül­le, hänge nicht von den Ei­gen­tums­ver­hält­nis­sen, son­dern von ihrer Zweck­be­stim­mung ab. Die Stif­tung Al­ters­zen­trum Zug sei zwar eine pri­vat­recht­lich or­ga­ni­sier­te Rechts­ein­heit. Im Auf­trag der Ein­woh­ner­ge­mein­de nehme sie je­doch im Rah­men eines Leis­tungs­auf­trags die öf­fent­li­che Auf­ga­ben der Al­ters­vor­sor­ge wahr und ver­fol­ge dem­nach mit ihrer Tä­tig­keit einen öf­fent­li­chen Zweck. Folg­lich diene das um­strit­te­ne Bau­vor­ha­ben einer öffentlich-​rechtlichen Kör­per­schaft und wi­der­spre­che dem Zweck von § 26 PBG nicht.

Im Rah­men der  Be­grün­dungs­pflicht sei eine Be­hör­de nicht ver­pflich­tet, sich zu allen Rechts­vor­brin­gen zu äus­sern. Es ge­nü­ge, wenn er­sicht­lich sei, von wel­chen Über­le­gun­gen sie sich habe lei­ten las­sen. Spä­tes­tens damit, dass die Be­schwer­de­füh­ren­den ihre Rügen im lau­fen­den Be­schwer­de­ver­fah­re er­neut haben her­vor­brin­gen kön­nen und diese vom Re­gie­rungs­rat um­fas­send be­ur­teilt wor­den seien, sei ein all­fäl­li­ger Man­gel bei der Be­grün­dungs­pflicht im vor­in­stanz­li­chen Ver­fah­ren ge­heilt wor­den.

Ins­be­son­de­re wenn eine Zone des öf­fent­li­chen In­ter­es­ses nicht sehr gross sei und in­mit­ten eines über­bau­ten Wohn­quar­tiers stehe, seien ge­mäss dem Gebot der Rück­sicht­nah­me auf an­gren­zen­de Wohn­zo­nen die Bau­vor­schrif­ten der be­nach­bar­ten Zone zu be­rück­sich­ti­gen. Da sich die ge­plan­ten Neu­bau­ten nicht von der Bau­wei­se der be­nach­bar­ten Um­ge­bung un­ter­schei­den wür­den, ver­sties­sen sie nicht gegen die­ses Gebot.

Die Be­schwer­de wird ab­ge­wie­sen.

Ent­scheid vom 13. De­zem­ber 2016 i.S. B. und P. F. et al.

Die Be­schwer­de­füh­ren­den be­an­tra­gen, dass die Bau­be­wil­li­gung für das ge­plan­te Ein­fa­mi­li­en­haus mit Ein­lie­ger­woh­nung nicht er­teilt wird. Zudem ver­lan­gen sie die Durch­füh­rung eines Au­gen­scheins.

Der Re­gie­rungs­rat hält fest, dass sich Bau­vor­ha­ben ge­mäss der po­si­ti­ven äs­the­ti­schen Ge­ne­ral­klau­sel so in die Um­ge­bung ein­zu­ord­nen hät­ten, dass eine gute Ge­samt­wir­kung ent­ste­he. Zur Er­mitt­lung der re­le­van­ten Um­ge­bung seien ins­be­son­de­re die Sied­lungs­struk­tur sowie die vor­han­de­ne Bau­ten und An­la­gen her­an­zu­zie­hen. Die Äs­the­tik­klau­sel biete je­doch keine Hand­ha­bung dafür, einer Bau­herr­schaft die Aus­schöp­fung der Be­gren­zungs­nor­men zu un­ter­sa­gen, nur weil an­de­re Bau­ten in der Um­ge­bung diese even­tu­ell nicht voll be­an­spru­chen wür­den.

Ge­mäss § 47 Abs. 2 VRG seien stets die recht­li­chen und tat­säch­li­chen Ver­hält­nis­se im Zeit­punkt des Be­schwer­de­ent­scheids mass­ge­bend. Aus frü­he­ren Ge­mein­de­rats­be­schlüs­sen, wel­che den ak­tu­el­len kom­mu­na­len Bau- und Zo­nen­ord­nung wi­der­sprä­chen, könn­ten die Be­schwer­de­füh­rer dem­nach nichts ab­lei­ten.

Das  ge­wach­se­ne Ter­rain ent­spre­che dem na­tür­li­chen Ver­lauf des Bo­dens. In­ner­halb des Grund­ris­ses von Bau­ten und An­la­gen be­stehe kein ge­wach­se­ner Boden. Ver­än­de­run­gen des na­tür­li­chen Ver­laufs des Bo­dens seien un­be­acht­lich, wenn sie über 15 Jahre zu­rück­lä­gen oder ge­ring­fü­gig seien. Für die Be­ur­tei­lung des um­strit­te­nen Bau­vor­ha­bens sei dem­nach der heu­ti­ge Ter­rain­ver­lauf mass­ge­bend.

Das vor­sprin­gen­de Ober­ge­schoss nähme die ge­sam­te Ge­bäu­de­brei­te ein. Folg­lich stel­le die­ses nicht eine Aus­kra­gung, son­dern einen fes­ten Be­stand­teil des Ge­bäu­des dar. Die Fas­sa­de des ers­ten Ober­ge­schos­ses gelte des­halb als Mess­punkt für den Stras­sen­ab­stand.

Da das vor­lie­gen­de Bau­pro­jekt den Zo­nen­vor­schrif­ten für die Re­gel­bau­wei­se ent­spre­che, hät­ten die be­trof­fe­nen Nach­barn den Schat­ten­wurf des Ge­bäu­des hin­zu­neh­men.

Im Be­reich des  Lärm­schut­zes gäl­ten die Vor­aus­set­zun­gen der Ein­hal­tung der Pla­nungs­wer­te sowie der vor­sorg­li­chen Emis­si­ons­be­gren­zung ku­mu­la­tiv. Dem­nach sei auch bei Ein­hal­tung der Pla­nungs­wer­te stets zu prü­fen, ob das  Vor­sor­ge­prin­zip wei­ter­ge­hen­de Be­schrän­kun­gen er­for­de­re. Vor­lie­gend fehle das zur Be­ur­tei­lung der Er­fül­lung der lärm­recht­li­chen Vor­ga­ben er­for­der­li­che Lärm­schutz­gut­ach­ten, wes­halb nicht über­prüft wer­den könne, ob mit der ge­plan­ten  Luft/Was­ser­wär­me­pum­pe die mass­ge­ben­den Be­las­tungs­grenz­wer­te ein­ge­hal­ten wür­den. Die Be­schwer­de werde in die­sem Punkt des­halb gut­ge­heis­sen. Die Bau­be­wil­li­gung müsse je­doch nicht als Gan­zes auf­ge­ho­ben wer­den, da die heiz­tech­ni­sche An­la­ge die Be­wil­li­gungs­fä­hig­keit des Bau­vor­ha­bens als sol­ches nicht in Frage stel­le.

Die Be­schwer­de wird teil­wei­se gut­ge­heis­sen. Im Üb­ri­gen wird sie ab­ge­wie­sen.

Ent­scheid vom 13. De­zem­ber 2016 i.S. P. S. et al.

Die Be­schwer­de­füh­ren­den be­an­tra­gen die Auf­he­bung der Bau­be­wil­li­gung für den Bau von zwei Mehr­fa­mi­li­en­häu­sern mit Ein­stell­hal­le (Are­al­be­bau­ung).

Die Be­schwer­de­füh­ren­den ma­chen gel­tend, dass auf­grund per­sön­li­cher Be­fan­gen­heit eines ge­meind­li­chen An­ge­stell­ten kein gül­ti­ger  Quar­tier­ge­stal­tungs­plan vor­lie­ge. Der Re­gie­rungs­rat führt aus, dass Art. 29 Abs. 1 BV bei nicht­ge­richt­li­chen Be­hör­den einen An­spruch auf glei­che und ge­rech­te Be­hand­lung ge­währ­leis­te; das Gebot der Un­be­fan­gen­heit bilde einen Teil­ge­halt davon. Da die Ge­mein­de vor­lie­gend ver­pflich­tet ge­we­sen sei, ein im öf­fent­li­chen In­ter­es­se lie­gen­des Frei­raum­kon­zept um­zu­set­zen, sei ins­be­son­de­re auf­grund der Ver­fah­rens­ko­or­di­na­ti­on nicht zu be­an­stan­den, dass die Ge­mein­de im Be­ur­tei­lungs­gre­mi­um ver­tre­ten ge­we­sen sei. Die amt­li­che Mehr­fach­be­fas­sung sei des­halb sys­tem­be­dingt und im öf­fent­li­chen In­ter­es­se er­folgt. Folg­lich könne nicht von einer  Vor­be­fas­sung ge­spro­chen wer­den.

Die Be­schwer­de­füh­ren­den rügen die Ver­let­zung von § 15 der kom­mu­na­len Bau­ord­nung be­tref­fend den An­for­de­run­gen an Are­al­be­bau­un­gen. Der Re­gie­rungs­rat hält fest, dass die Bau­herr­schaft bei einem Neu- oder Umbau nicht auf­grund der Ein­ord­nungs­vor­schrif­ten auf die tra­di­tio­nel­le Ar­chi­tek­tur oder die her­kömm­li­che Quar­tier­ge­stal­tung ver­pflich­tet wer­den könne. Des Wei­tern seien Räume in wohn­hy­gie­ni­scher Hin­sicht dann als man­gel­haft zu be­zeich­nen, wenn sie un­zu­rei­chend be­lüf­tet oder be­lich­tet seien oder die Nutz­flä­che so klein sei, dass keine be­stim­mungs­ge­mäs­se Ein­rich­tung mög­lich sei. Die Ab­gren­zung zwi­schen  Wohn­hy­gie­ne und Wohn­kom­fort sei je­doch nicht immer leicht. Der zu be­ur­tei­len­de Aus­sen­raum sei über­zeu­gend ge­stal­tet und die un­ter­schied­li­che  Um­ge­bung rund um das Bau­grund­stück sei be­son­ders be­rück­sich­tigt wor­den. Die ver­schie­de­nen Aus­sen­raum­an­la­gen seien über ein durch­dach­tes Weg­netz mit­ein­an­der ver­bun­den und auf die Be­dürf­nis­se der zu­künf­ti­gen Be­woh­ner­schaft ab­ge­stimmt. Zu­sam­men­fas­send stehe fest, dass die Are­al­be­bau­ung den er­höh­ten An­for­de­run­gen ge­mäss § 15 ge­nü­ge und der Aus­nüt­zungs­bo­nus ge­recht­fer­tigt sei.

Ab­schlies­send führt der Re­gie­rungs­rat aus, dass ein Lau­ben­gang, wel­cher an die Stel­le einer haus­in­ter­nen Er­schlies­sung trete, zur  Aus­nüt­zung ge­zählt werde. Reine Haus­zu­gän­ge wür­den hin­ge­gen nicht zur Aus­nüt­zung hin­zu­ge­rech­net.

Die Pla­nungs­wer­te für Stras­sen­lärm seien auch dann nicht über­schrit­ten, wenn der  Pla­nungs­wert nachts bei ein­zel­nen Punk­ten im Attika-​ und Ober­ge­schoss er­reicht sei. Ge­mäss der bun­des­ge­richt­li­chen Recht­spre­chung wür­den Mes­s­un­si­cher­hei­ten keine Mess­feh­ler dar­stel­len, wel­che einer Be­rich­ti­gung des Er­geb­nis­ses be­dürf­ten. Der um­strit­te­ne  Gar­ten­pa­vil­lon stehe der Öf­fent­lich­keit nicht zur Ver­fü­gung und sei somit nicht ge­eig­net, ein grös­se­res Pu­bli­kum an­zu­zie­hen. Folg­lich könne nicht be­reits im heu­ti­gen Zeit­punkt ge­sagt wer­den, dass die Be­nüt­zung des Gar­ten­pa­vil­lons zu über­mäs­si­gen Lärm­be­ein­träch­ti­gun­gen in der Nach­bar­schaft führe. Soll­te sich nach der Er­stel­lung des Pa­vil­lons wider Er­war­ten her­aus­stel­len, dass die­ser doch über­mäs­si­ge Im­mis­sio­nen ver­ur­sa­che, könne die Ge­mein­de ge­stützt auf die kom­mu­na­le Lärm­schutz­ver­ord­nung nach wie vor ge­eig­ne­te Lärm­schutz­mass­nah­men an­ord­nen.

Die Be­schwer­de wird ab­ge­wie­sen, so­weit dar­auf ein­ge­tre­ten wird.

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