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25.01.2017

«Um je­man­dem hel­fen zu kön­nen, muss man gar nicht so weit weg»

25.01.2017
Ar­ti­kel in der Zuger Pres­se vom 25. Ja­nu­ar 2017
Bild Le­gen­de:

Flücht­lings­kin­der aus dem gan­zen Kan­ton schnup­pern in Cham und Stein­hau­sen Pfadi­luft. Hin­ter dem Pro­jekt steht eine Ma­tu­ran­din.

In Anja Ise­lins Vor­stel­lung exis­tier­te das Bild schon lange: Flücht­lings­kin­der, wel­che die rot-​blau-gelbe Pfadi­kra­wat­te der Ab­tei­lung Pfadi Win­kel­ried um den Hals tra­gen. Dank ihrer Ma­tu­rar­beit könn­te das Foto der Kin­der mit Kra­wat­te schon sehr bald ge­knipst wer­den. «Dass ich etwas So­zia­les für meine Ma­tu­ra­ar­beit leis­ten woll­te, war für mich früh klar», holt die Kan­tons­schü­le­rin aus. Eine Weile habe sie auch mit dem Ge­dan­ken ge­spielt, einen Aus­land­ein­satz zu wagen. «Um je­man­dem hel­fen zu kön­nen, muss man aber gar nicht so weit weg», stell­te sie bald fest und be­schloss, Flücht­lings­kin­der in der Schweiz bei der In­te­gra­ti­on zu un­ter­stüt­zen. Die Ha­gen­dor­ne­rin merk­te schnell, dass es für eine er­folg­rei­che In­te­gra­ti­on mehr Men­schen braucht, als nur sie al­lei­ne. «Ich brauch­te eine ganze Grup­pe. Und da ich sel­ber ak­ti­ve Pfadi­lei­te­rin bin, be­schloss ich, die­ses Pro­jekt mit der Pfadi Win­kel­ried in Cham und Stein­hau­sen auf­zu­zie­hen.»

Bevor sie mit einer Grup­pe Flücht­lings­kin­der durch den Wald strei­fen konn­te, muss­te die Pfadi­lei­te­rin aber noch ei­ni­ge bü­ro­kra­ti­sche Hür­den über­win­den. Die 18-​jährige kon­tak­tier­te das Amt für Asyl. Der Aus­tausch mit dem Amt ging nur schlep­pend vor­wärts, und Ise­lin wand­te sich an an­de­re Stel­len. Dank einem Tipp eines Ma­tu­ran­den lan­de­te sie bei «FRW in­ter­kul­tu­rel­ler Dia­log». Da­hin­ter steckt eine Grup­pe Frei­wil­li­ger, die das Zu­sam­men­le­ben von Men­schen mit un­ter­schied­li­chem kul­tu­rel­lem Hin­ter­grund för­dert und in meh­re­ren Zuger Ge­mein­de aktiv ist. Die Kan­tons­schul­schü­le­rin wurde dabei un­ter­stützt, Fa­mi­li­en zu fin­den, die lang­fris­tig in der Schweiz woh­nen wer­den. «ich woll­te nicht nur eine ein­zi­ge Pfadi­übung mit Mi­gra­ti­ons­kin­dern auf die Beine stel­len, son­dern ein lang­fris­ti­ges Pro­jekt auf­glei­sen.»

Gast­freund­li­che Flücht­lin­ge er­zäh­len ihre Ge­schich­te

Im Herbst 2016 be­such­te Anja Ise­lin im gan­zen Kan­ton für Fa­mi­li­en mit Kin­dern zwi­schen 11 und 17 Jah­ren. «Es war in­ter­es­sant zu sehen, wie diese Leute leben», er­zählt sie. «Die Fa­mi­li­en aus Sy­ri­en und Eri­trea waren sehr offen und re­de­ten mit mir auch über ihre Kul­tur und ihre per­sön­li­che Ge­schich­te», führt sie aus. Der herz­li­che Emp­fang ge­noss sie sehr. «Ich blieb je­weils bis zu zwei Stun­den auf Be­such und be­kamm tra­di­tio­nel­len Kaf­fee oder Spei­sen ser­viert und zu mei­ner Über­ra­schung auch immer wie­der Pop­corn.»

Die Maturandin Anja Iselin
Bild Le­gen­de:
Die Ma­tu­ran­din Anja Ise­lin

Ein­an­der bei Spiel und Spass bes­ser ken­nen ler­nen

Ende Ok­to­ber trom­mel­te Anja Ise­lin die Flücht­lings­kin­der und die ak­ti­ven Pfa­der ihrer Ab­tei­lung zu­sam­men. Die Ma­tu­ran­din konn­te sechs aus­län­di­sche Kin­der be­grüs­sen. Die über 20 Pfa­der wuss­ten im Vor­feld nichts über den Be­such: «Ich woll­te ver­hin­dern, dass Vor­ur­tei­le ein­flies­sen. Es soll­ten alle zu­sam­men bei einem Spiel­nach­mit­tag Spass haben.» Die Teil­neh­mer lern­ten, was es alles für Arten gibt zu kom­mu­ni­zie­ren und spiel­ten Spie­le aus ver­schie­de­nen Län­dern. Am Schluss führ­te eine Mais­spur die Grup­pe in den Wald, wo es zur Freu­de aller Pop­corn auf dem Feuer gab.

Für die Flücht­lin­ge sol­len keine Kos­ten an­fal­len

Nach der Übung hat sich die Pfadi­lei­te­rin bei den Teil­neh­mern er­kun­digt, wie ihnen der Nach­mit­tag ge­fal­len habe: «Alle sag­ten, es sei viel bes­ser ge­we­sen als ihre Er­war­tun­gen.» Seit der Wer­be­übung waren die Flücht­lings­kin­der immer an den Übun­gen ein­ge­la­den und auch re­gel­mäs­sig dabei. Anja Ise­lin freut sich über den Er­folg ihres Pro­jek­tes, stell­te aber auch Schwie­rig­kei­ten fest: «Die Kin­der kom­men aus an­de­ren Ge­mein­den und haben kei­nen Buspass.» Auch sonst sehe sie fi­nan­zi­el­le Hür­den auf die Fa­mi­li­en zu­kom­men. Darum star­te­te Ise­lin ein neues Pro­jekt und schrieb die Kirch­ge­mein­den Stein­hau­sen und Cham und die re­for­mier­te Kir­che Zug an. Ins­ge­samt kamen weit mahr als 1'000 Fran­ken zu­sam­men. Für den Be­trag hat sie extra ein Konto er­öff­net. Das Geld soll auch vie­len wei­te­ren Flücht­lin­gen in der Pfadi zu­gu­te­kom­men. «Eine Uni­form oder eine Pfadi­kra­wat­te stärkt das Zu­sam­men­ge­hö­rig­keits­ge­fühl noch mehr», weiss die Pfadi­lei­te­rin. «Und viel­leicht will ja auch je­mand in unser nächs­tes Som­mer­la­ger kom­men.»
Auch wenn Anja Ise­lin ihre Ma­tu­ra­ar­beit in die­sen Tagen ab­gibt, ist für sie die­ses Pro­jekt noch nicht be­en­det. Sie möch­te wei­ter­hin Flücht­lings­kin­dern in der Pfadi in­te­grie­ren. Die Ge­schich­te, die ihr die Fa­mi­li­en an­ver­traut haben, haben für sie einen be­son­de­ren Wert, gin­gen ihr aber teil­wei­se auch sehr nahe: «Die gan­zen Er­fah­run­gen und Ein­bli­cke in Fa­mi­li­en haben mich mehr be­las­tet, als ich ge­dacht habe.» Aber gleich­zei­tig habe sie sehr schö­ne Ge­sprä­che füh­ren dür­fen. Datum hat sie das Pro­jekt auch sel­ber ge­prägt. «ich woll­te immer Me­di­zin stu­die­ren. Aber jetzt über­le­ge ich mir ernst­haft, mich für So­zi­al­ar­beit ein­zu­schrei­ben.»

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hid­den place­hol­der

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