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Na­vi­ga­ti­on
19.04.2021

An­zie­hend, bis es Rea­li­tät ist

19.04.2021
Bei­trag in der Ru­brik «U20» der Zuger Zei­tung vom 19. April 2021

Bei­trag in der Ru­brik «U20» der Zuger Zei­tung vom 19. April 2021

«Wenn´s scho Win­ter isch, denn aber bitte au mit Schnee!», sag­ten meine Kol­le­gin­nen und ich jedes Mal, wenn wir den Schul­haus­trakt wech­seln muss­ten. Es war zwar kalt draus­sen, aber wirk­lich etwas vom Win­ter hat­ten wir nicht. Die­sen Ja­nu­ar gab es zwar die her­bei­ge­wünsch­ten schnee­be­deck­ten Land­schaf­ten, die an­fäng­lich noch gross­ar­tig waren, doch dann woll­ten wir sie nicht mehr. Die Stras­sen wur­den rut­schig, die Züge hat­ten Ver­spä­tung und alles war ein­fach nur noch nass.

So oft hof­fen wir auf etwas, das uns vor­be­hal­ten bleibt, bis es so weit ist und wir es tat­säch­lich vor­fin­den. Dann ent­schei­den wir uns schlag­ar­tig um. Wie kann uns etwas der­mas­sen an­zie­hen, aber wenn es schliess­lich da ist, wün­schen wir uns nichts sehn­li­cher, als es wie­der los­zu­wer­den? Schon merk­wür­dig. So­lan­ge wir es nicht haben, ist es in­ter­es­sant für uns; wie bei einem Klein­kind, das un­be­dingt diese eine Bar­bie­pup­pe möch­te, dann aber doch nie damit spielt. Der Reiz, etwas zu wol­len, das wir nicht selbst in die Hand neh­men kön­nen, ist enorm. Deut­lich grös­ser, als sich mit den Fol­gen aus­ein­an­der­zu­set­zen, die we­ni­ger at­trak­tiv sind oder viel­leicht gar nichts ver­än­dern. Es sind Ent­schei­dun­gen, über die wir uns an­fäng­lich keine gros­sen Ge­dan­ken ma­chen, sie ge­sche­hen in­tui­tiv.

Etwas er­scheint uns un­güns­tig und wir är­gern uns dar­über, wir wol­len das Ge­gen­teil davon haben. Und dann haben wir, was wir woll­ten, und er­ken­nen erst dann die un­ge­woll­ten Ef­fek­te, die sich dar­aus er­ge­ben. An­ders ge­sagt: Der Mensch passt seine Mei­nung den Um­stän­den an.

Es war kein ab­schlies­sen­der Wunsch, den meine Kol­le­gin­nen und ich zu die­sem Zeit­punkt aus­spra­chen, viel­mehr stör­te uns die Kälte und wir ver­such­ten, uns diese er­träg­li­cher zu ma­chen. Ob es in fünf Mi­nu­ten noch immer un­se­rem Be­dürf­nis ent­spricht, in­ter­es­sier­te uns nicht. Und dann, als ich in der war­men Woh­nung sass und das Schnee­trei­ben aus einer ge­wis­sen Di­stanz be­trach­te­te oder Ski­fah­ren ging, stör­te der viele Schnee auf ein­mal nicht mehr, ob­wohl die Stras­sen rut­schig waren. Ich konn­te die un­pas­sen­den Ne­ben­ef­fek­te um­ge­hen und hatte, was ich woll­te.

Hin­weis
In der Ko­lum­ne U20 äus­sern sich Kan­tons­schü­ler zu einem frei ge­wähl­ten Thema.

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hid­den place­hol­der

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