Einblicke
Lebensbild der Burg Hünenberg

Ziel der archäologischen Forschung ist es, ein Bild der Vergangenheit zu schaffen. Dazu gehört auch das Erarbeiten von Illustrationen. In die Lebensbilder finden nicht nur aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse Eingang. Sie sind ebenso Spiegel des Zeitgeists und aktuellen Blicks auf Leben und Gesellschaft vergangener Epochen.
Dieses Bild zeigt die Burg Hünenberg zur Winterszeit in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Die Burg wird auf der Westseite durch eine Toranlage und einen schmalen Zwinger betreten. Die stattlichen Mauern waren wohl mit einem Wehrgang versehen. Im inneren Hof befand sich ein Sodbrunnen und der Zugang zum Wohngebäude auf der Ostseite.
Ein Bild sagt mehr als tausend Worte

Archäologische Funde und Strukturen bleiben selten intakt erhalten. In einer Illustration werden wissenschaftliche Fakten mit fiktiven, aber wahrscheinlichen Elementen ergänzt. Lebensbilder sind also keine fotografisch exakten Wiedergaben der Vergangenheit, sondern archäologische Interpretationen.
Auf der Grundlage von topografischen Daten wird ein Geländemodell aus Karton erstellt. Danach entstehen die Skizzen der Burg in den verschiedenen Bauphasen. Historische Abbildungen und besser erhaltene Burgen aus der gleichen Zeit dienen als Inspiration für fehlende Architekturelemente. Für die Darstellung der Figuren, ihrer Kleidung und ihrer Frisuren, ist mittunter eine vertiefte Literaturrecherche notwendig. Am Computer werden Kartonmodell und Skizzen zusammengefügt und die umgebende Landschaft modelliert. Das Resultat wird von verschiedenen Expertinnen und Experten geprüft und angepasst.
Digitalisierung der Bildbestände

Im Archiv der archäologischen und denkmalpflegerischen Abteilungen lagern rund 380'000 Bilder von archäologischen Ausgrabungen, Bauuntersuchungen und historischen Gebäuden. In vielen Fällen handelt es sich um wertvolle Unikate und historische Bilddokumente. Als Langzeitsicherung wird der gesamte Bildbestand kontinuierlich erschlossen und digitalisiert. Die Digitalisate werden in einer Datenbank erfasst und gespeichert. Die Originale werden in einem Klimaraum sachgerecht aufbewahrt.
Freilegen von Eisenfunden

Baar, Früebergstrasse, frühmittelalterliches Gräberfeld
Die bei Ausgrabungen geborgenen Eisenfunde weisen oft starke Verkrustungen und Korrosionen auf, die mittels eines Sandstrahlgerätes freigelegt werden müssen. Damit der Zeitaufwand und die Kosten der Restaurierungsarbeit verringert werden, wurde diese Gürtelschnalle nur zur Hälfte frei geschliffen. Ein Röntgenbild liefert weitere Informationen, die im korrodierten Teil der Schnalle nicht sichtbar sind. Im restaurierten Teil sind die Grundform der Schnalle und das frühmittelalterliche Flechtbandmotiv mit Silbereinlage zu erkennen. Zur dauerhaften Stabilisierung wird die Gürtelschnalle zusätzlich entsalzt. Bei diesem Vorgang werden Chloride aus dem Eisen entfernt, da diese das Eisen mechanisch zerstören würden.
Erstellung eines Lebensbildes

Cham-Hagendorn, Schmiede-Heiligtum-Wassermühle
Im Rahmen von wissenschaftlichen Auswertungen und Publikationen werden bildnerische Rekonstruktionen erstellt, die eine Vorstellung der archäologischen Erkenntnisse visualisieren. Das Lebensbild der römischen Mühle in Cham-Hagendorn ist eine Kombination von Handzeichnung, Fotografie und digitaler Umzeichnung.
Bergung eines wertvollen Drucks

Unterägeri, Chammersbüel
Vor dem Abbruch 2009 wurde das historische Bauernhaus Chammersbüel in Unterägeri bauhistorisch untersucht. An der Wand einer Schlafkammer entdeckten Fachleute einen wertvollen Druck mit der Ansicht des Klosters Einsiedeln um 1800 ‒ 30. Das Wandstück wurde ausgesägt und samt Druck geborgen. Im Fundlabor wurde der Druck sorgfältig abgelöst, gereinigt und gefestigt.