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Ein­lei­tung

1997: Ver­wal­tungs­ge­richt

1998: Ver­wal­tungs­ge­richt

1999: Ver­wal­tungs­ge­richt

2000: Ver­wal­tungs­ge­richt

2000: Re­gie­rungs­rat

2001: Ver­wal­tungs­ge­richt

2001: Re­gie­rungs­rat

2002: Ver­wal­tungs­ge­richt

2002: Re­gie­rungs­rat

2003: Ver­wal­tungs­ge­richt

2003: Re­gie­rungs­rat

2004: Ver­wal­tungs­ge­richt

2004: Re­gie­rungs­rat

2005: Ver­wal­tungs­ge­richt

2005: Re­gie­rungs­rat

2006: Ver­wal­tungs­ge­richt

2006: Re­gie­rungs­rat

2007: Ver­wal­tungs­ge­richt

2007: Re­gie­rungs­rat

2008: Ver­wal­tungs­ge­richt

2008: Re­gie­rungs­rat

2009: Ver­wal­tungs­ge­richt

2009: Re­gie­rungs­rat

2010: Ver­wal­tungs­ge­richt

2010: Re­gie­rungs­rat

2011: Ver­wal­tungs­ge­richt

2011: Re­gie­rungs­rat

2012: Ver­wal­tungs­ge­richt

2012: Re­gie­rungs­rat

2013: Ver­wal­tungs­ge­richt

2013: Re­gie­rungs­rat

Ent­scheid vom 29. Ja­nu­ar 2013 i.S. P.E.

Der Be­schwer­de­füh­rer rügt, der Ge­mein­de­rat habe sich ge­wei­gert, das in Frage ste­hen­de Grund­stück, wel­ches im Al­lein­ei­gen­tum des Be­schwer­de­füh­rers stehe, zu er­schlies­sen. Zudem habe er sich ge­wei­gert, über das Be­geh­ren des Be­schwer­de­füh­rers in einer an­fecht­ba­ren Ver­fü­gung zu be­fin­den.

Ge­mäss § 51 i.V.m. § 41 VRG kann jeder in sei­ner Rechts­stel­lung Be­trof­fe­ne Be­schwer­de wegen  Rechts­ver­wei­ge­rung füh­ren. Das Rechts­schutz­in­ter­es­se muss ak­tu­ell sein, d.h. die Rechts­ver­wei­ge­rungs­be­schwer­de muss er­ho­ben wer­den, so­lan­ge der Ent­scheid der un­tä­ti­gen Be­hör­de noch aus­steht. Eine Rechts­ver­wei­ge­rung liegt ge­mäss Bun­des­ge­richt vor, wenn eine Gerichts-​ oder Ver­wal­tungs­be­hör­de un­tä­tig bleibt oder nicht in­nert an­ge­mes­se­ner Frist tätig wird, ob­wohl sie zum Tä­tig­wer­den ver­pflich­tet wäre. Vor­aus­set­zung ist, dass ein An­spruch des Bür­gers auf Be­hand­lung sei­nes Be­geh­rens be­steht. An­spruch auf Er­lass einer Ver­fü­gung be­steht in der Pra­xis, wenn ein schutz­wür­di­ges In­ter­es­se gel­tend ge­macht wer­den kann. Dazu muss die Ver­wal­tungs­be­hör­de zu­nächst ge­setz­lich be­auf­tragt sein, tätig zu wer­den. Zudem muss die be­an­trag­te An­ord­nung ge­eig­net sein, ein Rechts­ver­hält­nis im in­di­vi­du­ell kon­kre­ten Fall fest­zu­le­gen. Schliess­lich muss die an­trag­stel­len­de Per­son grund­sätz­lich über ein dem Rechts­schutz­in­ter­es­se in An­fech­tungs­strei­tig­kei­ten ver­gleich­ba­res In­ter­es­se ver­fü­gen.

Der Be­schwer­de­füh­rer macht gel­tend, der Ge­mein­de­rat sei ge­setz­lich dazu ver­pflich­tet, für die Er­schlies­sung zu sor­gen. Nach Art. 19 Abs. 2 Satz 1 RPG trifft das Ge­mein­we­sen die Er­schlies­sungs­pflicht. Ge­mäss § 32a Abs. 1 PBG sind die Ge­mein­den für die zeit­ge­rech­te Er­schlies­sung der Bau­zo­nen ver­ant­wort­lich. Im vor­lie­gen­den Fall be­steht eine pri­va­te Stras­se, auf wel­cher der Be­schwer­de­füh­rer je­doch kein Weg­recht hat. Für die­sen Fall be­stehen zwei Mög­lich­kei­ten: Die Ver­pflich­tung zur Mit­be­nut­zung einer Stras­se durch pri­va­te Drit­te (§ 32c Abs. 1 PBG) oder die Öf­fent­li­ch­er­klä­rung der Stras­se (§ 4 Abs. 1 Bst. c GSW). Beide die­ser Va­ri­an­ten be­deu­ten eine Ein­schrän­kung der Ei­gen­tums­ga­ran­tie nach Art. 26 BV, wel­che den An­for­de­run­gen von Art. 36 BV ge­nü­gen müs­sen.

Die Er­schlies­sungs­pflicht nach Art. 19 Abs. 2 RPG be­grün­det nach herr­schen­der Lehre kei­nen An­spruch des Grund­ei­gen­tü­mers auf Er­schlies­sung, der ge­gen­über der Ge­mein­de al­lein ge­stützt auf das Bun­des­recht gel­tend ge­macht wer­den kann. Zwar kann ein be­trof­fe­ner Grund­ei­gen­tü­mer nach Art. 32 Abs. 3 RPV Rechts­ver­wei­ge­rungs­be­schwer­de er­he­ben, wenn die Ge­mein­de ihre Er­schlies­sungs­pflicht nicht zeit­ge­recht er­füllt, den­noch be­grün­det diese Be­stim­mung auf­grund ihrer feh­len­den formell-​gesetzlichen Grund­la­ge kei­nen ech­ten Er­schlies­sungs­an­spruch des Grund­ei­gen­tü­mers. Das formell-​rechtliche Rechts­ver­wei­ge­rungs­ver­bot schützt aber im­mer­hin die be­trof­fe­ne Par­tei vor der Wei­ge­rung der zu­stän­di­gen Be­hör­de, einen ent­spre­chen­den Ent­scheid zu fäl­len. Da im Raum­pla­nungs­ge­setz des Kan­tons Zug ein un­mit­tel­bar an­wend­ba­res Er­schlies­sungs­recht zur Ver­fü­gung steht, kann die Ge­mein­de nicht dar­über hin­weg­se­hen. Der Ge­mein­de­rat ist ge­setz­lich dazu ver­pflich­tet, tätig zu wer­den.

Der Be­schwer­de­füh­rer macht wei­ter gel­tend, dass ihm ein An­spruch auf Be­hand­lung sei­nes Be­geh­rens und auf Er­lass einer Ver­fü­gung zu­ste­he. Ein  An­spruch auf den Er­lass einer Ver­fü­gung be­steht dann, wenn die zu­stän­di­ge Be­hör­de ge­mäss an­zu­wen­den­dem Recht dazu ver­pflich­tet ist. Dies be­nö­tigt einen An­trag an die zu­stän­di­ge Be­hör­de zum Tä­tig­wer­den. Die­ses Tä­tig­wer­den muss dazu ge­eig­net sein, im individuell-​konkreten Fall ein Rechts­ver­hält­nis fest­zu­le­gen. Zudem muss die be­an­tra­gen­de Per­son grund­sätz­lich ein dem Rechts­schutz­in­ter­es­se in An­fech­tungs­strei­tig­kei­ten ver­gleich­ba­res In­ter­es­se nach­wei­sen. Im vor­lie­gen­den Fall ver­fügt der Be­schwer­de­füh­rer als Grund­ei­gen­tü­mer über ein recht­lich ge­schütz­tes In­ter­es­se an einer Er­schlies­sung für sein Grund­stück. Der Be­schwer­de­füh­rer hat des­halb An­spruch auf Er­lass eines Ent­scheids.

Der Ge­mein­de­rat muss sich eine Rechts­ver­wei­ge­rung vor­wer­fen las­sen. Die Be­schwer­de ist be­grün­det und wird gut­ge­heis­sen.

Ent­scheid vom 19. Fe­bru­ar 2013 i.S. Er­ben­ge­mein­schaft M.B.

Der Gros­se Ge­mein­de­rat hat die Teil­re­vi­si­on der Orts­pla­nung samt An­pas­sung des Zo­nen­plans be­schlos­sen. Da­ge­gen wurde wäh­rend der öf­fent­li­chen Auf­la­ge die­ser Un­ter­la­gen Be­schwer­de er­ho­ben.

Nut­zungs­plä­ne und ihre An­pas­sung be­dür­fen der Ge­neh­mi­gung durch eine kan­to­na­le Be­hör­de. Sie prüft diese Pläne auf ihre Über­ein­stim­mung mit den vom Bun­des­rat ge­neh­mig­ten kan­to­na­len Richt­plä­nen. Erst mit der Ge­neh­mi­gung durch die kan­to­na­le Be­hör­de wer­den die Nut­zungs­plä­ne ver­bind­lich (Art. 26 RPG). Von Zweck­mäs­sig­keits­kon­trol­le ist dann zu spre­chen, wenn die Ge­neh­mi­gungs­be­hör­de eine Nut­zungs­pla­nung dar­auf­hin über­prüft, ob sie mit über­ge­ord­ne­ten, öf­fent­li­chen In­ter­es­sen ver­ein­bar ist. Einer kom­mu­na­len Pla­nung darf die Ge­neh­mi­gung ver­wei­gert wer­den, wenn sie die Er­fül­lung der dem Kan­ton ob­lie­gen­den öf­fent­li­chen Auf­ga­ben in un­zu­mut­ba­rer Weise be­hin­dern würde, wenn sie sich auf­grund über­kom­mu­na­ler öf­fent­li­cher In­ter­es­sen als nicht halt­bar er­weist, oder wenn sie weg­lei­ten­den Grund­sät­zen und Zie­len der Raum­pla­nung nicht ent­spricht bzw. un­zu­rei­chend Rech­nung trägt (BGE 110 Ia 51). Die von der Pla­nungs­be­hör­de ge­trof­fe­ne Wahl unter meh­re­ren zweck­mäs­si­gen Lö­sun­gen be­darf dann einer Kor­rek­tur, wenn sie ge­gen­über einer an­dern zweck­mäs­si­gen Lö­sung in ekla­tan­ter Weise ab­fällt (BGE 111 Ia 134). Die Zweck­dien­lich­keit von Pla­nungs­mass­nah­men ist ein Aspekt des Ver­hält­nis­mäs­sig­keits­grund­sat­zes und daher eine Frage der Recht­mäs­sig­keit. Zur An­ge­mes­sen­heits­prü­fung an­ge­hal­ten sind die Be­schwer­de­be­hör­den nach Art. 33 Abs. 3 lit. b RPG. Dem­ge­gen­über schreibt das Bun­des­recht für die Ge­neh­mi­gung von Nut­zungs­plä­nen keine An­ge­mes­sen­heits­prü­fung vor.

Die Be­schwer­de­füh­ren­den rügen, die Be­bau­ungs­pflicht sei ein Ein­griff in die ver­fas­sungs­mäs­sig ga­ran­tier­te Ei­gen­tums­frei­heit. Der blos­se Hin­weis in der Le­gen­de des Nut­zungs­plans mit Si­gna­tur sei recht­lich nicht zu­läs­sig. Ge­mäss Art. 26 Abs. 1 BV ist das Ei­gen­tum ge­währ­leis­tet. Soll die Ei­gen­tums­ga­ran­tie ein­ge­schränkt wer­den, so sind die Re­geln von Art. 36 BV zu be­ach­ten. Die Be­schwer­de­füh­ren­den rügen zu­nächst das Feh­len einer ge­setz­li­chen Grund­la­ge zur Fest­le­gung der Be­bau­ungs­plan­pflicht. Ge­stützt auf § 7 Abs. 1 PBG er­las­sen die Ge­mein­den ihre Bau­vor­schrif­ten, Zonen-​ und Be­bau­ungs­plä­ne durch all­ge­mein­ver­bind­li­che Be­schlüs­se. Den Ge­mein­den ob­liegt somit die Pflicht, im Rah­men des kan­to­na­len Rechts auf ihre Be­dürf­nis­se, ihre Struk­tu­ren und ihre vor­aus­sicht­li­che Ent­wick­lung zu­ge­schnit­te­ne bau­recht­li­che und raum­pla­ne­ri­sche Ord­nung zu er­las­sen. Diese Ord­nung be­steht aus den ge­meind­li­chen Bau­vor­schrif­ten sowie dem kom­mu­na­len Nut­zungs­plan. Beide Er­las­se ge­hö­ren zu­sam­men und bil­den recht­set­zen­de Ho­heits­ak­te. Sie stel­len Ge­set­ze so­wohl im ma­te­ri­el­len als auch im for­mel­len Sinne dar. Die Le­gen­de der vor­lie­gen­den Zo­nen­plan­än­de­rung stellt Teil des Be­schlus­ses des Gros­sen Ge­mein­de­ra­tes dar, wes­halb ihr recht­set­zen­der Cha­rak­ter zu­kommt. Mit die­sem Be­schluss der Zo­nen­plan­än­de­rung hat der kom­mu­na­le Ge­setz­ge­ber eine for­mel­le und ma­te­ri­el­le ge­setz­li­che Grund­la­ge ge­schaf­fen, wel­che die Pla­nung und den Bau des frag­li­chen Ge­bie­tes re­gelt. Die ge­setz­li­che Grund­la­ge zur Un­ter­stel­lung der Grund­stü­cke unter die Be­bau­ungs­plan­pflicht ist ge­ge­ben.

Jede Ein­schrän­kung von Grund­rech­ten be­darf eines öf­fent­li­chen In­ter­es­ses. Auf­grund der kom­ple­xen raum­pla­ne­ri­schen Si­tua­ti­on mit ver­schie­de­nen Nut­zun­gen, der be­stehen­den bau­li­chen Struk­tur in der Um­ge­bung und der Sicht­be­zü­ge vom See her,
der Lage des Ge­bie­tes zwi­schen zwei Ver­kehrs­ach­sen mit ent­spre­chen­den Lärm­im­mis­sio­nen sowie der Ver­pflich­tung der Ge­mein­den, für eine ent­spre­chen­de Sied­lungs­qua­li­tät zu sor­gen, ist die Fest­le­gung der Be­bau­ungs­plan­pflicht an­ge­mes­sen und zweck­mäs­sig. Diese öf­fent­li­chen In­ter­es­sen über­stei­gen die pri­va­ten In­ter­es­sen der Be­schwer­de­füh­ren­den bei Wei­tem.

Der Ein­griff in die Ei­gen­tums­rech­te muss so­dann ver­hält­nis­mäs­sig sein. Die­ses Kri­te­ri­um misst sich am Ver­hält­nis des Grund­rechts­ein­griffs zum Zweck der Re­ge­lung, der dem öf­fent­li­chen In­ter­es­se die­nen muss. Die drei Aspek­te der Ver­hält­nis­mäs­sig­keit, Eig­nungEr­for­der­lich­keit und Ver­hält­nis­mäs­sig­keit im en­ge­ren Sinn, müs­sen ku­mu­la­tiv er­füllt sein. Ge­eig­net ist ein staat­li­cher Ein­griff dann, wenn der im öf­fent­li­chen In­ter­es­se ver­folg­te Zweck auch tat­säch­lich er­reicht wer­den kann. Gibt es meh­re­re Mass­nah­men, mit denen der ver­folg­te Zweck er­reicht wer­den kann, ist eine Mass­nah­me in der Ein­griffs­wir­kung je­doch mil­der, so muss auf die schwer­wie­gen­de­re Mass­nah­me ver­zich­tet wer­den. Der Ein­griff darf in sach­li­cher, räum­li­cher und zeit­li­cher Be­zie­hung nicht über das Not­wen­di­ge hin­aus­ge­hen. Unter dem Aspekt der Zu­mut­bar­keit muss schliess­lich ge­prüft wer­den, ob das ge­steck­te Ziel in einem ver­nünf­ti­gen Ver­hält­nis zu der zu sei­ner Er­lan­gung not­wen­di­gen Be­schrän­kung der Ei­gen­tums­ga­ran­tie steht. Im vor­lie­gen­den Fall ist die Fest­le­gung der Be­bau­ungs­plan­pflicht ge­eig­net, ein dich­tes und ur­ba­nes Stadt­quar­tier mit einem Ne­ben­ein­an­der von Woh­nen, Ar­bei­ten, Frei­zeit, Parks und Plät­zen ent­ste­hen zu las­sen. Die Vor­zü­ge, wel­che ein Be­bau­ungs­plan in Bezug auf den Städ­te­bau, die Ar­chi­tek­tur und die Um­ge­bung brin­gen kann, ste­hen in kei­nem Ver­hält­nis zu den Vor­tei­len, wel­che eine Are­al­be­bau­ung kom­bi­niert mit einem Quar­tier­ge­stal­tungs­plan zu er­zie­len ver­mag. Bei der  Are­al­be­bau­ung han­delt es sich nicht um eine Pla­nung, son­dern le­dig­lich um ein zwei­stu­fi­ges Bau­be­wil­li­gungs­ver­fah­ren mit ge­setz­lich vor­ge­ge­be­nen, be­schränk­ten Ab­wei­chungs­mög­lich­kei­ten ge­gen­über der Ein­zel­bau­wei­se. Deses Ver­fah­ren kann der Be­deu­tung des vor­lie­gend zur Dis­kus­si­on ste­hen­den Ge­bie­tes nicht ge­recht wer­den. Die Fest­le­gung der Be­bau­ungs­plan­pflicht ist in Bezug auf den Ein­griffs­zweck und die Ein­griffs­wir­kung ver­hält­nis­mäs­sig.

Die Fest­le­gung der Be­bau­ungs­plan­pflicht fusst auf einer ge­setz­li­chen Grund­la­ge, ist durch das öf­fent­li­che In­ter­es­se ab­ge­deckt und der Ein­griff in das Ei­gen­tum der Be­schwer­de­füh­ren­den ist ver­hält­nis­mäs­sig. Einer Ge­neh­mi­gung der Zo­nen­plan­än­de­rung steht in die­sem Um­fang nichts ent­ge­gen.

Die Be­schwer­de wird ab­ge­wie­sen.

Ent­scheid vom 26. März 2013 i.S. H.M.I. und C.M.

Der Ge­mein­de­rat ver­wei­ger­te der Bau­herr­schaft die Be­wil­li­gung für den Anbau von drei Bal­ko­nen. Er be­grün­de­te sei­nen Ent­scheid mit der Orts­bild­schutz­zo­ne und dem Um­ge­bungs­schutz im Be­reich ge­schütz­ter und schüt­zens­wer­ter Ge­bäu­de.

Die Be­schwer­de­füh­re­rin­nen sind der An­sicht, dass die Aus­sa­gen in der Ver­wei­ge­rung der Bau­be­wil­li­gung der­art all­ge­mein un­klar seien, dass sie die mi­ni­ma­len An­for­de­run­gen an eine Be­grün­dung nicht er­füll­ten. Es liege eine Ver­let­zung der Be­grün­dungs­pflicht und eine Ver­let­zung des recht­li­chen Ge­hörs vor. Das recht­li­che Gehör dient ei­ner­seits der Sach­auf­klä­rung, an­de­rer­seits stellt es ein per­sön­lich­keits­be­zo­ge­nes Mit­wir­kungs­recht beim Er­lass eines Ent­schei­des dar, wel­cher in die Rechts­stel­lung des Ein­zel­nen ein­greift. Ein un­be­ding­ter An­spruch auf vor­he­ri­ge An­hö­rung steht den Be­trof­fe­nen dann zu, wenn die Ver­wal­tung einen be­son­ders schwe­ren Ein­griff in die höchst­per­sön­li­che Rechts­sphä­re der Be­trof­fe­nen tä­ti­gen will. Die Be­hör­de hat aus­ser­dem alle Vor­brin­gen zu prü­fen. Diese Prü­fung soll auch in die Be­grün­dung des Ent­schei­des ein­flies­sen. Die Be­grün­dungs­dich­te hängt von der Ent­schei­dungs­frei­heit der Be­hör­de und der Ein­griffs­in­ten­si­tät einer An­ord­nung ab. Je grös­ser der Ent­schei­dungs­spiel­raum ist, wel­cher einer Be­hör­de zu­fol­ge Er­mes­sen und un­be­stimm­ter Rechts­be­grif­fe zu­kommt, je kom­pli­zier­ter und um­strit­te­ner der zu be­ur­tei­len­de Sach­ver­halt ist und je stär­ker eine An­ord­nung in die in­di­vi­du­el­len Rech­te ein­greift, desto hö­he­re An­for­de­run­gen sind an die Be­grün­dung zu stel­len und desto aus­führ­li­cher, dif­fe­ren­zier­ter und sorg­fäl­ti­ger haben die Er­wä­gun­gen aus­zu­fal­len. Es ist zu be­ach­ten, dass an die Be­grün­dungs­pflicht von Ent­schei­den erst­in­stanz­li­cher Be­hör­den nicht die glei­chen An­for­de­run­gen wie bei Rechts­mit­tel­in­stan­zen ge­stellt wer­den dür­fen. Die Ver­wei­ge­rung der Be­wil­li­gung für den Bau der Bal­ko­ne greift im vor­lie­gen­den Fall nicht stark in die in­di­vi­du­el­len Rech­te ein, weil die Be­schwer­de­füh­re­rin­nen sich be­wusst sein muss­ten, dass be­reits im Jahre 2003 das Ge­such um Be­wil­li­gung der Bal­ko­ne mit den­sel­ben Grün­den ab­ge­wie­sen wor­den ist. Nur schon aus die­sem Grund kön­nen an die Be­grün­dung des vor­in­stanz­li­chen Ent­schei­des keine hö­he­ren An­for­de­run­gen ge­stellt wer­den. Die Vor­in­stanz muss sich keine Ver­let­zung des recht­li­chen Ge­hörs vor­wer­fen las­sen. Sie hat kei­nen Ver­fah­rens­feh­ler be­gan­gen.

Die Be­schwer­de­füh­re­rin­nen rügen, dass ge­mäss Ge­mein­de­rat die nach­bar­schaft­li­che Zu­stim­mung für das Er­stel­len der Bal­ko­ne ge­fehlt habe. Im vor­lie­gen­den Fall wird knapp 2/3 der Länge der Süd­west­fas­sa­de des Ge­bäu­des der Be­schwer­de­füh­re­rin­nen von der kan­to­na­len Bau­li­nie um­fasst. Ent­lang von Kan­tons­stras­sen müs­sen Bal­ko­ne min­des­tens auf die Hälf­te ihrer Tiefe ins Ge­bäu­de in­te­griert wer­den. Die Aus­kra­gun­gen dür­fen höchs­tens 1.50 m in den Bau­li­ni­en­raum hin­ein­ra­gen (§ 40 BO Ober­ä­ge­ri). Diese Vor­schrift gilt für das Er­schei­nungs­bild von Bau­ten in der Kern­zo­ne A. Je­doch äus­sern sich auch die üb­ri­gen Zo­nen­vor­schrif­ten der BO Ober­ä­ge­ri zu die­ser The­ma­tik. Da­nach dür­fen aus­kra­gen­de Bau­tei­le, wie Erker und Bal­ko­ne, bis auf eine Tiefe von 2 m in den vor­schrifts­ge­mäs­sen Grenz-​ und Ge­bäu­de­ab­stand hinein-​ oder 1.50 m über die Bau­li­nie hin­aus­ra­gen, wenn sie nicht mehr als einen Drit­tel der Fas­sa­den­län­ge be­an­spru­chen und die Haupt­fas­sa­de deut­lich er­kenn­bar bleibt (§ 57 BO Ober­ä­ge­ri). Die ge­plan­ten drei Bal­ko­ne wei­sen im vor­lie­gen­den Fall bei einer Fas­sa­den­län­ge von 16 m eine Länge von je 7.30 m auf. Sie über­ra­gen auf einer Länge von fast 5.50 m die an­ge­pass­te kan­to­na­le Bau­li­nie. Diese Aus­kra­gung ist zwar ge­mäss Art. 40 Abs. 6 BO Ober­ä­ge­ri grund­sätz­lich er­laubt. Ver­langt wird je­doch zu­sätz­lich, dass über Bau­li­ni­en aus­kra­gen­de Bal­ko­ne min­des­tens auf der Hälf­te ihrer Tiefe ins Ge­bäu­de in­te­griert sein müs­sen. Die ge­plan­ten Bal­ko­ne sol­len je­doch an die Fas­sa­de an­ge­baut wer­den, am Er­schei­nungs­bild die­ser Fas­sa­de sind keine Än­de­run­gen ge­plant. Die ge­plan­ten Bal­ko­ne sind dem­zu­fol­ge nicht min­des­tens auf der Hälf­te ihrer Tiefe ins Ge­bäu­de in­te­griert. Zudem ragen die Bal­ko­ne in den Ge­bäu­de­ab­stand der be­nach­bar­ten Lie­gen­schaft hin­ein. Ge­mäss § 57 Abs. 1 BO Ober­ä­ge­ri dür­fen aus­kra­gen­de Bau­tei­le ins­ge­samt nicht mehr als einen Drit­tel der Fas­sa­den­län­ge be­an­spru­chen. Bei die­ser Vor­schrift han­delt es sich um zwin­gen­des Recht der Ge­stal­tung und Ein­ord­nung. Sie ist nicht der Dis­po­si­ti­on der Nach­barn über­las­sen. Der Bau­herr­schaft darf selbst dann nicht von die­sen Mass­zah­len ab­wei­chen, wenn zwi­schen ihnen und der be­trof­fe­nen Nach­bar­schaft Ein­ver­neh­men herrscht.

Die ge­plan­ten Bal­ko­ne kön­nen nicht be­wil­ligt wer­den. Der Ge­mein­de­rat hat die Bau­be­wil­li­gung zu Recht ver­wei­gert. Die Be­schwer­de ist un­be­grün­det und damit ab­zu­wei­sen.

Ent­scheid vom 2. April 2013 i.S. M.K.

Der Be­schwer­de­füh­rer be­ab­sich­tigt an sei­nem Ein­fa­mi­li­en­haus einen Dach­um­bau mit in­te­grier­ten Hybrid-​Sonnenkollektoren sowie eine Wohn­raum­er­wei­te­rung im Erd­ge­schoss mit Win­ter­gar­ten vor­zu­neh­men. Das Bau­ge­such wurde ab­ge­lehnt.

Die  Be­stan­des­ga­ran­tie be­deu­tet, dass recht­mäs­sig er­stell­te Bau­ten und An­la­gen in ihrem Be­stand ge­schützt sind. Sie dür­fen, auch wenn sie den gel­ten­den Vor­schrif­ten nicht mehr ent­spre­chen, wei­ter be­stehen blei­ben und un­ter­hal­ten wer­den. Die Be­stan­des­ga­ran­tie un­ter­schei­det zwi­schen den zo­nen­fremd ge­wor­de­nen Bau­ten und An­la­gen und jenen, die nicht mehr den gel­ten­den Bau­vor­schrif­ten ent­spre­chen. Im vor­lie­gen­den Fall stellt sich die Frage, ob das be­stehen­de Ge­bäu­de des Be­schwer­de­füh­rers den heute gel­ten­den Bau­vor­schrif­ten wi­der­spricht. Ge­mäss § 9 BO Walch­wil dür­fen Gie­bel­lu­kar­nen und an­de­re Dach­auf­bau­ten zu­sam­men 50 % der ent­spre­chen­den Fas­sa­den­län­ge nicht über­schrei­ten. Unter einer  Dach­auf­bau­te ver­steht man de­fi­ni­ti­ons­ge­mäss einen über die Grund­form des Da­ches hin­aus­ra­gen­den Bau­teil. Dies kann eine Lu­kar­ne, eine Gaube, ein Och­sen­au­ge usw. sein. Pa­ra­graph 9 BO Walch­wil ist eine spe­zi­el­le Äs­the­tik­vor­schrift, die ver­hin­dern will, dass über­di­men­sio­nier­te Dach­auf­bau­ten er­stellt wer­den kön­nen und das Dach­ge­schoss damit zu einem Voll­ge­schoss wird. Der Kreuz­first ist eine be­son­de­re Dach­form und gilt nicht als Dach­auf­bau­te. Der Kreuz­first setzt in der Regel auf der Höhe des Haupt­firs­tes an und ver­läuft ho­ri­zon­tal im rech­ten Win­kel zur Fas­sa­de. Der Kreuz­first kann die ganze Brei­te des Ge­bäu­des ein­neh­men oder nur einen Teil davon. Die Stirn­fas­sa­de des Kreuz­firs­tes ist min­des­tens bün­dig mit der dar­un­ter­lie­gen­den Fas­sa­de des Haupt­bau­kör­pers oder kragt vor. Im vor­lie­gen­den Fall hat die Dach­kon­struk­ti­on in der Mitte des Da­ches die Form eines Kreuz­firs­tes, weil die Fas­sa­de dort ohne Un­ter­bruch bis zum Dach­first hin­auf­ge­zo­gen ist. Diese Bau­kon­struk­ti­on fällt damit nicht unter die Län­gen­be­schrän­kung für Dach­auf­bau­ten. An­ders sieht es bei den bei­den Quer­gie­beln aus, wel­che sich am Dach­en­de be­fin­den. Diese Dach­auf­bau­ten haben die Form einer Gie­bel­lu­kar­ne, wo­durch sie unter die Län­gen­be­schrän­kung für Dach­auf­bau­ten ge­mäss § 9 BO Walch­wil fal­len. Die bei­den Dach­auf­bau­ten haben im vor­lie­gen­den Fall eine ge­samt­haf­te Länge von 9 m, wo­durch das zu­läs­si­ge Mass von 50 % der Fas­sa­den­län­ge bei einer Fas­sa­den­lä­ge von 17 m über­schrit­ten wird. Das be­stehen­de Ge­bäu­de ent­spricht damit nicht den gel­ten­den Bau­vor­schrif­ten und fällt des­halb unter die Be­stan­des­ga­ran­tie nach § 72 Abs. 1 PBG. Wei­ter zu prü­fen ist, ob das um­strit­te­ne Bau­pro­jekt der Be­stim­mung von § 72 Abs. 2 PBG ent­spricht. Dem­nach dür­fen zo­nen­kon­for­me, aber bau­rechts­wid­ri­ge Bau­ten und An­la­gen un­ter­hal­ten, er­neu­ert und so­weit da­durch nicht stär­ker vom gel­ten­den Recht ab­ge­wi­chen wird, auch um­ge­baut oder er­wei­tert wer­den. Im vor­lie­gen­den Fall wird das Ge­bäu­de vo­lu­men­mäs­sig er­wei­tert. Eine Er­wei­te­rung ist zu­läs­sig, so­weit da­durch nicht stär­ker vom gel­ten­den Recht ab­ge­wi­chen wird. Da vor­lie­gend die bei­den Dach­auf­bau­ten um­ge­stal­tet und ver­brei­tert wer­den und neu auch die Dach­kon­struk­ti­on in der Mitte des Ge­bäu­des zu den Dach­auf­bau­ten zu zäh­len ist, weicht das Bau­pro­jekt stär­ker vom gel­ten­den Recht ab als bis­her. Die Dach­kon­struk­ti­on in der Mitte des Ge­bäu­des ist nach Er­wei­te­rung des Erd­ge­schos­ses kein Kreuz­first mehr, son­dern eine Dach­auf­bau­te, weil die Stirn­fas­sa­de des frü­he­ren Kreuz­firs­tes nach der Er­wei­te­rung des Win­ter­gar­tens im Erd­ge­schoss nicht mehr mit der dar­un­ter­lie­gen­den Fas­sa­de bün­dig ist.

Das Bau­pro­jekt ist nicht be­wil­li­gungs­fä­hig. Die Be­schwer­de ist un­be­grün­det und wird ab­ge­wie­sen.

Ent­scheid vom 30. April 2013 i.S. M.U.

Ge­mäss § 67 Abs. 3 PBG kann die Be­schwer­de­in­stanz in einem Zwi­schen­ent­scheid die  Bau­ar­bei­ten ent­we­der ganz oder teil­wei­se frei­ge­ben, wenn ein Bau­be­ginn den Be­schwer­de­ent­scheid nicht oder nur teil­wei­se vor­be­stimmt. Im vor­lie­gen­den Fall hat der Ge­mein­de­rat die Bau­be­wil­li­gung für den Neu­bau eines Ein­fa­mi­li­en­hau­ses sowie für den Ab­bruch des be­stehen­den Ge­bäu­des er­teilt. Weil sich die Be­schwer­de­füh­re­rin in ihrer Be­schwer­de an den Re­gie­rungs­rat nicht gegen den Ab­bruch des be­stehen­den Ge­bäu­des wen­det, son­dern nur gegen den Neu­bau, ist dem Be­geh­ren um Frei­ga­be der Ab­bruch­ar­bei­ten für das be­stehen­de Ge­bäu­de zu ent­spre­chen.

Ent­scheid vom 4. Juni 2013 i.S. T.K. und D.K.

Der Stadt­rat lehn­te es ab, für das be­fris­te­te La­gern von Boo­ten ein  or­dent­li­ches Bau­be­wil­li­gungs­ver­fah­ren durch­zu­füh­ren und die La­ge­rung von Boo­ten su­per­pro­vi­so­risch zu ver­bie­ten. Gegen die­sen Ent­scheid wurde Be­schwer­de er­ho­ben.

Die Be­schwer­de­füh­rer brin­gen vor, die Um­nut­zung des aus­ser­halb der Bau­zo­ne ge­le­ge­nen Grund­stücks zu einem Park­platz sei nie bau­recht­lich aus­ge­schrie­ben und be­wil­ligt wor­den. Der Kern­punkt sei die Um­nut­zung des Ge­län­des zu einem völ­lig an­de­ren Zweck, und das re­gel­mäs­sig und über län­ge­re Zeit. Die La­ge­run­gen wür­den zudem keine Grenz­ab­stän­de ein­hal­ten. Es stellt sich die Frage, ob die Vor­in­stanz für die pro­vi­so­ri­sche Zwi­schen­la­ge­rung von Boo­ten auf dem um­strit­te­nen Grund­stück wäh­rend der Zuger Messe ein Bau­be­wil­li­gungs­ver­fah­ren hätte durch­füh­ren müs­sen bzw. zu­künf­tig durch­füh­ren muss. Ge­mäss § 44 PBG be­darf einer Be­wil­li­gung, wer Bau­ten und An­la­gen er­stel­len, än­dern oder and­res nut­zen will. Ge­ring­fü­gi­ge Bau­vor­ha­ben, wel­che die nach­bar­li­chen oder öf­fent­li­chen In­ter­es­sen nicht er­heb­lich be­rüh­ren, sind mit einer  Bau­an­zei­ge zu mel­den. Mass­stab dafür, ob eine bau­li­che Mass­nah­me er­heb­lich genug ist, um sie dem  Bau­be­wil­li­gungs­ver­fah­ren zu un­ter­wer­fen, ist die Frage, ob mit der Rea­li­sie­rung der Baute oder An­la­ge im all­ge­mei­nen, nach dem ge­wöhn­li­chen Lauf der Dinge, so wich­ti­ge räum­li­che Fol­gen ver­bun­den sind, dass ein In­ter­es­se der Öf­fent­lich­keit oder der Nach­barn an einer vor­gän­gi­gen Kon­trol­le be­steht (BGE 120 Ib 379). Die pro­vi­so­ri­sche Boots­sta­tio­nie­rung zwi­schen dem See und dem Grund­stück er­folgt im vor­lie­gen­den Fall wäh­rend der Zu­ger­mes­se wäh­rend 9 Tagen. Das frag­li­che Areal be­fin­det sich in der  Zone des öf­fent­li­chen In­ter­es­ses für Bau­ten und An­la­gen (OeIB) ge­mäss § 55 BO Zug. Vor­lie­gend wer­den keine Bau­ten und An­la­gen für die pro­vi­so­ri­sche Boots­sta­tio­nie­rung er­stellt und diese auch nicht um­ge­nutzt. Das Ter­rain wird nicht spe­zi­ell be­fes­tigt, son­dern die Boote wer­den di­rekt auf der Weise ab­ge­stellt. Es be­steht kei­ner­lei In­ter­es­se daran, die Boote län­ger als nötig aus­ser­halb ihres ge­wöhn­li­chen Plat­zes zu la­gern. Auf­grund der re­la­tiv kur­zen Dauer und der ge­rin­gen Aus­wir­kun­gen der pro­vi­so­ri­schen La­ge­rung der Boote ist es nicht er­for­der­lich, ein Bau­be­wil­li­gungs­ver­fah­ren durch­zu­füh­ren. Es geht nicht um die Er­rich­tung von An­la­gen mit er­heb­li­cher Aus­wir­kung auf die Raum­ord­nung. Die Grenz­ab­stän­de bei Boo­ten, gleich wie beim Ab­stel­len von Autos, sind nicht zu be­ach­ten (§ 9 V PBG).

Die Be­schwer­de­füh­rer rügen, es sei nicht ein­sich­tig, warum das von der Sta­tio­nie­rung nicht im An­satz be­rück­sich­tig­te  Weg­recht der Be­schwer­de­füh­rer über die frag­li­che Wiese nicht von bau­recht­li­cher Be­deu­tung sein soll. Die Bau­be­hör­de prüft das Bau­ge­such auf die Über­ein­stim­mung mit den Vor­schrif­ten des öf­fent­li­chen Rechts. Sie ent­schei­det nicht über  zi­vil­recht­li­che Ver­hält­nis­se (§ 30d V PBG). Ver­letzt ein Grund­stücks­ei­gen­tü­mer ohne die Ein­wil­li­gung des Nach­barn eine pri­vat­recht­li­che Bau­vor­schrift, kann der be­trof­fe­ne Nach­bar ihm das Bauen ge­richt­lich ver­bie­ten las­sen. Er hat hier­zu indes den pri­vat­recht­li­chen Weg und nicht den ver­wal­tungs­recht­li­chen zu be­schrei­ten. Bei kla­ren und of­fen­sicht­li­chen Ver­hält­nis­sen ist Pri­vat­recht­li­ches je­doch auch bei öffentlich-​rechtlichen Ver­fah­ren zu be­rück­sich­ti­gen. Das von den Be­schwer­de­füh­ren­den gel­tend ge­mach­te Fuss­weg­recht ist zi­vil­recht­li­cher Natur und im Grund­buch ein­ge­tra­gen. Der Be­stand und In­halt des Fuss­weg­rechts ist klar und of­fen­sicht­lich und somit im öffentlich-​rechtlichen Ver­fah­ren zu be­rück­sich­ti­gen. Die bei­den Gar­ten­to­re dür­fen auf der Süd­sei­te nicht von pro­vi­so­risch ge­la­ger­ten Boo­ten ver­stellt wer­den, so­dass die Be­schwer­de­füh­ren­den ihr Fuss­weg­recht auch wäh­rend der Zuger Messe aus­üben kön­nen.

Die Rügen der Be­schwer­de­füh­ren­den sind in­so­fern be­rech­tigt, als die Vor­in­stanz das Fuss­weg­recht bei der Er­tei­lung der Be­wil­li­gung hätte be­rück­sich­ti­gen müs­sen. Die Rüge be­tref­fend Durch­füh­rung eines Bau­be­wil­li­gungs­ver­fah­rens ist je­doch nicht be­grün­det. Dies führt zu einer teil­wei­sen Gut­heis­sung der Ver­wal­tungs­be­schwer­de.

Ent­scheid vom 18. Juni 2013 i.S. B.S. und S.F.

Die Vor­in­stanz hat im an­ge­foch­te­nen Ent­scheid die Bau­be­wil­li­gungs­pflicht für eine Nut­zungs­än­de­run­gen be­jaht und die Ei­gen­tü­me­rin­nen/Ei­gen­tü­mer und Be­trei­be­rin­nen/Be­trei­ber des Lern­or­tes auf­ge­for­dert, für die be­reits vor­ge­nom­me­nen Um­nut­zun­gen ein Bau­ge­such ein­zu­rei­chen. Die Be­schwer­de­füh­ren­den sind der An­sicht, dass die Um­nut­zung nicht bau­be­wil­li­gungs­pflich­tig ist, da für sie das Un­ter­rich­ten von Pri­mar­schü­le­rin­nen/Pri­mar­schü­ler sowie der Be­trieb einer Kin­der­ta­ges­stät­te als Wohn­nut­zung gilt und diese Nut­zung keine raum­re­le­van­ten Aus­wir­kun­gen hat.

Ge­mäss Art. 22 RPG dür­fen Bau­ten und An­la­gen nur mit  be­hörd­li­cher Be­wil­li­gung er­rich­tet oder ge­än­dert wer­den. Nach § 44 PBG be­darf einer  Bau­be­wil­li­gung der zu­stän­di­gen Ge­mein­de­be­hör­de, wer Bau­ten und An­la­gen er­stel­len, än­dern oder an­ders nut­zen will. Ge­ring­fü­gi­ge Bau­vor­ha­ben, wel­che die nach­bar­li­chen und die öf­fent­li­chen In­ter­es­sen nicht er­heb­lich be­rüh­ren, sind der zu­stän­di­gen Ge­mein­de­be­hör­de mit einer  Bau­an­zei­ge zu mel­den (§ 44 Abs. 2 PBG). Auch eine blos­se Nut­zungs­än­de­rung, wel­che raum­re­le­van­te Fol­gen hat, ins­be­son­de­re er­heb­li­che Aus­wir­kung auf die Um­welt oder die Um­ge­bung hat, ist bau­be­wil­li­gungs­pflich­tig. Bei Nut­zungs­än­de­run­gen er­streckt sich die Be­wil­li­gungs­pflicht auf alle gesundheits-​ oder bau­po­li­zei­lich be­deut­sa­men Zweck­än­de­run­gen von Bau­ten und An­la­gen, selbst wenn bau­lich nichts ge­än­dert wird. Die Be­wil­li­gungs­pflicht ist zu be­ja­hen, wo ein er­heb­li­ches In­ter­es­se der Öf­fent­lich­keit bzw. der Nach­barn an einer vor­gän­gi­gen Kon­trol­le be­steht. An diese In­ter­es­sen dür­fen keine hohen An­for­de­run­gen ge­stellt wer­den. Im vor­lie­gen­den Fall haben die vor­ge­nom­me­nen Nut­zungs­än­de­run­gen Aus­wir­kun­gen auf die Um­ge­bung. Der Be­trieb einer Kin­der­ta­ges­stät­te und einer Pri­mar­schu­le mit bis zu 14 Schü­le­rin­nen/Schü­lern er­zeugt mehr Lärm als eine ge­wöhn­li­che Wohn­nut­zung. Die vor­ge­nom­me­nen Nut­zungs­än­de­run­gen sind be­wil­li­gungs­pflich­tig. Es ist ein Bau­be­wil­li­gungs­ver­fah­ren durch­zu­füh­ren. Die Be­schwer­de ist in die­sem Punkt ab­zu­wei­sen.

Wei­ter ist zu klä­ren, ob es sich beim Be­trieb einer Kin­der­ta­ges­stät­te mit Pri­mar­schu­le für we­ni­ge Schü­le­rin­nen und Schü­ler um eine  Wohn­nut­zung han­delt. Der im vor­lie­gen­den Fall um­strit­te­ne Lern­ort be­fin­det sich in der Wohn­zo­ne 3, wel­che der Emp­find­lich­keits­stu­fe II zu­ge­wie­sen ist. Nach § 19 PBG sind die Wohn­zo­nen für Wohn­zwe­cke be­stimmt. Nicht stö­ren­de Gewerbe-​ und Dienst­leis­tungs­be­trie­be sind zu­läs­sig. In der Recht­spre­chung herrscht Ei­nig­keit dar­über, dass die Nut­zung einer Lie­gen­schaft als Kin­der­ta­ges­stät­te mit der Wohn­nut­zung eng ver­wandt ist. An­stel­le der El­tern er­folgt die Be­treu­ung der Kin­der durch Per­so­nal einer Kin­der­ta­ges­stät­te. Die Nut­zung einer Lie­gen­schaft als Kin­der­ta­ges­stät­te wird mit dem Zweck einer Wohn­zo­ne als ver­ein­bar an­ge­se­hen, so­fern dies nicht auf­grund von spe­zi­el­len Re­ge­lun­gen an­ders zu be­ur­tei­len ist. Ent­schei­dend ist ins­be­son­de­re, dass die Kin­der in einer Kin­der­ta­ges­stät­te die glei­chen Ak­ti­vi­tä­ten aus­üben wie im El­tern­haus. Sie essen und spie­len dort, je nach Alter be­su­chen sie den Kin­der­gar­ten oder die Schu­le. Im vor­lie­gen­den Fall ist die Nut­zung des Bau­ern­hau­ses und des Stöck­lis als Kin­der­ta­ges­stät­te mit Pri­mar­schul­un­ter­richt als Wohn­nut­zung an­zu­se­hen. Somit wird auch das Kon­zept der Are­al­be­bau­ung nicht ge­än­dert und es braucht keine Zu­stim­mung der üb­ri­gen Ei­gen­tü­me­rin­nen und Ei­gen­tü­mer im Sinne von § 29 Abs. 4 PBG.

Die Be­schwer­de wird teil­wei­se gut­ge­heis­sen.

Ent­scheid vom 25. Juni 2013 i.S. M.U.

Die Ei­gen­tü­mer be­ab­sich­ti­gen, das be­stehen­de Ge­bäu­de ab­zu­bre­chen und ein neues Ein­fa­mi­li­en­haus mit an­ge­bau­ter Ga­ra­ge zu er­stel­len. Da­ge­gen wurde Be­schwer­de er­ho­ben.

Die Be­schwer­de­füh­re­rin macht gel­tend, der Anbau im Un­ter­ge­schoss er­fül­le die Vor­aus­set­zun­gen für eine Un­ter­ni­veau­bau­te nicht. Der Anbau über­ra­ge das ge­wach­se­ne Ter­rain um 1.20 m. Ge­mäss § 5 V PBG ent­hal­ten  Un­ter­ni­veau­bau­ten un­ter­ir­disch an­ge­leg­te Räume und über­ra­gen das ge­wach­se­ne, in be­son­de­ren Fäl­len das neue Ter­rain an kei­nem Punkt in er­heb­li­chem Mass. Der Re­gie­rungs­rat hielt in einem frü­he­ren Ent­scheid fest, die Frage, wann eine Un­ter­ni­veau­bau­te in er­heb­li­chem Masse aus dem Ter­rain her­aus­ra­ge, müsse im An­wen­dungs­fall be­ant­wor­tet wer­den und hänge von der je­wei­li­gen Si­tua­ti­on ab. Als Richt­grös­se sei dabei etwa von einem Mass von 1 Meter aus­zu­ge­hen. Im vor­lie­gen­den Fall über­ragt der ge­plan­te Anbau im Un­ter­ge­schoss an einer Stel­le das ge­wach­se­ne Ter­rain um rund 1.20 Meter. Auch der sich nei­gen­de Ge­län­de­ver­lauf än­dert nichts daran, dass der ge­plan­te Anbau an das Un­ter­ge­schoss als Un­ter­ni­veau­bau­te an­zu­se­hen ist. Wenn ein un­ter­ir­di­scher Anbau nur an einer Stel­le um 1.20 Meter aus dem ge­wach­se­nen Ter­rain her­aus­ragt und sonst über­all unter das ge­wach­se­ne Ter­rain zu lie­gen kommt, dann ragt der Un­ter­ni­veau­bau nicht in er­heb­li­chem Masse aus dem ge­wach­se­nen Ter­rain her­aus. Zudem kann nicht nur auf den be­stehen­den Ge­län­de­ver­lauf ab­ge­stellt wer­den, son­dern es ist auch das neue Ter­rain zu be­rück­sich­ti­gen. Ein sol­cher Fall liegt hier vor, weil ei­ner­seits eine Ge­län­de­mul­de be­steht und der Anbau nach der neuen Ter­rain­ge­stal­tung über­haupt nicht mehr sicht­bar ist. Die er­ho­be­ne Rüge ist un­be­grün­det.

Die Be­schwer­de­füh­re­rin macht wei­ter gel­tend, die ge­plan­te Ga­ra­gen­bau­te sei keine Klein­bau­te. Nach § 4 Bst. a V PBG sind  Klein­bau­ten ein­ge­schos­si­ge nicht Wohn- oder Ge­wer­be­zwe­cken die­nen­de selb­stän­di­ge Ne­ben­ge­bäu­de von höchs­tens 50 m2 Grund­flä­che, 3.50 Meter Ge­bäu­de­hö­he und 5.00 Meter First­hö­he. Nach gel­ten­der Rechts­pra­xis sind Klein­bau­ten frei­ste­hen­de oder an­ge­bau­te, ein­stö­cki­ge Ne­ben­ge­bäu­de, in denen weder ge­wohnt noch ge­ar­bei­tet wird und die be­stimm­te Mass­vor­schrif­ten nicht über­schrei­ten. Der Be­griff "selb­stän­dig" in § 4 Bst. a V PBG be­deu­tet, dass an­ge­bau­te Klein­bau­ten als ei­gen­stän­di­ge Bau­ten wahr­ge­nom­men wer­den müs­sen und auch be­züg­lich der Nut­zung eine klare Tren­nung von Haupt­ge­bäu­de und Klein­bau­te vor­han­den sein muss. Das be­deu­tet, dass von der Klein­bau­te keine di­rek­te Ver­bin­dung zum Wohn­haus er­stellt wer­den darf. Im vor­lie­gen­den Fall ent­spricht die Ga­ra­gen­bau­te die­sen Vor­ga­ben. Durch das Zu­rück­ver­set­zen der Ga­ra­gen­bau­te wird diese als ei­gen­stän­di­ge Baute wahr­ge­nom­men und es gibt auch keine di­rek­te Ver­bin­dung von der Ga­ra­gen­bau­te zum Wohn­haus. Un­er­heb­lich ist, dass das Dach der Ga­ra­gen­bau­te als Ter­ras­se ge­nutzt wird.

Die Be­schwer­de ist un­be­grün­det und muss ab­ge­wie­sen wer­den.

Ent­scheid vom 13. Au­gust 2013 i.S. Er­ben­ge­mein­schaft M.O. und T.K.

Im vor­lie­gen­den Ent­scheid wurde gegen den Be­schluss der Stadt Zug über die Zu­wei­sung eines Grund­stü­ckes zur Zone OelB Be­schwer­de er­ho­ben.

Die Be­schwer­de­füh­ren­den rügen zu­nächst die Ver­let­zung des Grund­sat­zes des recht­li­chen Ge­hörs. Das Ver­fah­ren für den Er­lass von ge­meind­li­chen Bau­vor­schrif­ten, Zonen-​ und Be­bau­ungs­plä­nen ist in § 39 PBG ge­re­gelt. Der An­spruch auf recht­li­ches Gehör be­inhal­tet das Recht von Pri­va­ten, in einem von einer Verwaltungs-​ oder Jus­tiz­be­hör­de ge­führ­ten Ver­fah­ren mit den Be­geh­ren an­ge­hört zu wer­den, Ein­blick in die Akten zu er­hal­ten und zu den für die Ent­scheid­fin­dung we­sent­li­chen Punk­ten Stel­lung neh­men zu kön­nen. Bei der Recht­set­zung gibt es grund­sätz­lich kein Recht auf An­hö­rung. Für den  Er­lass und die Än­de­rung von Nut­zungs­plä­nen gilt die zuvor er­wähn­te Ein­schrän­kung beim Ge­hörs­an­spruch nicht, weil die Ei­gen­tü­mer­schaf­ten stets in ge­eig­ne­ter Form an­zu­hö­ren sind, bevor über die Zo­nie­rung ihrer Grund­stü­cke de­fi­ni­tiv ent­schie­den wird. Dies gilt auch dann, wenn sich recht­lich an die­ser Ein­tei­lung nichts än­dert. Es ge­nügt aber, dass Ein­wen­dun­gen im Rah­men eines Einsprache-​ oder Be­schwer­de­ver­fah­rens vor­ge­bracht wer­den kön­nen. Eine Äus­se­rungs­mög­lich­keit muss nicht be­reits vor der Be­schluss­fas­sung über einen Plan be­stehen. Im vor­lie­gen­den Fall steht fest, dass die Plan­un­ter­la­gen öf­fent­lich auf­ge­legt wur­den und alle in­ter­es­sier­ten Per­so­nen Ein­wen­dun­gen er­he­ben konn­ten. Ein­wen­dun­gen sind nicht Ein­spra­chen im Sinne von § 34 f. VRG, auch nicht Be­schwer­den oder sons­ti­ge Rechts­mit­tel, son­dern es geht dabei um eine for­ma­li­sier­te Mit­wir­kung im Sinne von Art. 4 Abs. 2 RPG. Die Ab­stim­mung über die Zo­nen­zu­wei­sung des Grund­stü­ckes er­folg­te im Gros­sen Ge­mein­de­rat. Der Stadt­rat muss dafür sor­gen, dass der Gros­se Ge­mein­de­rat über die Ein­wen­dun­gen Kennt­nis hat. Eine voll­stän­di­ge Wie­der­ga­be der Ein­wen­dun­gen oder eine Aus­ein­an­der­set­zung mit den ein­zel­nen Ar­gu­men­ten der Ein­wen­dun­gen ist nicht er­for­der­lich und wäre auch nicht in jedem Fall mög­lich. Eine Zu­sam­men­fas­sung des we­sent­li­chen In­halts ge­nügt. Der Gros­se Ge­mein­de­rat ist über die Ein­wen­dun­gen der Ei­gen­tü­me­rin­nen des Grund­stü­ckes de­tail­liert in­for­miert wor­den. Dies ge­nügt, mehr kön­nen die Be­schwer­de­füh­ren­den nicht ver­lan­gen. Der An­spruch auf recht­li­ches Gehör wurde nicht ver­letzt.

Der Haupt­ein­wand der Be­schwer­de­füh­ren­den gegen die Zu­wei­sung des Grund­stü­ckes in die  Zone OeIB ist, dass aus ihrer Sicht der kon­kre­te Be­dürf­nis­nach­weis für die um­strit­te­ne Zone OeIB nicht er­bracht wor­den ist. Es ist also zu prü­fen, ob die ge­setz­li­chen Vor­aus­set­zun­gen für die Aus­schei­dun­gen für die um­strit­te­ne Zone OelB ge­ge­ben sind.

Nach der Recht­spre­chung des Bun­des­ge­richts müs­sen die ge­meind­li­chen Nut­zungs­plä­ne den raum­pla­ne­ri­schen Grund­sät­zen des Bun­des­rechts und den Vor­ga­ben des kan­to­na­len Richt­plans ent­spre­chen. Der kan­to­na­le Richt­plan hat dar­über Auf­schluss zu geben, wie sich das Kan­tons­ge­biet räum­lich ent­wi­ckeln soll (§ 8 PBG, Art. 8 RPG). Von Be­lang sind im vor­lie­gen­den Fall die Aus­sa­gen im  kan­to­na­len Richt­plan zur räum­li­chen Ent­wick­lung am See­ufer. Zu be­ach­ten sind dabei die in Art. 3 RPG ver­an­ker­ten Pla­nungs­grund­sät­ze, die spe­zi­ell für See­ufer gel­ten. Nach Art. 3 Abs. 2 Bst. c RPG sol­len See- und Fluss­ufer frei ge­hal­ten und der öf­fent­li­che Zu­gang und die Be­ge­hung er­leich­tert wer­den. Fer­ner sol­len na­tur­na­he Land­schaf­ten und Er­ho­lungs­räu­me er­hal­ten blei­ben (Art. 3 Abs. 2 Bst. d RPG). Im kan­to­na­len Richt­plan wird fest­ge­hal­ten, dass der Kan­ton und die Ge­mein­den im Sied­lungs­ge­biet die An­lie­gen un­ter­stüt­zen, den See für Er­ho­lung, Frei­zeit und Sport at­trak­tiv zu ge­stal­ten. Die Zu­wei­sung des Grund­stücks in die Zone OeIB ent­spricht den Vor­ga­ben des kan­to­na­len Richt­plans und sie ent­spricht auch den zuvor ge­nann­ten Pla­nungs­grund­sät­zen des RPG. Mit der Aus­schei­dung einer Zone OeIB ist ge­währ­leis­tet, dass die­ses Ge­biet für die Er­ho­lung, die Freizeit-​ und Sport­be­dürf­nis­se der Be­völ­ke­rung frei ge­hal­ten wird.

Die  Zonen des öf­fent­li­chen In­ter­es­ses die­nen ge­mäss § 26 Abs. 1 PBG dem Ge­mein­wohl. Sie kön­nen Frei- und Grün­flä­chen ent­hal­ten oder sind Bau­ten und An­la­gen, wel­che über­wie­gend öffentlich-​rechtlichen Kör­per­schaf­ten die­nen. Zo­nen­kon­form sind pri­va­te Bau­vor­ha­ben, wenn sie dau­ernd öf­fent­li­chen In­ter­es­sen die­nen, die­ser Zweck ding­lich ge­si­chert ist und auf das Heim­schlags­recht ver­zich­tet wird (§ 26 Abs. 2 PBG). Mit die­sen Zonen si­chert sich das Ge­mein­we­sen Stand­or­te für be­stehen­de oder künf­ti­ge öf­fent­li­che Bau­ten oder An­la­gen bzw. für Bau­ten im In­ter­es­se der All­ge­mein­heit. Der Zweck und die Wir­kun­gen einer Zone des öf­fent­li­chen In­ter­es­ses füh­ren re­gel­mäs­sig dazu, dass deren Aus­schei­dung zu einer schwe­ren Ei­gen­tums­be­schrän­kung führt. Ent­spre­chend müs­sen im Zeit­punkt der Zo­nen­aus­schei­dung die Vor­aus­set­zun­gen für einen Ein­griff in das Grund­recht der  Ei­gen­tums­ga­ran­tie (Art. 26 BV) er­füllt sein. Sol­che Ein­grif­fe sind nur dann zu­läs­sig, wenn sie sich auf eine klare ge­setz­li­che Grund­la­ge stüt­zen, im öf­fent­li­chen In­ter­es­se lie­gen und ver­hält­nis­mäs­sig sind (Art. 36 BV). Nach­fol­gend ist zu prü­fen, ob die Vor­aus­set­zun­gen für die­sen schwe­ren Ein­griff in die Ei­gen­tums­ga­ran­tie er­füllt sind, der durch die Aus­schei­dung einer Zone OeIB ent­stan­den ist.

Die  ge­setz­li­che Grund­la­ge ist im vor­lie­gen­den Fall mit der Be­stim­mung von § 26 PBG ge­ge­ben. Zu­sätz­lich räumt § 53 Abs. 2 Bst. c PBG den Ge­mein­den das Ent­eig­nungs­recht für die In­an­spruch­nah­me von Zonen des öf­fent­li­chen In­ter­es­ses ein. Die Aus­schei­dung einer Zone des öf­fent­li­chen In­ter­es­ses kann sich über­dies auf Bun­des­recht und kom­mu­na­les Recht stüt­zen (§ 55 BO Zug, Art. 15 und Art. 18 RPG).

Ein ge­nü­gen­des  öf­fent­li­ches In­ter­es­se be­steht dann, wenn der ent­spre­chen­de Be­darf aus­ge­wie­sen ist und die­ses In­ter­es­se al­len­falls ge­gen­läu­fi­ge öf­fent­li­che In­ter­es­sen über­wiegt. Der Be­darf ist so­wohl für das ge­plan­te Vor­ha­ben als auch für den Stand­ort und die Aus­schei­dung einer Zone OeIB nach­zu­wei­sen. Ist dies im Ein­zel­fall nicht mög­lich, so fehlt es am öf­fent­li­chen In­ter­es­se an der Zo­nen­aus­schei­dung. Nach der gel­ten­den Recht­spre­chung darf sich das Ge­mein­we­sen die für die öf­fent­li­chen An­la­gen be­nö­tig­ten Flä­chen auf weite Sicht mit ent­spre­chen­den Zo­nen­fest­le­gun­gen si­chern. Es kön­nen dabei auch künf­ti­ge Be­dürf­nis­se be­rück­sich­tigt wer­den, die über den üb­li­chen Pla­nungs­ho­ri­zont von 15 Jah­ren hin­aus­ge­hen. Zu­läs­sig ist dies je­doch nur, wenn das Be­dürf­nis vom Ge­mein­we­sen so genau wie mög­lich an­ge­ge­ben wird und wenn ein Ein­tritt mit ei­ni­ger Si­cher­heit zu er­war­ten ist. Un­zu­läs­sig wäre die Aus­schei­dung einer Zone OeIB, wenn sich das Ge­mein­we­sen damit eine aus­ge­dehn­te Land­flä­che si­chern würde, um über einen mög­lichst gros­sen Hand­lungs­spiel­raum zu ver­fü­gen. Eine sol­che Zo­nie­rung auf "Vor­rat" wäre un­zu­läs­sig. Im vor­lie­gen­den Fall ist das öf­fent­li­che In­ter­es­se und der Be­darf für die ge­plan­te Er­wei­te­rung des Strand­ba­des am vor­ge­se­he­nen Stand­ort und in der vor­ge­se­he­nen Grös­se aus­ge­wie­sen und für die Zone OeIB damit das öf­fent­li­che In­ter­es­se ge­ge­ben.

Wei­ter ist zu prü­fen, ob diese Pla­nungs­mass­nah­me  ver­hält­nis­mäs­sig ist. Dazu muss sie ge­eig­net, not­wen­dig und zu­mut­bar sein. Mass­nah­men sind un­ge­eig­net, wenn sie das an­ge­streb­te Ziel nicht er­rei­chen kön­nen oder des­sen Er­rei­chung sogar er­schwe­ren oder ver­un­mög­li­chen. Nicht er­for­der­lich ist eine Mass­nah­me, wenn das Ziel mit mil­de­ren Mass­nah­men glei­cher­mas­sen er­reicht wer­den kann. Schliess­lich ist eine Mass­nah­me un­ver­hält­nis­mäs­sig, wenn sie un­ver­tret­bar in die Rechts­stel­lung der be­trof­fe­nen Bür­ger ein­greift und nicht durch über­wie­gen­de In­ter­es­sen ge­deckt ist. Im Rah­men der Ver­hält­nis­mäs­sig­keit müs­sen sämt­li­che pri­va­ten und öf­fent­li­chen In­ter­es­sen ge­gen­ein­an­der ab­ge­wo­gen wer­den. Vor­lie­gend ist die aus­ge­schie­de­ne Zone OeIB nicht nur ge­eig­net, son­dern auch er­for­der­lich, damit die ge­plan­te Strand­ba­d­er­wei­te­rung über­haupt vor­ge­nom­men wer­den kann. Eine an­de­re, mil­de­re Mass­nah­me als eine Zone OeIB gibt es nicht. Damit die für ein Strand­bad er­for­der­li­chen Bau­ten und An­la­gen er­stellt wer­den kön­nen und damit das Ge­mein­we­sen auch eine Rechts­grund­la­ge für eine all­fäl­li­ge Ent­eig­nung hat, kommt nur die Aus­schei­dung einer Zone OeIB in Frage. Zudem über­wiegt das öf­fent­li­che In­ter­es­se die pri­va­ten In­ter­es­sen der Be­schwer­de­füh­ren­den nach einer Um­zo­nung des Grund­stü­ckes in eine Wohn­zo­ne.

Die Zone OelB ent­spricht den Pla­nungs­grund­sät­zen des RPG und dem kan­to­na­len Richt­plan. Die Aus­schei­dung einer Zone OelB hält dem Grund­satz der Ver­hält­nis­mäs­sig­keit stand. Die Be­schwer­den sind ab­zu­wei­sen.

Ent­scheid vom 17. Sep­tem­ber 2013 i.S. T.I. AG

Die Ei­gen­tü­mer einer Au­to­re­pa­ra­tur­werk­stät­te mit Au­to­wasch­stras­se sowie drei Wasch­bo­xen be­ab­sich­ti­gen eine Er­wei­te­rung um drei über­dach­te Au­to­wasch­plät­ze. Da­ge­gen wurde Be­schwer­de er­ho­ben.

Wasch­bo­xen gel­ten als  orts­fes­te An­la­ge im Sinne von Art. 7 Abs. 2 USG und Art. 2 Abs. 1 LSV, bei deren Be­trieb  Lärm er­zeugt wird. Ge­mäss Art. 11 Abs. 1 und 2 USG sind Ein­wir­kun­gen auf die Um­welt durch Mass­nah­men an der Quel­le zu be­gren­zen, und zwar im Rah­men der Vor­sor­ge un­ab­hän­gig von der be­stehen­den Um­welt­be­las­tung so­weit, als dies tech­nisch und be­trieb­lich mög­lich und wirt­schaft­lich trag­bar ist. Dem Vor­sor­ge­prin­zip liegt der Grund­satz der Prä­ven­ti­on zu­grun­de. Nach Art. 25 Abs. 1 USG dür­fen orts­fes­te An­la­gen nur er­rich­tet wer­den, wenn die durch die An­la­ge al­lein er­zeug­ten Lärm­im­mis­sio­nen die Pla­nungs­wer­te in der Um­ge­bung nicht über­schrei­ten. Sind die  Pla­nungs­wer­te ein­ge­hal­ten, recht­fer­ti­gen sich zu­sätz­li­che emis­si­ons­be­gren­zen­de Mass­nah­men nur, wenn mit re­la­tiv ge­rin­gem Auf­wand eine we­sent­li­che zu­sätz­li­che Re­duk­ti­on der Emis­sio­nen er­reicht wer­den kann. Die Lie­gen­schaft der Be­schwer­de­füh­re­rin und jene der Bau­herr­schaft be­fin­den sind in einer Arbeits-​ und Dienst­leis­tungs­zo­ne mit der Emp­find­lich­keits­stu­fe ES III (§ 18 BO Risch). Da die be­stehen­den An­la­gen mit den Wasch­bo­xen und der Wasch­stras­se nach 1985 er­stellt wur­den, gel­ten die Pla­nungs­wer­te nach An­hang 6 LSV. Das heisst am Tag gilt ein Pla­nungs­wert von 60 dB (A) und in der Nacht von 50 dB (A). Für Be­triebs­räu­me gel­ten um 5 dB (A) hö­he­re Be­las­tungs­grenz­wer­te (Art. 42 LSV).

Im vor­lie­gen­den Fall wurde ein Lärm­gut­ach­ten durch­ge­führt. Le­dig­lich bei einer der drei ge­prüf­ten Va­ri­an­ten re­sul­tier­te bei einem Ge­bäu­de eine mi­ni­ma­le Grenz­wert­über­schrei­tung von 1 dB (A). Als vor­sorg­li­che Lärm­schutz­mass­nah­me emp­fiehlt der Lärm­gut­ach­ter das An­brin­gen eines Hin­weis­schil­des, dass bei frei­en Wasch­bo­xen vor­zugs­wei­se die hin­te­ren, öst­li­chen An­la­gen be­nutzt wer­den sol­len.

Diese Emp­feh­lung wird in die Bau­be­wil­li­gung als Auf­la­ge auf­ge­nom­men. Die Be­schwer­de wird teil­wei­se gut­ge­heis­sen, in der Haupt­sa­che ist die Be­schwer­de je­doch ab­zu­wei­sen.

Ent­scheid vom 1. Ok­to­ber 2013 i.S. S.J und S.S.

Die Be­schwer­de­füh­rer haben beim Ge­mein­de­rat eine Auf­sichts­be­schwer­de be­tref­fend Ge­samt­pla­nun­gen Buo­nas ein­ge­reicht.

Ge­mäss § 52 Abs. 1 VRG kann mit der  Auf­sichts­be­schwer­de je­der­mann die Auf­sichts­be­hör­de über Tat­sa­chen in Kennt­nis set­zen, die ein Ein­schrei­ten der Auf­sichts­be­hör­de gegen eine un­te­re Ver­wal­tungs­be­hör­de von Amtes wegen er­for­dern. Nach stän­di­ger Pra­xis wird eine An­zei­ge von der Auf­sichts­be­hör­de nicht be­han­delt, so­fern ein or­dent­li­ches oder aus­ser­or­dent­li­ches Rechts­mit­tel zur Ver­fü­gung steht. Die An­zei­ge rich­tet sich grund­sätz­lich immer an die Auf­sichts­be­hör­de. Sie hat die Ver­wal­tungs­kon­trol­le zum Ziel. An­knüp­fungs­punkt bil­det die Pflicht der obe­ren Be­hör­de, die nach­ge­ord­ne­ten Stel­len an­ge­mes­sen zu be­auf­sich­ti­gen, um eine recht­mäs­si­ge und gut funk­tio­nie­ren­de Ver­wal­tung zu ge­währ­leis­ten. Die Ein­ga­be soll eine Ak­ti­on ver­an­las­sen, wel­che die Auf­sichts­be­hör­de von Amtes wegen durch­füh­ren müss­te, würde sie selb­stän­dig auf den ge­rüg­ten Miss­stand auf­merk­sam. Ge­mäss § 47 KV Zug kommt dem Re­gie­rungs­rat die Auf­sicht über die un­te­ren Ver­wal­tungs­be­hör­den und das Ent­schei­dungs­recht über dies­be­züg­li­che Be­schwer­den unter Vor­be­halt der Zu­stän­dig­keit des Ver­wal­tungs­ge­richts zu. Nach kon­stan­ter Rechts­pra­xis schrei­tet der Re­gie­rungs­rat in sei­ner Ei­gen­schaft als Auf­sichts­be­hör­de nur dann ein, wenn kla­res, ma­te­ri­el­les Recht, we­sent­li­che Ver­fah­rens­vor­schrif­ten oder öf­fent­li­che In­ter­es­sen of­fen­sicht­lich miss­ach­tet wer­den. Im Be­reich des Ge­mein­de­rechts be­deu­tet dies, dass die An­zei­gen­den die Auf­sichts­be­hör­de, also den Re­gie­rungs­rat über Tat­sa­chen, die einen Miss­stand in der Ge­mein­de­ver­wal­tung oder eine Ver­nach­läs­si­gung öf­fent­li­cher Auf­ga­be be­tref­fen, in Kennt­nis set­zen kann. Da das Ge­mein­de­ge­setz selbst keine spe­zi­el­le Auf­sichts­be­schwer­de für ge­mein­de­recht­li­che An­ge­le­gen­heit vor­sieht, sind An­zei­gen­de ein­zig auf § 52 VRG ver­wie­sen. So­fern der Re­gie­rungs­rat der Auf­sichts­be­schwer­de Folge leis­tet, er­greift er eines der in §§ 37-39 GG vor­ge­se­he­nen auf­sichts­recht­li­chen Mit­tel.

Der Auf­sichts­be­schwer­de kommt sub­si­diä­ren Cha­rak­ter zu. Der Re­gie­rungs­rat darf die An­ge­le­gen­heit nur an die Hand neh­men, wenn den An­zei­gen­den keine or­dent­li­chen Rechts­mit­tel zur Ver­fü­gung ste­hen.

Im vor­lie­gen­den Fall würde den An­zei­gen­den mit der Ver­wal­tungs­be­schwer­de ein förm­li­ches Rechts­mit­tel gegen den Re­al­akt des Ge­mein­de­ra­tes zur Ver­fü­gung ste­hen. Mit der seit Fe­bru­ar 2013 hän­gi­gen Ver­wal­tungs­be­schwer­de wird der Re­gie­rungs­rat oh­ne­hin ver­pflich­tet, den an­ge­foch­te­nen Ent­scheid zu über­prü­fen und in der Sache neu zu ent­schei­den. Wegen des sub­si­diä­ren Cha­rak­ters der Auf­sichts­be­schwer­de darf der Re­gie­rungs­rat die ge­sam­te An­ge­le­gen­heit nicht im Auf­sichts­ver­fah­ren an die Hand neh­men.

Ent­scheid vom 26. No­vem­ber 2013 i.S. M.M. und wei­te­ren

Es wurde ein Bau­ge­such ein­ge­reicht, wel­ches den Umbau sowie die Um­nut­zung des be­stehen­den Ge­bäu­des für eine Gast­stu­be mit Ta­pas­werk­statt und Vi­no­thek be­inhal­tet. Der Stadt­rat er­teil­te unter Auf­la­gen und Be­din­gun­gen die bau­recht­li­che Be­wil­li­gung und wies die ei­ge­gan­ge­nen Ein­spra­chen ab.

Aus der Be­schwer­de­schrift geht zu­nächst her­vor, dass der vor­in­stanz­li­che Ent­scheid sei auf­zu­he­ben, weil zum einen die Aus­stands­pflicht und zum an­de­ren das recht­li­che Gehör ver­letzt wor­den sei.

Wann die Mit­glie­der einer Ad­mi­nis­tra­tiv­be­hör­de in Aus­stand zu tre­ten haben, be­stimmt sich nach dem kan­to­na­len Recht und wei­ter nach den aus Art. 29 Abs. 1 und Art. 8 Abs. 1 BV her­zu­lei­ten­den Grund­sät­zen. Ge­mäss § 8 Abs. 1 VRG gel­ten für die ge­meind­li­chen Be­hör­den die Aus­stands­be­stim­mun­gen des Ge­mein­de­ge­set­zes. Nach § 10 GG haben die Mit­glie­der von Ge­mein­de­be­hör­den und Kom­mis­sio­nen sowie die ge­meind­li­chen Mit­ar­bei­te­rin­nen bzw. Mit­ar­bei­ter bei der Vor­be­rei­tung, Be­hand­lung und Er­le­di­gung von Ge­schäf­ten, wel­che per­sön­li­che Rech­te oder In­ter­es­sen, Rech­te oder In­ter­es­sen des in § 20 der Kan­tons­ver­fas­sung um­schrie­be­nen Per­so­nen­krei­ses oder Rech­te oder In­ter­es­sen ju­ris­ti­scher Per­so­nen oder wirt­schaft­li­cher Un­ter­neh­mun­gen be­tref­fen, an denen sie mass­geb­lich be­tei­ligt oder deren Organ sie sind, vor allen In­stan­zen in den Aus­stand zu tre­ten. Ein unter Ver­let­zung der  Aus­stands­pflicht ge­fass­ter Be­schluss einer Ge­mein­de­be­hör­de ist nach § 10 Abs. 4 GG vom Re­gie­rungs­rat auf Be­schwer­de hin auf­zu­he­ben. Nach Art. 29 Abs. 1 BV i.V.m. Art. 8 Abs. 1 BV wird eine Amts­per­son zum Aus­stand ver­pflich­tet, wenn Um­stän­de vor­lie­gen, die nach ob­jek­ti­ven Ge­sichts­punk­ten ge­eig­net sind, den An­schein der Be­fan­gen­heit zu er­we­cken. So­wohl nach kan­to­na­lem Recht als auch aus den bun­des­recht­li­chen Vor­ga­ben er­gibt sich, dass sich der Vor­wurf der Be­fan­gen­heit bzw. der Ver­dacht der Be­fan­gen­heit gegen ein­zel­ne Mit­glie­der einer Be­hör­de zu rich­ten hat und nicht pau­schal gegen eine Be­hör­de als Gan­zes vor­ge­tra­gen wer­den kann. Im letz­te­ren Fall müss­te des­halb nach­ge­wie­sen wer­den, dass die ein­zel­nen Be­hör­den­mit­glie­der alle be­fan­gen seien und in den Aus­stand zu tre­ten hät­ten.

Im vor­lie­gen­den Fall legen die Be­schwer­de­füh­rer nicht dar, in­wie­fern jedem ein­zel­nen Mit­glied des Stadt­ra­tes ein per­sön­li­ches In­ter­es­se an der er­teil­ten Bau­be­wil­li­gung zu­kom­men soll. Viel­mehr wer­fen sie dem Stadt­rat als Ge­samt­be­hör­de Be­fan­gen­heit vor, was auch nach höchst­rich­ter­li­cher Recht­spre­chung of­fen­sicht­lich un­zu­läs­sig ist. Das Bun­des­ge­richt hat wie­der­holt ent­schie­den, dass Be­hör­den­mit­glie­der im We­sent­li­chen nur dann in den Aus­stand zu tre­ten haben, wenn sie an der zu be­han­deln­den Sache ein per­sön­li­ches In­ter­es­se haben. Nimmt ein Be­hör­den­mit­glied je­doch öf­fent­li­che In­ter­es­sen wahr, wovon vor­lie­gend aus­zu­ge­hen ist, so be­steht grund­sätz­lich keine Aus­stands­pflicht. Der Vor­wurf des An­scheins der Be­fan­gen­heit er­weist sich vor­lie­gend als un­be­grün­det.

Ge­mäss Art. 29 Abs. 2 BV dient das  recht­li­che Gehör ei­ner­seits der Sach­auf­klä­rung, an­de­rer­seits stellt es ein per­sön­lich­keits­be­zo­ge­nes Mit­wir­kungs­recht beim Er­lass eines Ent­scheids dar, wel­cher in die Rechts­stel­lung des Ein­zel­nen ein­greift. Dazu ge­hört ins­be­son­de­re das Recht des Be­trof­fe­nen, sich vor Er­lass eines sol­chen Ent­scheids zur Sache zu äus­sern, er­heb­li­che Be­wei­se bei­zu­brin­gen, Ein­sicht in die Akten zu neh­men, mit er­heb­li­chen Be­weis­an­trä­gen ge­hört zu wer­den und an der Er­he­bung we­sent­li­cher Be­wei­se ent­we­der mit­zu­wir­ken oder sich zu­min­dest zum Be­weis­ergeb­nis zu äus­sern, wenn die­ses ge­eig­net ist, den Ent­scheid zu be­ein­flus­sen. Der An­spruch auf recht­li­ches Gehör um­fasst als Mit­wir­kungs­recht alle Be­fug­nis­se, die einer Par­tei ein­zu­räu­men sind, damit sie in einem Ver­fah­ren ihren Stand­punkt wirk­sam zur Gel­tung brin­gen kann. Der Mi­ni­mal­ga­ran­tie ge­mäss Art. 29 Abs. 2 BV ist be­reits Ge­nü­ge getan, wenn die Par­tei­en nach­träg­lich in das Gut­ach­ten Ein­blick und zu des­sen Schluss­fol­ge­run­gen sowie zur Per­son des Gut­ach­ters Stel­lung neh­men kön­nen.

Für die kan­to­na­len Be­hör­den fin­den je­doch neben den Min­dest­ga­ran­tien die im kan­to­na­len Recht vor­ge­se­he­nen Ver­fah­rens­vor­schrif­ten An­wen­dung. Ge­mäss § 14 Abs. 1 VRG gel­ten für das Be­weis­ver­fah­ren, ins­be­son­de­re die Zeug­nis­pflicht, das Zeug­nis­ver­wei­ge­rungs­recht, die Ur­kun­den­edi­ti­on, den Au­gen­schein, die Sach­ver­stän­di­gen und die Sank­tio­nen bei Nicht­be­fol­gung von Pflich­ten im Be­weis­ver­fah­ren sinn­ge­mäss die ent­spre­chen­den Be­stim­mun­gen der Schwei­ze­ri­schen Zi­vil­pro­zess­ord­nung. Somit ge­lan­gen die Art. 183 ff. ZPO auch auf das Ver­wal­tungs­ver­fah­ren sinn­ge­mäss zur An­wen­dung. Des­halb sind die am Ver­fah­ren be­tei­lig­ten Par­tei­en vor der Be­stel­lung einer sach­ver­stän­di­gen Per­son als Gut­ach­ter über die von der ver­fah­rens­lei­ten­den Be­hör­de in Aus­sicht ge­nom­me­ne Per­son zu in­for­mie­ren. Es ist den Par­tei­en eine Frist an­zu­set­zen, in­nert der sie sich zu der Per­son des vor­ge­schla­ge­nen Gut­ach­ters und zu dem vor­ge­se­he­nen Fra­gen­ka­ta­log äus­sern und Änderungs-​ und/oder Er­gän­zungs­an­trä­ge stel­len kön­nen. Im vor­lie­gen­den Fall wäre die Vor­in­stanz ver­pflich­tet ge­we­sen, die Par­tei­en vor der Be­stel­lung des Gut­ach­ters in das dies­be­züg­li­che Ver­fah­ren mit­ein­zu­be­zie­hen. Die Be­schwer­de­füh­ren­den haben mit ihren Ein­spra­chen aus­drück­lich eine Ex­per­ti­se über die akus­ti­sche Si­tua­ti­on be­an­tragt. Mit der Auf­trags­er­tei­lung zur Er­stel­lung eines Lärm­gut­ach­tens ohne vor­gän­gi­ge In­for­ma­ti­on und ohne vor­gän­gi­ge Mit­wir­kung hat die Vor­in­stanz den An­spruch der Par­tei­en auf recht­li­ches Gehör ver­letzt. Eine Ver­let­zung des recht­li­chen Ge­hörs kann unter Um­stän­den ge­heilt wer­den. Eine Hei­lung ist mög­lich, wenn die un­ter­las­se­ne Ge­hörs­ge­wäh­rung in einem Rechts­mit­tel­ver­fah­ren nach­ge­holt wer­den kann, in dem der Rechts­mit­tel­be­hör­de die glei­che Über­prü­fungs­be­fug­nis wie der Vor­in­stanz zu­kommt. Dies ist im vor­lie­gen­den Fall mög­lich, da im Rechts­mit­tel­ver­fah­ren vor dem Re­gie­rungs­rat alle Män­gel des Ver­fah­rens und des an­ge­foch­te­nen Ent­scheids ge­rügt wer­den kön­nen (§ 42 Abs. 1 VRG). Die Hei­lung der Ge­hörs­ver­let­zung wird im All­ge­mei­nen auch mit ver­fah­rens­öko­no­mi­schen Über­le­gun­gen ge­recht­fer­tigt. Denn in der Rück­wei­sung einer Sache zur Ge­wäh­rung des recht­li­chen Ge­hörs wird viel­fach nur ein for­ma­lis­ti­scher Leer­lauf er­blickt, der zu einer un­nö­ti­gen Ver­län­ge­rung des Ver­fah­rens führt. Im vor­lie­gen­den Fall käme eine Rück­wei­sung der An­ge­le­gen­heit an die Vor­in­stanz einem for­ma­lis­ti­schen Leer­lauf gleich, da sich die Be­schwer­de­füh­ren­den um­fas­send zum ein­ge­hol­ten Lärm­gut­ach­ten äus­sern konn­ten und dies auch getan haben. Die fest­ge­stell­te Ge­hörs­ver­let­zung ist daher als ge­heilt zu be­trach­ten, wes­halb die Auf­he­bung des vorin­stanzlichen Ent­scheids aus­ser Be­tracht fällt.

Die Be­schwer­de­füh­ren­den brin­gen zudem vor, das Bau­vor­ha­ben sei nicht zo­nen­kon­form. Im vor­lie­gen­den Fall liegt das Grund­stück in der Kern­zo­ne A (KA) Alt­stadt­zo­ne. Ge­mäss § 21 PBG schaf­fen oder er­hal­ten die Kern­zo­nen Stadt-​, Orts- oder Quar­tier­zen­tren. Sie die­nen Dienstleistungs-​ und Ge­wer­be­be­trie­ben sowie dem Woh­nen. Für die Kern­zo­ne A sieht § 36 BO Zug einen Wohn­an­teil von min­des­tens 60 % vor und lässt mäs­sig stö­ren­de Be­trie­be zu. Des Wei­te­ren ver­weist die Bau­ord­nung für die Bau­wei­se auf das Alt­stadt­re­gle­ment (AR). Die­ses geht als Spe­zi­al­re­ge­lung grund­sätz­lich dort den Be­stim­mun­gen der Bau­ord­nung vor, wo es an­de­re oder wei­ter­ge­hen­de Be­stim­mun­gen ent­hält. Wo sich das Alt­stadt­re­gle­ment nicht äus­sert, ge­lan­gen grund­sätz­lich die Vor­schrif­ten der Bau­ord­nung zur An­wen­dung. Ge­mäss § 7 Abs. 2 AR gilt die Bau­ord­nung für die Alt­stadt le­dig­lich dann, so­weit deren Be­stim­mun­gen sinn­ge­mäss an­ge­wen­det wer­den kön­nen und dem Alt­stadt­re­gle­ment nicht zu­wi­der­lau­fen. Die zu­läs­si­ge Nut­zungs­art der Lie­gen­schaf­ten in der Alt­stadt­zo­ne wird durch § 20 AR be­stimmt. Da­nach sind im Erd­ge­schoss nach Mög­lich­keit La­den­ge­schäf­te, öf­fent­lich zu­gäng­li­che Lo­ka­le oder nicht stö­ren­de Klein­ge­wer­be vor­zu­se­hen (Abs. 1). Aus den Zo­nen­be­stim­mun­gen er­gibt sich, dass nicht stö­ren­de La­den­ge­schäf­te, nicht stö­ren­de öf­fent­lich zu­gäng­li­che Lo­ka­le und nicht stö­ren­de Klein­ge­wer­be in der Alt­stadt­zo­ne grund­sätz­lich zu­läs­sig sind. Mit § 36 BO wei­tet die Bau­ord­nung das Spek­trum der zu­läs­si­gen Nut­zungs­ar­ten aus und läuft damit dem Alt­stadt­re­gle­ment zu­wi­der (§ 7 Abs. 2 AR i.V.m. § 73 BO). Zudem ver­bie­tet das Alt­stadt­re­gle­ment Re­stau­rants, Ho­tels oder Bars nicht. Mit der Um­schrei­bung der Nut­zungs­ar­ten auf nicht stö­ren­de Gewerbe-​ und Dienst­leis­tungs­be­trie­be ist des­halb noch kei­nes­wegs die Frage be­ant­wor­tet, ob das hier um­strit­te­ne Bau­vor­ha­ben zo­nen­kon­form ist oder nicht. Viel­mehr müs­sen auf­grund von § 2 AR die in der Alt­stadt­zo­ne vor­han­de­nen Un­ter­schie­de hin­sicht­lich der bau­li­chen Ge­stal­tung, der Nut­zung und der Lärm­be­las­tung in die Be­ur­tei­lung der  Zo­nen­kon­for­mi­tät mit­ein­be­zo­gen wer­den. Eine rein normativ-​abstrakte Be­ur­tei­lung über die Zo­nen­kon­for­mi­tät einer Baute ist nicht zu­läs­sig. Viel­mehr ver­langt die Aus­le­gung des Alt­stadt­re­gle­ments die dif­fe­ren­zier­te Be­rück­sich­ti­gung der ge­wach­se­nen Struk­tur in den ein­zel­nen Stadt­tei­len.

Im vor­lie­gen­den Fall wird mit der ge­plan­ten Nut­zung, die weder an die üb­li­chen La­den­öff­nungs­zei­ten ge­bun­den ist noch im Ge­bäu­de­in­ne­ren statt­fin­det, der be­stehen­de Cha­rak­ter der Alt­stadt hin­sicht­lich Nut­zung und Lärm­be­las­tung of­fen­sicht­lich miss­ach­tet. Somit wird dem Grund­satz, die Alt­stadt in ihrem Ge­samt­bild, ihrer Mass­stäb­lich­keit und in­ne­ren Struk­tur zu er­hal­ten und in die­sem Sinn zu be­le­ben, nicht aus­rei­chend Rech­nung ge­tra­gen. Das um­strit­te­ne Pro­jekt wi­der­spricht daher den ein­schlä­gi­gen Zo­nen­be­stim­mun­gen des Alt­stadt­re­gle­ments und ist des­halb am ge­wähl­ten Stand­ort nicht zo­nen­kon­form.

Die Be­schwer­de wird gut­ge­heis­sen.

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