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Na­vi­ga­ti­on
03.05.2017

Stil­le Ode an die Kö­ni­gin der Sinne

03.05.2017
«Hin­ge­schaut» - Bei­trag über ein Kunst­werk der Künst­le­rin Eli­sa­beth Ar­pagaus an der Kan­tons­schu­le Zug; Zuger Zei­tung vom 3. Mai 2017
Bild Le­gen­de:

Ein zar­tes Kunst­werk an der Kan­tons­schu­le in Zug ge­mahnt leise an die Ver­gäng­lich­keit des Le­bens und er­in­nert an die gros­se Künst­le­rin, die es schuf.

Ge­heim­nis­voll schim­mern sie, die bun­ten Glas­bau­stei­ne, die im gros­sen Was­ser­be­cken vor dem Neu­bau beim Haupt­ein­gang der Kan­tons­schu­le Zug ein­ge­las­sen sind. Ihre far­bi­gen Schat­ten schmie­gen sich an den Be­ton­bo­den und tan­zen je nach Licht­ein­fall und Was­ser­be­we­gung in ver­schie­de­nen Rhyth­men. Das feine, far­ben­fro­he Spiel ge­denkt poe­tisch der Künst­le­rin, die es ge­schaf­fen hat: Eli­sa­beth Ar­pagaus.

Die Kan­tons­schu­le Zug in der Lue­ge­ten wurde von den be­kann­ten Zuger Ar­chi­tek­ten Leo Haf­ner und Al­fons Wie­der­kehr kon­zi­piert und 1975 nach mehr als zehn­jäh­ri­ger Pla­nung fer­tig­ge­stellt. Es ent­stand eine gross­zü­gi­ge Schul­an­la­ge aus meh­re­ren von Zwi­schen­räu­men und Wegen um­spiel­ten Ge­bäu­den. Schon nach sechs Jah­ren war die An­la­ge zu klein ge­wor­den, und die­sel­ben Ar­chi­tek­ten bau­ten diese aus. Mit dem wei­te­ren Zu­wachs von Schü­le­rin­nen und Schü­lern wurde 2003 er­neut ein Er­wei­te­rungs­bau nötig. Das Ar­chi­tek­tur­bü­ro Enz­mann und Fi­scher aus Zü­rich schuf einen schlich­ten, form­kla­ren und funk­tio­na­len Be­ton­bau im Osten der An­la­ge. Die­ser stösst an die be­stehen­den Ge­bäu­de und er­gänzt das ge­wach­se­ne Ensem­ble re­spekt­voll.

Zu die­sem Er­wei­te­rungs­bau ge­hört ein gros­ses, recht­ecki­ges Was­ser­be­cken, eben­falls aus Beton, das an seine öst­li­che, im Erd­ge­schoss zu­rück­ver­setz­te Fas­sa­de grenzt. Die­ses fasst eine von zwei Ar­chi­tek­tur­inter­ven­tio­nen von Eli­sa­beth Ar­pagaus, die als Sie­ger­pro­jekt des Kunst-​am-Bau-Wettbewerbs her­vor­ge­gan­gen sind. Das Kunst­werk ist über­aus schlicht und ent­fal­tet seine Prä­senz still und poe­tisch: Im Was­ser­be­cken sind in frei­en Rhyth­men schmal-​rechteckige Glas­bau­stei­ne plat­ziert. In ihren blau­en und grü­nen Farb­nu­an­cen neh­men sie die Töne des Was­sers auf. Bei Son­nen­be­strah­lung wer­fen sie bunte Schat­ten auf den Brun­nen­bo­den, die sich im Gleich­klang des Was­sers be­we­gen. Die In­stal­la­ti­on be­ru­higt den auf­ge­wühl­ten Geist und be­lebt die schlich­te Ar­chi­tek­tur.

Hans Peter Gnos, ehe­ma­li­ger Zei­chen­leh­rer an der Kan­tons­schu­le Zug, kennt das Werk gut: «Ich emp­fin­de es als zeit­ge­mäs­se Ver­si­on der ‹See­ro­sen› von Clau­de Monet. In den fei­nen Grün- und Blau­tö­nen der fra­gi­len Glas­bau­stei­ne und ihren Spie­ge­lun­gen im Was­ser ver­bin­den sich Licht und Luft laut­los und innig. Der Brun­nen fängt den Him­mel und die un­ter­schied­li­chen Stim­mun­gen des Tages ein und re­flek­tiert sie flir­rend.» Das zwei­te Kunst­werk von Ar­pagaus lässt sich, wenn man durch die Fens­ter im Trep­pen­haus blickt, auf dem Boden des Licht­hofs im Ge­bäu­de­in­ne­ren ent­de­cken: Hier bil­den rote, gelbe und grüne Glas­bau­stei­ne ein Mo­sa­ik auf einem Feld von Glas­split­tern. Die dün­nen, recht­ecki­gen Ele­men­te lie­gen flach auf dem Boden und sind in war­men Erd­tö­nen ge­hal­ten. «Diese Ar­beit ant­wor­tet auf jene im Frei­en», er­klärt Gnos. «Wäh­rend der Brun­nen das Of­fe­ne, das Licht­vol­le, das Le­ben­di­ge zeigt, stellt das Werk im Licht­hof das Ver­schlos­se­ne, das im Halb­dun­kel Schlum­mern­de, das Ru­hen­de dar. Es ruft nach einem Blick über die Mau­er­kan­te in die Tiefe, nach einem ver­tief­ten Blick.»

Zeit­le­bens setz­te sich die Künst­le­rin mit dem Phä­no­men der Farbe aus­ein­an­der. Auf Wan­de­run­gen such­te sie nach den Orten der Farbe. Und in der Natur ent­deck­te sie den Reich­tum der Zwi­schen­tö­ne. Diese Farb­tö­ne kre­ierte sie dann aus Na­tur­pig­men­ten von Pflan­zen und Stei­nen und ver­wen­de­te sie für ihre Kunst­wer­ke. Ihre Ar­bei­ten ent­wi­ckel­ten sich so stets im Zwie­ge­spräch mit der Natur, die bei der Be­trach­tung ihrer Werke le­ben­dig wird. Eli­sa­beth Ar­pagaus wurde 1957 in Chur ge­bo­ren. Sie stu­dier­te an der Ecole des Arts in Genf Kunst, reis­te viel und mach­te Stu­di­en­auf­ent­hal­te in Rom, Kairo, Süd­frank­reich. Sie schuf meh­re­re Kunst-​am-Bau-Werke und zeig­te ihre Ar­bei­ten an Aus­stel­lun­gen, so auch 2002 im Kunst­haus Zug. Für ihr Werk wurde sie mit zahl­rei­chen Prei­sen und Sti­pen­di­en ge­ehrt. Sie lebte und ar­bei­te­te in der Schweiz und in Frank­reich. 2016 ver­starb Eli­sa­beth Ar­pagaus nach län­ge­rer Krank­heit.

Mit der In­stal­la­ti­on an der Kan­tons­schu­le Zug schuf Eli­sa­beth Ar­pagaus ein sub­ti­les Sin­n­erleb­nis. Das Kunst­werk ist ex­em­pla­risch für die Künst­le­rin, die stets nach den Far­ben des Le­bens such­te und un­be­irrt von Strö­mun­gen ein ei­gen­stän­di­ges und ein­ma­li­ges Werk her­vor­brach­te. Die schlich­te In­ter­ven­ti­on ent­fal­tet eine zarte Prä­senz und könn­te je­der­zeit spur­los weg­ge­räumt wer­den. Sie steht so gleich­sam als Me­ta­pher für die Ver­gäng­lich­keit des Le­bens.

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