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Ein­lei­tung

1997: Ver­wal­tungs­ge­richt

1998: Ver­wal­tungs­ge­richt

1999: Ver­wal­tungs­ge­richt

2000: Ver­wal­tungs­ge­richt

2000: Re­gie­rungs­rat

2001: Ver­wal­tungs­ge­richt

2001: Re­gie­rungs­rat

2002: Ver­wal­tungs­ge­richt

2002: Re­gie­rungs­rat

2003: Ver­wal­tungs­ge­richt

2003: Re­gie­rungs­rat

2004: Ver­wal­tungs­ge­richt

2004: Re­gie­rungs­rat

2005: Ver­wal­tungs­ge­richt

2005: Re­gie­rungs­rat

2006: Ver­wal­tungs­ge­richt

Ur­teil vom 31. Ja­nu­ar 2006 i.S. F. M.

Eine gegen  Flä­chen­bei­trä­ge nach  Was­ser­re­gle­ment er­ho­be­ne Ge­bühr führ­te zu einer Ein­spra­che, die der Ge­mein­de­rat acht Jahre nach Ein­rei­chung ab­wies. Der Be­schwer­de­füh­rer mach­te eine un­zu­läs­si­ge  Rechts­ver­zö­ge­rung gel­tend und eine rechts­wid­ri­ge Ver­let­zung des Be­schleu­ni­gungs­ge­bo­tes, eben­so die Ver­jäh­rung der For­de­rung, usw. Der Re­gie­rungs­rat hatte der Ver­wal­tungs­be­schwer­de nicht in nen­nens­wer­tem Um­fang ent­spro­chen; er re­du­zier­te die Ge­bühr bloss un­we­sent­lich und wies im Üb­ri­gen die Be­schwer­de ab.

Das Ver­wal­tungs­ge­richt knüpf­te an Art. 29 Abs. 1 der Bun­des­ver­fas­sung an. Da­nach hat jede Per­son in Ver­fah­ren vor Gerichts-​ und Ver­wal­tungs­in­stan­zen An­spruch auf glei­che und ge­rech­te Be­hand­lung sowie auf Be­ur­tei­lung in­nert an­ge­mes­se­ner Frist. Der  un­be­stimm­te Rechts­be­griff der „an­ge­mes­se­nen Frist" ist fall­be­zo­gen zu kon­kre­ti­sie­ren.

Ein Ein­spre­cher darf sich im Re­gel­fall damit be­gnü­gen, Ein­spra­che zu er­he­ben und auf den Ent­scheid zu war­ten. Vor­lie­gend gibt es keine ob­jek­ti­ve Recht­fer­ti­gung für die Ver­zö­ge­rung von acht Jah­ren. Der An­spruch des heu­ti­gen Be­schwer­de­füh­rers auf Be­ur­tei­lung sei­ner Ein­spra­che in­nert an­ge­mes­se­ner Frist wurde klar ver­letzt. Die Frage nach der Rechts­be­stän­dig­keit der For­de­rung der Ein­woh­ner­ge­mein­de für die Flä­chen­ge­bühr hat kei­nen Zu­sam­men­hang mit der fest­ge­stell­ten Rechts­ver­zö­ge­rung. So­lan­ge die For­de­rung nicht ver­jährt, be­steht sie zu Recht und ist es Pflicht der Ein­woh­ner­ge­mein­de, sie durch­zu­set­zen.

Die Kos­ten­be­tei­li­gung der Grund­ei­gen­tü­me­rin­nen und Grund­ei­gen­tü­mer an Er­schlies­sungs­an­la­gen ist in ge­meind­li­chen Re­gle­men­ten näher aus­zu­ge­stal­ten. Es geht um die ein­zel­nen Grund­ei­gen­tü­me­rin­nen und Grund­ei­gen­tü­mern er­wach­sen­den wirt­schaft­li­chen Son­der­vor­tei­le, wel­che be­reits in einem Zeit­punkt ab­ge­schöpft wer­den, in dem erst eine An­schluss­mög­lich­keit be­steht. Sol­che Vor­zugs­las­ten stel­len ein wich­ti­ges In­stru­ment dar, um die plan­ge­rech­te  Nut­zung des Bo­dens voran zu trei­ben, weil durch deren Er­he­bung ver­mie­den wird, dass das Ge­mein­we­sen den Grund­ei­gen­tü­mern die Kos­ten bis zum Zeit­punkt eines tat­säch­li­chen An­schlus­ses gleich­sam vor­schiesst.

Bei der  Flä­chen­ge­bühr han­delt es sich nicht um eine Ge­bühr, son­dern um eine Vor­zugs­last, einen Bei­trag, der zur De­ckung des Auf­wan­des für die Er­stel­lung des Was­ser­ver­sor­gungs­net­zes vor­ge­se­hen ist. Ein sol­cher Bei­trag kann be­reits dann er­ho­ben wer­den, wenn der Grund­ei­gen­tü­mer oder die Grund­ei­gen­tü­me­rin die blos­se Mög­lich­keit des An­schlus­ses an die Was­ser­ver­sor­gung hat.

Die Leis­tungs­pflicht des Be­schwer­de­füh­rers, d.h. die Ver­pflich­tung zur Zah­lung eines Bei­trags knüpft an die Er­stel­lung der Haupt-​ und Ver­sor­gungs­lei­tun­gen an, die noch unter der Herr­schaft alten Rechts er­folg­te. Die Ver­hält­nis­se dau­ern unter neuem Recht an. In­so­fern geht es um eine un­ech­te  Rück­wir­kung des gel­ten­den Re­gle­ments.

Ein Bei­trag an die ge­meind­li­che Was­ser­ver­sor­gung muss so­wohl dem Kos­ten­de­ckungs- als auch dem  Äqui­va­lenz­prin­zip ge­nü­gen. Die Bei­trä­ge dür­fen die zu de­cken­den Auf­wen­dun­gen der Ein­woh­ner­ge­mein­de nicht über­stei­gen und sie müs­sen dem in­di­vi­du­el­len Son­der­vor­teil ent­spre­chen.

Wenn das Re­gle­ment keine be­son­de­ren Vor­schrif­ten über die Ver­jäh­rung und Ver­wir­kung eines An­spruchs auf Flä­chen­bei­trä­ge ent­hält und auch das kan­to­na­le Recht sich aus­schweigt, ist auf die all­ge­mei­nen Re­geln des Steu­er­rechts ab­zu­stel­len. Die Ver­an­la­gungs­ver­jäh­rung nach Art. 47 Abs. 1 des Bun­des­ge­set­zes über die Har­mo­ni­sie­rung der di­rek­ten Steu­ern der Kan­to­ne und Ge­mein­den vom 14. De­zem­ber 1990 (StHG, SR 642.14) tritt nach fünf Jah­ren, spä­tes­tens aber nach 15 Jah­ren ein. Steu­er­for­de­run­gen ver­jäh­ren nach fünf Jah­ren seit Rechts­kraft der Ver­an­la­gung, spä­tes­tens aber nach zehn Jah­ren. Wäh­rend Einsprache-​ und an­de­ren Rechts­mit­tel­ver­fah­ren steht die Ver­jäh­rung still oder be­ginnt nicht. Nach Art. 120 Abs. 4 des Bun­des­ge­set­zes über die di­rek­ten Bun­des­steu­ern vom 14. De­zem­ber 1990 (DBG; SR 642.11) ver­jährt das Recht, eine Steu­er zu ver­an­la­gen je­den­falls in­nert 15 Jah­ren nach Ab­lauf der Steu­er­pe­ri­ode. Das kan­to­na­le Recht ent­hält ent­spre­chen­de Be­stim­mun­gen.

Vor­lie­gend ist fest­zu­hal­ten, dass mit In­kraft­tre­ten des Re­gle­ments die strit­ti­ge For­de­rung fäl­lig wurde und im Grun­de die Ver­an­la­gungs­ver­jäh­rung zu lau­fen be­gann. Mit der vor acht Jah­ren ein­ge­reich­ten Ein­spra­che stand die Frist still. Die ab­so­lu­te Ver­an­la­gungs­ver­jäh­rung von 15 Jah­ren ist noch nicht ein­ge­tre­ten, eben­so wenig die ab­so­lu­te Be­zugs­ver­jäh­rung, die zehn Jahre nach rechts­kräf­ti­ger Fest­set­zung der Bei­trä­ge ein­tre­ten würde. Die For­de­rung ist ja noch gar nicht rechts­kräf­tig ver­an­lagt wor­den.

Ab­ge­se­hen davon spielt es keine Rolle, dass der Ei­gen­tü­mer des frag­li­chen Grund­stücks heute ein an­de­rer als der Be­schwer­de­füh­rer ist. Ein Schuld­ner­wech­sel in die­sem einen Ver­fah­ren fin­det nicht statt.

Ur­teil vom 31. Mai 2006 i.S. F. R.

Volle Ko­gni­ti­on ge­mäss Art. 33 Abs. 3 lit. b des Bun­des­ge­set­zes über die Raum­pla­nung vom 22. Juni 1979 (SR. 700) um­fasst Prü­fung auf Un­an­ge­mes­sen­heit, un­rich­ti­ge oder un­voll­stän­di­ge Fest­stel­lung des er­heb­li­chen Sach­ver­halts und Rechts­ver­let­zun­gen. Eine ge­wis­se Zu­rück­hal­tung ist nicht aus­ge­schlos­sen. Pa­ra­graph 42 Abs. 1 PBG sieht je­doch eine ein­ge­schränk­te Ko­gni­ti­on im Sinne einer spe­zi­al­ge­setz­li­chen Re­ge­lung für die Ge­neh­mi­gung von Orts­pla­nun­gen vor, näm­lich ihre Prü­fung auf Über­ein­stim­mung mit Bun­des­recht, mit dem Planungs-​ und Bau­ge­setz des Kan­tons Zug vom 26. No­vem­ber 1998 (BGS 721.11) und dem kan­to­na­len Richt­plan. Wird ein Be­schwer­de­ent­scheid mit der Ge­neh­mi­gung ko­or­di­niert be­han­delt, gilt für den Ge­gen­stand der Be­schwer­de die wei­ter­ge­hen­de Ko­gni­ti­on nach Raum­pla­nungs­ge­setz.

Teil­ge­neh­mi­gun­gen von  Nut­zungs­plä­nen sind nur zu­läs­sig, wenn zwi­schen den ge­neh­mig­ten und den nicht ge­neh­mig­ten An­ord­nun­gen kei­ner­lei Zu­sam­men­hang be­steht. Die Er­wei­te­rung der Zone des öf­fent­li­chen In­ter­es­ses stand mit der  Um­zo­nung von ge­mein­de­ei­ge­nen Grund­stü­cken in einem an­de­ren Ge­biet im Zu­sam­men­hang, wel­che aus der  Zone des öf­fent­li­chen In­ter­es­ses in ver­schie­de­ne Wohn­zo­nen um­ge­zont wur­den.

Der für Zonen des öf­fent­li­chen In­ter­es­ses not­wen­di­ge Be­darf muss ge­nü­gend kon­kre­ti­siert sein. Die Er­rich­tung öf­fent­li­cher Bau­ten bzw. An­la­gen muss mit ei­ni­ger Si­cher­heit zu er­war­ten sein. Es be­darf sorg­fäl­ti­ger Ana­ly­sen und Pro­gno­sen. Der vor­aus­sicht­li­che Be­darf kann auch für mehr als 15 Jahre pro­gnos­ti­ziert wer­den. Eine  Aus­zo­nung bleibt mög­lich, es muss aber der feh­len­de Be­darf aus­ge­wie­sen sein. Es sind die Zonen öf­fent­li­chen In­ter­es­ses an­hand eines Ge­samt­kon­zep­tes aus­zu­schei­den.

Die de­tail­lier­ten Aus­füh­run­gen, wes­halb ein Be­darf für Zonen des öf­fent­li­chen In­ter­es­ses be­steht, haben spä­tes­tens im Ge­neh­mi­gungs­ver­fah­ren zu er­fol­gen, siehe Art. 47 Raum­pla­nungs­ver­ord­nung vom 28. Juni 2000 (SR 700.1). Im Ver­wal­tungs­ge­richts­ver­fah­ren kann ein all­fäl­li­ges Ver­säum­nis nicht be­ho­ben wer­den.

Ur­teil vom 31. Mai 2006 i.S. P. AG und T. AG

In­stan­zen­zug be­züg­lich der  Kon­zes­sio­nie­rung eines Bo­jen­fel­des.

Die Bau­di­rek­ti­on über­wacht und för­dert den Voll­zug des Ge­wäs­ser­schutz­ge­set­zes. Sie hat mit Ver­fü­gung vom 12. Mai 2003 ver­schie­de­ne Be­fug­nis­se im Be­reich des Wasser-​ und Ge­wäs­ser­schutzes an un­ter­stell­te Ämter de­le­giert.

Für das  Sta­tio­nie­ren von Boo­ten auf öf­fent­li­chen Ge­wäs­sern gilt die Ver­ord­nung über die In­be­trieb­nah­me und das Sta­tio­nie­ren von Boo­ten vom 17. De­zem­ber 1974 (BGS 753.3). Wenn das Amt für Raum­pla­nung im Rah­men eines kan­to­nal­recht­li­chen Kon­zes­si­ons­ver­fah­rens mit einer ver­fah­rens­lei­ten­den Ver­fü­gung eine auf un­be­stimmt Zeit an­ge­leg­te In­an­spruch­nah­me öf­fent­li­cher Ge­wäs­ser für Boots­sta­tio­nie­rung be­wil­ligt, ist gegen eine sol­che Ver­fü­gung ge­mäss § 15 der Boots­sta­tio­nie­rungs­ver­ord­nung Be­schwer­de an den Re­gie­rungs­rat zu rich­ten.

Da es sich beim Bo­jen­feld nicht um eine Neu­an­la­ge han­del­te, lag kein Ver­fah­ren be­tref­fend Aus­nah­me­be­wil­li­gungen ge­mäss Art. 24 Raum­pla­nungs­ge­setz vom 22. Juni 1979 (SR 700) vor. Eine di­rek­te Zu­stän­dig­keit des Ver­wal­tungs­ge­richts war daher nicht ge­ge­ben.

Ur­teil vom 14. Juli 2006 i.S. S. J.

Be­wil­li­gungs­ver­fah­ren für eine Piz­za­bä­cke­rei.

Nut­zungs­än­de­run­gen sind dann bau­recht­lich be­deut­sam, wenn sie im Ver­gleich zur vor­he­ri­gen Si­tua­ti­on we­sent­lich an­de­re Aus­wir­kun­gen auf die Um­welt haben, so dass ins­be­son­de­re die Zo­nen­kon­for­mi­tät, die Ein­hal­tung der Nut­zungs­vor­schrif­ten, die An­for­de­run­gen an die Er­schlies­sung sowie die Zahl der Ab­stell­plät­ze neu über­prüft wer­den müs­sen.

Eine  Bau­be­wil­li­gung ist zu er­tei­len, wenn keine öffentlich-​rechtlichen Hin­der­nis­se vor­lie­gen, wobei das ge­sam­te  Um­welt­schutz­recht zu be­ach­ten ist.

Teil­bau­be­wil­li­gun­gen sind nicht zu­läs­sig. Die Ge­mein­de darf auch keine "Rah­men­be­wil­li­gung" für die Er­stel­lung eines Ge­wer­be­rau­mes er­tei­len bei gleich­zei­ti­gem Vor­be­halt eines Be­wil­li­gungs­ver­fah­rens je nach Nut­zung der Ge­wer­be­räu­me. Ein er­neu­tes Bau­be­wil­li­gungs­ver­fah­ren ist nur ein­zu­lei­ten, falls die neue Nut­zung er­heb­li­che um­welt­recht­li­che und bau­recht­li­che Aus­wir­kun­gen hat.

Das Um­welt­schutz­ge­setz vom 7. Ok­to­ber 1983 (SR 814.01) ver­bie­tet nur schäd­li­che oder läs­ti­ge Emis­sio­nen, wel­che durch  Im­mis­si­ons­grenz­wer­te kon­kre­ti­siert wer­den. Bei Luft­ver­un­rei­ni­gun­gen durch  Ge­ruch feh­len Grenz­wer­te. Die Be­völ­ke­rung muss in ihrem Wohl­be­fin­den er­heb­lich ge­stört wer­den, damit aus Sicht des USG eine Be­läs­ti­gung vor­liegt. Eine Fil­ter­an­la­ge in einer Piz­ze­ria mit Haus­lie­fer­dienst wurde als aus­rei­chend emp­fun­den. Ge­rü­che die das Wohl­be­fin­den der Be­völ­ke­rung stö­ren wür­den, sind nach An­sicht des Ver­wal­tungs­ge­richts nicht zu er­war­ten, wes­halb sich eine Ab­lei­tung der Ge­rü­che über das Dach i.S.v. Art. 6 Abs. 2 Luft­rein­hal­te­ver­ord­nung vom 16. De­zem­ber 1985 (SR 814.318.142.1) er­üb­rigt.

Ur­teil vom 29. Sep­tem­ber 2006 i.S. M. B.-W. und P.I.

Mo­bil­funk­an­ten­ne im Ge­biet nach Bun­des­in­ven­tar der schüt­zens­wer­ten Orts­bil­der der Schweiz (ISOS).

Das auf­ge­leg­te Bau­pro­jekt muss all jene In­for­ma­tio­nen ent­hal­ten, die es mög­li­chen Ein­spre­chen er­laubt, sich über sämt­li­che ein­schlä­gi­gen Aspek­te des Vor­ha­bens ohne un­ver­hält­nis­mäs­si­gen Auf­wand zu ori­en­tie­ren.

Für den Bau von Mo­bil­funk­an­ten­nen in­ner­halb der Bau­zo­nen be­steht im Be­wil­li­gungs­ver­fah­ren grund­sätz­lich ein An­spruch auf Er­tei­lung einer Bau­be­wil­li­gung, so­fern die An­la­ge dem Zweck der Nut­zungs­zo­ne ent­spricht und die An­for­de­run­gen des kan­to­na­len und kom­mu­na­len Rechts, sowie des Bun­des­rechts, ins­be­son­de­re der  Ver­ord­nung über den Schutz vor nich­tio­ni­sie­ren­der Strah­lung vom 23. De­zem­ber 1999 (SR 814.710), er­füllt.

Das  Bun­des­in­ven­tar der schüt­zens­wer­ten Orts­bil­der der Schweiz (ISOS) ist für die Kan­to­ne in­so­fern be­acht­lich, als es bei der Über­ar­bei­tung der Richt­pla­nung ein­flies­sen soll­te. Geht es nicht um die Er­fül­lung einer Bun­des­auf­ga­be wird der Orts­bild­schutz durch kan­to­na­les oder kom­mu­na­les Recht, bei­spiels­wei­se der Nut­zungs­pla­nung, ge­währ­leis­tet.

Die Er­tei­lung einer Bau­be­wil­li­gung für eine Mo­bil­funk­an­ten­ne in­ner­halb der Bau­zo­ne stellt eine Bun­des­auf­ga­be im Sinne von Art. 2 des Bun­des­ge­set­zes über den Natur-​ und Hei­mat­schutz vom 1. Juli 1966 (SR 451) dar. Es ist daher ein Gut­ach­ten der  Eid­ge­nös­si­schen Kom­mis­si­on für Natur-​ und Hei­mat­schutz (ENHK) ge­stützt auf Art. 7 Abs. 2 NHG ein­zu­ho­len.

Eine  Hei­lung von Ver­fah­rens­män­geln ist im Rechts­mit­tel­ver­fah­ren grund­sätz­lich mög­lich, wenn die Recht­mit­tel­in­stanz über die­sel­be Ko­gni­ti­on ver­fügt wie die Vor­in­stanz und den Be­schwer­de­füh­rern aus der Hei­lung kein Nach­teil er­wächst. Aus­ge­schlos­sen ist je­doch die Hei­lung bei be­son­ders schwer­wie­gen­den Ver­let­zun­gen von Par­tei­rech­ten. Die feh­len­de Be­gut­ach­tung des Bau­vor­ha­bens durch die ENHK kann im Ver­fah­ren vor Ver­wal­tungs­ge­richt nicht nach­ge­holt wer­den.

Ur­teil vom 30. Ok­to­ber 2006 i.S. P. M. R. und O. T. AG

Im Bau­be­wil­li­gungs­ver­fah­ren für Mo­bil­funk­an­ten­nen in­ner­halb der Bau­zo­ne be­steht grund­sätz­lich ein An­spruch auf Er­tei­lung einer Bau­be­wil­li­gung, so­fern die An­la­ge dem Zweck der Nut­zungs­zo­ne ent­spricht und die An­for­de­run­gen des kan­to­na­len und des kom­mu­na­len Rechts, sowie des Bun­des­rechts, na­ment­lich der  Ver­ord­nung über den Schutz vor nich­tio­ni­sie­ren­der Strah­lung vom 23. De­zem­ber 1999 (NISV; SR 814.710), er­füllt sind. Es ist grund­sätz­lich Sache des Mo­bil­funk­be­trei­bers, sein Mo­bil­funk­netz zu pla­nen und die dafür ge­eig­ne­ten An­ten­nen­stand­or­te aus­zu­wäh­len. Der Kan­ton Zug hat hiezu mit den Mo­bil­funk­be­trei­bern eine Kas­ka­den­ver­ein­ba­rung zur Ko­or­di­nie­rung von Sen­de­stand­or­ten ge­schlos­sen. Beim frag­li­chen, 24 Meter hohen An­ten­nen­mast der Mo­bil­funk­an­la­ge han­delt es sich nicht um eine Baute mit Ge­bäu­de­cha­rak­ter. Der zu­ge­hö­ri­ge Ge­rä­te­schrank mit einer Grund­flä­che von 3.32 Meter auf 1.20 Meter und einer Höhe von 2.77 Meter stellt da­ge­gen eine  Klein­bau­te im Sinne von § 2 der Ver­ord­nung zum Planungs-​ und Bau­ge­setz vom 16. No­vem­ber 1999 (V PBG; BGS 721.111) dar.

Der Bau einer Mo­bil­funk­an­la­ge stellt auch in­ner­halb der Bau­zo­nen eine  Bun­des­auf­ga­be dar, was zur An­wen­dung von Art. 3 des Bun­des­ge­set­zes über den  Natur-​ und Hei­mat­schutz vom 1. Juli 1966 (NHG, SR. 451) führt. Die In­ter­es­sen­ab­wä­gung nach Art. 3 NHG ist vor­zu­neh­men, ohne dass es dabei auf die Un­ter­schei­dung zwi­schen na­tio­na­ler, re­gio­na­ler und lo­ka­ler Be­deu­tung des Ob­jekts ge­mäss Art. 4 NHG an­kommt. Bei der Ab­wä­gung sind, im Ge­gen­satz zu Art. 6 Abs. 2 NHG, sämt­li­che In­ter­es­sen, nicht nur sol­che von na­tio­na­ler Be­deu­tung, zu be­rück­sich­ti­gen. Ge­mäss dem Grund­satz­pa­pier über die Kri­te­ri­en für die Be­wil­li­gung von Ge­su­chen zum Bau von Mo­bil­funk­an­ten­nen an Bau­denk­mä­lern der Eid­ge­nös­si­schen Kom­mis­si­on für  Denk­mal­pfle­ge ist es ge­ne­rell zu ver­mei­den, Mo­bil­funk­an­ten­nen an Bau­denk­mä­lern oder in ihrer Um­ge­bung an­zu­brin­gen. Soll eine An­ten­nen­an­la­ge in der Um­ge­bung eines Bau­denk­mals rea­li­siert wer­den, ist die An­la­ge nur zu be­wil­li­gen, wenn sie in der für das Bau­denk­mal mass­ge­ben­den Um­ge­bung nicht wahr­ge­nom­men wer­den kann.

Ge­mäss § 15 Abs. 2 des Ge­set­zes über Denk­mal­pfle­ge, Ar­chäo­lo­gie und Kul­tur­gü­ter­schutz vom 26. April 1990 (Denk­mal­schutz­ge­setz, DSG; BGS 423.11) haben die Ge­mein­den Bau­ge­su­che dem  Amt für Denk­mal­pfle­ge und Ar­chäo­lo­gie zur Stel­lung­nah­me zu un­ter­brei­ten, wenn sich diese auf Ob­jek­te und deren Um­ge­bung be­zie­hen, die in einer ar­chäo­lo­gi­schen Fund­stät­te oder in einer  Orts­bild­schutz­zo­ne lie­gen, unter Schutz ge­stellt oder im  In­ven­tar der schüt­zens­wer­ten Denk­mä­ler auf­ge­führt sind. Bau­li­che Än­de­run­gen der nä­he­ren Um­ge­bung schüt­zens­wer­ter oder ge­schütz­ter Denk­mä­ler sind zudem ge­stützt auf § 29 Abs. 2 DSG dem Amt für Denk­mal­pfle­ge und Ar­chäo­lo­gie zur Stel­lung­nah­me zu un­ter­brei­ten.

Den Ein­be­zug der Fach­mei­nung ge­bie­tet Art. 29 der Bun­des­ver­fas­sung der Schwei­ze­ri­schen Eid­ge­nos­sen­schaft vom 18. April 1999 (BV; SR. 101). Der Nicht­ein­be­zug des Amtes für Denk­mal­pfle­ge und Ar­chäo­lo­gie stellt kei­nen Man­gel dar, der auf Stufe Ver­wal­tungs­ge­richt ge­heilt wer­den könn­te.

Ur­teil vom 30. Ok­to­ber 2006 i.S. H. H. F.

Auch wenn die Bau­di­rek­ti­on ihre in § 5 Abs. 2 lit. b i.V.m. § 10 des Planungs-​ und Bau­ge­set­zes vom 26. No­vem­ber 1998 (PBG; BGS 721.11) zu­ste­hen­de  Ent­scheid­kom­pe­tenz ge­mäss Ziff. 2 lit. a der Ver­fü­gung über die De­le­ga­ti­on von Zu­stän­dig­kei­ten der Bau­di­rek­ti­on (BGS 153.741) an das Amt für Raum­pla­nung de­le­giert hat, kann sie in Ein­zel­fäl­len die Kom­pe­tenz wie­der an sich zie­hen.

Bei der Auf­sto­ckung in Form eines  Stalls zur Pfer­de­hal­tung müs­sen die Vor­ga­ben des Art. 66 des Ge­set­zes über die Ge­wäs­ser vom 25. No­vem­ber 1999 (GewG; BGS 731.1) ein­ge­hal­ten wer­den. Bau­ten in der  Land­wirt­schafts­zo­ne sind dann zo­nen­kon­form, wenn sie ge­mäss Art. 34 Abs. 4 der Raum­pla­nungs­ver­ord­nung vom 28. Juni 2000 (RPV; SR 700.1) für die in Frage ste­hen­de Be­wirt­schaf­tung not­wen­dig sind, der Baute keine über­wie­gen­den öf­fent­li­chen In­ter­es­sen ent­ge­gen­ste­hen und der  land­wirt­schaft­li­che Be­trieb vor­aus­sicht­lich län­ger­fris­tig be­stehen kann.

Es ist Sache der Bau­herr­schaft, die zur Be­ur­tei­lung des Bau­ge­suchs not­wen­di­gen Un­ter­la­gen zu be­schaf­fen. Kommt die Bau­herr­schaft die­ser Ob­lie­gen­heit nicht nach, kann die Be­schwer­de nicht auf­grund  un­ge­nü­gen­der Fest­stel­lung des Sach­ver­halts ge­mäss § 72 des Ge­set­zes über den Rechts­schutz in Ver­wal­tungs­sa­chen vom 1. April 1976 (Ver­wal­tungs­rechts­pfle­ge­ge­setz; BGS 162.1) an die Vor­in­stanz zu­rück­ge­wie­sen wer­den.

Ur­teil vom 28. No­vem­ber 2006 i.S. A. C.

Der Re­gie­rungs­rat hat eine ge­meind­li­che  Orts­pla­nung in­so­fern teil­wei­se nicht ge­neh­migt, als es um eine be­stimm­te Re­ser­ve­bau­zo­ne WA4 ging. Der Be­schwer­de­füh­rer war vor­gän­gig nicht spe­zi­ell an­ge­hört wor­den.

Nach Art. 26 Abs. 1 RPG muss eine kan­to­na­le Be­hör­de die  Nut­zungs­plä­ne (Zo­nen­plä­ne) und ihre An­pas­sun­gen ge­neh­mi­gen. Sie prüft diese Pläne auf ihre Über­ein­stim­mung mit den vom Bun­des­rat ge­neh­mig­ten kan­to­na­len Richt­plä­nen. Erst mit der Ge­neh­mi­gung durch die kan­to­na­le Be­hör­de wer­den die Nut­zungs­plä­ne ver­bind­lich.

Es steht der Ge­neh­mi­gungs­be­hör­de grund­sätz­lich nicht zu, Nut­zungs­plä­ne an­stel­le der plan­fest­set­zen­den Be­hör­den - d.h. der Ge­mein­de­ver­samm­lung, des Sou­ve­räns in der Ur­nen­ab­stim­mung oder des Ge­mein­de­ra­tes, wenn das ein­fa­che Ver­fah­ren Platz greift - al­lei­ne ab­zu­än­dern. Kann die Be­hör­de einen Plan nicht ge­neh­mi­gen, so hat sie ihn mit oder ohne ver­bind­li­che An­wei­sung an die zu­stän­di­ge Be­hör­de zu­rück zu wei­sen.

Will die nach Art. 26 RPG zu­stän­di­ge Be­hör­de einen Nut­zungs­plan ganz oder teil­wei­se nicht ge­neh­mi­gen, so muss sie, bevor sie eine  Än­de­rung des Pla­nes an­ord­net, die hier­von be­trof­fe­nen Grund­ei­gen­tü­mer an­hö­ren. Die­ser Grund­satz gilt auch dann, wenn die Ge­neh­mi­gungs­in­stanz die neue Zo­nen­zu­wei­sung zwar nicht for­mell sel­ber vor­nimmt und die Sache an die Pla­nungs­be­hör­de zu­rück­weist, je­doch durch ihre Er­wä­gun­gen so prä­ju­di­ziert, dass der kom­mu­na­len Pla­nungs­be­hör­de kein Ent­schei­dungs­spiel­raum mehr bleibt.

Das Ge­richt stell­te fest, dass im vor­lie­gen­den Fall der Re­gie­rungs­rat dem Be­schwer­de­füh­rer das recht­li­che Gehör hätte ge­wäh­ren müs­sen, zumal er als ein­zi­ger Grund­ei­gen­tü­mer von der Nicht­ge­neh­mi­gung be­trof­fen war.

Im Rah­men des ver­wal­tungs­ge­richt­li­chen Ver­fah­rens konn­te der Be­schwer­de­füh­rer seine Ar­gu­men­te in der Be­schwer­de­schrift, an­läss­lich einer Re­fe­ren­ten­au­di­enz und in einer aus­führ­li­chen ab­schlies­sen­den Stel­lung­nah­me ge­mäss § 70 Abs. 1 VRG aus­führ­lich dar­le­gen. Ent­spre­chend konn­te die Ver­let­zung des recht­li­chen Ge­hörs als ge­heilt be­trach­tet wer­den.

Das Ver­wal­tungs­ge­richt teilt die Auf­fas­sung des Re­gie­rungs­ra­tes nicht, er sei nicht an die Aus­füh­run­gen im Vor­prü­fungs­be­richt ge­bun­den. So ab­so­lut for­mu­liert würde der Vor­prü­fungs­be­richt ent­wer­tet, wo er doch nach § 39 PBG ge­setz­lich vor­ge­schrie­ben ist. Wenn die Bau­di­rek­ti­on keine Vor­be­hal­te im Vor­prü­fungs­be­richt ge­macht hat, darf die Ge­mein­de mit einer Ge­neh­mi­gung der Bau­vor­schrif­ten bzw. Pläne rech­nen.

Auch wenn das um­strit­te­ne Ge­biet mit der Er­öff­nung einer neuen Kan­tons­stras­se er­heb­lich durch Lärm­im­mis­sio­nen be­las­tet sein wird, er­reicht diese Be­las­tung nicht ein Aus­mass, dass man das Woh­nen in einer Misch­zo­ne aus raum­pla­nungs­recht­li­cher Sicht nicht mehr be­wil­li­gen könn­te. Misch­zo­nen sind von vorn­her­ein eher lärm­ver­träg­lich, da dort die Emp­find­lich­keits­stu­fe III nach Art. 43 der Lärmschutz-​Verordnung gilt.

Wenn in der Er­ar­bei­tung eines Be­bau­ungs­plans der Nach­weis er­bracht wird, dass die Pla­nungs­wer­te ge­mäss Um­welt­schutz­ge­setz und Luftreinhalte-​Verordnung mit ge­stal­te­ri­schen, pla­ne­ri­schen und bau­li­chen Mass­nah­men ein­ge­hal­ten wer­den kön­nen, so ist die Re­ser­ve­bau­zo­ne frei­zu­ge­ben.

Das Ver­wal­tungs­ge­richt hat dem­zu­fol­ge eine Be­bau­ungs­plan­pflicht sti­pu­liert.

Das Ge­richt hat so­dann den vor­in­stanz­li­chen Ent­scheid auf­ge­ho­ben, d.h. die Be­schwer­de gut­ge­heis­sen und die Be­schwer­de­sa­che zur Fest­le­gung einer Be­bau­ungs­plan­pflicht an den Re­gie­rungs­rat zu­rück­ge­wie­sen.

Ur­teil vom 28. No­vem­ber 2006 i.S. E. S. und P.

Der Re­gie­rungs­rat hat an­läss­lich einer ge­meind­li­chen Orts­pla­nung die Um­zo­nung einer Re­ser­ve­bau­zo­ne IG1 in eine Re­ser­ve­bau­zo­ne Wohn- und Ar­beits­zo­ne WA5 nicht ge­neh­migt. Als Grund nann­te er of­fe­nen Ko­or­di­na­ti­ons­be­darf.

Der Be­schluss des Re­gie­rungs­rats ist mit zwei­ma­li­ger Pu­bli­ka­ti­on im Amts­blatt er­öff­net wor­den, was ge­nüg­te. Eine per­sön­li­che Zu­stel­lung des Be­schlus­ses war nicht er­for­der­lich.

Eine Vor­prü­fung von ge­meind­li­chen Nut­zungs­plä­nen als Ent­wür­fe durch eine kan­to­na­le Be­hör­de ist zu­läs­sig, auch ohne aus­drück­li­che ge­setz­li­che Grund­la­ge. Der Vor­prü­fungs­be­richt hat den Cha­rak­ter eines Pflich­ten­hefts für die ge­meind­li­chen Be­hör­den, um einen vor­be­halt­lo­sen Ge­neh­mi­gungs­be­schluss durch den Re­gie­rungs­rat bzw. die zu­stän­di­ge Be­hör­de zu er­hal­ten. Vor­lie­gend lau­te­te der Vor­prü­fungs­be­richt in emp­feh­len­dem Sinne eher ab­leh­nend, da die Bau­di­rek­ti­on Be­den­ken hegte, wenn zu viele Ar­beits­ge­bie­te in Misch­ge­bie­te und Misch­ge­bie­te in Wohn­ge­bie­te um­ge­wan­delt wür­den. Als Vor­be­halt hatte die Bau­di­rek­ti­on for­mu­liert, dass die noch nicht über­bau­te Zone aus­schliess­lich als Ar­beits­zo­ne kon­zi­piert würde. Der Vor­be­halt er­schien in den Un­ter­la­gen zur Ab­stim­mung über Zo­nen­plan und Bau­ord­nung in der be­tref­fen­den Ge­mein­de. Die Stimm­be­rech­tig­ten wuss­ten, dass unter Um­stän­den eine an­ders­ge­ar­te­te Ein­zo­nung keine re­gie­rungs­rät­li­che Ge­neh­mi­gung er­hal­ten würde.

Im Richt­plan des Kan­tons Zug ist das frag­li­che Ge­biet als rei­nes Ar­beits­ge­biet aus­ge­wie­sen und nicht etwa als eines, dass sich für eine Um­nut­zung eig­nen würde. Richt­plä­ne sind für die Be­hör­den ver­bind­lich, ob es der Ge­mein­de­rat, die Ge­mein­de­ver­samm­lung oder das Stimm­volk ist.

Wo sich aus dem Richt­plan mit ge­nü­gen­der Deut­lich­keit die ge­woll­te Nut­zung für das in Frage ste­hen­de Areal er­gibt, ver­bleibt der Ge­mein­de keine Ent­schei­dungs­frei­heit, eine an­de­re Nut­zung vor­zu­schrei­ben. Das Ge­richt hat im Hin­blick auf den Fort­gang der Zo­nen­pla­nung und die zwi­schen zwei Ge­mein­den ge­for­der­te Ko­or­di­na­ti­on auch die Frage be­ant­wor­tet, ob das frag­li­che Ge­biet über­haupt zum Woh­nen ge­eig­net ist. Es hat zu­nächst die vom Amt für Raum­pla­nung ver­wen­de­te Me­tho­dik zur Be­rech­nung der Ka­pa­zi­tä­ten der Bau­zo­nen als kor­rekt be­fun­den und damit auch die An­nah­men für Einwohner-​ und Be­schäf­tig­ten­zah­len, wie sie aus der kan­to­na­len Richt­pla­nung her­vor­ge­gan­gen sind. Al­ler­dings waren die me­tho­di­schen Grund­la­gen den Ge­mein­den nie in Form eines re­gie­rungs­rät­li­chen Be­schlus­ses er­öff­net wor­den. Das Ge­richt kam zum Schluss, dass der Ge­mein­de bei der an­ste­hen­den Neu­be­ur­tei­lung der Ein­zo­nung des frag­li­chen Ge­bie­tes noch eine ge­wis­se Ein­woh­ner­ka­pa­zi­tät zu­steht.

Von den Ge­mein­den kann nicht ver­langt wer­den, frü­her ein­mal be­wil­lig­te Ar­beits­zo­nen zu re­di­men­sio­nie­ren.

Hart von­ein­an­der ge­trenn­te Wohn- und Ar­beits­ge­bie­te - auf der einen Seite Schlaf­stät­te, die ihren Be­woh­nern keine ört­li­che Iden­ti­tät ver­mit­teln - auf der an­de­ren Seite Ge­schäfts­vier­tel, die nachts ohne Leben sind - wir­ken ab­wei­send. Das Ge­richt kam zum Schluss, dass das frag­li­che Ge­biet ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Re­gie­rungs­ra­tes auch für eine Wohn­nut­zung sehr wohl ge­eig­net ist. Der Ge­mein­de­rat wird eine pla­ne­ri­sche Neu­be­ur­tei­lung des Ge­bie­tes vor­neh­men, in Ko­or­di­na­ti­on mit den Be­hör­den der Nach­bar­ge­mein­de.

Ur­teil vom 28. No­vem­ber 2006 i.S. A. M. AG und G. B.

Der Re­gie­rungs­rat hatte an­läss­lich der Ge­neh­mi­gung einer ge­meind­li­chen Orts­pla­nung eine Vor­schrift der Bau­ord­nung teil­wei­se nicht ge­neh­migt, in dem er fol­gen­de Er­gän­zung ver­lang­te: „Are­al­be­bau­un­gen dür­fen ohne zu­sätz­li­che er­heb­li­che Be­las­tung von Nach­bar­grund­stü­cken in ein­zel­nen der fol­gen­den Punk­te nur be­grenzt von den Vor­schrif­ten der Ein­zel­bau­wei­se ab­wei­chen.". Die Be­schwer­de­füh­rer ver­lang­ten die Auf­he­bung die­ser Klau­sel hin­sicht­lich des Ver­hält­nis­ses von Are­al­be­bau­ungen zu Nach­bar­grund­stü­cken.

Das Ge­richt wies die Be­schwer­de ab, nach­dem die Bau­di­rek­ti­on be­reits im  Vor­prü­fungs­be­richt einen Vor­be­halt an­ge­bracht hatte. Richt­schnur für die For­mu­lie­rung von Be­stim­mun­gen über Are­al­be­bau­un­gen in den ge­meind­li­chen Bau­ord­nun­gen müs­sen die Vor­ga­ben von § 29 PBG sein.

Das Ge­richt griff auf die Ent­ste­hungs­ge­schich­te von § 29 PBG zu­rück. Wäh­rend die Be­stim­mung in ers­ter Le­sung vor dem Kan­tons­rat noch mit der For­mu­lie­rung „Rück­sicht­nah­me auf die Nach­bar­schaft" durch­ging, hiess es nach der zwei­ten Le­sung ge­mäss An­trag der vor­be­ra­ten­den Kom­mis­si­on, „Vor­tei­le für die Um­ge­bung", was so auf­ge­fasst wurde, dass die Rück­sicht­nah­me auf die Nach­bar­schaft mit die­ser Be­stim­mung mit in­be­grif­fen sein soll­te. Die qua­li­ta­ti­ven An­for­de­run­gen an eine Are­al­be­bau­ung seien un­ver­än­dert, liess die vor­be­ra­ten­de Kom­mis­si­on ver­lau­ten.

Das Ge­richt fand, die vom Re­gie­rungs­rat ver­wen­de­ten  un­be­stimm­ten Rechts­be­grif­fe wie „nur be­grenz­te Ab­wei­chung von den Vor­schrif­ten der Ein­zel­bau­wei­se" oder „ohne zu­sätz­li­che Be­las­tung von Nach­bar­grund­stü­cken" sei in hohem Mass aus­le­gungs­be­dürf­tig. Sie führ­ten eher zu zu­sätz­li­cher Un­si­cher­heit. Die Bau­ord­nung der Ge­mein­de ent­hal­te di­ver­se Re­ge­lun­gen, die ge­währ­leis­ten wür­den, dass die Are­al­be­bau­ung Vor­tei­le für das Sied­lungs­bild und die Um­ge­bung er­ziel­ten und damit auch für die be­nach­bar­ten Lie­gen­schaf­ten. Es hiess die Be­schwer­den in­so­fern gut, als es die vom Re­gie­rungs­rat vor­ge­nom­me­ne Kor­rek­tur der Bau­ord­nung auf­hob und die Sache zur Neu­ent­schei­dung an den Re­gie­rungs­rat zu­rück­wies.

Ur­teil vom 19. De­zem­ber 2006 i.S. F. S.

Der Rechts­schutz in Sub­mis­si­onsan­ge­le­gen­hei­ten ent­fällt nach § 6 Abs. 3 des Submis­sionsgesetzes vom 2. Juni 2005 (BGS 721.51), wenn der Auf­trags­wert un­ter­halb der Schwel­len­wer­te für das Ein­la­dungs­ver­fah­ren liegt. Es kommt nicht dar­auf an, wel­ches Ver­fah­ren kon­kret ge­wählt wurde, ob das Einladungs-​ oder das frei­hän­di­ge Ver­fah­ren. Der Rechts­schutz ent­fällt immer dann, wenn der Auf­trags­wert unter jenem für Ein­la­dungs­ver­fah­ren liegt.

Ur­teil vom 23. Juni 2006 i.S. R. und V. S.

Gegen Ent­schei­de letz­ter kan­to­na­ler In­stan­zen über die  Zo­nen­kon­for­mi­tät von Bau­ten und An­la­gen aus­ser­halb der Bau­zo­nen sowie über Be­wil­li­gun­gen im Sinne von Art. 24 bis 24d RPG ist die  Ver­wal­tungs­ge­richts­be­schwer­de an das Bun­des­ge­richt zu­läs­sig (Art. 34 Abs. 1 RPG). Ent­spre­chend kann die Ver­fü­gung des Amtes für Raum­pla­nung, das diese in An­wen­dung von Art. 24c RPG bzw. §§ 5 und 10 PBG sowie mit de­le­gier­ter Zu­stän­dig­keit für die Bau­di­rek­ti­on er­las­sen hat, di­rekt beim Ver­wal­tungs­ge­richt an­ge­foch­ten wer­den.

In der  Land­wirt­schafts­zo­ne sind im Sinne von Art. 16 RPG nur sol­che Wohn­ge­bäu­de zo­nen­kon­form, die in ihrer kon­kre­ten Aus­ge­stal­tung für eine zweck­mäs­si­ge Be­wirt­schaf­tung des Bo­dens am vor­ge­se­he­nen Stand­ort not­wen­dig und nicht über­di­men­sio­niert sind. Das Recht, aus­ser­halb der  Bau­zo­ne zu woh­nen, bleibt einem re­la­tiv engen Per­so­nen­kreis vor­be­hal­ten. Dazu zäh­len nur Leute, die als Be­triebs­in­ha­ber oder Hilfs­kräf­te un­mit­tel­bar in der Land­wirt­schaft tätig sind, sowie die Fa­mi­li­en­an­ge­hö­ri­gen und die ab­tre­ten­de Ge­ne­ra­ti­on, wel­che ein Leben lang in der Land­wirt­schaft tätig war.

Nach­ge­wie­se­ner  Wohn­be­darf ist in ers­ter Linie in der vor­han­de­nen Bau­sub­stanz zu be­frie­di­gen.

Im Kan­ton Zug gilt die Pra­xis, dass man für eine Be­triebs­lei­ter­woh­nung 200 m2 Brut­to­ge­schoss­flä­che be­wil­ligt und für die ab­tre­ten­de Ge­ne­ra­ti­on 100 m2, wenn nicht ein se­pa­ra­tes Stöck­li ge­baut wird. Für ein se­pa­ra­tes Stöck­li wer­den 180 m2 be­wil­ligt.

Als  land­wirt­schaft­li­ches Ge­wer­be gilt eine Ge­samt­heit von land­wirt­schaft­li­chen Grund­stü­cken, Bau­ten und An­la­gen, die als Grund­la­ge der land­wirt­schaft­li­chen Pro­duk­ti­on dient und zu deren Be­wirt­schaf­tung, wenn sie lan­des­üb­lich ist, min­des­tens ¾ einer Stan­dard­ar­beits­kraft nötig sind. Der Bun­des­rat legt die Fak­to­ren und die Werte für die Be­rech­nung der Stan­dard­ar­beits­kraft in Ab­stim­mung mit dem Land­wirt­schafts­recht fest (Art. 7 Abs. 1 BGBB). Wenn eine Toch­ter, die zu 75 % bei einer Han­dels­fir­ma tätig ist und keine land­wirt­schaft­li­che Aus­bil­dung ab­ge­schlos­sen, son­dern bloss einen sechs Tage dau­ern­den Ein­füh­rungs­kurs in den Bio­land­bau ab­sol­viert hat, zu­sätz­li­che, neue Wohn­flä­che be­an­sprucht, so kann nicht ernst­haft davon ge­spro­chen wer­den, sie löse im Land­wirt­schafts­be­trieb ihre noch nicht ein­mal 64 Jahre zäh­len­den El­tern ab.

Vor­han­de­ner Wohn­raum darf nicht für ein land­wirt­schaft­li­ches Ne­ben­ge­wer­be ver­wen­det oder an­ge­rech­net wer­den, wenn sich für den land­wirt­schaft­li­chen Be­trieb die Frage zu­sätz­li­chen Wohn­be­darfs stel­len soll­te.

Selbst wenn es um die Ab­lö­sung einer Be­triebs­lei­ter­fa­mi­lie gehen würde, so müss­te man fest­stel­len, dass vor­lie­gend für eine Be­triebs­lei­ter­fa­mi­lie und eine ab­tre­ten­de Ge­ne­ra­ti­on ge­nü­gend Wohn­raum in be­stehen­den Ge­bäu­den vor­han­den ist.

Die Ver­wei­ge­rung der Be­wil­li­gung für den Anbau eines Stöck­lis er­wies sich damit als rech­tens.

An­mer­kung: Im Wei­ter­zug an das Bun­des­ge­richt schei­ter­ten die Be­schwer­de­füh­rer (Ur­teil des Bun­des­ge­richts vom 15. Fe­bru­ar 2007). Das Bun­des­ge­richt hielt fest, dass der Be­trieb über ge­nü­gend Wohn­raum für zwei Ge­ne­ra­tio­nen ver­fügt, selbst wenn man ihn als zo­nen­kon­form zu be­zeich­nen hätte. Das Wohn­ge­bäu­de war be­reits ein­mal um 30 % er­wei­tert wor­den, so dass nach Art. 24c Abs. 2 RPG keine wei­te­re  Aus­nah­me­be­wil­li­gung mehr er­teilt wer­den konn­te.

Ur­teil vom 30. Ok­to­ber 2006 i.S. H. und H. F.

Die Ei­gen­tü­mer bzw. Be­sit­zer eines land­wirt­schaft­li­chen Be­trie­bes ver­lang­ten die Be­wil­li­gung für den Bau eines Stall­ge­bäu­des mit an­ge­bau­tem Pfer­de­stall, neuer Jau­che­gru­be sowie Mist­platz. Das Amt für Raum­pla­nung lehn­te das Ge­such wegen Un­ver­ein­bar­keit mit Art. 16a RPG und Art. 34 RPV ab, weil kein Be­triebs­kon­zept vor­lie­ge, in dem der Be­darf der Baute und die län­ger­fris­ti­ge Exis­tenz des Be­trie­bes nach­ge­wie­sen seien. Das Ge­such ver­stos­se über­dies gegen § 66 GSchG, weil der Nach­weis nicht er­bracht sei, dass die zu­sätz­lich an­fal­len­de Hof­dün­ger­men­ge aus der Pfer­de­hal­tung auf der sel­ber be­wirt­schaf­te­ten Flä­che aus­ge­bracht wer­den könne.

Das Ge­richt hat den Ent­scheid ge­schützt. Es ging um einen Pfer­de­stall mit 20 Plät­zen ei­ner­seits und um ein er­höh­tes Platz­an­ge­bot für Milch­vieh an­de­rer­seits. Damit war die Ver­wer­tung des Hof­dün­gers auf der sel­ber be­wirt­schaf­te­ten Land­flä­che nicht mehr ge­währ­leis­tet. Nach der Ge­richts­pra­xis kann die Hal­tung von ei­ni­gen we­ni­gen Pen­si­ons­pfer­den als  zo­nen­kon­form to­le­riert wer­den, so­weit sie zu einem land­wirt­schaft­li­chen Be­trieb ge­hö­ren und die ei­ge­ne Fut­ter­ba­sis dafür aus­reicht. Vor­be­hal­ten bleibt die Mög­lich­keit, Pfer­de­pen­sio­nen und die Ver­mie­tung von Reit­pfer­den über die ei­ge­ne Fut­ter­ba­sis hin­aus als nicht land­wirt­schaft­li­chen Ne­ben­be­trieb im Sinne von Art. 24b RPG zu be­wil­li­gen. Aber auch in einem sol­chen Fall muss der Hof­dün­ger ge­set­zes­kon­form be­han­delt wer­den kön­nen.

Die Be­schwer­de­füh­rer ver­lang­ten vom Ver­wal­tungs­ge­richt zu­sätz­lich, die Sache sei an die Vor­in­stanz zu­rück zu wei­sen und der zu­stän­di­ge Sach­be­ar­bei­ter sei zu ver­hal­ten, mit den Be­schwer­de­füh­rern das Vor­ha­ben zu be­spre­chen.

Das Ver­wal­tungs­ge­richt kann nur dann sei­nen Ent­scheid mit einer Rück­wei­sung ver­bin­den, wenn die Vor­in­stanz ge­setz­li­che Vor­schrif­ten ver­letzt oder ihr Er­mes­sen falsch an­ge­wen­det hätte. Das Ge­richt kann ein­zel­nen Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­tern der Vor­in­stanz keine Wei­sun­gen er­tei­len, weil es nicht Auf­sichts­be­hör­de ist. Es kann nur be­ur­tei­len, ob ein Ent­scheid rich­tig war oder nicht.

Ur­teil vom 30. Ok­to­ber 2006 i.S. A. S.

Ge­gen­stand die­ses Ur­teils ist die  Um­nut­zung eines ehe­ma­li­gen Trän­ke­schopfs in ein Gast­ge­wer­be­lo­kal. Der Schopf aus­ser­halb der Bau­zo­nen ist im Sinne von Art. 24c Abs. 1 RPG in sei­nem Be­stand grund­sätz­lich ge­schützt. Be­stim­mungs­ge­mäss nutz­ba­re Baute und An­la­gen kön­nen mit Be­wil­li­gung der zu­stän­di­gen Be­hör­de er­neu­ert, teil­wei­se ge­än­dert, mass­voll er­wei­tert oder wie­der­auf­ge­baut wer­den, so­fern sie recht­mäs­sig er­stellt und ge­än­dert wor­den sind (Art. 24c Abs. 2 RPG). Für Ver­än­de­run­gen am be­stehen­den Zu­stand ist eine Aus­nah­me­be­wil­li­gung dann mög­lich, wenn die We­sens­gleich­heit ge­wahrt bleibt, d.h. die Iden­ti­tät ge­gen­über dem Re­fe­renz­zu­stand im We­sent­li­chen er­hal­ten bleibt. Än­de­run­gen im Sinne von Art. 24c RPG kön­nen in einer Ver­grös­se­rung der be­stehen­den Ge­bäu­lich­kei­ten, einer in­ne­ren oder äus­se­ren Um­ge­stal­tung oder auch in einer Zweck­än­de­rung be­stehen. Für Zweck­än­de­run­gen gilt nach bun­des­ge­richt­li­cher Pra­xis Fol­gen­des: Von We­sens­gleich­heit einer Baute kann nur dann ge­spro­chen wer­den, wenn die Zweck­än­de­rung nicht zu einer völ­lig neuen wirt­schaft­li­chen Zweck­be­stim­mung führt, son­dern zu einer Nut­zung, die von der ur­sprüng­li­chen Nut­zungs­art nicht grund­le­gend ab­weicht.

Ge­ra­de dies war vor­lie­gend der Fall, wes­halb dem Ge­such die Be­wil­li­gung ver­sagt blei­ben muss­te.

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