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Na­vi­ga­ti­on

Ein­bli­cke

Aus­wahl an Ob­jek­ten, die mit­hil­fe der Denk­mal­pfle­ge um­ge­baut und re­stau­riert wur­den.

Zug, Ko­lin­brun­nen und St. Os­walds­brun­nen

Sorg­fäl­ti­ge Re­stau­rie­rung zwei­er Alt­stadt­brun­nen

Ob­wohl die his­to­ri­schen Alt­stadt­brun­nen ihre ur­sprüng­li­che Auf­ga­be, näm­lich die Ver­sor­gung der Zuger Stadt­be­völ­ke­rung mit Trink-​ und Brauch­was­ser, ver­lo­ren haben, sind sie bis heute in hohem Masse iden­ti­täts­stif­tend und re­prä­sen­ta­ti­ve Kunst­wer­ke im öf­fent­li­chen Raum. Im Jahr 2018 ge­lang­te die Stadt Zug an die Denk­mal­pfle­ge mit der Bitte um Un­ter­stüt­zung für die drin­gend not­wen­di­gen Re­stau­rie­run­gen der his­to­ri­schen Brun­nen­an­la­gen. Be­gon­nen wurde mit dem aus dem 16. Jahr­hun­dert stam­men­den Ko­lin­brun­nen, frü­her auch «Lin­den­brun­nen» ge­nannt: Die Re­stau­ra­to­ren er­tüch­tig­ten die Brun­nen­fi­gur sta­tisch – der Sand­stein war im Be­reich der Knö­chel ge­bro­chen −, re­stau­rier­ten die letz­te Fas­sung aus Öl­far­be und Akryl­harz und er­neu­er­ten die Ver­gol­dun­gen. Bei der Re­stau­rie­rung der Brun­nen­säu­le kam in einer Ver­tie­fung des Ka­pi­tells eine Bei­ga­be aus den Jah­ren 1891 und 1980/81 zum Vor­schein, die ge­rei­nigt und zu­sam­men mit zeit­ge­nös­si­schen Er­in­ne­rungs­stü­cken (unter an­de­rem ein Er­in­ne­rungs­stück zum Eid­ge­nös­si­schen Schwing-​ und Älp­ler­fest von 2019) wie­der ein­ge­setzt wurde.

Im Jahr 2020 wurde auch der St.-​Oswaldbrunnen von 1664 sanft re­stau­riert. Die Farb­fas­sung der Figur des hei­li­gen Os­wald wurde ana­log zum Ko­lin­brun­nen re­stau­riert bzw. er­neu­ert, Schä­den an der Plin­the (Un­ter­lags­plat­te der Sta­tue) neu auf­mo­del­liert und der Strah­len­kranz ent­ros­tet sowie ver­gol­det. Beim Ka­pi­tell, der Brun­nen­säu­le und dem Brun­nen­be­cken wur­den vor allem die Ei­sen­tei­le gegen Rost be­han­delt, Schad­stel­len am Sand­stein er­gänzt, Farb­fas­sun­gen re­stau­riert sowie Fugen aus­ge­bes­sert.

Wich­tigs­tes Ziel der Re­stau­rie­rungs­mass­nah­men war und ist es, den bes­ten Schutz für diese wich­ti­gen Ob­jek­te zu er­rei­chen. In enger Zu­sam­men­ar­beit mit Ver­tre­tern der Bau­herr­schaft, den be­tei­lig­ten Re­stau­ra­to­ren (Mar­tin Hüppi, Lu­zern, Sil­via Lin­der, Lu­zern, und Vitus Wey, Sur­see) und der Denk­mal­pfle­ge ist es ge­lun­gen, ein ge­eig­ne­tes Re­stau­rie­rungs­kon­zept in­klu­siv Pfle­ge­plan zu er­ar­bei­ten und um­zu­set­zen, damit die schmu­cken Brun­nen­an­la­gen wei­ter­hin die Alt­stadt zie­ren und zum Ver­wei­len und Was­ser trin­ken ein­la­den.

Aktuelle Berichterstattung:
▪  Ein geschichtsträchtiges Denkmalobjekt schmückt den Verkehrsknotenpunkt der Stadt Zug, in: Tugium 2020, 32-33.
▪  Die Stadt Zug und ihre Brunnen, in: zentralplus.ch (18.09.2020).
▪  Die rätselhafte Zuger Brunnenfigur ist zurück an ihrem Platz, in: zentralplus.ch (14.08.2019).
▪  Der Zuger Stadtpatron ist zurück an seinem angestammten Platz, in: luzernerzeitung.ch (14.08.2019).

Fotografien: Abb. 1−2: © Vitus Wey, Sursee; Abb. 3: © Amt für Denkmalpflege und Archäologie Kanton Zug; Abb. 4: © Regine Giesecke, Zug

Cham, Röhr­li­berg 1, Schul­an­la­ge Röhr­li­berg

Wei­ter­bau­en

Die Schul­an­la­ge Röhr­li­berg wurde in meh­re­ren Etap­pen zwi­schen 1974 und 1978/79 nach Plä­nen des Ar­chi­tek­ten Josef Stöck­li er­rich­tet – ein im Kan­ton Zug nam­haf­ter Ar­chi­tekt, wel­cher ei­ni­ge Jahre zuvor die Wohn­über­bau­ung Al­pen­blick rea­li­siert hatte. Stöck­li setz­te sich mit der Frage aus­ein­an­der, wie Schul­häu­ser sich ent­wi­ckeln und wie sie wei­ter­ge­baut wer­den kön­nen – ein wich­ti­ges Thema im da­ma­li­gen in­ter­na­tio­na­len Dis­kurs zum Schul­haus­bau.

2013/14 ge­wan­nen Mar­cel Baum­gart­ner Ar­chi­tek­ten aus Zü­rich den Wett­be­werb für die Sa­nie­rung und Er­wei­te­rung des Schul­hau­ses. In ihrem Ent­wurf ver­zah­nen sich Alt­bau und Neu­bau: Die be­stehen­den Bau­ten wur­den auf­ge­stockt und neue Schul­zim­mer an den Ecken der Be­stands­bau­ten «an­ge­dockt». Diese Ver­bin­dung von Alt- und Neu­bau­tei­len ge­lingt hier, weil die Ar­chi­tek­ten mit ihrem Er­wei­te­rungs­kon­zept ver­schie­de­ne The­men wei­ter­ent­wi­ckel­ten, die auch für Stöck­lis Ent­wurf be­zeich­nend sind: Zum Bei­spiel wur­den die von Stöck­li für fle­xi­ble Un­ter­richts­for­men ge­plan­ten Mehrzweck-​Bereiche in den Kor­ri­do­ren frei­ge­räumt und wei­te­re Klas­sen­zim­mer daran an­ge­schlos­sen. Zudem wurde die his­to­ri­sche Ma­te­ria­li­tät und Far­big­keit (rote Zie­gel, Beton, mit­tel­brau­ne Holz­fens­ter in Sipo sowie kräf­tig far­bi­ge Me­tall­tü­ren) auch bei der ak­tu­el­len Er­wei­te­rung über­nom­men. Die Künst­le­rin Eva Pauli aus Zü­rich, wel­che be­reits in den sieb­zi­ger Jah­ren die Emaille-​Türschilder ent­wor­fen hatte, wurde für die Tür­schil­der des Um­baus wie­der in­vol­viert.

Für ein Denk­mal ist diese enge Ver­zah­nung von Alt- und Neu­bau eher eine un­ge­wöhn­li­che Lö­sung. An­bau­ten und Auf­sto­ckun­gen wer­den bei Schutz­ob­jek­ten in der Regel sehr zu­rück­hal­tend ein­ge­setzt und üb­li­cher­wei­se op­tisch und bau­lich deut­li­cher ab­ge­setzt. Der hier ge­wähl­te – und in die­sem Fall über­zeu­gen­de − Weg zeigt, wie wich­tig die Ein­zel­fall­be­trach­tung in der Denk­mal­pfle­ge ist.

Aktuelle Berichterstattung:
▪  Weiterbauen, in: Tugium 2021, 26-27.
▪  Werner Huber, Natürlich gewachsen, in: Hochparterre 10, 2021, 52−59.
▪  Dominique Knüsel, Originaler Ausdruck statt persönlicher Stempel, in: Karton 51, 2021, 8−10.

Fotografien: © Roland Bernath, Zürich

Un­terä­ge­ri, Bom­mer­hütt­li

Ge­bau­te Ge­schich­te

Das Bom­mer­hütt­li im Hür­ital ist ein für diese Lan­des­ge­gend sel­te­nes Viel­zweck­bau­ern­haus, des­sen Ökonomie-​ und Wohn­teil in zwei Etap­pen 1668 und 1783 er­rich­tet wur­den. Spä­tes­tens seit 1813 be­stand die länd­li­che Lie­gen­schaft am Hü­ri­bach unter einem ein­zi­gen Dach aus Stall, Wohn­haus und Sä­ge­be­trieb. Die Sä­ge­rei be­fand sich unter dem süd­west­sei­tig ver­län­ger­ten und bis heute er­hal­te­nen Dach­schild mit einem teil­wei­se of­fe­nen und teil­wei­se ge­schlos­se­nen Werk- und La­ger­platz. Die bäu­er­li­che Sä­ge­rei gilt als die ein­zi­ge er­hal­te­ne des Tals.

Das Kon­zept für den nun er­folg­ten Umbau be­inhal­te­te zur Haupt­sa­che vier Punk­te: Be­rei­ni­gen – Be­wah­ren – Er­tüch­ti­gen – Haus im Haus (Pla­nung: Zum­bühl & Heg­g­li, Zug). Be­reits 2009 wurde ein nord­west­li­cher Anbau ent­fernt. Die dar­auf­hin der Wit­te­rung aus­ge­setz­te nord­west­li­che Fas­sa­de und ihre wert­vol­len alten Bal­ken wer­den nun neu durch zwei Kle­be­dä­cher ge­schützt. In die als Ein­fa­mi­li­en­haus kon­zi­pier­te Lie­gen­schaft wurde im gross­räu­mi­gen Öko­no­mie­teil zu­sätz­lich eine Ein­lie­ger­woh­nung als Haus im Haus ein­ge­baut. Die In­stand­stel­lung des Block­baus be­inhal­te­te unter an­de­rem den Er­satz mor­scher und fau­ler Holz­tei­le sowie den Wie­der­auf­bau der un­te­ren Scheu­nen­wand mit den Fut­ter­öff­nun­gen mit neuem Holz (Holz­bau­in­ge­nieur: Bes­mer Holz­in­ge­nieu­re GmbH, Sat­tel; Holz­kon­ser­vie­rung: Fon­ta­na & Fon­ta­na AG, Rapperswil-​Jona). Der his­to­ri­sche Aus­bau des Wohn­teils mit Türen, Täfer und Ka­chel­ofen aus dem 18. Jahr­hun­dert in­klu­si­ve Stu­ben­fens­ter aus dem 19. Jahr­hun­dert wurde sorg­fäl­tig re­no­viert und stil­echt auf­ge­frischt (Holz­bau: Heng­ge­ler & Iten; Nach­bau und Er­tüch­ti­gung Fens­ter: Kei­ser Fens­ter­bau, Ober­wil). Die Nass­zel­len für beide Wohn­ein­hei­ten be­fin­den sich im ad­di­tiv ein­ge­füg­ten Kubus im Stall­teil, wo­durch das his­to­ri­sche Wohn­haus vor In­stal­la­tio­nen ge­schont wer­den konn­te.

Das Bom­mer­hütt­li zeigt bei­spiel­haft auf, wie ein his­to­risch wert­vol­les Ge­bäu­de er­neu­ert wer­den kann, ohne seine Iden­ti­tät zu ver­lie­ren. So wird es wei­ter­hin die Kul­tur­land­schaft des Hür­itals prä­gen und be­rei­chern. 

Aktuelle Berichterstattung:
▪  Gebaute Geschichte – das Bommerhüttli im Hürital, in: Tugium 2021, 28-29.
▪  Ins legendäre Bommerhüttli im Hürital sollen Mieter einziehen, in: luzernerzeitung.ch (16.10.2019)

Fotografien: © Philippe Hubler Fotografie

Men­zin­gen, Schwand­egg

In­nen­re­stau­rie­rung der Ka­pel­le St. Eli­sa­beth sowie Re­no­va­ti­on und Um­nut­zung der Jä­ger­hal­le

Das Bau­en­sem­ble des Schlos­ses Schwand­egg ent­stand mehr­heit­lich im 19. Jahr­hun­dert und in der ers­ten Hälf­te des 20. Jahr­hun­derts. Be­kannt­heit er­lang­te die Schwand­egg durch den Na­tur­hei­ler Karl Josef Ar­nold: 1839 ging aus des­sen Heil­be­trieb das «Cur­haus Schwand­egg» her­vor, das als ers­tes Kur­haus im Kan­ton Zug gilt. 1900 wurde Schwand­egg zu einem gros­sen Ho­tel­be­trieb aus­ge­baut und im Ho­tel­gar­ten 1908 die Jä­ger­hal­le er­stellt: ein aus Rund­höl­zern kon­stru­ier­ter Fach­werk­bau mit ba­ro­cki­sie­ren­den Zier­ele­men­ten. 1916 ging das Schloss an die Hilfs­ge­sell­schaft Men­zin­gen über, die den Be­trieb 1918 als Kranken-​ und Re­kon­va­les­zen­ten­heim wie­der­eröff­ne­te. Als in der Folge die Haus­ka­pel­le zu klein wurde, er­rich­te­te man 1938 die Ka­pel­le St. Eli­sa­beth als frei­ste­hen­den Neu­bau. Im April 1991 über­nahm die Pries­ter­bru­der­schaft St. Pius X. die Lie­gen­schaft.

In den Jah­ren 2019/2020 wur­den die Jä­ger­hal­le und die Ka­pel­le St. Eli­sa­beth re­no­viert. Um die Jä­ger­hal­le ganz­jäh­rig be­nutz­bar zu ma­chen, wurde sie neu ge­dämmt. Die far­bi­gen Glas­fens­ter wur­den re­stau­riert und mit einem zu­sätz­li­chen Holz­fens­ter er­gänzt. Die Ab­deck­wän­de für die In­nen­däm­mung (ver­putz­te Gips­fa­ser­plat­ten) wur­den in ihrer Far­big­keit und Struk­tu­rie­rung dem bau­zeit­li­chen Wand­auf­bau nach­emp­fun­den (Farb- und Ge­stal­tungs­kon­zept: Oli­via Fon­ta­na). Die ori­gi­na­le Wand­be­span­nung konn­te unter der neuen Schicht er­hal­ten wer­den. Das Holz­werk der Fas­sa­de wurde ge­rei­nigt, re­pa­riert und wo nötig teil­wei­se er­setzt, die Ver­zie­run­gen und Ma­le­rei­en nach Be­fund kon­ser­viert, her­vor­ge­holt und re­stau­riert oder je nach Si­tua­ti­on neu ge­fasst.

In der Ka­pel­le St. Eli­sa­beth stand eine In­nen­re­no­va­ti­on an, da die Wände Schä­den am Putz und star­ke Ver­schmut­zun­gen zeig­ten. Die Sa­nie­rung wurde zum An­lass ge­nom­men, die ur­sprüng­li­che Far­big­keit des Ka­pel­len­in­nern wie­der­her­zu­stel­len (Farb­un­ter­su­chung: Fon­ta­na & Fon­ta­na AG, Rapperswil-​Jona). Die bun­ten Glas­fens­ter mit Me­tall­rah­men wur­den be­reits zur Bau­zeit von der Glas­ma­le­rei Mäder & Co. aus Zü­rich an­ge­fer­tigt und nun auch wie­der von der­sel­ben Firma re­stau­riert und en­er­ge­tisch er­tüch­tigt.

Aktuelle Berichterstattung:
▪  Menzingen, Schwandegg, in: Tugium 2021, 48-50.
▪  Schloss Schwandegg in Menzingen: Ein verstecktes Bijou, das gepflegt wird, in: luzernerzeitung.ch (24.05.2019).
▪  Schloss Schwandegg in Menzingen: Ein Kraftort mitten in den Moränenhügeln, in: luzernerzeitung.ch (13.09.2020).

Fotografien: © Philippe Hubler Fotografie

Zug, Ober­wil, Ar­ther­stras­se 101, Schul­haus Ober­wil

Ein wohn­li­ches Haus zum Spie­len und Ler­nen

Das statt­li­che Schul­haus am nörd­li­chen Dorf­ein­gang von Ober­wil wurde 1912 durch den nam­haf­ten Zuger Ar­chi­tek­ten Emil Weber er­rich­tet. Es ist ein ty­pi­scher Ver­tre­ter der in fort­schritt­li­cher Re­form­ar­chi­tek­tur des Hei­mat­stils ent­stan­de­nen Schul­haus­bau­ten: Ent­ge­gen dem frü­he­ren Ideal des streng ge­schlos­se­nen klas­si­zis­ti­schen Bau­blocks ord­ne­te Weber das Schul­haus im Dorf­bild ge­schickt ein und wähl­te für das Pro­jekt die ländlich-​romantisierende For­men­spra­che des Re­gio­na­lis­mus.

Nach gut einem Jahr­hun­dert Nut­zung stand eine Re­no­va­ti­on des Schul­hau­ses an, wobei auch die bar­rie­re­freie Er­schlies­sung ein wich­ti­ges Ziel war (Pla­nung: Ro­land Bur­kard, Zug). Da dem ori­gi­na­len Haupt­ein­gang eine Trep­pen­flucht vor­ge­la­gert ist, wurde im Un­ter­ge­schoss ein Fens­ter zu einer Tür ver­grös­sert und so ein zu­sätz­li­cher, zen­tral ge­le­ge­ner Zu­gang ge­schaf­fen. Von hier er­reicht man einen neu ein­ge­bau­ten Lift, der an der Stel­le der ehe­ma­li­gen Trep­pe der Woh­nung des Haus­meis­ters alle Ge­schos­se mit­ein­an­der ver­bin­det.

Es wur­den zudem die Schul­zim­mer auf­ge­frischt: Die Par­kett­bö­den wur­den re­kon­stru­iert und die Täfer ge­mäss Be­fund der ers­ten Farb­fas­sung aus den 1930er Jah­ren in einem lich­ten Grün ge­fasst. Da im Kor­ri­dor von der his­to­ri­schen Aus­stat­tung nur noch die Stuck­de­cke er­hal­ten war, wurde an der Wand farb­lich eine So­ckel­zo­ne aus­ge­bil­det, für die der Ar­chi­tekt zudem neue Gar­de­ro­ben­ele­men­te ent­warf. Wie in den Klas­sen­zim­mern wurde auch im Äus­se­ren eine farb­re­stau­ra­to­ri­sche Un­ter­su­chung durch­ge­führt. Statt im schwe­ren Ocker­ton wie vor der Re­stau­rie­rung strahlt der Putz wie­der in einem war­men Beige − dem ori­gi­na­len Fas­sa­den­farb­ton. Bei den neuen Holz­fens­tern ori­en­tier­te man sich am ge­bro­che­nen Hell­grau der ori­gi­na­len Be­fens­te­rung. Im Früh­jahr 2021 konn­ten die Kin­der von Ober­wil ihre Schu­le er­neut be­zie­hen.

Aktuelle Berichterstattung:
▪  Ein wohnliches Haus zum Spielen und Lernen, in: Tugium 2021, 32-33.

Fotografien: Abb. 1: Amt für Denkmalpflege und Archäologie Zug, Sammlung Walter Nigg; Abb. 2−4: © Philippe Hubler Fotografie

Zug, Cha­mer­stras­se 98, Wohn­haus

Ein Bau­ern­haus im Wan­del der Zeit

Das Bau­ern­haus Cha­mer­stras­se 98 ist Teil eines bäu­er­li­chen En­sem­bles in der Lor­zen am west­li­chen Sied­lungs­rand der Stadt Zug. Der im Kern 1664/65 da­tier­te Block­bau zählt zu den ers­ten Wohn­bau­ten, die im 17. Jahr­hun­dert im ehe­mals sump­fi­gen Ufer­ge­biet zwi­schen Zug und Cham er­stellt wur­den. 1885 wurde das Wohn­haus Lor­zen mit einem zwei­ge­schos­si­gen Dach­stuhl ver­se­hen sowie auf­wän­dig um­ge­stal­tet. Im Zuge die­ses Um­baus er­hielt das Ge­bäu­de sein bis heute prä­gen­des Er­schei­nungs­bild mit viel­fäl­ti­gen Zier­for­men im Schwei­zer Holz­stil: Trauf-​ und Ort­bret­ter sowie Fens­ter­ver­da­chun­gen mit aus­ge­säg­ten Zier­leis­ten, Holz­bret­ter in Form von Eck­pi­las­tern sowie einen neuen Schin­del­schirm mit einer cha­rak­te­ris­ti­schen, hell­grü­nen Farb­fas­sung.

Das unter Denk­mal­schutz ste­hen­de Ob­jekt wurde 2020/21 um­ge­baut und sa­niert. Das Kon­zept sah den Ein­bau von zwei Woh­nun­gen über je­weils zwei Stock­wer­ke vor (Pla­nung: Gunt­li Ar­chi­tek­tur GmbH, Baar). Damit die his­to­ri­sche und sehr gut in­tak­te Bau­sub­stanz und Ein­rich­tung ent­las­tet wer­den konn­te, wurde die Er­schlies­sung in einem ex­ter­nen Trep­pen­turm un­ter­ge­bracht. Der sehr hoch­wer­ti­ge und re­prä­sen­ta­ti­ve In­nen­aus­bau in Form von Par­ket­ten, Wand- und De­cken­tä­fern sowie ein­zel­nen Ein­bau­schrän­ken konn­te fach­ge­recht auf­ge­frischt wer­den. Unter Ver­wen­dung der ori­gi­na­len Ver­schlüs­se wur­den auch die his­to­ri­schen Fens­ter nach­ge­baut (Fens­ter: Haupt AG, Rus­wil). Für die Re­pa­ra­tur der äus­serst fei­nen Schin­del­fas­sa­de muss­te spe­zi­ell ein neues und sehr klei­nes Stanz­mes­ser für die aus­ser­ge­wöhn­lich dün­nen, aber dicht ver­bau­ten Schin­deln ge­fer­tigt wer­den (Zim­me­rei und Schin­del­schirm: Xaver Kei­ser Zim­me­rei Zug AG). Das pro­fes­sio­nel­le Farb­kon­zept (Fon­ta­na & Fon­ta­na AG, Rapperswil-​Jona) ori­en­tiert sich stark an der his­to­ri­schen und bis vor Kur­zem noch an­haf­ten­den Far­big­keit aus dem 19. Jahr­hun­dert. Ein vor­züg­li­ches Zeug­nis der ge­ho­be­nen bäu­er­li­chen Wohn­kul­tur des 19. Jahr­hun­derts konn­te so wie­der zum Leben er­weckt wer­den.

Aktuelle Berichterstattung:
▪  Zug, Chamerstrasse 98, Wohnhaus, in: Tugium 2021, 60-61.
▪  Hingeschaut: Umgebaute Bauernhaus in Zug ist Leuchtturmprojekt , in: luzernerzeitung.ch (08.10.2021).

Fotografien: © Oliver Guntli

Cham, Al­pen­blick 11, Klein­schul­haus

Ge­samt­sa­nie­rung des Klein­schul­hau­ses im «Man­hat­tan von Cham»

Das 1968/69 er­bau­te Klein­schul­haus ist Teil der Hoch­haus­sied­lung Al­pen­blick, die ab 1961 durch den Zuger Ar­chi­tek­ten Josef Stöck­li ent­wor­fen und in Etap­pen bis 1971 rea­li­siert wurde. Die Wohn­über­bau­ung mit Schul­haus ge­hört als erste Hoch­haus­sied­lung des Kan­tons Zug zu den wich­tigs­ten Zeu­gen der Nach­kriegs­mo­der­ne. Ur­sprüng­lich als Kin­der­gar­ten und Schul­haus für das erste Schul­jahr der Kin­der der Sied­lung Al­pen­blick er­rich­tet, dient das Klein­schul­haus heute als Son­der­schu­le der Ge­mein­den Cham und Hü­nen­berg. Der Bau folgt der kla­ren und stren­gen Fas­sa­den­glie­de­rung sowie der re­du­zier­ten Ma­te­ri­al­wahl der Hoch­häu­ser.

Bei der nun er­folg­ten Ge­samt­sa­nie­rung des Schul­ge­bäu­des (Aus­füh­rung: Norag AG, Cham) konn­ten die für die 1960er Jahre ty­pi­schen Aus­stat­tungs­ele­men­te und Ober­flä­chen­ma­te­ria­li­en aus der Bau­zeit weit­ge­hend er­hal­ten blei­ben, so das Sicht­back­stein­mau­er­werk (Sid­ler­bau AG, Ha­gen­dorn), die Eingangs-​ und In­nen­tü­ren sowie die Gar­de­ro­ben und Sitz­bän­ke in der Ein­gangs­hal­le (Ennetsee-​Schreinerei AG, Cham), der ge­schlif­fe­ne Kunst­stein­bo­den und die Kunst­stein­la­va­bos in den Klas­sen­zim­mern (Brei­ten­stein AG, Zug), aber auch die Trenn­wän­de in den Nass­zel­len. Ein­zel­ne Back­stei­ne muss­ten er­setzt und Fugen stel­len­wei­se er­neu­ert wer­den. Die Fens­ter wurde de­tail­liert nach­ge­baut (Kei­ser Fens­ter­bau, Ober­wil). Aus bau­tech­ni­schen Grün­den wurde eine De­cken­ver­klei­dung durch graue Holzwolle-​Akustikplatten er­setzt und neue, grün­mar­mo­rier­te Lin­ole­um­bö­den in­stal­liert. Alles wurde vom bau­zeit­li­chen Material-​ und Farb­kon­zept über­nom­men oder stim­mig daran an­ge­passt. Der Weg zum Schul­haus sowie der klei­ne Platz davor wur­den mit Wasch­be­ton­plat­ten ge­mäss Ori­gi­nal­aus­füh­rung wie­der­her­ge­stellt.

Dank kon­struk­ti­ver, ein­fühl­sa­mer und en­ga­gier­ter Zu­sam­men­ar­beit von Ge­mein­de, Ar­chi­tekt, Hand­wer­kern und Denk­mal­pfle­ge konn­te ein Stück her­aus­ra­gen­de Ar­chi­tek­tur­ge­schich­te sowie ein bau­his­to­ri­sches Schmuck­stück auf vor­bild­haf­te Weise sanft sa­niert und zeit­ge­mäss wei­ter­ent­wi­ckelt wer­den.

Aktuelle Berichterstattung:
▪  Kleinschulhaus im «Manhattan von Cham», in: Tugium 2021, 22-23.

Fotografien: Abb. 1: © Flying Camera, Baar, Beat Krähenbühl; Abb. 2−4: © Belight - Britta Kapitzki Photography, Rotkreuz

Zug, Klos­ter­stras­se 2, Klos­ter Maria Op­fe­rung

Ein neues Kleid für alte Mau­ern

Das Ka­pu­zi­ne­rin­nen­klos­ter steht ober­halb der Alt­stadt von Zug. Der Kon­vent, also das Klos­ter­ge­bäu­de der Or­dens­ge­mein­schaft, stammt von 1608, frü­hes­te Ge­bäu­de­tei­le da­tie­ren von 1580. Über vier Jahr­hun­der­te hin­weg wurde die An­la­ge er­wei­tert und um­ge­baut. Weil der zu­letzt um 1900 in­stand ge­stell­te Fas­sa­den­putz an den vier Haupt­fas­sa­den nicht mehr aus­rei­chend haf­te­te, wurde zwi­schen 2018 und 2019 eine Sa­nie­rung nötig (Pla­nung: Hegg­lin Cozza Ar­chi­tek­ten AG, Zug). Da der ge­sam­te Putz bis auf das Fach­werk ab­ge­nom­men wer­den muss­te, kamen span­nen­de Funde zum Vor­schein. So wur­den zwei his­to­ri­sche Farb­fas­sun­gen von 1608 und 1744 auf dem Fach­werk ent­deckt. Zudem waren ei­ni­ge der Fens­ter­bret­ter nicht wie er­war­tet bei der letz­ten grös­se­ren Sa­nie­rung neu er­stellt wor­den, son­dern aus dem Brust­rie­gel – dem Quer­holz im Fach­werk – ge­ar­bei­tet. Sie stam­men somit von 1608 und konn­ten er­hal­ten wer­den (Zim­mer­manns­ar­bei­ten: Xaver Kei­ser Zim­me­rei AG, Zug).

Der neue Putz­auf­bau ist rein mi­ne­ra­lisch. Der Grund­putz hat einen Per­litzu­schlag, da­nach fol­gen ein Kalk­putz und ein un­ge­stri­che­ner Worm­ser­putz als Deck­putz. Der Worm­ser­putz wird cha­rak­te­ri­siert durch eine leb­haf­te Ober­flä­che und gleicht somit Un­eben­hei­ten bes­ser aus (Putz­ar­bei­ten: Urban Fuchs Bau AG, Zug). Die Stein­rah­men der Türen und Fens­ter wur­den sorg­sam sa­niert (Stein­re­stau­rie­rung und Be­ra­tung: Re­stau­rie­rungsate­lier Josef In­ei­chen, Rup­pers­wil). Da der vor etwa 100 Jah­ren auf­ge­brach­te und jetzt re­kon­stru­ier­te Worm­ser­putz für die äus­se­re Er­schei­nung des Ge­bäu­des äus­serst prä­gend ist, ori­en­tie­ren sich nun auch die fri­schen Far­ben der Fens­ter und Fens­ter­lä­den an die­ser Zeit und er­strah­len in hel­lem Grün (Maler Mat­ter AG, Baar). Die Sa­nie­rung hat in der Fach­welt viel po­si­ti­ves Echo aus­ge­löst und im Jahre 2021 beim Schwei­zer Preis für Ar­chi­tek­tur und Hand­werk «Putz und Farbe» die Sil­ber­me­dail­le ge­won­nen.

Aktuelle Berichterstattung:
▪  Silberne Auszeichnung für die Sanierung des denkmalgeschützten Klosters Maria Opferung in Zug, in: Tugium 2021, 19-20 
▪  Ein neues Kleid für alte Mauern, in: Tugium 2020, 129-138.
▪  Kloster Maria Opferung, Zug Schweizer Preis für Putz und Farbe, in: Espazium (27.10.2021).

Fotografien: © Beni Sutter, Zug; Zeichnung: © André Bollinger, Niederlenz

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