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Na­vi­ga­ti­on
18.02.2019

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18.02.2019
Bei­trag von Tim van Meg­ge­len in der Ru­brik «U20» der Zuger Zei­tung vom 18. Fe­bru­ar 2019
Tim van Meggelen
Bild Le­gen­de:

«Tor für die Schweiz!» In der gan­zen Woh­nung hört man den Er­leich­te­rungs­schrei von Sa­scha Rue­fer, der das Spiel zwi­schen der Schweiz und Ser­bi­en kom­men­tiert. Die Freu­de hält nicht lange an. Sein nächs­ter Kom­men­tar macht das klar. «Der Dop­pel­ad­ler! Das muss doch nicht sein!», sagt er mit dump­fer Stim­me.

Für die fol­gen­den Tage war damit für Schlag­zei­len ge­sorgt. Die «un­an­ge­brach­te» Geste sorg­te für Auf­ruhr im gan­zen Land. Und das nur wegen eines Ju­bels, der so kurz war, dass es wohl nicht ein­mal allen auf­ge­fal­len wäre, hätte man nicht noch eine Woche spä­ter davon in den Schlag­zei­len ge­le­sen.

In der Schweiz haben wir das Glück, dass Mei­nungs­frei­heit gilt und ge­lebt wer­den darf. Na­tür­lich er­laubt dies nicht, an­de­re Men­schen auf­grund von Her­kunft, so­zia­lem Stand, an­de­ren In­ter­es­sen und Mei­nun­gen oder sogar Men­schen mit Be­hin­de­run­gen ver­bal an­zu­grei­fen oder zu be­lei­di­gen.

Wie weit geht also diese Mei­nungs­frei­heit? Mir scheint je län­ger je mehr, dass Äus­se­run­gen in den Me­di­en immer von ir­gend­ei­ner In­ter­es­sens­grup­pe als be­lei­di­gend dar­ge­stellt wer­den. Stän­dig fühlt sich je­mand an­ge­grif­fen und ver­letzt. Wenn ich hier also meine Mei­nung sage, muss ich damit rech­nen, dass sich je­mand ge­mobbt fühlt, dass ein Flirt-​Spruch als se­xis­tisch in­ter­pre­tiert wird oder Be­grif­fe, die wir aus der Kind­heit mit­ge­nom­men haben, plötz­lich nicht mehr der «Po­li­ti­cal Cor­rect­ness» ent­spre­chen.

Die Re­ak­tio­nen der Le­ser­schaft las­sen nie lange auf sich war­ten. Mit den heu­ti­gen Me­di­en­mög­lich­kei­ten und der ent­spre­chen­den An­ony­mi­tät wer­den viele Ant­wor­ten zu ver­let­zen­den An­grif­fen – ei­gent­lich genau zu dem, was man kri­ti­siert.

Ich möch­te über­haupt nicht, dass alles kom­men­tar­los ak­zep­tiert wer­den muss. Und ich konn­te die Geste un­se­rer Na­ti­spie­ler auch nicht gut­heis­sen. Ich denke aber, etwas mehr To­le­ranz auch An­ders­den­ken­den ge­gen­über wäre wün­schens­wert. Denn wie ein be­rühm­ter Dich­ter schon vor Jah­ren schrieb: «Wer die Augen offen hält, dem wird so man­ches im Leben glü­cken. Doch noch bes­ser geht es dem, der ver­steht, eins zu­zu­drü­cken.»

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hid­den place­hol­der

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